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1. Das Großherzogtum Hessen - S. 2

1902 - Gera : Hofmann
— 2 — von 1025 an eine gemeinsame Herrschaft, und Ludwig der Bärtige ward 1039 der erste erbliche Landgraf von Hessen und Thüringen. Die Trennung dieser beiden Länder erfolgte 1247, als mit Heinrich Raspe der Mannesstamm der Grafen von Thüringen ausgestorben war. In den darauf folgenden, lange dauernden Erbschafts-Streitigkeiten wurde endlich einer thüringischen Prinzessin, welche mit dem Herzog Heinrich von Brabant vermählt war, als Erbteil die Landgrafschaft Hessen für ihren dreijährigen Sohn, Heinrich das Kind, zugesprochen, welcher 1292 als Heinrich I. den Titel Landgraf von Hessen an- nahm und Kassel zu seiner Residenz machte. Er ist der Stammvater des heutigen großherzoglichen Hauses. Keiner unter seinen Nachfolgern erlangte jedoch eine größere Be- rühmtheit als Philipp der Großmütige. Zu Marburg 1504 geboren, wurde der durch glänzende Geistesgaben her- vorragende junge Fürst schon im 14. Jahre für volljährig erklärt. Seine sieg- reichen Kämpfe gegen den gewaltigen Ritter Franz von Sickingen und gegen den Bauernfeldmarschall Thomas Münzer bei Frankenhausen lenkten schon frühe die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn. Mit stattlichem Gefolge erschien er 1521 auf dem Reichstage zu Worms. Durch die Landessynode zu Homburg 1526 führte er die Reformation in seinem Lande ein; 1527 gründete er die Universität Marburg. Den aus seinem Lande vertriebenen Herzog Ulrich von Württemberg, den er längere Zeit auf dem Alsbacher und Auerbacher Schlosse verbarg, führte er in uneigennützigster Weise auf den Thron zurück und erwarb sich dadurch den Namen „Der Großmütige". Als Karl V sich mit Waffengewalt gegen den Schmalkaldischen Bund wandte und den Kurfürsten von Sachsen gefangen nahm, mußte auch Philipp sich unterwerfen und wurde 5 Jahre lang in schmachvoller Gefangenschaft gehalten, bis ihn 1552 sein Schwiegersohn Moritz von Sachsen befreite. Das Standbild Philipps d. Gr. hat an dem Luthermonumente in Worms neben Kurfürst Friedrich dem Weisen einen Ehrenplatz erhalten. 3. Begründung der Dessen-Darmstädter Kinie. Nach dem Tode Philipps d. Gr. 1567 teilten sich seine vier Söhne in die Landgrasschast. Wilhelm erhielt etwa die Hälfte des Landes, nämlich Niederhessen, die Grafschaft Ziegenhain und einen Teil von Schmalkalden mit der Hauptstadt Kassel; Ludwig Oberhessen und die Grafschaft Nidda mit Marburg; Philipp die Niedergrafschaft Katzenellenbogen mit Rheinfels und St. Goar; Georg Oberkatzen- ellenbogen mit Darmstadt. Ans diese Weise wurde Landgraf Georg I., der Fromme, 1567—1596, Begründer der Hessen-Darmstädter Linie. Sein Erbteil betrug nur ^/s der hessischen Stammlaude und war da- mals am wenigsten bevölkert, aber sein Vater hatte die Hoffnuug aus- gesprochen, „daß Georg als guter Haushalter mit Wenigem auskommen und seinen Besitz durch gute Wirtschast verbessern würde". Und der Sohn erfüllte glänzend die Hoffnungen des Vaters. Nach dem Tode seiner Brüder Philipp (1583) und Ludwig (1604) fiel der größte Teil vou Oberhessen nebst Hessen-Homburg an sein Haus, so daß Hessen zu jener Zeit nur in zwei Linien, nämlich in die von Hessen-Kassel und in die von Hessen-Darmstadt geteilt war. Unter der segensreichen Regierung Georgs I. erblühte Hessen immer mehr. Wein- und Seidenbau; Schulen und Kirchen; Entwässerung des Riedes durch

