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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 36

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 36 — vereinigten, ging er mehr stromaufwärts zum zweitenmal 54 v. Chr. über den Rhein, um die Germanen zu schrecken. Die Ubier^) zeigten ihm den Weg zu den Sueveu^); er fand aber auch die dortige Gegend leer geladen, und mußte von einer weiteren Verfolgung in die Wälder, wohin die Bewohner sich und das Ihrige in Sicher- heit gebracht hatten, abstehen. Als ganz Gallien unterworfen und der Grenzfluß, der Rhein, mit römischen Befestigungen versehen war, dachte der Kaiser Augustus, um die Grenzet zu schützen und zur Ausdehnung des Reichs an die Unterwerfung der freien Germanen vom Rhein bis zu der Weser und darüber hinaus bis zur Elbe. Sein Stiefsohn, der tapfere und vielgeliebte Feldherr in Gallien und ani Rhein, Drusus, zeigte in 4 Feldzügen 12—9 v. Chr., die er in das Innere von Germanien machte, den Weg zu seiner Unter- jochung. Zuerst verheerte er die Gaue der Usipeter, Tenk- terer, Mattiaker und Sigambrer, zog sich aber, als sich die Brnkterer und Chauken mit ihm verbanden, zurück und machte einen Versuch zur See. Er hatte zur Verbindung des Rheines mit der Zuydersee den noch heute sogenannten Drnsnskanal bauen lassen und fuhr durch denselben mit einer ans dem Rhein gebauten Flotte in die Nordsee bis an die Mündung der Ems, besiegte dort die Brukterer und schloß mit den an der Küste von der Ems bis zur Elbe wohnenden Chauken ein Bündnis. Im zweiten Feldzuge ging Drusus bei Castra Vetera (dem nachmlaligen Xanten) über den Rhein und drang nach Unterwerfung der Usipeter zu den Cheruskern bis an die Weser vor, von deren Überschreitung ihn die Nähe des Winters und Mangel an Lebens- mittel abhielten. Beim Rückzug erlitt er in einem Gebirgspässe einen Überfall von den oben genannten sechs Völkern und geriet mit seinem Heere in die größte Gefahr. Aber die Unvorsichtigkeit der beutegierigen Deutschen und die Kriegszncht und Tapferkeit seiner 4) im Süden, dann von den Sueven verfolgt, am linken Rheinufer in der Gegend von Köln. 5) Name für die im Völkerbunde mit einander vereinigten Germanen im Westen der Elbe.

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 111

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 111 — tragen. Hier hat er sich von Herzen wohlgefühlt, so daß er später oft sagte: „Zu Wetter habe ich das Glück der Einsamkeit genossen. Ich hänge an der schönen Gegend mit Liebe." Tnrch andere Aufträge wurde er im folgenden Jahre diesem Kreise wieder entführt, kehrte jedoch 1788 zurück als Direktor der Kriegs- und Domänenkammern zu Kleve und Hamm, und besonders mit der Leitung des Fabrikwesens, dem Wasserbau au Rhein und Ruhr und dem Straßenbau beauftragt. Tas größte Verdienst, wel- ches er sich während seiner Wirksamkeit in Hamm erwarb, war die Vollendung der seit Jahren bereits in Angriff genommenen Schiffbarmachuug der Ruhr, um den Salzreichtum und die Kohlen der Mark den Niederlanden zuzuführen. Stein bereiste, bevor er Hand an das große Werk legte, Salinen in Süddeutschland, den Neckar und mehrere schiffbar gemachte Flüsse in Südfrankreich. Sogar an eine Verbindung von Ruhr und Lippe durch eine Wasser- straße dachte er. Außerdem sorgte Stein während seiner vierjähri- rigen Amtswirksamkeit für die Herstellung von 150 Kilometer neuer Chausseen in der Grafschaft Mark, wobei er das Werk mit fol- chem Eifer betrieb, daß er bisweilen bis zu 30 000 Mark aus eigenem Vermögen an Vorschüssen hergab. Er blieb bis zum November 1793 in Hamm und siedelte dann als Kammerpräsident nach Kleve über. Bald darauf wurde er Oberpräfideut derjenigen westfälischen Länder, die damals schon im Besitze Preußens waren. In dieser Stellung konnte er so ziemlich alles zur Ausführung bringen, was ihm zum Wohle der ihm anvertrauten Provinzen erforderlich schien. Tie trefflichen Eigenschaften seines Geistes und Herzens traten jetzt erst recht hervor. Sein klarer Verstand, seine Redlichkeit und Offenheit, selbst Königen und Fürsten gegenüber, seine nnermüd- liche Thätigkeit, seine Fürsorge für alle Unglückliche und Notleidende, seine wahre, ungefärbte Gottesfurcht gewannen die Herzen aller, die ihm untergeben waren, wenn er sie auch mit großer Strenge zu pünktlicher Pflichterfüllung anhielt. — In Hamm hielt er sich alljährlich einige Monate auf. In einem gewöhnlichen Reisewagen kam er an; aber sogleich hieß es in der ganzen Stadt: „Er ist

