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1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 100

1904 - Cöthen : Schulze
— 100 — bei Prenzlau ergeben. Das Hauptheer der Franzosen ging über Küstrin nach Polen. In dem preußischen Polen erregten die Franzosen einen Aufstand. Noch im Dezember erwehrte sich ein russisches Heer unter Bennigsen bei Pultusk der Franzosen. In der furchtbaren Schlacht bei Pr. Eylau (Februar 1807) griff Napoleon die Preußen und Russen an, letztere schlug er, die Preußen blieben unbesiegt. Des Korsen Versuch, Friedrich Wilhelm von seinem Bündnis mit Rußland abzuziehen, scheiterte. Friedrich Wilhelm verbündete sich nur noch fester mit Schweden und Rußland, mit letzterem im Vertrage zu Bartenstein (April 1807), wonach man den Krieg nicht eher beenden wollte, als bis die Franzosen Deutschland verlassen hätten. Auch England war zu einer Koalition geneigt. So nahm die preußische Sache wieder eine Wendung zum Besseren. An Haugwitz' Stelle war Hardenberg berufen worden; er besonders betrieb das preußisch-russische Bündnis. Doch nach der Niederlage der Russen bei Friedland (im Juni) verriet Kaiser Alexander seinen königlichen Freund. Bei einer Zusammenkunft mit Napoleon auf einem Floße auf dem Niemen ließ er sich von dem Bundesgenossen abziehen, besonders durch die Aussicht auf Landerwerbungen in der Türkei gewonnen. Vergebens suchte die von Napoleon geschmähte Königin Luise durch eine persönliche Zusammenkunft mildere Bedingungen für ihr Land von dem übermütigen Sieger zu erlangen; der Friede von Tilsit (7. bezw. 9. Juli) raubte dem Könige von Preußen die Hälfte seines Landes, das ganze Gebiet westlich der Elbe, das zumeist zum Königreich Westfalen unter der Herrschaft Jeromes, des Bruders Napoleons, geschlagen wurde, ferner die polnischen Erwerbungen von 1793 und 1795, woraus das Großherzogtum Warschau unter der Regierung des Königs von Sachsen gebildet wurde. Außerdem blieben französische Besatzungen in einigen preußischen Festungen; dieselben sollten so lange bleiben und von Preußen erhalten werden, bis die Kriegsentschädigung, deren Höhe vorläufig nicht festgesetzt wurde, gezahlt sein würde. — Im Verlaufe des Krieges waren die Fürsten von Hessen-Kassel und Fulda ihrer Länder verlustig gegangen; Sachsens war zum Königreich erhoben und mit den ernestinischen Gebieten in den Rheinbund ausgenommen worden. — i) Vgl. Sz. 382 c.

