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desselben konnte er hoffen, seine väterliche Herrschaft Plauen und vielleicht
auch Gera und Greiz, die Länder der renßischen Linie, in seine Hand zu
bekommen. Im Kriege selbst kämpfte er sehr tapfer mit. Der Sieg des
kaiserlichen Heeres bei Adorf am 1. November 1546 über die kurfürstlichen
Truppen ist hauptsächlich ihm zu verdanken. Bald darauf zog er in das
Schloß Greiz ein. Kurze Zeit nachher aber fiel das Vogtland in die Hände
des Verbündeten des Kaisers, des Herzogs Moritz vou Sachsen. Dieser
verlor es aber wieder an den Kurfürsten Johann Friedrich. 1547 zog
Kaiser Karl V. selbst von Eger heran, um den entscheidenden Schlag gegen
diesen zu führen. Das geschah bei Mühlberg an der Elbe. Der Kaiser nahm
den Kurfürsten gefangen und entsetzte ihn seiner Kurwürde. Die vogt-
läudischeu Besitzungen des Kurfürsten aber fielen dem König Ferdinand von
Böhmen zu. Dieser gab sie Heinrich Iv. zu Lehen und fügte zu dem alten
Besitztum, der Herrschaft Plauen, auch uoch die Herrschaften Gera, Schleiz,
Saalburg, Lobenstein und Greiz, ja sogar die Herrschaft Graslitz in Böhmen
binzn. So zog Heinrich Iv. wieder als rechtmäßiger Besitzer des Vogtlandes
in das Schloß seiner Väter in Planen ein.
Im Besitze seiner Macht war Burggraf Heinrich Iv. darauf bedacht,
durch gute Einrichtungen und Gesetze die Ordnung im Lande herzustellen;
denn während der Kriegswirren und des mehrfachen Wechsels der Regierung
waren Willkürlichkeiten und Mißbräuche in dem vogtländischen Gerichts- und
Verwaltungsweg!: eingerissen. Da der Burggraf seiner böhmischen Kanzler-
würde wegen nicht selbst im Lande bleiben konnte, so setzte er einen Statt-
Halter ein. Um die vogtländischen Stände (d. i. die gesamte Ritterschaft,
die Vertreter der Städte, sowie die vier obersten Geistlichen des Landes)
für sich zu gewinnen, berief er sie 1551 zu dem ersten allgemeine n
vogtländischen Landtage nach Schleiz zusammen. Hier wurde die
Eiurichtuug und Erhaltung der Statthalterei besprochen. Ferner versprach
der Burggraf seinen Stünden, an der Religion nichts zu ändern, ihnen alle
ihre Rechte und Freiheiten zu bestätigen und die Lehensbriefe zu erneuern.
Endlich wurde noch unter anderem eine Polizeiordnung geschaffen, aus der-
einige Bestimmungen erwähnt sein mögen.
Ihr erster Artikel setzte strenge Strafen auf Gotteslästerung. Weiter-
hin wurde das übermäßige Trinken und namentlich die Unsitte des Zn-
trinkens untersagt; es wurde „das Sitzen über nenne" in den Bierhäusern
und Schenken, sowie das Tragen von Waffen und Bleikugeln an folchen
Orten verboteu. Die Sinnlosigkeit des Adels, aber auch das üppige Leben
der Bauern und Städter wurde gerügt. So sollten die Bauern keine
seidenen und ausländischen Tücher mehr tragen und bei Hochzeiten, Kind-
taufen, Kirchweihen und anderen Gelegenheiten kostspieligen Aufwand unter-
lassen. Bei einer Mahlzeit sollten sie hinfort nur soviel Gäste einladen,
als an drei Tischen Platz finden konnten, und auch nicht mehr als 3 Ge-
richte auftragen lassen. In den Städten aber waren 4 Tische, 5 Gerichte
und 2 Tage Festdauer erlaubt. Ferner wnrde angeordnet, daß die An-
fertignng der wollenen Tücher — die man Schlöre oder Schleyer nannte
~ unter Aufsicht gestellt werde, damit nicht schlechte und fehlerhafte Stücke
in den Handel kämen. Eine weitere Bestimmung richtete sich gegen die
Raubfischerei und den Wildfrevel.