2. Das Großherzogtum Hessen - S. 3

1902 - Gera : Hofmann
den Landgraben; Herrengarten; großer Woog. Aber auch seinen Nachfolgern verdankt unser Land manche segensreiche Einrichtung, so Ludwig V., dem Ge- treuen, das Gymnasium und die Universität zu Gießen 1607; Georg Ii., dem Gelehrten, das Gymnasium zu Darmstadt 1629; Ludwig Vi. die Hofbibliothek und das Glockenspiel 1671; Ernst Ludwig das Opernhaus, die Erwerbung vieler Ämter und Orte an der Bergstraße und im Odenwald und die Ein- führung des Gregorianischen Kalenders; Ludwig Viii. die Pflege der Musik und die Erwerbung der Hanau-Lichtenbergischen Lande nebst zehn elsässischen Ämtern, zu denen auch Wörth und Buchsweiler gehörten; Ludwig Ix., 1768—1790, die Pflege der Dichtkunst (Goethe, Herder, Schiller, Claudius, Kriegszahlmeister Merk, die Ausbildung des Militärwesens (Pirmasenser Garde), Aufhebung der Tortur, Bau der ersten Chausseen Seiner Gemahlin Henriette Caroline, Prinzessin von Pfalz-Birkenfeld, ließ der mit dem landgräflichen Hause sehr befreundete preußische König Friedrich der Große auf einer Marmor- urne im Herrengarten die bekannte (latemifche) Grabschrift widmen: „Von Ge- schlecht eine Frau, an Geist ein Mann." — Diese wenigen Andeutungen mögen genügen, um zu zeigen, welches dankbare Andenken wir den Vorfahren unseres jetzigen Regentenhauses schuldig sind. 4. Hessen als Großherxsgtum. Landgraf Ludwig X. hatte 1790 die Regentschaft unter schwierigen Verhältnissen angetreten. Im Frieden zu Lüneville 1801 hatte er die auf dem linken Rheinufer gelegenen Hanau-Lichtenbergischen Besitztümer eingebüßt, dafür aber das Herzogtum Westfalen und mehrere Mainzer und Pfälzische Ämter, sowie die Abteien Seligenstadt und Worms nebst den freien Reichsstädten Wimpfen und Friedberg erhalten. Bei der Stiftung des Rheinbundes 1806 wurde Hessen zum Groß- Herzogtum erhoben; zugleich erhielt Ludwig I. als Großherzog den Titel „Königliche Hoheit". Während der Rheinbundszeit mußte Ludwig seine ganze Streitmacht Napoleon zur Verfügung stellen. In Spanien, bei Aspern und Wagram, in Rußland und bei Leipzig glänzte auch unter französischer Regierung der Ruhm der hessischen Waffen. Noch in der Schlacht bei Leipzig rief Napoleon dem tapfern Prinzen Emil zu: „Vorwärts, künftiger König von Preußen!" Nach der Niederlage Napoleons 1813 erhielt das Großherzogtum durch den Wiener Kongreß fast ganz seine jetzige Ausdehnung, und namentlich kam Rheinhessen (ein Teil des französischen Departements Donnersberg) hinzu, welches für Westfalen eingetauscht wurde. Nach dem preußisch-österreichischen Kriege 1866, in welchem Hessen den Gegnern Preußens beigetreten war, mußte es das mitten in preußisches Gebiet hineinziehende Hinterland mit der Herrschaft Itter (Biedenkopf und Vöhl), sowie das kurz zuvor ererbte Hessen-Homburg an Preußen abtreten, wofür es einige kleine, zwischen Starkenburg und Oberhessen gelegene Gebietsteile erhielt. Durch eine freisinnige Verfassung (1820), durch Beförderung des Handels, durch Aufhebung der Fronen, durch Gründung der Schullehrerseminarien zu Fnedberg und Bensheim, durch Pflege der Musik (die Oper zu Darmstadt galt damals als die beste in Deutschland) u. a. m. hat Ludwig als ein vortrefflicher Fürst sich gezeigt, so daß zu seinem Andenken 1844 die Ludwigsäule zu Darm- stadt errichtet wurde, mit der Inschrift: „Ludwig dem I. sein dankbares Volk." Ludwig Ii., 1830—1848, und Ludwig Iii., 1848—1877 ver- folgten die betretenen Bahnen weiter. Namentlich legte Ludwig Iii. in dem vielbewegten Jahre 1848 durch Ein- fuhrung der Preßfreiheit, Öffentlichkeit und Mündlichkeit im Gerichtsverfahren

3. Das Großherzogtum Hessen - S. 5

1902 - Gera : Hofmann
— 5 — Nassau ringsum eingeschlossen; außerdem gehört auch der Distrikt Steinbach am Fuße des Taunus noch zu Oberhesseu. Ä. Bodengestaltimg. Am Rhein und Main gehört das Land zur oberrheinischen Tief- ebene; an Gebirgen hat Starkenburg den Odenwald, Oberhessen den Vogelsberg, während Rheinhessen ein Hügelland ist, das den Über- gang vom Hardtgebirge zur oberrheinischen Tiefebene bildet. a. Der Odenwald, zwischen Rhein, Main und Neckar, besteht aus vier parallelen, teils von N.-O. nach S.-W., teils von N. nach S. ziehenden Gebirgszügen. Der erste, welcher den nordwestlichen Teil des Odenwaldes bildet, wird durch das Stettbacher Thal, und in seiner Fortsetzung bis zum Staffeler Kreuz, in 2 Abschnitte zerlegt. Der nördliche Teil erhält durch das von Seeheim be- ginnende Beerbacher Thal einen weiteren Einschnitt und fällt nach Darmstadt und Eberstadt zu flach ab. Seine höchste Erhebung ist der Franken st ein (420 m). — An ihn grenzt der nach Westen zu ziehende, durch das Hochstädter Thal begrenzte Abschnitt, der in dem kugelförmig gebildeten und mit einem Aussichtsturm gekrönten Melibokus (520 m) feine höchste Höhe erreicht. Ihm östlich gegenüber, durch das romantische Balkhäufer Thal getrennt, erblickt man den Felsberg (516 m) mit dem Felsenmeer. Das Gebirge fällt nach der Bergstraße zu schroff ab. Burg Jossa, das Auerbacher- und^ Alsbacher Schloß, der Heiligenberg bei Jugenheim und das Fürstenlager bei Auerbach sind die schönsten Aussichtspunkte der Bergstraße. Der zweite Rücken wird von dem Schönberger-, oberen Modau-, Gersprenz-, oberen Weschnitz- und Ulfenbachthale begrenzt. Auf ihm liegen die Starken- bürg (298 m) an der Bergstraße bei Heppenheim, die Knoder- (590 m) und Schannenbacher Höhe (598 m) nordwestlich von Lindenfels, die Neunkircher Höhe (600 m) mit einem Aussichtsturme unweit Reichelsheim, die Tromm (560 m) nördlich und der Hardberg (594 w) südlich von Waldmichelbach. Der dritte Rücken liegt seiner nördl. Ausdehnung nach zwischen dem Gersprenz- und Mümlingthale; auf ihm erhebt sich der Breuberg (306 02) bei Neustadt an der Mümling, der Otzberg (370 m) bei Reinheim, die Böll- steiner Höhe (405 in) bei Brensbach und die Sprenghöhe mit dem Mors- berg (520 m) bei Kirchbeerfurt; seiner südlichen Ausdehnung nach liegt er zwischen dem Ulfenbach- und Mümlingthale mit den dazwischen liegenden parallelen Einschnitten des Finkenbach- und Gammelsbachthales mit der Hirsch- Horner Höhe (480 m). Der vierte Rücken liegt auf dem rechten Ufer der Mümling und zieht, vom Gammelsbachthal begrenzt, in seiner Fortsetzung von Beerfelden (400 inj bis zum Neckar, wo er in dem in Baden liegenden Katzenbuckel «628 m) bei Eberbach seine höchste Höhe erreicht. Die Eulbacher (511 m), die Würz- berger Höhe, der Krähberg (550 m), sowie die Sensbacher Höhe (550 m) gehören zu diesem Gebirgszug. Von der Bergstraße an "bis zum Rheine bildet das Land eine vollkommene Ebene, das fruchtbare Ried. Ebenso ist das Land von Darmstadt, Dieburg und Babenhausen an bis zum Maiue (Rodgau) vollständig flach. b. Der Vogelsberg bildet ein zusammenhängendes Basaltgebirge, dessen höchste, oben flache Kuppe der Oberwald (Taufstein) ist. Strahlenartig, wie von der Spitze eines Kegels herabziehend, verlaufen von dieser Kuppe die einzelnen, wenig schroff abfallenden, aber ziemlich breiten Bergrücken. Zwischen Schotten, Ulrichstein und Herchenhain finden sich die höchsten Punkte des Vogelsberges: die Ulrichsteiner und Feldkrücker Höhe (640 m), die 7 Ahorn (750 m), der Geiselstein (720 m), der Taufstein

