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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 210

1911 - Erfurt : Keyser
— 210 — Feldlager verwandelt, und zahllose Wachtfeuer lohten mit qualmender Flamme zum wetterschwarzen Nachthimmel empor. Selbst die Domstufen dienten als Schlafstätte, und auf den Steinfliesen der Häuser brannten die Lagerfeuer und ruhten die Soldaten. Pferde und Menschen lagen nebeneinander, ermattet von den Anstrengungen der Flucht und dem ausgestandenen Hunger. Alle Läden waren geschlossen. In höchster Eile brachten die Bürger ihre Habseligkeiten, die letzten Reste aus der langen Erpressungszeit, in sichere Verwahrung. Sie fürchteten eine allgemeine Plünderung, da bekannt geworden war, daß die fliehenden Franzosen die Dörfer ausgeraubt hatten. Es war darum ein Glück für die Stadt, daß der Kaiser in diesen Tagen mit feinem Gefolge in ihr Aufenthalt nahm. Auf seinen Befehl durchstreiften zahlreiche Wachen nach allen Richtungen die Stadt und nahmen alle, die sich einfallen ließen, Sicherheit und Ruhe zu stören, in Haft und schafften sie ins Biwak. Unterdessen dauerte der Durchzug der geschlagenen Armee weiter fort und schien tatsächlich kein Ende nehmen zu wollen. Am Tage übertraf das Truppengewühl in den Straßen vom Anger bis zum Brühlertor alles bisher Gesehene. Nur in den Nachtstunden wurde es etwas ruhiger, da ein kaiserlicher Befehl für diese Zeit die Tore selbst feinen Soldaten sperrte. Die fliehende Armee mußte in der Nacht außerhalb der Stadt vorübermar-fchiereu. Abreise Napoleons: In der Nacht vom 24. zum 25. Oktober verließ Napoleon die Stadt; denn die Preußen und Verbündeten waren ihr bedenklich nahe gekommen. Der Donner ihrer Geschütze rollte schon aus der Ferne herüber, selbst das Knattern des Gewehrfeuers war deutlich hörbar. So wurden schnell die Zelte niedergerissen, die Tornister gepackt und die Gewehre geschultert. Kurz nach Mitternacht marschierte eine Abteilung der kaiserlichen Garde vor der Hosstatt auf und nahm zu beiden Seiten des Eingangs Ausstellung. Dann fuhr der Reifewagen des Kaisers vor. Ihm folgte eine endlose Reihe von Kutschen. Diener mit Pechfackeln bildeten eine Ehrengasse bis zum Wagen. Nachdem dann ein lauter Trommelwirbel gerührt war, trat der Kaiser mit einem reichen Gefolge von Marschällen und Adjutanten aus dem hohen Tor. Den Kopf bedeckte der kleine Dreispitz. Des Kaisers Züge waren finster und bleich. Sein Blick streifte flüchtig die Menge. Fester schlug er den Wettermantel um sich und bestieg den Wagen. Ein General war sein Reisebegleiter. Vom Turm der nahen Wigbertikirche kündete mit dumpfen Schlägen die Glocke die zweite Stunde der Nacht. Gerade jetzt dröhnte der Widerhall des Gefchützfeuers der Preußen und ihrer Verbündeten gewaltiger über die Stadt. Langsam fetzte sich der Zug der Wagen in Bewegung. Das Auge des Kaisers starrte schweigend in die finstere Nacht. Dachte er viel-

