66
Griechische Geschichte.
langen nach Freiheit und Selbstndigkeit seiner Heimatstadt. Den Bund-nern wurde das Reich um so weniger zum Vaterlande, weil die Athener ihnen keinen Anteil an dem attischen Brgerrechte gaben.
Athen als 48. Die Blte der Literatur. Zugleich aber wurde damals Athen Miuntt. der geistige Mittelpunkt, die Bildungssttte Griechenlands, das Hellas von Hellas" {rfjg 'Emddog 'Emdg,1) wo griechisches Wesen seine voll-kommenste Ausprgung erhalten zu haben schien. Die Kunst stand im Mittelpunkte des Volkslebens; Dichter, Denker, bildende Knstler zog es hierher, der attische Dialekt wurde die Grundlage der gesamten prosaischen
Literatur der Griechen.
Die eigentliche Schpfung Athens ist das Drama; aus festlichen Bruchen an den Feiertagen des D i o n y s o s , des Weingottes, der auch der Herr des Lebens und des Todes war, hat es sich herausgebildet, 534 hat Thespis auf einer Umfahrt in seinem Wagen ein Drama aufgefhrt im Gau Jkaria. Der eigentliche Schpfer der ernsten und erhabenen Gattung des Dramas, der Tragdie, war s ch Y l o s. Er gab der Dichtung ihren dramatischen Charakter, indem er einen zweiten Schauspieler auf die Bhne brachte; erst Spiel und Gegenspiel er-geben den Kampf. In seinen ltesten Dramen nimmt das C h o r l i e d noch einen breiten Raum ein, sie sind mehr wie ein Oratorium; spter nahm er nach dem Vorgange des.sophokles einen dritten Schauspieler hinzu, aber ein-fach gegliedert blieb die Handlung immer. Den Stoff entnahm die Tragdie dem Mythus, den sie neu belebte und vertiefte, indem sie die Handlung aus den Bewegungen der Seele hervorgehen lie. Aschy-los liebte es, die Geschichte ganzer Familien in drei Stcken (Trilogie) zusammenzufassen und die Verkettung von Schuld und Schicksal zu ent-hllen. Ein Beispiel dafr ist die Orestie (Agamemnon, Choephoren, Eumeniden), welche die Geschicke im Atridenhause, die Ermordung des Agamemnon und der Klytmnestra, die Entshnung des Orestes in groen Bildern behandelt. Orest wird vom Areopag freigesprochen, dessen altehr-wrdige Macht der fromme Dichter seinem Volke noch einmal vor Augen stellte. Seine Poesie stand im Dienste seines Staates. bermenschliche Charaktere bringt der Prometheus ; in den thebanischen Sagenkreis führen die Sieben gegen Theben, wo der Streit der Shne des dipus behandelt wird. Die Schutzflehenden entnehmen den Stoff der Bedrngnis der
1) Vgl. die Worte in der Leichenrede des Perikles bei Thukydides: ydo-xttxovuev yp uez evrexeias xai <pixoaotpo[iiv vev fiaxuxcag.
/ A t'vi
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Die Zeit Casars 60-44.