4. Das Großherzogtum Hessen - S. 7

1902 - Gera : Hofmann
— 7 — b. In Oberhessen. Die Lahn, vom Ederkopf (Rothaargebirge), berührt nur den West- lichen Teil der Provinz bei Lollar und Gießen. Zuflüsse: Die Ohm von der Ulrichsteiner Höhe; sie berührt, nachdem sie die Felda bei Nieder-Gemünden aufgenommen, Homburg und mündet nördtich von Mar- bürg. Auch die in der Nähe von Grünberg entspringenden Bäche, nämlich die Lumda bei Lollar und die Wieseck bei Gießen, und außerdem der Bieber- dach bei Heuchelheim (auf dem rechten Ufer) ergießen sich in die Lahn. Die Fulda kommt vom Rhöngebirge, berührt nur den östlichen Teil Oberhessens im Kreise Lauterbach, wo ihr die Schlitz und aus dem Kreise Alsfeld die Jossa zugehen. Die Schwalm entspringt nördlich von Ulrichstein, nimmt bei Alsfeld die Liederbach und weiter abwärts die Antrift auf und ergießt sich in die zum Wesergebiet gehörende Eder. Der Main berührt Oberhessen nicht; doch fließen ihm zu: die Nidda vom Taufstein (Landgrafenborn); sie durchzieht die Kreise Schotten, Büdingen, Friedberg und mündet bei Höchst unterhalb Frankfurt. Sie nimmt aus rechts: die Horloff, welche von der Feldkrücker Höhe kommt, Hungen und Echzell berührt und bei Ober-Florstadt in die Nidda sich ergießt; ferner die ebenfalls von der Feldk.ücker Höhe kommende Wetter, welcke an Laubach und Lich vorüberfließt, die „Wetterau" von N. nach S. durchzieht und bei Assenheim mündet, nachdem sie die über Nauheim und Friedberg kommende Ufa bei Fauerbach aufgenommen. — Links: die vom Hohenrads- köpfe kommende, fast mit ihr parallel laufende Nidder, welche bei Lißberg und Ortenberg vorüberfließt, den vom Oberwald kommenden, an Büdingen vorbei- fließenden Seemenbach aufnimmt und in der Nähe von Vilbel mündet. c. In Rheinhessen. Die Nahe, vom Hunsrück, welche in der Nähe von Bingen, wo sie in den Rhein mündet, die Landesgrenze bildet, nimmt zwischen Kreuznach und Bingen den vom Donnersberge kommenden Apfelbach und den Wiesbach auf. Ersterer fließt über Neu-Bamberg, Wöllstein, Planig; letzterer über Nieder- Wiesen, Wendelsheim, Flonheim, Gaubickelheim, Sprendlingen und Gensingen. Die Selz, welche (mit Ausnahme des Kreises Worms) ganz Rheinhessen durchzieht, entspringt nördlich von Kirchheimbolanden in der bayerischen Pfalz, fließt über Alzey, Odernheim, Selzen, Stadecken, Ober-Jngelheim und mündet bei Frei-Weinheim in den Rhein. Tie Pfrimm, vom Donnersberg kommend, berührt Wachenheim, Möns- heim, Pfeddersheim, Leiselheim, Pfiffligheim, und mündet unterhalb Worms in den Rhein. Der Eisbach, aus der bayerischen Pfalz, fließt an Offstein, Heppenheim und Horchheim vorüber, nimmt in Worms die Abwasser der städt. Kanäle auf und mündet in der Nähe der Liebfrauenkirche in den Rhein. Die Seebach entspringt aus einer mächtigen Quelle in Westhofen, be- rührt Osthofen, Eich und fließt bei Gimbsheim in den Rhein. 4. Klima, Bodenbeschaffenheit, Produkte und staatliche Uerwaltuug der einzelnen Provinzen. A. Die Provinz Starkenburg ist im Süden und Osten gebirgig, im Norden und Westen vollständig eben. Im östlichen Teile (Sandsteinteile) des Odenwaldes, links und rechts von dem Mümlingthale, wird meist bis auf die höchsten Höhen, und oft mitten zwischen größeren Waldstrecken, die meist aus Nadelwald bestehen, Ackerbau ge-

