Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
24 Allgemeine Landeskunde.
Belagerten die Burg übergeben, weil es ihnen an Lebensmitteln gebrach.
In der größten Not kam zu ihnen eine alte Frau mit dreiviertel Brot und
zwei Weintrauben. Neue Kraft und Stärke kehrte den Kriegern wieder,
und der Sturm wurde glücklich abgeschlagen. Auf dem weitern Zuge des
Herzogs wurden besonders schwer heimgesucht die Ortschaften Woltersdorf,
Kloster Nienburg, Calbe, Kloster Gottesgnaden, Unseburg und Wanzleben.
Zu Ende des 13. Jahrhunderts tobte eine ähnliche Fehde zwischen dem
Markgrafen von Brandenburg, Otto Iv., und dem Erzbischof von Magde-
bürg. (Vgl. Staßsurt und Frohse.)
Im 13. und 14. Jahrhundert trieben die Raubritter ihr Unwesen.
Raubritterburgen waren: Dumburg, Arnstein, Lauenburg, Stecklenbnrg, die
Burg des Ritters Hans v. Hackelberg, der Reinstein, die Dassenburg,
Sachsenburg, der Adlerstein u. a. Im Jahre 1525 brach der Bauernkrieg
aus, der auch besonders unsere Gegend mit heimsuchte. (Mau vgl. Böruecke,
Adersleben, Huysburg :e.)
Die schrecklichsten Spuren der Verwüstung hinterließ der dreißigjährige
Krieg (1618 —1648). Wohl kein Ort nnsrer Heimat blieb verschont.
Aus den Hunderten von Einzelheiten entnehmen wir nur ein Bild, wie es
ein zeitgenössischer Geschichtsschreiber entrollt. „Wie jämmerlich stehen nun die
großen Städte! Wo zuvor tausend Gassen gewesen sind, sind nun nicht
mehr hundert. Wie elend stehen die kleinen Städte, die offenen Flecken;
da liegen sie verbrannt, zerfallen, zerstört, daß weder Dach, Gesparr, Thüren
oder Fenster zu sehen sind. Wie sind sie mit den Kirchen umgegangen?
Sie haben sie verbrannt, zu Pferdeställen und Marketeuderhäusern gemacht,
die Glocken weggeführt und die Altäre entweiht. Ach Gott, wie jämmerlich
stehts auf den Dörfern! Man wandert bei zehn Meilen und stehet nicht
einen Menschen, nicht ein Vieh, nicht einen Sperling, wo nicht an etlichen
Orten ein alter Mann, Kind oder zwei alte Frauen zu finden. In allen
Dörfern sind die Häuser voller Leichname und Äser gelegen; Mann, Weib,
Kinder, Gesinde, Pferde, Schweine, Kühe und Ochsen, neben- und unter-
einander von der Pest und vom Hunger erwürgt, voller Maden und
Würmer, und sind von Wölfen, Hunden, Krähen und Raben und andern
Vögeln gefressen worden, weil niemand dagewesen, der sie begraben^ beklagt
und beweint hat. So groß ist die Not gewesen, daß die Menschen sich
angefallen und gegeffen haben, daß die Armen in den Schiudergruben vom
Aas geschnitten, die Knochen zerschlagen und mit dem Marke das Fleisch
gekocht, das schon voll Würmer gewesen. Unser Vaterland liegt in Schmach,
Jammer und Armut und Herzeleid; die viel tausendmal tausend armen
jungen Seelen, so in diesem Kriege unschuldig sind hingeschlachtet worden,
schreien Tag und Nacht zu Gott um Rache." — Jahrzehnte bedurfte
es, um die Wunden, die der böse Krieg unsrer Heimat geschlagen, einiger-
maßen zu heilen. Erst unter der segensreichen Regierung der weisen
Landesväter aus dem Hause Hohenzollern erholte sich das Land nach und
nach bis zu dem jetzigen Wohlstande. Aus der Regierungszeit des Großen
Kurfürsten ist besonders wichtig für unsere Heimat, daß er den aus Frank-
reich und aus der Pfalz um ihres Glaubens willen Vertriebenen unser Land
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Kreis Aschersleben. 29
preußisch wurde. Das Wappen der Stadt zeigt eine mit zwei Türmen gekrönte
Stadtmauer, über welche hinter dem Thoreingang ein Eichbaum hervorragt, in dessen
Zweigen drei Vöglein sitzen.
