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1. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 241

1886 - Dresden : Höckner
241 In der Wiener Schluakte vom Juni 1820 sicherten sich dann die einzelnen Bundesstaaten gegenseitige Hilse bei Aus-stnden zu und garantierten einander ihre Souvernitt. Doch erhielten die freiheitlichen Ideen neue Nahrung durch Vorgnge auerhalb Deutschlands. b) Preußen und der Zollverein. 1. Whrend der Bundestag als Werkzeug sterreichs den nationalen Bedrfnissen entgegentrat, vollzog Preußen, obwohl in den allgemein .deutschen und europischen Angelegenheiten sich sterreich unterordnend, seine Neuordnung im Innern und begrndete im Zollverein die wirtschaftliche Einheit Deutschlands, beides unabhngig vom Bundestage und als Vorbereitung der politischen Neugestaltung. Die erstere wurde erschwert durch die Gegenstze zwischen den alten und neuen Provinzen (die Rhein-lande berwiegend katholisch und halb-sranzsisch, daher hier die Universitt Bonn 1818) und das Widerstreben des seudalen Adels, konnte deshalb nur einem starken Knigtume und seinem an bedeutenden Mnnern reichen Beamtentums gelingen. Sie beschrnkte sich zunchst aus die Ordnung der Provinzialverwal-tung (10, spter 8 Oberprsidien, im April 1815) und die 1815 gesetzliche Feststellung der allgemeinen Wehrpflicht im September 1814. Dagegen kam die 1815 vom König verheiene Reichs-verfasfung, obwohl Wilhelm von Humboldt 1819 das Ministerium des Innern bernahm, nicht zur Ausfhrung, wobei auch die Vorgnge in Sddeutschland und sterreichs Einflu mitwirkten; vielmehr verblieb es bei der Errichtung von Provin- -uni zialstnden im Juni 1823, in denen der Adel das der- 1823 gewicht behauptete. 2. Die notwendige Reform der Finanzen, welche das Zoll-gesetz vom Mai 1818 (Verlegung aller Zlle an die Staats- 1818 grenzen, mige Schutzzlle) und die Einfhrung einer allgemeinen Gewerbe- und Klassensteuer 1820 anbahnten, war bei der Zerrissenheit des preuischen Staatsgebiets nur durch den Anschlu der Nachbarlnder an das preuische Zollsystem durch-fhrbar (Eichhorn, Maaen, Motz). Doch konnte deren Widerstand nur langsam berwunden werden, zumal die Interessen ost sehr verschiedene waren, indem die groen Handelspltze den freien Handel, die Industriegebiete Schutzzlle (gegen England) for-derten. Zunchst traten nur einige Kleinstaaten bei (Schwarzburg-Sondershausen 1819, Anhalt-Bernburg 1826, Anhalt- Kaeuimel und Ulbricht, Grundzge Lh. 16

2. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 259

1886 - Dresden : Höckner
259 wie gegenber den Unabhngigkeitstendenzen der Italiener, der Czechen und der Magyaren. Bei den Czechen erweckten sprachwissen-schaftliche und historische Studien das Bewutsein ihres Volkstums (Dobrowsky, Palacky, Kollar, der Urheber des Panslavismns); die Magyaren arbeiteten seit 1825, gefhrt von ihrem Adel, auf Wie-derherstellung ihres Staatsrechts hin, schufen eine Litteratur in der Volkssprache (Petfi, Jokaj, 1842 die ungarische Akademie) und ersetzten 1844 die lateinische Amtssprache durch die magyarische. Die Bewegung, beschleunigt durch die Finanznot, begann im niedersterreichischen Landtage und richtete sich zunchst auf die ^ Gewhrung einer Konstitution. Ihr weichend trat Metter- Mrz nich am 13. Mrz 1848 zurck und der Kaiser verhie eine 1848 Reichsversammlung. Daraus forderte die czechifche National-Partei die Wiederherstellung des bhmischen Gesamtstaats und bildete einen Nationalausschu (Graf Thun); in Ungarn wurde der Palatiu Erzherzog Stephan zur Berufung eines neuen libe-ralen Ministeriums (Franz Dek, Ludwig Kossuth) gentigt, neben dem aber in Pest schon ein Sicherheitsausschu auftrat; in Lombardo-Venezien brach der offne Aufstand aus (s. unten S. 268). So war sterreich auer stnde, in die deut-schen Wirren einzugreifen. 3. In Preußen schien trotz der groen Aufregung, die sich in Tumulten und zahllosen Adressen kundgab und durch die Nachricht von der Erhebung in Wien noch gesteigert wurde, alles in geordnete Bahnen geleitet zu sein, da der König am lg 18. Mrz die Berufung des Landtags fr den 2. April und Mrz Antrge auf die Begrndung eines deutschen Bundesstaates ver-hie. Allein aus der begeisterten Huldigung fr den König ging durch Miverstndnis und Aufhetzung ein wtender Barrikaden-kmpf hervor, der, obwohl von den Truppen siegreich gefhrt, doch den König so erschtterte, da er das Militr zurckzog, ein neues Ministerium (Graf Arnim, Schwerin, Auerswald) berief und am 20. Mrz eine allgemeine Amnestie erlie; Prinz Wilhelm ging nach England (am 22. Mrz Begrbnis der Gefallenen). Seine Verheiung aber, sich an die Spitze Deutsch-lands zu stellen, blieb wirkungslos, denn die Kraft des preu-ischen Knigtums war gelhmt, der König selbst von tiefster Abneigung gegen die ganze Bewegung erfllt. So fiel ihre Leitung nicht an die preuische Krone, sondern an den sddeutschen Liberalismus, dem der preuische Staat ganz antipathifch war. 17*

3. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 29

1886 - Dresden : Höckner
29 2. Den ruhigen Fortgang seiner Thtigkeit verbrgte dann die Haltung des Reichsregiments (seit Herbst 1521 in Nrnberg), das die Forderung des einer Reform an sich geneigten Papstes Hadrians Vi. (Adrian von Utrecht 152223), als Bedingung jedes Zugestndnisses an Deutschland das Wormser Edikt streng durchzufhren, zurckwies und ein Concil in Deutsch-laud binnen Jahresfrist verlangte (Februar 1523). 3. Dann aber unterbrach den Frieden der Aufstand der 1522 Reichsritter unter Sickingen (15221523). Zur Verwirk- bis lichung ihrer unklaren Ziele (Sicherung ihrer Selbstndigkeit gegenber den Fürsten, Einziehung der geistlichen Frstentmer und gewaltsame Durchfhrung der Kirchenreform) schlo die rheinische, srnkische und schwbische Reichsritterschaft in Landau ein brderliches Verstndnis" (August 1522). Aber die Verstndigung mit den Stdten milang auch Hutten, und Sickingens Angriff aus das Erzstist Trier scheiterte nicht nur an der tapfern Verteidigung der Hauptstadt, sondern trieb auch Hessen und Pfalz zum Bndnis mit Trier. Whrend die Reichsritter meist un-thtig blieben und dann vereinzelt vom schwbischen Bunde berwltigt wurden, erlag Sickingen selbst inzwischen gechtet dem Angriff der drei Fürsten aus dem Landstuhl (April und Mai 1523). In seinen Fall verwickelte er auch Hutten, der als armer Flcht-ling unter Zwiuglis Obhut in Usnau bei Zrich starb. 4. Der Aufstand erschtterte die Stellung des Reichsregi-ments gegenber den Fürsten, die ihn allein besiegt hatten. Gleich-zeitig erregte es die Besorgnis der Reichsstdte durch das Projekt einer Reichszollgrenze. Beide erzwangen deshalb aus dem Reichstage von Nrnberg Anfang 1524 die Entlassung der bisherigen Mitglieder und die Verlegung seines Sitzes nach Elingen, damit die Auslsung jeder geordneten Reichsregierung. Der Kaiser aber verbot den zur Regelung der kirchlichen Frage in Speier beabsichtigten Reichstag, und der Sonderbund von Regensburg (zwischen sterreich, Bayern, Salzburg und elf Bischsen) zur selbstndigen Durchfhrung des Wormser Juli Ediktes Juli 1524 entschied die konfessionelle Spaltung 1524 Deutschlands. 5. Andrerseits begann die kirchliche Neugestaltung, da Fürsten und Bischfe sie ablehnten, durch selbstndiges Vorgehen der Gemeinden nach Luthers Anweisung, zuerst in Kursachsen (Wittenberg, Zwickau, Altenburg), Erfurt, Magdeburg, in der Oberlausitz und in Schlesien (Breslau), in den sddeutschen

4. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 242

1886 - Dresden : Höckner
242 Febr. Kothen 1828 nach langem Zollkriege), erst im Februar 1828 Hessen-Darmstadt. Gleichzeitig begrndete Ludwig I. von Bayern (18251848), fr eine fhrende Rolle Bayerns im reinen Deutschland" begeistert, im Januar 1828 einen bayrisch-wrttembergischen Zollverein. Zwischen beide Zollgebiete suchte sich der mitteldeutsche Handelsverein (Sachsen, die th-ringischen Staaten, Kurhessen) einzuschieben, konnte aber die enge Verbindung des preuischen und des bayrischen Zollvereins im Mai 1829 nicht hindern. Die Zunahme der Bevlkerung (von 10 Millionen im Jahre 1816 auf 12s/4 Millionen im Jahre 1831) und des Wohlstandes in Preußen, insbesondere durch die Entwicklung der Industrie und des Verkehrs (Straen-bauten, Eilpost, Handelsvertrag mit England 1824) bewies die Richtigkeit der eingeschlagenen Politik. c) Die Revolutionen in Spanien und Italien. 1. In Spanien hob Ferdinand Vit. nach der Vertreibung der Franzosen die Verfassung von 1812 auf. Infolgedessen ergriff der Abfall der amerikanischen Koloniallande, der schon 1810 mit dem Aufstande der La-Platalnder und Chiles begonnen hatte, ganz Mittel- und Sdamerika (1819 Volivar Diktator in Columbia, 1824 in Peru, f 1830; Mexiko und Centralamerika 1821), foda schlielich nur Euba und Puertorico 3qu bei Spanien verblieben. Unter solchen Eindrcken ntigte eine 1820 Militrrevolution in Cadix unter Oberst Riego im Januar 1820 den König zur Anerkennung der Verfassung von 1812 und zur Einberufung der Cortes. 2. Dieses Beispiel wirkte in Italien, wo der Ha gegen den Absolutismus der wiederhergestellten Regierungen und gegen die sterreichische Fremdherrschaft schon zur Bildung des national-republikanischen Geheimbundes der Carbonari gefhrt hatte. In Neapel ntigte ein Militraufstand zu Nola (General Pepe) im Juli 1820 Ferdinand I. zur Annahme der spanischen Verfassung, während Stellten sich losri. In Piemont fhrten im Mrz 1821 Militraufstnde in Turin und Alessandria die Abdankung König Vietor Emanuels I. zu Gunsten feines Bruders Karl Felix und die Annahme der spanischen Verfassung herbei, wobei Karl Albert von Savoyen-Carignan der Bewegung sich anschlo. %an 3. Dem gegenber beschlo der Frstenkongre von 1821 Laibach im Januar 1821, dem ein Ministerkongre in Troppau vorangegangen war, trotz der Bedenken Englands und Frank-

5. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 254

1886 - Dresden : Höckner
254 schsse im Januar 1848 erffneten gnstige Aussichten, zumal der König die regelmige Berufung des Landtags verhie. 3. In seiner romantischen Stimmung bewies der König der katholischen Kirche weitherziges Entgegenkommen, indem erden Verkehr der Bischfe mit Rom vllig freigab, die verhafteten Erzbischse entlie und den Weiterbau des Klner Domes in Angriff nahm (Dombaufest im September 1842). Mit alledem frderte er freilich nur den Ultramontanismus. Zwar rief nun innerhalb des Katholicismus selbst die Ausstellung des sge-nannten heiligen Rockes (Christi) in Trier 1844 namentlich in Schlesien die deutsch-katholische Bewegung (Johannes Ronge, Czerski) hervor, deren Anhnger Ostern 1845 ein Eon-eil in Leipzig veranstalteten, doch bewies sie geringe innere Kraft und wurde in Bayern, Kurhessen und Sachsen zunchst nicht zugelassen. Da sich hier mit der Verstimmung der die ab-lehnende Haltung der Regierung gegenber den Forderungen der liberalen Opposition (Landtag 1842/3) die grundlose Besorgnis vor katholischen Umtrieben verband, so kam es in Leipzig im August 1845 schon zu blutigen Austritten. 4. In der protestantischen Kirche bevorzugte Friedrich Wilhelm Iv. im Einvernehmen mit dem Kultusminister von Eichhorn die strengglubige Richtung, doch erfllte die Ge-neralfynode 1846 seine Erwartungen nicht. Andrerseits gelangten die Gemeinschaften, die sich von der Union trennten, die Freigemeinden, die auch nach Sachsen sich verbreiteten, und die separiert-altlutherischeu Gemeinden nur zu geringer Bedeutung. Trotz solcher Spaltungen bewies die Entstehung 1843 des Gustav-Adolf-Bereins 1843 zur Untersttzung evangelischer Glaubensgenossen in der Diaspora, da ein starkes Gefhl der Gemeinschaft in der deutsch-evaugelischeu Kirche lebe. 5. Alle diese Bewegungen steigerten das Interesse an ffent-lichen Angelegenheiten, doch richtete sich dasselbe ganz vorwiegend auf freiheitliche Gestaltung der Einzelstaaten. Das National-gefhl und damit das Bedrfnis nach krftigerer Einigung Deutschlands wurde zuerst durch die Bestrebungen Frank- 1840 reichs nach der Rh eingrenze 1840 (Beckers Rheinlied, Schneckenburgers Wacht am Rhein"), nachhaltiger noch durch die schleswig-holsteinische Frage erweckt. 6. In S ch l e s w i g - H o l st e i n, das, obwohl nur Holstein zum Deutschen Reiche und zum Bunde gehrte, ein einheitlicher Staat und mit Dnemark nur durch Personalunion verbunden war,

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 297

1876 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 297 ihrer Waffen durch die rasche und elegante Kriegführung Preußens verdunkelt worden war. Schon gleich nach dem Prager Frieden wurden jenseits der Vogesen Stimmen laut, welche Napoleon Iii. tadelten, daß er dem Könige Wilhelm in seinem Siegeslaufe nicht entgegengetreten sei; auf Böhmens Feldern habe die französische Ehre — gloire nennen sie es — einen gewaltigen Schlag erlitten, man müsse Rache für Sadowa nehmen, schrieen sie, wie einst ihre Väter Rache für Belle Alliance verlangten. Daneben fing man an die Schritte der Regierung immer schärfer zu kritisieren, besonders nach dem traurigen und für Frankreich durchaus nicht ehrenvollen Ausgange der mexicanischen Expedition ; man blickte ferner mit unverhohlenem Neide auf die,sich immer mehr befestigende Einheit Italiens und auf die ruhige Entwickelung der deutschen Verhältnisse, die ebenfalls zur Hoffnung auf baldige feste Vereinigung der jetzt noch durch den Main geschiedenen germanischen Stämme berechtigte; gerade als ob es Frankreichs Recht sei um sich herum nur politische Auflösung und Zersplitterung zu erblicken. Ein Funke nur in diese Pulvertonne, und man mußte auf eine furchtbare Explosion gefaßt sein. Fast wäre schon im Jahre 1867 der Krieg um Luxemburgs willen entbrannt. Im Wiener Frieden war dieses Ländchen besonders der starken Die Luxem-gleichnamigen Festung wegen, deren man zum Schutze gegen französische 6ur9er^ra0e’ Zugriffe zu bedürfen glaubte, dem deutschen Bunde zugewiesen worden; der Landesherr war der nichts weniger als deutsch gesinnte König von Holland, während Preußen die Besatzung der Stadt Luxemburg bildeten. Nach Auflösung des deutschen Bundes hätte Napoleon gar zu gerne durch Kauf das Land an sich gebracht und würde feinen Plan durchgesetzt haben, wenn es blos auf den König-Großherzog angekommen wäre. Doch dem trat Preußen entschieden entgegen; um jedoch aus der anderen Seite seine Friedensliebe zu beweisen, willigte es in den Vorschlag des Londoner Congresses (1867), Luxemburg als neutrales Land seinem früheren Besitzer zu lassen, die Festung dagegen zu schleifen. So war diese Frage glücklich aus der Welt geschafft, ohne daß die Mißstimmung der Franzosen gegen den norddeutschen Bund gehoben worden wäre. Die unruhigen Geister zu beschwichtigen, war nun Napoleons Iii. Hauptaufgabe. Zu diesem Zwecke steuerte er, wenn auch langsam und vorsichtig, einer liberaleren Regierung zu, wählte sich nach Rouhers, des sogenannten Vicekaisers, Rücktritt ein Ministerium aus den Reihen der Opposition und ließ sogar durch eine beeinflußte allgemeine Volksabstimmung sich der Zufriedenheit des Landes mit feiner Regierung versichern. Wichtiger waren feine Bemühungen um eine bessere Bewaffnung des Heeres. In dem Wahne, daß hauptsäch-

