Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Kreis Aschersleben. 33
1477 mußte sie die Oberhoheit von Kursachsen anerkennen. 1085 fand zu Quedlinburg
eine Synode statt, auf welcher der Bann über Heinrich Iv. erneuert wurde; 1207
schlössen die Könige Philipp und Otto Iv. zu Quedlinburg einen Waffenstillstand.
1383 fand in Quedlinburg ein Religionsgespräch zwischen den pfälzisch-sächsisch-
brandenburgischen und den braunschweigischen Geistlichen über die Abendmahlslehre
statt. 1802 kam die Stadt mit ihrem Gebiete an Preußen, unter dessen Schutz es
schon seit 1698 stand. 1803 wurde das Stift aufgehoben.
Das Schloß und die Schloßkirche liegen auf Quadersandsteinfelsen. Im ersteren
sind noch einige Zimmer, wie sie zur Zeit der Äbtissinnen waren. Hier erblickt man
die Gemälde der Kaiserin Katharina Ii., der Äbtissin Aurora von Königsmark und
viele andere. Eine herrliche Ausficht hat man aus einem Fenster des Schlosses nach
dem gegenüberliegenden Münzenberg, auf dem früher ein Benediktiner-Jungfrauen-
kloster stand. Die Schloßkirche birgt wertvolle Denkmäler mittelalterlicher Kunst. Die
von Heinrich I. gegründete und von ihm selbst zur Aufnahme seiner und seiner
Gemahlin Gebeine bestimmte Kirche wurde in ihrer jetzigen Gestalt erst von Otto Iv.
erbaut und 1021 eingeweiht. Zwei Verwandte ruhen neben dem großen, städte-
gründenden König, angeblich seine Gemahlin Mathilde und Ottos I- Tochter Mathilde.
Neben dem Grabe Heinrichs I. liegt die kleine Betkapelle, in welcher die Königin
Mathilde jahrelang den Verlust ihres Gatten beweinte. Unter der Kirche befindet
sich eine Fallthür; durch diese gelangt man in das Grabgewölbe der Aurora von
Königsmark. Diese, durch ihre Schönheit hoch gefeierte Äbtissin starb 1728. In der
Sakristei der Schloßkirche befinden sich viele wertvolle Reliquien, so ein Kasten mit
Elfenbeintafeln, auf welchen Begebenheiten aus der Geschichte des Heilaudes zu
sehen sind. (Der Kasten rührt von Heinrich I. her.) Dann erblickt man auch einen
Krug von der Hochzeit zu Kaua, von der Kaiserin Theophano, Gemahlin Kaiser
Ottos Ii-, hierher gebracht. Sehenswert ist ein in Gold und Edelstein prachtvoll
gebundenes Evangelienbuch.
In den Zeiten, als in Deutschland des Faustrecht herrschte und die Ritter an
den Straßen lauerteu und friedliche Kanfleute plünderten, da lebten auch die Bürger
Quedlinburgs iu steter Fehde mit den benachbarten Raubrittern. Einen Erzfeind
hatten dieselben namentlich an dem mächtigen Grafen Albert von Regenstein.
Seine Ländereien erstreckten sich bis an die Mauern Quedlinburgs, und der Über-
mut des stolzen Grafen kannte keine Grenzen. Endlich kam es am 7. Juli 1336 zu
einem blutigen Zusammentreffen. Die Reisige des Ritters wurden geschlagen, und
der flüchtige Graf geriet mit feinem Pferde in das benachbarte Hakelteich-Moor,
woselbst ihn die ergrimmten Bürger ergriffen und gefangen mit sich führten. Das
Gefängnis des unglücklichen Grafen war ein großer Kasten mit starken Fichten-
bohlen, mit eisernen Bänden wohlverwahrt; in diesem wurde der Graf angeschloffen.
Auf dem Boden des alten Rathauses kann man den Kasten heute noch in Augen-
schein nehmen. Schon war der Tag der Hinrichtung des Grafen anberaumt, und
schon breitete man das schwarze Tuch unter einem Baume neben der Landstraße
aus, woselbst sein Haupt fallen sollte, als es seinem Bruder Bernhard und den
übrigen Verwandten durch Unterhandlungen gelang, sein Leben zu retten und ihm,
freilich mit schweren Opfern, die Freiheit zu erwirken. Dies geschah am 20. März 1338.
Der Graf mußte nicht nur den Ramberg — die jetzige Stadtforst — an den Magistrat
der Altstadt abtreten, sondern auch die Gersdorfsche und die Lauenburg mit allem
Zubehör der Stadt überliefern und überdies die beschädigten Stadtmauern ausbauen
und mit sieben neuen Türmen versehen. Diese Türme auf der Abendseite der Stadt
sind noch vorhanden und verleihen der Stadt ein recht stattliches Aussehen. —
Friedliche Zeiteu kamen, und die Segnungen derselben wurden auch der Stadt
Quedlinburg zu teil. Die Reformation fand schon 1539 Eingang, und mehrere
Lehrmann u. Müller, Heimatkunde. Z
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Philipp Otto Katharina_Ii Äbtissin_Aurora_von_Königsmark Heinrich_I. Otto Mathilde Ottos Mathilde Heinrichs_I. Heinrich_I. Theophano Ottos Albert_von_Regenstein Bernhard
2. pie Wömerkerrschaft.