5. Das Großherzogtum Hessen - S. 8

1902 - Gera : Hofmann
_ 8 — trieben. Doch ist das Klima auf den Höhen rauh, und der Boden nur in den Thälern sehr ergiebig. Getreide, Obst, Kartoffeln, Heidekorn, vortreffliche Wiesen, Wild, Forellen :c. Im westlichen Teile des Odenwaldes, der meist aus Ur- gebirge (Granit und Syenit) besteht, sind fast alle Höhen mit Laubwald (Buchen und Wichen) bedeckt, die Thäler und Ebenen sind fruchtbar. Namentlich zeichnet sich die Bergstraße und das Ried durch Fruchtbarkeit aus. Getreide, Wein, Kern- und Steinobst, Kastanien-, Mandel- und Nußbäume, Tabak u s. w. In der Provinz Starkenburg ziehen Eisenbahnen nach allen Richtungen: 1. Die Main-Neckarbahn (Hess. Staatsbahn), Frankfurt—darmstadt— Bensheim—heidelberg—mannheim; und Frankfurt—offenbach. 2. Die Königlich Preußische und Großherzoglich Hessische Staats- Eisenbahn (vor 1897 hessische Ludwigsbahn): ».) die Links-Main'fche Bahn. Mainz—bischofsheim—frankfurt; b) die Main-Rheinbahn von Mainz über Groß-Gerau, Darmstadt nach Aschaffenburg; e) die Bahn von Frankfurt (Nieder-Rad) über Groß-Gerau, Biblis nach Mannheim mit der Abzweigung Lampertheim—worms und Mann- heim—weinheim—heidelberg. d) die Riedbahn von Darmstadt über Gernsheim, Biblis nach Worms; e) die Bensheimer Bahn. Bensheim—lorsch—bürstadt—worms; f) die Odenwaldbahn von Darmstadt über Reiuheim (mit der Ab- zweigung Wiebelsbach—babenhausen—hanau) nach Erbach und Eber- bach mit einem 3100 m langen Tunnel dnrch den Krähberg. 3. Nebenbahnen von Reinheim—reichelsheim; Eberstadt—psnng- stadt; Darmstadt—griesheim; Darmstadt—arheiligen; Darmstadt— Groß-Zimmern; Weinheim—fürth; Mörlenbach—waldmichelbach— Wahlen. 4. Die Lokalbahnen Sachsenhausen—offenbach; Offenbach—dietzenbach; Offenbach —Dieburg —Reinheim; Bickenbach —Seeheim; Arheiligen— Darmstadt—eberstadt. 5. Die Waldbahn Isenburg—frankfurt. I. Kreis Darmstadt, mit 22 Gemeinden. Darmstadt einschließlich Bessungen und des Militärs mit 72400 E., am Darmbach gelegen, ist die Residenzstadt des Landes. Die Altstadt ist enge und winkelig, dagegen zeichnet sich die Neustadt durch breite Straßen aus, unter welchen die von dem Schlosse nach dem Rheinthor führende und mit Linden bepflanzte Rheinstraße die schönste ist. Sie durch- schneidet den Luisenplatz, dessen Mitte die Ludwigssäule ziert. Diese trägt auf einer schlanken, 34 m hohen, von Sandstein erbauten Säule das Standbild Ludwigs I. Das Schloß besitzt ein herrliches Museum mit Sammlungen aus alter und neuer Zeit, eine schöne Gemäldegallerie, ein Naturalienkabinett und eine über 600000 Bände zählende, dem Publikum zugängliche Hofbibliothek. Der mittlere Turm ist mit einem Glockenspiel von 35 Glocken versehen, welches zu jeder Stunde einen Choral ertönen läßt. Das Großh. neue Palais, das Elisabethenstift (Tiakonifsenhaus), die Bank, das Postamt, das Ministerium, das Ständehaus, der Justizpalast, das Theater, die technische Hochschule, der Saal- bau, die neuen Volksschulhäuser, die neue Viktoriaschule, der großartige Schlacht- Hof, die Bahnhöfe, die kath. Kirche mit dem Grabmal der Großherzogin Mathilde, die Johannis- und Martinskirche und die reichverzierte russische Kapelle sind stattliche Gebäude. In der Nähe der letzteren die Künstlerkolonie. Der Herrn- garten, vor dessen Eingang die Bildsäulen Philipps des Großmütigen und Georgsi.stehen, sowiedie prächtigen, mit schönenanlagen verfehenenwaldungen in der Nähe der Stadt bieten herrliche Spaziergänge. Der Karlshof, die Fasanerie, das romantische Jagdschloß Kranichstein, die Ludwigshöhe, der Herrgotts- berg sind vielbesuchte Vergnügungsorte. Darmstadt besitzt zwei Gymnasien, ein Realgymnasium, eine Oberreal-,

