Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 186 —
stalten leitete Graf Rolf von der Dietrichsburg, der von seinem
Vater nach Enger gesandt war, Ritterbrauch zu lernen. Aber die
Osnabrücker kamen nicht.
Nach wenigen Tagen ritt Simons Sohn, der Dompropst Bern-
hard, ein. Jammern und Wehklagen empfing ihn. „Konnte das
Unglück nicht abgewendet werden?" fragte er betrübt. „Der Graf
wollte durchaus den Zug ausführen, und Ritter Rolf hetzte zu,"
sprach ein alter Diener. Da seufzte Bernhard und machte sich
auf gen Osnabrück, den Vater zu lösen. Dort wollte man aber
von seinen Anerbietuugeu nichts wissen, und Graf Simon blieb
im dunkeln Kerkerverließ.
Uber fünf Jahre waren seit dieser Zeit vergangen, und noch
saß Simon im Buck.
Dompropst Bernhard hatte alles versucht, den Vater zu be-
freien. Endlich gelang es ihm im Jahre 1305 unter schweren
Bedingungen. Graf Simon mußte die Burg Enger selbst zerstören,
den ganzen Angerergau und das Schloß Rheda abtreten. In den
Angerergau teilten sich die Sieger. Die Osnabrücker erhielten die
heutigen Kirchspiele Melle, Riemsloh, Hoyel, Neuenkirchen, Buer
und Essen: dem Grafen von Ravensberg fiel Enger und Um-
gegend zu.
Von den beiden Söhnen Otto's Iii., der 1306 starb, kam
zuerst der ältere Otto Iv. zur Regierung. Dieser vermählte sich
mit Margaretha, einer Schwester Herzog Adolfs Vii. von Berg,
der, da er kinderlos war, ihr 1320 mit Zustimmung des Kaisers,
sowie der Dienst- und Burgmannen die Erbfolge in Berg
zusicherte. Otto Iv. hinterließ 1329 aus dieser Ehe nur eine
Tochter, die gleichfalls Margaretha hieß.
Sein jüngerer Bruder Bernhard, der letzte männliche Erbe
des Ravensbergischen Grafengeschlechts, starb 1346 kinderlos. Seine
Nichte, die jüngere Margaretha, wurde also seine Erbfolgerin in Na-
vensberg und durch ihre Mutter nach dem Tode ihres Oheims
Adolfs Ii. 1348 auch diejenige im Herzogtum Berg. Sie heiratete den
ältesten Sohn und Erben des Herzogs Wilhelm von Jülich, Gerhard,
der nach dem Tode seines Vaters als Herzog von Jülich durch seine
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Rolf_von_der_Dietrichsburg Simons Rolf Bernhard Simon Simon Bernhard Simon Otto Margaretha Adolfs Adolfs Otto Bernhard Margaretha Adolfs Adolfs Wilhelm Gerhard
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 188 —
Die zweite Schwester des verstorbenen Herzogs Johann Wil-
Helm, Anna, war die Gemahlin des Pfalzgrafen Philipp Ludwig
von Neuburg, der aus einer Seitenlinie des pfälzischen Kurhauses
stammte. Sie hatte einen Sohn, Wolfgang Wilhelm; und nun
behauptete ihr Gemahl, dieser Sohn der zweiten noch lebenden
Schwester des verstorbenen Herzogs sei unbedingt eher zur Nach-
folge berufen, als die Tochter der ältesten schon verstorbenen
Schwester.