Etwa im Jahre 58 v. Chr. zog ein suevischer Stamm unter Anführung
Ariovists über deu Rhein, um in Gallien neue Wohnsitze zu suchen. Durch
den römischen Feldherrn Cäsar wurden sie aber in der Gegend von Mömpelgard
besiegt und über den Rhein zurückgetrieben. Ein Versuch Casars, nun seinerseits
in Deutschland Fuß zu fassen, mißlang jedoch wegen der Unwirtlichkeit des Landes
und der Undurchdringlichkeit seiner Wälder.
Mehr Erfolg hatteu die Stiefsöhne des Kaisers Augustus, Drusus und
Tiberius, welche im Jahre 15 v. Chr. von Süden her die Eroberung begonnen
haben, bis zur Donau vordrangen und sich ganz Südwestdentschland unterwarfen.
Römische Statthalter wurden über das Land gesetzt und bedrückten das Volk hart.
Da stellte sich der tapfere Cheruskerfürst Armin (Hermann) an die Spitze der
erbitterten Deutschen und veruichtete in der blutigen Schlacht im Teutoburger
Walde (9 u. Chr.) das unter dem Statthalter Varns stehende Römerheer.
(Ev. Lesebuch Ii Nr. 129).
Als sich jedoch bald daraus infolge der Auswanderung vieler Stämme Süd-
dentfchland fast gänzlich entvölkerte, besetzten die Römer das Land wieder und be
wogen Gallier und Kelten zur Einwanderung. Aber erst im Jahre 84 n. Chr. wurde
das Land als „Z e h n t l a n d" zu einer römischen Provinz gemacht. Die Bewohner
nannte man „Zehntleute", weil sie den Zehnten des Getreides dem Staate als
Steuer liefern mußten. Eine ganze Reihe von Kolonien und von militärischen Nieder-
lassungen, die unter sich durch gute Straßeu, „Römerstraßen", verbuuden wurden,
zog sich allmählich über das Laud hin. Römisches Recht und römische Sitten hielten
ihren Einzug. Bon bedeutenden römischen Niederlassungen in Württemberg
seien nur erwähnt: Rottweil, Sülcheu bei Rottenburg (Sumelocenna), Cannstatt,
Köngen, Öhringen, Welzheim, Lorch, Aalen, Heidenheim, Ulm, Jsny n. a. m.
Vor allem aber galt es, das Zehntland gegen die Angriffe aus dein Norden
Deutschlands, in dem die Römer nie bleibend, namentlich seit der Schlacht im
Teutoburger Walde nicht mehr Herr wurden, zu schützen. Diesem Zwecke diente
der Bau des Grenzwalls, der von Köln ausgehend im allgemeinen in südöstlicher
Richtung sich bis Regeusburg hinzog. (Der Bau des Grenzwalls wurde im
Jahre 84 n. Chr. vom Kaiser Domitian begonnen und unter Kaiser Trajan zu
Ende geführt. Es war ein gewaltiger, 4 in hoher Damm hinter einem 6 in breiten
und 2 m tiefen Graben. Auf der Innenseite zog sich noch eine Straße hin, in
regelmäßigen Zwischenräumen von 509 bis 600 Schritten mit Wachttürmen und
von Zeit zu Zeit au geeigneten Punkten mit Festungswerken besetzt. Streckenweise
war der Grenzwall („Limes") noch nach außen dnrch einen hohen Pfahlgraben
verstärkt). Die Spuren dieses Dammes kann man durch einen guten Teil Würt-
Lembergs verfolgen: an Jagfthansen, Öhringen, Mainhardt, Welzheim, Pfahlbronn
vorbei hin bis Lorch und vou da weiter der Donau zu. Die Bezeichuungen „Heiden-
graben", „Teufelsmauer" sowie die Ortsnamen Pfahlheim. Pfahlbronn n. a. m.
erinnern an denselben. In den letzten Jahren sind durch die Reichslimesforscher
weite Strecken des Dammes und viele Kastelle bloßgelegt worden.