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 127

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 127 — Tropfen guter Wein ist dort zu finden!" Aber kopfschüttelnd wehrte der Jüngste ab und sagte: „Jürge, wenn der Bischof Otto dein Vor- haben erführe, so würde es uns schlecht ergehen, zudem bin ich müde und wer weiß, ob wir nicht morgen harte Arbeit haben." So trennten sich die Brüder, Hans ging in sein Zelt und Jürge setzte sich grübelnd auf den nächsten Stein. Plötzlich vernahm er in der Stille der Nacht den Schlachtruf der Braunschweiger. Dem Herzog Heinrich von Braunschweig waren von seinem Bruder Friedrich Truppen gesandt worden, um das Lager der Verbündeten heimlich in der Nacht zu umzingeln und so die Belagerung von Celle zu rächen. Atemlos stürzte nun Jürge zu den Zelten der Anführer seines Heeres und teilte ihnen das Geschehene mit. Diese schwangen sich rasch auf ihre Pferde und stellten sich mit ihren Truppen kühn dem Feinde entgegen. Bischof Otto von Minden ermunterte seine Soldaten immer von neuem, aber vergebens, das Heer der Braun- schweizer war ihnen an Stärke weit überlegen, die Söldner warfen ihre Waffen fort und entflohen, von den brannschweigischen Reitern verfolgt. Am Abend desselben Tages hielt ein Trupp brauuschwei- gischer Reiter vor dem Wirtshause eines Dörfchens in der Heide, die Gefangenen wurden drei Knechten zur Bewachung übergeben. Unter ihnen befand sich auch Bischof Otto von Minden; traurig über sein Schicksal warf er sich auf dem Boden hin und her und versuchte einzuschlafen, als auf eiumal ein brannschweigischer Hauptmann ihn aufforderte, unverzüglich aufzustehen und ihm zu folgen. Zögernd gehorchte er, stieg auf das vor der Thür stehende Tier und fort ging's im schnellen Lauf über die sandige Fläche, bis plötzlich beim Morgen- grauen der Bischof die Türme einer Stadt bemerkt und nach Verlauf von kurzer Zeit an dem Thor der Stadt das Wappen seines Kampf- genossen, des Grafen von Hoya, erkannte. Verwundert sieht er sich nach dem brannschweigischen Hauptmann um, aber dieser hat sein Visier fallen lassen und ist kein anderer als der treue Jürge. Dieser hatte sich, von brauuschweigischeu Reitern verfolgt, in ein Weidengebüsch am Ufer der Aller geflüchtet. Von hier aus sah er die Gefangennahme seines Herrn. Ruhig verhielt er sich iu seinem Versteck, in der Nacht jedoch schlich er auf das Schlachtfeld