Nach der Burg Askanien nannte sich ein edles Grafengeschlecht, aus welchem
seit Albrecht dem Bären viele Markgrafen der Mark Brandenburg entstammten. Die
Burg soll angeblich im 6. Jahrhundert von den Sachsen erbaut worden sein, wurde
aber schon in' den Kämpfen Karls des Großen mit den Sorbenwenden zerstört. Von
Otto dem Reichen von Anhalt, dein Vater Albrechts des Bären, gegen Ende des
11. Jahrhunderts wieder aufgebaut, wurde sie 1140 abermals zerstört. Wiederum
aufgebaut wurde sie jetzt Residenz der Grasen von Askanien. Nach dem Aussterben
der Anhaltiner kam sie an das Bistum Halberstadt. 1444 kaufte die Stadt Aschers-
leben die Burg von den Bischöfen und ließ sie zum größten Teil abbrechen.
In der ehrwürdigen Ruine der alten Stammburg des askanischen Fürsten-
geschlechts ist zum Andenken an den 80. Geburtstag des Fürsten Bismarck ein
Denkmal in Gestalt eines alten Riesensteins mit einer Inschrift gesetzt worden. Von
diesem Steine erzählt die Sage:
„Bei Aschersleben liegt ein Stein,
drei Pserde ziehn ihn nicht,
liegt viele hundert Jahre dort,
von dem die Sage spricht:
Ein Riese kam des Wegs daher,
ihn drückt' ein Stein im Schuh;
er schüttelt' ihn im Gehen aus
und sah noch nicht mal zu.
Am Platz', wo er ihn hingeschütt't,
da sieht man ihn noch heut,
bis wieder mal ein Riese kommt,
der ihn von da befreit."
Die Burgmühle bei Askanienburg.
Da, wo das Flüßchen Eine die auf dem Wolfsberge liegende Askanienburg
umfließt, lag im Thale eine kleine baufällige Mühle. Dieselbe bewohnte der Müller
Martin mit seinem Sohne. Beiden führte den Haushalt eine treue, fleißige Magd.
Die Müllersleute lebten in recht dürftigen Verhältnissen. In einer Nacht erwachte
die Magd sehr frühe, und im schlaftrunkenen Zustande ging sie in die Küche. Da
der Mond sehr hell schien, glaubte sie, es sei schon Morgen, sie habe die Zeit ver-
schlafen; deshalb beeilte sie sich, das Feuer anzuzünden, um den Frühtrunk zu be-
reiten; aber ihr Feuerzeug versagte den Dienst. Da erblickte sie auf dem Hofe einen
Haufen glühender Kohlen, an dem drei ihr unbekannte Männer sich zu schaffen
machten. Sie trat hinaus mit Schippe und Feuerhaken und bat die Unbekannten,
ihr etwas Glut abzulassen. Bereitwillig gestatteten sie es ihr. Doch als sie die ver-
meintlichen Kohlen auf dem Herd niederlegte, waren sie wieder erloschen. Zum
zweiten und dritten Male machte sie diesen Gang; doch jedesmal erfolglos. Da
schlug es auf dem nahen Kirchturm 12 Uhr, und verschwunden waren die drei
Männer und die glühenden Kohlen auf dein Hofe. Jetzt wußte sie, wie spät es an
der Zeit war, und ging abermals zur Ruhe. Wer beschreibt aber ihr Erstaunen,
als sie am nächsten Morgen auf dem Herde statt der glühenden Kohlen blanke,
glänzende Goldstücke fand. Als ehrliche, treue Magd schenkte sie dieselben ihrem
Herrn, dessen Schwiegertochter sie nun wurde, da der Sohn des Müllers, der bisher
wegen seiner Armut seine Liebe zu ihr verschwiegen hatte, sie zu seiner Frau nahni
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Karls Otto Albrechts Albrechts Martin
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Ortskunde.
