Friedrich I. Heinrich Vi.
113
Wiederherzustellen. Mailand schlo ihm die Tore, Friedrich begngte sich, einige kleinere Städte, die sich ihm zu widersetzen wagten, zu zerstren. Er fhrte den Papst zurck, den die Rmer, auf Anstiften des Arnold von Brescia, des Eiferers gegen die weltliche Gewalt der Kirche und den Reichtum ihrer Diener, vertrieben hatten, und wurde von ihm ge-krnt. Unter Gefahren verlief die Rckreise, die Rmer emprten sich, bei Verona sperrten die Lombarden die Klause; hatte in Rom Heinrich der Lwe dem Kaiser das Leben gerettet, so brach hier der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach durch Umgehung des Engpasses freie Bahn.
Friedrich hatte Heinrich dankbar zugerufen: Heinrich, ich gedenk' dir's." 1156 erhielt derselbe zu Sachsen auch das Herzogtum Bayern, in dem er Mnchen 1158 zur Stadt erhob; doch wurde die Mark sterreich davon abgetrennt und zu einem selbstndigen Herzogtum erhoben. In das Jahr 1156 fllt auch die Erhebung Konrads, des Bruders des Kaisers, zum Pfalzgrafen bei Rhein. Die rheinfrnkischen Lande und die rheinische Pfalzgrafenwrde fallen von jetzt an zusammen. Konrad residierte in Heidelberg; er ist wahrscheinlich Erbauer der ersten Heidelberger Schlo-anlage auf dem Jettenbhl bei der Molkenkur.
Friedrich vermhlte sich mit Beatrix von Burgund und fgte ihren reichen burgundischen Besitz seinen salisch-stansischen Hausgtern in Franken, Schwaben, Pfalz und Elsa hinzu, den er zusammen mit den Reichsgtern zu einem den ganzen Sdwesten umfassenden Komplex ab-rundete, der sich vom Fichtelgebirge bis zur Saue erstreckte. Auf diese groe Hausmacht gesttzt, unternahm er seine Zge nach Italien.
Noch bevor er sie antrat, war es zu einem Konflikt mit der Kurie gekommen. Auf dem Reichstage zu Besancon hatte der Karbinallegat Rolanb ein ppstliches Schreiben berreicht. Der boppelfinnige Ausbruck beneficium ^Wohltat und Sehen i, der sich barin fanb, hatte durch ihn die Auslegung erhalten, ba die Krnung mit der Kaiferkrone als eine Belehnung des Kaifers durch den Papst aufzufassen sei. Aber die scharfe Zurckweisung, die ihm zuteil wrbe, bewies, ba Friedrich nicht der Mann war, der biefe Auffassung von dem Verhltnisse der geistlichen zur weltlichen Gewalt gedulbet htte.
tz 55. Friedrichs italienische Politik. Friedrich betrachtete es als seine Aufgabe, die lombardifcheu Städte, die sich, an Macht und Reichtum stark gewachsen, ihren Pflichten gegen das Reich zu entziehen gedachten, wieder zu unterwerfen. Aber er hat biefe Politik nicht burchfhreit knnen, nach einem Jahrzehnt groer Erfolge trat pltzlich ein Rckschlag ein; dessen Wirkungen nicht wieder ausgeglichen werden konnten. Nach zwanzig Jahren sah sich der Kaiser gentigt, auf einen Teil feiner Forderungen zu verzichten.
Die groe Feindin des Kaifers ist Mailand, das Haupt eines Bundes lombardischer Städte, die der Fruchtbarkeit der wohl-angebauten Ebene und dem Aufschwung, den der Handel mit dem Orient seit Beginn der Kreuzzge genommen hatte, ihren Reichtum und ihre
Pfeifer. Geschichte. V. (S.-W.-D.) 8
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110
Deutsche Geschichte im Mittelalter.
Erst nach der Rckkehr von seiner Romfahrt, auf der er zum Kaiser-gekrnt worden war, zwang Lothar die staufischen Brder zur Unter* werfung. Auf einem zweiten Zuge erweiterte er die deutsche Herrschaft in Unteritalien. Er starb auf dem Rckwege in Tirol 1137. 1134 hat er Albrecht den Bren aus dem Hause Wallenstedt oder As kamen mit der Nord- oder Altmark svgl. 56) belehnt und 1136 Konrad von Wettin, dem er schon 1123 die Mark Meien verliehen hatte, mit der Lausitz.
