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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 116

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
116 Das Altertum. weiter ausgebildet und ein wichtiger Teil der griechischen Geschichte im Munde des Volkes erhalten wnrde. Hesiod pflegte das Lehrgedicht. Aeschflus, Sophokles und Euripides unterhielten das Volk durch ihre Trauerspiele und Aristophanes durch seine Lustspiele in den Theatern. Auäkreou ergötzte die Gemüter durch seine Lieder, Tirtäus begeisterte durch seine kriegerischen Gesänge die Streiter zum Ruhme und zu Schlachten. Die olympischen und pythischen Sieger feierten Pindar und Simonides in ihren Hymnen. Herodot und Thnky-dides waren die vorzüglichsten Geschichtsschreiber des Volkes. Viele Männer waren bekannt durch ihr eifriges Streben nach Weisheit. Die Liebhaber der Weisheit (Philosophen), wie man sie nennt, beschäftigten sich damit, über den Urgrund alles dessen, was da ist, und dessen Ordnung und Bestand nachzudenken und das Ergebnis ihrer Forschungeu ihren Schülern mitzuteilen. Vor allen waren es die sieben Weisen, die mit hoher Achtung genannt wurden. Als Griechenland bereits schon am Sinken war, wurde Sokrates ein Opfer seiner Überzeugung. Die Schriften seines Jüngers Plato und dessen Schülers, des Aristoteles, hielt mau über 1000 Jahre für die Grundlage aller Wissenschaft. Doch auch die Naturwissenschaft, die Arzneikunde, die Mathematik, die Redekunst und andere Wissenschaften fanden ihren berühmten Vertreter. Namentlich haben Pythagoras, Archimödes und Euklid der Mathematik ihre wissenschaftliche Grundlage gegeben. 119) Dessenungeachtet hatte auch das griechische Altertum seine gewaltigen Schattenseiten, die ohne äußere Bedrängnis und ohne innere Zwistigkeiten den Verfall — wenn mich später — hätten herbeiführen müssen. Das Wohl des Staates stand höher als das Recht des einzelnen Bürgers, da doch der Staat nur dann bestehen kann, wenn die Rechte der einzelnen gewahrt werden. Wurden die Frauen auch nicht so tief erniedrigt, wie bei den asiatischen Völkern, so war ihr Einfluß und ihre Würde doch nicht geschätzt. Ebensowenig hatten die Kinder dem Vater gegenüber ein Recht. Auch eine Art von politischem Kastenwesen herrschte, da nicht alle Einwohner in den Staaten gleiche Rechte hatten, sondern das Maß sehr verschieden war. Der Handel war vielen Beschränkungen unterworfen und große Zölle hemmten den Verkehr. Die Gesetze waren nur wenigen bekannt und wurden deshalb nach Willkür ausgelegt. An die Stelle der Oligarchie trat vielfältig eine Pöbelherrschaft, die den Staat der besten Bürger beraubte. Die unsinnige Wut, Denkmale und Kunstwerke zu errichten, entzog dem Handel und Wandel ungeheure Summen,