171
Als Konsul trat er zunchst fr die Absichten des Triumvirats ein; den Widerstand des Senats fhrte sein starrsinniger Kollege M. Calpurnius Bibulus, der ein ehrwrdiges religises Herkommen bentzte, um die Politik seines Gegners zu kreuzen. Ungnstige Himmels-zeichen fhrten nach alter Sitte zur Auflsung der Komitien; er erklrte, solche Auspizien beobachtet zu haben. Aber Csar setzte ihm Gewalt entgegen, und Bibulus wagte einen groen Teil des Jahres gar nicht, sein Haus zu verlassen, wo er nur die blen Vorzeichen vermerkte. Ebensowenig lie sich Csar den Widerstand M. Catos anfechten; er setzte vielmehr das von Pompejus gewnschte Ackergesetz wie die Besttigung seiner Anord- Ars nungen in Asien durch. Durch das Gesetz des Volkstribunen Vatimus lie er sich sodann das cisalpinische Gallien und I l l y r i e n auf fnf Jahre bertragen, wozu der Senat auf des Pompejus Antrag noch das narbonensische Gallien hinzufgte. Mit Pompejus trat er damals in noch engere Verbindung, indem dieser seine Tochter Julia heiratete. Ehe Csar Rom verlie, sicherten die Triumvirn ihre Machtstellung durch Entfernung der beiden Fhrer der Senatspartei. Zu diesem Zwecke verbanden sie sich mit dem Volkstribunen P. Clodius,
einem Menschen ohne Moral, der sein Patriziat ausgegeben hatte, um seinen persnlichen Ha zu befriedigen. Dieser verstand es, die niederste Volksklasse zu gewinnen und Klubs fr die Revolte zu organisieren. Auf seinen Antrag wurde Cato beauftragt, das eigentlich gyptische, aber durch Testament den Rmern zugefallene C y p e r n zur Provinz zu machen,
Cicero aber, weil er rmische Brger ohne Proze hingerichtet habe, v e r - Gtcet0' bannt, sein Haus dem Erdboden gleich gemacht, seine Villen geplndert,
sein Eigentum eingezogen: er ging nach Thessalonich, wo ihn weichmtige Stimmungen ergriffen.
Csar als Eroberer Galliens 5851.
134. Gallien. Als Statthalter Galliens sah sich Csar vornehmlich Aufgabe zwei wichtigen und schweren Aufgaben gegenber: einerseits unter den unruhigen Vlkerschaften Galliens selbst die Ruhe herzustellen und sie zur Anerkennung der rmischen Autoritt zu ntigen, andrerseits dem Vor-dringen der Germanen der den Rhein Einhalt zu tun und die schon damals von ihnen drohende berflutung Galliens zu verhindern.
Die Gallier zerfielen in eine Menge von Gauen, die sich oft feindlich Die anter. gegenberstanden. Die Aquitanien im Sdwesten waren mit Iberern, die Belger im Nordosten mit Germanen gemischt, reine Kelten wohnten im Nordwesten und in der Mitte des Landes. Der Parteihader erfllte die
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Extrahierte Personennamen: Calpurnius_Bibulus Bibulus Catos Julia P._Clodius Cato
Extrahierte Ortsnamen: Asien Gallien Gallien Rom Thessalonich Galliens Gallien Galliens Galliens Rhein Galliens
Griechenland im perikleischen Zeitalter.
67
Tchter des Danaos durch die Shne des Aigyptos. Der Geschichte, der selbsterlebten, sind die Perser" gewidmet; hier erklingt die Klage am Hofe zu Susa nach der Schlacht bei Salamis. schylos hat reinere und edlere Vorstellungen von den Gttern gegeben, wie auch sein Berufs-gensse Pindar; beide wollten Erzieher ihres Volkes sein. Da er bei Marathon gekmpft hatte, blieb doch der Stolz seines Lebens, auch bei Salamis war er unter den Streitern; in den Freiheitskriegen lag die Wurzel der Kraft fr die Tragdie, Sophokles tanzte als Jngling mit im Siegesreigen nach der Schlacht bei Salamis, am Tage der Schlacht sollte Euripides geboren sein. Sophokles, eine ganz harmonische Persnlichkeit, schuf nicht titanische Gestalten wie Aischylos, aber sie erheben sich alle der das Ma gewhnlicher Menschheit. Seine Dramen geben schon eine verwickeltere Handlung, die Charakteristik wird reicher ausge-fhrt. Erhalten sind sieben Stcke von ihm: Aias, Philoktet, bei denen die Heldenehre im Vordergrund steht, die Trachinierinnen, die das Ende des Herakles behandeln, Elektro, die den heimkehrenden Bruder zur Er-mordung der Mutter treibt, und drei Tragdien aus der thebanischen Knigssage, König )Mpus, Antigone, Odipus auf Kolonos, das letzte Gedicht des jugendfrischen Greises.