Mit mancher dieser neuen, segensreichen Verordnungen mögen Adel und
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Extrahierte Personennamen: Moritz Johann_Friedrich Johann Friedrich Karl_V. Karl_V. Ferdinand_von
Böhmen Ferdinand Heinrich_Iv Heinrich Schleiz Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Schleiz Schleyer
Extrahierte Ortsnamen: Gera Greiz Sachsen Eger Mühlberg Gera Saalburg Greiz
— 104 —
Gemeinde, ertrug mit ihr standhaft die größten Drangsale und tröstete dabei
die Schwachen und Verzagten. Ja, im Jahre 1634 mußte er wochenlang
in qualvoller Gefangenschaft schmachten. Er selbst berichtet darüber in einer
im Pfarrarchive aufbewahrten Kirchweihpredigt vom Jahre 1662:
„Ich bin auch um alles kommen durch Feuer, Soldaten, Raub und
Rantzion. Karl Holck, Obrister Wachtmeister Lamboischen Regiments,
hat mich Anno 1634 am 16. Oktober von Pausa, da man mich erschießen
und erstechen wollen, hinweggeführt, bald auf abwürfigen Pferden, bald
ans Wagen, Tag und Nacht angesesselt; zu Hildburghausen mich gelegt
in die Büttelei, erst in die Trnterkammer über der Torturkammer, dar-
nach unter die Torturkammer, wo ich sechs Wocheu gelegen. Viel Gutes
thateu mir die Priesterschaft und der Rat, wollten mich auch samt der
Gemeinde lösen, aber der Wachtmeister wollte kein solches Geld haben.
Tann wollte man mich bald in den Turm werfen, bald Hunger sterben
lassen, und sonderlich kam mir zu Ohren, ich sollte gehenkt werden. Erst
gegen Zahlen von 200 Thlr. Lösegeld wurde ich frei gelassen. Ich bin
fast zwölf Wochen außen gewesen und grau wieder heim kommen."
Heimgekehrt aus seiner, wie er es selbst nennt, babylonisch-hildbnrg-
hansischen Gefangenschaft, hatte der 39 jährige Mann in dem menschenleeren,
verarmten Pausa weiter die Wirkungen des Krieges in der entsetzlichsten
Weise zu kosten bekommen. Hören wir, was er noch erzählt:
„Ach, wie viele Städte, Fleckeu und Dörfer, anch wohl Festungen find
ausgebrannt. Anno 1640 den 16. Mai ist es uns auch widerfahren.
Die schadfrohlockenden Soldaten haben viele bei uns verjagt, viele zer-
ftümmelt, Backen zerspalten, in Brunnen gesenkt, Rippen im Leibe zer-
schmissen, in Bock gespannt, mit schwedischen Trünken gequält, Stroh auf
dem Rücken angezündet, halb und ganz erwürget, und endlich, als sie
alles geraubt, ausgeplündert, auch das Bier, das sie nicht verwüsten
konnten, in die Keller ausgegossen hatten, zündeten sie vollends das arme
Städtchen samt den Vorstädten an, wodurch Pausa bis ans wenige Häuser
abbrannte. Das zornige Feuer hat auch der lieben Kirche nicht verschont,
alles verzehrt, was drinnen gewesen ist. Hierauf haben viele Bürger
mit Weib und Kind von hier weichen müssen. Wir, die wir blieben, haben
zu ungemachten Kräutern das Thränenbrot und mit Zwiebeln gemachte
Wassersuppen essen müssen, haben uns in Kellern aufgehalten, den Gottes-
dienst in den Kirchmauern verrichten müssen. Hat's geregnet, sind wir
pfützenaß worden und mußten kriechen in eine enge Sakristei, da wir
auch das heilige Abendmahl austeilten. Das war erst eine hohe Glnt
und hernach tiefe Not, das gab eine Armut, das gebar ein Elend, das
wirkte Herzeusthränen!"
Lange dauerte es, ehe sich Pausa aus Schutt und Asche erhob. Erst
elf Jahre uach dem Brande konnte das Rathaus, zwölf Jahre uach dem
Brande die Garküche und erst nach 22 Jahren die Kirche wieder vollständig
ausgebaut werden.
Aber auch im neuen Gotteshause und in der neuen Gemeinde, die im
Lause der Zeit eutstanden war, waltete immer noch der greise Pfarrer
Pyrläus in Treue seines Amtes; denn Gott hatte ihm eine eiserne Gesund-
X
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Holck Karl Lamboischen
— 118 —
„Kreuzbrudervereine", „Unterstützungsvereine", und wie sie sonst heißen.
Arbeitslose erhalten Arbeit in der Ärbeiterkolonie zu Schneckengrün.
Diejenigen Leute, welche sich nicht selbst mehr ihre Nahrung verdienen
können, werden in Versorgnngshäusern, wie in Treuen, Sorga bei
Auerbach, Altensalz und Mühltroff untergebracht. Durch die Einrichtung
der Altersversorgungskassen ist die Regierung, durch Errichtung von Asylen
sind die Gemeinden bemüht, würdigen alten Personen den Lebensabend
sorgenfrei zu gestalten. — Not und Elend hielten oft in der Arbeiterhütte
Einzug, wenn eine böse Krankheit den Vater ans das Krankenlager warf.
