Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Störer. In der Kirche ging die Traufeierlichkeit ohne Störung
vor sich. Nach der Rückkehr war Tanz und Schmaus in Hansens
Hause und bis zum frühen Morgen ertönten die frohen Stimmen
der Hochzeitsgäste, deren Scherze bald die Wolken von der Stirn
der Neuvermählten scheuchten.
In ungetrübtem Glück verflogen die ersten Wochen dem jungen
Paare, in fröhlicher Arbeit und aufrichtiger Liebe genossen sie ihr
Leben. Tie bösen Worte des Bruders waren fast vergessen. Dieser
jedoch, wenn er nicht mit seinen Zechgenossen beisammen war, brütete
dumpfe Rachepläne. So beaufsichtigte er eiues Tages die Feldarbeit
seiner Untergebenen, und wie er so die Straße lang sah, erblickte er
plötzlich den Gegenstand seiner Rache, den ihm tötlich verhaßten
Bruder. Schnell schickte er seine Arbeiter heim, und auf die Pflug-
schaar gestützt, erwartete er die Aukunft des Bruders, der ein sröh-
liches Liedchen trällernd, mit dem Pfluge über der Schulter heim
zu seinem Weib eilte. Da ergriff der wilde Bruder seine Pflugschaar
und holte mit den Worten: „Stirb, Räuber meines Glückes!" zu
einem tötlichen Schlage aus. Erschreckt sprang Hans zur Seite und
benutzte sein Pflugschaar ebenfalls als Wehr. Nnn folgte Schlag
auf Schlag, bis beide tötlich getroffen zur Erde sanken. Ein leises
„Ich vergebe dir! — — Leb wohl, Gretchen!" aus dem Munde
des einen, ein dumpfes „Zwei Fliegen auf einen Schlag!" aus dem
Munde des andern.
Vergebens erwartete am Abend Margaretha ihren Gatten,
Stunde auf Stunde verrann, noch kehrte er nicht heim. Nichts
Gutes ahnend läuft sie hinaus in die finstere Nacht, bis sie ihren
Mann und daneben den wilden Jürge — beide in ihrem Blute
liegend — findet. Verzweifelt wirft sie sich aus den Geliebten und
suchte vergeblich, ihn mit Küssen zu erwecken. Ihr Glück war für
immer dahin, Wahnsinn nahm ihre Sinne gefangen. Täglich saß
sie auf dem Grabe ihres Mannes, den Hügel mit Waldblumen
bestreuend. Nach Verlauf eines Jahres ward sie eines Morgens
von den Nachbarn tot dort ausgefunden.
Zum Andenken an dieses gransig-romantische Ereignis erhebt
sich an der Chaussee, die von Minden nach Bückeburg führt, links
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Extrahierte Personennamen: Schmaus Hans Margaretha
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geworden. Der letzte Sprößling, Kuno, liebte die holdselige Tochter
Hilda — sie soll nach anderen Gertrud geheißen haben — des
reichen Grafen von Rieneck auf dem gegenüberliegenden Berge nahe
bei Rödinghausen und wurde wiedergeliebt. In einer Sommer-
nacht war er einst im Walde. Ta ertönte ein leiser Pfiff und
plötzlich trat ein altes, gebeugtes Mütterchen vor ihn hin und sprach:
„Kehre heim, sonst bist du ein Kind des Todes," und das Weib
oerschwand im Walde. Hinter ihm rauschte es, und als sich der Lynt-
burger umsah, stürzte ein verkappter Ritter auf ihn zu und nun
begann ein erbitterter Kampf. Die langen Schwerter fuhren durch
die Luft und trafeu die eisenfesten Panzer so hart, daß die Funken
stoben. Ta fuhr Lyntbnrgs Schwert sausend hernieder und zu
Tode getroffen sank der Meuchelmörder zur Erde. Der Lyntburger
löfete seiuen Harnisch, nahm die eiserne Sturmhaube vom Haupte
und der kühle Wind erfrischte das erhitzte Gesicht; dann legte er sich
unter eine dicke Buche und schlief vor Ermattung ein. Am anderen
Morgen trat das graue Mütterchen an den Schläfer heran und rief
ihm mit gellender Stimme zu: „Tu bist jetzt Sieger im heißen
Streit geweseu, aber es kommt die Zeit, daß dein Schwert wird
Unglück über dein Haupt bringen." Als der Ritter sich nach dem
Weibe umschaute, war es im Walde verschwunden. Nun ging der
Jüngling zu dem toten Ritter, öffnete ihm das Visier, und als
er das starre Gesicht erblickte, schrie er laut auf, er hatte seinen Vet-
ter, den Stromberger, der auch um die Tochter des Ritters Rieneck
freite, erschlagen. Hilda verachtete den Stromberger. Darüber er-
bittert, hatte er beschlossen, Kuno zu töten. Kuno eilte zu seinem
kranken Vater und erzählte, was im Walde geschehen war. „O,
mein Sohn," so sprach der Vater, „fliehe, bald werden die Strom-
berger kommen und die Burg zerstören, wenn sie dich hier finden."
Nun sattelte er sein Pserd und verließ trauernd die väterliche Burg.