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 141

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 141 — samtbevölkerung beträgt 22 289. Die günstige Lage an beiden Seiten des Flusses, die Haupteisenbahnen nach Hannover und Bremen, nach Köln, die Kleinbahn nach Uchte, die guten Chansseen nach allen Seiten, die mächtige Weserbrücke und die bunte Brücke, der letztere Name entweder, weil sie früher rot angestrichen war, oder als Buten = Außenbrücke, alles erleichtert das Gewerbe, den Handel und Verkehr. Eine große Anzahl Tabak- und Cigarren-Fabriken, mehrere Brauereien, Glasfabriken und wichtige andere Industrie-- anlagen zeigen den gewerblichen Aufschwung der Stadt. Die Umgebung hat manche Reize; besonders der Höhenrücken nördlich am linken Weserufer mit den Gartenanlagen auf dem Rosethale, der Lust und dem Feldschlößchen, nach Osten die Chaussee nach Vückeburg mit der Aussicht auf den Nordabhang der Wefer- gebirgskette, am meisten aber der Weg nach der Porta rechts- und linksseitig der Weser; nach Porta-Barkhausen führt uns eine sehr viel benutzte Damps-Straßenbahn nach dem Kaiserhofe zum Auf- stieg auf das Kaiserdenkmal und den Wittekindsberg. Nördlich von Minden liegen am rechten Weserufer die Kirch- dörfer Tankersen, das eine Heilquelle besitzt, mit 1355, Lahde mit 616, Windheim mit 877, Heimsen mit 655 Eingesessenen im Amte Windheim. Dankersen soll seinen Namen erhalten haben, als Ludolf, der siebenunddreißigste Bischof von Minden (1295—1304), die Grafen von Lippe und von dem Berge durch den tapferen Beistand der Mindener Bürgerschaft in der Sandfurt besiegt hatte. Er ließ dort eine Kapelle erbauen, darinnen dem Höchsten durch Gebet und Gesang gedankt werden sollte. Aus den dabei gebrauchten Worten: „den Tank wir singen" entstand Dank-wir-sen, Dankersen. Bei Windheim, so erzählt die Sage, gewann Karl der Große eine Schlacht gegen Wittekind. Nach einem Gelübde vorher erbaute er die nach drei Windrichtungen gelegenen Kirchen zu Windheim, Oren- stadt, Buchholz. In der Kirche zu Windheim befindet sich noch über dem Eingange zur Kanzeltreppe ein bemaltes Holzbildnis des Kaisers mit Schwert und Schild; darunter die Unterschrift: Carolus M. fundator Ecclesiae — Karl der Große, Stister der Kirche. Im ganzen Amte ist namentlich nahe der Weser fruchtbarer

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 72

1900 - Minden i. W. : Volkening
Unter Orbulf entspann sich ein Kampf mit Adalbert, Erzbischof zu Bremen, dessen wachsende Macht er nicht ohne Glück aufzuhalten versuchte. Sein Sohn Magnus, der sich hierbei durch Tapferkeit und Klugheit hervorthat, stand wegen der Gewaltthätigkeiten Hein- richs Iv. gegen die Sachsen und weil der Kaiser dem sächsischen Grafen Otto von Northeim sein Herzogtum Baiern abgenommen hatte, sowie auch weil er zu sehr seine Selbständigkeit meinte be- haupten zu müssen, wider des Reiches Oberhaupt, den verhaßten Franken ans. Er wurde zweimal gesangen gesetzt, in der Schlacht bei Hohenburg unweit Langensalza mit besiegt. Nach erfolgter Ver- söhnung aber hals er Heinrich Iv. bei der Belagerung der Burg Gleichen und kämpfte siegreich gegen die Wenden. Heinrich V. belehnte Lothar, den Grafen von Süpplingenburg, mit dem erledigten Herzog- tum. Tiefer befaß große Landstrecken im Harz und vermehrte diesen Eigenbesitz durch seine Heirat mit Richenza, einer der Erb- töcbter des Northeimer Grafen, die ihm auch die brunonischen (braun- schwedischen) Güter zubrachte. Mit dem Kaiser, der streng die Oberherrlichkeit auf- recht erhalten wollte, in einen Kampf verwickelt, wurde er durch ein Fürstengericht zu Goslar seines Herzogtums für kurze Zeit verlustig. Später zum Kaiser (1115—1138) er- wählt, gab er dasselbe an den Gemahl seiner Tochter Gertrnde, Heinrich den Stolzen, den welsischen Herzog von Baiern ab. Sein Nachfolger aber, der Hohenstause Konrad Iii. (1138—1142), entzog diesem das neue Herzogtum wieder, und es kam zwischen ihm und seinem Bruder zu einem hartnäckigen Streite gegen den Kaiser, während dessen er an einer Krankheit, erst 37 Jahre alt (1139) starb. Als aber sein Bruder Wels in Baiern, Heinrichs Witwe und feine Schwiegermutter, welche beiden im Sachfenlande hohes Ansehen genossen, den Krieg der Welsen gegen die Waiblinger für den unmündigen Sohn Heinrich fortfetzten, beendigte ihn der Kaiser dadurch, daß er diesen unter Verzichtleistung aus das Herzog- tum Baiern mit dem Herzogtum Sachsen belehnte, das vorher Albrecht dem Bären gegeben war, aber von ihm nicht hatte behauptet werden können, und dem nur die Nordmark verblieb.