Der dritte der groen Tragiker, Euripides, nahm fr die Per-sonen seiner Dramen Menschen der eigenen Zeit, deren Leidenschaften und Kmpfe er schildern wollte, zum Vorbilde und brachte damit einen Zwiespalt in die Dichtung von den Heroen. Erfllt mit den Gedanken der Sophisten, verlor er auch den inneren Glauben an die Gtterwelt, die er doch auf die Bhne brachte. Ein Meister war er in erschtternden und ergreifenden Szenen. Berhmt wurden seine Frauencharaktere; die Eifer-sucht der Medea, die Liebe der Phdra zu ihrem Stiefsohn Hippolytos, die opferwillige Hingabe der Alkestis, die fr ihren Gatten in den Tod geht, der Iphigenie, die in Aulis fr den Vater sich opfern lassen will, die Verzweiflung der Hekabe, die auf Rache fr ihr gemordetes Kind sinnt, sind Beispiele solcher tiefen Seelengemlde. Iphigenie auf Tauris gab Goethe zu seiner seelenvollen Dichtung Anla, die Phnizierinnen, die den Streit der Shne des Odipus zum Inhalt haben, hat Schiller zum Teil bersetzt. Die B a c ch e n behandeln den Kult des Dionysos auf dem Kithron, als habe sich im Dichter die religise Umkehr vollzogen. 19 Stcke sind von ihm erhalten, auch Papyrusfunde haben bedeutende Bruchstcke gebracht.
Auch der grte Komdiendichter der Griechen, A r i st o - $ phanes, war ein Athener. Seine Wirksamkeit fllt in die Zeit des
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r
50 Geschichte der Griechen.
Rausch einen Speer und durchstach den, der ihm am Granikus das Leben gerettet hatte. Nachher freilich erfaßte ihn die tiefste Reue; drei Tage lang verschloß er sich vor den Seinen und weigerte sich, Speise und Trank zu sich zu nehmen.
Nd?e? Bald aber war Alexander zu neuen Taten bereit; und die Seinen waren willig ihm zu folgen. Mit einem großen Heere, das teils aus Makedoniern und Griechen, teils aus ausgehobenen Asiaten bestand, brach er über das Gebirge in das märchenhafte Wunderland Indien ein. Er überschritt den Indus; der indische König Poros, der in seinem Heere auch Kriegselefanten mit sich führte, wurde besiegt und gefangen, °aber edel, „königlich", wie er es von Alexander verlangt hatte, behandelt und blieb im Besitze seines Reiches. Bis zu dem Hyphasis, einem der Flüsse des Pandschab, des Fünfstromlandes, drang Alexander vor; hier aber weigerten sich seine Truppen weiterzuziehen. Da entschloß er sich zur Umkehr. Zwölf turmhohe Altäre ließ er erbauen, um das Endziel seiner Feldzüge zu bezeichnen. Dann fuhr er auf einer Flotte, die er hatte bauen lassen, den Indus abwärts bis zum indischen Ozean, den noch kein Grieche gesehen hatte, und brachte hier dem Poseidon ein feierliches Opfer. Die Flotte übergab er darauf seinem Admiral Nearch, der sie durch unbekannte Meere bis zur Mündung des Euphrat und Tigris führte; er selbst begann mit dem Landheer den Rückmarsch durch die wasserlosen Wüsten des heutigen Beludschistan. Dort erduldeten die Truppen furchtbare Oualen, und viele von ihnen starben; aber der König teilte mit ihnen alle ihre Leiden und schüttete wohl das ihm in einem Helm gebrachte Wasser angetrunken auf den Boden, um vor den Seinen nichts voraus zu haben.
§ 50. Alexanders Ausgang. Nach der Rückkehr hatte Alexander zunächst diejenigen Statthalter zu bestrafen, welche seine lange Abwesenheit zur Auflehnung und zu Gewalttaten benutzt hatten. Dann feierte er zu Susa mit großem Glanz seine Vermählung mit einer zweiten Gemahlin, einer Tochter des Dareios; durch diese Heirat erschien er in den Augen der Asiaten gleichsam als Erbe des letzten Perserkönigs. Zugleich mit ihm nahmen auf feinen Wunsch viele seiner Makedonier persische Frauen; auch auf diese Weise suchte der König beide Volksstämme zu verschmelzen. Als er darauf einen Teil seiner alten Soldaten in die Heimat entlassen wollte, hätte der Unwille beinahe zu einer Empörung geführt; doch wurde er des Aufstandes Herr.