Zwei Familien", sagt Otto von Freising, waren bisher im Rmischen Reiche berhmt, die eine die der Heinriche von Waiblingen, die andere die der Welsen von Altdorf, die eine gewhnt, Kaiser, die andere, groe Herzge hervorzubringen. Diese beiden verfolgten sich, wie es unter groen und ruhmbegierigen Mnnern gewhnlich der Fall ist, mit gegenseitiger Eifersucht."
Die Stammvter der Welsen sollen unter Odowakar zum Sturz des Rmischen Kaiserreichs mitgewirkt haben. Nrdlich vom Bodensee, in Bayern und Schwaben, waren sie reich begtert; sie waren Grafen schon zu Karls des Groen Zeit. Judith, Ludwigs des Frommen Gemahlin, war eine Welfin. Altdorf war der Stammsitz; dort grndeten sie das Kloster Weingarten mit der Grabsttte der Welsen aus der Zeit der Schsischen und Frn-fischen Kaiser; auf der Veitsburg bei Ravensburg, dem zweiten Stammsitz, wurde Heinrich der Lwe geboren.
Wie die Welsen sind die Staufen ein sddeutsches Geschlecht. Zwischen Lorch und Gppingen, zwischen Rems- und Filstal hebt sich der Horst, aus dem die Adler sich geschwungen", der Berg, der hoch und schlauk sich auf-schwingt, aller schwbischen Berge schnster, der auf dem kniglichen Gipfel khn der Hohenstaufen alte Stammburg trug!" Freilich, die Steine der Burg sind im Bauernkriege gebrochen, nur im Dorfe die alte Kapelle er-innert an die Kaiserzeit; aber unten im Tal ragt turmartig das Wschen-beurer Schlchen, die Wiege der Grafen von Bren", und jenseits auf dem Berge die Ruhesttte der Staufen, das Kloster Lorch?
Welsen und Staufen*)
Jfelf Iv. (. Este), Herzog v. Bayern.
welf V.
Heinrich der Schwarze.
Heinrich der Stolze, Gem. Gertrud, Tochter Kaiser Lothars.
Welf Vi. Judith,
Gem. Friedrich v. Schwaben.
Heinrich der Lwe, Gem. Mathilde v. England.
Friedrich I. Rotbart.
Heinrich, Pfalzgraf amrhein. (Dtto Iv. Wilhelm.
Agnes Gem. (Dtto v. Bayern.
Otto,
Herzog von Braunschweig-Liineburg.
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Heinrich_der_Schwarze Heinrich Heinrich Gertrud Welf_Vi Judith Friedrich_v Friedrich Heinrich Mathilde Friedrich_I. Heinrich Heinrich Wilhelm Agnes Otto
112
Deutsche Geschichte im Mittelalter.
In der politischen Geschichte Deutschlands treten zwei Richtungen hervor:
Die Hohenstaufen*) versuchen Ober- und Mittelitalien in stren-gere Abhngigkeit zu bringen, sie gewinnen Unteritalien und Sizilien und verlegen endlich den Schwerpunkt ihrer Politik nach dem Sden.
Der Norden wendet sich unter Fhrung Heinrichs des Lwen der Eroberung und Kolonisation des Landes stlich der Elbe zu. Der Sturz Heinrichs des Lwen fhrt eine Unterbrechung dieser erfolgreichen und verheiungsvollen Arbeit herbei.
54. Friedrichs Regierungsanfang. Friedrich I., Sohn Friedrichs von Schwaben, von feinem Oheim Konrad Iii. den Fürsten als Nach-folger empfohlen, wurde in Frankfurt zum deutschen Könige gewhlt, in Aachen gekrnt und allgemein anerkannt.
Vergleicht man, wie tief das Ansehen des deutschen Knigtums im Jahre 1152 stand, wie glnzend es sich ein Menschenalter spter (z. B. auf dem Reichstage zu Mainz 1184) entfaltete, fo wird man Friedrich, der diesen Wandel herbeigefhrt hat, zu den bedeutendsten unserer Könige zhlen.
