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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 198

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 198 — Gymnasium zuwenden möge, weil es dann allen Bewohnern zu gute käme, und diese Anstalt in jenem Kriege viele Kapitalien ver- loren habe. Der Marquis schickte 800 Thaler Gold und bedauerte, daß es nicht mehr sein könne, denn auch er habe durch die französische Revolution viel verloren. Nach dem siebenjährigen Kriege bemühte sich der König und die Kaufmannschaft, Leinenweberei und Handel wieder in Schwnng zu bringen. In Bielefeld wurde ein Handels- und Bleichgericht ein- gerichtet, wozu auch Kaufleute, Weber und Bleicher gehörten. Man legte Bleichen nach holländischer Weise an, und diese übertrafen bald die Haarlemer. Nun ging kein Leinenstück mehr nach Holland, und Taufende von Thalern blieben im Lande. Der Handel breitete sich aus. Bielefelder Leinwand wurde in aller Welt gesucht, und dieser schöne Absatz reizte Weber und Kaufleute, ihre Ware immer schöner zu liefern. So entstand die Weberei der geblümten und der bunten Leinwand, der Schnupftücher, des Battistes und zuletzt des Leinendamastes. Die Damaststücke fanden wegen ihrer innern Güte und schönen Muster großen Beifall und Absatz. Im Jahre 1788 gab König Friedrich Wilhelm Ii. 50 000 Thaler zur Unter- stütznng der Spinner und Weber her. Unter der Regierung des Königs vou Westfalen blieb diese Summe nicht unangetastet. Jetzt sind noch ungefähr 25 000 Thaler vorhanden, deren Zinsen zur Anlage von Spinnschulen, zur Unterstützung armer Weber und zur Unterhaltung der Gewerbeschule verwendet werden. Nach den Befreiungskriegen nahmen Spinnerei, Weberei und Handel einen neuen Aufschwung. Im Jahre 1819 legte man die sogenannte neue Bleiche an und führte dort eine verbesserte Bleich- weise ein. Als jedoch die Engländer anfingen, mit Maschinen zu spinnen und zu weben, konnten sie die aus irländischem Flachse fabrizierte Leinwand wohlfeiler verkaufen, als die Ravensberger ihr Handgespinst. Der Absatz stockte; an Arbeitern fehlte es nicht, wohl aber an Arbeit, und es schien, als solle ganz Ravensberg der Verarmung entgegengehen. Wohlgesinnte Männer meinten, die Zeiten würden sich bald ändern; man solle in der Heimat nur der neuen baumwollenen Tracht den Abschied geben, und in der

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 197

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 197 — kündeten unter dem Kommando des englischen Prinzen von Cum- berland, welche Friedrich der Große den Franzosen entgegenstellte, hatte ihr Lager in der Nähe von Bielefeld genommen. Alle in den Winter- und Frühlingsmonaten eingekaufte Leinwand lag auf den Bleichen, weil der Prinz Schutz und Sicherheit versprach. Plötzlich zog sich die verbündete Armee in der Nacht vom 13. auf den 14. Juni bis an die Weser zurück, und die Franzosen besetzten die Gegend. Sie sahen mit Frohlocken den ganzen Reich- tum von Leinen auf allen Bleichen zu Bielefeld und Milse vor sich ausgebreitet, und wie es war, naß oder trocken, grau oder weiß, raubten sie alles, packten es auf die Pferde, wanden es sich um den Leib, zerhauten es mit dem Säbel oder verkauften es für ein Spottgeld. Das war ein harter Stoß für Bielefeld. Die Kauf- Mannschaft bewies in dieser bösen Zeit Mut und Standhaftigkeit. Sie hatte den Vorrat an grauer Leinwand gesichert und einen Teil der geraubten Leinenstücke im Stillen durch Kauf vom Feinde gerettet; mit diesem Bestand fing sie frisch den Handel wieder an und erhielt trotz Krieg und Franzosen das Geschäft in leidlichem Gange. Wie sehr die greuliche Plünderung der Bleichen selbst man- chem Franzosen zu Herzen gegangen war und ihm Gewissens- bisse gemacht hatte, davon ein Beispiel. Lange Zeit war seit dem 14. Juni 1757 vergangen, da kam im Jahre 1790 ein Brief aus Frankreich von dem Marquis von Mercieux, Generalleutnant und Kommandant der Stadt Greuoble, an den Magistrat zu Bielefeld. Der Herr Marquis bekannte, daß sein Regiment damals auch bei der Plünderung gewesen sei und er als Oberst seine Leute uicht sorgsam und kräftig genug in Ordnung gehalten habe. Das lasse ihm keine Ruhe, und er sei entschlossen, den Schaden nach Kräften zu ersetzen. Man möge ihm die Größe des Verlustes und die Leute, welche denselben erlitten, melden. Das ging nicht an, denn alle Kaufleute hatten gelitten, und den ganzen Wert des Raubes konnte der Marquis nicht bezahlen. Der Magistrat schrieb mit Bewilligung der Kaufmannschaft zurück, daß Herr von Mercieux die Summe, welche er erstatten wolle, dem Bielefelder

