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hing, ober dem Glauben, für den es Gut und Blut einsetzte, oder der Ent-
fchlossenheit gelten, mit welcher die hessischen Krieger stets dem Feinde entgegen-
gingen, dann wollen wir uns ihrer rühmen und immer gern „blind" genannt werden!
Der größte Teil der Bewohner unserer Provinz gehört zur evangelischen Kirche;
Katholiken giebt es etwa 350 000. Aus Landleuten besteht bei weitem die
größte Zahl des hessischen Volkes. Das ist eine Wohlthat sür das Ganze.
Denn Landboden ist das sichere Nahrungsbeet eines Volkes! Handwerk hat
zwar einen goldenen Boden, aber Ackerbau die fruchtbringende, ewig feste Erde.
Das hessische Volk hat seine Berge bis zu ihren Gipfeln unter Mühe und An-
strengung angebaut, und von Jahr zu Jahr wird mehr stellbares Land gewon-
nen. Wer zur Zeit der Aussaat oder dann, wenn die Felder ihre Ernte ver-
heißen, durch die Gaue Hessens wandert, der wird dem Landmanne Fleiß und
Arbeitsamkeit nicht absprechen können und gestehen müssen, daß unsere Provinz
ein liebliches und reich gesegnetes Stück von Gottes Erde ist. Das alte Sprich-
wort: „Wo Hessen und Holländer verderben, kann niemand Nahrung erwer-
den," deutet auf den Fleiß und die Ausdauer des hessischen Volkes, und wahr-
lich im Schweiße seines Angesichts muß es dem meist dürftigen Boden sein Brot
abringen, obgleich Tilly, der berühmte General des dreißigjährigen Krieges, den
alten neckischen Vers: „Im Lande Hessen hat man große Schüsseln und uichts
zu essen, große Krüge und sauern Wein; wer wollte wohl im Lande Hessen
sein?" nicht bestätigen wollte. — Das echte hessische Wesen kann man noch
heute im Schwalmgrunde sehen. „Der Schwälmer ist alter, einfacher Sitte treu
geblieben. Er zeigt eine hohe, kräftige Gestalt, ein offenes, schönes Gesicht und meist du
bläuliches Auge. Sein Haar ist in der Regel blond und fällt in langen Ringeln über
den Nacken herab; erst in neuester Zeit hat man hin und wieder begonnen dieselben zu
kürzen. Er ist gerade bis zur Grobheit, aber bieder und brav, und Treu und Glauben
ist bei ihm noch heimisch. Der Schwälmer ist ebenso sleißig als sparsam; noch ist der
Kaffee bei ihm nicht heimisch geworden, und wie der Vater und Großvater es that, genießt
auch der Sohn und Enkel noch seine aus Hafer bereitete Morgensuppe. Auch der weiße
Kittel, der niedergekrempte Hut, die kurzen Beinkleider sind hier noch im vollen Ansehen,
und die Frauen halten noch fest an ihrer eigentümlichen Tracht."
Die Westerwälder sind als die Helden berühmt, welche den alten Oraniern die Frei-
heit der Niederlande erobern halfen; es giebt heute noch altoranifch gesinnte Westerwälder
genug, denen das Herz aufgeht, wenn sie die Volkslieder von den Heldenthaten in Holland
hören. Ihre Lebensweise ist äußerst einfach; rauhes Brot, daneben meist Milchspeisen
und Kartoffeln; Fleisch nur an hohen Festen. Gelegenheit zu Tanz und einem lustigen
Trünke bieten die zahlreichen Märkte zu Emmerichenhain, Hadamar, Steinbach, Mols-
berg, Limburg, Montabaur und Hachenburg und die fast in jedem Orte stattfindenden
Kirchweihen.