Friedrichs Regierung fllt in die Zeit, in der das Rittertum in seine Blte eintrat. Der waffengebte Kaiser, der viele Kriege gefhrt, zweimal die heilige Reise unternommen hat, der Freund glnzender Hoffeste, der Frderer der Turniere, schien die Ideale des Standes in seiner Person zu verwirklichen.
Um die Ruhe im Reiche wiederherzustellen, zog Friedrich seinen Vetter Heinrich den Lwen an den Hof und versprach, ihm Bayern wiederzugeben. Darauf unternahm er, von Heinrich begleitet, die erste Romfahrt, um die Kaiferkrone zu empfangen und das gesunkene kaiserliche Ansehen
*) Friedrich v. Bren.
Friedrich v. Schwaben, | U05 Otto, Bischof v. Straburg.
Gem. Agnes, Tochter Kaiser Heinrichs Iv.
Friedrich, f W Konrad Iii., i U52 Gem. Judith, Tochter des Nielsen Heinrichs des Schwarzen.
Friedrich I. Rotbart, f U90 Conrad, Pfalzgraf am Rhein.
Agnes Gem. Heinrich, t Heinrichs des Lwe Pfalzgraf am Rhein.
Heinrich Vi., + 1197 Friedrich Philipp, 11208 Agnes
Gem. Ronstanze Gem. Irene Gem. Heinrich,
von Sizilien. von Byzanz. Sohn Heinrichs des Lwen,
Beatrix I. Beatrix Ii.
Friedrich Ii., 51250 Gem. Otto Iv. Gem. Ferdinand Iii- Agnes,
____o. Kastilien. Gem. Otto Ii. v. Bayern,
Heinrich Ronrad Iv., f 125-5 Lnzio Manfred. | Pfalzgras am Rhein.
| | Alfons X.
Ronradin, Ronstanze, r. Kastilien.
+ 1268 Gem. Peter v. Aragonien.
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Friedrich Ii.
125
begann ein Siegeslauf des siebzehnjhrigen Fürsten. Die Grafen von Habsburg und Kyburg schlssen sich ihm an; der Bischof von Basel und der Bischof von Straburg geleiteten ihn mit 500 Reisigen das Rheintal hinab durch das freudig huldigende Elsa. Breisach, das eben der Kaiser verlassen, ffnete ihm seine Tore; in Hagenau wartete der Bischof vou Mainz; Luitpold von Worms und der Kanzler des Reichs, Konrad von Speyer, schlssen sich an, und letzterer vermittelte die Erneuerung des Bndnisses mit König Philipp August von Frankreich. Auf glnzendem Reichstage in Frankfurt wurde Friedrich nochmals zum König gewhlt und in der Kathedrale zu Mainz gekrnt. Bald stand ganz Oberdeutschland unter seiner Fahne.
In dem Thronstreit zwischen Friedrich und Otto spielten die Ver-Hltnisse der Nachbarlnder eine Rolle. Da Otto zu England hielt, schlo Friedrich das Bndnis mit Frankreich. Der Sieg der Fran-zosen bei Bouvines (1214) der den englischen König Johann ohne Land und Otto entschied auch der das Knigtum Friedrichs. Er wurde in Aachen zum zweiten Male gekrnt; Otto, seitdem fast vergessen, starb drei Jahre spter in Braunschweig.
3. Friedrich Ii.
12151250.
Unter Friedrich Ii. nimmt der Kampf zwischen Kaiser und Papst seine letzte Wendung, er wird mit grter Erbitterung ausgefochteu, wie es berall geschieht, wo prinzipielle Gegenstze aufeinanderstoen, und endet, da Friedrich vor der Entscheidung stirbt und kein geistesebenbrtiger Nach-folger an seine Stelle tritt, mit dem vollen Siege des Papstes.
Je lnger, je weniger beteiligt sich Deutschland ttig an den italienischen Kmpfen des Kaisers; damals trennt es sich von Italien; dort gewinnen die Fürsten, denen die Landeshoheit in ihren Gebieten reichsgesetzlich zugesprochen ist, hier die Städte die fhrende Stellung.
Die Kolonisation im Osten wird wieder ausgenommen, alle Stnde wirken mit, der Erfolg ist groß, zwei Fnftel des heutigen deutschen Landes werden damals germanisiert.
1 , Im Morgenlande machen die seldschnkischen Trken neue Eroberungen, die Mongolen führen groe, aber wenigstens fr das mittlere Europa doch nur vorbergehende nderungen in der Machtverteilung der Staaten herbei.
