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1. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschulen - S. 96

1912 - Trier : Disteldorf
\ @Bse88e88e83389ae9d8t t> 8eeee88868886888ee^] Aus einem Briefe des Fürsten Bismarck. Die heldenmtige Verteidigung der Stadt Saarbrcken im Kriege 1870 durch drei Kompagnien des 40. Regiments und eine Schwadron der 7. Ulanen findet in einem Briefe Bismarcks au seine Gemahlin, datiert aus Mainz vom 5. August '1870, rhmliche Anerkennung. Die betr. Stelle lautet: Mit Erstaunen lesen wir heute hier in den franzsischen Blttern von einer Schlacht", die am 2. bei Saarbrcken stattgesunden haben soll. Das ist die lcherlichste Blamage, welche die grande nation sich jemals zugezogen hat. Drei Kompagnien des 40. Regiments und eine Schwadron 7. Ulanen haben den ganzen Napoleon mit seinem Haupt-Heer 8 Tage lang in Respekt gehalten. Sie hatten von Hanse aus Befehl, sich auf unsere Linie diesseits Saarbrcken zurckzuziehen, sobald der Feind vorrcke. Das haben sie aber nicht getan, als bis 3 franzsische Divisionen, also etwa 150 Kompagnien mit Artillerie und Kavallerie ihnen aus den Leib kamen, und mit dieser Osachen bermacht haben die Franzosen 3 Stunden, von 10 bis 1 Uhr, sich mit unsern Kompagnien herumgeschossen. Leonidas ist ein Lump gegen unsere Fsiliere." Opfermut einer Dienstmagd. Whrend der Schlacht bei Saarbrcken am 6. August 1870 nahmen sich die Bewohner fr Saarstdte in opfermutiger Weise der deutschen Krieger an. Männer und Frauen eilten hinaus auf das Schlachtfeld, um den Verwundeten beizustehen und sie vom Schlacht-felde fortzuschaffen. Allen voran tat sich aber eine einfache Dienstmagd hervor. Sie hie Katharina Weigerber, wurde aber nach der. Herrschaft, bei der sie schon viele Jahre gedient hatte, allgemein Schultzen Kathrin" genannt. Mit einer Wasserbtte aus dem Kopse eilte sie auf das Schlachtfeld, um die Kmpfer und Verwundeten mit einem frischen Trnke zu laben. Ohne aus die Kugeln zu achten, drang sie sogar bis an den Roten Berg vor. Ein Offizier sprengte hier auf sie zu und rief: Weib, machen Sie, da Sie fortkommen. Sehen Sie denn nicht, da hier geschossen wird?" O jo, Hr Leitnant, die schiee jo nit uff mich," erwiderte Kathrin. Unermdlich setzte sie sodann ihr Liebeswerk bis zum spten Abend fort und half die Verwundeten zum Verbandplatze tragen. Als König Wilhelm einige Tage darauf durch Saarbrcken kam und von der opfermutigen Tat hrte, verlieh er der unerschrockenen Dienstmagd das Eiserne Kreuz. S3888b38b08038bb38888e888s80s8es8e888s8!S881

2. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschulen - S. 60

1912 - Trier : Disteldorf
60 Der Feldzug nahm fr die Verbndeten einen unglcklichen Ver-lauf. Durch Mangel an Lebensmitteln und Ausbruch gefhrlicher Krankheiten war die preuische Armee gezwungen, den Rckzug anzn-treten. In Trier wurde den vllig erschpften und kranken Soldaten die erste Pflege zuteil. Die Armee wurde bis an den Rhein zurck-gezogen. Im Jahre 1793 siegten die Preußen in der Pfalz und drngten die Franzosen gegen Saarbrcken zurck. Oberst Blcher stellte mit seinem Husarenregiinent die Vorpostenkette. Am 27. September ersf-nete Blcher den Angriff auf das franzsische Lager bei St. Ingbert, indem er an dein Waldrande bei Rohrbach zwlf Geschtze auffahren und eine ganze Salve in das feindliche Lager abfeuern lie, soda die Franzosen sich in grter Verwirrung nach Saarbrcken zurckzogen. Am 29. September unternahm Blcher von Dudweiler her einen Angriff auf Saarbrcken, während eine andere preuische Abteilung von St. Jng-bert her voxrckte. Die Franzosen drngten in wilder Flucht der die Saarbrcke, um in den jenseitigen Schanzen Schutz zu suchen. Ein neuer Angriff zur Eroberung der festen Stellung bei Saar-brcken wurde aber nicht unternommen. Am selben Tage hatte nmlich der König die Armee verlassen und sich nach Polen begeben. Es kam zwischen Rußland, Osterreich und Preußen zu einer zweiten Teilung des Knigreichs Polen, bei der die heutige Provinz Posen sowie die Städte Danzig und Thoru an Preußen fielen. Mit Frankreich schlo Friedrich Wilhelm 1795 den Frieden zu Basel. 39. Friedrich Wilhelm Iii. (1797-1840). A. In schwerer Zeit. 1. Friedrich Wilhelm Iii., der Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelms Ii., war ein einfacher, pflichttreuer und leutseliger Fürst, der sich schon als Kronprinz die Liebe des Volkes erworben hatte. Er bestieg den Thron mit dem festen Vorsatz, das Glck und den Wohlstand seines Volkes nach Krften zu frdern. In dieser Absicht suchte er seinem Lande den Frieden zu wahren und nahm keinen Anteil an den Kriegen, die damals der deutsche Kaiser gegen Frankreich zu führen hatte. Der bermut des franzsischen Kaisers Napoleon machte aber den Krieg unvermeidlich. 2. Preuszens Unglcksjahre 1806/07. Nachdem Napoleon den Un-tergang des alten deutschen Reiches herbeigefhrt hatte, wollte er auch Preußen demtigen. Durch fortgesetzte schmachvolle Behandlung reizte er den König Friedrich Wilhelm zum Kriege. Dieser nahm aber fr Preußen einen unglcklichen Ausgang. Die preuische Armee wurde in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstdt am 14. Oktober 1806

3. Heimatkunde des Regierungsbezirkes Trier und der Rheinprovinz - S. 14

1910 - Wittlich : G. Fischer
ständen verarbeitet. Der Ackerbau findet gute Pflege; mir da, wo sich das Land wieder zu größerer Höhe erhebt, stnv die Alibau- verhältnisse weniger günstig. Kreise. In diesem Gebiete liegen zwei Kreise: 1. Ottweiler (306 qkm, 120 000 Einwohner). Ottweiler (7000): rege Fabriktätigkeit, evangelisches Lehrer- seminar, Präparandenschnle. Der größte Ort des Kreises ist Neun- kirchen (34000), wo sich das große Stnmmsche Eisenwerk mit 5000 Arbeitern befindet. Wichtige Fabritorte sind: Schifsweiler und Wiebelskirchen. Tholey: herrliche Klosterkirche, Rest einer ehemals blühenden Abtei. St. Wendel (53? qkm, 52 000 Einwohner). Dieser Kreis kam crst 1835 an Preußen. Er gehörte von 1815 an als „Fürstentum Lichtenberg" dem Herzoge von Sach>en- Koburg; als die Bewohner sich jedoch auflehnten, schafften preu- ßische Truppen Ruhe, und der Herzog trat das Gebiet gegen eine Jahresrente an Preußen ab. St. Wendel (6500): benannt nach dem hl. Wendelinns, der, ein schwedischer Königssohn, im sechsten Jahrhundert hier in der Einsiedelei lebte und nach seinem Tode viele Wuuder wirkte. Seine Gebeine ruhen in der prachtvollen Pfarrkirche. In der Nähe ist der Wendelinusbrunnen das Ziel vieler Wallfahrer. Der bedeutendste Ort nächst St. Wendel i}i Baumholder; in der Nähe ist der 566 m hohe Feldberg. B. Zilsammenfassende Übersicht. 1. Lage und Größe. Der Regierungsbezirk Trier bildet den südwestlichen Teil der Rheinprovinz. Er ist 7182 qkm groß und zählt 950 000 Ein- wohner. Die Kreise sind ungleichmäßig bewohnt: am dichtesten die industriereichen Saarkreise (z. B. Saarbrücken 666 Einwohner auf 1 qkm), am dünnsten die Eiseltreise (z. B. Prüm 40 Ein- wohner auf 1 qkm). 3. Bodenform. Der Regierungsbezirk ist zum weitaus größten Teile gebirgig; zwei Gebirge dehnen sich dann aus: Eisel und Hunsrück. Doch — 14 —