Heute wird die Familie aus der Krankenkasse unterstützt. — Nicht
immer aber können die Angehörigen dem Kranken die nötige Behandlung
zu teil werdeu lassen. Um diesem Übelstande abzuhelfen, sind in den
meisten Städten Krankenhauser errichtet worden. Dort finden die
Leidenden durch geübte Krankenpfleger, Diakonissinnen und Albertinerinnen
umsichtige Wartung und Pflege. — Manche Handwerker, wie Manrer und
Zimmerlente, auch manche Fabrikarbeiter, welche an den vom Dampf ge-
triebenen Maschinen arbeiten, können leicht schwere Unfälle erleiden, sodaß
sie für alle Zeiten arbeitsunfähig werden, oder gar das Leben verlieren
und die Familie dann ohne Ernährer dasteht. Kamen in früheren Zeiten
solche Unfälle vor, so war das Elend in den Familien groß, bettelnd
mußten wohl gar die Kinder von Haus zu Haus geheu. Heute aber wird
durch die Unfallkassen der Not gewehrt.
In Orten, wo viele Menschen zusammenleben, muß uoch für vieles andere
gesorgt werden. Schwer ist es oft, das uötige Wasser zu beschaffen. Die
früheren Brunnen langen nicht mehr aus, darum muß das Wasser weit
herbeigeleitet werden. Die alten Brunnen und Wasserbottiche verschwinden
mehr und mehr. Wasserleitungen tragen das Wasser in die Häuser
und führen es bis in die höchsten Erkerstuben empor.
Auch die Beleuchtung ist jetzt eine ganz andere als früher. Trat
man vor 50 Jahren abends in eine Bauernstube, so erblickte man an der
Wand einige hellbrennende Kienspäne. Der aufsteigende Rauch wurde
vou einem hutähnlich geformten Blech aufgefangen und in die Esse
geleitet. Diese Einrichtung wurde der Lühhut oder das Lühlicht genannt.
Jnselt- oder Talglichter waren damals ans den Dörfern selten, sie wurden
nur bei festlichen Gelegenheiten verwendet. Das Lühlicht wurde verdrängt
durch die Rüböl- oder „Brennöl"-Lampe. Die Lampen selbst wurden
aus Zinn, später aus Blech hergestellt, und um sie versammelte sich bei ein-
getretener Dunkelheit die ganze Familie. Jetzt finden wir in den meisten
Häusern Solaröl- und Petroleumlampen. In vielen Städten aber
und in einigen anderen größeren Orten brennt am Abende Gas. Hier
und da werden auch Elektricitätswerke zur Erzeugung von elektrischem
Licht errichtet. Viele Fabriken, Geschäfte und Vergnügungsräume werden
bereits durch elektrisches Licht erleuchtet. — Welche Mühe hatten früher die
Leute, um mit Feuerstein, Stahl und Zuuder eine Flamme zu entzünden!
Wie schnell geht das jetzt mit Hilfe eines Streichhölzchens!
Große Veränderungen sind auch herbeigeführt worden in dem Verkehr
der Orte untereinander und mit denen anderer Gegenden, vor allen Dingen
zuerst durch die P o st. Früher kam selbst in Städte wöchentlich vielleicht nur
ein- oder zweimal ein Bote mit einem „Felleisen" auf dem Rücken und brachte
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
industrie, die sich in Plauen bis ans unsere Tage behauptet hat. Unter
der Regierung des „Vater August" hatten sich schweizerische Baumwollenweber,
die wegen ihres evangelischen Glanbens in ihrer Heimat verfolgt worden
waren, in Hof niedergelassen. Von dort aus wanderten mehrere dieser
geschickten und fleißigen Fremdlinge in Plauen ein. Ihr Gewerbe blühte
sehr bald neben der Tuchmachern empor und verdrängte am Ende des 18.
Jahrhunderts sogar die letztere völlig.
Man fertigte anfangs Schlöre oder Schleier, d. s. Halstücher für
Frauen und feine schleierartige Stosfe zu den langen Halskrausen, welche im
16. und 17. Jahrhundert gern getragen wurden. Da diese Stosfe teils
schwarz, teils bunt in den Handel kamen, so entstanden zu gleicher Zeit
Färbereien in Plauen. Die erste derselben war die sogenannte „alte
Schwarzfarbe" neben der Elsterbrücke. Die Baumwolleuwaren wurden von
den „Schleierherren", hergestellt. Diese kauften die rohe Baumwolle ein,
ließen sie durch Meuscheuhaud spinnen, das Gespinnst wirken oder weben und
färben. Zum Vertriebe der fertigen Stoffe im Jnlande dienten unter
anderem die Jahrmärkte der Stadt, die sich schon im 16. Jahrhundert
eines starken Besuches erfreutem Doch viel bedeutender war der Absatz
nach dem Auslande. Die Handelsherren traten zu einer Innung zusammen,
und durch Schleierorduuugeu suchte der Rat der Stadt die Fabrikation und
den Handel zu regeln. Die Schleierordnnngen enthielten genaue Vorschriften
über Länge, Breite und Güte der Schlöre. Die wichtigste Bestimmung
war die, daß jedes Stück, ehe es zum Verkaufe kommen durfte, der „Schau"
nnterworfeu werdeu mußte. Zwei Schleierherren und zwei Ratsmitglieder
hatten das vorgelegte Stück zu prüfen und zu stempeln. Übertretern der
Vorschriften wareu hohe Strafen angedroht. Mit der Zeit wurde der
Name Schleierherr oder Schleierhändler in den Namen „Baumwolleuhäudler"
umgewandelt.