Im Rheingan giebt es fast nur reiche und ganz arme Leute. Das kommt
teils von der Niederlassung einer bedeutenden Zahl Mainzer Patrizier in der
Mitte des 15. Jahrhunderts und der Menge Fürsten- und Adelssitze, Klöster
und Abteien, teils von dem von diesen Grundbesitzern eingeführten Luxus, teils
auch von den oft fehlschlagenden Herbsthoffnungen. Der gewöhnliche Mann,
der hier eher einem verbauerten Städter, als einem wirklichen Bauer ähnlich
sieht, hat ein ungleich lebhafteres Temperament, als die schwerfälligen Korn-
bauern in seiner Nachbarschaft, ein rascheres Urteil, ein höheres Selbstgefühl
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1400 wurde hier auf Anstiften des Mainzer Erzbischofs durch waldeckische und hessische
Ritter der zum deutschen Kaiser ausersehene Herzog Friedrich von Braunschweig erschlagen.
Ein verwittertes Kreuz erinnert an diese blutige That. Gudensberg, Stadt mit
Amtsgericht, angelehnt an einen mit Burgtrümmern gekrönten Basaltberg.
(Eckbrecht von Grifte.)
Südlich davon liegt die „Mader Heide" mit dem steilen Felsen der „Mader Stein",
wo der Hauptsammelplatz der Katten, von den Römern Mattium genannt, gewesen sein
soll. Lange die ansehnlichste Gerichtsstätte des fränkischen Hessengaues. Die Umgegend ist
sehr fruchtbar. („Dorle, Werkel, Lohne, Hessenlandes Krone.") Hier ist der Herzpunkt
des alten Hessens, woran der Spruch von den Dörfern erinnert: „Dissen, Deute, Hal
dors, Ritte, Baune, Besse, das sind der Hessendörfer alle Sesse." Da liegt der Oden-
oder Wotansberg, reich an Sagen von Kaiser Karl dem Großen. In der Nähe wurde
1662 die letzte „Hexe" in Hessen verbrannt. (Scharfenstein.)
Jesberg, Dorf mit Amtsgericht; nahe dabei die Ruinen der Burg Löwen
stein im Löwensteiner Grunde.
6. Kreis Frankenberg. 560 qkm. 23 740 Ew. * Krautenberg a. d. Eder,
2640 Ew. Schöne Kirche. Im Mittelalter blühende Stadt, Handel und
Gewerbe; von 1590 bis 1817 ergiebiger Silber- und Kupferbergbau; 1476
vernichtete ein furchtbarer Brand die Stadt. Jetzt noch immer viele Wollen-
tuchwebereien, Rot- und Weißgerbereien; 11 Jahrmärkte; bedeutende Schweine*
glicht. Geismar, Dorf, ehemals Gerichtsstätte; schon im Heidentum heilig
geachteter Ort. Viermünden, Dorf a. d. Ruhne, ehemals Gerichtshauptort.
Frankenau, Stadt mit Amtsgericht auf kahler Hochfläche; arm; großer Brand
1366. Rosenthal, Stadt im Burgwalde, Sprichwort: „Rosenthal, Acker
schmal, Wiesen kahl." Gemünden, Stadt am Zusammenfluß der Wohre-
Quellbäche; Kirche mit hohem Turm aus dem Jahre 1486. Hainau, Dors
und ehemaliges Kloster, jetzt Hospital für geisteskranke und gebrechliche Manns-
personen, liegt im engen Waldthale unter dein hohen Lohr; neue prächtige
Kirche. Malerfamilie Tischbein. (Heinz von Liider, Anwalt der Unglücklichen.)
Vöhl über dem linkenederufer; Amtsgericht. Thal-Itter, Dorfa. d. Itter
mit Kupferbergbau. Der Bezirk Vöhl wurde 1866 von Hessen-Darmstadt
abgetrennt.