Bei diesen widerstreitenden Meinungen nahm gleich nach dem
Todesfalle jeder, was er nehmen konnte. Doch schlössen Kurfürst
und Pfalzgras schon am 31. Mai 1609 zu Dortmund einen Vertrag,
nach welchem sie die Erbländer vorläufig gemeinschaftlich ver-
walten wollten, bis sie sich völlig geeinigt haben würden. Die
Hoffnung, daß der ganze Erbschaftsstreit friedlich beigelegt würde,
schien sich noch zu vermehren, als der Plan auftauchte, den jungen
Pfalzgrafen und die brandenburgische Prinzessin Sophie mit ein-
ander zu verheiraten. Die beiden Fürsten kamen in Düsseldorf
zusammen. Bei einem festlichen Mahle wurde die Mitgift be-
sprechen. Der Wein hatte die Köpfe erhitzt, und die Reden fuhren
unbedacht aus dem Munde. Der Pfalzgraf verlangte das ganze
Jülicher Land, sonst wolle er die Tochter Johann Sigismunds
nicht. Dieser erklärte, nicht ein Dorf bewillige er, es sei schon
eine große Ehre, wenn ein so kleiner Pfalzgraf eines Kurfürsten
Tochter erhielte. Bei dem heftigen Wortwechsel sprang er zuletzt
zornig auf und gab dem Pfalzgrafen eine Ohrfeige. Da war es
aus mit Verlöbnis und Vertrag. Der Bräutigam trat zur katho-
lischen Kirche über und zwar, wie behauptet wurde, um den Kaiser
und die katholischen Fürsten auf seine Seite zu bringen. Um
dieselbe Zeit, am Weihnachtsfeste 1613, verließ auch der Kurfürst
Johann Sigismund sein bisheriges lutherisches Bekenntnis und nahm
das reformierte an, dem mehrere befreundete Fürstenhäuser augehör-
ten. Er hatte diesen Schritt schon lange beabsichtigt; die Lutherischen
aber warfen ihm vor, er habe ihn nur der clevefchen Erbschaft
wegen gethan, um sich die reformierten Holländer zu Freunden
zu machen. Bedenkliche Unruhen brachen aus, welche sich noch
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Wil- Johann Anna Philipp_Ludwig
von_Neuburg Philipp Ludwig Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Johann_Sigismunds Johann Johann_Sigismund Johann
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Regionen (OPAC): Westfalen
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 253 —
des hessischen Medizinalkollegiums. Seine Krankheitslehre, die auf
der Verderbtheit der Säfte fußte, welche die reizbaren festen Teile
des Körpers beeinflußten, also eine Vereinigung der Humoral- und
Solidarpathologie, wurde den Vorlesungen auf den Universitäten zu
Grunde gelegt, an der Pariser Universität wurden alle seine Schriften
übersetzt und seine münster'schen Medizinalgesetze wurden der Kern
für eine Medizinalreform in Frankreich. 1787 berief ihn der letzte
Kurfürst in Mainz zu seinem Leibmedikus, geheimen Rat und
Direktor des dortigen Medizinalkollegiums. Wie sehr er ihn ehrte,
geht daraus hervor, daß er in der Freude über die ihm wiederge-
schenkte Gesundheit dessen Bild malen und neben dem seinigen im
Audienzsaale aufhängen ließ. Die letzten Jahre verlebte der hoch-
verdiente Arzt mit seinem Kurfürsten und starb am 28. Juli 1807
zu Eltville im Rheingau 86 jährig.
Tie Grafschaft Rietberg war früher reichsuumittelbar und ge-
hörte gleichnamigen Grafen, welche 1552 im Mannsstamm erloschen.
In weiblicher Linie vererbt, kam sie an das österreichische Haus Kau-
nitz und wurde 1815 an Preußen übergeben. Das gräfliche Haus
Kaunitz nannte sich von der neuen Besitzung Kaunitz-Rietberg und
wurde wegen der Verdienste des bekannten Ministers Maria The-
resia's in den Reichsfürstenstand erhoben. Nachdem die Grafschaft
dem Königreich Westfalen einverleibt worden war, trat 1813 der
damalige Fürst von Kaunitz den Besitz wieder an und wurde unter
die Zahl der preußischen Standesherrn aufgenommen; doch ver-
kaufte er 1823 einen Teil seiner Güter an Preußens Krone und
1824 den Rest an den Gutsbesitzer Tenge, der, weil nicht zum
hohen Adel gehörig, auch nicht die frühern fürstlichen Rechte mit
bekam. Bei Rietberg befinden sich noch Ruinen der alten gräf-
lichen Burg, die „Holte" genannt.