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 243

1911 - Erfurt : Keyser
— 243 — über einen Berg hinweg. Wir bekamen wieder viele Wagen mit Eßwaren und Getränken in unsere Gewalt. Da kam die Nacht und machte dem Blutgeschäft ein Ende. Gern hätten wir die Franzosen weiter verfolgt, denn so eine Jagd macht Spaß. Wenn die Feinde erst weichen, dann geht's mit Freuden hinterher. Dann bin ich noch auf dem Schlachtfelde gewesen und habe Verwundete mit in die Mühle getragen. Erst nachts 1 Uhr kamen wir ins Lager zu den Bayern und haben brüderlich zwischen ihnen aus der bloßen Erde geschlafen. Nach solcher Arbeit schmeckt der Schlaf auf einem Steine gut. Heute morgen find wir wieder in unsere Bataillone eingerückt. Spaßhaft war's, wie unsere Leute die Wagen plünderten. Der eine nahm dies, der andere jenes. Ich habe mir ein Hemd und eine blecherne Feldflasche genommen. Seit 3 Wochen hatte ich mein Hemd auf dem Leibe. Von Schweiß und Regen sah es jämmerlich aus. Es war keine Wäsche mehr wert; ich warf es darum weg und nahm dafür das frische französische. Meine Feldflasche war zerschmettert worden; die französische aber war halb voll Bier, das mir vortrefflich schmeckte. Nachschrift vom 2. September: Ich habe den Brief heute wieder geöffnet, weil feine Feldpost abging. Nun will ich Dir noch einiges schreiben. Den 31. August blieben wir in unserer Stellung liegen und gingen nicht weiter vor. Unser Regiment fam, weil es gut gefochten hatte, zur Reserve und mußte eine Brücke über die Maas besetzen. Hier haben wir den ganzen 1. September dem grausamen Schießen zugehört. Lieber Bruder! Bei Königgrätz war es schlimm, aber gegen fner fein Vergleich. Morgens 4 Uhr griffen die Bayern an und sümpften bis in die Nacht, weil die Franzosen wie die Mauern standen. Weichen aber mußten sie doch endlich, trotz ihrer Kugelspritzen, die viele Kugeln vergeblich verspritzt haben. Auch die Festung Sedan mußte sich ergeben. Noch etwas! Heute mittag rückten wir uns wieder zurecht. Ich holte mit andern Wasser zum Kochen im Biwak aus einem Dorfe, das von Bayern belegt war. Da kam die Kunde, Napoleon hätte unserm König seinen Degen übergeben. Ein Jubel in allen Lagern! Es ist nicht zu beschreiben. Fünfzig Generale und die ganze Armee haben die Waffen niedergelegt. Gott fei Dank! Nun geht's wohl nach Paris. Freuen sollte mich's mein ganzes Leben, wenn ich Paris auch inwendig zu sehen bekäme; Wien habe ich bloß aus der Ferne von außen gesehen. . . . 91. Sedan. 1. September 1870. Vormarsch der 71er: Es mochte etwa kurz vor 6 Uhr morgens sein — schon seit einigen Stunden schallte aus der 16*