7. Kreis Marburg. 560 qkm. 43420 Ew. * Marburg am Abhänge
des Dammelsberges herab bis zur Lahn gebaut; enge unebene Straßen, zahlreiche
Treppen, meist altertümliche Häuser, die oft so au deu Berg gelehnt sind, daß
man aus einem oben, Stocke auf die höher liegende Straße geht; Univer-
sität, Sternwarte mit beweglichem Himmelsglobus; Anatomie; botanischer Gar-
ten; Elisabeth-Kirche; die schönste im Lande; schöne lutherische Kirche; Rathaus
mit kunstvoller Uhr; altes Schloß auf der Bergesspitze, ehemals Residenz hessi
scher Landgrafen, jetzt Aufbewahrungsort des hessischen Staatsarchivs. Hier
fand vom 1. bis 4. Oktober 1529 das Religionsgespräch zwischen Luther und
Zwiugli statt. Gymnasium und höhere Bürgerschule. Waisenhaus. Land-
krankenhaus. Jrrenheilanstalt. Amts- und Landesgericht.
Marburg entstand aus einem Dorf, welches 1227 vom thüringischen Landgrafen
Ludwig Stadtrechte erhielt. Als Ludwigs Witwe, die heilige Elisabeth, hier lebte und
Gutes wirkte, während ihr Beichtvater Konrad, fanatisch hauste (Ketzerbach, Pilgrimstein,
Barfüßerstraße), erblühte die Stadt rasch, besonders seit der deutsche Orden hier seinen
Sitz nahm und Elisabeths Schwager, Landgraf Konrad, über ihrem Grabe nahe der Lahn
die rein gothifche Elisabetherkirche von 1235 bis 1283 aus Ouadern bis in die Spitzen
der 95,J0lm hohen Türme baute. Im Jahre 1527 errichtete Landgraf Philipp, nach
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Braunschweig Friedrich Karl_dem_Großen Karl Scharfenstein Jesberg Krautenberg Rosenthal Heinz_von_Liider Ludwig_Stadtrechte Ludwig Ludwigs Ludwigs Konrad Konrad Konrad Konrad Philipp Philipp
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23. Kreis Schmalkalden. 317 qkm. 31100 Ew. ^Schmalkalden
im engen Thale am Zusammenflusse der Stille und Schmalkalde mit 6500 Ew.,
welche sich fast nur durch Gewerbebetrieb — Anfertigung von Eisenwaren —
ernähren. Amtsgericht. (Schmalkalder Bund 1531, Schmalkalder Artikel 1537.)
Vierlinge Orgelkomponist, und Wilhelm, Komponist der „Wacht am Rhein." Herges,
Dorf, in dessen Nähe der Stahlberg, mit dem bedeutendsten Eisenbergwerk
des Thüringer Waldes — „die Brotkammer Schmalkaldens" — liegt. An der
Quelle der Schwarza, welche zur Hasel fließt, liegt der Marktflecken Stein-
bach-Hallenberg mit fast 3000 Ew. am Fuße der auf steilen Felsen thronen-
den Ruine Halleuberg (Kauzlar Grund). Amtsgericht. Brotterode, Flecken
nlit 2700 Ew., nahe am Jnselsberge 564 in hoch; Amtsgericht. Lebhafter Han-
del mit Schmalkalder Eisenwaren, Tabak, welcher hier fabriziert wird—„Brotte-
rode Kneller" —, Leder, Wein u. s. w. Hier beginnt das malerische Thal
der Truse. Über dem Dorse Elmenthal liegt im Westen die Mommel mit
ihren Eisenbergwerken, („die Brotkammer Schmalkaldens.") Jni fruchtbaren Thale
der Werra liegt der Flecken Herrenbreitungen mit Amtsgericht. Gipsbrüche;
Tabaksbau. Barchfeld a. d. Werra, Flecken mit 1800 Ew., Sitz des Landgrafen
von Hessen-Philippsthal-Barchfeld. Fruchtbar, Tabaksbau.
Der Kreis ist über die Hälfte mit Wald bedeckt, der jetzt zum größten
Teile dem Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha gehört.