4. Heimatkunde des Regierungsbezirkes Trier und der Rheinprovinz - S. 15

1910 - Wittlich : G. Fischer
bildeten diese in früheren Zeiten eine zusammenhängende Hochebene, in die nach und nach die Mosel mit ihren Nebenflüssen ihre Täler emnagten. Das Grundgestein ist Schiefer, der entweder als Grauwacken- oder als Tonschiefer zutage tritt. Bei Trier finden sich Kalk- steine, in der Eifel Basalt und Trachyt. 3. Bewässerung. Die Bewässerung ist reich; der Grund hierfür liegt in dem Waldreichtum der Höhen und in den vielen Niederschlügen auf dem Hnnsrück und in der Eifel. Die Flüsse haben meistens einen schnellen Lauf, treiben Mühlen und Fabriken und zeigen durch- gehends großen Reichtum an Fischen. In den Dienst des Ver- ^ehrs treten nur Mosel und Saar; erstere ist im ganzen Bezirke schiffbar, letztere im Kohlenrevier kanalisiert. Die Kanalisation beider Flüsse wird angestrebt. 4. Klima. Es ist je nach der Landschaft recht verschieden. Auf deu Höhen der Eifel und des Huusrücks ist es rauh und kalt; die Temperatur beträgt hier durchschnittlich 7 - 80 C. Wärme. In den niedrigen Gegenden erhöht sich die Temperatur auf 8— 9° C., im Moseltale beträgt sie 10—11° C. Aussaat und Ernte kann hier zwei bis drei Wochen früher geschehen als in den hochgelegenen Gebieten. Die Winde kommen vor- herrschend aus Westen bzw. Nordwesten (Neigung der Bäume und Buchenhecken). Diese bringen vom Meere viel Wasserdampf mit, der sich vor der Nordwesteifel als Regen absetzt, weshalb das Venn nebst hoher Umgebung ein sehr regenreiches Gebiet ist (1200 bis 1300 mm). Die Schneifel hat etwa 800 bis 1000 mm, die Abhänge zur Mosel hin etwa 700 bis 800 mm Regenmenge. 5. Bodenerzeugnisse, Viehzucht. Die Fruchtbarkeit ist verschieden. Die tiefer gelegenen Gebiete bringen Getreide aller Art in Fülle hervor, außerdem Raps, Hanf, stellenweise auch Tabak und Hopfen. Der Obstbau erfreut" sich immer größerer Pflege Mezbereitung). Im ganzen Moseltale sowie im unteren Saar-, Ruwer- und Liesertale wird der Wein- stock mit bestem Erfolge angepflanzt. Aus den Höhen ist die — 15 —

5. Drittes Lesebuch - S. 178

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
178 Die Organe der Pflanzen sind Wurzel, Stamm, Blätter und Blüthe. Durch das Zusammenwirken dieser Theile entwickelt sich die Pflanze und bringt end- lich die F r/L c h t hervor, aus der wieder neue Gewächse von derselben Gattung und Art entstehen. Die Wurzel ist derjenige Theil der Pflanze, welcher von der Oberfläche abwärts steigt. Ihre Form ist bei den verschiedenen Pflanzengattungen sehr verschieden, im All- gemeinen aber unterscheidet man Stockwurzeln, wie bei den Bäumen, Sträuchern und vielen krautartigen Ge- wächsen, Faser wurzeln, wie bei den Gräsern, und K n o 11 e n w u r z e 1 n, wie bei den Kartoffeln und andern Pflanzen. Bei vielen Pflanzen bildet sich unmittelbar über der eigentlichen Wurzel eine meist aus dicht überein an- derliegenden fleischigen Blättern bestehende Masse, wel- che Zwiebel genannt wird. Die Verrichtung der Wurzel ist, Nahrung für die Pflanze aus der Erde aufzunehmen. Diese Nahrung besteht in einer wässerigen, mit dem Schleime vermoderter Pflanzen- und Thierstoffe gemischten Feuchtigkeit. Die Aufnahme selbst geschieht durch die kolbenförmig angeschwollenen Enden der feinsten Wurzel- verzweigungen. Die Wurzel ist also für die Pflanze, was Mund, Magen und Darmkanal für die Thiere sind. Der Stamm ist der von der Wurzel aufwärts stei- gende Theil der Pflanzen. Er heisst S t a m m bei holz- artigen, Stengel bei krautartigen, H a 1 m bei grasartigen, Schaft bei solchen Pflanzen, wo er bloss Blüthen, aber keine Blätter treibt, also nicht gegliedert ist, und Strunk bei allen niedern Gewächsen, wie bei den Schwämmen und da, wo nur die Spuren abgefallener Blätter Absätze machen. Seiner Masse nach ist der Stamm (Stengel) holzig oder fleischig; der Stellung nach aufrecht, kletternd, liegend oder kriechend; der Gestalt: nach drehrund, eckig, knotig oder gegliedert; der Bekleidung nach nackt, haarig oder borstig; der Vertheilung nach einfach oder ästig. Seine Verrich- tung ist, die durch die Wurzeln aufgenommenen Nahrungs- säfte durch besonders dazu bestimmte Gefässe in alle Theile der Pflanzen hinzuführen. Er entspricht also dem Gefässsystem im Thiere. Die Blätter sind die äussersten, zur Fläche sich ausbreitenden Verzweigungen der aufwärts steigenden Pflanze. Sie stehen entweder auf einem Blattstiel, oder sitzen mit ihrer Fläche unmittelbar auf, und sind in Be-

