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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 154

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 154 — nach England berufen, vor ein Kriegsgericht gestellt und seiner Würden entsetzt; auch strich König Georg Ii. seinen Namen mit eigner Hand aus der Liste der geheimen Staatsräte aus, und das erbitterte Volk drohte, ihn in Stücke zu zerreißen. Trotz alledem wurde er späterhin, als er beim Antritt der väterlichen Erbschaft schon den Namen Lord Sackville angenommen hatte, durch Georg Iii. wieder zum Minister für die englischen Kolonien ernannt; — die verunglückten Kriegsunternehmungen gegen Amerika, welche die Be- freiung der Vereinigten Staaten herbeiführten, sind hauptsächlich sein Werk. Die englischen Jnsanterie-Regimenter Napiers, Kingskley, Welsch Füsiliers, Brndnel und Home führen wegen ihrer Tapferkeit am 1. August 1759 in ihren Fahnen den Namen Minden. Von der Bravheit der Hannoveraner erzählt der französische Bericht über die Schlacht, daß der Sieg gewiß würde errungen sein, wenn les troupes Manteaux, die ihnen in die Flanken gefallen wären, ihnen denselben nicht wieder entrissen hätten. Tas Hannover-- sche Bataillon Hardenberg ermutigte sich beim Bajonettangriff gegen die französische Kavallerie: „Man drupp! Man tau!" und der Berichterstatter, der kein Platt verstand, hatte aus den beiden letzten Worten Truppen gemacht. Nach Südwesten vom Amte Petershagen dehnt sich das von Hartum bis zur Stadtgrenze von Minden aus; in ihm die Kirch- dörser Hartum, zugleich Amtssitz, mit 1136 und Hille mit 1230 und das Tors Hahlen mit 1806 Bewohnern. Das Hartumer und Hiller Moor erstreckt sich weithin und es wird viel Torf gestochen und vertrieben. Anmutiger und auch fruchtbarer, als die nördlich von Minden gelegenen vier Ämter, sind die drei südlichen: links an der Weser Dützen und Rehme, rechts Hausberge. In dem Amtssitz Dützen, einem Dorfe von 1261 Einwohnern, liegt nebst anderen Ortschaften, westlich dem Hiller Moore angegrenzt Rothenuffeln mit 1059, südöstlich Böhlhorst mit 573 und das Kirch- dorf Barkhausen mit 1186 Bewohnern an dem fruchtbaren Nordmasch des Wiehengebirges. Hier thut sich die Westfälische Psorte, porta Westfalica, die Weserscharte, wie die Landleute noch sagen, aus.

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 241

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 241 — Anfange des dreißigjährigen Krieges besetzten die mit dem Kur- fürsten verbündeten Holländer die Bnrg. Bald zogen Feinde heran, und im Jahre 1629 nahmen kaiserliche und spanische Truppen den Sparenberg mit List ein. Sie hatten einige holländische Soldaten gefangen genommen, die in der Grafschaft lagen. Diesen zogen sie die Kleider aus, steckten kaiserliches Volk hinein und schickten sie vor die Thore der Feste. Dort baten sie um schnellen Einlaß, weil der Feind sie verfolge. Ohne Arg öffnete man die Thore und ließ die Zugbrücke herunter; aber kaum war dies geschehen, so fielen die Einziehenden über die Wachen her, von allen Seiten eilten versteckte kaiserliche Soldaten herbei und drangen in die Burg. Nach tapferer Gegenwehr mußten sich die Holländer ergeben. Fünf Jahre hielt der Feind den Sparenberg besetzt, da räumte er ihn, weil die Schweden überall siegreich vordrangen. Bevor er abzog, zerstörte er manche der Festungswerke und verschüttete einen der Brunnen, welcher im Jahre 1834 wieder gereinigt wurde, und in welchem man 84 Bomben und viele Eimer nebst Ketten fand. Der französische König Ludwig Xiv. fing mit den Nieder- ländern Krieg an. Um die deutschen und clevischeu Länder zu schützen, schloß der Kurfürst im Jahre 1671 mit dem Pfalzgrafen von Neu- bürg und dem Bischöfe von Münster, Bernhard von Galen, einen Vertrag zu Bielefeld, nach welchem sich diese Fürsten gegen den Andrang der Kriegsgefahr treu beistehen wollten. Als aber der Kurfürst den Oberbefehl über das Heer verlangte, wollte der Bischof von Münster, welcher es heimlich mit Frankreich hielt, nicht ein- willigen, und die Freundschaft hatte ein Ende. Bernhard von Galen verband sich offen mit Frankreich. Friedrich Wilhelm sendete den Niederländern ein Hilfsheer von 20 000 Mann gegen Frankreich und Münster. Er langte Ende des Jahres 1672 auf dem Sparen- berge mit seiner zweiten Gemahlin Sophie Dorothee an, und diese gebar ihm hier einen Sohn, welcher den Namen Karl Philipp erhielt und 1695 in Italien starb. Am 9. April 1673 rückte Bischof Bernhard von Galen in eigener Person mit 3000 Mann münsterscher Truppen in die Grafschaft, belagerte Schloß Sparen- berg und die Stadt Bielefeld und warf 84 Bomben hinein. Eine Schulze, Heimatskünde. lg