63. Friedrichs Ii. Regierungsanfang. Friedrich konnte nicht daran denken, die Macht des deutschen Knigtums wiederherzustellen, er ist vielmehr aus der.einmal betretenen Bahn, dessen Rechte aufzugeben, weiter fortgeschritten. Er besttigte die Zugestndnisse Ottos Iv. an den Papst, gab das Aufsichtsrecht des Knigs der die Bifchofswahlen
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Extrahierte Ortsnamen: Habsburg Basel Straburg Rheintal Breisach Hagenau Mainz Worms Frankreich Frankfurt Mainz Oberdeutschland England Frankreich Friedrichs Aachen Braunschweig Deutschland Italien Morgenlande Europa Friedrichs Ottos
Friedrich Ii.
127
65. Friedrich als Gesetzgeber in Sizilien und in Deutschland.
Nach dem Frieden gab Friedrich dem Knigreich Sizilien eine Ver-fassung hnlich der, die im Beginn der Neuzeit in den meisten europ-ischen Monarchien eingefhrt wurde, die der absoluten Monarchie. Die hchste, unbeschrnkte Gewalt steht dem Könige zu, er erlt die Gesetze, regiert durch ein von ihm ernanntes, mit Geld besoldetes Beamtentum, er hlt ein Sldnerheer und eine Flotte. Diese Regierungsform setzt voraus, da dem König groe, regelmig ein-laufende Geldmittel zur Verfgung stehlt, und kann darum nur in Lndern mit ausgebildeter Geldwirtschaft begrndet werden; wir finden deshalb auch im Sizilischeu Reiche eine Besteuerung der Untertanen neben der Zollerhebung an den Grenzen durchgefhrt. Sie setzt ferner voraus, da an Mnnern, die eine fr die Beamtenstellung er-forderliche Vorbildung haben, kein Mangel ist, das Staatsoberhaupt lt sich darum die Verbreitung einer gelehrten Bildung angelegen seilt; wie Karl der Groe seine Hofschule begrndete, fo Friedrich die Universitt in Neapel.
Diese Verfassung legte eine so groe Gewalt in die Hnde des Knigs, wie sie damals nur bei wenigen Fürsten gefunden wurde, aber sie gewhrte den Untertanen Schutz nach auen, Ordnung und Sicherheit im Innern in einem Mae, wie sie sie in keinem europischen Reiche damals genossen. Mit dieser Ordnung seines unteritalischen Knigsreichs eilte Friedrich seiner Zeit weit voraus.
Die deutschen Verhltnisse sind durch Friedrichs Gesetzgebung auf dem Reichstage zu Mainz 1235 geordnet worden. Er war der die Alpen gekommen, weil sich sein Sohn König Heinrich (Vii.) zu seiner Regierung in Widerspruch gesetzt hatte. Ohne Mhe nahm er ihn auf Trifels gefangen und bertrug die Regierung in Deutschland seinem Sohne Konrad. In Mainz besttigte er die Fürsten als Landesherren (67). Gerichtsbarkeit, Zoll- und Mnzgerechtigkeit wurden ihnen eingerumt/. Hatte einst Karl der Groe alle selbstndigen Gewalten in seinem Reiche beseitigt und seine Grafschaftsverfassung durchgefhrt, bei der es nur Beamte geben sollte, so wurde jetzt den Fürsten, deren Gewalt sich aus diesen Grafschaftsrechten entwickelt hatte, die weitgehende Unabhngigkeit vom Reichsoberhaupt, die sie tatschlich errungen hatten, gesetzlich zuerkannt. Der gleichzeitig verordnete Landfriede wurde fr alle spteren Versuche ein hochgepriesenes Vorbild. Seine Bestimmungen waren die ersten Gesetze, die in deutscher Sprache aufgeschrieben worden sind.
Hat sich unter Friedrich die Landeshoheit der deutschen Fürsten ent-schieden, so haben auch die norditalischen Städte ihre Selbstndigkeit endgltig behauptet.
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Lehrbuch der Geschichte
fr die
hheren Lehranstalten
in Stvefteutschlcrn.
Von
Dr. Friedrich Neubauer, und Dr. Ferdinand Rsiger.