Tas Amt Reckenberg war ursprünglich ein Bestandteil der
Burggrafschaft Stromberg im Münsterlande gewesen. Um 1370
war es dem Bistum Osnabrück zugefallen, mutmaßlich zum Lohn
für den Beistand, den dieses dem Bischöfe von Münster gewährte,
als dieser die durch Kaiser Karl Iv. über den Burggrafen Johann
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Extrahierte Personennamen: Kaunitz Maria_The- Maria Kaunitz Stromberg Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mainz Eltville Rheingau Kaunitz-Rietberg Westfalen Rietberg
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 257 —
sidenz haben, nach und nach angebaut. Tie Stadt hat günstige
Verkehrsverbindung, da dort die von Lippstadt nach Münster füh-
rende Kleinbahn die Köln-Mindener Eisenbahn kreuzt. Sie be-
sitzt eine katholische und evangelische Kirche.
Tie Stadt Gütersloh, an der Talke, jetzt, nachdem sie in den
letzten Jahrzehnten durch ihre rege Gewerbthätigkeit kräftig empor-
geblüht ist, mit 6678 Einwohnern, darunter 5758 evangelische,
823 katholische, 96 jüdische, hat zwei evangelische Kirchen und eine
katholische, seit 1851 ein evangelisches Gymnasium auf streng christ-
licher Grundlage, (König Friedrich Wilhelm Iv. sprach bei der
Weihe des Grundsteins: Christus der Eckstein, Christen die Bau-
leute, Gott für den Bau), ein evangelisches Lehrerseminar, eine
höhere Mädchenschule und ein Amtsgericht. Der Name wird ab-
geleitet von einem Kolon Güt und Lohe — Wald, also das Besitztum
des Güt im Walde. Bauern der Umgegend sollen sich in dem
Walde angesiedelt und eine Kirche, die jetzige alte evangelische, er-
baut haben, um die herum dann der Ort sich weiter anbaute und
vergrößerte. Gütersloh ist weit bekannt durch seine besonders ein-
gerichteten Backöfen für den westfälischen Pumpernickel und seinen
Handel mit Schinken und Wurst; die Fabrikation von Seidenzeug
und Baumwolle hat sich immer mehr entwickelt. Gütersloh ge-
hörte früher zur Herrschaft Rheda, sowie auch das westlich von ihm
gelegene jetzige Amt Herzebrock.
Ter Amtsort Herzebrock mit 2570 Bewohnern, katholischer
Pfarrort, soll seinen Namen haben von dem gebrochenen Herzen der
Sophie, dem einzigen Kinde des Burggrafen von Stromberg, Bur-
chard, die um ihren Geliebten Hermann von Mordien, der in einer
Fehde zwischen ihrem Vater und dem Bischöfe Florenz von Münster
erschlagen ward, trauernd in ein Kloster ging und dieses Herzebrock
nannte. Näher dürfte es liegen, bei dem alten Bau und dem
nahen Orte an Hirsch-Bruch zu denken. Zu dem Amte gehören
noch die katholischen Kirchorte Klarholz mit 2004 und Lutte mit
890 Eingesessenen. Durch die Mitte des Kreises zieht sich das Amt
Reckenberg von Norden nach Süden. Dort liegt das schon er-
wähnte Friedrichsdorf, das jetzt 448 Bewohner zählt und durch
Schulze, Heimatskunde. 17
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iv Friedrich Wilhelm Gütersloh Gütersloh Stromberg Hermann_von_Mordien Schulze
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 340 —
von Stolberg-Wernigerode verlobt war, vor Overberg zum Katho-
lizismus über. Er verweilte oft auf dem Gute Lütgenbeck in der
Nähe Münsters. 1812 zog er nach dem Gute Tatenhausen (Kreis
Halle) und pachtete die Hannöversche Domäne Sondermühlen im
Osnabrückschen. Am 5. Dezember 1819 ging er in Frieden heim
und wurde in Stockkämpen bei Tatenhausen beerdigt.
Von dem großen Münsterianer, Oberpräsidenten von Vincke,
haben wir schon gehört.
Der letzte Fürstbischof Münsters war Maximilian Franz von
Österreich, ein Bruder der unglücklichen Marie Antoinette; von ihr
bewahrt der Dom ein von ihr für den Bruder verfertigtes Meß-
gewand.