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 188

1911 - Erfurt : Keyser
— 188 — Erfurt am Tage des Gefechtes bei Saalfeld: Am Morgen des 10. Oktobers, am Tage des Gefechtes bei Saalfeld verließen die Truppen durch das Schmidtstedtertor die Stadt. Der Anblick der prächtigen Armee, die von der Statthalterei bis zum Tor Aufstellung genommen hatte, erregte die Bewunderung der Erfurter. Die Königin fuhr an der Garde und den Regimentern vorüber und erwiderte aus dem Wagen den Gruß der Soldaten. Als der König mit den Generalen erschien, fetzte sich der Zug mit klingendem Spiel in Bewegung. Hierbei zeigte es sich aber, daß die Armee durch Troß und eine ungeheure Menge von Packpferden allzu beschwert und dadurch fast unbeweglich war. Manche Regimenter mußten stundenlang warten, ehe die Reihe an sie kam, aufzubrechen. Der Auszug dauerte darum von morgens um 9 bis mittags um 1 Uhr. Roch an diesem Tage traf in Erfurt die Nachricht ein, daß das Gefecht bei Saalfeld unglücklich für Preußen ausgefallen sei. Nachdem man den Tag über von den Anhöhen um die Stadt dumpfes Geschützfeuer vom Thüringer Walde her gehört hatte, kamen am Abend versprengte Sachsen zum Löbertore herein. Sie brachten die Unglücksbotschaft von der verlorenen Schlacht und vom Tode des Prinzen Louis Ferdinand. Anfangs versuchte man, die Niederlage für zweifelhaft, mindestens aber für ganz unbedeutend hinzustellen. Die flüchtenden Truppen zogen ganz still hinter der Stadt weg, um sich später wieder der Hauptarmee anzuschließen, die längs der Saale von Jena nach Naumburg Aufstellung genommen hatte. Während der Schlacht bei Jena: In banger Erwartung vergingen die nächsten Tage. Da kamen am Dienstag, den 14. Oktober, an welchem Tage ein dichter Nebel die Luft erfüllte, schon am Morgen mehrere Gärtner und Tagelöhner ängstlich zur Stadt gelaufen. Sie hatten auf dem Felde und in den Gärten des Dreienbrunnens gearbeitet und aus der Gegend von Weimar heftiges Geschützfeuer gehört, welches die Erde erschütterte. Bald hörte man auch in der Stadt und von den Wällen das Schießen sehr deutlich. Die Hauptschlacht war somit im Gange, und ängstlich erwartete man die ersten Nachrichten. Gegen Mittag hieß es, die Preußen siegten; sie hätten schon 10 000 Franzosen gefangen, die bald hier eintreffen würden. Um 4 Uhr nachmittags aber kamen plötzlich einzelne braune Husaren blutig und mit verstörten Gesichtern zum Schmidtstedtertore hereingesprengt; ihnen folgten Wagen mit Gepäck, ausgespannte Artilleriepferde mit ihren Stückknechten und Marketenderinnen mit Lebensmitteln und Branntweinsässern. Man streute aus, es sei nur ein versprengter Haufen, der sich in die Stadt werfe, bei der Armee selbst aber stehe alles gut. Hierbei beruhigten sich die Erfurter eine kurze Zeit. Als aber gegen Abend die Landstraße nach Weimar ganz mit Flüchtlingen bedeckt war, die in unordentlichen

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 193

1911 - Erfurt : Keyser
— 193 — einzureihen. Als weitere Ehrung Halle die Erfurter Kaufmann-schaft beschlossen, dem Monarchen bis zur Landesgrenze enlgegen-zureiten. Der Einzug: Am Morgen des 27. Septembers verkündete das Geläut aller Glocken und der Donner der Kanonen die Ankunft des Kaisers, und alles strömte ihm zum Empfange entgegen, über welchen ein Augenzeuge berichtet: Da ich gern Zeuge des Empfanges sein wollte, schlug ich einen Schlupfweg vom Walle binab, neben dem Tore, ein und kam, ohne mich vordrängen zu müssen, bei dem Platze an, wo der Magistrat, die Universität und die Geistlichkeit versammelt waren. Als der Kaiser bei Gamstädt angekommen, wurde er sogleich von den Behörden des Landes feierlichst empfangen. Die Kaufleute ritten vor und baten um die Gnade, ihm als Leibgarde zu dienen. Der Monarch nahm ihre Bitte sehr gnädig aus und hieß sie verrufen. Hierbei zeigten die Kaufleute eine seltene Kunst und Gewandtheit, indem sie die Schwadron Husaren, welche vor dem kaiserlichen Wagen herritt, übersprengten und vor ihr hersagten. Der Monarch ließ sie dann durch seinen Adjutanten wissen, daß sie bis zur Stadt nur hinterdrein reiten möchten, um sich zu schonen. Ungefähr eine halbe Stunde vor der Stadt befahl aber Höchst-derselbe sie wieder vor. So sah ich sie auch angesprengt kommen. — Jetzt donnerten von den Wällen des Petersberges die Kanonen. Alle Glocken der Stadt ertönten, und aus allen Kehlen erscholl ein durchdringendes „Vive l’empereur!“ Die Grenadiere und Übrigen Soldaten schwenkten ihre Hüte auf den Bajonetten. Ungefähr 500 Schritte vor dem Tore hatte sich, wie ich schon bemerkte, unter Anführung des Herrn Stadtkommandanten der Ma gistrat mit den Deputierten (Abgesandten) der Bürgerschaft, der hiesigen Universität und der Geistlichkeit versammelt. Jetzt hielt der Wagen des Kaisers. Der Herr Stadtdirektor überreichte auf einem vergoldeten Becken Sr. Majestät die Schlüssel der Stadt mit einer französischen Ansprache. Diese wurde von Sr. Majestät sehr huldreich ausgenommen. . . Neues Vivatrnfen ertönte aus allen Kehlen, und dann rollten die Wagen in die Stadt. Ich zog meine Uhr, als der Wagen des Kaisers zum Brühlertorgewölbe hereinrollte. Es war Schlag 10 Uhr vormittags. Napoleon begrüßt den König von Sachsen: Von hier fuhr der Kaiser zum Gouncrncmcnt (Regierungsgebäude), wo er vom Könige von Sachsen bewillkommnet wurde. Nachdem er sich dann umgekleidet hatte, setzte er sich in einfacher Uniform, dunkelblauer Rock mit ^"llblauem Ordensbande, und mit dem gewöhnlichen schwarzen Hütchen, das ihn so sehr kennzeichnet, zu Pferde und machte dem König den Gegenbesuch. Zu dieser Zeit war der Fischmarkt angefüllt mit der Garde zu Pferde, Husaren und Ehas- 13