6. Drittes Lesebuch - S. 160

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
160 hohen Felsen und in alten zerstörten Bergschlössern hau- sen und feuerspeiend durch die Lüfte schiessen, Brunnen vergiften, den Reiter und das Ross mit Sporn und Hufeisen, Schluck und Druck verschlingen, das findet man noch un- glaublicher, weil einem der kalte Schauer vom Kopfe bis zum Nagel der Zehen über die Haut läuft, wenn man’s hört. Bei alledem muss so viel wahr bleiben, dass es in Asien und andern Welttheilen Eidechsen von ein bis anderthalb Fuss Länge gibt, die auf Bäumen leben, wie bei uns der Laubfrosch, und durch Hilfe von häutigen Auswüchsen auf beiden Seiten grosse Sprünge in die Luft machen, und von einem Baum auf den andern schiessen können. Einige haben dabei nur zwei, andere vier Füsse, sind un- schädlich und leben wie andere Eidechsen von Insekten. 150. Die Fische. Auch das Wasser ist durch Gottes Güte mit lebendigen Wesen bevölkert, auch in Bächen, Flüssen und See'n, vor Allem aber in dem Weltmeere, freuen sich die zahllosen Geschöpfe ihres Daseins. Freilich ist uns dieses Leben nicht so anschau- lich, wie das Leben der Landthiere; denn bis auf den Grund des Meeres schaut nicht leicht ein menschliches Auge, und auch die Tiefen der Flüsse verbergen Manches, was nur selten an den Tag kommt. Doch können wir alle Tage das Spiel der jungen Fischlein sehen, welche noch nicht wie die ältern die Netze und Angeln des Menschen scheuen, und die Leute, welche an den Meeresküsten und in Schiffen und Kähnen ihr Leben zu- bringen, haben natürlich noch weit mehr Gelegenheit, Beobach- tungen über das Leben der Wasserbewohner anzustellen. Was hat man nun denn an den Fischen beobachtet? Daß sie schwimmen, d. h. sich willkürlich im Wasser bewegen und zwar mit Hilfe der Flossen, die ihnen ani Schwanz und an den Seiten angewachsen sind. Wenn man einem schwimmenden Fische zusieht, so bemerkt man, wie er durch Stöße seines Schwanzes wider das Wasser seinem Wege die beliebige Rich- tung gibt. Da er aber mit dem plattgedrückten Schwänze seit- wärts schlagen kann, so würde er nicht auf — oder abwärts steigen können, wenn die Natur seinem Körper nicht noch eine innere Einrichtung gegeben, wodurch er sich zu heben und zu senken vermag. Dies ist die Schwimmblase, welche er mit Luft füllen kann, um leichter zu werden und in die Höhe zu steigen oder von Luft entleeren, wenn er sich senken will. Daher kommen die perlenähnlichen Luftblasen, welche man auf der Oberfläche des Wassers bisweilen aufsteigen und zerplatzen sieht.