Die Schmalkalder sind ein kräftiger, schöner Menschenschlag, ein biederes und
fröhliches Volk, höchst betriebsam und von „eisernem Fleiße." Wohin man geht, sieht
man die Esse glühen und die Hütten dampfen, hört man das Hämmern in den Werkstät-
len und das gewaltige Pochen der Eisen- und Stahlhämmer. Reinlichkeit ist ihm beson-
ders eigentümlich; auch liebt er schöne Blumen, welche seine Fenster zieren. Wie der
Bewohner des Thüringer Waldes überhaupt, so zeichnet sich auch der Schmalkalder durch
Sinn für Musik aus. Er liebt es, daß seine „Gottesdienste durch Musik verherrlicht wer-
deu, und nicht selten kommt es vor, daß Leute, welche die ganze Woche den Hammer
geführt, am Sonntage im Gotteshause dem Herrn auf Saiteu spielen.
24. Kreis Nutteln. 454 qkm. 39 950 Ew. * Rinteln am linken
Ufer der Weser (12 Meilen von Cassel) mit 4180 Ew., welche Ackerbau, Handel
(besonders mit Leinen) und Flußschiffahrt treiben. Eisenbahnstation. Gymna-
sium mit Realklassen; Amtsgericht. Hatte seit 1621 eine Universität, welche
1810 aufgehoben wurde. — (Stegmannn, der Dichter des schönen Liedes: „Ach
bleib mit deiner Gnade", war hier Professor.) Schöne Kirche. Möllenbeck, Dorf
mit ehemaligem Kloster, dessen Einkünfte seit der Reformation zur Unterstützung
armer Studierender der Universität Marburg verwendet werden; sehenswerte Kirche.
Exten, Dorf in der Weserebene a. d. Exter, Messerfabrik. Am rechten Weser-
ufer liegt das Dörfchen Todenmann („To-den-Mann") unter dem Papenbrink,
einem der letzten bedeutenden Weserberge, von welchem man eine herrliche Aus-
sicht auf die unübersehbare norddeutsche Ebene hat. Tie Schaum bürg, altes
Schloß auf den Weserbergen mit entzückender Aussicht, welches der „Grafschaft
an der Weser" den Namen gegeben. Oldendorf, Stadt am rechten Weserufer
mit 1300 Ew.; Ackerbau; Leinwandhandel, Amtsgericht. (Hier wurde zuerst
in der Grafschaft die Reformation eingeführt.) In der Nähe das Schlachtfeld
Jdistavisus, und zwischen hier und Segelhorst, einem Dorf unter dem Süntel,
wurde 16 33 der kaiserliche General von Merode von den Hessen, Braunschwei-
gern und Schweden besiegt. (Der Rittmeister Kurt Mai er, der vormals in Segel-
Horst als Schäfer gedient Halle, führte die Reiterei des Herzogs von Braunschweig auf nur
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Brotkammer_Schmalkaldens Barchfeld Hessen-Philippsthal-Barchfeld Cassel Kurt_Mai Horst
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und Geilnau, Dörfer unterhalb Diez' a. d. Lahn mit besuchten Mineralquellen.
Holzappel. Stadt, Silber- und Bleibergwerk. Früher Hauptort der Grafschaft
Holzappel. Peter Eppelmann (Melander), gebürtig aus Hadamar, war im 30jährigen
Kriege — erst hessischer General, dann kaiserlicher Feldherr und Reichsgraf — ein Held
in vielen Schlachten. Ihm gehörte auch das herrliche Schloß Schaum bürg.
12. Kreis Limburg. 353 qkm. 48 800 Ew. * Limburg a. d. Lahn
mit 6000 Ew. mit engen und dunkeln Straßen, viel Verkehr und Gewerbe-
betrieb, namentlich Lohgerbern; Sitz eines katholischen Bischofs; Dom, ein
schönes Denkmal alter Baukunst (910 — 940 erbaut); neue evangelische Kirche;
Limburger Chronik; Landes- und Amtsgericht. Eisenbahnverbindung durch das
Elbthal nach Hadamar und durch den „goldenen Grund" (Emsthal) nach Niederselters,
über den Taunus nach Wiesbaden und nach Frankfurt. Camberg, Stadt auf einer
Anhöhe über der Ems, Taubstummen-Lehranstalt; Hospital; Amtsgericht. Nie-
derselters mit seinem berühmten Sauerbrunnen, dessen Wasser nach allen Teilen
der Erde jährlich in 3 bis 4 Millionen Krügen und Flaschen versandt wird. —
Hadamar, hübsches Städtchen und Amtsgericht am Elbbach (2000 Ew.);
Gymnasium. Elz, Dorf im Elbthal, bekannt durch seine in alle Länder answan-
dernde Sänger, Seiltänzer u. s. w- Ober- und Niedertiefenbach, schöne Dörfer.