Er war der Beherrscher eines ungeheuren Reiches geworden, in welchem er für Aufrechterhaltung des Friedens, der Ordnung und
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders Alexander Alexander
Die Verbrennung Roms durch die Gallier. — Das Ende der Ständekämpfe.
63
Aber die Decemvirn nutzten die ihnen verliehene Machtbefugnis in sehr selbstsüchtiger Weise aus, legten ihr Amt nach Ablauf des Jahres nicht nieder und ließen sich schwere Gewalttaten zuschulden kommen.
Der einflußreichste unter ihnen war der Sage nach Appins Claudius, Audius. der stolze und anmaßende Sproß eines wegen seines Hochmuts verrufenen Patriziergeschlechts. Dieser machte den frevelhaften Versuch, Virginia, die schöne Tochter eines angesehenen Plebejers, in seine Gewalt zu bringen, indem er sie einem seiner Klienten, der sie auf sein Betreiben als seine Sklavin beanspruchte, als Richter zusprach. Da entschloß sich ihr greiser Vater zu einer furchtbaren Tat; er führte die Tochter, als wolle er von ihr Abschied nehmen, beiseite und stieß ihr ein Messer, das er von einer der am Forum befindlichen Fleischbänke wegnahm, in das Herz. Diese Tat entflammte die Wut des Volkes. Zum zweiten Male soll die Plebs, um sich vor Tyrannei zu schützen, aus Rom nach dem heiligen Bergheiligen hinausgezogen fein; und nicht eher kehrten sie zurück, als bis die Decemvirn yerq-
gestürzt worden waren.
Wenige Jahre nachher errang die Plebs ihren dritten Sieg.
Das Verbot der Ehe zwischen Patriziern und Plebejern wurde aufgehoben.
Tie Verbrennung Roms durch die Gallier.
Tas Ende der Stiindekämpfe.
§ 65. Die Eroberung von Veji und der Einfall der Gallier. Die
nächsten Jahrzehnte waren erfüllt von Fehden mit den Nachbarvölkern, vor allen mit den Vejentern, den alten Feinden und Nebenbuhlern der Eroberung Römer. Nach zehnjähriger Belagerung gelang es dem Diktator Marcus Furius Camillus, die Stadt zu nehmen. Veji wurde zerstört; seitdem war Rom die Hauptstadt der ganzen Gegend.
Camillus aber soll durch hoffärtiges Wesen die Plebejer gegen sich ausgebracht haben. Als er in die Verbannung ging, soll er, anders eammu§-als einst Aristides, die Götter gebeten haben, sie möchten geben, daß feine Mitbürger bald nach ihm zurückverlangten.
Und wirklich brach kurz darauf ein schweres Unglück über Rom herein. In jener Zeit hatten die Gallier in großen Schwärmen die Einbruch Alpen überschritten, Oberitalien erobert und die Etrusker in große Be- ®amer-drängnis gebracht. Als sie die Stadt Clufium belagerten, riefen die Bürger Rom um Hilfe an; und der Senat schickte Gesandte, um einen Frieden zu vermitteln. Aber die Friedensverhandlungen hatten keinen Erfolg; da vergaßen die Gesandten so sehr ihrer völkerrechtlichen Pflicht, daß sie sich am Kampfe beteiligten.
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Extrahierte Personennamen: Claudius Marcus_Furius_Camillus
Deut,chlanü im dreizehnten Jahrhundert.
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führen. Überhaupt wurde die staatliche Führung Deutschlands mehr und mehr nach der Ostgrenze, in das Kolonialland, verlegt.
Die drei geistlichen Kurfürstentümer Mainz, Kokn, Trier lagen am Rhein. Auch sie haben sich eifrig an den Kämpfen der Zeit beteiligt und eine große Rolle, ja oft die führende, gespielt, bis das Aufkommen der
Söldnerheere eine Änderung brachte.