Das größte Verdienst um die Vervollkommnung und Verbreitung der
Banmmollenindustrie in Plauen und anderen Orten des Vogtlandes erwarben
sich die Leipziger Kaufleute Leonhard Zöllner und Johann Philipp Küstner,
sowie deren Buchhalter Johann Friedrich Schildt. Die beiden ersteren er-
hielten im Jahre 1695 von Herzog Moritz Wilhelm das alleinige Recht,
verschiedene baumwollene Zeuge, als Barchent, Kattun, auch halbleinene und
halbseidene Stoffe in Plauen fertigen zu lassen, und dieses Recht ging auch
auf ihren Nachfolger Schildt über. Schildt war ein überaus gemeinnütziger
und wahrhaft edler Mann. Er errichtete in Plauen vor dem Straßberger
Thor am Mühlberg ein ordentliches Fabrikhaus und machte sich dnrch die
Erweiterung und Verbesserung der Fabrikation nach verschiedenen Richtungen
hin sehr verdient. Man kann ihn, wenn nicht als den eigentlichen Begründer,
so doch als den namhaftesten Mitbegründer der Planenschen Weißwaren-
Industrie ansehen. Die Stadt Plauen ehrte seinen Namen in neuester
Zeit dadurch, daß sie einer Straße den Namen Schildtstraße gab. Die
in Plaueu gefertigten Zeuge wurden immer beliebter; auf allen Märkten
waren sie unter dem Namen „Planensche Ware" bekannt und gesucht.
Im Jahre 1753 wurde in Plauen eine Kattnnfabrik, welche vielen
Händen lohnende Arbeit und deu Unternehmern reichen Gewinn verschaffte, er-
richtet. Mehrere Schleierherren beriefen den tüchtigen Kattundrucker August Neu-
meister aus Regensburg zum Leiter der Fabrik. Er brachte aus Augsburg
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Leonhard_Zöllner Johann_Philipp_Küstner Johann Philipp Johann_Friedrich_Schildt Johann Friedrich Moritz_Wilhelm Wilhelm Schildt Schildt August
— 85 —
Kurfürstentum dem Herzog Moritz vou Sachseu übertragen. Das konnte
sich der Kurfürst nicht ohne weiteres gefallen lassen. Darum mußte der
Kaiser das Kurland besetzen lassen. Er beauftragte damit seinen Bruder,
den König Ferdinand von Böhmen und Moritz selbst. Die beiden Fürsten
einigten sich dahin, daß Moritz die sächsischen Landesteile, der Böhmenkönig
aber das Vogtland besetzen sollte. Da hatten unsere Vorfahren alle Nr-
sache, in Aufregung zu gerateu. Denn das Heer des Königs Ferdinand, das
schon an der Grenze bereit war, bestand zum Teil aus sehr wüstem Gesindel,
den wegen ihrer Wildheit gesürchteten ungarischen Husaren, die der Volks-
mund die Hussern nannte. Diese leichte Reiterei war nur mit Spießen
und kleinen Schilden (Tartschen) bewaffnet; aber sie sengte, raubte, mordete
und schändete, wo sie nur kounte.
Die kursächsische Regierung, die von den Truppenanhäufungen an der
böhmischen Grenze unterrichtet war, hatte schon im September 1546 Truppen
ins Vogtland geschickt. Sie lagen in und um Adorf, um dort den Angriff
des böhmischen Heeres abzuwarten. Als dieser nun erfolgte, wurde das Vogt-
land der Schauplatz blutiger Greuel. (Vergleiche den unten folgenden Brief!)