2. Geschichte des teutschen Volkes - S. 437

1837 - Oldenburg : Schulze
Der türkische und nordische Krieg. 437 entwickelte sich statt des ein neuer Krieg mit den Türken. Diese kündigten den Venetianern den Krieg an (I. 1714) und der Kaiser durfte nach den Umstanden nicht unterlassen, ihnen be- waffnet entgegenzutreten. Sofort war Ungarn von den Feinden bedroht. Eugen zog gegen sie zu Felde; ihn unterstützten haupt- sächlich Stahremberg und Alexander von Würteinberg bei Pe- terwardcin, wo sie einen großen Sieg erfochten (I. 1715aug). Auch in der Folge wich das Glück von den kaiserlichen Waffen nicht. Noch einmal wurde bei Peterwardein blurig gestritten (I. 1717) und darauf der Paffarowitzer Friede geschlossen (I. 1718), womit der Banat, Servicn und Thcile von der Wal- lachei, wie von Bosnien und Kroatien an das Haus Lestreich kamen. Fast um die nämliche Zeit wurde der große nordische Krieg beendigt. Er hatte Teutschland weder allgemein beschäftigt noch betheiligt, doch aber das Reichsinteresse vielfach berührt. Wah- rend Karl 12. von Polen aus nach Rußland gezogen war und sich dort abentheuerlich herum trieb, brachte der Kaiser das so genannte Haager Koncert zu Stande, wonach Schweden und Dänemark sich zur Neutralität verpflichteten (I. 1710). Aber Karl 12., bereits von den Russen geschlagen und zu den Türken geflohen, vereitelte von dorther die friedlichen Aussichten, indem er das Koncert verwarf. Deshalb fielen Dänen und Polen in Verbindung mit russischen Truppen in die schwedisch, teutschen Besitzungen ein (1.1711), und Folge davon war ein zweijähriges Kriegsgetümmel, wobei sich der schwedische General Stenbock am Ende mit 11,000 Streitern gefangen geben mußte (I. 1713). Im folgenden Jahre kehrte Karl 12. selbst zurück und drohete mit neuen Rüstungen. Dänemark, Preußen und Kursachsen trafen schleunige Gegenvorkehrungen und bald war auch Stralsund in ihren Händen. Karl selbst entkam nur mit Lebensgefahr nach Schonen. Seine ferneren Unternehmungen betrafen Teutschland nur wenig, bis nach seinem frühzeitigen Tode (I. 1718) der Stockholmer Friede geschlossen wurde, wo- nach Hannover die ihm verpfändeten Fürstenthümer Bremen und Verden für 1 Million Thaler, Preußen Stettin, Vorpom- mern nebst den Inseln Wollin und Usedom für 2 Millionen Thaler erhielten (I. 1720). Danach kam auch der Friede mit den übrigen nichtteutschen Partheicn zu Stande. Schweden hat in diesem Kriege fast alle seit dem westfälischen und Oliva'- schen Frieden besessenen Nebengebiete verloren und außerdem die schönste Blüthe des Hauptlandes eingebüßt, so daß es sich seitdem nur kümmerlich wieder erholte. So unglückliche Folgen hatte Karls 12. muthwillige Kampflust. r "7 .

3. Geschichte des teutschen Volkes - S. 443

1837 - Oldenburg : Schulze
Maria Theresia. Friedrich 2. 443 und kluge Benutzung der Umstande mit guten Kräften bereis ckert. Friedrich 2., sein Sohn, erbte einen ansehnlichen Staats- schatz und erhöheten Nationalwohlstand mit einer kernhaften Soldatenmacht. Und seine Persönlichkeit hatte alle Eigenschaf- ten, die dargebotenen Vortheile noch unendlich zu steigern. Reich an Talenten, in der Wissenschaft wie in der Staats- und Kriegskunst wohl unterrichtet, grosser Plane Meister, rasch im Entschlüsse und durch kühnes Wagen von Natur zum Hel- den geschaffen, kurz: ein vollendeter großartiger Charakter trat er auf den Schauplatz der Geschichte, und, wie gesagt, zunächst gegen Oestreich. Das jülich-bcrgische Erbe nach dem Erlöschen des Pfalz - neuburgischen Mannsstammes (I. 1740) billigeren Ansprüchen überlassend, richtete er seine ganze Berechnung auf Schlesien, das schon seine Vorfahren wiederholt in Anspruch genommen hatten. Kaum war Karl zwei Monate verschieden, als Friedrich ohne alle Kriegserklärung mit Heercsmacht in dieses eindrang (Dec.) und dann erst in Wien sein Bündniff, seinen Schutz und seine Stimme für die bevorstehende Kaiser- wahl nebst 2 Millionen Darlehen für die Abtretung Schlesiens anbot. Maria Theresia, den im Süden und Westen sich auf- thürmenden Gefahren gegenüber, die Wichtigkeit der Freundschaft Friedrichs wohl erkennend, aber nicht im Stande, ihren Un- willen über die treulose That zu überbieten, wie den Gedanken, von einer bis dahin untergeordneten Macht abzuhangen, nicht ertragend, verwarf den Antrag und schickte dem Könige einen Heerhausen entgegen. Friedrich hatte Schlesien bereits in sei- ner Gewalt und ein — obwohl blutig erkaufter — Sieg, den er bei Molwitz über die Oestreicher davontrug (1.1741 Marz), verbürgte ihm so ziemlich die Sicherheit des Raubes. Einen zweiten Versuch konnte Oestreich für den Augenblick nicht ma- cken, da es nur froh seyn mußte, gegen andere Befürchtungen die Hoffnung zu beleben. Was bisher von feindseligen Triebfedern gegen Maria Theresia im Werke war, entschied sich j-etzt um so gewisser an dem Unglücke, dem Ocstrcichs Macht in Schlesien erlag. Gleich nach Karls 6. Tode hatte zunächst der Kurfürst Karl Albrccht von Baiern, durch seine Mutter Anna, Karls 6. Schwester und Ferdinands 1. Tochter, der einzige männliche Nachkomme des habsburgischen Stammes, den gesammten Landcrnachlast dieses Hauses in Anspruch genommen; und wie er selbst bei den übrigen Mächten um Unterstützung warb, so schoben ihn diese vor, um ihre eignen Zwecke bei der Gelegenheit ins Werk zu setzen. So Frankreich, das immer zu Oestrcichs Erniedri- gung bereite; so auch Spanien, welches ebenfalls scheinbare Rechte zu neuem Erwerbe in Italien hervorsuchte. Vorerst schloffen Frankreich und Baiern zu Nymphenburg eine Allianz

4. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

5. Theil 3 - S. 9

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther. Leo X. Ablaßzettel. Tezel. 9 eigener Münze bezahlt. In Jüterbogk meldete sich bei ihm ein Ritter, der einen Ablaßzettel begehrte, weil er jemanden auf der Landstraße berauben wollte; denn auch Sünden, die man noch begehen wollte, konnte man schon im voraus abkaufen. Tezel forderte einen tüchtigen Preis. Dann reiste er ab. Aber als er durch einen Wald fuhr, sprengte plötzlich ein Ritter mit mehreren Knechten herbei, hielt seinen Wagen an und nahm ihm seinen schweren Geldkasten ab. Tezel schrie wie besessen und verfluchte den Räuber bis in den Abgrund der Hölle. „Sachte! sachte!" rief der Ritter und holte den Ablaßzettel heraus, „kennst du mich nicht mehr? Hier ist ja dein Ablaß!" — Der leere Kasten wird noch auf dem Rathhause von Jüterbogk aufbewahrt. Der Handel 'mit diesen Ablaßzetteln machte die Leute ganz gewissenlos; denn sie mußten am Ende glauben, eine Sünde habe weiter nicht viel zu bedeuten, man könnte sie ja mit einigen Groschen, höchstens einigen Thalern abkaufen. Und diesen Glauben suchte Tezel durch seine unverschämten Predigten noch zu vermehren. Er lehrte geradezu: der Ablaß sei die höchste und allerwertheste Gabe Gottes; denn dadurch könne man ohne Reue und Buße selig werden. Das Ablaßkreuz mit des Papstes Wappen vermöge eben so viel als Christi Kreuz. Das niedere Volk hat von jeher einen Hang zum Aberglauben und war damals in religiösen Dingen höchst unwissend. Kein Wunder, daß eine Menge von Leuten dem Tezel nachlies und seinen Ablaß kaufte. Manche kamen damit auch wohl zu Luther und fragten ihn, was er dazu meinte? Dieser ergrimmte über diese schändliche Betrügerei nicht wenig. Sein ganzes frommes Gemüth empörte sich, wenn er daran dachte, wie man die Einfalt des armen Volkes mißbrauchte, es um sein Gewissen und sein Geld zugleich zu betrügen. In diesem edeln Eifer vergaß er ganz, wie unbedeutend er,-ein armer und noch junger Mönch, damals noch war, und wie wenig Hoffnung er hatte, gegen den mächtigen Papst etwas auszurichten. Aber danach fragt ein von edler Begeisterung ergriffenes Gemüth nicht. „Zu der Zeit," sagt Luther selbst, „war ich Prediger allhie im Kloster und ein junger Doctor, neulich aus der Esse kommen, hitzig und lustig in der heiligen Schrift. Als nun viel Volks von Wittenberg lies dem Ablaß nach, und ich, so wahr mich mein Herr Christus erlöset hat, nicht wußte, was der Ablaß wäre, wie es denn kein Mensch nicht wußte, fing ich säuberlich an zu predigen, man könnte wohl Besseres thun, das gewisser