Dietkirchen, Dorf mit der ältesten Kirche in Nassau, enthält die Gebeine des
heiligen Laurentius, des Gründers derselben.
13. Oberlahnkreis. 534qkm. 51011 Ew. ^Weilburg, hart über
der Lahn auf einer vom Flusse umschlossenen Halbinsel. Schöne Stadtkirche;
im Mittelalter berühmte Schule, jetzt Gymnasium; landwirtschaftliche Lehranstalt.
3700 Ew.; Porzellan- und Papierfabrik; Garnison; Unteroffizier-Vorbereitungs-
schule. Amtsgericht. War der Hauptsitz des Salisch-Konradinischen Geschlechts; hat
ein wohlerhaltenes Schloß. Bahn- und Lahntunnel; schöne Brücke. Im schönen
Thale der Weil viel Bergbau auf Eisenstein und Schiefern, Eisenwerke bei
Weilmünster, Audenscheinde, Hüttenwerke. An der Lahn liegen die alte
Stadt Runkel mit Amtsgericht und der Flecken Vilmar mit Marmorbrüchen.
Sprichwort: „In Runkel ist's dunkel." Um so reizender ist seine Umgebung;
Weinbau.
14. Unterwesterwaldkreis. 366 qkm. 39 500 Ew. * Montabaur,
Stadt und Amtssitz mit 3566 Ew., liegt auf einem Berge. (Früher hieß es
Humbach, der jetzige Name ist von Möns Tabor abgeleitet. Katholisches Lehrerseminar
und ein Progymnasium. Papiermühle. Der Malberg war die alte Gerichts-
stätte des Engersganes. Höhr, Grenz hausen (Amtsgerichtssitz) und Arz-
bach, Hauptort im s. g. Kannenbäckerviertel. Dorf Dernbach, Mutterhaus der
„Dienstmägde Christi." Am Saynbach liegen Selters mit Amtsgericht, (Trachit-
stein-Platten und Säulen) und Maxsayn, evangelisches Pfarrdorf. Korkfabrik.
15. Oberwesterwaldkreis. 325 qkm. 22700 Ew. ^ Marienberg,
Dorf mit zwei evangelischen Pfarreien und Amtsgericht. Das Städtchen Hachen-
bürg mit Amtssitz; eine halbe Stunde abwärts der Nister stehen die Gebäude
der vormaligen Abtei Marienstadt, deren schöne Kirche den umwohnenden
Katholiken als Pfarrkirche dient. Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder. —
Dreifelden, in dessen Nähe hat der Fürst von Wied mehrere große Weiher
anlegen lassen. Seeburg, ein Schloß des Fürsten von Wied. Neukirch am
Salzburger Kops, höchstgelegener Ort im Westerwalds.
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demselben Strom im Westen und der Lahn im Norden begrenzt, gewährt dieses
Gebirge, von der Südostseite betrachtet, den schönsten Anblick, weil hier seine
höchsten Berge liegen. Nach der Mainebene hin fällt das Gebirge steil ab,
bleibt aber fast eine Meile vom Flnsfe entfernt. Der bei Niederwallufs in den
Rhein mündende Bach Walluff scheidet den östlichen höhern, Teil vom west-
lichen, niedrigeren, welcher gewöhnlich das Rhewgauer Gebirge genannt wird
und dicht bis an den Rheinstrom herantritt; auch begleitet er denselben mit
scharfer Wand von Rüdesheim bis zur Lahnmündung. Nach Norden gegen die
Lahn hin verzweigt sich der Taunus in ein Bergland, das vom Ufer dieses
Flusses oft zu bedeutenden Höhen ansteigt und einige Basaltkuppen aufweist,
während fönst Schiefer mit Quarz das Hauptgestein dieses Gebirges ist. Der
Hauptkamm bleibt doppelt soweit von der Lahn als von dem Rhein entfernt.