Die Säkularisierung geschah infolge des Luneviller Friedens
durch den Reichsdeputationshauptschluß am 25. Februar 1803.
Damals umfaßte das ganze Stift außer der Haupt- und Residenz-
stadt 1. das Niederstift mit den drei Ämtern Meppen (Emsland),
Vechta, Kloppenburg, von denen als Entschädigung für Abtretungen
am linken Rheinufer das erste der Herzog von Arenberg, die beiden
letztern der Herzog von Oldenburg erhielt, in das Oberstift mit
den neun Ämtern: Ahaus, Bocholt, Dülmen, Horstmar, Sassen-
berg, Stromberg, Werne mit Lüdinghausen, Wolbeck, Rheine mit
Bevergern, im wesentlichen also die östliche Hälfte. Diese
wurde samt der Stadt Münster mit Ausschluß kleiner Gebiete dem
Königreiche Preußen als Erbfürstentum zugeteilt, während die
westliche verschiedene Landesherren bekamen. Durch die Rheinischen
Bundesakte vom 12. Juli und nach Auflösung des deutschen Reiches
am 1. und 6. August 1806 wurde erneut das Oberstift Preußen
zugesprochen; in Bezug auf die übrigen Teile fanden einige Ver-
ändernngen statt. In dem Kriege Preußens mit Napoleon I. 1806
nahm der König Louis Bonaparte Münster und das ganze Land
in Besitz. Im Frieden zu Tilsit 1807 gingen alle preußischen Ge-
biete im Münsterschen verloren und an den Großherzog Joachim
von Berg über; seit 15. Juli 1808 aber fiel es in die Hände
des französischen Kaisers, der den Titel Großherzog von Berg
und Cleve annahm, 1809 aber den minderjährigen Sohn des Königs
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Extrahierte Personennamen: Overberg Maximilian_Franz_von
Österreich Maximilian Franz Marie_Antoinette Stromberg August Napoleon_I. Louis_Bonaparte Joachim
von_Berg
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 392 —
Im Amte Billerbeck die gleichnamige Landgemeinde mit 2497
und Beerlage mit 1258 fast nur katholischen Eingesessenen.
Die Stadt Dülmen, im Süden von Koesfeld, mit 5528 Ein-
wohnern, von denen 5111 katholisch, 322 evangelisch, 95 jüdisch, an
der Kreuzung von zwei Bahnen, in sandiger, wenig fruchtbarer
Ebene gelegen, hat eine katholische und evangelische Kirche und
ein Amtsgericht. Der Ort blüht durch seine Industrie neu auf.
Es ist dort Leineweberei vertreten; namentlich aber die Eisen-
gießerei, wobei in der Prinz Rndolss-Hütte etwa 300 Arbeiter
beschäftigt werden. Von den früheren Befestigungen sind noch
Mauern und Türme übrig geblieben. Von 1803—1806 war Dülmen
eine Grafschaft des souveränen Herzogs von Croy, seit 1815 gehört
die Grafschaft zu Preußen. Die Herzöge stammen aus Ungarn und
zwar aus königlichem Geschlecht. Sie empfingen das frühere Amt
Dülmen als Entschädigung für linksrheinische Gebiete. Das jetzige
Residenzschloß mit einem herrlichen Garten ist eine große Zierde
der Stadt.
1824 starb dort die gottselige Katharina Emmerich, ein srom-
mes, aber schwärmerisches Bauernmädchen aus der Bauerschaft
Flamschen in der Landgemeinde Koesseld, das durch seine Gesichte
und Weissagungen viel von sich reden machte. Ihre Grabstätte
fand sie auf dem dortigen katholischen Kirchhofe; im Sterbehause
sind ihre Zimmer in der früheren Einfachheit erhalten.
Zum Amte Dülmen gehören die Landgemeinden Dülmen niit
3635, Haus Dülmen mit 276, Merfeld mit 686 Eingesessenen.
Im Merfelder Bruche hat der Herzog von Croy eine bedeutende
Pferdezucht, bei der russische Steppenpserde in völliger Freiheit
leben.