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 74

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 74 — spenstigen Italiener ausführen und rief Heinrich den Löwen zu feiner Hülfe herbei. Er kam auch nach Chiavenna am Comofee in Italien, aber ohne Heer und gab vor, er fei durch die vielen Feldzüge an Kräften erschöpft, wolle jedoch mit Gold und Silber zur Bildung eines Heeres behülflich sein. Tarauf er- widerte der Kaiser: „Der Herr des Himmels hat dich erhöhet unter allen Fürsten, die ganze Stärke des Reichs beruht auf dir; fo ist es billig, daß du dich an die Spitze stellest, damit das Reich sich wieder kräftig erhebe. Nie habe ich dir einen Wunsch abgeschlagen und war stets bereit, dich in allen deinen Ehren und Würden zu fördern. Und nun willst du mich verlassen, wo die Ehre der Deutschen, der Ruhm deines Kaisers und der Preis meines ganzen Lebens auf dem Spiele steht?" Aber Heinrich blieb un- gerührt. Da warf sich ihm der Kaiser zu Füßen und umfaßte Heinrichs Kniee. Als auch dies seinen Sinn nicht beugte, trat die Kaiserin herzu und sprach: „Lieber Herr und Gemahl, stehet auf! Gott wird Euch Hilfe leisten, wenn Ihr einst dieses Tages und dieses Hochmuts gedenkt!" Ter Kaiser erhob sich; Heinrich ritt stolz nach Teutschland zurück. So mußte Friedrich dem Feinde allein entgegentreten und unterlag ihm. Tie Untreue des Welsenherzogs konnte nicht ungesühnt bleiben. Kaum kehrte der Kaiser nach Deutschland zurück, so wurde Heinrich der Löwe vor den Reichstag geladen, um sich wegen seines Treu- bruchs zu verantworten. Trotz viermaliger Ladung erschien er nicht. Nun ereilte ihn die Reichsacht, und er verlor seine beiden Herzog- tümer, sämtliche Reichsämter und Reichslehen. Zwar versuchte Heinrich sich der Ausführung des Urteils zu widersetzen; aber er fand keine Unterstützung bei den sächsischen Fürsten. Diese, über Heinrichs Strenge längst erbittert, schlössen vielmehr einen Bund gegen ihn und fielen von allen Seiten in fein Land. Da geriet der geächtete Herzog in solche Bedrängnis, daß er Hilfe beim Kaiser suchte. In Erfurt warf er sich ihm zu Füßen und flehte um Gnade. Der Kaiser erhob ihn mit den Worten: „Du bist das eigene Werkzeug deines Falles." Friedrich Barbarossa aber ge- dachte der Freundschaft und des Tages, da ihm der Löwe das Leben

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 239

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 239 — Vikar abhielt, bedient. Tie Nikolaikirche ist vom Grafen Ludwig von Ravensberg erbant, und der Bischof von Paderborn bewilligte einen eigenen Geistlichen unter der Bedingung, daß jede Bielefelder Haus- Haltung am Tage Allerheiligen einen Groschen auf den Altar zu Heepen lege, bis die Bielefelder sich mit der Mutter abgefunden hätten. Außer den beiden Kirchen merken wir noch als Sehenswürdig- leiten den Jahnplatz mit dem Jahnsdenkmal, das Gymnasium, das Siegesdenkmal mit den am Fuße einer Triumphsäule sitzenden Figuren des Krieges und des Friedens, vor allem aber den Johannesberg und Sparenberg im Süden der Stadt. Die Becg- lust an der Südwestseite der Thalschlucht, mit Gartenanlagen und Landhäusern bedeckt, ist der Lust- und Tummelplatz der Viele- felder. Als die Sparenburg im 18. Jahrhundert verfiel, wurde sie 1832 zu einem Gefängnisse eingerichtet, als dieses 1. Juni 1877 abbrannte, erwarb die Stadt 1879 die Burg und baute sie auf. Der Wartturm gewährt eine herrliche Aussicht. Im Schlosse ist ein Ravensbergisches Museum untergebracht. Aus der früheren Geschichte der Sparenburg entnehmen wir noch folgendes: Im zwölften Jahrhundert war in Teutschland ein arger Krieg zwischen dem Kaiserhause der Hohenstaufen, auch Waiblinger ge- nannt, und dem Fürstenhause der Welsen. Tie Grafen von der Lippe gehörten zur Partei der Welsen, die Grafen von Ravensberg zur Partei der Waiblinger. Nun geschah es in allen Zeiten oft, daß die Fürsten und Herren an den Grenzen ihrer Länder feste Burgen bauten, welchen sie einem feindlichen Nachbar gleichsam zum Hohn einen Namen gaben. Das Land des kriegerischen Grasen Bernhard von der Lippe stieß an Ravensberg. Im Jahre 1177 baute er an einer Bergschlucht des Osniug auf einem jäh abhangenden Felsen, hart am Ravensberger Lande, eine große und starke Burg und nannte sie seinem Parteiherrn, dem Herzog Heinrich dem Löwen, zu Ehren „die Löwenburg". Gras Hermann von Ravensberg entbrannte ob dieses Hohnes und der ihm erwachsenden Gesahr in Zorn und schwur, die Burg zu nehmen und sich an dem Lipper zu rächen.