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 305

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 305 — Kein Sünderglöckchen geläutet ward, Kein Schandgerüst sah man zimmern und tragen, Doch sieben Schüsse, die knatterten hart, Und eine Messe hörte man sagen. Ter Bischof schaut auf den blutigen Stein, Tann murmelt er sacht ins Breve hinein: „Es ist doch schwer, ein Insul zu tragen!" Annette von Droste. Ein reicher Lord in England besaß eine im Dreieck erbaute Burg, und diese Seltsamkeit dünkte dem Seltsamkeiten liebenden Sohne Albions ein unschätzbares Besitztum. Er meinte, sagte und glaubte, eine dreieckige Burg sei in der ganzen Welt nicht mehr zu finden, als einzig und allein in England, und die sei die seine, des Lords. Ta führte das Mißgeschick dem Lord einen Emigranten aus Frankreich zu, der hatte sich in der Welt umgesehen, war auch in Deutschland, in Westfalen und auf der Wevelsburg gewesen, und da der Lord so viel Rühmliches machte von seiner dreieckigen Burg, s» sagte der Emigrant, solcher Burgen gäbe es mehr, in Deutsch- land wisse er auch eine. Das wollte der Lord nimmermehr glauben; nein, dreieckige Burgen könne es weiter nicht geben; der Franzose solle mit auf die Reise und dem Lord die Burg zeigen, alle Kosten wolle er tragen und verlange nichts weiter, als daß der Franzose beschämt eingestehen solle, nur der Lord besitze eine dreieckige Burg. Da haben die beiden Herren sich mit einander auf die Reise gemacht und sind Tag und Nacht gereist, über den Kanal und nach Amsterdam, durch Holland und das schöne Land Ober-Assel, nach Westfalen herein, nach Münster und Telgte, über Warendorf nach Rheda und Wiedenbrück, durch Rietberg über das Lauer Bruch, bis sie dahin gekommen sind, wo die Lippe und die Alme sich ver- einigen, und endlich sind sie auf der Wevelsburg angelangt. Als der Lord sich die Burg genau angesehen, hat er zugestanden, daß er nicht allein der Besitzer einer dreieckigen Burg sei, ist sehr miß- mutig nach Hause zurückgekehrt und hat seine dreieckige Burg ab- brechen lassen. In der Nähe der Wevelsburg liegt der Lutterberg, an welchen Schulze, Heimatskunde. 20