7. Drittes Lesebuch - S. 222

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
222 chen und Würzelchen. Das Würzelchen senkt sich nach unten zur Erde, denn es weiß, daß es hier Speise und Trank findet. Um diese desto sicherer zu finden und aufsaugen zu können, theilt es sich in kleine Fasern, die wir Wurzelfasern nennen, und die es ausstreckt, wie der Schmetterling seinen feingebogenen Rüffel und der Polyp seine Arme. Das Federchen dagegen strebt nach oben, möchte gar zu gern in die hohen Lüste sich erheben, wie die Vögel, wenn sie flügge geworden sind; denn Luft und Sonnenschein sind seine Speise. Ziehst du ein im Herbst gesäetes Noggenpflänzchen, vor Weih- nachten aus dem Boden, so erblickst du dünne, braune, senkrecht in die Erde hinabsteigende Wurzeln, die sehr tief gehen, wofern nur der Boden locker und fruchtbar ist. Sobald die warmen Frühlingstage kommen, sterben die alten Wurzeln ab, die Pflanze treibt frische und beginnt ein neues Leben. Ziehst du sie nun aus der Erde, so erblickst du weiße Wurzeln, nicht wie früher nach einer Richtung nach unten ge- hend, sondern nach allen Richtungen ausgebreitet, viel dicker und kürzer als die Herbstwurzeln. Diese sind dünn, denn sie brauchen keinen hohen Stengel zu halten,° sie streben tiefer nach unten, da hier mehr Feuchtigkeit und Wärme ist, denn nahe an der Oberfläche würden sie leicht erfrieren. Im Sommer soll die Wurzel von dem geringsten Regen Nahrung ziehen; darum zertheilt sich der Wurzelmund in viele kleinere Mündchen, um leichter und schneller trinken zu können. Die dünnen Fasern müffen aber dick werden, denn nun gilt es, einen langen Halm mit einer schweren Aehre zu tragen. In demselben Maße, als sich unten in der Erde das Würzelchen ausbreitet, heben sich auch die saftigen grünen Grasblättchen frisch über die Erde empor. Das Licht und die Sonnenwärme kochen in den feinen Röhrchen, welche in dem Halme auf- und niedersteigen, wie die Adern in dem Körper, einen Saft aus, der so süß und nahrhaft ist, daß Schafe und Kühe, Ziegen und Pferde kein Gras lieber ver- zehren, als das Korngras. - Dieses hat einen solchen Trieb, in die Höhe zu wachsen, daß, wenn es auch von den Thieren abgeweidet, oder von den Menschen abgeschnitten ist, es nur desto fröhlicher wie- der emporschießt, um in seiner Aehre den Menschenkindern diejenige Speise zu bereiten, welche sie am nothwendigsten brauchen, und ohne die der Arme wie der Reiche nicht wohl leben kann, und welche für unsere Gegend der größte Segen Gottes ist — nämlich das Brot. Das junge, weiche Aehrchen zeigt sich schon sehr früh, wenn der Halm noch ganz klein ist, in ein Blatt wie in einen grünen Mantel eingewickelt. Doch die Aehre darf nicht so tief unten am Erdboden bleiben — die aus der Erde aufsteigenden feuchten Dünste würden ihr schaden und sie nicht zur Reife kommen laffen; darum steigt sie immer höher und schlanker empor. Je länger der Halm, desto reiner entwickelt sich der aus den Wurzeln aufsteigende Nahrungssaft, desto