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 230

1911 - Erfurt : Keyser
- 230 — den ausrückenden Kameraden nach. Gern wären sie gefolgt! Doch noch früher, als sie gehofft, bot sich auch ihnen die Gelegenheit, vor dem Feinde mit Auszeichnung zu bestehen. Am Abend des 23. Juni traf für das Ersatzbataillon der Befehl ein, nach Gotha abzurücken. Es sollte sich hier mit der Abteilung des Generals b. Flies bereinigen. Dieser hatte den Auftrag, den Durchbruch der aus Nordwesten anrückenden hannövrischen Armee zu berhindern. Im Biwak bei Warza: General b. Flies bezog am 26. Juni mit feiner Abteilung bei Warza, einem wenig nördlich von Gotha gelegenen Dörfchen, Biwak. Hier faßte er den Entschluß, den Feind anzugreifen. Schon am nächsten Morgen sollte der Vormarsch beginnen. Die Hannoberaner hatten eine sehr starke Stellung nördlich von Langensalza aus dem linken Unstrutufer zwischen Thamsbrück und Nägelstädt inne. Die Stadt Langensalza selbst hielten sie auch besetzt. Ihre Stärke betrug über 17 000 Mann. General b. Flies dagegen beifügte über kaum 8000 Mann. Die kurze Juninacht, welche die Truppen im Biwak herbrachten, war ziemlich kühl. Strahlend ging am andern Morgen die Sonne aus, und ein klarblauer Himmel wölbte sich über der fruchtbaren Landschaft. Bald jedoch wich beim Höherfteigen der Sonne die Morgenkühle einer unerträglichen Glut. Der 27. Juni, ein Mittwoch, wurde einer der heißesten Tage des Sommers. Um 7 Uhr stand die Abteilung marschbereit. Die Truppen hatten nicht abgekocht, sondern nur Kaffee erhalten. Der Vormarsch wurde um 8 Uhr angetreten, und bald hüllten dichte Staubwolken den Zug ein. Es ging rasch borwärts, da die Vorposten die Meldung vom Rückzug des Feindes gebracht hatten. Im hannövrischen Lager: Im hannöbrischen Lager herrschte unterdessen noch vollständige Ruhe. Man glaubte, daß auch dieser Tag ohne Kampf hingehen würde. Einen Angriff des Generals v. Flies hielt man bei der geringen Zahl feiner Truppen für ausgeschlossen. Die Mannschaften bekamen darum die Erlaubnis zum Abkochen, und so entwickelte sich ein buntbewegtes Biwakleben. Zum Schutze gegen die Sonne wurden Hütten erbaut. Schlachtvieh wurde verteilt, und bald stieg aus den rasch hergestellten Kochlöchern sich kräuselnder Rauch empor. So verging die erste Hälfte des Vormittags in harmloser Geschäftigkeit. Gegen 9 Uhr erschollen von allen Türmen die Feierklänge der Glocken. Sie läuteten den in Preußen für den 27. angeordneten, allgemeinen Buß- und Bettag ein. Da traf ganz unerwartet, kurz vor 10 Uhr, von den Vorposten die Meldung ein, daß die Preußen von Gotha her im Anzuge feien. Gleich darauf hörte man auch aus südlicher Richtung den Donner der Kanonen dumpf herüberklingen. Sofort ertönten von allen Seiten laute Alarmsignale. Die Mannschaften eilten zu ihren Gewehren und stellten sich in Reih und Glied. Die Kochkessel mit dem halbgaren Fleisch wurden umgestürzt, und mit