Aber selbst dies feste Riesenwerk war nicht im stände, die Feinde dauernd
abzuhalten. Der Grenzkrieg kam nie ganz zur Ruhe, und enolich war es den Ale-
mannen (d. h. tüchtige Mannen), einem Bunde von römerfeindlichen deutschen
Stämmen, die im Jahre 213 auftraten, beschieden, die Römer in langen Kämpfen
allmählich zurückzudrängen und sich teils mit List teils mit Waffengewalt im Zehnt-
lande festzusetzen, bis endlich ums Jahr 400 der letzte Rest der Römerherrschaft
vollends dahin sank. Mit der Herrschaft der Alemannen, nach denen später ganz
Deutschland Alemaunien genannt wurde, wie es bei den Franzosen heute noch heißt,
brach eine arge Verwüstung über das Land herein, dessen Kultivierung die Römer
dnrch Anbau des Bodens, durch Anlegung von Straßen, Wasserleitungen und
Ortschaften begonnen hatten.
3. Die Herrschaft der Kranken. Einführung des Christentums.
Doch auch die Alemannen blieben nicht Herren des Landes. Bei ihrem
Vordringen uach Frankreich stießen sie aus deu deutscheu Stamm der Franken
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Augustus Tiberius Tiberius Armin Hermann Domitian
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Gallien Rhein Deutschland Drusus Donau Württemberg Rottweil Cannstatt Welzheim Lorch Aalen Heidenheim Ulm Deutschlands Würt-
Lembergs Mainhardt Welzheim Lorch Donau Pfahlheim Deutschland Frankreich
- 5 —
-B. Grlwte drs Haiisrs »ni> Fandts Juürttnnliirg.
1. Die Grafschaft Württemberg (1241-1495).
Durch den Untergang des hohenstansischen Geschlechts hatte sich das Herzog-
tnm Schwaben in viele kleine Gebiete aufgelöst, deren Herren die Verwirrung und
Unordnung im Lande benützten, um ihre eigene Macht zu vergrößern und sich
unabhängig zu machen.
Vor allen wußten die Grafen von Württemberg durch weise Spar-
samkeit. reiche Heiraten, kluae Ausnützuuq der Zeitverhältnisse und durch Mutans
von Gütern 6enach'bar?er "öder untergehender Geschlechter ihre Macht und ihr An-
sehen unter den schwäbischen Fürsten zu heben.
Die Stammburg unseres Regentenhauses „Württemberg" stand
noch bis zum Jahre 1818 auf dem zwischen Eßlingen und Cannstatt
sich erhebenden Rotenberg, dem westlichen Ausläufer des Schur-
Waldes. Woher der Name, der in den ältesten Zeiten Wirtineberg oder
Wirtemberg geschrieben wurde, kommt, ist nicht mit Sicherheit festzustellen;
nur das ist gewiß, daß eiu Konrad von Beutelsbach auf dem Roten-
berg eine Burg „Wirtineberg" hatte, deren Erbauer er wohl selbst ist.
Die Kapelle der Burg wurde im Jahre 1083 durch Bischof Adalbert
von Worms eingeweiht. In einer Urkunde vom Jahre 1092 wird als
Besitzer der Burg Konrad von Wirtenberg genannt. Einer seiner Enkel,
Ludwig (1135—1158), ist der
erste, der Graf war.
Die eigentliche Geschichte
Württembergs beginnt jedoch
erst mit Graf Ulrich I mit
dem Daumen (1241--1265).
Er wird auch „der Stifter"
genannt, weil er das Stift
Beutelsbach, das Erbbegräbnis
seiner Familie, wieder herge-
stellt haben soll. Seine Be-
fitzungen bestanden aus dem
Schlosse auf dem Rotenberg,
aus den Gebieten von Cann-
statt, Stuttgart, Schorndorf,
Beutelsbach, Neckarrems und
Leonberg. Als ein Fürst von
ausgezeichneter Geistes- und
Thatkraft wußte er die Zeit-
umstände zur V er große-
ruu g seiner Macht und seines
Besitzes, wenn auch uicht immer
mit ehrlichen Mitteln, trefflich Ulrich I, der Stifter,
zu benützen.
Infolge seiner berechnenden Klugheit hielt er es immer mit der Partei, die
ihn für seine Hilfeleistung am besten entschädigte. Als das hohenstaufifche Gefchlecht
fernem Untergange entgegeneilte und nicht mehr viel zu verschenken hatte, wurde er
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Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Beutelsbach Konrad Konrad_von_Wirtenberg Konrad Ludwig_( Ludwig Ulrich_I Ulrich_I
— 6 —
dem langjährigen Bunde untren und ging, wie bereits viele gethau hatten, zu den
freigebigen Feinden der Hohenstaufen über. Auf diese Weise konnte Ulrich bei
seinem Tode die Graffchaft doppelt vergrößert hinterlassen.
Erwerbungen^ Waiblingen und die Grafschaften Urach und Hohenwitt-
lingen. Im Jahre 1259 wurden Ulrich die Würde und die Rechte eines Mar-
schalls über Schwaben sowie die Schntzvogtei über Ulm verliehen.