6. Theil 3 - S. 162

1880 - Stuttgart : Heitz
162 Neue Geschichte. 1. Periode. Niederlande. noch ein alter Großoheim da, Cardinal Heinrich, der den Thron bestieg; da er aber schon 1580 starb, so verdrängte Philipp Ii. die übrigen Verwandten und erklärte, daß er als Sohn einer portugiesischen Prinzessin das nächste Recht habe. Nun wollten ihn zwar die Portugiesen nicht haben, und wer hätte den Tyrannen auch wohl haben wollen? Aber danach fragte er nichts. Er schrieb an sie: „Die Macht der Könige kommt von Gott; ihre Würde verstattet nicht, sich der Beurtheilung der Unterthanen zu unterwerfen. Die Rechtmäßigkeit der Fürsten hängt nicht von der Meinung des Volks ab. Meine Ansprüche auf den portugiesischen Thron habt ihr nicht erst zu untersuchen. Als Rebellen werde ich diejenigen behandeln, die sich meiner Macht widersetzen werden." Er schickte seinen Alba mit einem Heere hin und dieser unterdrückte bald die Widersprüche der Einwohner. 60 Jahre (bis 1640) lang blieben die Spanier Herren der Portugiesen, und während dieser Zeit verfiel der sonst so blühende Seehandel fast ganz; die meisten und schönsten ihrer Colonien gingen verloren. Das geschah 1580. Acht Jahre später rüstete Philipp die Armada gegen England aus, deren Schicksal bereits erzählt worden ist. In den letzten Jahren seiner Regierung war sein sonst so blühendes Reich so herabgekommen, daß er überall im Auslande Geldsummen schuldig war und nicht einmal die Interessen aufbringen konnte. Er, der Besitzer der reichen Gold- und Silberbergwerke von Peru und Mexiko, mußte Geistliche im Lande umherschicken, um eine Beisteuer sür ihn zu sammeln. Oft hatte er nicht so viel, daß er seine Bedienten kleiden und bezahlen konnte. Die meisten Summen hatte der niederländische Krieg verschlungen, viel auch der Bau des prächtigen Klosters Escorial gekostet, welches er mit verschwenderischer Pracht. aufbauen ließ. Da liegt er begraben. Er starb 1598. Philipp hatte eine schöne Gestalt; sein Blick war stolz und drohend. Selbst muthige Männer nahten sich ihm bebend; niemand wagte dem Furchtbaren zu widersprechen. Wie die Vorsehnng auch das Böse zum Guten lenkt, wer könnte das bei Philipps Geschichte verkennen? Hätte ein weniger harter, despotischer, grausamer König damals auf Spaniens Thron gesessen, so würden die Niederländer sicherlich nicht ihre Freiheit errungen haben. Eben so beförderte auch die Widersetzlichkeit seines Charakters den Fortgang der Reformation. Bei Gelegenheit der Niederländer mag hier noch ein schöner Zug der weiblichen Treue stehen. Nachdem die Niederländer sich