2. Im Jahre 1547 zog Karl V. selbst gegen den Kurfürsten. Er war
mit einem gewaltigen Heere am 5. April 1547, Montag vor Ostern, in
Eger eingetroffen, und so konnte man im Vogtlande jeden Tag sein Einrücken
über die nahe Grenze erwarten. Als nun am Karfreitage, dem 9. April,
wie uns eiue alte Schrift berichtet, der Superintendent Raute in Plauen
„auf der Kanzel stehet und predigt, da kömmt geschwind ein Geschrei in die
Kirche: Der Kaiser kömmt, der Kaiser kömmt! Darüber er sich so eutsatzte,
daß er vom Schlage getroffen auf der Kanzel wie tot niedergesunken. Man
brachte ihn alsbald in seine Pfarr-Wohnnng und brauchte alle dienlichen
Mittel, alleiue es war keiue Rettung, fondern er entschlief am ersten heiligen
Ostertag im Herrn sanft und selig." Gleich nach seiner Beerdigung um
die Vesperzeit erschien nun ein „ansehnlicher" Offizier als Einquartierung
in dem Pfarrhause. Die tiesgebeugte Witwe, darüber in Schrecken versetzt,
trat dem ungebetenen Gaste mit den Worten entgegen: „Ach, Herr, ihr
kommt in ein recht Trauerhaus; denn man hat neulich meinen Herrn aus-
getragen, und ich bin eine arme Witwe!" Abersiehe, der Kaiserliche „führte
sich ganz freundlich auf;" er tröstete liebreich die Betrübte und ihre Kleinen,
von denen das älteste erst 9 Jahre alt war, und sorgte dafür, „daß ihr
kein Leids widerfahre," was bei der Feindschaft der gegen die „Ketzer" auf-
gehetzten wilden Soldaten leicht hätte geschehen können.
Mittwoch den 14. April kam Kaiser Karl V. selbst nach Plauen und
übernachtete in dem Schlosse daselbst. Er that der Stadt kein Leid cnt.
Von hier aus zog er über Reichenbach nach Werdau zur Elbe und siegte
am 24. April bei Mühlberg über den Kurfürsten. Der Kurfürst mußte
seine vogtläudischen Besitzungen an den Titularburggrasen von Meißen
Heinrich Iv. abtreten.
11. Hin Wrief des Hlats zu Wlaueu an den Uat zu Zwickau
aus dem Jahre 1546.
Wie es im Jahre 1546 im Vogtlande zugegaugen ist, darüber be-
richtet folgender Brief:
Den Ehrbaren, Achtbaren und Wo hl weisen Bürger-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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Extrahierte Personennamen: Moritz_vou_Sachseu Ferdinand_von_Böhmen Ferdinand Moritz Moritz Ferdinand Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Heinrich_Iv Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Kurland Eger Karfreitage Plauen Plauen Mühlberg
— 100 —
Schloß Vogtsberg vor, der andere umzingelte die Stadt und schlug besonders
den Thoren gegenüber sein Nachtlager ans. Ain nächsten Morgen wurde
die Stadt dnrch einen Trompeter zur Übergabe aufgefordert. Eben wollte
sich der Stadtkommandant Letzschka mit dem Abgeordneten in Unterhandlnn-
gen einlassen, als ans einmal ans den Mauern ein Schuß- fiel, und der
Trompeter, zum Tode getroffen, vom Pferde sank. Dieser unglückliche Vor-
fall, welcher vom Feind als ein verräterischer Friedensbrnch gebeutet wurde,
gab das Zeichen zu blutiger Rache. Ehe es sich die Bewohner versahen,
hatten die Holkscheu Jäger die doppelten Ringmauern überstiegen und zcr-
störten die ganze Stadt mit Fener und Schwert. Über 1000 Menschen
fanden dabei auf den Straßen und in den Häusern ihren Tod. Ein Geist-
licher und viele Gemeiudeglieder wurden in der Kirche, wohin sie sich ge-
flüchtet hatten, niedergehauen und uiedergeschosseu. Nachts brach eine große
Feuersbrunst aus, durch die auch viele Häuser am Ring und in der Vor-
stadt eingeäschert wurden. Die Hauptkirche und das prächtige Rathaus
fielen dem Brande zum Opser. Beinahe 500 Bewohner mußten in ihren
Schlupfwinkeln vor Ranch und Qualm ersticken. So wütete Holk, der selbst
ein Protestant war, in einem evangelischen Lande! Von den raucheuden
Trümmern der vorher so blühenden Stadt ^lsnitz zog er hinweg nach Plane n.