Tie Söhue aus den umherliegenden Burgen stellten sich als
Freier der schönen Hilda ein; aber vergebens, auch die edelsten
Jünglinge mußten abziehen, sie fanden keine Gnade vor den Augen
des Burgfräuleius; denn Kuno von Lyntberg besaß voll und ganz
ihr Herz. Täglich stand sie auf dem Erker und schaute sinnend in
das Thal, dabei flössen Thränen aus ihren Augen. Sie dachte an
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das Wort erstarb ihm im Munde, denn gewappnete Reiter sprengten
über die Straße dem Johannisthore zu. Einer derselben, Veit von
Köln, hielt sein Roß an und rief: „Grüß Euch Gott, Meister
Hildebrand! Wollt Ihr mit uns ausziehen? Es geht auf Euren
Busenfreund, den Raufbolden von Sodom-Enger los!" „Topp,"
rief Hildebrand, „ich bin dabei!" Sprach's, kleidete sich schnell
zu Hause in ein Kriegsgewand, bestieg seinen Gaul und kam eben
vor dem Johannisthore an, als Bischof Ludwig mit seinen Getreuen
fortsprengen wollte. Hildebrand gesellte sich zu der Schar, und
im gestreckten Galopp flog der Zug dahin. Graf Simon war wieder
ins Bistum gefallen, hatte gesengt und geplündert und zog ge-
mächlich mit seinem Raube an Geld und Geldeswert, an Rindern,
Pferden und Schafen seines Weges nach Enger zu. An einen
Feind dachte er nicht. Plötzlich stürmte eine Schar Bewaffneter
auf ihn los und griff ihn wütend an. Unerschrocken wehrte sich
Simon mit den Seinen und warf jeden, der in seine Nähe kam,
nieder. Da drang ein gewaltiger Mann auf ihn ein, es war der
Schlächtermeister Hildebrand. Seine Schläge dröhnten auf dem
Panzer des Grafen, und Simon wankte im Sattel, doch hätte
er sich des Gewaltigen wohl noch erwehrt, aber der grimmige
Schmied Kurt Weber aus Osnabrück kam dem Hildebrand zu Hülfe.
Sie rissen den Grafen vom Rosse, und gefangen war der Raufbold.
Die Lipper flohen wild davon und ließen alle Beute im Stiche.
Das gab einen Jubel unter der Osnabrückischen Schar. Bischof
Ludwig lobte vor allen Edeln und Kämpen den Schlächtermeister
und versprach glänzende Belohnung. Dann brachte man frohlockend
den Gefangenen nach Osnabrück und sperrte ihn in einen festen
Turm, der „Buck" genannt.
Zu Burg Enger war alles in der größten Bestürzung. Schimpf-
lich in die Flucht geschlagen, verlustig der schönen Beute, ver-
wnndet und obendrein des Herrn beraubt, zitterte man vor Angst
und erwartete, die Osnabrücker würden spornstreichs mit Macht die
Burg belagern und nicht eher ruhen, bis sie in Schutt und Asche
läge. So schnell als möglich verrammelte man das Burgthor, zog
die Zugbrücken auf, schleppte große Wurfsteine auf die Türme
und Mauern und machte die Bogen und Pfeile fertig. Diese An-
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Extrahierte Personennamen: Hildebrand Ludwig Ludwig Simon Simon Hildebrand Simon Kurt_Weber Ludwig Ludwig
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begann gleichzeitig der Bau, zu Bünde, auf dem Werder von Rehme und
iu der Stadt Enger. Der Baumeister zu Enger, ein Mohr, gewann den
Sieg; denn er baute die Kirche ohne Turm. Dadurch war die Kirche zu
Enger früher fertig als die andern. In ihr wurden die Gebeine Witte-
kinds beigesetzt.
4. Aas Andenken.
Die Sachsen haben ihren Helden Wittekind nicht vergessen. Seine
Königsburg, die Babylonie, soll der Sage nach in die Tiefe versunken
sein. Dort ist der König Wittekiud mit seinen Helden verzaubert und
harrt, bis seine Zeit kommt. Die Sage vereint sehr häufig, was im
Leben feindlich geschieden, und sie versetzt auch Wittekind gleich dem Kaiser
Karl in den Desenberg bei Warburg.
Karl der Große im Deseuberge.
3. Hört, Wunder will ich melden aus einer alten Mär!
Noch lebt mit seinen Helden Karol der Kaiser hehr.
2. Wohl in dem Desenberge ruht er von Siegen aus,
und zanbermächt'ge Zwerge bewachen ihm das Haus.
3. Da ruhn auch in den Hallen die Treuen langgereiht,
in trnnknen Schlaf verfallen, von schwerem Bann gefeit.
4. Rings blanke Wehr im Kreise lockt schimmernd wie zum Krieg;
sie aber atmen leise und träumen Streit und Sieg.
5. Und Karl am Felsentische, das Haupt vom Arm gestützt,
im Antlitz Jugendfrische, inmitten der Halle sitzt.
6. Lang fällt in weißen Wellen hernieder Bart und Haar,
mit seinen Heergesellen harrt er schon manches Jahr.