8. Drittes Lesebuch - S. 224

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
224 Wohl ist das Roggenkörnchen ein Segen des Himmels zu nennen; denn was wollten wir und alle Menschen, die mit uns in der nörd- lichen gemäßigten Zone wohnen, anfangen, wenn uns das Roggen- brot genommen würde? Das Roggenbrot ist eine gesunde Hausmanns- kost, die man jeden Tag mit gleicher Lust verzehrt, es bleibt uns der liebe Freund, zu dem wir immer wieder zurückkehren und dessen wir nie überdrüssig werden. In der Gestalt des Brotes fasten wir den ganzen leiblichen Segen zusammen, darum beten wir auch im Vater- unser : „Unser tägliches Brot gib uns heute.« Wie die heißen Länder reichlich gesegnet sind mit einem Korn, das du zuweilen in der Suppe genießest, nämlich mit dem Reis, und die warmen Länder ein anderes nahrhaftes Korn, den Mais, hervor- bringen : so die fruchtbaren fetten Landstriche der (gemäßigten Zone den Weizen. Aber wo auch dieser nicht mehr wachsen will, weil ihm der Boden zu mager, die Lust zu rauh und zu kalt ist, da gedeiht noch trefflich der Roggen, der selbst auf die hohen Gebirge steigt, ohne Scheu vor Wetter und Wind, und ohne zu leiden vom Frost des nordischen Winters. Darum ist er auch ein so kräftiges und starkes Gewächs. Sein Stroh ist das beste unter allen Getreidearten und enthält selber noch manchen Nahrungsstosf. Wie manchem Thiere ist schon das Leben erhalten worden durch die trockenen Halme des Rog- genkörnleins ; wie manches Pferd müßte nach schwerer Tagesarbeit hungrig im Stalle stehen, wenn der Häcksel ihm nicht die Krippe füllte? Das Roggenstroh speiset die Thiere und wärmet sie auch, denn es legt sich als bequemes Bett ihnen unter die Füße, damit sie darauf ausruhen und Wärme sammeln, wie der Mensch in den Federbetten sich erwärmt. Ja, wo der Arme nicht so viel hat, ein Federbett zu kaufen, bietet noch freundlich der Stohpfühl sich dar. Selbst auf die Dächer mästen die Halme des Roggenkorn's wandern, damit der Frost nicht von oben her in die Häuser und Ställe des Landmanns dringe, und die innere Wärme nicht so schnell entweiche. Merkwürdig, daß die wilden Hunnen, welche unter ihrem Könige Attilla das arme Deutschland so furchtbar verheerten und ganz Europa mit ihrer Barbarei zu überschwemmen drohten, von der Vorsehung dazu bestimmt waren, das Roggenkorn aus Asien nach Europa zu bringen. Sie haben unseren Vorfahren, den Germanen, den Anbau des Roggens gelehrt: sie waren ein Werkzeug in der Hand des Herrn, der im Ungewitter die Erde befruchtet und im Kriege den Frieden schafft. 207. Lied beim Säen. Sink, o Körnlein, denn hinab, Sink in's stille, kühle Grab, In den Schooß der Erde! Erde streu' ich auf dich her, Bis, mein Körnlein, ich nichts mehr Von dir sehen werde. Wüßtest du, was ich dir thu', Hättest Sprache du dazu, Ach, du sprächst mit Beben: Nie seh' ich die Sonne mehr, In dem Dunkel um mich her Endet alles Leben.

9. Drittes Lesebuch - S. 281

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
281 glüht der Himmel vor der Ankunft der Sonne in Goldglanz! Wie lieblich malt die Morgenröthe ihre Rosenfarbe in die leichten Wolken! Nun blitzen die ersten Strahlen hervor, und die Spitzen der Berge schimmern, wie in Morgenröthe und Gold getaucht. Ist die Sonne höher hinauf gestiegen, so erleuchtet sie auch die Thäler und verbreitet ihren heiteren Glanz über das Kleid der Erde, dessen unbeschreibliche Farbenpracht unser Auge erfreut. Tausendfach geben die Wellen des Flusses das leuchtende Bild der Sonne zurück, und in den unzähl- baren Thautropfen bricht und verwandelt sich ihr Licht in die funkeln- den Farben der Edelsteine. Schließe einmal die Augen eine Weile zu und denke dir, du könntest nicht sehen, und so sei es immer gewesen; ver- setze dich in die Lage eines Blindgebornen, in dessen Auge nie ein Lichtstrahl gedrungen, für den immer die schwärzeste Nacht ist; dann öffne deine Augen, um die Herrlichkeiten der Schöpfung zu betrachten, und empfinde das Glück, das Gottes Liebe dir gewährte! Womit hast du diese- Gnade verdient, und wie hast du für das unschätzbare Ge- schenk des Augenlichtes gedankt? Das Licht ist eine der edelsten Gaben Gottes. Es müßte bald alles Leben von unserer Erde verschwinden, wenn ihr das Licht ge- nommen würde. Beim Einbrüche der Nacht, die doch nur eine Ver- minderung des Lichtes ist, sinken Menschen und Thiere in Schlaf; aber durch das wiederkehrende Tageslicht werden sie aus ihrem todt- ähnlichen Zustande zu neuem Leben auferweckt. Sehen und hören wir nicht mit jedem Morgen, wie schon die Dämmerung die Ruhe aus den Thälern und von den Bergen verscheucht? Vernehmen wir dann nicht im Hain allmählich die Stimmen der Vögel, deren voller Gesang der aufsteigenden Sonne entgegenjubelt? Es ist der Tag, den sie begrüßen mit ihren lieblichen Melodiken, welche eben so allmählich, als sic laut werden, wieder verstummen, wenn die Sonne unter den Horizont hinab- sinkt. Auch die Pflanzen erheben am Morgen ihre gesenkten Häupter und öffnen ihre Blumenkronen, indem sie ihr Angesicht der Sonne zuwenden und die Luft mit frischem Dufte erfüllen. Das Licht hat eine geheimnißvolle, wunderbare Kraft. Ohne Licht können die Pflanzen nicht wachsen und gedeihen, wenn auch die Wärme in reichem Maß ihnen zuströmte. Senke ein Samenkorn an einem Orte in den Erdboden, wohin nie ein Lichtstrahl dringt! Und wenn du es auch durch Wärme zum Keimen bringst, es wird verwelken, wie es aus dem Erdboden hervorgeht. Betrachte die Blumen und Pflan- zen, mit welchen die Städter ihre winterlichen Zimmer schmücken: sie wenden sich weg von der Wärme und den Fenstern zu, um mit ihren Blättern das Licht des Tages einzusaugen! Durchwandle den stillen Wald, und du wirst mit Erstaunen sehen, wie alle Pflanzen ihre Wipfel dem Lichte entgegenstrecken, und wie diejenigen trauernd ver-