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 294

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
294 Die mittlere Zeit. daß nicht nur an den Dom- und Klosterkirchen Schulen errichtet, sondern daß auch die Pfarrer Unterricht erteilen, und daß die Eltern ihre Kinder in die Schulen der Pfarrer schicken sollten. Besonders lag ihm die Pflege der deutschen Sprache am Herzen, weshalb er auch den Geistlichen einschärfte, in derselben die Gläubigen zu unterrichten. Aus Italien ließ Karl Künstler kommen, Sänger, um durch sie den Gottesdienst zu verherrlichen, und Baumeister, um Brücken über deu Rhein zu erbauen und die herrlichen Pfalzen (palatia) zu Aachen, Ingelheim und an andern Orten aufzuführen. Da er selbst in seiner Jugend wenig gelernt hatte, so suchte er als Kaiser das Versäumte nachzuholeu und lernte noch in spätern Jahren Schreiben und sogar Griechisch. Für seine Kinder und die Kinder seiner Diener und Beamten errichtete er eine eigene Hofschule (schola palatina), wohnte oft selbst dem Unterrichte bei und belobte die Fleißigen, während er die Unfleißigen und Ungeschickten durch herben Tadel beschämte. 303) In Karl erblicken wir aber nicht nur den glücklichen Krieger und ausgezeichneten Staatsmann, sondern auch als Mensch und als Christ erscheint er uns wahrhaft königlich und groß. Einfach in seinen Sitten, mäßig in seiner Lebensweise, arbeitsam und thätig, hatte Karl den aufrichtigen Eifer, feine Völker glücklich zu machen. Damit verband er eine wahre und ungehenchelte Frömmigkeit und tiefe Ehrfurcht vor der Kirche und ihren Dienern. Er war freigebig gegen die Armen, ein Beschützer der Witwen und Waisen und ein Vater seiner Unterthanen. Wenn er auch nicht frei war von manchen Fehlern, die seinen glänzenden Charakter einigermaßen verdunkelten, so muß mau eben bedenken, daß auch die größten Männer die Kinder ihres Jahrhunderts sind und sich wohl über ihre Zeit erheben, aber nicht von allen Man-8i4. geln ihrer Zeit sich freimachen können. Karl starb 814 in Aachen im siebzigsten Jahre seines Alters, im dreiundvierzigsten seiner Alleinherrschaft, nachdem er vierzehn Jahre die Kaiserkrone getragen. Im Dome zu Aachen wurde er in vollem kaiserlichem Schmucke beerdigt. Anmerkungen. 1. Das Reich Karls d. Gr. erstreckte sich bei seinem Tode von Un-teritalien bis an die Eider (Grenze von Dänemark), und vom Flusse Ebro in Spanien bis nach Ungarn. Außer der Ostmark errichtete Karl noch die wendische, die thüringische, die mittel-elbische und die sächsische Mark unter eigenen Markgrafen. 2. Der Sendgrafen waren es in der Regel zwei, ein Graf und ein Bischof oder Abt, welche miteinander abgeordnet wurden, um die Oberaufsicht zu führen. Die auf den Maifeldern gefaßten Beschlüsse und er-

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 426

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
426 Die neue Zeit. daß auch die katholische Kirche nicht zerstört worden und daß, wenn sie aus Gott war, sein Werk nicht aus Gott sein konnte? 2. Der Kurfürst von Sachsen gab seinen Räten den Auftrag, Luther in Sicherheit zu bringen, den Ort aber ihm nicht zu sagen, damit er sich bei des Kaisers Majestät entschuldigen und sagen könne, er wisse nicht, wo Luther sei. Als Luther nun auf seiner Rückreise von Worms in den Thüringer Wald gelangte, schickte er die Freunde, die er bei sich hatte, voraus, angeblich um Quartier zu machen. Kurze Zeit darauf ritten zwei Verlarvte an den Wagen, rissen Luther mit scheinbarer Gewalt herunter und brachten ihn auf die Wartburg, wo er unter dem Reimen Junker Georg lebte und neben den Studien auch der Jagd oblag. 3. Als Luther von der Bilderstürmerei seines Kollegen Dr. Bodenstein, der von seinem Geburtsorte in Franken Karlstadt genannt wurde, hörte, schrieb er nach Wittenberg, es komme alles darauf an, ob diese Leute einen göttlichen Beruf beweisen können; denn ohne ein besonderes Merkmal seiner Vollmacht, wie z. B. Wunder, habe Gott niemals jemanden an die Menschen gesandt. Aber Luther konnte auch kein besonderes Merkmal göttlicher Vollmacht aufweisen. Karlstadt wurde von Luthers Anhängern aus Sachsen vertrieben. Nach mancherlei Wanderungen kam er zuletzt nach Basel, wo er als Professor und Prediger starb (1543). 4. Von Luthers Bibelübersetzung erschien 1522 zuerst das Reue Testament. 1530 war das ganze Werk vollendet. Unterstützt wurde Luther von Melanchthon. Die Übersetzung ist ein Meisterwerk von Gewandtheit im sprachlichen Ausdrucke und sicherte dem sächsischen Dialekte den Vorzug vor allen andern Mundarten. Was aber die Hauptsache betraf, die Übersetzung selbst, so erlaubte sich Luther solche Willkür, daß Hieronymus Emser, der bei weitem mehr Kenntnisse in der lateinischen, griechischen und hebräischen Sprache besaß, ihm nachwies, daß der Urtext beinahe auf jeder Seite verfälscht und mehr als tausend unrechtmäßige Änderungen vorgeuommeu waren. § 156. Der Bauernkrieg. Die Wiedertäufer in Münster. 432) Durch Luthers Streit und durch dessen Schriften war jede Autorität auf das tiefste erschüttert worden. Luther hatte nämlich gelehrt, daß jeder Christ unbedingt frei und Priester sei, und daß es unter den Christen keine Obrigkeit geben solle. 433) Teils aufgestiftet, teils durch den Druck, der auf thuen lastete, veranlaßt, rotteten sich die Bauern in Schwaben zusammen, plünderten die Klöster, zerstörten die Schlösser und Bnrgen des Adels und übten Greuel aller Art aus. Sie setzten zu gleicher Zeit Artikel auf, in denen sie ihre Beschwerden niederlegten. Aber obwohl die Bewegung über den ganzen Schwarzwald, über das Elsaß, Franken, ja bis nach Brandenburg sich verbreitete, so unterlagen doch die Bauern dem Kriegsvolke des Adels, welches gegen sie geschickt wnrde. Insbesondere in Württemberg, wo am meisten Greuel verübt wurden,