Als seine Scharen den Kemmler überstiegen hatten unh sich wie eine
finstere Wetterwolke der Stadt Planen näherten, öffnete diese freiwillig ihre
Thore. Und das war ein Glück! Denn dadurch entging die Stadt dem
traurigen Schicksal ihrer Nachbarstadt. Zwar blieb auch Plauen von einer
' allgemeinen Plünderung nicht verschont; doch wurde kein Bürger ermordet,
und Holk zog schon am nächsten Tage auf der Reichenbacher Straße seines
Weges weiter. Ihm folgte sein Herr und Meister Wallnisteiit, welcher am
12. Oktober in Plauen eintraf und von hier nach Norden eilte, um sich
mit dem Schwedenkönige Gnstav Adolf zu schlagen. Am Tage nach seinem
Wegzug wurde Plaueu von den nachfolgenden Trnppen greulich geplündert
und dabei das sogenannte Klösterlein in der Nenndorser Vorstadt in Brand
gesteckt. Der Rückzug der Kaiserlichen nach der blutigen Schlacht bei Lützen
ging zum Teil durchs Vogtland. Was die Holkschen Jäger und ihre rän-
iberischen Kameraden in Plauen übrig gelassen hatten, das nahmen nun die
beutegierigen Kroaten in Beschlag, bis sie vor den heranrückenden Schweden
die Flncht ergriffen.
Aber siehe, das Jahr 1633 sollte noch größere Not bringen. Nicht
nur der Hunger und das Schwert, sondern anch die Pest rafften Menschen-
leben über Menschenleben hinweg. Das Elend, das die Pest im Sommer
dieses Jahres über das Vogtland brachte, traf das arme Land schwerer, als
aller Kroatenfrevel und alle Holkschen Brandschatzungen. In Plaueu alleiu
starben während des Pestjahres nicht weniger als 1748 Personen, wogegen
die Zahl der Geborenen nur 70 betrug. Das Maß des Elends wnrde erst
voll, als in demselben Sommer Holk zum zweiten Male das unglückliche
Vogtland mit seinen Scharen überschwemmte. Von Eger aus zogen sie über
Adorf nach Ölsnitz; hier zündeten sie das Schloß Vogtsberg an. Dann
ging's nach Plauen. Virgilins Ebardt, Organist daselbst, berichtet:
„Die ganze Armee wnrde in die Stadt geführt; das Allerverborgenste
wnrde gefunden. Im Amtshause haben sie sehr Übel gehauset; alle Betten
fast, die in den Amtsstuben und Gewölben gelegen, wurden aufgeschnitten
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Schloß_Vogtsberg Letzschka Holk Holk Gnstav_Adolf Adolf Holk Virgilins_Ebardt
— 79 —
Tirpersdors, Thenma, Altensalz, Pöhl. 1264 wurde den Deutschherren die
Pfarrkirche zu Reichenbach, 1270 die zu Asch mit der Tochterkirche zu
Adorf, 1279 die Kirche zu Tanna, 1284 die zu Schleiz übergeben. In
den Jahren 1274 und 1280 errichteten die Deutschherren in Reichenbach
und Adorf zwei neue von der Komtnrei Plauen abhängige Ordenshäuser.
Abgesehen davon, daß sie eine eifrige Missionsthätigkeit entfalteten,
erwarben sich die frommen Ordensbrüder auch große Verdienste um die
Kraukenpflege. An der König-Albert-Brücke steht jetzt noch ein Hans, in
welchem sich früher ein Hospital, das Elisabethhospital, befand. Dort
haben die frommen Ordensbrüder manchen Leidenden gepflegt, manchem
Sterbenden den letzten Trost gespendet.
7. Das Ktoster zu Mauen.
Im 13. Jahrhundert hielten auch die Dominikaner oder Predigermönche
ihren Einzug iu Plauen. Die Genehmigung dazn erhielten sie, da das
Geschlecht der Ebersteine mittlerweile ausgestorben war, von den Herren von
Weida, welche damals Vögte von Plaueu waren und das Schloß auf dem
Hradschiu gebaut hatteu. Ein angesehener Bürger aus der Familie Kauz
(== Canis) schenkte den Mönchen einen Platz innerhalb der Stadtmauer.
Hier errichteten sie iu den Jahren 1273 bis 1285 ein Kloster. Dieses ist
zwar längst wieder zerstört, doch unser Klostermarkt und unsere Klosterstraße
erinnern noch heute au dasselbe.
Wie alle Mönche, so hatten sich auch die Dominikaner zu einem Leben
in Armut, Ehelosigkeit und zu blindem, d. h. unbedingtem Gehorsam gegen
ihre Oberen verpflichtet. Sie nahmen es mit diesen Ordensregeln besonders
streng; sie entsagten allem weltlichen Besitze und lebten nur von Almosen.
Angethan mit weißem Unterkleid und weißem Käppchen, worüber sie einen
großen schwarzen Mantel mit spitzer Kapuze trugen, zogen sie terminierend,
d. i. um milde Gaben für das Kloster ansprechend, von Haus zu Haus.