10. Drittes Lesebuch - S. 273

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
273 und Bächen hinab zu dem Meere, steigt von da nach kurzem Verweilen als Dunst oder Dampf hinauf in die Luft, träufelt als Thau, ergießt sich als Regen über das dürstende Land, oder fällt als Schnee und Hagel zur Erde, sammelt sich auf dem kühlen Gebirge oder auf dem waldigen Hügel zum Quell oder Bach -und rinnt, indem es seine nährenden Gaben rings umher vertheilt, von Neuem hinab zur Tiefe. Das Wasser folgt dem Bergmanne nach in seine Gruben, dem Krystallgräber auf seine kahlen Berghöhen; denn eben so, wie die Luft in's Wasser ein- dringt und in dieses sich versenkt, so drängt sich dasselbe in luf- tiger Gestalt in die Atmosphäre ein und gibt den Alpenpflanzen und Moosen des Hochgebirges in solcher Fülle zu trinken, daß kaum die Mittagssonne die perlenden Tropfen hinwegnimmt. Nur da, wo kein Kraut mehr gedeihen, wo kein dürstendes Leben sich mehr erhalten kann, in den kalten Höhen, wohin nur Luft- schiffer und kühne Gebirgsbesteiger sich erheben, scheint das Wasser seiner hausmütterlichen Mühen und Sorgen entbunden; dort kommt es nur wenig hin, die Luft ist da wasserleerer als ander- wärts. Fast drei Viertheile der Erdoberfläche sind vom Meere be- deckt, und Ströme, wie See'n und Sümpfe finden sich in den verschiedenen Welttheilen und Ländern in großer Zahl. Dennoch kommt dieses wohlthätige Element den Landthieren, die nach ihn: dürsten, nicht so von selber entgegen, wie die Luft, die sie ath- men, sondern es muß von ihnen oft in weiter Ferne und müh- sam gesucht werden. Denn das dampfförmige Wasser, das in der Luft schwebt, stillt ihren Durst nicht, und das salzige Wasser des Meeres, welches ihn nur vermehren würde, ist meist für sie ungenießbar. Aber dazu hat der Vogel seine Flügel, das voll- kommenere Landthier seine rüstigen Füße empfangen, daß sie mit Hilfe derselben das aufsuchen können, was ihnen fehlt. In we- nigen Minuten ist die Schwalbe, die in den Felsenritzen Arabiens nistet, wenn sie der Durst treibt, bei der Lache angelangt, in der sich von der Regenzeit her noch einiges Wasser erhalten hat; die Heerden der schnellfüßigen, afrikanischen Gazellen ziehen von einem Landstriche zum andern dem Regengewölk nach, wenn die- ses jetzt hier, dann dort seine Segensfülle ergießt, und finden an jedem Morgen, wie an jedem Abend von der fernen Weide her am Tränkplatze sich ein. Viel anders, als bei den Thieren, verhält es sich bei den Gewächsen des Landes. Diese können nicht von ihrem Orte hinweg, um nach dem Wasser zu suchen; sie müssen es abwarten, bis dieses ihnen selber entgegen kommt. Und dennoch bedürfen sie des Wassers noch viel mehr, als die Thiere. Denn diese Iii. 18
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