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 376

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
376 Die mittlere Zeit. Weise bestand das römische weltliche Recht aus den Erlassen der Kaiser und aus den Sprüchen der römischen Rechtsgelehrten. 4. Der Sachsenspiegel wurde von dem sächsischen Ritter Eike von Repkow um 1218 verfaßt und behandelt in zwei Teilen das Lehen- und das Land recht. Der Schwabe nspiegel entstand 1270 ; von wem, ist unbekannt. 5. Schon uuter Kaiser Konrad Ii. ging vou Eluguy der Gottesfriede (trewa — treuga Dei) aus, demgemäß Fehden nur am Montag , Dienstag und Mitiwoch ausgemacht werden, jedoch auch in der Fasten, im Advent und au den Vigilien unterlassen werden sollten. Allein er wurde bald nicht mehr gehalten. Die Hohenstaufen, Rudolf oou Habsburg, Albrecht und Sigismund verkündeten Landfrieden, aber es kümmerten sich wepige darum. Maximilian I. setzte uun auf dem Reichstage von Worms (1495) den Reichslandfrieden durch, in welchem alle und jede Selbsthilfe bei Strafe von 2000 Mark verboten war. Das eingesetzte Re i ch s ka m m e r g er ich t, das zuerst seinen Sitz in Frankfurt hatte, bestand aus je sechs Beisitzern aus jedem Reichskreise. Maximilian ließ sie eidlich verpflichten, daß sie, wo das deutsche Recht keine Bestimmung bietet, sich an das römische und kanonische Recht halten wollten. 6. Schon zu Zeiten der Karolinger kam es vor, daß die Seud-grafen uubotmäßigeu Großeu schnellen und zugleich kein Aufsehen erregenden Prozeß machen mußten. Als nun während des Aufenthaltes Friedrichs Ii. in Italien der Erzbischof Engelbert von Köln Reichsverweser war, faßte dieser den Gedanken, aus rechtschaffenen Männern durch ganz Deutschland hindurch ein Gericht zu bilden, um der Gewaltthätigkeit der Vornehmen in wirksamer Weise entgegenzutreten. Viele Tausende von „Wissenden" vereinigten sich zu einem Bunde, ohne sich gegenseitig zu kennen. Die Angeklagten hatten sich vor dem Frei stuhle zu verantworten, der ans den Frei grasen und den Frei schössen bestaub. Wer schulbig befunben würde, würde au dem nächsten Baum aufgeknüpft; wer auf breimalige Labung nicht erschien, war verfemt und vogelfrei. Es bürste übrigens nur über Verbrechen gerichtet werben, auf welchen ohnehin Todesstrafe stand, sowie über alle Handlungen gegen die Religion. — Obwohl der Erzbischof von Köln Stuhlmeister war, so durften Geistliche doch nicht Wissende sein, aber auch nicht vorgeladen werden. Lange hatte die Feme sich den Rus der Unparteilichkeit bewahrt, ein Jahrhundert hindurch war sie die stärkste Stütze des Rechts. Später artete sie freilich ans. Aber gerade das u n-heimliche Gefühl, in welchem man sich bcr Feme gegenüber befanb, sowie bte Erfindung der Donnerbüchsen, durch welche das un-bezwiuglichste Raubnest in kürzester Zeit in einen Schutthaufen verwan-belt werben konnte, trugen dazu bei, daß der Reichslanbfriebe allgemein angenommen würde. § 139. Die Dichtkunst. 382) Wie das ganze Mittelalter den Charakter der Großartigkeit und Mannigfaltigkeit an sich trug, so sind auch großartig und mannigfaltig die Erzeugnisse des deutschen Geistes auf dein

5. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 115

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 44. Griechische Kunst und Wissenschaft. Volkszustände 115 5. Epaminondas, der Sohn des Polynnes, stammte ebenfalls aus einer angesehenen, aber verarmten Familie. Diese Armut ließ ihn in den Augen der Oligarchen zu unbedeutend erscheinen, und so durfte er iit Theben bleiben. Während er als Böo tarch (Anführer der Böotier) den Oberbefehl hatte, veränderte er feine dürftige Lebensweise nicht im mindesten, und blieb sogar so arm, daß er manches Hansgeräte nicht besaß, das selbst bei geringen Leuten gefunden wurde. Er hatte nur einen einzigen Mantel und mußte, wenn derselbe gewaschen wurde, mehrere Tage zu Hause bleiben. Einmal wies er tausend Goldstücke, die ihm der ihefsalische Fürst Jason geben wollte, zurück, obwohl er gerade zwölf Thaler leihen mußte, um beim Ausmarsche des Heeres sich fein Feldgeräte kaufen zu können. Dabei war er von der strengsten Rechtlichkeit, und man rühmte von ihm, daß er nicht einmal im Scherze log. Ebenso groß als seine Wahrheitsliebe war die kindliche Ehrfurcht, die er seinen Eltern gegenüber bewies. wie auch die innige Freundschaft zwischen ihm und Pelopidas von seinen Zeitgenossen bewundernd anerkannt wurde. Epaminondas gilt deshalb auch als „der Edelste der Griechen". In der Schlacht von Mantinea wurde er durch einen feindlichen Wurfspieß verwundet. Er ließ das Eisen in der Brust, bis er die Nachricht vom Siege erhalten hatte. Dann zog er es selbst heraus, indem er sprach: Ich habe genug gelebt, nun sterbe ich unbesiegt. Übrigens war der Sieg bei Mantinea durchaus nicht entschieden, da durch den Fall des Epaminondas unter den Thebanern Verwirrung entstand. Zu den Siegen, die die Thebaner erkämpften, trug übrigens hauptsächlich eine neue von Epaminondas ersonnene Schlachtstellung bei, die sogenannte „schräge Stellung", die er dem linken Flügel gab. In der Schlacht bei Leuktra wurde sie den Spartanern gegenüber zum erstenmale angewandt. 8 44. Griechische lauft und Wissenschaft. Volksznstände. 117) So sehr das Volk der Hellenen in der Zeit seiner Blüte und Kraft durch Mut, Vaterlandsliebe, Liebe zur Freiheit und Unabhängigkeit sich auszeichnete, ebenso groß war es dnrch die Pflege der Künste und Wissenschaften. 9toch jetzt staunen wir über die Meisterwerke des Altertums und bilden daran unsern Geschmack und unsern Sinn für das Schöne. Besonders sind es die Bildhauer- und Stein sch neideknnst, die Malerei und die Baukunst, deren Erzeugnisse wir bewundern. Die berühmtesten Bildhauer waren Phidias, der fast lauter Götterbilder verfertigte, und Praxiteles. Als Steinschneider glänzte Pyrgoteles, als Maler Apelles, Zeuxis und Parrha-slus. Als Architekt wird Mnssikles gelobt, der zur Zeit des Perikles die Propyläen erbaute. 118) Die ältesten Dichter Griechenlands sind Orpheus, Linus und Mnsäns, die noch ganz in die Zeit der Fabeln fallen. Der Dichter aber, der auf Griechenland den größten Einfluß ausübte, ist Homer, in dessen Gesängen die Götterlehre 1000? v. Chr.

6. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 82

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
82 Das Altertum. Ktinnen. Tifiphüne verheerte die Länder durch ansteckende Seuchen, 5» ! ^ Kr)eg Megära war die Urheberin der Wut und des Mordes. Man glaubte auch an Schutzgötter, die deu Menschen nabe waren, und nannte sie Dämonen (Genien). Sie wurden mit dem Menschen geboren und waren seine steten Begleiter im Leben federn Menschen war sowohl ein guter Dämon (Agathodämon) als ein böser Dämon (Kakodamon) zugesellt. Auch der Schlaf (£mpuos), der Tod (Lhauatos) und der Traum (Morpheus) wurden als Genien gedacht 2. Die Art und Weise, wie die Götter in den Orakeln ihren Willen kundgaben war verschieden. In Delphi stand über einer Felsenhöhle ein Dreifuß, auf den die Pythia, d. i. die Orakel erteilende Priesterin sich setzte und durch die aus der Höhle aufsteigenden Dünste in Begeisterung geriet. In Dodona schloß man aus dem Rauschen der heiliaen Eiche aus dem Klange aufgestellter Erzbecken, aus dem Murmeln der heiliaen Quelle auf den Willen der Gottheit. In Delos beobachtete man das Rauschen der Blatter des heiligen Lorbeers. In dem Tempel des Jupiter Ammon erkannte man den Willen Gottes aus gewisser: Erscheinungen, welche die Edelsteine darboten, aus denen das Bildnis des Gottes zusammengesetzt war. Übrigens hatten alle Völker des Altertums ihre Orakel, nur spielten sie im Leben der Völker keine so wichtige Rolle, wie griechischen. Wie verhängnisvoll die Orakelsprüche denen, die sie nicht Zu deuten verstanden, werden konnten, haben wir aus der Geschichte des Krösus ersehen. S. § 27, Anm. 6. 8 32. Die ersten Bewohner Griechenlands. Die Heroen. , 80) Wie alle Völker ihre Abstammung gerne auf einen ge-meinschaftlichen Stammvater zurückführen, so nennen die griechischen Sagen auch deu Deukaliou als solchen. Er soll einer großen Flut entronnen sein und das Land wieder bevölkert haben. Seinem Sohne Hellen werden wieder drei Söhne: Äolus, Dorns und Luthus, und dem Luthus wieder zwei Söhne: Achäns und Jon, gegeben. Damit soll die Verwandtschaft der verschiedenen griechischen Stämme angedeutet werden. Von spätern Einwanderern werden insbesondere genannt: Kekrops aus Ägypten, der Athen gründete; Dan aus, ebenfalls aus Ägypter:, welcher zu Argvs geherrscht habeu soll, und Kadmus, der aus Phönizien eine Kolonie nach Theben führte. Diese Sagen beweisen wenigstens, daß zwischen den Griechen und den Völkern über dem Meere schon frühe Handel und Verkehr herrschte. Gegründeter ist die Nachricht, daß Pelops aus Kleinasien eingewandert sei und der südlichste Theil Griechenlands von ihm den Namen Peloponnes (Insel des Pelops) erhalten habe. 81) Aus dem Dunkel der griechischen Urgeschichte treten aber ganz besonders eine Anzahl Heldengestalten (Heroen) hervor, die durch die Kühnheit ihrer Thaten und durch die Waghalsigkeit