Die Krone des Taunus bilden die an die Südostecke geschobenen Berggipfel des
großen Feldberges (861m), des kleinen Feldberges (810 m) und des Alt-
königs oder Altkings (770rn). Der große Feldberg soll von dem an 241m
großen Felde oben seinen Namen führen. Diese Ebene ist ohne Bäume und
Gesträuche, nur mit Heidekraut und Torfmoos bedeckt. Ein Haus, wo
alljährlich die volkstümlichen Feldbergsfeste gefeiert werden, krönt sein Haupt.
Bemerkenswert ist ein 4m hoher, 7,80m breiter und 8,75m langer Quarzblock—brun-
hildenstein oder = bett genannt —, welcher oben lose auf dem Berge liegt; doch das
Bemerkenswerteste des Berges, und was ihm auch die meisten Besucher zuführt, ist seine
weite Aussicht. Noch reizender aber ist der Blick vom Altkönig über die nähere,
niit blühenden Ortschaften besäete, von blauen Fernhöhen umkränzte Fläche, die
sich an seinem Fuße ausbreitet. Die Spitze dieses Berges ist mit einem drei-
fachen, 5 m hohen, kolossalen Steinwall umgeben, wahrscheinlich ein Befestigungs-
werk der alten Germanen. Auf dem Hauptkamme find noch folgende hervor-
stehende Kuppen zu merken: der Glaskopf, der Rossert, der Stauffen mit
dem fabelhaften Mannsstein, der Kellerskopf, die hohe Kanzel (565 rn), der
Trompeter, die Platte über Wiesbaden mit einem prächtigen Jagdschlosse und
schöner Aussicht, die eiserne Hand, die hohe Wurzel (560m). Im Rhein-
gauer Gebirge zeichnen sich folgende Höhen aus: Hallgarter Zange (545 m),'
der Rabenkops (548 m), der aussichtsreiche Niederwald über Büdesheim u.a.
Aus einem Ausläufer, dem Eich berge, steht die Irren Heilanstalt Eichberg;
zwischen diesem und dem Boß liegen in einer Schlucht die Gebäude der ehe-
maligen Abtei Eberbach, in deren Keller jetzt die edelsten Weine des Rheingaus
lagern, während die weitläufigen Gebäude zum Korrektions- und weiblichen
Zuchthause dienen. Ihren äußersten Ausläufer am Rhem schmückt das Metter-
nichsche Schloß Johannisberg, dessen Südseite den weltberühmten Johannis-
berger Wein erzeugt. Alle Bergspitzen gewähren in der Nähe und Ferne,
besonders nach Süden hin, eine entzückende Aussicht, die ihr mühsames Erstei-
gen reichlich lohnt. Der Rheingau, „des heiligen römischen Reiches Pfaffen-
gaffe", und die hessische Pfalz liegen, mit dem Rheinstrome in der Mitte, zu
Füßen. —- Auf der rechten Seite der nach Westen fließenden Wisper, nördlich
bis zur Lahn hin, verflacht sich der Boden, nähert sich mehr der Ebene und
die Berggehänge auf beiden Seiten des Mühlbachs erscheinen sanfter. Nur an
der Wisper selbst in der Nähe des Rheins, an der Lahn und dem unteren
Mühlbach steigen die Bergseiten so steil und schroff, daß sie mir mit Mühe zu
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Herrenbreitungen das Hessische berührt. Daher eneiml-ber Boden kaum für
drei Monate Nahrung, für die übrige Zeit muß sie der Schmalkalder aus aus-
wärtigen Märkten holen. Dagegen findet sich in den Thälern ein herrlicher
Graswuchs, und das Gebirge liefert treffliche Futterkräuter in Menge, weshalb
man auch im Kreise Schmalkalden viel und gut genährtes Vieh trifft. Den
größten Reichtum bietet jedoch das Land in seinen Eisenerzen, die aus deu
Tiefeu des Bodens zu Tage gefördert werden. Die Bergwerke am S_tcihlberge
und an der Mommel liefern jährlich mehr denn 7 500 000 kg Erze, die teil-
weise ausgeführt werden, weil sie nicht alle ausgeschmolzeu werden können.