Dk' fürstliche Macht setzte sich aus sehr verschiedenartigen Ele- 3^" menten zusammen, aus Grafschaften oder Bruchstücken von Grafschaften, der<^Jj^e11 Regalien, die der König verliehen hatte, Schutz- und Hoheitsrechten üktmtibun« Klöster und Gemeinden, wozu als wesentliches Erfordernis ein reicher Heu. grundherrlicher Besitz trat. Die Mittel, mit denen die Fürsten aus diesen verschiedenen Teilen eine Staatsgewalt zu schaffen suchten, waren die gräflichen Rechte der Heerführung und der Gerichtshoheit, gesteigerte Einnahmen aus Domänen, Regalien und Steuern und ein durch sie ermöglichtes besoldetes Beamtentum; so gingen die wesentlichsten Mittel zur Staatsgründung vom Reiche auf die Landesfürsten über. Bei diesen Bestrebungen stießen diese weniger auf den Widerstand der Könige, die seit Friedrich Ii. im allgemeinen die Ausbildung der Landeshoheit nicht mehr zu hindern versuchten, als auf den der S t ä n d e ihres Landes, des Adels Landstände, (der Grafen und Herren), der Geistlichkeit und der Städte; diese benutzten das immer wiederkehrende Geldbedürfnis der Landesherren zur Stärkung ihrer Machtbefugnisse, indem sie neue Steuern oder Beden (d. h. das Erbetene) nur gegen das Zugeständnis neuer Freiheiten bewilligten.
Der Ritterstand.
§ 86. Nicht minder tiefgreifend als die Umwandlung der politischen Umwandlung Zustände war die der st ä n d i s ch e n Verhältnisse. Seit die ^nd^en Landesverteidigung und die Führung der Waffen das Vorrecht eines besonderen Standes von Berufskriegern geworden und die bäuerliche Bevölkerung davon ausgeschlossen worden war, trat an die Stelle des einstigen Gegensatzes von Freien und Unfreien mehr und mehr der andere von Rittern und Bauern (milites und rustici). Der Ritter st and ®ct^utcr= umschloß außer dem Fürstenstand, in den sich der frühere Amtsadel umgewandelt hatte, und den Edlen oder freien Herren auch die große Menge der unfreien Ritter (Ministerialen), die durch das Vorrecht des Waffentragens über ihre früheren hörigen Stanvesgenossen weit erhoben worden waren.
Unter dem Einfluß der großen religiösen Bewegung der Kreuzzüge und der durch sie herbeigeführten nahen Berührungen mit romanischem
7*
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Kaiser Wilhelm Ii.
299
Wilhelms Ii. zustande gekommen sind, da ferner das Brgerliche Ge-setzbuch unter ihm abgeschlossen worden ist, wurde bereits erwhnt.
Eine an Glck und Unglck, Glanz und Elend reiche Geschichte hat unser deutsches Volk hinter sich. Das herangebrochene Jahrhundert wird ihm neue, schwere Aufgaben stellen, neue Gefahren bringen. Mge es sie unter der Leitung seines Kaisers und seiner Fürsten stark und khn, einig und opfermutig, treu und gottvertrauend bestehen! Das walte Gott!
Internationales Schulbuchinstitut
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Das Decemvirat und die Gesetze der zwölf Tafeln. 69
§ 06. Die Fabier. Ciucinnatus. Unbändiger Standeshochmut, wie ihn Coriolan cm den Tag legte, war ein wesentlicher Zug in dem Charakter der römischen Patrizier. Daß sie aber auch andere, bessere Eigenschaften besahen, den Geist opferfreudiger Vaterlandsliebe, strengen Ernst und Einfachheit der Sitten, bewies das Beispiel der Fabier und des Ciucinnatus. Das mächtige und stolze Geschlecht der Fabier erbot sich, um denb^cljb°tebr fortwährenden Einfällen der Vejenter in das römische Gebiet ein Ende zu machen, allein den Kampf gegen diese Stadt zu übernehmen. Mit ihren Klienten zogen sie aus Rom hinaus und erbauten an dem Flüßchen Crem er a, das in den Tiber fließt, eine Burg. Vou dort fügten sie den Feinden viel Schaden zu, lieferten ihnen glückliche Gefechte und fingen ihre Herden weg, bis sie endlich, als sie wieder einmal eine Viehherde wegzutreiben versuchten, in einen Hinterhalt fielen und allesamt, über 300 Männer, erschlagen wurden. Nur ein Knabe blieb, wie erzählt wird, am Leben, von dem die späteren Fabier stammten.