7. Bd. 2 - S. 278

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
278 Zweites Kap. Religion. Erzählungen des Livius und Plutarch lesen (welche wenigstens den Ton der betreffenden Zeiten, bei Plutarch auch wohl seine eigene Sinnesweise, schildern), wenn wir selbst einen Cicero von einem Traume, als einer von Gott eingegebenen Ahnung, sprechen hören (de divin. I. 28.); so können wir nicht verkennen, daß nicht nur Fröm- migkeit, sondern abergläubische Gcmüthsart und meist sklavische Götterfurcht ein Hanptzug des Römercharakters bei Großen und Kleinen gewesen. Trefflich hatten die ersten Gründer des Staates sowohl, als seine folgenden Häupter, diesen religiösen Sinn genüzt und gcpffcgt. Sie hatten ihn zu einer Hauptstüze der Verfassung, znm Triebwerke des Gehorsams und des patriotischen Eifers, znm Erhalter der politischen Tugend gemacht. Die Religion war das kostbarste Staatseigen- t h u m; sie antasten hieß gegen die Majestät des Volkes sündigen (*). Hinwieder wurde für Gottlosigkeit gehalten, die Fahnen zu verlassen, den Magistraten nicht zu gehorchen, gegen den Vorzug edler Ge- schlechter zu kämpfen. Ohne diese heilige Waffe wären die Patrizier viel früher und vollständiger der Plebs erlegen. Alle schwereren Pflich- ten, alle härteren Opfer wurden den Bürgern im Namen der Götter aufgelegt; alle Tugenden, an deren Erhaltung dem Staate lag, wurden zu Religionspflichten gestempelt; jedes Widerstreben wurde durch Autorität des Himmels gedämpft. Daher konnten die griechischen Götterfabeln, in so fern sie blos Dichterphantasie und theils von belustigender, theils von sitten- verderblicher Wirkung waren, in Rom keinen Eingang finden. Hier wurde nur ausgenommen, was p o li t isch - nü z ti ch schien. Der Charak- ter der römischen Religion blieb ernst und feierlich; sie reichte den Aus- schweifungen weder Deckmantel, noch Entschuldigung dar, sondern schärfte die Gebote der Sittlichkeit und des Rechts durch eine höhere Sanktion ein. Jedoch nicht des öffentlichen Rechts; denn da sie Staatsmaschine und Dienstmagd der Politik war, so gebrauchte man sie (bei Kriegserklärungen, Friedensschlüssen und Bündnissen waren Priester, die Fccialen, nöthig) zur Beschwichtigung des Ge- wissens, zur Aufrichtung des Selbstvertrauens in den abscheulichsten Kriegen und zur Beschönigung der gröbsten Attentate gegen das Völ- kerrecht. Aus demselben Grllnde, daß die Religion in Rom mehr znm Besten des Staates, als jenem der Bürger vorhanden war, floß auch die Unbestimmtheit ihrer Unsterblichkeitslehre. Es scheint die- (') Auch die Sacra prirat« (Hausgottesdienst) mußten vom Volte gebilligt seyn.