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 545

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 545 — reformierte Linie stifteten. Johann Moritz ist der größte und volkstümlichste der Naffau-Siegenschen Herrscher. Er wurde zuerst aus seinem Hause vom Kaiser gesürstet, ihm verdankt das Sieger- laud im dreißigjährigen Kriege die Erhaltung des evangelischen Glaubens. Sein älterer Bruder Johann Viii. war durch die Jesuiten zur Annahme des katholischen bewogen und unter ihrem Einflüsse breitete er diesen namentlich im „Johann-Lande" aus. Da war sein jüngerer Bruder gleichsam der Gustav-Adolf Sieger- lands. In dem Befreiungskampfe der Niederländer gegen Spanien stand er seinen Vettern, den Prinzen von Oranien, kräftig zur Seite, und die holländisch-westindische Kompagnie ernannte ihn zum Generalgouverneur und Oberadmiral aller ihrer Besitzungen in Brasilien, dann wurde er von den Generalstaaten zum General- leutuant ihrer Kavallerie gemacht, in welcher Stellung er sich das Moritzhaus in Haag erbaute. Nach 3 Jahren endlich wurde er vom Großen Kurfürsten zu seinem Statthalter in den Landen Cleve, Mark, Ravensberg, später auch für Minden berufen. Er schloß zu Cleve 1679 sein viel bewegtes, gesegnetes Leben als glaubensvoller Christ; in seinem letzten Lebensjahre hatte der Held, der sich auch vor dem Tode nicht fürchtete und des ewigen Lebens getröstete, auf seinem Schreibtische stets einen Totenschädel vor sich stehen. Nach seiner Bestimmung ruht sein Leichnam in der Grust der Nikolaikirche, unweit des untern Schlosses, der Residenz der evangelischen Herrscher von Siegen. Dieser Kirche hat er einst eine silberne Taufschüssel verehrt, die er selbst in Brasilien von Afrika her als Geschenk erhalten hatte. Auch stiftete er in derselben Kirche den Fürstenstuhl, der heute noch die goldene Inschrift trägt: Johannes Mauritius, Nassaviae princeps, und versah den Kirch- türm mit einer Galerie. Die katholische Linie, deren Residenz das obere Schloß war, starb mit Wilhelm Hyacinth 1743 aus, nachdem die reformierte schon 1734 erloschen war. Es fiel nun das Siegerland an den schon erwähnten Fürsten von Nassau-Dietz, Wilhelm Iv. Im Wittgensteinschen regierten einst zwei Herrscherfamilien,, die jetzt unter Preußens Oberhoheit noch einen großen Teil des Schulze, Heimatskunde. 35

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 4

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 4 — Sprach gelehrten endlich ziehen das englische Wort fellow — Ge- fährte oder ein altes Wort fala = plaga, Feld, Gegend heran. Jedenfalls bezeichnet Westfalen das westliche Land und Volk der alten Sachsen. Von Ludwig dem Deutschen an bis zum Sturze Heinrichs des Löwen 1180 bestand ein Herzogtum Sachsen, zu dem mit Ausnahme des Sieger- und Wittgeusteinschen Landes auch die jetzige Provinz Westfalen gehörte. Dann aber wurde es zer- trennt und ein kleiner Teil unter den Erzbischöfen von Köln zum Herzogtum Westfalen und Engern mit der Hauptstadt Arns- berg gemacht. Es umfaßte etwa 80 Quadratmeilen mit 195 000 Bewohnern in 25 Städten und 9 Freiheiten des Sauerlandes, nämlich die Kreife: Arnsberg, Meschede, Brilon, Olpe und ein- zelne Teile der Kreise Soest, Lippstadt, Iserlohn im jetzigen Re- gierungsbezirk Arnsberg. Der erste Herzog war Erzbischof Philipp zur Zeit Friedrich Barbarossas, der letzte Anton Viktor, welcher das Land 1803 infolge des Reichsdeputationsbeschlusses an Hessen- Darmstadt abtrat. Von ihm ging es 1815 an Preußen über. Ter westfälische Kreis, der achte, den mit neun andern Kaiser Maximilian I. 1512 in Deutschland zur besseren Handhabung des Landfriedens und Vollstreckung der Reichskammergerichts-Urteile einrichtete, zwischen Weser und Maas, umfaßte mit den Herzog- tümcrn Cleve, Jülich, Berg, den Grafschaften Ravensberg, Mark, den Bistümern Lüttich, Münster, Paderborn, Minden, Verden, Osnabrück, den Grafschaften Ostfriesland, Oldenburg, den Abteien Herford, Corvey und kleinern Gebieten z. B. Dortmund einen Flächenraum von 1250 Quadratmeilen und wurde von Teilen des niederrheinischen Kreises, zu dem das Herzogtum Westfalen gehörte, durchschnitten. Die größte Ausdehnung hat Westfalen gewonnen, als infolge des Tilsiter Friedens (9. Juli 1807) Napoleon I. am 18. August 1807 eine Filiale des französischen Kaiserreichs in dem Königreiche Westfalen mit seinem Bruder Jerome Bonaparte als Herrscher errichtete. Es war etwa 690 Quadratmeilen groß, zählte fast zwei Millionen Einwohner und mußte zum Rheinbunde 25 000 Soldaten