Direktor des Lessinggymnasiums in Frankfurt a. M. Groh. Bad. Gymnasialdtrektor a. D.
Iii. Feit:
Ausgabe A fr Realschulen.
Kefchichte des Attertums fr Hberfekundcr
von
Dr. Friedrich Neubauer.
25. Auflage. (Der Gesamtauflage 101. bis 103. Tausend.)
Halle a. d. S.
Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. 1916.
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I!B38830308!33080!38s3^ "i
. Von den Rechten der Brger
1. Alle Brger sind vor dem Gesetze gleich.
2. Alle Brger besitzen die persnliche Freiheit, die Glaubensfreiheit und das Vereinigungsrecht.
3. Das Eigentum und die Wohnung sind unverletzlich.
D. Die Pflichten der Brger sind:
1. die Treue gegen den König,
2. der Gehorsam gegen die Obrigkeit,
3. die Wehrpflicht,
4. die Steuerpflicht.
44. Wilhelm I. (1861 1888).
Da Friedrich Wilhelm Iv. keine Kinder hatte, so folgte ihm in der Regierung sein 93tut)er Wilhelm I. Er war geboren am 22. Mrz 1797. Schon in frher Jugend verlebte er, gleich seinem Bruder, harte Unglcksjahre, da unser Vaterland unter der Zwangsherrschaft Napo-kons seufzte. Als zehnjhriger Prinz begleitete er seine Mutter, die Knigin Luise, auf der Flucht nach Knigsberg und Memel. Im Alter von 13 Jahren stand er, von Schmerz tief gebeugt, an dem Sterbelager seiner Mutter. Nach der Schlacht bei Leipzig zog er mit in den Befreiungskampf. Am 10. Mrz 1814, dem Geburtstage der Knigin Luise, verlieh sein Vater ihm das Eiserne Kreuz als An-erkenunng fr seine Tapferkeit. Im Jahre 1829 vermhlte er sich mit der Prinzessin Augusta von Sachsen Weimar.
Prinz Wilhelm beschftigte sich vorwiegend mit der Frderung des Heerwesens. Unter der Regierung seines Bruders war er von 1850 an militrischer Oberbefehlshaber fr Rheinland und Westfalen und wohnte mit seiner Familie in Coblenz. Infolge einer schweren Er-krankung Friedrich Wilhelms Iv. fhrte Prinz Wilhelm von 18571861 als Prinz-Regent die Regierung des Landes.
45. Die deutschen Einigungskriege.
Wilhelm I. bestieg am 2. Januar 1861, im Alter von 64 Jahren, den preuischen Knigsthron. Er hatte klar erkannt, da Deutschland nur unter Preuens Fhrung einig und mchtig werden knne, und da Preußen darum vor allem eine starke und wohl ausgebildete Armee haben msse. Seine erste Sorge war daher auf eine bedeutende Ver-grerung des Heeres gerichtet. Im Jahre 1860 wurden auch die in unserm Regierungsbezirk liegenden Regimenter Nr. 69 und 70 neu gebildet. Gesttzt auf die schlagfertige Armee wurde sodann durch die [5b8888a8388e3838888388y6886e88e8s88e68e6888l3]
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Extrahierte Ortsnamen: Knigsberg Leipzig Sachsen_Weimar Rheinland Westfalen Coblenz Deutschland
73
C. Der franzsische Krieg 1870/71.
1. Die Kriegserklrung. Die Veranlassung zur vlligen Einigung Deutschlands und zur Wiederausrichtuug des Kaisertums sollte von Frankreich, dem alten Erbfeind Deutschlands, ausgehen. Die Franzosen samt ihrem Kaiser Napoleon Iii. sahen mit Neid und Migunst auf Preuens ruhmreiche Erfolge und Deutschlands Einigung. Nun ge-schuh es, da die Spanier den Prinzen von Hohenzollern-Sigmaringen, einen entfernten Verwandten unseres Herrscherhauses, zu ihrem Könige whlten. Da verlangte der Gesandte Napoleons, da König Wilhelm niemals dem Prinzen seine Einwilligung zur Annahme der spanischen Knigskrone gebe. Da- der König das Ansinnen zurckwies, so erklrte Napoleon am 19. Juli 1870 an Preußen den Krieg.