Als einige Zeit später die Äquer einen Sieg über ein römisches Heer davontrugen und es in seinem Lager einschlössen, wußte sich der Seuat keinen Rat, als daß er Lucius Quinctins Cincinnatus zumetnciimatus. Diktator ernannte. Dieser war zwar ein Mann von altem Adel, aber arm; er besaß nur ein kleines Bauerngut, das er, genügsam und einfach, mit seiner Gattin selbst bewirtschaftete. So trafen ihn denn die Boten des Senats, wie er hinter dem Pfluge herging. Nachdem er sich von seiner Gattin die Toga hatte bringen lassen, vernahm er die Nachricht von seiner Ernennung; dann eilte er nach Rom, hob Truppen aus und brachte den Feinden eine völlige Niederlage bei.
Tas Decemvirat und die Gesetze der zwölf Tafeln.
§ (>7. Die Decemvirn. Damals richteten die Plebejer alle ihre Anstrengungen darauf, die schriftliche Festsetzung des Rechts zu erreichen.
Nach langem und heftigem Widerstand willigten die Patrizier darein, daß zehn Männer, Decemvirn, mit unbeschränkter Gewalt bekleidet werden sollten, um die Gesetze abzufassen und auszuzeichnen. Auf zehn Bronzetafeln Die Gesetze wurden sie niedergeschrieben und öffentlich ausgestellt, so daß jeder von ihnen Tafeln"'' Kenntnis nehmen konnte. Da aber das Werk der Gesetzgebung noch nicht zu Ende geführt war, wurden für das nächste Jahr noch einmal zehn Männer ernannt, unter denen auch einige Plebejer waren; und diese fügten zu den zehn Gesetzestafeln noch zwei weitere hinzu. So hatte die Plebs wieder etwas Großes erreicht; es war ihr zweiter Sieg.
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Extrahierte Personennamen: Ciucinnatus Ernst Lucius_Quinctins_Cincinnatus
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Geschichte der Römer.
Aber die Decemvirn nutzten die ihnen verliehene Machtbefugnis in sehr selbstsüchtiger Weise aus, legten ihr Amt nach Ablauf des Jahres nicht nieder und ließen sich schwere Gewalttaten zu Schulden kommen. Der einsluß. Cal. Ochste unter ihnen war der Sage nach Appius Claudiu s, der stolze und anmaßende L>proß eines auch sonst wegen seines Hochmuts verrufenen Patriziergeschlechts. Dieser machte den frevelhaften Versuch, Virginia, die schöne Tochter eines angesehenen Plebejers, in seine Gewalt zu bringen, indem er sie einem feiner Klienten, der sie auf sein Betreiben als seine Sklavin beanspruchte, als Richter zusprach. Da entschloß sich ihr greiser Vater Virginins zu einer fürchterlichen Tat; er führte die Tochter, als wolle er von ihr Abschied nehmen, beiseite und stieß ihr ein Messer, das er von einer der dort am Forum befindlichen Fleischbänke wegnahm, in das Herz.
Allkwände» Diese Tat entflammte die Wut des Volkes. Zum zweiten Male soll die hetlignlberg" um stch vor Tyrannei zu schützen, aus Rom nach dem heiligen
Berg hinausgezogen sein; und nicht eher kehrte sie zurück, als bis die Deeemvirn gestürzt worden waren.
Eh^esch. Wenige Jahre nachher errang die Plebs ihren dritten Sieg. Das Verbot der Ehe zwischen Patriziern und Plebejern wurde auf-gehobeu.
Die Verbrennung Roms durch die Gallier. Das Ende der Ständekämpfe.