6. Das Großherzogtum Hessen - S. 9

1902 - Gera : Hofmann
— 9 — eine Real- und höhere Töchterschule uebst dem Lehrerinnen-Seminar, einen botanischen Garten. In neuerer Zeit ist D. auch als Fabrik- und Handelsstadt bedeutender. Eine Dampfstraßenbahn führt von der Rheinstraße nach Gries- heim; sowie von Arheiligen über Darmstadt-Eberstadt—elektrische Straßenbahn. Eine Wasserleitung versorgt von Griesheim her die Stadt mit Wasser. Großer Woog, Samenhandlungen, Maschinenfabriken und Eisengießereien, Hut- fabriken, Tapeten- und Kartenfabriken, chemische Präparate (Merck) :c. Mit Darmstadt ist das 12000 E- zählende Bessungen vereinigt (Idioten- anstatt). Eberstadt und Pfungstadt (6300 E.) mit einer höheren Bürger- schule, beide an der Modau gelegeu, besitzen Fabriken und Bierbrauereien. Bei Griesheim (5500) E-), durch Waldsamen und Gartengewächse (Zwiebeln) be- kannt, ein großartiger Artillerie-Schießplatz. Bei Eschollbrücken ausgedehnte Torfgruben. Die Ruine Frankenstein (Eselslehen) bei Eberstadt, in der Nähe die berühmten Magnetfelsen, das mühlenreiche Ober- und Nieder-Ramstadt, welche die Eingangspforten zu dem Odenwald bilden, Roßdorf am Fuße des aus Basalt bestehenden Roßberges (Basaltbrüche), und Arheiligen. 2. Der Kreis Offenbach, mit 35 Gemeinden. Offenbach mit 50400 E., Garnisonsstadt, am linken Ufer des Main gelegen und durch eine Steinbrücke mit dem jenseitigen preuß. Gebiete verbunden, ist die wichtigste Fabrikstadt des Großherzogtums. Gymnasium, Realschule 1. Ordnung, Portefeuillearbeiten, Chaisen^ Maschinen, chemische Fabrikate, Eisengußwaren, Stickereien in Gold und Seide, Lichter, Seifen, Leim, Hüte, Wachstücher, Notendruckerei, Tabaksfabriken :c. Hart am Main liegt das dem Fürsten Jsenbnrg-Birstein gehörende Schloß, in welchem Gustav Adolf 1631 die Abgesandten von Frankfurt empfing. Seligenstadt am Main, eine geschichtlich berühmte Stadt; in der dortigen ehemaligen Benediktinerabtei ruhen langeblich) die Gebeine von Eginhard und Emma (815); Ludwig der Deutsche hielt L75 hier einen Fürstenkongreß. Bürgel und Rumpenheim, Dreieichenhain mit den Ruinen eines von Karl d. Großen erbauten Jagdschlosses, nebst Philippseich, dem Stammsitz des Fürsten von Jsenburg-Philippseich mit Schloß und Parkanlagen. Neu-Isenburg 1700 von französischen Emigranten erbaut mit 8000 E.; Heusenstamm mit einem gräflich Schönbornschen Schloß; Langen, in der Nähe das Jagdschloß Wolfsgarten, Sprendlingen, Egelsbach und Dietzenbach, ki. Der Kreis Groß-Gerau, mit 31 Gemeinden. Groß-Gerau mit 4500 E. ist der Knotenpunkt der Eisen- bahnen Mainz-Darmstadt und Frankfnrt-(Niederrad)-Mannheim. Höhere Bürgerschule. — Zuckerfabrik a. d. Schwarzbach. Büttelborn mit Gemüsebau; Crumstadt mit der Landes-Jrrenanstatt Hofheim; Walldorf, 1700 von französischen Emigranten gegründet; Rüssels- heim, ehemalige Festung am Main, 1689 von den Franzosen zerstört, Cichorien- sabrik. Gustavsburg, die Überreste eines schwedischen Kastells (1631); Trebur an der Schwarzbach, historisch berühmt durch Reichstage und Konzilien, die dort abgehalten wurden; Ludwig der Fromme und Ludwig der Deutsche hatten dort ihren Wohnsitz, Karl der Dicke wurde 887 dort abgesetzt. Erfelden mit der Schwedensäule, durch den Übergang Gustav Adolfs über den Rhein (1631) bekannt. Wolfskehlen, Goddelau, Stockstadt, Biebesheim, Gerns- heim, letzteres mit einer höheren Bürgerschule, an der Riedbahn. In Gerns- heim das Denkmal Peter Schöffers und eine fliegende Brücke über den Rhein. Wallerstädten mit großer Baumschule. 4. Der Kreis Bensheim, mit 48 Gemeinden. Bensheim am Winkelbach mit 7200 E., einer der ältesten Orte des Landes, besitzt ein Gymnasium, ein Schullehrerseminar, eine Taubstummen- und eine Lehrmittel-Anstalt; Weinbau, Tabaksfabriken, Syenitschleiferei.