Die Kriegserklrung hatte eine ungeahnte Wirkung. Ganz Deutsch-land erhob sich wie ein Mann. Der Sden wetteiferte mit dem Norden und stellte seine Armeen unter Preuens Fhrung. Es war eine Be-geisterung fr den Krieg hnlich wie 1813. Zur Auszeichnung fr Tapferkeit erneuerte König Wilhelm den Orden des Eisernen Kreuzes.
2. Aufmarsch der deutschen Armeen. Das gesamte deutsche Heer wurde in drei Armeen eingeteilt, die schon in den ersten Tagen des Monats August kriegsbereit waren und unter den Klngen der Wacht am Rhein" nach der Grenze marschierten. Die erste Armee, unter General Steinmetz, zog durch den Regierungsbezirk Trier nach Saar-brcken zu. Zu ihr gehrten auch die Truppen des rheinischen Armee-korps. Die zweite Armee, unter dem Befehl des Prinzen Friedrich Karl, stand in der Pfalz und zog gleichfalls gegen Saarbrcken zu. Die dritte Armee, unter dem Befehl des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, zog durch die Pfalz gegen die elfifche Grenze; ihr gehrten auch die Truppen aus Sddeutschland an.
3. Die Wacht an der Saar. Es war vorauszusehen, da die Franzosen ihre Angriffe zunchst gegen das Grenzland Saarbrcken richten wrden. Dort, bei Forbach, nahm denn auch schon am 19. Juli eine franzsische Armee Ausstellung. Zur Beobachtung des Feindes waren in Saarbrcken drei Kompagnien 40er und eine Schwadron des 7. Ulanenregiments, unter Major von Pestel, aufgestellt. Vierzehn Tage hat die kleine tapfere Schar es verstanden, den Feind der die schwache Besatzung zu tuschen und alle Angriffe auf Saarbrcken ab-zuwehreu. Da unternahm der franzsische General Frossard am 2. August mit seiner ganzen Armee einen Angriff. Erst nach zhem Wider-stnde zogen sich die tapfern Verteidiger aus die rechte Seite der Saar zurck. Kaiser Napoleon, der mit seinem Sohne Lulu auf der Hhe von Saarbrcken dem Kampfe zugeschaut hatte, sandte alsbald eine [8800008888838880030888688888808888888888888?!]
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75
Sie wurde aber von der Armee des Kronprinzen besiegt und auf. die Festung Sedan zurckgeworfen. Unter König Wilhelms persnlicher Leitung erkmpften die Deutschen hier einen glnzenden Sieg der die Franzosen und nahmen die ganze Armee samt dem Kaiser Napoleon am 2. September gefangen. Napoleon berreichte selbst seinen Degen an König Wilhelm und wurde als Gefangener nach Schlo Wilhelms-hhe bei Kassel abgefhrt.
7. Eroberung von Paris. Die Franzosen erklrten jetzt ihren Kaiser fr abgesetzt und machten ihr Land zu einer Republik. Es wurden neue.armeen gebildet, um den Krieg fortzusetzen. Der Krn-Prinz zog daher sofort mit seiner Armee gegen Paris und schlo die Stadt ein.
Unterdessen hatten die deutschen Armeen die Belagerung der Feshm-gen Metz und Straburg fortgesetzt. Am 27. September wurde die alte deutsche Reichsstadt Straburg wiedererobert, nachdem sie 189 Jahre zu Frankreich gehrt hatte. Einen Monat spter mute auch die sehr starke Festung Metz bergeben werden. Dadurch gerieten fast 200 000 Franzosen in Kriegsgefangenschaft und die deutschen Be-lageruugsarmeen wurden frei. Diese zogen darauf ihren Kameraden zu Hilfe und besiegten die zur Befreiung von Paris gebildeten franz-fischen Heere. Paris mute sich am 28. Januar ergeben, worauf die Franzosen um Frieden baten. Am 1- Mrz zogen die Deutschen in Paris ein.
8. Die Erfolge des Krieges. Nach langen Unterhandlungen wurde der Friede am 10. Mai zu Frankfurt am Main geschlossen. Frankreich mute die ehemaligen deutschen Lnder Elsa und Lothringen an Deutschland zurckgeben und eine Kriegsentschdigung von 4 Milliarden Mark zahlen.