Ulrich Ii (1265—1279)
und Eberhard I, der Er-
lauchte (1265—1325), beim
Tode ihres Baters noch min-
derjährig, folgten ihm in der
Regierung. Der ältere Bruder
starb jedoch schon 1279 und
der jüngere, obgleich erst 14
Jahre alt, wurde deshalb
alleiniger Herr. Eberhard, ein
kriegslustiger Fürst, führte den
Wahlspruch: „Gottes Freund
und aller Welt Feind". Er
hatte viel Streit mit den be-
nachbarten Reichsstädten und
mit dem Kaiser.
Eberhard erlebte sieben deutsche
Kaiser, von denen sich jedoch keiner
als unbestrittenes Reichsoberhaupt
zu behaupten vermochte. Daher
war Unruhe und Verwirrung im
Reich. Die Gesetzlosigkeit war
grenzenlos, und die Gewalt war
Pborhrms 1 Sor f rlmrrht» Meister. Die Raubritter plün-
^oeryaro i, öei erlauchte. derten die Bauernhöfe und be-
raubten auf den Landstraßen die von den Jahrmärkten heimkehrenden Kanflente.
Weil in dieser Zeit nur die Gewalt der Faust sich Recht verschaffte, so nennt
man sie die „Zeit des Faustrechts".j I
Der neugewählte thatkräftige Kaiser Rudolf von Habs bürg
suchte dem traurigen Zustande im Reich ein Ende zu machen, wurde aber
vou den Fürsten wenig unterstützt. Am meisten machte ihm der streit-
lustige Eberhard von Württemberg zu schaffen, der sich in der Zeit der
Verwirrung mancherlei Übergriffe in die Rechte und Gebiete der Reichs-
städte erlaubt hatte, auch die durch seinen Vater während der Herren-
losen Zeit zu Württemberg gebrachten Reichsgüter dem Kaiser nicht
zurückgeben und den kaiserlichen Landvogt über Schwaben, den Grafen
Albrecht vou Hohenberg, nicht anerkennen wollte. Zweimal zog Rudolf
gegen ihn zu Felde und belagerte ihn in der Stadt Stuttgart 1286
und 1287, wobei von dem Kaiser Cannstatt und 7 Burgen in der
Umgebung Stuttgarts sowie mehrere Dörfer im Rems- und Filsthal
zerstört, Stuttgart selbst aber infolge des Muts und der Tapferkeit
ihrer Bewohner nicht eingenommen wurde.
Im Eßlinger Frieden mußte Eberhard versprechen, Frieden zu halten
und die Mauern der Stadt Stuttgart niederzureißen. Allein Eberhard war ein
trotziger, unbeugsamer Mann. Nach Rndolfs Tod (1291) schüttelte er das lästige Ver-
sprechen ab und fiel wieder über die Städte her, weshalb er vou König Heinrich \ Ii
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Extrahierte Personennamen: Ulrich Ulrich Ulrich_Ii Eberhard_I Eberhard Eberhard Rudolf_von_Habs Rudolf Eberhard_von_Württemberg Albrecht_vou_Hohenberg Albrecht Rudolf Rudolf Cannstatt Eberhard Eberhard Heinrich_\ Heinrich
— 21
Eberhard Iii, Johann Friedrichs Sohn (1628—1674, regierte
bis 1633 u n t e r V o r m u n d s ch a f t zweier Oheime. Infolge der Siege
Lillys und Wallensteins erließ der Kaiser (1629) das Rest itnti ons-
edikt (Wiederherstellungserlaß), nach welchem alle seit 1555 reformierten
Kirchen und Klöster samt allen eingezogenen Kirchengütern wieder an die
katholische Kirche zurückgegeben werden sollten. Jetzt kamen die Mönche
und Priester unter dem Schutze der Wallenstein'schen Truppen wieder
ins Land. Die bisherigen Schnleinrichtuugeu des Landes wurden auf-
gehoben und die evangelischen Pfarrer und Schullehrer vertrieben;
überall herrschte Jammer und Verwirrung.
(schaler mit dem Bildnisse Herzog Eberhards Iii 016^7).
Nach der Schlacht bei Lützen (6. Nov. 1632), in welcher die
Schweden siegten, ihr König Gustav Adolf aber fiel, schloß sich Eber-
hard den Schweden an. Doch schon 2 Jahre darauf (6. Sept. 1634)
wurde das Schwedeuheer bei Nördliugeu vollständig geschlagen; auch
4000 Württemberger deckten das Schlachtfeld. Die Besiegten und ihre
Verfolger nahmen ihren Weg nach dem Rheine hinüber durch Württem-
berg, das nun der Schauplatz der entsetzlichsten Greuel wurde. Der
Herzog floh nach Straßburg. Die Einwohner waren der Raubgier, dem
Blutdurst und wütenden Glaubenseifer der rohen Kriegshorden preis-
gegeben; nur Höhlen, Schluchten und Wälder waren noch einigermaßen
sichere Zufluchtsorte. Städte und Dörfer wurden niedergebrannt, Felder,
Weinberge und Obstgärten verwüstet, Brunnen verschüttet und Nahrungs-
Vorräte verderbt. Wer nicht geflohen war, wurde aufs unmenschlichste
verstümmelt und mißhandelt; kein Alter, kein Geschlecht und kein Stand
wurde verschont; besonders hart ging man mit den Geistlichen und Schul-
lehreru um. Das Schwert, die Mißhandlungen und die nachfolgende
Hungersnot und Pest rafften 7/s der Bevölkerung des Landes hinweg.