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 239

1911 - Erfurt : Keyser
- 239 — tert. Oft ging es sogar ohne Weg weiter. Jedes Geräusch war verboten. Ungefähr in der Mitte der zurückzulegenden Strecke, da wo beide Wege sich beinahe berühren, stießen die 31er und 71er zusammen. Von hier aus führte der Weg der ersteren gerade aus; die letzteren stiegen rechts hinab ins Mühlbachtal. Wohl eine halbe Stunde war ihr Zug lang, denn 3000 Mann ist keine Kleinigkeit. Von der rechten Seite her ertönte laut der Donner der Kanonen, doch er blieb mehr und mehr zurück. Bald kam der Zug in eine tiefe Schlucht. Es lag ein Baum darüber, von obenher abgeplattet. Die Leute gingen hinüber, der Anführer aber war unvorsichtig und ritt bis in die Mitte, da glitt das Pferd aus, und beide sielen in den Grund, ohne aber Schaden zu nehmen. Zehn Minuten später erfolgte der erste Schuß. Im Gefecht: Die Oesterreicher hatten die vordringenden 71er bemerkt und stellten sich ihnen entgegen. Lebhaftes Feuer von vorn und aus der rechten Seite! Doch es wollte nicht recht vorwärts gehen. Hier und dort fiel einer! Darum herunter mit den Ueberzügen von den neuen Fahnen! „Hierher der Tambour! — Schlag' zur Attacke!" Nun ging's vorwärts! In breiter Linie stürmten die drei Bataillone des Regiments mit fliegenden Fah-nen den Gamsenberg hinauf, und in raschem Lause wurde trotz des heftigen feindlichen Feuers die Höhe erreicht und mit dem Bajonett im blutigen Handgemenge vom Feinde gesäubert. Mit freudigem Hurra begrüßten die wackeren Thüringer vom Gamfenberg aus das zu ihren Füßen liegende Preßburg mit seiner Königsburg, der Geburtsstätte der heiligen Elisabeth, und das weit sich hinziehende Silberband des Donaustromes. In diesem Augenblicke traf General v. Bose mit den 31ern auf dem Gefechtsfelde ein. Der sie führende Slowake war des guten Glaubens gewesen, die Kolonne unmittelbar nach Preßburg führen zu sollen! Jetzt aber waren sie ohne Weg und Steg dem Gefechtslärm zugeeilt, der von den 71ern zu ihnen herübergedrungen war. — Waffenstillstand: Nun wurde das Gefecht gemeinsam weiter fortgesetzt. Es gelang auch, den Gegner, obwohl er mit weit überlegeneren Kräften die Unseren zu vernichten suchte, überall zurückzudrängen. Unterdessen war es Mittag geworden. Da ertönte wenige Augenblicke nach 12 Uhr — die Thüringer trauten ihren Ohren kaum — drüben beim Feind wie im Manöver das Signal „Das Ganze halt." Oesterreichische Offiziere mit je einem Spielmann und dem Träger einer weißen Flagge erschienen von mehreren Seilen und verkündeten den Waffenstillstand. Auch von der Stelle, wo General v. Bose stand, erschallte das Signal „Das Ganze halt" und dann „Stopfen". Es verging zwar noch längere Zeit, bis selbst auf den entfernteren Abteilungen das Feuer aufhörte.