Bergbau und Eisenarbeiten ernähren die meisten Bewohner Schmalkaldens. -
Die Bäche, welche alle der Werra zueilen, haben einen kurzen und raschen Lauf
und bilden zum Teil anmutige und sehenswerte Thalgründe, so der Kanzlars-
oder Schönauergrund von der Schwarza durchflössen, in welchem Steinbach-
Hallenberg liegt; die Thäler der Schmalkalde und der Stille, iu welchen die
Stadt Schmalkalden und weiter hinauf das gewerbreiche Kleinschmalkalden liegen.
Das sehenswerteste Thal ist das der Trnse, die am Jnselsberge entspringt und
den Bergflecken Brotterode bewässert. Die Hörfel entspringt am nordöstlichen
Abhänge des Gebirges. Über der im Hörselthal gelegenen Stadt Eisenach
erhebt sich ans einem Bergvorsprunge des Thüringerwaldes die berühmte Wart-
bürg. Vou hier aus beherrschte» einst die thüringischen Landgrasen ihre Lande,
wozu auch Hessen gehörte, und hier begauu Luther das große Werk der dent-
scheu Bibelübersetzuua.
i^^qs (5'ichsfele Nördlich vom Thüringerwalde zwischen Werra und
Unstruitägert das Eichsfelder Hochland. Es begleitet die Werra anf ihrem rech-
ten User von Eisenach bis Münden. Das Eichsfeld ist fast durchweg ein rauhes,
ödes Land, dessen Oberfläche mit Muschelkalk übersäet ist, daher den Ackerbau
wenig begünstigt. Der Kornertrag reicht für die Bewohner nicht aus, auch die
sonst schwunghafte Fabrikation von Wollzengen ist gesunken. So leben die
armen Eichsfelder vou Wollkämmen oder wandern, gleich den Fnldaern, in
Scharen aus, um als Fabrik- und Feldarbeiter ein ferneres Stück Brot zu ver
dienei^^Stfm Werranfer erhebt sich ein steiler Rücken, auf welchem unweit
Wannfri^ds die Blesse und der Gehilfeusberg als besondere Punkte hervor-
treten. Die Wallsahrtskapelle auf diesem Berge soll der Sage nach von Boni-
facius gegründet worden sein. Im Norden der Stadt Eschwege ragen der Grei-
fenstein mit den Trümmern einer Burg, der lauggestreckte Meinhardt und
die Gobert hervor. Dem Laufe der Werra folgend, treffen wir bei Allendorf
den Brandswald mit dem Höheberge, an den sich niedrige Züge anschließen,
welche die wohlerhaltenen Schloßtrümmer des alten H an stein tragen und bei
Witzenhausen Weinberge aufweisen. Von hier setzt sich das Gebirge in einem
langen Waldrücken bis zum Bergkessel von Münden fort. Dieser ganze Zug ist
eine alte Landwehr zwischen Hessen und dein Eichsfelde und gleichsam eine Scheide von
zweierlei Naturen. Drüben zunächst ist es rauh und unwirtlich, diesseits alles blühend
und fruchtbar; ueben den üppigsten Getreidefluren gedeihet die Tabakspflanze und vor zwei
Menschenaltern noch der Weinftvck, der jetzt freilich nur noch die schmucken Bauernhäuser
umgrünt. In einem desto größeren Flor ist der Obstbau.
Stromabwärts von Münden liegt am rechten Ufer der Weser auf Hanno-
verschem Gebiete der Bramwalo, der nur Ausläufer uach Hessen sendet. Bei
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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