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 551

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 551 — erze, Kupfer-, Blei- und Silbererze gewonnen, besonders aber Eisenerze. Der Wert aller Erze, die jährlich gefördert werden, übersteigt unter gewöhnlichen Verhältnissen an Ort und Stelle, ohne jede weitere Bearbeitung, die Summe von drei Millionen Mark; durch die fernere Verarbeitung dieser Erzeugnisse des Berg- baues auf Hütten und Hämmern aber wird der Geldwert fast auf das Sechsfache gebracht, fo daß durch Bergbau und Hütten- betrieb zusammengenommen für jeden Kopf der Bevölkerung jährlich im Durchschnitt gegen 300 Mark verdient werden. Mehr als 6000 Arbeiter finden mit ihren doppelt so zahlreichen Familienglieoern in den genannten beiden Erwerbszweigen ihr Auskommen. — Das Siegensche Eisen gehört zu dem besten, das auf der Erde vorkommt. Schon seit Jahrhunderten wird es in die Städte der Grafschaft Mark ausgeführt, wo man es auf die mannigfachste Weise weiter verwendet. Leider konnte es bis dahin nur zu einem hohen Preise hergestellt werden. Die teuern Holzkohlen liefert zwar schon der angrenzende Kreis Wittgenstein; aber die Steinkohlen, mit deren Hilfe die große Masse zubereitet wird, mußten auf der Achse aus der Grafschaft Mark herbeigeschafft werden, so daß der Fuhrlohn sie sehr verteuerte. Darum haben die Bergwerksbesitzer des Kreises Siegen auch vorzugsweise auf den Bau einer Eisenbahn hinge- arbeitet, welche die westfälische Kohlengegend mit dem westfälischen Eisenlande verbindet, die Ruhr mit der Sieg. Die Kreisstadt Siegen mit 19 303 Einwohnern, von denen 14530 evangelisch, 4676 katholisch, 97 jüdisch, an der Sieg und am Bergabhange gelegen, Sitz des Landratsamtes und Amtsgerichts, eines Realgymnasiums und einer Wiesenbau-, Bergwerks- und Bau- schule, bildet den Mittelpunkt des gewerblichen Lebens im ganzen Kreise, hat Hochöfen, Walz- und Hammerwerke, Gerbereien und Leimfabriken. Der Bergabhang wird von einem alten Schlöffe gekrönt, das bis 1744 die Residenz der katholischen Fürstenlinie von Nassau-Siegen war, am Ufer der Sieg liegt darunter ein Schloß, welches zu Anfang des 18. Jahrhunderts von dem Grafen Friedrich Wilhelm Adolf aus der evangelischen Linie gleichen Namens erbaut wurde und Residenz derselben blieb. Daneben eine schöne

7. Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 53

1901 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 53 Leider ist namentlich der Osten des Gebirgsdreiecks noch zu wenig durch Eisenbahnen aufgeschlossen, als daß der Holzreichtum überall lohnend abgesetzt werden könnte. Die Zahl der Bewohner ist in den Gebieten, in denen die Bewohner ausschließlich auf die Ausnutzung des Bodens (Ackerbau, Viehzucht und Waldarbeit) angewiesen sind, gering (Wittgen- stein 45, Olpe 60, Meschede 47, Brilon 49, Arnsberg 69 Einwohner auf einem Quadratkilometer), und da deu Bewohnern der Absatz der gewonnenen Naturgüter durch die weiten Entfernungen und die wenigen Eisenbahnen sehr erschwert ist, so herrscht in den genannten Kreisen nur geringer Wohlstand. Ein Teil der männlichen Bewohner sucht darum iu deu benachbarten Kreisen, in denen reiche Bodenschätze zu heben und zu verarbeiten sind, Beschäftigung. Während im Kalkgebirge die Bewohner in den Steinbrüchen die Kalkfelsen lösen und in den Kalköfen brennen, regen sich in den Kreisen Siegen und Olpe tausend fleißige Hände, um die Schätze der Tiefe (Eisen, Silber, Blei und Kupfer) an das Tages- licht zu schaffen.*) Draußen sind in den Aufbereitungen andere bemüht, die Erze aus dem begleitenden Gestein herauszulesen, zu hämmeru und zu waschen. In Zahlreichen Hoch- und Schmelzöfen gewinnt man aus den Erzeu und Eisensteinen Blei, Silber, Kupfer und Gußeisen. Das Gußeisen wird iu zahlreichen Werken weiter verarbeitet zu Stahl, Schmiede- eisen, Draht, Blech, woraus dann all die Geräte und Maschinen für Haus und Hof, Werkstatt und Fabrik hergestellt werden. Obwohl im Kreise Siegen unzählige Eisenwerke vorhanden sind, vermögen die Be- wohner doch nicht das gewonnene Gußeisen u. s. w. allein selbständig weiter zu verarbeiten. Der Uberfluß wird durch die Ruhr-Siegbahn weitergeschafft nach den Orten im Lenne- (Meggen, Finnentrop, Pletten- berg, Werdohl, Altena), Rhamede- und Bolme- (Hagen) und Ennepethal (Haspe, Milspe, Gevelsberg), wo die weitere Verarbeitung in der Klein- eisenindnstrie in zahlreichen Fabriken geschieht. In Lüdenscheid blüht die Metallindustrie (Nickel-, Allnminium-, Neusilberartikel, Knöpfe), während das gewerbreiche Iserlohn durch feine Nähnadeln (Federn) Weltruf erworben hat. Wie groß die Menge der in den angeführten Orten ge- wonnenen bezw. verarbeiteten Naturgüter ist, zeigt der riesige Verkehr der Ruhr-Siegbahn, welche den zweitgrößten Verkehr aller Bahnen des deutschen Reiches hat. Während die Züge von Hagen nach Siegen die zum Schmelzen der Erze notwendigen Kohlen und den Kalk herbeischaffen, bringen die Züge in umgekehrter Richtung Eisenerze, Eisen und Holz. In den Bergwerks- und Jndnstriegegenden wohnen die Bewohner dicht zusammen, daher ist hier die Zahl der Bewohner auf 1 qkm auch größer (Siegen 127, Iserlohn 211, Altena 123, Hagen-Land 255**); ebenso ist der Wohlstand größer wie in den Kreisen im Osten des Gebirgsdreiecks. *) S, Seite 25. Übersicht über die Bodenschätze im Gebirgsdreieck, *) Die Zahlen aus dem Jahre 1900 zeigt die Tabelle Seite 6.

8. Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 94

1901 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 94 — gesamten Industriegebiet etwa 2 Millionen hl im Werte von 35 Millionen Mark jährlich erzeugt werden. Anch die Brennereien (100) stellen fast 11/2 Millionen hl Alkohol her. Der größte Teil der Bewohner findet in der Gewinnung und Bear- beitnng der Bodeuschätze seiue Beschäftigung. In keinem Teile nnsers deutschen Vaterlandes finden sich so viele Bergleute wie im Industriegebiet. Es liefert aber auch der Oberbergamtsbezirk Dortmund mehr als die Hälfte aller Kohleu Deutschlands, nämlich 54 x/2 Millionen t im Werte von 418 */2 Millionen Mark. Steinkohlenberglente giebt es im Bezirk Dortmund etwa 230000 Manu.*) Im Vergleich zu den Bergleuten ist die Zahl der übrigen Erdarbeiter gering zu nennen. In den Steinbrüchen an der Ruhr arbeiten in etwa 70 Brüchen 1500 Mann, sie liefern vorzügliche Steine zu den Grund- mauern, während in den 200 Ziegeleien des Industriegebiets 5500 Arbeiter etwa 700 Millionen Ziegelsteine herstellen. Es ist für die rege Bau- thätigkeit im Industriegebiet von großer Wichtigkeit, daß die Banmateri- alien in solch reicher Menge im Bezirk gewonnen werden. Neben dem Kohlenbergbau ist die Eisenindustrie für den Aufschwung des Bezirkes vou ausschlaggebender Bedeutung gewesen. In ganz Deutsch- laud werden aus den Eisenerzen etwa 8 Millionen t Roheisen gewonnen, davon liefert der Jndnstriebezirk allein etwa 1i?J/ nämlich 2,8 Millionen t im Werte von 168 Millionen Marl**) Der größte Teil des gewonnenen Roheisens wird anch im Industriegebiet gleich weiter verarbeitet. Hier sind etwa 60000 Arbeiter mit der Gewinnung und Verarbeitung des Eisens beschäftigt. Die Eisenindustrie bildet in folgenden Orten den wichtigsten Erwerbszweig der Bevölkerung: Dortmund 16000 Arbeiter, Bochum 7500 Arbeiter, Hoerde 6000 Arbeiter, Witten 4000 Arbeiter, Hamm 3—4000 Arbeiter, Schwerte 2800 Arbeiter, Schalke, Gelsenkirchen je 3000 Arbeiter, Annen, Aplerbeck, Barop, Herne, Ückendorf, Wiemelhausen. Die Erzeugnisse der Eisenindustrie werden bis in die entferntesten Länder verkauft. Im Gegensatz zu der hochentwickelten Eisenindustrie ist die Textil- industrie, die ehemals im Kreise Hattingen blühte, mehr und mehr zurück- gegangen. Mit der Gewinnung von Glas und feuerfesten Steinen beschäs- tigen sich in Witten, Annen, Dortmund etwa 4000 Meuscheu. In einem Bezirk, in dem solch riesige Mengen von Naturgütern gewonnen und ver- arbeitet werden, sind sehr viele Menschen damit beschäftigt, die Natur- guter fortzuschaffen per Wagen, Bahn und Schiff. Keine Gegend nnsers deutschen Vaterlandes weist ein so dichtes Eisenbahnnetz auf wie der *) Zum Oberbergamt Dortmund gehören die Gruben im rheinisch-westfälischen Industriegebiet und im westlichen Teile von Hannover, **) Nur England und die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika liefern mehr Roheisen als Deutschland.

9. Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 86

1901 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 86 — Die Entwicklung des Gegensatzes der beiden Gebiete. Im Anfange des neunzehnten Jahrhunderts bot der westliche Hell- weg denselben Anblick wie die Börde. Die Bodengestaltnng und -beschaffen- heit waren ungefähr dieselben, desgleichen die dadurch bedingten Lebens- und Erwerbsverhältnisse, die Zahl und Größe der Ortschaften. Aber wie hat sich das Bild in dem verflossenen Jahrhundert verändert: I. Börde i 1825 1895 Ii. Jndu 'triegebi 1825 et 1895 bezw, 1900*) Lippstadt . . . Geseke .... Soest .... Werl .... 3300 3000 7500 2800 11118 4167 16732 5496 Dortmund . . . Bochum . . . Hoerde .... Hamm .... 4500 2300 1200 5300 111232 47 601 18638 31261 Bevölkerungsdichtigkeit auf 1 qkm Bevölkerungsdichtigkeit auf 1 qkm**) Kreis Soest...... „ Lippstadt..... „ Hamm...... 100 76 179 Kreis Gelsenkirchen . . . „ Hoerde..... „ Bochum..... 1632 496 , 882 Die angeführten Zahlen zeigen uns, daß sich die Ortschaften im öst- lichen Hellweg nur sehr wenig vermehrt haben, während die Städte im Industriegebiet reißend zugenommen haben. Besonders die Zahlen über die Bevölkerungsdichtigkeit in den einzelnen Kreisen lassen die Gegensätze zwischen den beiden Gebieten klar erkennen. Im Industriegebiet sind zahlreiche Orte von 10—20000 Einwohnern in kurzer Zeit entstanden. Woher kommt das? Das Industriegebiet hat seiue Schätze nicht nur auf der Erde, sondern vor allen Dingen tief im Schöße derselben; es sind die Stein- kohlen, die schwarzen Diamanten. In ihnen besitzt das Industriegebiet eiueu Schatz, der noch auf viele hundert Jahre die Quelle des Wohl- staudes bleiben wird. Diesen wertvollen Schatz kannte man zwar schon seit fünfhundert Jahren, aber er blieb zunächst ohue Einfluß auf den Wohlstand der Gegend, weil die Steinkohle bei dem damaligen Holz- reichtum nur geringen Wert als Brennmaterial hatte. Es kosteten die Steinkohlen nach dem dreißigjährigen Krieg nur 11 Pseuuig pro Ceutuer. In der primitivsten Weise schürfte man in großen Löchern die Stein- kohlen. Als aber die Steinkohle das wichtigste Feuerungsmaterial für die Dampfmaschine wurde, die natürlichen Verkehrsmittel (Ruhr und Emscher) schiffbar gemacht, und sie im Verein mit den zahlreich erbauten Eisenbahnen das Absatzgebiet erweiterten, und Eisenerze zur weitern Ver- *) S. Seite 95. **) Bevölkerungsdichtigkeit 1900 s, Seite 6.

10. Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 91

1901 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 91 — die Thätigkeit der Arbeiter betäubt ihn, er weiß oft nicht, wie er aus- biegen und seine Person in Sicherheit bringen soll. Er scheidet mit dem Gefühl der Ver- und Bewunderung und atmet erleichtert aus, wenn er nach stundenlangem Umherwandern glücklich ins Freie gelangt. c. Das Verkehrswesen im Industriegebiet. Das Industriegebiet mit seinem Reichtum an Bodenschützen und Erzeugnissen der hochentwickelten Industrie überragt alle Gebiete des Deutschen Reiches durch die Dichtigkeit und Mannigfaltigkeit der Ver- kehrsstraßen (Kanäle, schiffbare Flüsse^), Straßen, Eisenbahnen und elektrische Bahnen). Für die Entwicklung des Gebietes siud die Eiseu- bahnen vou der größten Bedeutung gewesen. Auf dem kleinen Räume wird etwa ein Drittel der gesamten Güter des Deutschen Reiches sort- geschafft; infolgedessen ist der Güterverkehr pro Kilometer Eisenbahn fünfundzwanzigmal und pro Kopf der Bevölkerung sechsnndsünfzigmal so stark wie sonst im Deutschen Reiche. Vier große Bahnlinien durch- zieheu von Osten nach Westen das Gebiet und sind wieder durch Seiten- strecken eng miteinander verbunden. An vielen Stellen kreuzen sich die einzelnen Bahnstrecken (Hamm, Unna, Holzwickede, Dortmund, Witten, Bochum, Wanne, Gelsenkirchen, Herne); solche Orte sind Brennpunkte des Verkehrs und haben eine besonders rasche Entwicklung zu verzeichnen. Im Industriegebiet finden wir folgende Hauptbahnen: 1. Köln-Mindeuer Bahn; sie verbindet: Köln, Düsseldorf, Duisburg, Oberhausen **), Borbeck, Altenessen, Gelsenkirchen, Dortmund, Hamm, Minden. 2. Rheinische Bahn: Mühlheim-Essen, Kray (Abzweigung nach Gelsen- kirchen), Bochum, Dortmund, Herdecke, Hagen. 3. Bergisch-Märkische Bahn: drei Bahnlinien verbinden den Rhein (Köln-Dentz) mit dem Rnhrgebiet und weiter mit dem Hellwege. 4. Westsälische Bahn: Von Soest, dem Mittelpunkt der Börde, läuft die Bahn über Welver nach Dortmund und weiter nach Sterkrade- Emden. Vou den übrigen Bahnlinien, die außer den genannten Bahnen den Brennpunkt des Verkehrs im Industriegebiet, Dortmund, (mit einer jähr- lichen Einnahme von 12 Millionen Mark für Personen- und Güterverkehr) noch mit der Umgegend verbinden, verdient die Gronau-Emscherbahn (Dortmund nach Gronau, Münster) noch erwähnt zu werden. Das dichte Netz von Verkehrsstraßen im Industriegebiet hat sich in den letzten fünfzig Jahren entwickelt. Im Mittelalter stellten nur zwei Heer- straßeu die Verbindung des Gebietes mit dem Osten und Westen des *) S. Seite 45; 76—78. **) Die Strecke Duisburg-Oberhausen hat den größten Verkehr von allen Bahnen Deutschlands aufzuweisen.
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