Als tapfere Generale zeigten sich im Kriege 1870/71 gegen Frankreich Gustav
und Konstautin v. Alvensleben.
Der Ring der Alvensleben.
Eine Frau von Alvensleben war eines Kindleins geneseu. In einer Nacht
lag sie wachend im Bette, das Kindlein an ihrer Seite. Als sie über die Zukunft
ihres Lieblings nachdachte, ertönte plötzlich ganz wunderschöne, aber sehr leise Musik.
Die Thür össuete sich, und herein kam ein Zug von zierlichen Leutchen; es waren
Zwerge. Unter vielen Verbeugungen näherten sie sich dem Himmelbett und baten,
eine Hochzeit uuter dem Ofen, der nach Landessitte auf vier Beinen stand, feiern zu
dürfen. Da die Frau von Alvensleben ein liebreiches Gemüt hatte, gewährte sie den
Leutchen die Bitte. Die ganze Nacht hindurch ertöute nnn die feine Musik vom Ofen
her. Als der Morgen heraufzog, kamen die niedlichen Zwerge wieder in feierlichem
Zuge an das Himmelbett und überreichten der erstaunten Frau einen Ring mit dein
Bemerken, daß so lange das Glück in der Familie blühen werde, so lange dieselbe den
Ring bewahre. Danach verschwand der Zug unter Musik durch die Thür. Als es
Tag war, kam der Frau alles so sonderbar vor, und sie meinte, es sei ein Traum
geweseu, doch der Ring belehrte sie eines andern. Derselbe wird noch heute in der
Familie von Alvensleben aufbewahrt.
2. Gemeinde Hohendorf, Pfarrdorf mit 556 Einwohnern, bildet mit
Neugatterslebeu eine zusammenhängende Ortschaft, hat aber besondere Ver-
waltuug. Beide Dörfer haben auch die in Hohendorf bestehende Kirche
St. Gertrudis, die schon im Jahre 1343 erwähnt wird, gemeinsam.
Nach dem Dorfe, das 1211 als Hoendorp genannt wird, führte ein adliges
Geschlecht seinen Namen. Es trägt in seinem Wavpen ein Vollrad und tritt ums
Jahr 1147 zum erstenmal? auf.
3. Gemeinde Löbnitz, Filiale von Hohendorf, mit dem Vorwerk Büchse
(ehemals Gasthof zum Fürst Blücher). 348 Einwohner. Das Dorf liegt
an der Bode.
Es gehörte 1225 als Lubanitz der Dompropstei, kam später an die Stadt Magde
bürg und mit Neugattersleben an die Herren v. Alvensleben. Die alte Kirche
St. Andrea enthält einen guten Altarschrein und zwei Glocken. Im Jahre 1869 sand
man in: Felde bei Löbnitz einen alten Leichenstein, welcher ein Gerippe bedeckte. Der
Stein befindet sich jetzt auf einem Gehöfte in Löbnitz.
7. Umlsbezirk Brumbtj.
1. Gemeinde Brumby, ein Pfarrdorf, 964 Einwohner, Spiritus-
brennerei.
2. Gutsbezirk Brmnby, 89 Einwohner, eingepfarrt und eingeschult nach
Dorf Brumby.
3. Gutsbezirk Burg Brumby. 55 Einwohner, eingepfarrt und eingeschult
nach Dorf Brumby.
Brumby liegt 4 km westlich von Calbe. Der Name Brumboie tritt schon 1144
auf und bedeutet wahrscheinlich die Biegung des Weges am Brunnen. Der Ort
hatte fchon in alter Zeit einen Rittersitz, von dem die adligen Herren von Brumby
sich nannten. Im Mittelalter gehörte das Dorf dem Kloster Berge. Der erste
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Extrahierte Personennamen: Gustav Alvensleben Alvensleben Gertrudis Hohendorf Andrea Gutsbezirk_Brmnby Brumby Brumby