8. Bd. 2 - S. 285

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Allgemeiner U eb erb lick. 286 rcdsamkeit waren noch zahlreicher besucht, als jene der Philoso- phie. Die Genügsamkeit der Lehrer verlangte nur eine geringe Bezah- lung, ihre Frugalität diente den Schülern zum Vorbild; man lebte nur für die Weisheit. Die Eroberungen Alexanders und selbst die Herrschaft der Römer vermehrten noch den Glanz dieser Schulen. Aus allen Landern der weitverbreiteten griechischen Zunge, so wie ans dem fernsten Abendlande, strömten wißbegierige Zöglinge dahin, und wie- wohl in der politischen Sphäre die Freiheit zu Grunde gegangen; so dauerte sie doch in den Schulen der Philosophen fort. Auch in anderen Städten, vornemlich in Rho dus und Alexan- drien, waren berühmte griechische Schulen; doch erreichten sie den Glanz der athenischen nicht. Insbesondere waren die von Alexan- drien fast ausschlicßcud den mathematischen und physikali- schen Wissenschaften gewidmet. Den freieren Forschungen der allge- meinen Philosophie, so wie der, erhebend auf die Genrüther wir- kenden, Beredsamkeit, konnten die ägyptischen Despoten nicht hold seyn. Die Naturwissenschaften dagegen und die Mathematik mochten sie ohne Gefahr begünstigen, ja wohl zu politischen und staatswirth- schaftlichen Zwecken uüzen. Dieallmälig aufkommenden Schulen der R ömer erscheinen ge- gen die griechischen in einer ärmlichen Gestalt. Jene der Jurisprudenz ausgenommen (Tib. Coruncanns, Pontifex Marimus, cröffnete dieselben im Jahr 500 der Erbauung Roms), waren sie alle ganz un- bedeutende Privatanstalten, deren Unzulänglichkeit für die höhere Bil- dung die Römer selbst erkannten (*). §.4. Bibliotheken. Von desto größerer Wichtigkeit mußte in jenen Zeiten die Beschaf- fenheit der Schuten seyn, je mehr der Selbstunterricht aus Büchern durch die Theueruug und Seltenheit der Exemplare erschwert ward. Zwar schrieben viele Freunde des Wissens die Werke ihrer Lieblings- schriftsteller ab (Demosthenes verfertigte mit eigener Hand acht Kopieen von Thucydides), und Andere trieben solches Kopiren als ein Ge- werbe (**) ; aber dies konnte dem Bedürfnisse nicht genügen. Auch hatten viele der vortrefflichen Lehrer ihre Grundsäze gar nicht, oder nur unvollständig, der Schrift vertraut. Daher blieb der Wißbegierige aus ihren mündlichen Unterricht beschränkt, aber gerade hiedurch ge- (*) Der jüdischen Schulen zu Jerusalem, Alerandrien, Babv- ton u. a., dann der chaldäilchen zu Babylon und jener der Magier zu Susa wollen wir wenigstens in einer Rote erwähnen. (**) Das gewöhnlichste Schreibmaterial waren Rollen von ägyptischem Papyrus; doch gebrauchte man auch Leder, Leinwand, Tafeln u. st w.

9. Bd. 2 - S. 225

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
223 Kultur überhaupt. Feine Formen , Ucbcrsiuß an Bildungsanstalten, Politur der Sitten; aber wenig Leben, lauter Maschinenartiges und Armuth an Geist und Herz. Nicht also die Griechen. Keine Kraft, weder der Seele noch des Körpers, blieb unentwickelt (*), keiner war die Form der Ent- wicklung vorgeschriebe«; jeder Bürger, jede Gemeinde war selbststän- dig, und aus dem bauten Gemische der persönlichen und der Votkscha- raktere ging als allgemeiner Charakter die Regsamkeit, Vielseitigkeit, das stolze Selbstgefühl und das rivalisirende Streben nach Vervoll- kommnung hervor. 2) Dieses Alles ist schon vielmal gesagt worden; aber es ist der Wiederholung werth. Nicht zu oft kann die Freiheit gerühmt werden. Einige der neuesten Schriftsteller, um ja nicht zu sagen, was andere, haben das Verdienst der griechischen Kultur lediglich oder doch vorzüglich der — Poesie zugcschricbcn. Allerdings hat dieselbe Vieles gewirkt (s. das folgende Kapitel Iii. und schon I. B. S. 306.), aber darum Alles? — Sie hat der griechischen Kultur einen eigenen Ton und einen höheren Schwung gegeben, sie aber nicht erschaffen. Ja sie selb st war ein Kind der Freiheit, oder doch des Freiheitsinn es. Die älte- sten Dichter sangen in Zeiten noch ungebündigter Natursreiheit, und ein Homer, wiewohl er theoretisch die Fürstenmacht verthcidigte [f. Jl. Ii. 204.] (doch lebte er gerade in der Periode ihres Sturzes in Grie- chenland), würde wohl so wenig, als seine großen Nachfolger unter einem Sklaveuvolke erstanden, oder doch ohne mächtige Wirkung für ein solches geblieben seyn. Anstatt allso die Poesie zur Hauptquclle der griechischen Kultur zu machen, mögen wir lieber behaupten, daß der allzupoetische Sinn der Griechen, während dem er den Künsten förderlich war, die ernsten Disciplinen in ihrem Fortgange zurückgc- halten habe, und daß durch ihn die Kultur zwar ästhetischer, schimmern- der, aber minder solid, ja zum Theil frivol geworden. 3) Auch mittelst der Religion, welche großcntheils aus Poesie hcrvorgegangen, hat leztere die Eigenthümlichkeit der griechischen Kultur bestimmt. Wir kennen diese griechische Religion (s. B. I. S. 272 ff.), wir wissen, wie sehr sie in's Privat- und iu's öffentliche Leben Angriff, aus die Poesie selbst, von welcher sie ihre Gestaltung empfangen, ver- edelnd zurückwirkte, den Künstlern Stoff und Begeisterung gab, und die Menschen durch einen fortwährenden Zauber in einer Welt von Göttern und Halbgöttern erhielt. Allerdings erhebend für's Gefühl und . (*) Hievon machen etlicl'e Staaten, die, wie Sparta, eine auf ein- seitige Zwecke berechnete Gelezgebung hatten, eine Ausnahme. Auch gab es Stämme, wie die Aetolier, deren hartnäckige Wildheit die Kultur nicht aufkommen ließ. Ii. 15