7. Theil 3 - S. 70

1880 - Stuttgart : Heitz
70 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Holbein, wurden aber nun kalt abgefertigt. Auch diesmal reiste er wieder ohne Frau und Kinder ab. Daß er lieber ohne jene lebte, war natürlich, und die Kinder konnte er, der fast immer außer dem Hause arbeitete, nicht beaufsichtigen. Da er aber noch immer ein Bürger von Basel war und ein solcher nicht ohne Erlaubniß des Rathes abwesend sein durfte, so erhielt er nur auf einige Jahre Urlaub. Wie sehr man jetzt seinen Werth in Basel zu schätzen wußte, geht daraus hervor, daß ihm der Rath 50 Gulden Wartegeld aussetzte und außerdem seiner Frau alle Jahre 40 Gulden zahlte. Dennoch blieb er in London und hat Basel nur noch zweimal auf kurze Zeit besucht. Auch nach Heinrichs Viii. 1547 erfolgtem Tode stand Holbein bei seinem Sohne und Nachfolger Eduard Vi. in großen Gnaden. Ms dieser aber schon nach 6 Jahren starb und die katholische Maria, Heinrichs älteste Tochter, Königin wurde, die alle, welche nicht Katholiken waren, haßte, scheint er sich mehr vom Hofe zurückgezogen zu haben; denn er war der Reformation zugethan. Er starb endlich 1554 in London an der Pest, 56 Jahre alt. 91. Zwingli und Calvin. — Die Bartholomäusnacht, 1572. Zu derselben Zeit, als Kaiser Karl V. in Deutschland, Spanien und Neapel herrschte, war in Frankreich sein erbitterter Feind, Franz I., König (1515—47). Unter ihm lebte der berühmte Ritter Bayard, den man den Ritter ohne Furcht und ohne Tadel nannte, von dessen Thaten zu erzählen hier aber der Raum fehlt. Schon unter Franz war die neue Lehre nach und nach aus der Schweiz nach Frankreich gekommen. In der Schweiz nämlich waren, mit Luther fast zu gleicher Zeit, zwei treffliche Männer, Zwingli in Zürich und Calvin in Genf, darauf gekommen, die Christen zu der einfachen Lehre unseres Heilandes zurückzuführen und dasjenige aus unserer Religion zu verbannen, was erst nach und nach durch Menschenwerk hineingebracht war. Beide waren, wie Luther, durch das Lesen der Bibel darauf geleitet worden und hatten, wie er, mancherlei Verfolgungen ausstehen müssen. Die Lehre dieser beiden Männer stimmte ziemlich überein und ihre Anhänger wurden nachmals Reformirte genannt. Man merke sich von beiden berühmten Männern Folgendes:

8. Theil 4 - S. 273

1880 - Stuttgart : Heitz
Neuenburger Angelegenheit. 273 Der Schweizerbund hatte Neuenburg als republikauisirten Canton in die Eidgenossenschaft aufgenommen, Preußen aber gegen die Reiche 1032 unter die Lehnshoheit des deutschen Kaisers Konrad Ii. Kaiser Friedrich I. belieh Ulrich Iii. von Neuenburg mit mehreren anderen Landestheilen, von denen 1218 ein Theil gegen das Val Travers vertauscht ward, welches dem Grafen von Chalons lehnspflichtig war. Graf Johann von Chalons erhielt das ganze Neuenburger Gebiet von seinem Schwager, Kaiser Rudolph von Habsburg, zu Lehen und übertrug es als Afterlehen an Rolin von Neuenburg (1288), und zwar (1311) als erblich nach burgundischrm Recht, wodurch auch das weibliche Geschlecht successionsfähig wird. So kam Neufchatel an Graf Konrad von Freiburg. Dieser schloß, sowie auch Seitens der Stadt Neuenburg geschah, ein „Bürgerrecht" mit Bern, welches dieses unter and ernt zum Schiedsrichter beider Theile für vorkommende Streitigkeiten machte. Nach dem Erlöschen der Freiburge ward Neuenburg Eigenthum der Grafen von Hochberg. Der Widerspruch des Hauses Chalons dagegen kam nicht zur Geltung, und als auch die Hochberge in der männlichen Descendenz erloschen, brachte 1503 die Erbtochter, Johanne, Neuenburg an Ludwig von Orleans, Herzog von Longueville, und eine Descen-dentin derselben, Maria, vereinigte 1579 die an Neuenburg lehnbare und ihr verpfändete Grafschaft Valengin mit Neuenburg. Die Familie Orleans-Longueville erlosch 1707. Es meldeten sich damals 15 Bewerber, worunter indessen kein naher Verwandter; die Ansprüche gründeten sich vielmehr aus entfernte Verwandtschaften aus dem Hause Chalons oder mit jenem von Orleans-Longueville. Zu den Prätensionen erster Art gehörten auch die des Königs Friedrich I. von Preußen. Diesem, seinem Vetter, (Vaters Schwester Sohn), hatte nämlich Wilhelm Iii. von Oranten, seit 1688 König von England und Erbe des Hauses Chalons, seine Anrechte abgetreten, und da deren Geltendmachung in den großen spanischen Successionskrieg fiel, so ward sie ihm durch einen Vertrag mit dem Kaiser, der Königin von England, den Generalstaaten und dem Herzoge von Savoyen vom 28. November 1704 gewährleistet. Zugesprochen aber erhielt Preußen die Erbschaft und Regierung erst durch einen Schiedsspruch des höchsten Landgerichts; Trois-Etats von Neuenburg vom 3. November 1707, denn dieses war seit lange als inappellables Forum über alle Thronstreitigkeiten Neuenburgs und Valengins anerkannt. Ludwig Xiv. erkannte endlich im Utrechter Frieden Preußens Besitz an, den er lange streitig gemacht hatte. So waren die Könige von Preußen Landesherren von Neuenburg und Valengin, und dieses Fürflenthum war seinerseits mit Bern, Freiburg, Solothurn und Luzern „verburgrechtet", d. H. diese vier Cantone hatten Neuenburg und Valengin zu schützen, aber sie waren zugleich Schiedsrichter zwischen denselben und dem Landesherrn. Der 15. Februar 1806 überwies das Fürstenthum Neuenburg an Napoleon, der 30. März als volle Souverainetät an General Berthier, der Befreiungskrieg gab es wieder an Preußen. König Friedrich Wilhelm Iii. verlieh ihm am 18. Juni 1814 eine Constitution; die Wiener Congreßacte fügte es am 18. April 1815 als 21. Canton der „neutralen Schweizer Eidgenossenschaft" zu und brachte damit das Recht des Königs unter die Gewalt der jeweiligen Machthaber in der Schweiz. — Neuenburg stellte 960 Mann zum Bundesheere der Schweiz und 400 Mann Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 18