Im Jahr 1641 hatte Württemberg statt x/2 Million noch 48 000 Be-
wohner, welche großenteils in Unglauben und Frechheit, in tierische
Leidenschaft und Roheit versunken waren. (Ev. Leseb. Ii, Nr. 180 a 3 — 7).
Der Kaiser hatte — unter Verletzung des Prager Vertrags —
den größten Teil des Landes teils unter seine Generale verteilt teils
für sich in Besitz genommen; für den abwesenden Herzog schien alles
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Extrahierte Personennamen: Eberhard_Iii Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Gustav_Adolf Gustav Adolf
25 —
Heere von 14 00v Mann, das ihm Oberst Phil. Heinr. Rieger auf die
gewaltthätigste Weise zusammengebracht hatte, gegen Preußen teilnahm.
Diese Armee wurde nun auch nach dem Kriege zum großen Verdruß
der Landschaft und des Volkes beibehalten und kostete viel Geld.
Unwürdige Räte, Montmartin, Wittleder u. a. m., scheuten
sich, um das nötige Geld aufzubringen, auch vor den verwerflichsten
Mitteln nicht. Die Landschaftskasse wurde mit Gewalt weggenommen
und der fromme Landschaftskonsuleut Joh. Jak. Moser, welcher
sich dem widersetzte, auf Hohen twi el fünf Jahre lang gefangen ge-
setzt. (Ev. Lesebuch Ii, Nr. 188).
Verfassungswidrige Steuern wurden dem Volke auferlegt, der Taba k-
und Salzverkauf sowie die Münze wurden verpachtet; das Lotteriespiel
wurde eingeführt und die Unterthanen zur Teilnahme daran gezwungen; der
Dien st Handel wurde auf die schamloseste Weise betrieben. Jedes Amt konnte
man um Geld kaufen. Die Unzufriedenheit mit der Regierung des Herzogs wurde
endlich so groß, daß das Land sich beim Kaiser beschwerte, aus dessen Betreiben
1770 ein Vergleich zu staude kam, nach welchem Karl sein Heer aus 4000 Mann
verminderte, auch seine sonstigen Ausgaben beschränkte und die alten Rechte und
Freiheiten des Landes wieder herstellte.
In seinem 50. Jahre ging eine gänzliche Veränderung mit
ihm vor. In einer Bekanntmachung, welche von allen Kanzeln verlesen
wurde, legte er ein reumütiges Bekenntnis seiner Fehler ab und
versprach eine bessere Zukunft. Zu dieser Sinnesänderung trug feine
zweite Gemahlin Franziska viel bei. Sie suchte seinen Sinn für Volks-
bildung und Volkswohl zu nähren und ist dadurch, wie durch ihre Frei-
gebigkeit gegen die Armen, eine Wohlthäterin für Württemberg geworden.
Karl richtete jetzt seinen
ganzen Eifer auf das Er-
ziehuugsweseu und die
Pflege der Wissenschaft.
Im Jahre 1770 hatte er auf
der Solitüde ein Waisenhaus
für Soldatenkinder errichtet,
das aber schon innerhalb zwei
Jahren sich zu einer Akademie
erweiterte, die 17 7 5 nach Stutt-
gart verlegt und nochmals
erweitert, „hohe Karls-
schule" genannt und vom
Kaiser 1781 zur Universität
erhoben wurde. Dieselbe er-
hielt bald auch im Auslande
einen großen Ruf. Jünglinge
aus fast allen Ländern Euro-
Pas suchten hier ihre Bildung.
;,i: Friedrich Schiller, der
Bildhauer Dannecker und viele
andere berühmte Männer, Ge-
lehrte, Künstler, Geschäftsmänner
und Krieger waren Schüler der- Herzog Karl Laugen.
