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1. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 48

1908 -
48 — gehalten wurde. Das rauhe Klima erforderte aber auch ein Unterkleid, das aus Leinen oder ans Leder gefertigt war und Leib und Beine enganliegend schützte; im Hause wurde es meist nicht angelegt. Der Kopf blieb unbedeckt, das Haar wurde bei vielen Stämmen lang getragen. Alle Geräte, deren der Germane bedurfte, wurden im Hause hergestellt; die Frauen mit ihren Mägden fertigten die Leinen- und Wollstoffe und schnitten und nähten aus ihnen die Kleider. Söhne und Knechte hatten unter Anleitung des Vaters die Arbeit der Zimmerleute und Schmiede zu verrichten; ein Gewerbe zu treiben, galt eines freien Mannes unwürdig; höchstens die Waffenschmiedekunst war davon ausgenommen. Iii. Staatliche Einrichtungen der Germanen. [Jeder Germane gehörte zu einer Sippe, einem Verbände aller verwandten Familien, den der Sippenälteste leitete. Die Sippe gewährte ihren Mitgliedern Schutz; jede Schädigung, die sie erfuhren, und zwar nicht nur an Hab und Gut, sondern auch an Leib und Leben, wurde von ihrer ganzen Sippe übernommen, die von der Sippe des Schädigers Ersatz verlangte. Die beiden Sippenältesten verhandelten dann über die zu leistende Buße, meist eine Anzahl Rinder, welche der Sippe des Beschädigten gezahlt werden mußte; um die Verhandlungen zu vereinfachen, waren in den einzelnen Völkerschaften Bestimmungen über die Ansprüche getroffen, die auf Grund irgendeiner Schädigung erhoben werden konnten, das sogenannte Werg eld. Konnten sich die Sippenältesten nicht einigen, so kam die Sache vor ein Gericht freier Männer, welches dann meist an die Ganversammlnng (s. u.) sich anschloß. War Krieg und Blutrache zwischen zwei Sippen zu befürchten, so kam es vor, daß der Übeltäter, wenn es sich um Totschlag handelte, aus dem Lande verbannt wurde; er ging dann ins Elend (d. i. außer Landes) und lebte am Hofe eines auswärtigen Fürsten. In den Krieg zogen die Angehörigen derselben Sippe gemeinsam, sie bildeten in der Schlacht eine Truppe für sich, und jeder hatte den Ehrgeiz, durch Tapferkeit seiner Sippe Ehre zu machen und das Lob seiner Gefchlechtsgenossen zu erwerben. Jeder Germane gehörte aber auch zu einer Markgenossenschaft und mit ihr zu einem Gau; dieser umfaßte alle die Siedeluugeu freier Männer in einer Landschaft, und ans einer größeren oder kleineren Zahl solcher Gaue setzte sich das Volk zusammen. Die erwachsenen freien Männer eines Gaues bildeten eine staatliche Gemeinschaft; an der Spitze der Verwaltung stand ein auf Zeit gewählter Fürst (= Häuptling), bei dessen Wahl man nicht nur Tüchtigkeit und Erfahrung, sondern auch die Herkunft berücksichtigte; man wählte meist einen Edeling, d. h. einen Mann ans den Familien, die sich von einem der Führer bei der Einwanderung ableiteten und deshalb besondere Ehren genossen. Der Fürst, dem ein Rat der erfahrensten Männer zur Seite stand, verwaltete den Gau nach dem Herkommen und nach dem Willen der

2. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 24

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24 — gingen zugrunde: wen das Schwert verschonte, der ward als Sklave verkauft. Eine Feuersbrunst, die siebzehn Tage wütete, venichtete die große Stadt mit allen ihren Prachtgebäuden, und über ihre Trümmer wurde der Pflug geführt (146). Ju Rom herrschte gewaltiger Jubel über den Untergang der Erbfeindin; auch dem jüngeren Scipio wurde der Ehrenname Afrikanus beigelegt. In demselben Jahre bemächtigten sich die Römer der großen Handelsstadt Kornith und ließen auch diese Nebenbuhlerin in Schutt und Asche legen. 133—121] Xiii. Die dei-en Gracchen. (133—121.) [Seitdem Patrizier und Plebejer sich verschmolzen hatten, war die Regierung des Staates in den Händen des Adels (Optimalen, Aristokraten), einer Anzahl von Familien, die zum kleineren Teile patrizischer, zum größeren Teile plebejischer Herkunft waren. Sie besetzten mit ihren Söhnen die kurulischen Ämter (s. o. Vii) und füllten infolgedessen den Senat. Diese Ämter wareu Ehrenämter ohne Gehalt, ja sie forderten zum Teil noch große Ausgaben, aber die Entschädigung dafür trat ein, wenn die Prätur oder das Konsulat vorüber war. Dann erhielt der Adlige als Proprätor oder Prokonsul die Verwaltung einer Provinz, und damit war ihm die Gelegenheit geboten, auf Kosten der Provinzialen ein großes Vermögen zu erwerben, das seiner Familie zugute kam. Die reichen Adelsfamilien errichteten in Rom prunkvolle Paläste und kauften sich in Italien Fürstentümer zusammen. Die kleineu freien Gutsbesitzer, welche durch die vielen Kriege verschuldet waren, konnten ihren Besitz nicht behaupten und mußten ihn den Adligen billig verkaufen. Sie zogen meistens in die Stadt Rom, wo sie bald in bedrängte Lage kamen. Die großen Güter der Adligen aber wurden durch Tausende von Sklaven bebaut, mit denen damals ein lebhafter Handel (Sklavenhandel) betrieben wurde. Diese Veränderungen hatten üble Folgen für den ganzen Staat. Die meisten Bürger waren besitzlos (Proletarier) und waren darauf angewiesen, durch die Gunst der Adligen allerhand Vorteile zu erhalten; sie sanken daher zu einer trägen und schmeichlerischen Masse herab. Andrerseits aber hatten sie in den Volksversammlungen die wichtigsten Angelegenheiten des Staates zu entscheiden und die kurulischen Ämter zu besetzen; hierin handelten sie nur dann nach dem Willen der Adligen, wenn sie Vorteile erhielten; sie wurden bestechlich und stellten das Wohl des Staates hinter dem eigenen Nutzen zurück. Und gerade fo handelte der Adel selbst; was ihm Nutzen brachte, und nicht, was das Staatswohl erforderte, wurde von ihm erstrebt. Noch immer gingen aus ihm einzelne hochgesinnte Männer hervor, die im Sinne der großen Ahnen handelten und im Dienste des Staates Großes leisteten, aber die meisten jungen Adligen waren verderbt, unsittlich und un-

3. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 25

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fähig, und trotzdem kamen sie an die Spitze des Staates, dem sie dann Schaden und Schande brachten. Die italischen Bundesgenossen, auf denen hauptsächlich die äußere Macht Roms berubte, waren mit vollem Rechte ausgebracht und erbittert. Sie mußten, ohne gefragt zu werden, unaufhörlich die größten Opfer an Geld und Blut bringen, von denen doch nur die Römer Vorteil hatten. Von jedem römischen Bürger mußten sie sich hochmütig behandeln lassen. Auch hatte das Land unter Ausständen der Sklaven, die vielfach unmenschlich behandelt wurden, viel zu leiden. Der Wohlstand der Provinzen sank schnell. Von den römischen Prokonsuln, die ganze Scharen von beutegierigen Anhängern mitbrachten, wurde alljährlich jede Provinz ausgeplündert. Aber auch Steuern und Zölle, zu denen die Provinz verpflichtet war, wurden in unbarmherziger Weise eingetrieben, da sie der Staat an Aktiengesellschaften, die sich aus den reichsten Bürgern Roms, den Rittern, bildeten, verpachtet hatte. Scharen von Zöllnern, die an dem Gewinn beteiligt waren, trieben die Steuern auf unbarmherzige Weise ein.] Im Innern des römischen Staates herrschte überall Rückgang und tiefe Verstimmung; die römische Bürgerschaft schien dem sittlichen Verfalle preis-gegeben, fodaß der gewaltige Staatsbau in seinen Grundfesten wankte und der Einsturz drohte. Da übernahm es ein hochsinniges Brüderpaar, die Gesundung der Verhältnisse durch eine Reform des Staates herbeizuführen. Tiber ins und G ajus Gracchus entstammten einer vornehmen plebejischen Familie, den S e m p r Ö it i e r n. Sie waren mit alten Adelsfamilien eng verwandt und verschwägert, am nächsten mit den Corneliern, zndenen die Scipionen gehörten, ja die Mutter der Gracchen, Cornelia, war die Tochter des älteren Afrikanus. Sie hatte ihre hochbegabten Söhne die sorgfältigste Erziehung genießen lassen und alle hervorragenden Männer Roms in ihr Hans gezogen, um die Gesinnung der Jünglinge günstig zu beeinflussen und ihre Kenntnisse zu erweitern. Stolz blickte sie aus die schönen, begabten und tüchtigen Jünglinge, von denen man allgemein Großes erwartete. Als sie einst den Besuch einer vornehmen Dame erhielt, welche mit kostbarem Schmucke behängen war und an sie die Bitte richtete, ihr doch ihre Schmucksachen zu zeigen, wies sie stolz aus ihre Söhne, die eben aus der Schule kamen, und sagte: ,,Das ist mein Schmuck." Sowie Tiberius Gracchus das Volkstribunat erhalten hatte (133) ging er daran, den Versall des Staates auszuhalten. Zunächst wollte er der wirtschaftlichen Not der besitzlosen Bürger abhelsen und sie wieder zu Grundbesitzern machen. Das konnte nur aus Kosten des Adels dadurch geschehn, daß man von dem Gemeindegrundbesitz einen Teil, den man dem übermäßig begünstigten Adel abnahm, den armen Bürgern in Erbpacht überließ. Das Gesetz, welches Tiberius vorschlug, saud den heftigsten Widerstand der Adligen und konnte nur auf gewalttätige Weise durchgesetzt werden.

4. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 76

1908 -
— 76 — des Papstes empfingen, zu der Ansicht geführt, daß der Papst sie zu vergeben habe, und diese Meinung, die in vollem Gegensatz zu den ursprünglichen Verhältnissen stand, hat dazu geholfen, die Ansprüche des Pasttnms aus Über-orduuug über das Kaisertum zum Siege zu führen.] Glänzendes hat Karl in der Verwaltung seines ungeheuren Reiches geleistet. Es war in Gaue geteilt, über welche Grafen, Verwaltungsbeamte, gesetzt waren. Für ihre Tätigkeit wurden sie dadurch entschädigt, daß ihnen ein Teil des im Gau gelegenen Königsgutes als Lehn übertragen war; auch war es Sitte, sie aus den vornehmsten und vermögendsten Familien des Gaues zu wählen. Die Geschäftsführung der Grafeu wurde durch die Seudgrafen beaufsichtigt; je zwei, eilt weltlicher und ein geistlicher Beamter, hatten alljährlich mehrere Gaue zu besuchen und über das Ergebnis ihrer Untersuchung zu berichten. Aber sehr oft erschien auch Karl persönlich, denn er war ununterbrochen unterwegs. Wohuuug nahm er dann wohl bei den Bischöfen oder iu den Klöstern, aber am liebsten auf feinen Pfalzen, den königlichen Meierhöfen, deren er viele in allen Teilen des Reichs befaß; Lieblingspfalzen waren z. B. Ingelheim, Aachen, Nimwegen, Attigny. Die Verwalter der Pfalzen, die Pfalzgrafen, nahmen eine bevorzugte Stellung ein und hatten sehr oft den König bei Gericht und in Versammlungen zu vertreten. Reichsversammlungen wurden alljährlich zwei gehalten; von ihnen war besonders die eine, das sogenannte Maifeld, wichtig. Dazu versammelten sich alle weltlichen und geistlichen Großen und berieten mit dem Könige die Angelegenheiten des Reiches. Die ans diesen Beratungen hervorgehenden Beschlüsse bildeten eine Sammlung der Gesetze, die allgemein gültig waren,, das Reichsrecht. Daneben aber galt bei den einzelnen Stämmen ihr altes Recht, soweit es nicht durch das Reichsrecht aufgehoben wurde. Die vielen Kriege, die Karl zu führen hatte, drückten besonders hart auf die freien Männer, die sich dem Aufgebot nicht entziehen konnten; um nicht ganz zu verarmen, nahmen sie ihren Besitz von einflußreichen Großen zu Sehen, so daß die Verwandlung in einen Lehnsstaat (s. 0. Xv) auch in den außer-fränkischen Gebieten große Fortschritte machte. Eisrig begünstigte König Karl jede Tätigkeit zur Erhöhung des Wohlstandes; besonders die Landwirtschaft lag ihm sehr am Herzen; unermüdlich suchte er sie zu heben, und die königlichen Psalzen mit ihren Musterwirtschaften dienten auch den kleineren Landwirten als Vorbilder. Wichtiger aber noch war ihm die Pflege der Geistesbildung, die auf sehr niederer Stufe stand. Um sie zu heben, mußte er sich der Hilfe der Kirche und der lateinischen Literatur bedienen. Die fränkische Reichskirche wurde vou ihm wesentlich gefordert, und ihre Einkünfte wurden erhöht, aber er forderte auch von ihr ernste Erfüllung ihres hohen Berufs und hielt sie ganz in Abhängigkeit von der Königsgewalt; die Bischöfe und Äbte setzte er in ihr Amt ein, die Kirchenversammlungen wurden von ihm einberufen und geleitet, und wie er die kirchlichen Ämter nur mit würdigen Männern besetzte, so

5. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 54

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
54 Ix. Die deutsche Kolonisation. Vermittelung hatte ein Unternehmer, der eine Anzahl Familien anwarb und als ihr Stellvertreter mit den Landesfürsten unterhandelte. Das von diesen für die Gründung einer deutschen Ansiedelung hergegebene Land wurde von ihm an die einzelnen Bauern verteilt, die nun sofort an den Bau ihrer Gehöfte, an die Ausrottung der Wälder und an die Austrocknung der Sümpfe gingen. Für einige Jahre war ihnen Steuerfreiheit zugesagt, dann zahlten sie an den Grundherrn einen Zins und den Zehnten vom Ertrage ihrer Arbeit; sie waren freie Leute und erbliche Inhaber ihres Gutes, gewissermaßen Erbpächter. Ihre Streitigkeiten schlichtete der Unternehmer, der als Schultheiß (Schulze) das Haupt des neuen Dorfes wurde; auch erhielt er bei der Bodenverteilung einen zinsfreien Doppelanteil, der, mit schmiede-, Mühlen- und Schankrecht ausgestattet, das sogenannte Erblehngericht bildete. Der Name des Unternehmers hat sich in vielen Dorfnamen erhalten, z. V. Hennersdorf, Waltersdorf, Ullersdorf; andere Dörfer, die aus den Fluren noch weiter bestehender slawischer Dörfer herausgeschnitten wurden, unterscheiden sich von diesen durch die Bezeichnungen Deutsch oder Groß, z. B. Deutsch- und Wendisch-Baselitz, Groß- und Klein-Bothen, vgl. auch Leisnig und Alt-Leisnig, Dresden und Alt-Dresden. Bald war das ganze Land östlich der Elbe von deutschen Dörfern besetzt, die sich schon in ihrer äußeren Anlage von den slawischen Rundlingen unterschieden; im Tieflande bildeten sich Straßendörfer, in gebirgischem Lande, so z. B. im Erzgebirge und im Lausitzer Berglande, entstanden die charakteristischen Reihendörfer, die sich dem Saufe des Dorfbaches anschließen. Ans der öden und wüsten Landschaft wurde ein wohlbebautes Kulturland; denn auch die im Lande ansässigen Slawen nahmen die bessere Wirtschaftsweise der Ansiedler an, mit denen sie im Laufe der nächsten Jahrhunderte bis auf einige Reste, z. B. die Lausitzer Wenden, verschmolzen. Auch im Süden des Erzgebirges vollzog sich eine starke deutsche Einwanderung, die sich in Böhmen an die im Lande gebliebenen Reste germanischer Völker anschloß und hier sowohl wie in Schlesien durch die tschechischen und polnischen Fürstenhäuser in deren eigenem Interesse gefördert wurde. So wurde Schlesien bis auf einen kleinen südlichen Teil ganz germanisiert; in Böhmen blieben zwar die Deutschen in der Minderheit, aber das Fürstenhaus, der Adel, die Städte, die Geistlichkeit und die Klöster waren deutschem Wesen und deutscher Bildung ergeben. Österreich aber war schon am Ende des 12. Jahrhunderts

6. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 28

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
28 Iv. Die deutschen Klöster. So wurden aus vielen Klöstern kleine Städte. Nur der Kern der Ansiedlung, die Klosterkirche und die angebauten Zellen der Mönche mit Wandelgängen, Speise- und Sitzungssaal, dienten dem ursprünglichen Zwecke und bildeten die sogenannte Klausur, deren Pforten für Laien und Frauen streng verschlossen blieben und in welcher klösterliche Stille herrschte. Aber daran lehnten sich Häusergruppen für die Knechte und ihre Familien, Werkstätten aller Art, Ställe, Scheunen usw.; hier herrschte ein reges, freudiges Arbeitsleben. Die mancherlei weltlichen Beamten des Klosters hatten ihre eigenen Wohnstätten; daneben gab es eine Küche für die Armen, ein Gasthaus für Durchreisende, eine Apotheke für die Kranken, ein Gefängnis für Übeltäter usw.; kurz für alle Bedürfnisse des geselligen Lebens war hier gesorgt. Und von diesem lebensvollen Mittelpunkte gingen auf die Umwohner allerhand Anregungen aus, die sie zu besserer Ausnutzung des Besitzes anspornten und an höhere Lebenshaltung gewöhnten. Auch das Leben der Mönche bekam so einen reicheren Inhalt. Zwar mußten die für Gebete festgesetzten Zeiten bei Tag und Nacht ebenso streng innegehalten werden wie die wöchentlichen Fasten und die regelmäßigen religiösen Übungen, aber es blieb noch viel Zeit für praktische Betätigung. Der eine Bruder hatte die Vorräte zu beaufsichtigen, ein anderer die Feldarbeiter anzuleiten oder die Holzfäller, noch andere versorgten den Weinkeller oder die Brauerei oder die Küche usw., da war keiner, für den sich nicht eine Tätigkeit, die seiner Begabung zusagte, gefunden hätte. Manch rüstiger Klosterbruder ergötzte sich auch am Waidwerk im Klosterwald oder stellte im Gebirgsbach den Forellen nach, um seine schmackhafte Beute in die Klosterküche zu liefern, ja in schlimmen Zeiten sehen wir auch Mönche sich der Kriegspflicht nicht entziehen und mit Helm und Speer bewaffnet zum Kampfe reiten. Daneben wurden aber auch geistige Waffen geschwungen. Viele Mönche erreichten die Weihe zum Geistlichen und wirkten auf der Kanzel und im Beichtstuhl. Besonders verdienstlich war es, daß die meisten Klöster Erziehungsanstalten waren; die große Klosterschule, in der Mönche unterrichteten, wurde von zahlreichen Knaben aus den vornehmen und begüterten Geschlechtern der Umgegend besucht, die hier Unterricht und Erziehung genossen; daneben bestand die innere Schule, in der auserlesene begabte Jünglinge für den Beruf der Geistlichen vorgebildet wurden; aus ihnen gingen dann die jungen Mönche, die Novizen, hervor, die nach einer Probezeit zur Ablegung der Gelübde zugelassen wurden. Der wissenschaftliche Sinn, der dabei gepflegt wurde.

7. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 39

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
Vi. Friedrich der Erste, Barbarossa. 39 und gegenseitiger Achtung gaben; Friedrich wurde vom Banne befreit, leistete dem Papste den Hofdienst des Bügelhaltens und versprach'tribut für die Mathildischen Güter; in keiner wesentlichen Frage brauchte er nachzugeben. Erst 1183 kam es zwischen dem Kaiser und den lombardischen Städten zum Frieden von Konstanz; den Städten wurde ihre Selbstverwaltung zugestanden, auch die meisten Steuern erlassen, doch mußten alle ihre Bürger dem Kaiser den Treueid schwören. So bildeten sich friedliche, mit der Zeit sogar sehr freundliche Beziehungen zwischen Friedrich und seinen ehemaligen Gegnern. Und sein Ziel, die Beherrschung Italiens, hatte er erreicht; denn eine doppelte Kette starker Burgen, die schwäbische und fränkische Herren für den Kaiser hüteten, zog sich am Südrande der Alpen und am Nordrande der Mpenninen hin, und auch Mittelitalien wurde von deutschen Grafen und Herren im Namen des Kaisers verwaltet. D. -fmedncb Barbarossa und fictnrtcb der Cöwc. Während so der Kaiser mit zäher Ausdauer und unter Aufopferung der Hilfsmittel Deutschlands seine Herrschaft über Italien aufrichtete, stand Deutschland unter dem immer wachsenden Einfluß Heinrich des Löwen. Ihn hatte der Kaiser von der Heeresfolge für die Römerzüge befreit, um ihm die Ausführung seiner großen Pläne zu ermöglichen. Denn ebenso wie Friedrich die Augen hauptsächlich nach Süden gerichtet hatte, so blickte Heinrich unentwegt nach Osten, und seine Tätigkeit für die Ausbreitung deutscher Herrschaft und christlichen Glaubens in den Slawenländern war von großem, bleibendem und für Deutschland segensreicherem Erfolge als alle Siege Friedrichs jenseits der Alpen. Es gelang ihm die volle Rückgewinnung der früheren billungfchen Mark, und unter seiner Lehnsherrlichkeit arbeiteten deutsche und slawische Fürstenhäuser an der Christianisierung und Germanisierung des Landes. Und noch weiter nach Osten traten die slawischen Herzöge von Pommern zwischen Oder und Weichsel unter seine Oberhoheit und wurden dadurch dem deutschen Reiche angegliedert. Neben den Dänen gewann Heinrich'macht auf der Ostsee, und seine Stadt Lübeck blühte schnell, hauptsächlich durch den Heringshandel, empor. Auch München in Baiern und Braunschweig in seinen Erb-landen wurden durch seine Fürsorge ansehnliche Städte. In seinen Herzogtümern entfaltete er eine gewaltige Herrschermacht; furchtbar war die Bestrafung derjenigen, die sich gegen ihn auf-

8. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 90

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
90 Xvii. Die Jungfrau von Orleans. die Eidgenossen zu führen und glaubte, mit der stolzen Ritterschaft und dem großen Söldnerheere, die er heranführte, einen leichten Sieg über die armen Gebirgsbewohner davonzutragen. Aber in den Schlachten bei Gr an so n und Murten (1476) erlitt er schwere Niederlagen; ja die kühnen Schweizer verfolgten ihn nach Lothringen, und vor Nancy (1477) verlor er gegen sie Schlacht und Leben. Da er keine Söhne hinterließ, zog der von einer großen Sorge befreite französische König alle französischen Besitzungen des toten Herzogs als erledigte Lehen ein. V. franhretcb und 6ngland am Husgang des jmittelalters. Durch Überwindung der schweren Gefahren, die Frankreich von außen bedrohten, war das französische Königtum auch innerlich erstarkt. Die großen Lehnsherrschaften waren beseitigt, alle Bewohner Frankreichs fühlten sich als Bürger des Staates und als unmittelbare Untertanen des Königs. Der Staatshaushalt war geordnet, regelmäßige Steuern sorgten für seine Bedürfnisse; ein stehendes Heer erhöhte die Sicherheit des Landes; die Macht des Königs war fast unbeschränkt. So waren die französischen Könige in der Lage, wohlgerüstet in die Geschicke Europas einzugreifen. Während des jahrhundertlangen Kampfes mit Frankreich hatten die englischen Könige in die Ausgestaltung der Konstitution (s. A) und dadurch in so manche Beschränkung der Königsmacht willigen müssen, um die für vte Kriegführung nötigen Gelder bewilligt zu erhalten. Neben dem Könige stand das Parlament, das sich in das Oberhaus (Haus der Lords), den hohen weltlichen und geistlichen Adel, und in das Unterhaus (Haus der Gemeinen), die Vertreter des niedern Adels und einiger Städte, gliederte. Art die Genehmigung des Parlaments waren die wichtigsten Maßregeln der Regierung gebunden, ja auch die äußere Politik des Königs wurde durch die Volksvertretung beeinflußt. So hatte sich hier frühzeitig ein konstitutioneller Staat entwickelt, der später den festländischen Staaten als Vorbild diente. Zunächst aber waren die Kräfte Englands erschöpft, nicht nur iburch den unglücklichen Ausgang des Krieges mit Frankreich, sondern auch durch einen 30 jährigen greuelvollen Thronstreit zweier Linien des Königshauses der Plantagenets, den man den Krieg der roten Rose (Lancaster) und der weißen Rose (Jork) nennt. Erst als bei seiner Beendigung ein neues nationales Königshaus, die Tudors, auf den Thron gelangt war, das die Volkskraft und des Landes Wohlstand zu heben der-

9. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 52

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
52 Viii. Das deutsche Rittertum. waren die Tore, die man auf Zugbrücken über tiefe Gräben hinweg erreichte. Im innersten Burghofe standen die Wohngebäude, der Palas mit den Versammlungsräumen und die Kemenate mit Wohn- und Schlafräumen; in größeren Burgen fand sich hier auch eine Kapelle. Daneben gab es Ställe für die Rosse, Vorratskammern und Unterkunftsräume für die Dienstmannen und Knechte. Die ganze Anlage und Ausstattung war überaus einfach. Einfach und eintönig war auch das Leben der Ritterfamilie in solchen Burgen, vornehmlich im Winter, den der Burgherr meist zu Hause verbrachte. Die Jagd war sein einziges Vergnügen, und schon die Einkehr eines Händlers oder eines fahrenden Sängers war ein frohes Ereignis, das oft wochenlang nachwirkte. Im Frühling aber folgte der Burgherr mit der waffenfähigen Mannschaft dem Rufe seines Lehnsherrn oder des Königs in den Krieg, aus dem er in günstigem Falle im Herbst mit Beute und Geschenken zurückkehrte. Der Lebensunterhalt der Familie wurde durch Bewirtschaftung des eigenen Grundbesitzes und aus den Abgaben der zinspflichtigen Bauern bestritten. Am Ausgang des 12. Jahrhunderts hat das deutsche Rittertum den Höhepunkt seiner Kraft und seiner Geltung erreicht; auf dieser festen Stütze ruhte die Macht des Königtums in Deutschland und Italien, und weltliche wie geistliche Fürsten rechneten sich zum Ritterstande und pflegten die ihm eigentümliche Bildung. Aber diese Blüte dauerte nur kurze Zeit. Der Verfall wurde eingeleitet durch den Zusammenbruch der deutschen Herrschaft über Italien; die Rückkehr der von dort vertriebenen Ritterfamilien rief wirtschaftliche Bedrängnis und Unruhe hervor. Die Kämpfe um die deutsche Krone führten zur Verwilderung der Sitten, und das Emporsteigen der deutschen Städte, deren Reichtum und Bildung zunahmen, drückte die Bedeutung des Ritterstandes immer mehr herab. Wohl hätte er sich eine schöne Zukunft sichern können, wenn er rechtzeitig, nach dem Vorbild seiner italienischen Standesgenossen, in die Städte übergesiedelt wäre und sich der aufsteigenden Bewegung der Bürgerschaft angeschlossen hätte. Aber daran hinderte ihn, mit wenigen Ausnahmen, der Standeshochmut, mit dem er auf die Krämer und Handwerker herabsah. So blieb er grollend auf seinen einsamen Burgen, fern vom lebendigen Strome der Zeit, ein Landadel, der sich in die neuen Verhältnisse nicht finden konnte und immer auf einen Umschwung hoffte, der ihn in der alten Herrlichkeit und Macht wieder erstehen lassen würde.

10. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 65

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
Xii. Rudolf der Erste, von Habsburg. 65 durch den Gegensatz zwischen dem prunkvollen Aufzug des reichen Böhmenkönigs und der ärmlichen Soldatenkleidung Rudolfs. Dieser rasche Erfolg vermehrte das Ansehn des neuen Königs im ganzen Reiche; aber er war noch nicht endgültig, denn Ottokar rüstete gewaltig, um die Demütigung, die an seinem stolzen Herzen nagte, wieder abzuschütteln. So kam es schon nach zwei Jahren zu einem neuen Waffengange. Auf dem Marchfelde (nordöstlich von Wien) wurde 1278 die Entscheidungsschlacht ge- 1278 schlagen. Lauge schwankte das Kriegsglück; Rudolf selbst, vom Pferde geworfen und verwundet, entging mit genauer Not der Gefangenschaft und dem Tode; erst als Ottokar tapfer kämpfend fiel, war Rudolfs Sieg entschieden. Böhmen und Mähren verblieben dem Hause Ottokars, dessen Sohn und Nachfolger Wenzel Rudolfs Schwiegersohn wurde; Österreich aber und Steiermark verlieh dieser, nachdem durch lauge Unterhandlungen die Zustimmung der Fürsten erreicht war, an seine Söhne; nach einiger Zeit kamen dazu Kärnten, Krain und schließlich (1363) auch Tirol, so daß die Hausmacht her Habsburger in den Alpenlänbern, wie sie noch heute besteht, aufgerichtet war. C. Rudolfs weitere Regierung und Cod. Seine Herrscherpflichten in Deutfchlanb suchte Rubolf hauptsächlich durch Herstellung des Lgnbfriebens zu erfüllen, auf den er die Fürsten und Stände der einzelnen Landschaften verpflichtete. Jeder mußte geloben, wenigstens für einige Jahre sich der Selbsthilfe zu enthalten und in Streitfällen gerichtlichen Urteilen und Schiedssprüchen sich zu unterwerfen, wobei jedoch ehrliche Fehde nicht ganz ausgeschlossen war. Unnachsichtlich verfolgte Rudolf die Stegreifritter, die vom Raube lebten. In seiner Kriegsfreudigkeit unternahm er es persönlich, ihre Burgen und Schlupfwinkel zu zerstören (in Thüringen allein 66); die Raubritter ließ er mit dem Schwerte hinrichten, das Gesindel aufknüpfen. Der heilsame Schrecken, den diese Strenge verbreitete, kam vor allem dem Handel der Städte zugute und verpflichtete sie zur Dankbarkeit gegen den König; aber als dieser versuchte, dem Königtum Ersatz für die verloren gegangenen Einnahmen durch eine den,Städten auferlegte Reichssteuer zu schaffen, fand er viel Widerstand. Auch die Fürsten wurden schwierig, als sie sahen, wie unermüdlich Rudolf au der Erhöhung nnb Bereicherung seines Hauses arbeitete. Seine Absichten auf Thüringen au vollziehen, hinberte ihn nur das Ansehen, das Heinrich der Erlauchte genoß; Vogel, Eeschichtsleitfaden, Quarta. 5
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