Die Stadt Haltern, ganz im Süden des Kreises, mit 3396
Bewohnern, von denen 3139 katholisch, 212 evangelisch, 45 jüdisch,
an der Stever, sowie an der Eisenbahn Köln-Minden und
an einer Abzweigung derselben, auf sandigem und wenig ergiebigen
Boden, hat eine katholische und evangelische Kirche, ein Amts-
gericht. Dreiviertelstunde weit von der Stadt liegt mitten im
Walde der Annaberg, ein vielbesuchter Wallfahrtsort.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 405 —
ohne Wehr und Waffe davongelaufen, so daß sich nur 3090 Reiter
und 2500 Fußsoldaten in Holland um ihn sammelten. Aber
auch weiterhin war er, ungeachtet der Mahnungen seiner Mutter,
seines Bruders und seines königlichen Oheims, fest entschlossen, das
Kriegsglück zu versuchen. „Victique resurgunt" (Und die Besiegten
erheben sich wieder) schrieb er auf seine Fahnen; gemeinsam mit
Mansseld, dessen Truppen am 26. Dezember 1623 bei Oldenoyte
von Anholt zersprengt waren, setzte er den Kampf gegen die kaiser-
liche Partei fort, bis beide im Jahre 1626 ein schneller Tod dahin-
raffte.
Auf demjenigen Teile des Lohner Bruches, auf welchem der
heißeste Kampf tobte, auf dem sogenannten „Blutkampe", wurden bis
in die neueste Zeit Knochen und Waffenstücke ausgegraben. Jetzt
ist das Feld, auf dem einst so blutig gestritten wurde, zum größten
Teil entsumpft und bebaut, und nur dunkle Erinnerungen haben
sich unter den Bewohnern erhalten an das gewaltige Ereignis,
das einst sich hier abspielte.
Das Gebiet von Gronau bildete früher eine gleichnamige Herr-
schaft, das jetzt unter preußischer Herrlichkeit seit 1815 im Besitze
der Fürsten Bentheim-Tecklenburg ist. Das alte Grafengeschlecht
von Bentheim hatte seinen Sitz auf dem gleichnamigen Schlosse
im Osnabrückschen. Als seine männlichen Glieder ausstarben, fielen
die Besitzungen an den Pfalzgrafen Otto von Rheineck und als auch
dies Geschlecht erlosch, durch Vermählung der Erbtochter Hedwig mit
Eberwyn von Güterswyk oder Götterswyk an diesen, dessen Nach-
kommen in den Besitz der Grafschaft Steinfurt, der Salms-Otten-
steinfchen Güter, der Grafschaft Tecklenburg und Rheda gelangten,
und die sich in die beiden Linien Bentheim-Tecklenburg und
Bentheim-Bentheim verzweigen und 1817 vom Könige Friedrich
Wilhelm Iii. in den Fürstenstand erhoben wurden.
Im Amte Stadtlohn liegt die Land- und Psarrgemeinde Süd-
lohn mit 2881 Einwohnern, von denen 2760 katholisch, 102 evan-
gelisch, 19 jüdisch.
Die Stadt Vreden mit 1943 Bewohnern, unter denen 100
evangelisch, 53 jüdisch, an der Berkel, die von hier an für
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Otto Hedwig Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Berkel
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 441 —
Fehde beendenden Hauptvergleiche (1464) dafür die seit längerer
Zeit unter märkischer Hoheit stehenden und um diese Zeit ver-
sallenen Lehnsherrschaften und Schlösser Fredeburg und Bilstein
dem Herzogtum einverleiben. Dieses wurde dann mit seinen vier
Quartieren Brilon, Geseke, Werl und der Grasschaft Arnsberg nach
der Säeularisation des Erzstistes Köln 1803 dem Hause Hessen-Darm-
stadt als Entschädigung für linksrheinische Besitzungen zugewiesen.
1815 kam das Herzogtum an König Friedrich Wilhelm Iii. von
Preußen.
Die Grafschaft Arnsberg hat ihren Ursprung in dem alten
Gau Westfalen mit seinen Grafen aus der Zeit Karls des Großen.