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 459

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 459 — varienberge. Selbst der König verzagte. Einer seiner Helden der- suchte, ihn zu ermutigen; aber unwillig sagte der König: „So wenig der Huf meines Rosses aus diesem Felsen einen Quell hervorbringt, so wenig werden wir den Berg erstürmen." Aber o Wunder! Kaum sind diese Worte gesprochen, da fängt zum Erstaunen aller das Pferd zu scharren an, und siehe, nach we- nigen Augenblicken sprudelt hell und klar aus dem festen Gestein die schönste Quelle hervor. Das war ihnen allen ein Zeichen, Gott wolle ihnen helfen, und Mut und Kampflust zog wieder ein in die Brust der Krieger. Und am späten Abend schlich eine kleine, gekrümmte Frauen- gestalt zu dem christlichen Lager heran und verlangte, zum Könige geführt zu werden. Sie mochte dem Könige wohl Dinge von Wich- tigkeit mitzuteilen haben, denn lange verweilte sie bei ihm und verschwand dann geheimnisvoll, wie sie gekommen war, in den Berg. Dunkle Gestalten bewegten sich leise und schweigend ihr nach und verschwanden ebenfalls in den Berg. Kampfbereit stand srüh mit dem ersten Strahle der Sonne das Heer der Christen vor der Feste und schritt im Vertrauen auf Gottes Beistand zum Sturme. Furchtbar ward auf beiden Seiten gestritten und der Erfolg war lange zweifelhaft. Da er- scholl auf einmal Wutgeheul aus der Feste. Christliche Krieger waren durch geheime, unterirdische Gänge in dieselbe eingedrungen und griffen die Verteidiger in ihrem Bollwerke an. Nach wenigen Stunden herrschte Karl in der Eresburg. Die Quelle sprudelt noch immer. Ihr Name ist der „Königsborn". In der Kirche wurde Thankmar, der Halbbruder Kaisers Otto I., am Altare 938 ermordet. Er hatte sich mit dem Frankenherzog Eberhard gegen ihn verbündet, überfiel seinen Bruder Heinrich in Beleke, nahm ihn gefangen und schickte ihn, gleichsam zur Ver- siegelung des Bundes, an Eberhard, verwüstete die dem Kaiser unterthänige Gegend und zog nach der Eresburg, um dort sest und sicher zu sitzen. Die Kaiserlichen aber folgten dem Empörer, Thankmar floh in die Kirche, legte Schild und goldene Kette auf den Altar und wähnte sich nun am heiligen Orte geschützt. Doch