7. Das Großherzogtum Hessen - S. 11

1902 - Gera : Hofmann
— 11 — In der Nähe der bayerischen Grenze das hochgelegene gräfliche Jagdschloß Eulbach mit einer aus Steinen römischer Altertümer erbauten Burg und einem ansehnlichen Wildpark. An der von Hesselbach nach Würzberg über Eul- bach nach Vielbrunn, Haingrund und der Wetterau ziehenden Römer- straße wurden zahlreiche römische'altertümer gefunden. Beerfelden, Ursprung der Mümling, in der Nähe der Sensbacher Höhe; weiter östlich das gräflich Erbach-Fürstenausche Jagdschloß Krähberg ltunnel bei Hetzbach). Michel- stadt, von Ludwig dem Frommen an Eginhard und Emma geschenkt, besitzt eine Realschule, Kaltwasser-Heilanstalt, Eisenhämmer, Kattun- und Tuchfabriken und Gerbereien. Dabei das schöne Schloß Fürstenau mit Parkanlagen und den Überresten eines ehemaligen Frauenklosters; König mit einem 1559 von Graf Georg I. erbauten dem Grafen von Erbach-Schönberg gehörenden Schlosse; Höchst, Neustadt an der Mümling. Bei Neustadt der 300 m hohe Breu- berg mit guterhaltener Schloßruine und einem 75 m tiefen Brunnen, Reichels- heim im Gersprenzthale mit gräflich Erbachschem Schlosse auf dem Reichenberg, in der Nähe eine Brauneisensteingrube mit einer Drahtseilbahn. Nicht weit davon die Böllsteiner Höhe mit dem Schnellerts (Ritter Rodenstein). 7. Der Kreis Dieburg, mit 70 Gemeinden. Dieburg mit 4700 E., a. d. Gersprenz, einst römische Nieder- lassung, mit einer Strafanstalt (Arbeitshaus), einer Wallfahrtskirche und einer höheren Bürgerschule. Die Stadt kam erst 1802 an Hessen. Babenhausen a. d. Gersprenz. Groß-Umstadt mit einer Realschule und damit verbundener landwirtschaftl. Mittelschule; Klein-Umstadt mit Wein- bau; Fränkisch-Crumbach, in der Nähe die durch die Sage berühmte Ruine Rodenstein; Brensbach, Groß-Bieberau, Reinheim, Groß-Zimmern (Zündholzfabrik) an der Gersprenz. Von dem kegelförmigen, freistehenden Otz- berg (305 m) bei dem Dorfe Hering und dem Großh. Schlosse Lichtenberg, das im 30jäf)r. Kriege und zur Zeit der Pest als Zufluchtsort diente, hat man eine schöne Fernsicht; Neunkirchen auf dem Rücken der Neunkircher Höhe, Quellgebiet der Modau und Gersprenz. Rohrbach, Wembach und Hahn wurden am Ende des 17. Jahrhunderts durch Waldenser gegründet. B. Die Provinz Oberhefsen ist im O. und N. gebirgig und flacht sich nach W. zu in die von Lich bis Frankfurt und Hanau ziehende Wetterau, nach Gießen zu in das Lahnthal ab. Spätes Frühjahr und früh eintretender Winter lassen auf dem hoch- gelegenen, mit ausgedehnten Laubwaldungen (Buchen und Eichen) bestandenen Vogelsberge weder Obstbäume noch Winterfrüchte gedeihen. Es ist deshalb auf den Höhen nur der Anbau von Heidekorn, Hafer, Kartoffeln und Flachs lohnend. Viel einträglicher ist dort durch die ausgedehnten Wiesengründe und Weiden die Vieh- und Pferdezucht; auch an Wildbret und Forellen ist kein Mangel. Sehr fruchtbar an Getreide und Obst ist dagegen die zwischen Taunus und Vogels- berg in der Ebene gelegene Wetterau, die Kornkammer Oberhessens. Sie führt nach dem Flüßchen Wetter den Namen, besitzt wenig Wald, hat aber durch Braunkohlen-Bergwerke bedeutenden Ertrag an Brennmaterial (Dornheim, Dorn- Assenheim, Wölfersheim, Bauernheim, Weckesheim); Salz bei Nauheim, ehemals auch bei Salzhausen; die frühere größere Ausbeute an Eisenerzen ist jetzt gering; dagegen sind die Eisenwerke in Hirzenhain bedeutend; Mineralwasser bei Gr.-Karben (Ludwigsbrunnen) und schwache Säuerlinge bei Nidda, Vilbel, Schwalheim :c. Für die oberhessischen Eisenbahnen ist Gießen der Eentralpunkt: a) die Bahn von Gießen über Grünberg, Alsfeld, Lauterbach nach Fulda; b) die von Gießen über Lich, Nidda, Büdingen nach Gelnhausen (und Hanau) führende Bahn; sowie die von Hungen nach Laubach. Außerdem durchschneiden Oberhessen: e) die Main-Weserbahn. Frankfurt—friedberg—gießen—kassel, ä) d)e Nassauischebahn«Lahnbahn). Gießen-Wetzlar-Ober-Lahnstein. e) Die Bahn von Friedberg über Heldenbergen nach Hanau; Friedbera- Hungen und Friedberg-Nldda.