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 522

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 522 — fen die Züge in der Richtung von Elberfeld, Herdecke, Hohenlimburg und Lüdenscheid zusammen. Die Stadt hat sich von kleinem Anfange zu einer der wichtigsten Industriestädte emporgeschwungen. Unter den vielen gewerblichen Anlagen sind die Hagener Gußstahlfabrik, das Stahlwerk von Asbeck und Karp, die Weberei und Färberei von Gebrüder Elbers am bedeutendsten. In der Nähe liegen gute Kalksteinbrüche, auch Alabaster wird hier gefunden und verarbeitet. Unter den Gebäuden der Stadt ist die alte katholische Kirche mit ihren zwei Türmen hervorzuheben. Die nähere Umgebung der Stadt, an sich nicht unschön, ist durch die Anlegung von Fabriken mit ihren Schornsteinen, ihrem Rauch und Geruch wenig angenehm geblieben. Um so dankbarer sind die Bürger, daß ein schöner Stadt- garten vorhanden, im Norden sich die Funke-Anlagen befinden und im Süden der Goldberg mit seiner herrlichen Aussicht aus die Stadt bestiegen werden kann. In diesem soll man in alten Zeiten Gold und Silber gegraben haben. Damals kam eines Tages, so geht die Sage, ein armes, unbekanntes Weib mit einem Säugling, einem wunderschönen Knaben, nach Hagen, und des Dorfes Vorsteher nahm sie freundlich auf, gewährte ihr eine Hütte und ließ sogar ihren Knaben, den er lieb gewann, mit seiner einzigen Tochter erziehen. Als der Sohn der fremden Frau nun groß und ein schmucker Bergmann geworden und mit ihm seine Liebe zu des Vorstehers Kind gewachsen war, da entschloß er sich endlich, um das Mädchen bei dem Vater zu werben; der aber versetzte, schnöde seine Armut höhnend, daß er seine Tochter nur durch einen kost- baren Schmuck aus Gold und Diamanten gewinnen könne. Das war eine harte Antwort, denn woher sollte der Sohn der fremden, armen Frau einen Goldschmuck bekommen? Hosfnungs- los ging er an seine Arbeit und besuhr den Schacht und führte das Fäustel — aber sein Arm war kraftlos, und fein junges Blut stockte in den düstern Felsenkammern vor Traurigkeit. Eines Morgens nun, als er aus seiner Hütte schritt und an einem hohlen Baum vorbeikam, sah er einen Glanz daraus hervorleuchten; er schaute näher hin, und da lag das kostbare Geschmeide, von Gold strotzend, von Diamanten blitzend, in dem hohlen Baum! — Er