Davon bekamen sie auch den Namen Bettelmönche. In den Städten Reichen-
bach, Ölsnitz, Mühltroff, ja sogar in Zwickau besaß das Kloster Termineien,
d. h. Häuser, iu denen die zum Terminieren ausgesandten Klosterbrüder die
eingesammelten Beiträge an Geld und Lebensmitteln niederlegten. So haben
es sich die Dominikanermönche ein paar Jahrhunderte in unserem Plauen
wohl sein lassen, bis eine neue Zeit aubrach, die Zeit der Reformation.
8. Die Kussiten in Wtauen.
1. Das Vogtland bildet eine Einsenkung zwischen dem westlich gelegenen
Franken- und Thüringerwald und dem östlich gelegenen Erzgebirge. Es
liegt iu der Mitte einer Linie, die von Leipzig, der alten mitteldeutschen
Handelsstadt, bis nach Regensburg an der Donau reicht. Daher hat man
schon in früher Zeit große Handelsstraßen durch das Vogtland gelegt. Seit-
wärts eröffneten sich natürliche Verbindungswege nach Böhmen und Franken.
Zwei Reichsstraßen führten dnrch das Vogtland nach Hof, die eine über
Plauen, die andere über Ölsnitz. Zwei andere Hauptstraßen vermittelten
über Asch und Eger den Verkehr nach Böhmen.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
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waren, ihre dortige Terminei zu verkaufen. Um ihr Ansehen wieder zu
heben, verbreitete,: die schlauen Mönche Erzählungen von allerlei Wundern,
welche in ihrem Kloster durch einen längst verstorbenen Prior geschehen
sein sollten. Allein dadurch stieg nur der Unwille des Volkes.
Am 3. Mai 1525 wurde das Kloster von den erbitterten Bürgern
gestürmt. Auf einen Büchsenschuß rückten sie von drei Seiten auf das
Kloster an (auf der vierten stieß dasselbe an die Stadtmauer), erbrachen
die Pforten mit Gewalt und trieben die noch anwesenden Mönche hinaus.
Zu dem Kloster hatten verschiedene Besitzungen und Stiftungen gehört, so
die Kloster« oder Mönchsmühle, die spätere Lohmühle am Lohmühlenteich.
Es entstand jetzt die Frage, was mit diesen Grundstücken, Zinsen n. s. w.
werden sollte. Sie au sich zu reißen, dazu war die städtische Obrigkeit, der
Rat, zu ehrlich und gewissenhaft. Man beschloß, sich in der streitigen An-
gelegenheit an Luther zu wenden. Der so überlaufene und vielbeschäftigte
Mann gab auch hier freundlich Antwort. Das Antwortschreiben Luthers
nach Plauen lautet:
„An den Rat zu Plauen. Gnad' und Friede in Christo. Ehr-
same, weise, liebe Herrn. Auf Euer Schreiben des Klosters halber
bei Ench weiß ich nicht anders zu antworten, denn ich zuvor durch
öffentlichen Druck habe in solchen Fällen geschrieben, nämlich, wo
das Kloster verlassen, habe die Stadt oder Herrschaft einzunehmen
und iu guteu Brauch zu nehmen, die Güter aber und Zinsen, wo
arme dürftige Erben sind der Stifter, daß man deuselbigeu die
läßt fahren und ihnen eines Teiles jetzo loerd (gewährt). Ist
derhalben mein Gutdünken, daß Ihr Euch mit dein Adel freund-
lich vertraget, ob sie gar oder eines Teiles abtreten wollen von
der Stiftung ihrer Eltern (Voreltern) und also zu Gottes Werk
anlegen. Solches ist billig und gefällt Gott als eine Frucht der
Liebe; die Kleinod aber bleiben, wo die Behausung bleibet. Hier-
mit Gott befohlen, Amen. Montags nach Simonis und Judä
(28. Okt.) 1525. Martiuus Luther, D."
Luthers guten Rat ließ man nicht unbeachtet. Das Klostergut wurde
uach und nach verkauft, die Klostergebäude wurden zu bürgerlichen Wohnungen
umgewandelt. Die gelösten Kapitalien wurden 1529 dem heute noch be-
stehenden Kirchkasten zugeschlagen. Die Reformation nahm nun uach der
Aufhebung des Klosters einen ruhigeren Fortgang. Georg Eulner wurde
Superintendent und verheiratete sich; das gleiche that Raute, welcher nach
dem Tode Eulners als zweiter Plauenscher Superiutendent folgte.
. In den nächsten Jahren faßte die neue Lehre im Vogtlande feste Wurzel.
Als dann im Jahre 1546 der schmalkaldische Krieg ausbrach, war die Re-
formation bereits so tief in das Volk eingedrungen, daß es Kaiser Karl V.
nicht gelang, sie wieder auszurotten.