8. Das Großherzogtum Hessen - S. 13

1902 - Gera : Hofmann
Selters, Ortenberg. Lißberg und Hirzenhain mit' einer Eisenhütte^ alle an der Nidder gelegen; Echzell und Gettenau a. d. Horloff; Nidda, im 11. Jahrhundert den Grafen von Nidda gehörend, außer Büdingen die einzige Stadt des Kreises; ein noch vorhandener Turm der 1491 erbauten Johanniterkirche zeugt von dem hohen Alter der Stadt; in der Nähe Bad Salzhausen; Düdelsheim, gewerbetreibender Marktflecken. 4. Der Kreis Schotten, mit 54 Gemeinden. Schotten mit 2000 E., an der Nidda, gewerbtreibendes Städtchen am Fuße des Oberwaldes, mit ausgedehnten Wurst- und Dörrfleisch- Handel, Tuchfabriken, Schneidemühlen, Leinwebereien ic. Eine Kirche soll daselbst von schottischen Mönchen im 9. Jahrhundert erbaut worden sein; die jetzt sehenswerte Kirche stammt aus dem 14. Jahrhundert. Laubach an der Wetter mit einem Gymnasium und einem Schlosse des Grafen Solms-Laubach; Ruppertsburg mit dem Eisenwerk Friedrichshütte; das hochgelegene Ulrich stein (350 m) mit Pferdezucht und Branntwein- brennereien; Breungeshain, Herchenhain und Burckhards; Gedern mit einem gräflich Stollbergschen Schlosse, Glashütte, Strohflechtereien und Basaltbrüchen; Eschenrod, Rainrod, Ober-Lais, Ulfa, Freienseen; Wetterfeld mit Braunkohlenlagern. 5. Der Kreis Lauterbach, mit 67 Gemeinden. Lauterbach mit 3800 E., freundliche, sehr gewerbsfleißige Stadt mit Leinwand und Wachstuchfabriken, Gerbereien, Färbereien und Töpfereien, mit bedeutenden Besitzungen der Familie von Riedesel mit dem in der Nähe liegenden Schlosse Eisenbach a. d. Lauter. Gr. Fach- schule für Weberei. Blitzenrod (Baumwollenspinnerei); Schlitz, östlich von Lauterbach an der Schlitz mit Schlössern (Hallenburg) des Grafen von Görz und altertümlicher Kirche; Geflügelzucht, Leinwebereien und Branntweinbrennereien; Herb stein anf hohem Bergrücken mit bedeutenden Webereien; Maar, Wallenrod und Rixfeld; Stockhausen mit Riedeselschem Schloß. Augersbach, Grebenhain und Crainfeld. 6. Der Kreis Alsfeld, mit 84 Gemeinden. Alsfeld mit 4300 E., an der Schwalm, sehr gewerbefleißige, wohlhabende Stadt mit Tuch-, Baumwollen-, Leinwand-, Handschuh- und Tabakfabriken, einer Real- und Ackerbauschule. Der Lutherturm (Aufenthalt Luthers 1521) und das angebliche Schwert Karls des Großen (wohl aus dem 15. Jahrhundert stammend) in dem alter- tümlichen, 1512 erbauten Rathause sind sehenswert. Alsfeld ist die erste hessische Stadt, in welcher die Reformation Eingang fand. Altenburg a. d. Schwalm mit einem Schloß d. H. von Riedesel; Schwarz und Brauerschwend; Gr.- Felda und Nied.-Gemünden a. d. Felda; Ober-Ohmen, Ruppertenrod, Merlau, Nied.-Ohmen mit einem Basaltsteinbrnche. Burg-Gemünden und Homberg an der Ohm, letzteres schon aus dem 11. Jahrhundert bekannt, mit einem altertümlichen Schlosse; Ob.-Gleen, Kirtorf und Lehrbach mit einer Schloßruine am Gleenbach; Rulkirchen und Grebenau, alle mit ansehnlichem Ackerbau und Viehzucht. Romrod mit einem von Großherzog Ludwig Iv. wieder hergestellten altertümlichen Jagdschlosse an der Antrist. <1 Die Provinz Rheinhessen ist nicht gebirgig, sondern be- steht aus wellenförmig aneinander gereihten größeren Hügeln, welche nach Westen, besonders nach der Nahegegend zu sich mehr erheben, nach dem Rheine zu aber ganz stach abfallen. Sie bildet den fruchtbarsten und wohlhabendsten Teil des ganzen Groß- Herzogtums und einschließlich der bayerischen Pfalz, auch den wohlhabendsten