7. Oft ist's, als ob sie spüreu des Lebens neuen Tag;
dann geht ein freudig Rühren entlang das Felsgemach.
8. Aufstehu all die Genossen, ergreifen Schild und Speer,
doch bleibt der Blick geschlossen, die Seele schlummert schwer.
9. Dem Kaiser nur erhellet sich Aug' und Geist zumal;
er ruft, daß laut es gellet: „Sagt, Zwerge, des Jahres Zahl!"
10. Uud horcht, und Dunkel wieder umschattet sein Gesicht:
„Legt, Kämpen, legt euch nieder, die Zahl ist uusre uicht!"
11. Mit dumpfem Raffeln gleiten zu Boden Manu an Mann;
sie schlafen und warten der Zeiten, die lösen ihren Bann.
13. Und er sitzt wieder am Tische mit weißem Bart und Haar,
Der Kaiser, voll Jugendfrische das Antlitz wunderbar.
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl
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Ii. Die Unterwerfung der Sachsen durch die Karolinger.
Gegend von Enger, sieben in der näheren Umgebung und sieben in der Gegend von Bielefeld, Werther und Heepen. Jeder der Sattelmeier hatte ein besonderes Geschäft beim Könige; der eine führte die Aufsicht über den Marstall, der andere über die Hirten, ein dritter ordnete die Jagden an usw. Sie genossen besondere Vorrechte, die ihnen bis in die neueste Zeit verblieben sind?)
d. Wittekind prüft die Anhänglichkeit seiner Untertanen. Als Wieking schon zu einem guten Alter gekommen war, beschloß er einstmals, auf gar besondere Weise zu erproben, wer wohl in der Umgegend noch Anhänglichkeit an ihn habe. Zwei Freunden offenbarte er sein Vorhaben, die nun. alsbald bekannt machten, daß der König gestorben sei. Auch das Leichenbegängnis ward angeordnet. Als aber zur angesetzten Stunde die Menge der Leidtragenden sich auf der Burg versammelt hatte und um den verschlossenen Sarg her stand, trat plötzlich Wieking selbst wohlbehalten und fröhlich unter sie. Und alle die, welche da umherstanden und zu seinem Leichenbegängnisse gekommen waren, machte er auf ewige Zeit zehntfrei. Unterdessen kam noch einer aus der Nähe von Bünde nachgelaufen. Auch der erhielt dieselbe Begünstigung; allein von dem Tage an nannte man ihn „Nalop", und so heißt sein Hof noch heutzutage. Wer aber unterwegs gewesen und auf die Nachricht von dem Leben des Königs wieder umgekehrt war, wurde zur Hälfte zehntfrei. Einer hatte nur erst die Schuhe angezogen, um sich auf den Weg zu begeben. Doch blieb er auch nicht ganz unbedacht; von seinen Kämpen wurde einer zehntfrei.
e. Tod und Beisetzung. Wittekind soll am 6. Januar 807 auf der Babilönie bei Lübbecke gestorben sein. Von dort trugen ihn die Sattelmeier nach Enger. Das Land, worüber der Zug ging, wurde für zehntfrei erklärt. In-Enger wurde er in der Kirche feierlich beigesetzt. Die Kirchtür an der Westseite, durch die der Sarg hineingetragen wurde, ist sofort zugemauert und bis heute nicht wieder geöffnet worden. Der mittlere Teil der Kirche, wo die Leiche ausgestellt war, heißt noch immer die Leichendehl. Der Sarg wurde in einem kleinen Gewölbe am Chore beigesetzt und zugleich wurde feierlich ausgesprochen, daß diese Gruft keine anderen Gebeine mehr in sich aufnehmen dürfe. Über- dem Grabe wurde später hinter dem Altare ein steinernes Denkmal errichtet und in-'dem obersten Deckstein die Gestalt des alten Helden in Lebensgröße ausgehauen. Er ist in ein weites, bis tief auf die Fersen reichendes Gewand gekleidet, die linke Hand hält das Zepter, die rechte ruht auf der Brust und zeigt den krummen Mittelfinaer, wie ihn der König in der Tat zu seinen Lebzeiten hatte. Das Denkmal hat mehrere Inschriften in lateinischer Sprache. Zur Linken steht: „Denkmal Wittekinds, des Sohnes Wamechin% des zwölften Königs der Angerer, des tapfersten Herzogs der sassischen Großen." Auf dem breiten Rande des oberen Decksteins liest man zu Deutsch: „Eines starken Mannes und Helden Gebein an diesem Ort begraben sein. Wer diesen König ehrt zur Stund', macht Gott denselben rein und gesund."
x) Noch jetzt genießen sie namentlich kirchliche Ehren, besonders bei der Bestattung. Drei Tage nacheinander werden bei ihrem Tode zu ungewöhnlicher Zeit, um 12 Uhr, die Glocken geläutet. Schon vom Sterbehause an begleiten die^ Geistlichen den Sarg, hinter dem ein gesatteltes Pferd hergeführt wird, in die Kirche, wo man den Sarg auf dem Chore am Altar niedersetzt.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]