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Extrahierte Personennamen: Rieger Moser Karl Karl Franziska Karl Karl Friedrich_Schiller Friedrich Dannecker Karl Karl
— 27
Infolge seiner Beteiligung an dem Kriege Österreichs, Rußlands
und Englands (1799—1801) gegen Frankreich hatte er nicht nur
sehr große Lieferungen und Kriegssteuern an seine eigenen Bundesgenossen
zu leisten, auch die eindringenden Feinde bürdeten dem Lande ungeheure
Lasten auf. Durch Verrat fiel die Feste Hoheutwiel (1800) in die
Hände der Franzosen, die sämtliche Werke schleiften. Durch den Frieden
von Luvte Dille (1801) wurde dem Herzog die Grafschaft Mömpelgard
samt den linksrheinischen Besitzungen weggenommen; aber die Regens-
burger Beschlüsse brachten ihm (1803) neben der Kurfürsten-
würde eine mindestens doppelte Entschädigung an Land und freien
Reichsstädten („Neuwürttemberg"), nämlich die Probstei Ellwangen, die
Abtei Zwiefalten, die Stifte und Klöster Comburg, Oberstenfeld, Rottenmünster,
Heiligkreuzthal, Margrethaufen, Schönthal und Dürreumettstetten, ferner die Reichs-
städte Weil, Reutlingen, Eßlingen und Rottweil, Giengen a. 23., Aalen, Gmünd
Hall und Heilbronn, zusammen 40 Ouadratmeilen mit etwa 125 000 Einwohnern.
Der Kriegsfchadeu, welchen Württemberg von 1792—1801 erlitten hatte, belief sich
auf etwa 70 Mill. Mark.
Im Jahre 1805 brach ein neuer Krieg zwischen Frankreich und
Österreich aus, in welchem der Kurfürst unbeteiligt bleiben wollte. Allein die
Erklärung Napoleons im Schloß in Ludwigsburg: „Wer nicht für mich ist, der ist
wider mich!" ließ ihm keine andere Wahl, als sich Napoleon mit 8000 Maun anzu-
schließen. Dessen Siege bei Ulm und Austerlitz und der F r i e d e von P r e ß b u r g
(1805), mit welchem das deutsche Reich thatfächlich aufhörte, brachten dafür dem
Lande auch eine namhafte Gebietserweiterung und dem Fürsten die
Königs kröne. Württemberg erhielt die Grafschaft Hohenberg, die Landvogtei
Altdorf (Weingarten), die Landgrasschaft Nellenbnrg, Stadt und Herrschaft Ehingen
und die Donanstädte Munderkingen, Riedlingen, Mengen, Saulgau, die jetzt
badischen Städte Villingen und Bräunungen und die Herrschaft Triberg, die
Grafschaft Bouudorf, die Ämter Gnndelsheim, Heilbronn, Heuchlingen, Neckarsulm
und viele Rittergüter mit zusammen 150000 Einwohnern.
3. Württemverg ats Königreich (seit 1806).
Friedrich l (1806—1816). Die Freude über die dem Volke am
1. Januar 1806 feierlich verkündigte Annahme der Königswürde wurde
verbittert durch die Aufhebung der alten Landesverfassung und der
Landstände. Das Kirchengut wurde eingezogen, Neuwürttemberg mit
Altwürttemberg vereinigt und durch sechs Ministerien verwaltet; das
ganze Königreich wurde iu 12 Kreise eingeteilt und dem katholischen
Glaubensbekenntnis gleiches Recht mit dem evangelischen zuerkannt.
Das Volk hatte von da an unter des Königs Willkür und Härte, unter
rücksichtslosen Truppenaushebungen, erhöhten Steuern und drückenden
Jagdfronen schwer zu leiden. Doch brachte er andererseits Ordnung und
Klarheit in den Staatshaushalt und rottete alte Mißbräuche aus; auch
verdanken wir diesem willensstarken, thatkräftigen Fürsten nicht allein
die Erhaltung sondern auch die Vergrößerung Württembergs in diesen
schweren Kriegszeiten.
Durch die Stiftung des Rheinbundes (1806), zu dessen
Beschützer sich Napoleon aufwarf und dem auch Friedrich beitrat, wurde
das deutsche Reich nach looojährigem Bestände aufgelöst. Friedrich
mußte Napoleon 12 000 Soldaten stellen und erhielt dafür aufs neue
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Württemberg_von_1792—1801 Napoleons Napoleon Württemberg Württemverg Friedrich Friedrich Altwürttemberg Napoleon Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Napoleon
— 7 —
auf den Reichstag nach Speier (1309) geladen wurde. Er erschien jedoch daselbst
mit mächtigem Gefolge, gab auf die Anklage der Städte dem Kaiser trotzige Ant-
Worten und zog bald wieder heim. Sogleich wurde er als des Reiches Feind in
die Reichsacht erklärt. Im Auftrage des Kaisers zog Konrad von Weinsberg mit einem
Reichsheer, dem sich anch die Reichsstädte Gmünd. Eßlingen und Reutlingen auge-
schloffen hatten, gegen ihn, verwüstete sein Land und zerstörte die Burg Württemberg
<1311) und das Stift Beutelsbach. Eberhard selbst fand beim Markgrafen von
Baden in einem Turme Besigheims eiu sicheres Versteck. Mit Hilfe des Markgrafen
wieder in den Besitz feines Landes gelangt, verlegte er 1321 seine Residenz wie
auch das Stift mit" der Gruft von Beutelsbach nach Stuttgart. Als er im Jahre
1325 starb, hinterließ er das Land fast um die Hälfte vergrößert.