7. Die neueste Zeit - S. 10

1886 - Mainz : Kirchheim
Einschreiten gegen „Demagogische Umtriebe." Görres. strengste Überwachung der Presse; die Auflösung der deutschen Burschenschaft, mit dem strengsten Verbote der Erneuerung derselben , sowie die Überwachung der Universitäten durch landesherrliche, mit unbeschränkten Vollmachten versehenen Kommissarien und 3. die Einsetzung einer Centralkommission zur Untersuchung und Bestrafung der „demagogischen Umtriebe." Diese Centraluntersuchungskommission, die am 8. November 1819 in Mainz zusammentrat und ihre Wirksamkeit bis zum ^ahre 1828 fortsetzte, verfügte zahlreiche Verhaftungen und hauste Berge von Akten an, konnte aber, ungeachtet die Burschenschaft im Geheimen fortbestand, die vermutete große Verschwörung nicht entdecken, weil eben eine solche nicht existierte. Äußerungen des Mißmuts in Briefen, Reden und Gedichten^ meist von unmündigen jungen Leuten, war alles, was sich auftreiben ließ. Nichtsdestoweniger wurden viele patriotisch gesinnte Professoren, unter ihnen der alte Ernst Moritz Arndt in Bonn und Jahn in Berlin, der die deutsche Jugend für das ^.nrn er wesen begeistert hatte, von ihren Stellen entsernt, zum Teil auch, nebst zahlreichen andern Männern, die während der Befreiungskriege durch Wort und Schrift die Flammen der Begeisterung für Deutschlands Wiedergeburt geschürt, zur Haft gebracht und in langwierige Prozesse verwickelt, ohne daß ihnen irgend welche hochverräterische Handlung nachgewiesen werden konnte. Auch gegen Görres, der sich im Jahre 1817 durch die Einreichung einer Adresse der Stadt Koblenz, worin die Einführung der versprochenen preußischen Verfassung gefordert wurde, aufs neue mißliebig gemacht und im Sommer 1819 eine flammende Flugschrift „Deutschland und die Revolution" herausgegeben, wurde ein Verhaftsbefehl erlassen; er kam jedoch der Vollziehung desselben durch die Flucht nach Straßburg zuvor, von wo er sich später nach der Schweiz begab. Dahin floh auch der als Dichter kühner Freiheitslieder viel genannte Ludwig Follenredakleur der „Elberfelder Zeitung." So blieb die Thätigkeit des „heiligen Bundes" in Deutschland eine lediglich negative, indem ihre Leiter sich darauf beschränkten, durch wohl durchdachte Gegenmaßregeln die politische Entwicklung einzudämmen, zurückzuhalten und niederzudrücken, statt, nach dem Ausscheiden des Schlimmen, das Brauchbare und Gute in den hervortretenden Lebenskeimen zu einer gedeihlichen Entfaltung zu bringen. Dies wurde auch nicht anders, nachdem die deutsch e_ Bundesverfassung durch die am 8. Juni 1820 erlassene „Wiener Schlußakte" die von dem Wiener Kongreß vorgesehene Ergänzung erhalten hatte; denn diese änderte nichts an