9. Das Großherzogtum Hessen - S. 1

1902 - Gera : Hofmann
Aas Hroßherzogtum Aessen. Als spezielle Heimatkunde in übersichtlicher Darstellung bearbeitet Scni:it>« . ■■it-sj.vsiv.q L. Aosch, Großherzogl. Schulrat i. P. zu Darmstadt. . ^ Zwölfte, vermehrte Auflage \902. I. Geschichtlicher Hlberblick. 1. Die ersten uns bekannten Kewohner des Kandes. Das heutige Großherzogtum Hessen war zur Zeit, als die Römer ihre ersten Einfälle nach Deutschland machten, von verschiedenen Völker- schasten bewohut. In Starkenburg und Rheinhessen hatten die zu den gallischen Volksstämmen zählenden Celten (Kelten) festen Fuß gefaßt. Ebenso hatten sich die zu den germanischen Völkern zählenden und mit den Römern sich befreundenden Vangionen am Rheine niedergelassen und 50 v. Chr. Worms zur Hauptstadt ihres Reiches gemacht. Aber bald (211 n. Chr) hatten sich die Alemannen vom Bodensee an auf beiden Seiten des Oberrheines ausgebreitet und Rhein- Hessen und Starkenburg berührt. — Auch die Burgunder waren gleich den Alemannen aus dem Osten Deutschlands eingewandert, waren durch den Oden- wald in die heutige Provinz Starkenburg eingedrungen, hatten den Rhein über- schritten und Worms (412 n. Chr.) zur Hauptstadt ihres Reiches gemacht, bis sie zuerst durch die Hunnen, später durch die Franken besiegt und nach der Loire, Saüne und Rhone zurückgedrängt wurden. — Die geschichtlichen Wurzeln des Nibelungenliedes reichen in die Zeit des Einfalles der Hunnen um 450 n. Chr. Die Chatten, einer der stärksten, tapfersten Stämme der alten Germanen, hatten lange vor Chr. Geburt ihre Wohnsitze in dem jetzigen Oberhessen und einem Teil von Hessen-Nassau genommen und ihr Reich nördlich des Mains über Thüringen bis zum Harzgebirge ausgedehnt, wo ihnen ein anderer germanischer Stamm, die Cherusker, die Herr- schast streitig machte. Alle diese Völker mußten den mächtigen Franken weichen, nachdem Chlodwig 496 n. Chr, in der Schlacht bei Zülpich die Alemannen besiegt und seine Söhne 534 sich auch die Burgunder unterworfen hatten, bis endlich der gewaltige Frankenkönig, der nachmalige Kaiser Karl d. Große, gegen das Ende des 8. Jahrhunderts alle deutschen Stämme unter einem Scepter vereinigte. Die Chatten waren der einzige Volksstamm, der seine ursprünglichen Wohnsitze in der Zeit der großen Völkerwanderung nicht verändert hatte; nur war an die Stelle des Namens „Chatten" (vielleicht durch verschiedene Aussprache) der Name „Hessen" getreten. 2. Hessen als Kanbgrafschaft. Nachdem über Hessen im 9. und 10. Jahrhundert fränkische Herzöge und Grafen regiert hatten, bildeten Hessen und Thüringen Dosch Hessen. 12. Aufl. 1902. 1

10. Das Großherzogtum Hessen - S. 4

1902 - Gera : Hofmann
— 4 — den Grund zu einer freieren Entwickelung des Staats- und bürgerlichen Lebens. Seine edle Gemahlin Mathilde, die Tochter Ludwigs I. von Bayern, war besonders daraus bedacht, in leutseligster Weise Werke der Barmherzigkeit und Liebe an Armen und Kranken zu üben (Mathilden-Landkrankenhaus), sowie sich der elternlosen und hilfsbedürftigen Kinder anzunehmen. Sie starb leider schon 1862. Unter dem Protektorate der Prinzessin Karl wurde 1858 das Diakonissenhaus zu Darmstadt errichtet. Ludwig Iv., welcher als Divisionär die hessischen Truppen in dem deutsch-französischen Kriege ruhmvoll geführt (Gravelotte, Chambord, Orleans :c.), bestieg nach dem Tode seines Oheims 1877 den Thron. Leider starb er schon am 13. März 1892, ties betrauert von dem ganzen hessischen Volke. Seine Gemahlin Alice, Tochter der Königin Viktoria von England, hat sich durch milde und segensreiche Stiftungen (Aliceverein für Frauenbildung und -Erwerb, Alicefrauenverein für Krankenpflege, Jdiotenanstalt) ein bleibendes, dankbares Andenken in unserem engeren Vaterlande erworben. Sie starb allzu- früh am 14. Dezember 1878. Kinder: S. K. H. der jetzige Großherzog Ernst Ludwig; Prinzessin Viktoria, vermählt mit dem Prinzen Ludwig von Batten- berg; Prinzessin Elisabeth, vermählt mit dem Großfürsten Sergius von Ruß- land; und Prinzessin Irene, vermählt mit dem Prinzen Heinrich von Preußen. Prinzessin Alix, geb. den 6. Juni 1872, vermählte sich 1894 mit dem Kaiser Nikolaus Ii. von Rußland. Es ist die zweite hessische Prinzessin, welche Kaiserin von Rußland wurde (vgl. S. 10). — Zum ehrenden Andenken sind Ludwig Iv. Denkmäler in Darmstadt und Worms errichtet worden. Ernst Ludwig, geb. am 25. Noobr. 1868, übernahm 1892 die Regierung und führt dieselbe in segensreicher Weise in den bisherigen Bahnen weiter. Er vermählte sich 1894 mit Viktoria Melita, Prinzessin von Sachseu-Coburg und Gotha. — Prinzessin Elisabeth geb. 1895. Ii. Keogrctphischer Aberbtick. 1 Kage> Größe, Grenzen und allgemeine Einteilung des Handes. Das Großherzogtum Hessen liegt im westlichen Teil von Mittel- Deutschland, ist nicht ganz 140 □ Meilen (7682 □ km.) groß und hat 1 120000 Einwohner, von welchen etwa 747000 Evangelische, 342 000 Katholiken, 24500jsraelitenuud etwa 7 600andersgläubige sind. Es besteht aus drei Provinzen, nämlich Starkeuburg mit 55, Rheinhessen mit 25 und Oberhessen mit 60 Eu Meilen. Jede Provinz ist in Kreise und Amtsgerichte eingeteilt. Starkenburg, mit 7 Kreisen und 489500 E., wird im Westen vom Rhein, im Norden vom Main, im Osten von Bayern, im Süden vom Neckar und von Baden begrenzt. Auch Wimpfen bei Heilbronn am Neckar gehört dazu. — Rhein- hessen, mit 5 Kreisen und 348300 E., hat im N. und O. den Rhein, im W. Rheinpreußen und im S. und S.-W. die bayerische Pfalz zur Grenze. Auf dem rechten Ufer des Rheines und Maines gehören auch Kastel und Kostheim noch zum hessischen Gebiet. — Oberhessen mit 6 Kreisen und 282000 E., ist von der preußischen Provinz Hessen-
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