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 240

1911 - Erfurt : Keyser
— 240 — Das Gefecht war beendet und mit ihm der Krieg. Der 15. Fn-fanteriebrigade aber war es vergönnt gewesen, in der Nacht vom 26. zum 27. Juni das erste, siegreiche Treffen bei Podol und jetzt, fast vier Wochen später, das letzte, ebenfalls erfolgreiche bei Preß- burg zu bestehen und die preußischen Waffen am weitesten in Feindesland getragen zu haben. Nachdem das beiderseitige Feuer eingestellt war, kamen österreichische Offiziere ins preußische Feldlager. Man verglich die Uhren, tauschte Zigarren aus, reichte sich die Feldflaschen und setzte sich zu gemütlichem Gespräch auf eine Weinbergsmauer. Im Lager: Gegen 3 Uhr ertönten von Blumeuau her die Klänge einer raufchenden Musik. Alles eilte nach der Chaussee, auch General v. Bose stand dort. Es zogen einige österreichische Infanterie-Regimenter, eine Kavallerie-Brigade und einige Batterien vorüber. Die Bespannung der letzteren war sehr mitgenommen, nur wenige Pferde zogen die Geschütze. Ein Ulan schwang prahlerisch einen erbeuteten Husarenkarabiner über seinem Kopse, was aber nicht gerade niederdrückend auf die zuschauenden Preußen wirkte. Diese belustigten sich vielmehr über die von einem Hunde gezogene große Pauke einer Regimentsmusik. Da die preußischen Truppen unbewaffnet am Wege standen, mochten die Oesterreicher wohl glauben, daß sie Gefangene vor sich hätten. Doch die vergnügten Gesichter der Thüringer belehrten sie bald eines Besseren, und manch harmloses Scherzwort ging hin und her. Das Lagerleben gestaltete sich am Nachmittage zu einem heiteren und, da es auch an Zuspruch aus Preßburg und Umgegend nicht fehlte, sogar zu einem sehr belebten. Gastwirte und Neugierige langten bald zu Fuß und zu Wagen an, um ihre Genüsse feilzubieten und sich die Fremdlinge und ibr Treiben anzuschauen. Die Mehrzahl der Gäste, besonders die den besseren Ständen angehörenden, machten kein Hehl aus ihrer Zuneigung sür die Preußen. Die Damen erschienen meist in Schwarz mit weißen Abzeichen. In dem friedlichsten Lustlager konnte es nicht harm- loser und fröhlicher zugehen als hier. Die Regimentsmusiken spielten, die Leute tanzten und sangen den aufmerksam lauschenden Ungarinnen ihre schönsten Lieder vor. Dazu war die Verpflegung ganz vorzüglich, und ohne Murren ließ man die Wirte unsere guten preußischen Taler für einen Gulden österreichisch einstecken. Selbst der Zapfenstreich unterbrach nur auf kurze Zeit das lustige Treiben, das sich fast die ganze Nacht hindurch und auch am anderen Tage noch fortsetzte, bis um 1 Uhr mittags der Rückmarsch in die vertragsmäßigen Quartiere angetreten wurde. (Nach den Reg.-Gesch. d. 31. u. 71. Inf.-Reg.)