9. Theil 4 - S. 377

1880 - Stuttgart : Heitz
Der norddeutsche Bund. Die süddeutschen Staaten. 377 traten, man übte Nachsicht, wo alten Gewohnheiten nur schwer entsagt wurde. Besonders beschwersich erschien die Einführung der preußischen Steuergesetzgebung und des Gerichtsverfahrens, auch in kirchlichen Dingen regten sich Klagen. Während die Anhänger der römischen Kirche in den Annexionen mit dem eingetretenen Wechsel zufrieden waren, äußerten sich in den lutherischen Kirchengemeinden Bedenken gegen die Autorität des unionistischen Ober-cousistoriums in Berlin. Es hatte sich überhaupt durch die lange Zerklüftung Deutschlands der Sinn für das kleine, vereinzelte Leben und die Befriedigung an staatlicher Selbständigkeit, ob sie auch nur ein Schein war, in hohem Grade ausgebildet (Particularis-mus). Die gänzliche Ueberwindung solcher Stimmungen und Gewohnheiten mußte der Zeit und dem Einfluß eines wahrhaft nationalen Geistes überlassen werden. Widerwärtig aber erschien der halb offenkundige, halb versteckte Widerstand, wie er sich unter der Bezeichnung „welfische Umtriebe" in Hannover zeigte. Diese Umtriebe waren es, welche, wie oben angedeutet ist, auch vor Verbindungen mit dem Auslande, ja dem Landesverrath nicht zurückschreckten. Preußen hatte den depossedirten Fürsten ansehnliche Entschädigungssummen zugewiesen; 16 Millionen Thaler hatte der frühere König von Hannover erhalten, für jetzt allerdings nur die Zinsen jener Summe. Denn dieser entthronte Fürst, von jeher einer übermäßigen Vorstellung von der Bedeutung seines Königthumes und seines Welfenreiches hingegeben, hielt auch jetzt in seinem Aufenthalte zu Hietzing bei Wien mit unbeugsamer Seele an der Herbeiführung seiner Wiedereinsetzung fest und wurde in Entwürfen und Bemühungen dafür nicht müde. Französische Hülfe war seine Aussicht, die Zertrümmerung des norddeutschen Bundes und die Demüthigung Preußens sein Streben. Um diese Ziele p erreichen machte er, auch in Paris, die heftigsten Anstrengungen. Seine Gemahlin, die Königin Marie, war in dem Schlosse Marienburg bei Hannover zurückgeblieben. Um diese Zeit begann man die geheime Organisation einer Welfenlegion, welche bei dem Ausbruche des erwarteten Krieges den König Georg auf den Thron zurückführen sollte. Aber der preußischen Regierung blieben solche Umtriebe nicht verborgen; die Königin Marie wurde veranlaßt, Hannover zu verlassen; die Legionäre suchten Zuflucht in den Niederlanden, mußten sich aber nach der Schweiz begeben und gingen endlich nach Frankreich. Hier hat die welfische Legion bis zum Februar 1870 bestanden; als der Exkönig aufhörte, die Unter-

