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1. Ergänzungsheft für Ost- und Westpreußen - S. 15

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
  • Autor: Tecklenburg, August, Weigand, Heinrich, Pawlowski, Josef Nikodemus
  • Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
  • Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
  • Regionen (OPAC): Ostpreußen, Westpreußen
  • Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 15 — 2. Die herrliche Marienburg wurde nun der Sitz des Woywoden von Marienburg. Nur die ehemalige Wohnung des Hochmeisters hatten sich die Könige von Polen vorbehalten. Die großen Städte Danzig, Elbing und Thorn und deren Gebiete wurden kleine Freistaaten unter polnischem Schutze. Der König Kasimir Iv. hatte sie, um sie fester au sich zu ziehen, reichlich mit Ordensgütern und Vorrechten beschenkt. Bon den übrigen Städten hatten am meisten Ansehen Grandenz, Dirschau, Stargard und Konitz; sie wurden die „bevollmächtigten Städte" genannt. Die Lehnsträger der Staatsgüter hießen „Starosten". Der Landtag in Polnisch-Preußen bestand, wie der polnische Reichstag, aus zwei Abteilungen: dem Senate und der Landbotenstube. Der Bischof von Ermland war Landespräsident; er mußte auf Befehl des Königs die Stände zu den Tagfahrten, d. H. Versammlungen, berufen. Die Stände sollten die Regierung des Landes führen. — Das Landeswappen zeigt einen einköpfigen Adler mit ausgebreiteten Flügeln, dessen Hals eine Krone ziert. Aus dem rechten Flügel erhebt sich ein geharnischter Arm, der ein gerades Schwert wagerecht über den Kopf des Adlers hält. Dieses Wappen hatten die Stände auch als Landessiegel. 3. Die Lage Polnisch-Preußens gestaltete sich jedoch nicht so, wie der Adel und das Volk es beabsichtigt hatten. Die polnische Herrschaft erlaubte sich Willkür aller Art und war nur darauf bedacht, Preußen mit Polen ganz zu vereinigen. Zu spät wurden dem verblendeten Volke die Augen geöffnet. Obgleich die Stände die Rechte des Landes unerschrocken verteidigten, so wurde doch auf dem Reichstage zu Lublin in Polen die vollständige Vereinigung der Lande Preußen mit dem polnischen Reiche ausgeführt (1569). Westpreußen war jetzt eine polnische Provinz. Da der polnische Adel gänzliche Abgabenfreiheit genoß, so wollte auch der preußische Adel, dessen Besitzungen den größten Teil des Landes ausmachten, dieses Vorrecht haben; er fügte sich deshalb gern der polnischen Herrschaft und fühlte gar nicht die Erniedrigung des Landes. Die Vorteile des Adels veranlaßten viele preußische Edelleute auf dem Lande die Sprache und Sitten der Polen anzunehmen und selbst die Namen ihrer Besitzungen wie auch ihre eignen zu polemisieren, um ihren „Herren-Brüdem" im eigentlichen Polen in jeder Hinsicht gleich zu sein. Auch suchten sie die Leibeigenschaft auf ihren Gütern einzuführen. Die großem Städte wußten sich zwar eine ziemlich selbständige Stellung zu erhalten und wahrten auch das Deutschtum, aber der früher freie Bauernstand sank immer tiefer in Abhängigkeit und Unfreiheit. Die geschäftlichen Verhältnisse nötigten schließlich auch das Volk, sich mit der polnischen Sprache bekannt zu machen. So sehr sich West- preußen einst unter der Ordensherrschaft entwickelt hatte, so tief sank es jetzt wieder als polnische Provinz, und es mußte erst wieder ein anderes Regiment kommen, um bessere Zustände herbeizuführen.
  • TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
  • TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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  • Extrahierte Personennamen: Kasimir_Iv
  • Extrahierte Ortsnamen: Marienburg Marienburg Elbing Thorn Stargard Lublin Polen
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