Die Grafen saßen ursprünglich zu Werl und verzweigten sich in
die Grafengeschlechter von Berg, Altena, Mark, Ravensberg und
Arnsberg. Die letztere Linie läßt sich verfolgen bis zu Hermann Ii.,
der als Vogt der Abtei zu Werden von dieser viele Güter besaß. Sein
Enkel, Konrad Ii., Gras von Werl, erbaute das Arnsberger Schloß
und nahm dort 1077 seinen Sitz. Er war mit einer Tochter des
mächtigen sächsischen Grafen und Feindes Heinrichs Iv., Otto's
von Northeim, vermählt und wurde im heldenmütigen Kampfe gegen
die Morfeten (Slaven) mit seinem Sohne Hermann Iv. erschlagen.
Sein Nachfolger Friedrich I. mit dem Beinamen „Der Streitbare",
von dem fchou früher (S. 385) erzählt ist, vollendete den
Schloßbau und hinterließ 1124 zwei Töchter, von denen
die Älteste den flandrischen Grafen Gottfried I. heiratete
und ihm die Grafschaft als Erbe zubrachte. Der erste aus dem
neuen Geschlecht war Graf Heinrich, ein gewaltthätiger Menfch, der
seinen jüngeren Bruder, ebenfalls mit dem Namen Heinrich, als
er Anspruch aus einen Teil der Grafschaft erhob, feffelte und
im Burgverließ verschmachten ließ. Wegen dieser Scheußlichkeit vom
Kurfürsten von Köln und Heinrich dem Löwen bekriegt, baute er
gedemütigt 1170 das Kloster Weddinghausen wie zur Sühne. Sein
ältester Sohn Heinrich wurde Stifter der Grafen von Rietberg, sein
zweiter Sohn Gottfried Ii. setzte das Geschlecht der Arns-
berger Grafen fort bis auf seinen Ururenkel, den kinder-
losen Gottfried Iv., der 1368 sein Land gegen 130 000
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Karls Hermann_Ii Konrad_Ii Konrad Heinrichs_Iv. Heinrichs_Iv. Hermann_Iv Friedrich_I. Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_dem_Löwen Heinrich Heinrich Heinrich Gottfried_Ii Gottfried_Iv.
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Regionen (OPAC): Westfalen
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 511 —
Hofes, auf dem sie Wohnung genommen hatten, wurden sie meuch-
lings überfallen. Der weiße Ewald ward im Hause erschlagen, der
schwarze floh auf den Hof, wo er von den nacheilenden Mördern
ergriffen wurde. Es kamen indes die Weiber, die gerade mit
Flachsbrechen beschäftigt waren, herzugelaufen und baten, des
Gottesmannes zu schonen. Allein die rasenden Männer waren nicht
zu erweichen; sie entrissen vielmehr den Weibern die „Flachsbraken"
und schlugen damit den schwarzen Ewald jämmerlich zu Tode. Da-
nach wurden die Leichen der beiden Märtyrer über „Potthoffs
Gründchen", wo seitdem kein Tau, noch Regen fallen soll, nach
der Emscher geschleppt. — Bevor der schwarze Ewald seinen Geist
aufgab, sprach er noch einen Segen über das weibliche Hofgeschlecht
und den Fluch aus, jener Hof solle niemals auf einen männlichen
Erben kommen. Dieser Fluch hat sich erfüllt; es ist niemals ein
männlicher Sprosse jenes frevelhaften Geschlechtes auf diesem Hofe
„aufgekommen". Der Hof selbst aber hat zum Andenken an jene
grausige That den Namen „Mortmanns Hof" erhalten. Er
besteht heute nicht mehr. Der letzte Besitzer veräußerte ihn in
der Mitte vorigen Jahrhunderts stückweise und kaufte sich ander-
wärts an.