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 229

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 229 — ein Ende nahm und Preußen im Jahre 1813 seine alten Besitzungen wieder erhielt, erholte sich der Ort, und Handel und Gewerbe kamen in Flor. Tie Lage der Stadt an der Weser begünstigte die Ber- mehrung der Schifffahrt, und unternehmende Kaufleute legten Zucker- siedereien, Tabaksspinnereien, Seifensiedereien und Papiermühlen an. Ter Verkehr war lebhaft und mehrte sich von Jahr zu Jahr, so daß Vlotho unter den kleinen Städten zu den bedeutendsten Ortern der Grafschaft Ravensberg gehörte. Im Amte Vlotho bieten die Thäler der Kirchdörfer Valdorf mit 4540 und Exter mit 1600 Eingesessenen ein liebliches Land- schastsbild mit fruchtbaren Äckern, Wäldern und Höhen. An üppigen Wiesen entlang plätschert das Wasser der Salza, der Solterwischer- bach (Wiesche, Wiske = Wiese), die Exterbieke (Bieke, Beeke — Bach). In den Bauerschaften Solterwisch, Bonneberg und Holz- wiesen erhebt sich die Steinegge und der Solterberg. In der Bauerschaft Solterwisch, an der Straße von Vlotho nach Exter, findet sich beim Kolonat Hartwig ein aus Granit ge- hauener Sessel, dessen Rücklehne drei Fuß Höhe und vier Fuß Breite, und dessen Sitz zwei Fuß Breite hat. Am oberen Teile der Lehne liest man: „.....d Horst diesen Stein ernevern lassen anno 1649." Tas erste durch Beschädigung der Lehne unkenntlich ge- wordene Wort wird Arnold heißen, da ein Arnold Horst im ge- nannten Jahre Trost zu Vlotho war. Unter diesen Zeilen stehen drei Wappenschilder, wie sie Ratsherren, Schöffen und Richter im Siegel haben. Unterhalb dieser Wappen wieder stehen sehr alte Schriftzeichen, zwischen denen die Ziffern „1584" angebracht sind. Tie Überlieferung erzählt, Herzog Wittekind habe sich diesen Sessel errichten lassen, um hier zu rasten und die liebliche Gegend zu beschauen; oder Karl der Große und Wittekind hätten sich über diesem Stein die Hände zur Versöhnung gereicht, andere meinen, an diesem Stein sei jährlich ein Frei- oder Femthing gehalten worden, zu dem alle Bewohner der Umgegend sich zu versammeln hatten. Hinter einer Linde war ein großer, runder, hartgetretener Platz, auf dem die Angeklagten standen, und in dessen Nähe ein anderer, mit Bäumen bepflanzter für Richter, Schöffen und Volk. Andere!

5. Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 52

1901 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
herrlichen Aussicht wird der Wanderer im Gebirge seine helle Freude haben an der schönen Pflanzen- und Tierwelt. Freilich ist die Beobachtung des Tierlebens im Walde nicht jedermanns Sache. Da mnß man ost mit der Sonne und stellenweise noch viel früher aufstehen, weuu man die Bewohner der Wälder zu Gesichte bekommen will. Neben dem stolzen Hirsch, dem Könige der Wälder (Wittgenstein, Arnsberger Wald), treffen wir häufig in Rudeln das flüchtige Reh. Eilfertig krenzt Meister Lampe nnsre Straße, um seine furchtsame Person im Dunkel des Waldes iu Sicherheit zu bringen. Dort verbergen sich geschickt die listigen Räuber des Waldes, Fuchs, Wiesel und Marder. Grimbart, den Dachs, sucht man bei Tage vergeblich im Walde, er verläßt erst am Abend seinen Bau. Die kleinen Singvögelein erfüllen Berg und Thal mit ihrem lieb- lichen Gesauge; im Schatten des Waldes suchen und finden sie Zuflucht vor deu zahlreichen kleinem und größern Feinden iwürger, Sperber, Falke, Eule, Habicht). Den vereinzelt vorkommenden Auerhähnen, Birk- Hähnen (Fasanen) wird eifrig nachgestellt; jedoch ist die Jagd im Gebirge zwar eine recht gesunde, aber keine sehr gewinnbringende Beschäftigung. E. Die Beschäftigung der Bewohner des Gebirgsdreiecks. Die Beschäftigung der Bewohner ist von der Natur des Landes abhängig. Ein großer Teil der Bewohner des Gebirgs gewinnt als Ackerbauer seinen Lebensunterhalt. Weil aber der Ackerbau wegen der Unfruchtbarkeit des Bodens und der Rauheit des Klimas nur kümmerliche Erträge liefert, kann er allein die Bewohner nicht ernähren. Im Kreise Siegen, sowie in den Ortschaften, welche an der Ruhr und ihren zahl- reichen Nebenflüssen liegen, blüht die Viehzucht. Die in zahlreichen Mol- kereien gewonnene gewürzige Butter wird iu andere Gegenden versandt. Aber nur ein geringer Teil des Bodens ist Acker- und Wieseubodeu. Weil der größte Teil des Bodeus mit Hoch- und Niederwaldungen bedeckt ist, finden viele Bewohner ihre Beschäftigung im Walde als Waldarbeiter.^) Da gilt es große Bestände niederzulegen, neue auszuforsten und zu durchlichten. Die Verarbeitung der Weichhölzer zu deu mannig- fachsten Küchengeräten bietet namentlich den Bewohnern der entlegenen Kreise Wittgenstein^) und Brilon eine günstige Erwerbsquelle. Bei der weiteren Verarbeitung der gehauenen Stämme zu Holzkohlen, Brettern, Fässern, Papier finden zahlreiche Arbeiter lohnende Beschäftigung.***) Der größte Teil des gewonnenen Holzes wird aber als Bau- und Gruben- holz versandt. Der Ruhrkohlenbezirk bezieht aus Westfalen allein in einem Jahre 351000 t (35100 Eisenbahnwagen) Grubenhölzer; ebenso ist der Bedars au Grubeuholz im Kreise Siegeu und Olpe recht groß. *) S, Hauberge. S. 30—32. **) Berleburg, Girkhausen, Langewiese. ***) Gerbereien s. Hauberge, Seite 30—32.

6. Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 200

1901 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 200 Eine Sage mit ähnlichem Inhalt wird vom Köterberg im Tento- burger Wald und von der Babylonie erzählt. Siehe Deutsches Lesebuch mit Bildern von Gabriel und Snpprian, Ausgabe B, I. Teil, Seite 203 u. 212. Sagen über den Bergbau. 1. Mntergang der Stadt Attenberg. Vor uralter ^eit soll auf der Kuppe des Kindelsberges eine Feste gestanden haben; ja die Sage berichtet von einer hier gelegenen schönen Stadt, die jedoch unterging, weil die Bewohner ein üppiges und gottver- gessenes Lebeu führten. Die „böse Stadt" verlegt die Überlieferung im Volksmunde aber bald auf den Kindelsberg, bald auf den Altenberg. So üppig war das Leben der Bergleute einst hier, daß sie in Kutschen fuhren, dereu Räder aus Gold verfertigt waren, daß sie mit silbernen Kugeln silberne Kegel schoben und sich das Geld in Hüten zumaßen, aber dem Armen und Dürftigen nicht halfen. Das konnte Gott nicht länger ansehen, und er beschloß, die böse Stadt zu vertilgen. Doch vorher wollte er sie noch warnen. Eines Abends erschien ein wunderschönes Vögelein, welches sich auf deu Ast eiuer alten Linde setzte und mit trauriger Stimme sang: O Altenberg, Altenberg, thu dich zu, es bleibt keiu Hirte bei der Kuh. Dann erschien ein Silberwölkchen, in welchem es gen Himmel geführt wnrde. Die Lente nahmen sich die Wahrheit nicht zu Herzeu. Da er- fchien ein altes Männchen mit greisem Bart und bat um Herberge, allem keiu Mensch wollte es aufnehmen, obwohl es schon ganz dnnkel war. ^ Beim Hinausgehen aus der Stadt sagte es dieselben Worte wie das Vöglein. Die Lente spotteten darüber. Da ließ der Herr Feuer vom Himmel regueu, daß die Stadt unterging. 2. Eine ähnliche Sage wird auch von dem zwischen Meinerzhagen und Valbert gelegeneu Kollberg erzählt, wo vor langen Jahren Silberbergbau betrieben worden sein soll. Dort verkündete ein riesengroßer Rabe das kommende Unheil mit den Worten: „Jok schlute den Kallenberg tau, süss blivt kein Here*) bi der Kau."**) Es wurde keine Silberader mehr ge- funden; die Bergleute mußten sich andern Gewerbszweigen zuwenden. Heute blüht im Volmethal die Kleineisenindustrie. *) Hirte, **) Kuh, l Druck von Velhagen & Klasing in Bielefeld.

7. Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 88

1901 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 88 — Namen der Gemeinden Bevölkerung nach der Volkszählung 1880 1890 Personenstands- aufnähme 1898 1899 Zuwachs in °/o seit 1880 I 1890 Langendreer Wanne Bismarck. Hüllen Schalke . Ückendorf 8468 3957 4550 565 9495 7155 12312 8865 10044 1785 14817 13097 17032 19819 18577 5065 23003 19009 18519 21999 19688 5645 24175 20380 119 456 333 898 155 185 50 148 96 216 63 56 In Verbindung mit dem Ausbeuten der reichen Kohlenschütze hat sich im Kohlengebiet die Eisenindustrie mächtig entwickelt. Zum Schmelzen und Verarbeiten der Eisenerze sind große Mengen Brennmaterialien (Koks) notwendig. In manchen Ländern (Siegerland, Schweden-Norwegen, Spanien) finden sich zwar reiche Mengen Eisenerze, aber keine Kohlen. Die schweren Eisenerze nehmen aber nur einen geringer» Raum ein als Steinkohle und lassen sich infolgedessen viel leichter verschicken. Darum bezieht das Industriegebiet aus deu vorhin genannten Ländern große Mengen Eisenerze; zwei größere Eisenwerke (Stahlwerk Hoesch und Hermannshütte) verarbeiten allein etwa 300000 t schwedischer Erze. Für deu Bezug der fremden Erze hat das Industriegebiet eine außer- ordentlich günstige Lage. Durch seine schiffbaren Ströme (Ruhr und Emfcher), sowie durch den 1899 neu eröffneten Dortmnnd-Emskanal steht es mit dem Meere in direkter Verbindung. Wasserfracht ist aber stets billiger als Eisenbahufracht, und infolgedessen hat das Industriegebiet vor dem erzreichen Siegerland viele Vorzüge. Zahlreiche Eiseubahueu vermitteln außerdem den Verkehr mit ganz Deutschland. Dortmund ist gleichsam das Herz oder Centrum des ganzen Verkehrs. Nicht weniger als fünf Bahnlinien münden dort. Welche Ausdehnung der Verkehr im Industriegebiet ge- nominell hat, geht am besten aus der Thatsache hervor, daß für die Fortschaffung der Steinkohlen täglich über 16000 Wagen gefordert werden. Dazu kommen nun noch die Wagen für den Transport der Eisenerze und der gefertigten Eisenwaren, sowie der großen Holzvorräte, welche der Grubenbetrieb bedars (1897 wurden eingeführt aus Pommeru 6000 t, Schleswig-Hästein 10000 t, Brandenburg 44000, Ruhrbezirk 118000 t, aus dem übrigen Westfalen und Lippe 233000 t, Rhein- Provinz 38000 t), darnm kann man den täglichen Bedarf an Wagen auf rund 20000 annehmen. In keinem Teile nnfers deutschen Vaterlandes ist auf einem so kleinen Raum solch ein Riesenverkehr zusammengedrängt wie hier. Etwa ein Drittel der Güter sämtlicher Bahnen Deutschlands werden hier fortgeschafft; „der Güterverkehr ist pro Kilometer Eisenbahn fünfundzwanzigmal größer, pro Kops der Bevölkerung sechsnudfünfzigmal

8. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 20

1913 - Minden i.W. : Hufeland
— 20 — Ortskunde. Die bedeutendste Stadt des Ravens- berger Landes ist Bielefeld, am Nordabhange des Teuto- burger Waldes vor und in dem Paß gelegen. Sie zählt 80 000 Einwohner und ist die größte Stadt des ganzen Regierungs- bezirks Minden. Seit langer Zeit ist sie berühmt durch ihre Leinwand. „Die Bielefelder Leinewand ist in der ganzen Welt bekannt," lautet ein Spruch. Früher wurde der Flachs mit der Hand gesponnen und das Garn dann mit der Hand gewebt. Jetzt geschieht das alles durch Maschinen. So hat Bielefeld und seine Umgegend mechanische Spinnereien und Webereien. Auf den großen Bleichen am Lutterbache wird die Leinwand schön weiß gemacht. Sonst hat die Stadt eine Glashütte, Eisengießereien, Fabriken für Fahrräder, Näh- Maschinen, Gasmotore, landwirtschaftliche Maschinen, Werk- zeuge u. dergl., so daß sie zu den gewerblichsten Städten Westfalens gehört. An M i l i t ä r liegt dort nur das 2. Ba- taillon des Jnfanterie-Regiments Nr. 55. Die Kaserne hat Friedrich der Große aus Steinen des Sparenbergs bauen lassen. — Seinen Namen hat Bielefeld von drei Wald- Höfen, den „Bieler Höfen", die ehedem dort lagen, und in deren Felde sich nachher die Stadt erhob. In der Neustädter Kirche finden sich die Grabmäler des Grafen Otto Iii. von Ravensberg, seiner Gemahlin und seines Sohnes, sowie des Herzogs Wilhelm von Jülich und seiner Gemahlin. Schön ist Bielefelds neues Rathaus, am schattigen „Schillerplatz" gelegen, schön das Krieger- und Siegesdenkmal mit den Figuren des Krieges und des Friedens, die am Fuße einer hohen Triumphsäule sitzen. Schön ist die ganze Stadt und ihre Lage am Berge. In der Schlucht liegt dicht bei Bielefeld am Abhänge des Berges die Krankenkolonie „Bethel". Ihr Gründer und Leiter war der Pastor von Bodelschwingh. Viel Elend kommt dort zusammen; Epileptische, Blöde, Irrsinnige und sonstige Kranke werden von den „Schwestern" und „Brüdern" ge- pflegt. Herrlich liegt die Anstalt im Waldesgrün; die zahl- reichen Häuser, von denen jedes einen biblischen Namen trägt, umgeben in einem lieblichen Kranze die Anstaltskirche, „Zionskirche" genannt. Zu ihr hat der deutsche Kronprinz, der nachherige Kaiser Friedrich Iii., im Jahre 1883 den Grundstein gelegt, und die Schulkinder in Westfalen haben das Geld gefam- melt, um Glocken in ihrem Türmchen aufhängen zu können zur Freude der Elenden und zur Ehre des barmherzigen Gottes.

9. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 21

1913 - Minden i.W. : Hufeland
— 21 — Am Südabhange des Gebirges liegt das Kirchdorf Brack- wede. Hier nahm einst Friedrich der Große Nachtquartier, als er seine Länder bereiste. Neben dem Bahnhofe, der etwa eine Viertelstunde abseits liegt, sind viele Fabriken entstanden. Brackwede hat auch Kalkbrennereien. Weiter im Nordwesten sinden wir die Kreisstadt Halle an der Südseite des Berges. Der Ort ist sehr alt. Sein Name bedeutet Salz. Jetzt wird dort freilich kein Salz mehr ge- Wonnen, aber vor 200 Jahren gab es daselbst noch ein bedeu- teudes Salzwerk. Die jetzigen Einwohner leben von Ackerbau und Industrie. Es gibt dort Fabriken für Fleischwaren, eine Tabakfabrik und eine Lohgerberei, auch Bindfadenfabriken. In und um Halle fand im Siebenjährigen Kriege (am 5. Juli 1759) ein starkes Gefecht statt. Herzog Ferdinand von Braunschweig hatte die Stadt besetzen lassen. Die Franzosen aber griffen so ungestüm an, daß die Truppen des Herzogs weichen mußten. Als Ferdinand das hörte, ließ er drei Bataillone vorrücken, welche die Feinde verjagten. — In dem nicht weit von Halle entfernten Dorfe Stockkämpen liegt neben der kleinen katholischen Kirche der Dichter Graf Friedrich Leopold von Stolberg begraben. Bei Halle zieht sich eine Schlucht quer durch).dasmebirge, die uns nach Werther führt, einer kleinen Stadt am Nord- abhange des Gebirges. Der Sage nach haben hier die Römer ein altes Lager ,,vetera castra" gehabt. Auch Karl der Große foll hier während der Sachsenkriege eine Zeitlang ein Lager ansgeschagen haben. Die Bevölkerung treibt Ackerbau und Vieh- zucht und außerdem Haudel mit Fettwaren. — Im Norden des Kreises Halle liegt zwischen zwei Bergzügen des Teuto- burger Waldes die kleine Stadt Borgholzhausen in herrlichen Wäldern. Im Mittelalter war hier ein Femgericht. Auf dem fruchtbaren Boden im Tale und an den Abhängen gedeiht der Ackerbau vorzüglich. Die Honigkuchenbäckerei in Borg- holzhausen ist weit und breit bekannt. 3. Das Hügelland zwischen dem Teutoburger Walde und dem Wesergebirge wird durch die Ausläufer beider Gebirge gebildet. Diefe erheben sich bei den beiden Städten Herford und Vlotho zu beträchtlicher Höhe und führen hier den Namen Herforder Berge, dort V l o t h o e r Berge. In ihren vielfachen Hebungen und Senkungen zeigt die Landschaft große Fruchtbarkeit und Schönheit. Felder, Wiesen und Wälder wechseln miteinander ab. Durch den Nordosten dieses Hügellandes fließt in einem scharfen Bogen die Weser, die hier einen ihrer größten Neben-

10. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 61

1913 - Minden i.W. : Hufeland
— 61 — ganze Umgegend birgt. So liegt sie im Mittelpunkt zahlreicher Zechen und eines dichten Eisenbahnnetzes. Da hat sich denn daselbst eine wahrhast erstaunenswerte Fabriktätigkeit ent- wickelt. Namentlich wird hier viel Eisen zubereitet und der- arbeitet. Schon wenn man sich der Stadt aus der Ferne nähert, erblickt man einen Wald riesiger Schornsteine. Die größte aller Fabriken ist die „Union", die etwa 10000 Menschen beschäftigt. Auch ist Dortmund durch seine Brauereien, deren es gegen 50 hat, berühmt geworden. Dortmunder Bier wird weithin versandt und ist sehr beliebt. Im Nordwesten der Stadt liegt der Hafen am Ende des Dortmund-Ems-Kanals. Dortmund war bis zum Jahre 1803 eien freie Reichsstadt und spielte unter den Städten Westfalens eine bedeutende Rolle. 1815 kam sie an Preußen. Im Mittelalter war sie von gewaltigen Mauern mit 50 Türmen umgeben; 13 Dörfer gehörten noch mit zu ihrem Gebiet. Aus ihr stammt Bertold Schwarz, der Erfinder des Schießpulvers. Wiederholt wurde sie von deutschen Kaisern besucht. Besonders festlich ging es her, als Karl Iv. hier im Jahre 1377 drei Tage lang Hof hielt. 1899 war Kaiser Wilhelm Ii. bei Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals Gast der Stadt. Bon den alten Festungswerken ist jetzt nichts mehr zu sehen. Aus alter Zeit stammen aber noch die Reinoldikirche und das Rathaus, welches in jüngster Zeit wieder herrlich hergestellt worden ist. Nörd- lieh der Stadt liegt der „Fredenbaum", ein wohlgepflegter städtischer Wald. Das Gebäude an seinem Eingange hat einen der größten Säle Deutschlands, der viele tausend Menschen aufnehmen kann. Nach Süden hin liegt die „Kronenburg", auch mit herrlichen Anlagen versehen, und der „Kaiser Wilhelm- Hain", den Dortmunds Bürger zu Ehren Kaiser Wilhelms I.. angelegt haben. Dortmund war als Mittelpunkt der heil. Feme weit berühmt. Bis in die neueste Zeit stand inmitten des Bahnhofs eine uralte Linde, der „Königsstuhl bei Dort- mund", eine Stätte der westfälischen Femgerichte. Lünen an der Lippe treibt Ackerbau, Bergbau und Industrie.. Einst wurde die Stadt von dem münsterschen Bischof Bernhard von Galen belagert und nach tapferer Gegenwehr mit Sturm genommen. Bernhard gab seinen- Soldaten den Befehl, die Mauern zu schleifen, die Häuser anzuzünden und die ganze Stadt dem Erdboden gleich zu machen^ Erst als zwölf weiß gekleidete und schön geschmückte Juugsrauen vor ihm erschienen und mit Tränen in den Augen um Gnade baten, wandelte sich der Zorn des Bischofs in Mitleid, und er verließ noch in derselben Stunde mit aller Mannschaft die Stadt.
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