Eberhards I Erwerbungen sind: Backnang, Beilstein, Nürtingen, Plo-
chingen mit eiuigeu Dörfern, Burg Hohenstaufen mit Göppingen, Marbach, Asperg,
Kornwestheim, Brackenheim, Neuenbürg, Dornstetten, Rosenfeld mit mehreren
Dörfern n. f. f. Das Ländchen erstreckte sich von Besigheim bis gegen Reutlingen
und von Göppingen bis Calw.
Ulrich Iii, Sohn Eberhards I (1325—1344), brachte größtenteils durch Kauf
an sich Kirchheim und die Hälfte der Burg Xetf, Winnenden, Sigmaringen, Tübingen,
die Feste Achalm, Aichelberg, Vaihingen und Markgröningen, dieses mit dem Be-
sitz und Recht der Reichssturmsahne.
In seine Regieruugszeit fällt der Streit zwischen Kaiser Ludwig dem Bayer
und dem Papste Johann Xxii, infolgedessen der Kaiser mit dem Bann und ganz
Deutschland mit dem Interdikt belegt wurde (Verbot aller gottesdieustlicheu Hand-
hingen). Hiezu kamen allgemeine Landplagen: Teuerung, Hungersnot, Heu-
schrecken und Seuchen: besonders der schwarze Tod raffte Hunderttausende weg.
Als Ursache all des Eleuds wurden die Juden angesehen und daher an vielen
Orten grausam verfolgt.
Eberhard ll, der Greiner (Zänker), auch Rauschebart genannt,
und Ulrich Iv (1344—1392), Söhne Ulrichs Iii, regierten bis zu des
letzteren Tode (13öö) gemeinschaftlich. Eberhard staud an Thatkraft,
Entschlossenheit und Klugheit hoch über seinem jüngeren Bruder und
besorgte daher die Regierungsgeschäfte zum größten Teil allein. Er war
wie sein Großvater ein „Ritter ohne Furcht" und lag wie dieser beständig
in Fehden mit den Reichsstädten wie mit den benachbarten Adeligen;
deshalb entstanden Städte- und Adelsbündnisfe gegen Eberhard. Uberfall
im Wildbad durch die Schlegler 1367. Niederlage bei Reutlingen 137 7.
Sieg bei Döffingen 1386, wo Eberhards Sohn, Ulrich, sein Leben verlor.
Den fchwächern Rittern und Grafen war Eberhard zu mächtig geworden,
und sie fürchteten, von ihm ihrer Selbständigkeit beraubt zu werden. Daher schloffen
sie zu gegenseitigem Schutz eiuen Bund und nannten sich „Schlegler" (nach der
Keule in ihrem Wappen und dem silbernen Schlegel, den sie als Abzeichen am Halse
trugen) oder „Martinsvögel" (nach dem Stiftungstag Martini). Die Haupt-
leute des Bundes waren Wolf und Wilhelm von Eberstein und Wolf von Wunnen-
stein, die alle längst auf eine Gelegenheit warteten, um sich au dem verhaßten
Grafen zu rächen. Im Frühjahr 1367 befand sich Eberhard mit feiner Familie zur
Erholung im Wildbad. Da überfielen ihn die Schlegler, ohne ihm zuvor den
üblichen Fehdebrief geschickt zu haben. Nur der rechtzeitigen Warnung eines Bauern
hatte er es zu danken, daß er sich noch in der Nacht nach Zavelstein flüchten konnte.
Aus Wut über das Mißlingen ihres Planes brannten die schlegler Wildbad nieder.
Eberhard aber ließ die Stadt wieder aufbauen und vor solchen Wölfen und Ebern
durch Mauern fchützen. Auf Befehl des Kaisers, der die Friedensbrecher in die Acht
erklärt hatte, verheerte Eberhard mit den Reichsstädtern das Gebiet der Ebersteiner.
Später versöhnten sich die Gegner jedoch wieder.