8. Die neueste Zeit - S. 79

1886 - Mainz : Kirchheim
Italien. Die Karbonari. Aufstände. 79 4. Italien nach der Äulirevolution. Auch in Italien erhob sich das Volk nach der Julirevolution von neuem, um politische Freiheit und nationale Selbständigkeit zu erringen. Geleitet wurde die Bewegung von den Karbonari. Ihr letzter Zweck war Herstellung und Einheit Italiens ■ nach dem Sturze der geistlichen Regierung in Rom und der alten Regentenhäuser in den übrigen italienischen Staaten. Zuerst brach der Aufstaud in Modena aus (3. Februar 1831). Die Verschworenen suchten sich der Person des Herzogs Franz Iv. zu bemächtigen, der aber am 4. Februar nach Mantua entfloh, worauf sich in Modena eine provisorische Regierung bildete. Bald darauf verbreitete sich der Aufruhr auch über den größten Teil des Kirchenstaates, wo auf Pius Viii. Gregor Xvi. gefolgt war (f. S. 30). Schon einige Tage vor der Wahl war der Kirchenstaat in Aufruhr; die päpstlichen Wappen wurden abgerissen und die weiß-grün-rote Fahne, das Zeichen der Einheit Italiens, aufgepflanzt. In Rom selbst hatte der Aufstand keinen Fortgang, aber in Bologna würde schon am 5. Februar eine provisorische Regierung eingesetzt. Bereits am 8. Februar wurde die weltliche Herrschaft des Papstes für beendet erklärt. Am 9. Februar Mlbete sich in Pefai'o eine provisorische Regierung; basselbe geschah am 14. in Ferra r a. In Parma ausgebrochene Unruhen veranlaßten die Herzogin Marie Luise, die Wittwe Napoleons, am 15. zur Flucht1). Am 17. bemächtigten sich die Rebellen der Festung Ancona, und am 18. erhielt auch Perugia eine provisorische Regierung. Die Aögeorbneten der „freien" Provinzen Italiens traten am 26. Februar in Bologna zusammen und proklamierten die Vereinigung der selben zu einem Staate unter einer Regierung, die aus einem Präsibenten, einem Ministerrate und einer gesetzgeöenben Consulta bestehen sollte. Zugleich bildete General Z u c ch i eine italienische Armee. Mit Hilfe österreichischer Waffen würde jedoch die Empörung in wenigen Wochen unterdrückt. Schon am 5. März rückten die Österreicher in Mobena ein, dann in Ferrara und Parma. Am 21. besetzten sie Bologna; Zucchi, der sich nach Ancona zurückgezogen hatte, würde nach der am 27. März erfolgten Besetzung dieser Stadt gefangen genommen, und am 30. kapitulierten die 1) Napoleons Wittwe war durch den Wiener Kongreß mit Parma und Pracenza entschädigt worden.

9. Die neueste Zeit - S. 96

1886 - Mainz : Kirchheim
96 Unruhen in Baden und der Rheinpfalz. er nach der Julirevolution bert liberalen Minister Winter und die Kammern nach Gefallen walten ließ. Unter vielen anberett liberalen Rebnern der zweiten babi-schen Kammer ragten befonbers die beiben Freiburger Professoren R o 11 e ck und W e l ck e r hervor , welche bert französischen Liberalismus auch in Dentschlanb zur Geltung zu bringen suchten. Am 15. Oktober 1831 stellten bieselben bett Antrag auf eine durch die Inangriffnahme der babischen Regierung zu be-toirfenbe Revision der beutfchen Bnnbesversassnng zum Zwecke der Errichtung eines aus Mitgliebertt der einzelnen beutfchen Stänbe-versammlnngen bestehenben „Nationalrats," der als eine Art zweiter Kammer dem Bnnbesrat zur Seite steheit sollte. Es gelang zwar den Bemühungen des Ministers Winter, eine Beschlußfassung über bieseu Antrag zu verhiubern; allein die von der zweiten Kammer burchgesetzte Preßfreiheit setzte die Antragsteller in den Stanb, für die Verbreitung ihrer Grnnbsätze und Anschauungen durch eilte vou ihnen gegrünbete Zeitschrift, die unter dem Titel „der Freisinnige" in Frei bürg erschien, auch über die Grenzen Babens hinaus zu wirken. Ein ähnlicher Geist, wie in Baden, herrschte in Rhein-b a t) e r n. In die]er Provinz, in welcher sich der Einfluß des aufrührerischen Frankreichs ganz befonbers geltenb machte, hatte die Entfchiebenheit, mit welcher der hochbegabte, um die Hebung der kirchlichen Verhältnisse, wie um die Förberung der Kunst und katholischen Wissenschaft gleich Hochverbiente König L u b-w i g I. (18:^5—1848) der von Frankreich ausgegangenen revolutionären Bewegung entgegentrat, eine große Aufregung Hervorgerufen, die befonbers durch zwei, von den Doktoren Wirt und Siebenpfeifer rebigierte Zeitschriften, die „beutfche Tribüne" und den „Westboten" genährt würde. Als biefe beiben Zeitschriften bitrch einen Beschluß des Bnnbestages vom 2. März 1832 verboten würden, bisbeten sich sogleich Vereine zum Schutz der bebrohten Preßfreiheit, und im April 1832 lnb ein von Sie-benpfetfer entworfener und von 34 Bürgern aus N e u st a b t an der Haarbt unterzeichneter Aufruf zur zahlreichen Beteiligung an einem großen Volksfeste ein, durch welches am 27. Mai auf dem in der Nähe von Neustabt gelegenen Schlöffe Hambach die Stiftung der bayerischen Versassung gefeiert werben sollte. Zu der gleichen Zeit befunbete ein zweiter, von Wirt an alle „beutfchen" Vaterlaubsfreunbe gerichteter Aufruf die politische Einheit Leutfchlanbs, die Volksregierung, die Aufhebung des Abels und die Einberufung von Urversiimmlungen zur Feststellung einer neuen Staatsform; auch würden Abbrücke der ,,Er-