10. Bd. 2 - S. 296

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
260 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. §. 10. Beredsainkeit. Nicht minder, als durch die Dichtkunst glanzten die Griechen durch Beredsainkeit hervor. Wenn jene in einer glücklichen Na- turanlage und in der Harmonie der schönsten, klangvollsten aller Sprachen eine mächtige Begünstigung fand: so war diese vorzugs- weise die Frucht der freien Verfassung. Gleichwohl hob sich, bei der Leidenschaft der Griechen für Poesie, die Prose nur langsam; selbst Gescze wurden in Versen abgefaßt. Empedoklcs und Parmeni- dcs trugen die Lehrsäze ihrer Philosophie in dichterischer Sprache vor. Endlich bewirkten Pherccydes aus Scyros und Kadmns von Milet die Aufnahme der ungebundenen Rede. Schriftsteller aller Art, be- sonders Geschichtschreiber, vervollkommneten sie, und die lebendige Beredsamkeit blühte auf in Volksversammlungen, Senaten und Ge- richten. Auch die Redekunst gedieh, und verstärkte die Kraft der natürlichen Suade. In Sicilien stiftete Korar von Syrakus die erste Schule der Rhetorik; bald kamen ähnliche in Griechenland auf. In diesen, wie in den philosophischen. Schulen herrschten aber nur allzulang die Sophisten, welche mit ihrer spizfindigen und feilen Kunst dem Verstand und Herzen schadeten. Gorgias vor den meisten Anderen war berühmt in derselben, und erwarb sich großen Reichthum. Die edlere Beredsamkeit siegte jedoch im Ganzen, und auch hier, wie sonst allenthalben, hat der Ruhm Athens den der übrigen Griechen überstrahlt. Kaum mögen neben den athenischen Rednern noch andere genannt werden. Wir haben der merkwürdigsten unter denselben — von Solon und Pisistratus an durch alle Zeiten der Freiheit —, als eines Thcmistokles, Perikles (des Donnernden), Alcibiades, Äschi- nes, vor Allen aber des großen Demosthenes (*), theils in der politischen Geschichte, theils in jener der Staatsverfassnng (S. 232) gedacht. Auch Antiphon, Andocides, Lysias, Lykurgus, Dc- m ades und viele Andere haben Ruhm erlangt; aber Mehrere schän- deten denselben durch feile Gesinnung. Nicht also der ehrwürdige Iso- krates, welchem jene zum Theil ihre Bildung verdankten. Isokra- ste den Römern gefallen sollte, erheischte, konnte die Sitte anfkommen, die Deklamation der Rolle davon zu trennen, und einem anderen Schauspieler zu überlasten. Endlich machte die Vervollkommnung der Geberdensprache die Deklamation ganz entbehrlich. Von dem Künstler Memphis wird behauptet, daß er nicht nur leidenschaftliche Rollen, sondern sogar Lehrsäze einer abstrak- ten Philosophie durch Mimik dargestellt habe! — (*) Diesem herrlichen Manne hat Heeren (Ideen Iii. Thl. S. 411 f.) ein würdiges Denkmal gesezt. Und auch Sich selbst. In der Auswahl der Lieblingecharaktere spiegelt stch die eigene Seele des Schriftstellers.
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