§ 68. Die Eroberung von Veji und der Einfall der Gallier. Die
nächsten Jahrzehnte waren erfüllt von Fehden mit den Nachbarvölkern, vor allen mit den Vejentern, den alten Feinden und Nebenbuhlern der Römer. Endlich faßten diese den Entschluß alle Kraft aufzuwenden, um von «S ^bji endgültig zu bezwingen, und begannen die Belagerung der Stadt. Zehn Jahre lang lagen sie, wie die Sage erzählt, davor, wie einst die Griechen vor Troja. Auch im Winter unterbrachen sie die Belagerung nicht, wie es sonst üblich war; und da die Bürger nun zum Teil das ganze Jahr hindurch im Felde bleiben mußten, so zahlte man damals zuerst zur Entschädigung einen Sold an die Truppen. Endlich gelang es dem Diktator Marcus F u r i u s C a m i l l u s, die Stadt zu nehmen. Veji wurde zerstört; seitdem war Rom die Hauptstadt der ganzen Gegend. meamiaul Camillus aber soll durch sein hoffärtiges Wesen die Plebejer gegen sich ausgebracht haben; insbesondere warf man ihm vor, daß er bei dem Triumph, den er feierte, aus einem von vier weißen Rossen gezogenen Wagen in Rom einzog und zum Kapitol emporfuhr, wodurch er sich göttliche Ehren anzumaßen schien. Er wurde angeklagt einen Teil der vejentischen Beute
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166
tiefer als jemals in dieselbe hinab, oft eine Klafter tief, machen
sich noch einmal eine recht hübsche ovale Höhle und harren
dann darin der Veränderungen, die noch mit ihnen vorgehen
sollen. Diese lassen auch nicht lange auf sich warten. Nach
einer kurzen Ruhe von einigen Tagen wird die Haut nochmals
abgestreift; aber diesmal geht nicht ein Engerling daraus her-
vor, sondern eine Puppe, ein Geschöpf, das weder Larve noch
Käfer ist, indessen doch mit letzterm die meiste Aehnlichkeit hat.
Beine und Fühler sind an den Leib gezogen und zur Fortbe-
wegung untauglich; eben so bleibt das sonst so gefräßige Maul
in vollkommener Ruhe. Nach 4—8 Wochen wird auch diese
Hülle wieder gesprengt, und es erscheint nun endlich der voll-
kommene Küfer. Rumpf und Glieder sind anfangs ganz weich
und blaß, erhärten aber bald und bekommen dabei ihre gewöhn-
liche dunkle Farbe. Vom Februar an arbeiten sich die Käfer
höher hinaus, besonders an frostfreien Tagen, kommen jedoch
nicht eher zum Vorschein, als bis der Tisch für sie gedeckt ist,
was Ende April oder Anfangs Mai der Fall zu sem pflegt.
Einzelne, die nicht so tief gelegen haben mögen, arbeiten sich
auch früher, bei auffallend gelindem Wetter, selbst mitten im
Winter, bis zur Oberfläche. Aus Mangel an Nahrung und
Maiwärme kommen sie natürlich um, genießen aber dafür auch
gewöhnlich die Ehre, in den Zeitungen als wunderbare Etschei-
nungen beschrieben zu werden.
Das beste Mittel, die schädlichen Maikäfer zu vertilgen, be-
steht darin, sie des Morgens, wo sie gewöhnlich vom Thau
ganz erstarrt sind, von den Bäumen zu schütteln und in Gruben
mit heißem Wasser gu tobten. Jung und Alt, Arm und Reich
sollten sich bei dieser nützlichen Arbeit betheiligen.
186. Erzählung.
Die Ameisen sind ein gar sinniges Thiervölklein. Ein berühmter
Mann, Namens Franklin, erzählt uns folgende wahre Thatsache, die
er selbst beobachtet und aufgeschrieben hat.
Er hatte von ungefähr ein irdenes Gefäß mit Syrup in einem
Schranke stehen. Ein Menge Ameisen waren hineingeschlichen und
verzehrten diesen Syrup; denn sie lieben besonders Süßigkeiten. So-
bald er dieses wahrnahm, schüttelte er sie heraus und band den Topf
mit einem Faden an einen Nagel, den er mitten in die Decke des
Zimmers schlug, so daß das Gefäß an dem Stricke hernnterhing. Zw
fällig war eine einzige Ameise darin zurückgeblieben. Diese fraß sich
satt. Da sie aber weg wollte, befand sie sich in einer nicht geringen
Verlegenheit. - Sie lief lange unten am Boden des Gefäßes und fast
überall herum, allein vergebens. Endlich fand sie doch nach vielen