10. Die neueste Zeit - S. 101

1886 - Mainz : Kirchheim
Der Zollverein. 101 zu welcher jedoch eine Anzahl von Städten feine Abgeordneten gesandt, angenommen wurde. Erfreulicher, als auf dem politischen Gebiete, gestalteten sich die Verhältnisse in Deutschland in den dreißiger Jahren auf dem volkswirtschaftlichen, infolge der Beseitigung der deu freien Ver-fehr unter den einzelnen deutschen Staaten hemmenden Zoll-schranfen durch die Errichtung des Zollvereins. Der Grund wurde durch den Zollverband gelegt, den Bayern im Jahre 1828 mit Würtemberg abschloß. Im folgenden Jahre trat demselben auch Preußen bei, nachdem es bereits eine ähnliche Zolleinigung mit D a r m st a d t eingegangen. Der Beitritt Kurhessens erfolgte im Jahre 1831, der des Königreichs Sachsen und der sächsischen Herzogtümer sowie der fleirteren Fürstentümer im Jahre 1833. Baden und Nassau, die ausaugs den Anschluß abgelehnt, entschlossen sich zu demselben im Jahre 1835 , und ihrem Beispiele folgte im Jahre 1836 auch die freie Stadt Franffurt. Der Zollverein gewährte Freiheit des inneren Verfehrs mit Aufhebung aller Binnenzölle und Zulassung ausländischer Erzeugnisse gegen mäßige Abgaben, die an der äußersten Grenze erhoben wurden und deren Gesamtbetrag auf alle Vereinsstaaten nach dem Maßstabe ihrer Bevölfernng berechnet und verteilt wird. Wie durch das Niederwerfen der Zollfchranfen des mittleren und südlichen Deutschlands das Haupthindernis beseitigt war, das dem Aufblühen des nationalen Wohlstandes bis .dahin im Wege gestanden, so erblickte das deutsche Bolf darin auch eine Bürgschaft für die Herstellung größerer nationaler Einheit und begrüßte daher die neue Schöpfung mit um so lebhafterer Freude. Österreich, das durch die Politik des klugen Metternich den ersten Rang unter den europäischen Mächten erlangt hatte und seine Hauptaufgabe in der Wahrung der konservativen Interessen Enropa's erblickte, blieb in seinen deutschen Landesteilen von den Rückwirkungen der Julirevolution unberührt; dagegen weckte dieselbe in Ungarn den alten Widerspruchsgeist wieder mächtig auf; doch kam es auch hier zu keinerlei Ruhestörungen. Auch der am 2. März 1835 eingetretene Tod des Kaisers Franz, des letzten, der die Krone des heiligen römischen Reiches getragen, und der Übergang der Regierung an dessen ältesten Sohn Ferdinand I. führten keine Veränderung in dem Verhalten des österreichischen Volkes gegen sein Kaiserhaus herbei, wie auch dadurch die in den Händen Metternichs verbleibende Staatsverwaltung feinerlei Umgestaltung erlitt.
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