10. Theil 2 - S. 60

1880 - Stuttgart : Heitz
60 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. jetzt sieht man auf manchen alten Schlössern und in Kunstkammern die großen Humpen und Deckelgläser, aus denen unsere Vorfahren tranken. Sie sind manchmal so groß, daß sie mehrere Liter enthalten, und wurden doch wohl mehrmals geleert, besonders wenn es viele Gesundheiten zu trinken gab. Manche hatten wohl im Glase gewisse Abtheilungen, und bei jeder Gesundheit wurde ein Sprosse weiter getrunken; daher auch wohl das Sprüchwort entstanden sein mag; „Er hat einen Sparren zu viel im Kopf." — Daß es aber auch mitunter kreuzbrave, fromme und mäßige Ritter gab, ist nicht zu leugnen; nur war bei der allgemeinen Hinneigung des Zeitalters zur Ungebundenheit nicht zu verwundern, daß jede Leidenschaft stärker hervortrat. Da damals die Obrigkeiten noch nicht so genau auf die Einzelnen Acht gaben, so konnten auch die Ritter thun, was sie wollten. Bei der kleinsten Veranlassung fielen sie übereinander her, nahmen einander gefangen, warfen den gefangenen Feind ins enge Burgverließ, aus dem Mancher nie wieder befreit wurde, oder thaten einander sonst allen möglichen Schaden. Kurz, jeder suchte sich selbst zu helfen. Das nennt man das Faust recht, und so viele Mühe sich auch einsichtsvolle Kaiser gaben, es abzuschaffen, so vermochten sie doch nicht die gesetzliche Ordnung eher herzustellen, als zu Ende des 15. Jahrhunderts. Es gab Ritter, die ein eigenes Gewerbe daraus machten, Andere zu berauben. Auf ihren Burgen oder auf hohen steinernen Thürmen, die sie sich auf irgend einer Anhöhe erbaut hatten, lauerten sie, bis sie einen friedlichen Kaufmann oder einen andern Ritter des Weges ziehen sahen. Dann stürzten sie herzu, überfielen den Wehrlosen und führten die Beute auf ihre Burg, auf deren Festigkeit sie trotzten. Solche Ritter wurden Raubritter genannt. Manche solche Raubnester sind jetzt noch in wilden Ruinen zu sehen. Dadurch wurde alle Sicherheit gestört, und kaum wagte man in manchen Gegenden von einer Stadt zur andern ohne starke Bedeckung zu reisen. Doch ist dabei zu erinnern, daß dieser Unfug erst später stattfand (im 11. bis 13. Jahrhundert) und nicht unter allen Kaisern gleich arg war. Eine schönere Richtung hatte das Ritterwesen in Frankreich genommen, in Deutschland erhielt dieselbe dann auch Eingang. Dort hatten Dichter schon früh die Thaten der großen Helden, die im Kampfe mit Ungeheuern oder Sarazenen oder Räubern Ruhm erworben hatten, besungen und diese Thaten ins Uebertriebene ausgemalt. Durch diese Gesänge entstand in dem Herzen der jungen
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