_ Doch kaum war mit den Rittern der Friede wieder hergestellt, als mit den
Städten einer der schrecklichsten Kämpfe ausbrach. Viele Reichsstädte nämlich hatten
sich, um ihre Rechte und Freiheiten gegen den Adel besser verteidigen zu köuueu, zu
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Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Weinsberg Konrad Eberhard Rosenfeld Ulrich_Iii Kirchheim Ludwig_dem_Bayer Ludwig Johann_Xxii Johann Eberhard_ll Ulrich_Iv Eberhard_staud Eberhard Ulrich Eberhard Schlegel Martini Wolf Wilhelm Wolf_von_Wunnen- Eberhard Eberhard Eberhard
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ßenon Ulrich derisch und häufte Schulden
^ 6 * J' auf Schulden. Der glänzende
Hofstaat, Ritterspiele, Jagden
und Hoffeste kosteten ungeheure Summen. Die Regierung überließ Ulrich
treulosen Räten, die das Volk mit Steuern hart bedruckten, obwohl
das Volk infolge mehrerer Mißernten nichts zu essen
hatte. In diese Notzeit fiel die Verheiratung des Her-
z o g s mit der bayerischen P r i n z e s s i n S a b i n e. Dieuppig-
feit und Verschwendung bei d er Hö chz ei t§>f ei er er'jb i11erte
das darbende Volk sehr. Die immer unerschwinglicher werdenden
Abgaben und die Besteuerung von Fleisch, Mehl und Wein durch Ver-
ringernng von Maß und Gewicht bei sich gleich bleibendem Verkaufs-
Preis, um die innerhalb 10 Jahren auf 1^2 Mill. Mark angewachsenen
Schulden zu tilgen, führten zu einem Aufruhr des Landvolks,
der 1514 im Remsthale ausbrach und sich unter dem Namen des
„ a r m e n 0 n r a d" (kein Rat) schnell durch das Land verbreitete.
Auf dem deshalb 1514 in Tübingen abgehaltenen Landtage
durften die Unzufriedenen ihre Klagen vorbringen.
Nach langen Verhandlungen kam es zum Tübinger Vertrag
(8. Juli 1514), nach welchem das Land die herzoglichen''Schufen Jtliernalp,
wogegen der Herzog versprach, den Wildschaden abzustellen, ohne Willen des
Volkes keinen Krieg anzufangen, kein Land zu verkaufen, auch keine neuen Steuern
auszuschreiben und keinen Unterthanen ohne Urteil und Recht hinrichten zu lassen.
Durch diesen Vertrag, der fortan den Grundpfeiler aller württem-
bergischen Freiheiten bildet, wäre nun der Streit mit dem Volke beigelegt
gewesen, allein der Unfriede mit seiner (allerdings sehr stolzen, eigen-
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TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
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Trotz seiner Streitigkeiten mit den Landständen, in
denen er durch seinen Kanzler Matthäus Enzlin kräftig unterstützt wurde,
that er viel für das Land und förderte Handel, Gewerbe und Bergbau.
Er begründete die Leinenweberei und Bleichanstalt in Urach (Uracher
Bleiche), beförderte die Schiffbarmachuug des Neckars und erbaute zur
Hebung des Bergbaues im Schwarzwalde die Stadt Freudenstadt, wo er
aus Osterreich vertriebene Protestanten ansiedelte. Er war ein Freund
der Künste und Wissenschaften, verschwendete aber große Summen an
Betrüger (Alchimisten), welche vorgaben, Gold machen zu können.
Um Gewerbe und Handel zu höherer Blüte zu bringen, zog er die
Juden ins Land, obwohl Eberhard im Bart diese für „nagende Würmer"
erklärt und seine Nachfolger auf ihren Ausschluß aus dem Lande ver-
pflichtet hatte. Um die dadurch entstandene Unzufriedenheit des Volks
kümmerte sich Friedrich uicht, und der Hofprediger Osiander, der ihm
deshalb Vorstellungen machte, wurde aus dem Laude gejagt.
Durch den Prager Vertrag (1599) erkaufte er um 400 000 Gulden
die Freiheit des Laudes von der österreichischen Oberhoheit.
Erwerbungen: das von der österreichischen Regierung an Baden abge-
tretene Besigheim, ferner Altensteig, Liebenzell, Neidlingen, Ochsenwang und Randeck,
Marschalkenzimmern, Kirchentellinsfurt, Pflummern n. a. Dörfer.
Johann Friedrich (1608— 1628), der älteste der 5 Söhne
Friedrichs I, war ein milder, aber schwacher Fürst. Er stellte den von
seinem Vater beiseite gesetzten Tübinger Vertrag wieder her und
ließ den Kanzler Enzlin wegen Hochverrats gefangen setzen und enthaupten.
Chaler mit dem Bildnisse Johann Friedrichs (J616).
Wegen seiner Prachtliebe befand er sich fortwährend in Geldverlegen-
heiten, welche die Verschlechterung der Münzen veranlagten
(Hirschgulden). — Während seiner Regierung begann der dreißig-
jährige Krieg, der durch Einquartierung Wallenstein'scher und anderer
Truppen auch über unser Land Schrecken und Jammer brachte.
Erwerbungen: eine Anzahl zerstreuter Dörfer, wie Thalheim i. d. Steint.,
Brenz, Bösingen, Nellingsheim, Neuneck, Unterjesingen, Cresbach, Alfdorf, Bodels-
Hausen, Hohenstadt und Unter- und Oberwaldbach.
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Extrahierte Personennamen: Matthäus_Enzlin Eberhard Friedrich Friedrich Osiander Johann_Friedrich_( Johann Friedrich Friedrichs Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Thalheim