19. Aus der Zeit des schmatkatdifchen Krieges.
1. Am 27. Oktober 1546 hatte Kaiser Karl V. dem Kurfürsten Johann
Friedrich dem Großmütigen die Kurwürde abgesprochen und sie mit dem
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Extrahierte Personennamen: Martiuus_Luther Georg_Eulner Eulners Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Johann
Friedrich Johann Friedrich
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und durfte nur den Titel und Stand eines Burggrafen von Meißen für
sich und seine Nachkommen beibehalten. Trotzdem dauerten die Reibereien
zwischen den Wettinern und den Vögten von Plauen fort. Jene hatten es
nämlich darauf abgesehen, die Herrschaft Plauen endgiltig an sich zu bringen.
Nur zu bald sollte ihnen dies gelingen. Heinrich Ii. kam mit seiner
eigenen Stadt Plauen und seinen Mannen in Zerwürfnis; er befehdete sie
und bewirkte sogar die Verhängnng des Bannes über sie. Die geplagten
Lehensleute wandteu sich an den Lehensherrn ihres Landesherrn, den König
Georg Podiebrad von Böhmen. Ein Teil der Planenschen Mannen rief
gleichzeitig den Kurfürsten Ernst und den Herzog Albrecht den Beherzten,
den Schwiegersohn des Böhmenkönigs, zu Hilfe. Als sich Heinrich Ii. trotz
wiederholter Ladung des Böhmenkönigs nicht vor dessen Gericht stellte, wurden
die sächsischen Fürsten von diesem mit der Achtsvollstreckung an ihm betrank.
Sie forderten Heinrich zur Abstellung der Fehde auf und kündigten ihm,
als er nicht Folge leistete, selbst Fehde an. Im Februar 1466 be-
setzten sie ohne großen Widerstand zu finden, Planen und die ganze Herr-
schast. Hierauf erklärte der Böhmeukönig den Burggrafen Heinrich Ii. der
Herrschaft für verlustig und belehnte mit ihr den Herzog Albrecht von Sachsen.
Mehrmals versuchte Heinrich Ii. wieder in den Besitz seines Landes zu
kommen, ebenso sein Sohn Heinrich Iii. Es glückte ihnen nicht. Der
letztere mußte am 2. Mai 1482 zit Brüx in Böhmen förmlich und feierlich
allen Ausprücheu auf seine vogtländischen Besitzungen entsagen. So wurde
das jetzige sächsische Vogtland der Krone Sachsen in aller Form Rechtens
einverleibt. Es trat damit in einen großen, gnt geordneten Staat ein.
Die sächsischen Herzöge ließen sich die Ordnung und Pflege des neuerworbenen
Gebietes angelegen sein und kamen wiederholt nach Plauen und nach dem
Vogtlande. So feierte Albrecht am W. November 1476 nach seiner Rückkehr
aus dem heiligen Lande das Wiedersehen mit seinem Bruder Ernst in Olsnitz.
„15 Gulden 17 Groschen" — so sagt das Reisebuch der fürstlichen Brüder
— „haben meine gnädigen Herren beide zu Ölsnitz verzehrt." Bis 1485
haben beide Fürsten, wenn auch Albrecht der eigentliche Herr von Planen
war, gemeinsam über die Herrschaft Plaueu regiert. Bei der Teilung der
sächsischen Lande zu Leipzig aber fiel Plaueu an den Kurfürsten Ernst allein
und damit an die Ernstinische Linie, bei welcher es bis 1547 blieb. Da
gelang es deu Reußeu uoch eiumal auf kurze Zeit wieder in den Besitz
ihrer augestammten Herrschaft zu kommen. Im Jahre 1575 aber fiel das
Vogtland für immer an das Hans Wettin.
13. Wogt Heinrich I V.
Burggraf Heinrich Iv. war einer der tüchtigsten Männer seines Hauses.
Er hatte sich die Gunst des Königs Ferdinand von Böhmen in so hohem
Maße erworben, daß er dessen volles Vertrauen genoß und zu wichtigen
Beratungen stets zugezogen wurde, Schou frühzeitig war ihm deshalb der
Titel eines „Reichsfürsten" verliehen worden, als welcher er Sitz und
Stimme auf den Reichstagen hatte; ja König Ferdinand hatte ihn zum
Oberstkanzler der Krone Böhmen ernannt.
Es ist zweifellos, daß Heinrich Iv. eifrig mit an dem Ausbruche des
schmalkaldischen Krieges schürte; denn bei einem glücklichen Ausgange
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Georg_Podiebrad_von_Böhmen Ernst Albrecht Albrecht Heinrich_Ii Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_Ii Heinrich Albrecht_von_Sachsen Albrecht Heinrich_Ii Heinrich Heinrich_Iii Heinrich Albrecht_am_W. Albrecht Ernst Albrecht Ernst Heinrich_I_V.
Burggraf_Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Ferdinand_von_Böhmen Ferdinand Ferdinand Heinrich_Iv Heinrich