Der herrlichste Ersolg des ruhmreichen Krieges war aber die Eini-gung der deutschen Stmme und die Wiederherstellung des deutschen Kaiserreiches. Auf den Schlachtfeldern Frankreichs war die Waffen-brderschaft der deutschen Truppen besiegelt worden, und alles drngte dazu, die Einheit Deutschlands auch uerlich, zum Ausdruck zu bringen. Deutschlands Fürsten und Volk richteten daher an den König Wilhelm die Bitte, die deutsche Kaiserkrone anzunehmen. Nachdem dieser sich . bereit erklrt hatte, wurde er am 18. Januar 1871 in dem franzsischen Knigsschlosse zu Versailles bei Paris feierlich zum erblichen beut-fchen Kaiser ausgerufen.
9. Empfang des Kaisers in Saarbrcken. Als Kaiser Wilhelm nach Beendigung des Krieges wieder heimkehrte, da wurde ihm in Saar-brcken, der ersten preuischen Stobt, die er betrat, am 15. Mrz 1871
' ein hochfestlicher Empfang bereitet. Dort hatten sich auch die Abgeord-
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Extrahierte Ortsnamen: Sedan Kassel Paris Paris Frankreich Paris Paris Frankfurt_am_Main Frankreich Lothringen Deutschland Frankreichs Deutschlands Deutschlands Versailles Paris Saarbrcken
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Seit dem Jahre 1875 firtb fr das Reich einheitliche Mnzen, Mae und Gewichte eingefhrt. Auch das Post- und Telegraphen-sowie das Hanbels- und Schisfahrtswesen firtb durch Reichsgesetze einheitlich geregelt.
8. Das Neichswappen ist ein schwarzer Abler in golbenem Felb. Hm den Hals trgt er die Kette des Schwarzen Ablerorbens und der dem Haupte die Kaiserkrone. Aus der Brust besiubet sich der preuische Wappenschild Die beutscheu Reichsfarben sinb schwarz-wei-rot".
4. Kolonien. Nachbem das Deutsche Reich einig und stark ge-worben war, nahm auch, unter.bem Schutz seiner Marine, der See-hanbel nach sremben Lndern einen greren Umfang an. Deutsche Kaufleute grndeten in Afrika und der Sbsee Nieberlassungen, die dann als deutsche Kolonien in den Besitz des Reiches bergingen. Es sind in Afrika: Togoland, Kamerun, Sdwest-Afrika und. Deutsch-Ostafrika; ferner im Stillen Ozean: Kaifer-Milhelinslanb, der Bismarck-archipel, ein Teil der Samoainseln und die Marschallinseln.
47. Kaiser Wilhelms Persnlichkeit, Friedensarbeit und Tod.
1. Kaiser Wilhelm war eine stattliche, kriegerische Erscheinung, schlicht und einfach in seinem Wesen, bemtig und fromm in seiner Gesinnung. All die groen Erfolge sah er als eine Fgung Gottes an. Die Gottesfurcht leitete ihn auch bei allen Regierungshandlungen. Sein Wahlspruch lautete: Gott mit uns".
Der Kaiser bte Recht und Gerechtigkeit an seinen Untertanen und arbeitete rastlos fr ihr Wohlergehen. Nachbem die Einigung Deutschlaubs durch die groen Kriege herbeigefhrt war, suchte der Kaiser auf jede Weise seinem Volke den Frieden zu erhalten. Zur Sicherung des Friedens schlo er mit sterreich und Italien ein Bndnis, das unter dem Namen Der Dreibund" noch Heute besteht.
Fr die Leiden seines Volkes zeigte Kaiser Wilhelm stets eine innige Teilnahme. Whrenb des Krieges benutzte er jede Gelegenheit, um die Lazarette zu besuchen und den kranken und verwuubeten Soldaten Trost und Linberung zu spenben. Auf feine persnliche Anregung wrben spter Gesetze ausgearbeitet, welche die kranken, verunglckten und altersschwachen Arbeiter vor Not und Elend schtzen sollen. Es sind dies die Kranken-, Unfall-, Invaliden- und Altersversicherung, welche heute so segensreich wirken.
Bis ins hohe Alter war der Kaiser unermdlich ttig, seine Herr-scherpflichten zu erfllen. Noch auf dem Sterbebett bekundete er feine pflichttreue Sorge fr sein Volk mit den Worten: Ich hebe kein e Zeit, mde zu sein."
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