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 441

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 441 — Fehde beendenden Hauptvergleiche (1464) dafür die seit längerer Zeit unter märkischer Hoheit stehenden und um diese Zeit ver- sallenen Lehnsherrschaften und Schlösser Fredeburg und Bilstein dem Herzogtum einverleiben. Dieses wurde dann mit seinen vier Quartieren Brilon, Geseke, Werl und der Grasschaft Arnsberg nach der Säeularisation des Erzstistes Köln 1803 dem Hause Hessen-Darm- stadt als Entschädigung für linksrheinische Besitzungen zugewiesen. 1815 kam das Herzogtum an König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen. Die Grafschaft Arnsberg hat ihren Ursprung in dem alten Gau Westfalen mit seinen Grafen aus der Zeit Karls des Großen. Die Grafen saßen ursprünglich zu Werl und verzweigten sich in die Grafengeschlechter von Berg, Altena, Mark, Ravensberg und Arnsberg. Die letztere Linie läßt sich verfolgen bis zu Hermann Ii., der als Vogt der Abtei zu Werden von dieser viele Güter besaß. Sein Enkel, Konrad Ii., Gras von Werl, erbaute das Arnsberger Schloß und nahm dort 1077 seinen Sitz. Er war mit einer Tochter des mächtigen sächsischen Grafen und Feindes Heinrichs Iv., Otto's von Northeim, vermählt und wurde im heldenmütigen Kampfe gegen die Morfeten (Slaven) mit seinem Sohne Hermann Iv. erschlagen. Sein Nachfolger Friedrich I. mit dem Beinamen „Der Streitbare", von dem fchou früher (S. 385) erzählt ist, vollendete den Schloßbau und hinterließ 1124 zwei Töchter, von denen die Älteste den flandrischen Grafen Gottfried I. heiratete und ihm die Grafschaft als Erbe zubrachte. Der erste aus dem neuen Geschlecht war Graf Heinrich, ein gewaltthätiger Menfch, der seinen jüngeren Bruder, ebenfalls mit dem Namen Heinrich, als er Anspruch aus einen Teil der Grafschaft erhob, feffelte und im Burgverließ verschmachten ließ. Wegen dieser Scheußlichkeit vom Kurfürsten von Köln und Heinrich dem Löwen bekriegt, baute er gedemütigt 1170 das Kloster Weddinghausen wie zur Sühne. Sein ältester Sohn Heinrich wurde Stifter der Grafen von Rietberg, sein zweiter Sohn Gottfried Ii. setzte das Geschlecht der Arns- berger Grafen fort bis auf seinen Ururenkel, den kinder- losen Gottfried Iv., der 1368 sein Land gegen 130 000

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 4

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 4 — Sprach gelehrten endlich ziehen das englische Wort fellow — Ge- fährte oder ein altes Wort fala = plaga, Feld, Gegend heran. Jedenfalls bezeichnet Westfalen das westliche Land und Volk der alten Sachsen. Von Ludwig dem Deutschen an bis zum Sturze Heinrichs des Löwen 1180 bestand ein Herzogtum Sachsen, zu dem mit Ausnahme des Sieger- und Wittgeusteinschen Landes auch die jetzige Provinz Westfalen gehörte. Dann aber wurde es zer- trennt und ein kleiner Teil unter den Erzbischöfen von Köln zum Herzogtum Westfalen und Engern mit der Hauptstadt Arns- berg gemacht. Es umfaßte etwa 80 Quadratmeilen mit 195 000 Bewohnern in 25 Städten und 9 Freiheiten des Sauerlandes, nämlich die Kreife: Arnsberg, Meschede, Brilon, Olpe und ein- zelne Teile der Kreise Soest, Lippstadt, Iserlohn im jetzigen Re- gierungsbezirk Arnsberg. Der erste Herzog war Erzbischof Philipp zur Zeit Friedrich Barbarossas, der letzte Anton Viktor, welcher das Land 1803 infolge des Reichsdeputationsbeschlusses an Hessen- Darmstadt abtrat. Von ihm ging es 1815 an Preußen über. Ter westfälische Kreis, der achte, den mit neun andern Kaiser Maximilian I. 1512 in Deutschland zur besseren Handhabung des Landfriedens und Vollstreckung der Reichskammergerichts-Urteile einrichtete, zwischen Weser und Maas, umfaßte mit den Herzog- tümcrn Cleve, Jülich, Berg, den Grafschaften Ravensberg, Mark, den Bistümern Lüttich, Münster, Paderborn, Minden, Verden, Osnabrück, den Grafschaften Ostfriesland, Oldenburg, den Abteien Herford, Corvey und kleinern Gebieten z. B. Dortmund einen Flächenraum von 1250 Quadratmeilen und wurde von Teilen des niederrheinischen Kreises, zu dem das Herzogtum Westfalen gehörte, durchschnitten. Die größte Ausdehnung hat Westfalen gewonnen, als infolge des Tilsiter Friedens (9. Juli 1807) Napoleon I. am 18. August 1807 eine Filiale des französischen Kaiserreichs in dem Königreiche Westfalen mit seinem Bruder Jerome Bonaparte als Herrscher errichtete. Es war etwa 690 Quadratmeilen groß, zählte fast zwei Millionen Einwohner und mußte zum Rheinbunde 25 000 Soldaten
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