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 246

1911 - Erfurt : Keyser
— 246 — hatte hierüber keine Anweisung. So ersuchte ihn denn Se. Durchlaucht, sofort einen General mit entsprechender Vollmacht vor das Tor zu senden. Nachdem der Fürst auch eine entsprechende Meldung über den Vorgang weitergegeben hatte, blieb er am Tor von Sedan zurück. Er rauchte friedlich seine Zigarre und unterhielt sich mit den anwesenden Offizieren. Wir lagen ringsherum und sangen „Die Wacht am Rhein". Im Hintergründe brannte lichterloh Balan, um dessen Besitz wir den ganzen Nachmittag mit den schwersten Opfern gerungen hatten. Auf der Straße sah man umgestürzte Wagen, Leichen, erschossene Pferde, zertrümmerte Pulverwagen usw., das Ganze vom schönsten Mondenschein erhellt. Auch in der Ferne verstummte allmählich bei den anderen Korps das Gewehr- und Geschützfeuer: das Kesseltreiben war beendet. Ueberall standen die Deutschen: Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberger und wir Thüringer, dicht vor den Toren der feindlichen Festung. Erst spät am Abend kam unser Regiment zur Ruhe. Da erschallte plötzlich Gesang von einem fernen Wachtfeuer der. Wir alle horchten auf. War es dort links oder war es drüben, niemand wußte es. Aber plötzlich erklang in feierlichen, ernsten Tönen über das Schlachtfeld hin das Lied: „Nun danket alle Gott!" Von Wachtfeuer zu Wachtfeuer sich fortpflanzend, von Tausenden und Tausenden wiederholt, klang es weiter und immer weiter, klang es feierlich, ernst und versöhnend über die blutige Wahlstatt: „Nun danket alle Gott!" Schon mit dem ersten Morgengrauen des 2. Septembers begann es wieder in den Lagern vor Sedan lebendig zu werden. Von neuem kampfbereit, harrten wir in unseren Stellungen der Wiederaufnahme der Schlacht. Da verbreitete sich plötzlich gegen Mittag wie ein Lauffeuer die frohe Kunde, daß die französische Armee kapituliert habe, daß der Kaiser gefangen fei. Das Ueber» wältigende dieses Ereignisses rief in uns allen einen grenzenlosen Jubel hervor. Hier tauschte man Händedruck und Umarmung, da liefen Tränen der Freude über wettergebräunte Wangen, dort lachte und tanzte man. (Nach der Reg.-Gesch. d. 71. Ins.-Reg.) 93. nach Paris. „Liebe Eltern! Die französische Armee mit ihrem Kaiser gefangen! Und ich war mit dabei! Hurra! Nun werden wir bald wieder bei Muttern fein!" So schrieb am Mittag des 2. Septembers ein 71er Füsilier der 11. Kompanie. Und so wie er, dachten wohl alle. Doch die frohen Gedanken an Frieden und Heimat waren verfrüht. Auf die Nachricht von der Gefangennahme Napoleons und feiner Armee erklärten die Franzosen die Republik und beschlossen, von

9. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 21

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 21 — wie Horn, so daß ihn feine Waffe verletzen konnte. Nur an einer Stelle zwischen den Schultern blieb er verwundbar ,: denn hierher war beim Baden ein Lindenblatt gefallen. Nun zog Siegfried weiter und suchte neue Abenteuer. Siegfried gewinnt den Wiöelnngenljort. Als Siegfried durch ein wildes Gebirgsthal wanderte, sah er von fern etwas blitzen und leuchten. Er ging näher heran und erblickte nun einen großen Haufen Gold, Silber und Edelsteine, der im Schein der Morgensonne glänzte. Rings herum wimmelte es von Zwergen, die immer neues Gold aus der Höhle des Berges heraus holten. Das waren die Nibelungen, und der Schatz war der Nibelungenschatz. Mitten unter den Zwergen standen ihre beiden Könige Nibelung und Schilbung. Sie wollten gerade den Schatz ihres verstorbenen Vaters Nibelung untereinander teilen. Die Könige begrüßten Siegfried und baten ihn, daß er ihnen den Schatz teile. Zum Lohne dafür gaben sie ihm im voraus das vielgerühmte Schwert ihres Vaters, das Balmung genannt wurde. Siegfried sing an zu teilen, einem jeden gleiche Teile. Da gereute die Könige ihre Gabe, und sie winkten heimlich zwölf Riesen herbei, die in ihrem Dienst standen Die Riesen liefen mit wildem Geschrei heran und schwangen mächtige Eisenstangen in ihren Fäusten. Da ward Siegfried zornig. Er ergriff rasch das Schwert Balmung und wehrte damit die Streiche der Riesen ab. Das Schwert zerhieb die eisernen Stangen, Panzer und Helme der Feinde, und bald lagen alle zwölf blutend auf dem Boden. Indessen hatten die Könige auch ihre Zwerge gegen Siegfried aufgerufen. Ein Hagel von Pfeilen und Spießen ergoß sich über den Jüngling. Doch er blieb unverwundet und schlug grimmig mit seinem guten Schwert aus die neuen Feinde ein. Von seinen
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