Aus den westlichen Ämtern merken wir in Barop die gleich-
namige Land- und evangelische wie katholische Pfarrgemeinde mit
3200, die Landgemeinde Holzwickede mit 3513, die Land- und evan-
gelische Pfarrgemeinde Eichlinghofen mit 2045, in Annen die evan-
gelische und katholische Land- und Pfarrgemeinde Annen-Wullen
mit 9171, in Kirchhörde die gleichnamige evangelische Land- und
Psarrgemeinde mit 9246 Eingesessenen. Barop hat bedeutende
Eisenwerke und viel Kohlenindustrie. In Holzwickede befindet sich
eine Präparandenanstalt. Annen ist ein gewerbreicher Ort, der
viele Zechen und Fabriken besitzt, darunter auch eine Glashütte.
9) Im Stadt- und Landkreise Bochum.
Die Stadt Bochum, in einem Umfange von 6 qkm mit einer
Einwohnerzahl von 53 842, von denen 29 270 katholisch, 23 769
evangelisch, 803 jüdisch, in der Mitte zwischen Emscher und Ruhr
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Nähe liegt das Haus Himmelreich, das aber mit dem Himmel nichts
zu thun hat, sondern eigentlich Hammelriek heißt. Es soll von dem
Ritter Georg von der Holle, dem westfälischen Sickingen, wie man
ihn wohl genannt hat, eingerichtet sein, dessen kriegerische Thaten
aus dem 16. Jahrhundert jetzt noch beim Volke nicht ganz vergessen
sind, obwohl der Schauplatz meist in der Fremde war; der Ritter
diente Philipp von Spanien im Kriege gegen Frankreich 1557 und
dem Dänenkönig wider Schweden 1563. In der Marienkirche zu
Minden ist sein Grab und Tenkmal. Seiner wird auch in dem nieder-
sächsischen Sprichwort gedacht: Halt zum Freunde Mönchhausen,
Halle und Holle, so behältst du deine Kuh im Stalle. Auf der
Chaussee von Petershagen nach Minden durchschreiten wir den
schönen Petershagener Wald und gelangen nach etwa Iv2 Stunden
bei dem Dorfe Todtenhausen an ein Denkmal an die dortige Schlacht
und ihre Helden. Es ist ein gotisch verzierter Obelisk, vorn mit
dem Kopse Ferdinands und der Inschrift: Dem Andenken des von
den vereinigten Truppen Preußens, Englands, Hannovers, Hessen-
Kassels, Sachsen-Gothas, Brannschweigs und Schaumburg-Lippes
unter der Führung Ferdinands, Herzogs von Braunschweig, am
1. August 1759 bei Minden erfochtenen Sieges über die französische
Armee. Die dankbaren Nachkommen der verbündeten Krieger am
1. August 1759. An den beiden Nebenseiten zeigt sich auch mit dem
Kopfe die Inschriften: Dem Sieger bei Gohfeld am 1. August 1759,
Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, und: Dem
Verteidiger der Linien bei Todtenhausen am 1. August 1759, Grasen
Wilhelm zu Schaumburg-Lippe. Auf der Rückwand stellt sich uns
das lorbeerumkränzte Haupt Friedrich des Großen dar.
In dem siebenjährigen Kriege, dem Heldenkampfe Friedrichs
des Großen gegen das halbe Europa, wird auch der Name Minden
mit Ehren genannt.
Tie mit Maria Theresia von Osterreich verbündeten Franzosen
waren im Frühjahr 1775 unter Marschall d'etrees über den Rhein
gedrungen, hatten sich Wesels, dann des Herzogtums Cleve und des
Fürstentums Ostfriesland bemächtigt und durchzogen unanfgehalten
Westsalen, um Hessen und Hannover zu gewinnen. Der Herzog von
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Georg_von_der_Holle Philipp_von_Spanien Philipp Ferdinands Ferdinands August August August Karl_Wilhelm_Ferdinand_von_Braunschweig Karl Wilhelm Ferdinand August Wilhelm Friedrich Friedrichs Friedrichs Maria_Theresia_von_Osterreich Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Haus_Himmelreich Frankreich Schweden Petershagen Dorfe_Todtenhausen Ferdinands Englands Hannovers Hessen-
Kassels Sachsen-Gothas Ferdinands Braunschweig Gohfeld Todtenhausen Europa Rhein Hessen