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1. Geographie von Europa mit Ausschluß des Deutschen Reiches - S. 89

1899 - Wittenberg : Herrosé
— 89 — (2/10) und im S. Italiener (710). Dem Religionsbekenntnisse wad) gehören die Schweizer zur protestantischen (%) und katholischen (%) Kirche. Die Protestanten (Reformierte — Zwingli, Calvin) wohnen vor- herrschend in den Thälern und der Ebene, die Katholiken im Hochgebirge. Die Hauptbesch äst iguugeu sind Ackerbau, Viehzucht, Industrie und Handel. Der Ackerbau liefert nicht so viel Getreide, wie im Lande ge- braucht wird, weil sich kaum der 7. Teil des Landes zum Feldbau eignet; nahezu die Hälfte muß aus Frankreich, Österreich und Deutschland eingeführt werden. Die Hauptkornkammer ist die Schweizer Hochebene. Die Vieh- zucht ist eine Hauptnahrungsquelle, namentlich die Rindviehzucht, welche musterhaft betrieben wird und viel Milch und Käse (berühmt ist z. B. der Emmenthaler) liefert. Die Industrie verarbeitet besonders Seide, Baum- wolle und Leinen und beschäftigt sich mit Herstellung von Uhren und Schmuck- suchen. Nur durch die Industrie ist es möglich, für eine verhältnismäßig dichte Bevölkerung (70 auf 1 qkm) Erwerb zu schaffen. Der Besuch der Fremden, welche die Naturschönheiten der Alpen (Hochgebirge und Seen) be- trachten, bringt dem Lande ebenfalls viel Geld ein. Man bezeichnet deshalb die Schweiz mit Recht als „das europäische Gasthaus". Der Handel ist zwar dadurch gehemmt, daß die Schweiz ein Binnenland ist und nicht einmal recht schiffbare Flüsse besitzt; aber durch die Lage zwischen großen Staaten ist er doch bedeutend. Die Hauptplätze dafür sind Basel, Zürich und Genf. Tie Volksbildung ist in der Schweiz bedeutend. Das Schulwesen ist vortrefflich geordnet, und die Wissenschaften werden aus Uni- versitäten und mehreren Akademieen eifrig gepflegt. Das Schweizervolk zeichnet sich durch kräftigen und gefunden Körper, Freiheitsliebe, Tapferkeit und unüberwindliche Liebe zum Vaterlande aus. Viele Schweizer briugeu zwar einen Teil ihres Lebens in fremden Ländern zu, immer aber mit der Hoff- nnng und mit dem sehnlichen Wunsche nach Rückkehr in ihre Heimat. Wlrd diese Sehnsucht nicht befriedigt, so artet sie nicht selten in ein krankhaftes Heimweh aus. Um dieses bei den ehemals in französischen Diensten stehenden Soldaten (Schweizer-Regimentern) nicht aufkommen zu lassen, war es in Frank- reich verboten, den sog. Kuhreigen zu spielen, eine Melodie der Alpenhirten, deren Töne bei den Soldaten die unwiderstehlichste Lust zur Rückkehr ins Vaterland erweckten. 6. Verfassung und Einteilung. Die Schweiz ist ein Bundesstaat von 22 Kantonen. 3 Kantone zerfallen in je zwei Halbkantone, von denen jeder in seinen innern Angelegenheiten ganz selbständig ist, so daß die Schweiz 25 Einzelstaaten oder Kantone umfaßt. Der Sitz der Bundesregierung ist Bern. Ein stehendes Heer ist nicht vorhanden. Jeder kriegstüchtige Mann wird einige Wochen im Jahre in den Waffen geübt, und so ist jeder Bürger Soldat und jeder Soldat Bürger. — Die Kantone gliedern sich in 3 Gruppen: a) Die Waldkantone: Uri, Schwyz, Unterwalden und Lnzern; d) die übrigen 9 alten Kantone: Zürich, Zug, Glarus, Bern, Freiburg, Solo- thuru, Basel, Schaffhausen, Appenzell; c) die 9 neuen Kantone: Neuen- burg, Waadt, Gens, Aargau, Thurgau, St. Gallen, Graubünden, Tessin und Wallis. 7. Städte. Lasel (75 T.), auf beiden Seiten des Rheins, war früher freie deutsche Reichsstadt und ist jetzt die reichste und wichtigste Handels- stadt der Schweiz und zugleich der zweite Mittelpunkt der Seiden- indnstrie. Der Handel wird durch die Lage der Stadt am Austritt des

2. Kaiser Friedrich III. - S. 7

1888 - Wittenberg : Herrosé
7 beiden Seiten mit großer Zähigkeit und unermüdlicher Ausdauer gekämpft wurde, so gab es manches blaue Auge, manche blutige Nase, zerrissene Hosen und Jacken. Doch es blieb nicht beim Spiel allein; nebenher ging schon frühzeitig die militärische Ausbildung. Wie sein erlauchter Vater mußte auch der Prinz Fritz bereits in jungen Jahren die strenge Schule des Soldatenhandwerks durchmachen und schon als Kind exerzieren wie ein erwachsener Rekrut. Einen schlagenden Beweis davon, wie ernst seine militärischen Lehrer und der Prinz selbst es nahmen mit diesem ersten Unterricht im Soldatendienste, lieferte der 22. März 1839. Es war des Vaters, des Prinzen Wilhelm Geburtstag. Auf der Mutter Wunsch sollte sich an diesem Tage der Sohn zum erstenmale als Soldat präsentieren. Mit Rudolf von Zastrow und Adolf von Königsmark, seinen beiden Spielkameraden, hatte er ja bereits seit längerer Zeit unter Anleitung des Unteroffiziers Bludau vom Ii. Garderegiment, das ganze Exerzitium der Rekruten wieder und immer wieder durchgemacht. Bludau war streng und ließ bei dem Prinzen durchaus nichts Ungehöriges durchgehen; er wußte, daß er am 22. März seine kleinen Rekruten dem Prinzen Wilhelm, dem ausgezeichnetsten Soldaten der preußischen Armee, dessen Scharfblick auch nicht der geringste Fehler entging, vorstellen mußte. Der achtjährige Fritz war stramm bei seinen Übungen, erglühte vor Begeisterung und konnte kaum den Tag erwarten, an welchem er dem geliebten Vater zur Freude sich diesem als geschulten Rekruten vorstellen durfte. Endlich war der ersehnte Tag gekomnien. Am Morgen trat Fritz wie gewöhnlich vor seinen Vater mit einem fröhlichen „Guten Morgen" und mit herzlichem Glückwunsch. Bald aber schlüpfte er in ein Nebenzimmer, wo Bludau mit den beiden kleinen Kameraden seiner wartete. Rasch wurde das Lederzeug umgehängt, der Helm aufgesetzt, das Gewehr in den Arm genommen und leise in Reih' und Glied angetreten. Kaum „war alles in Ordnung, als die Mutter glück- strahlend, daß die Überraschung so gut gelungen, mit dem nichts ahnenden Vater in das Nebenzimmer trat. Noch standen die Eltern auf der Schwelle der großen Flügelthür, da erscholl die kräftige Stimme Bludaus: „Achtung! Präsentierts Gewehr!" — Bewegten Herzens, aber strahlenden Auges stand der glückliche Vater vor seinem Fritz, während die fröhlich lächelnde Mutter

3. Kaiser Friedrich III. - S. 10

1888 - Wittenberg : Herrosé
— 10 Als ob ein Ahnen durch die Seele des Vaters gegangen wäre, so klingen diese Worte. Jawohl, die Armee war dazu aus- ersehen, das Vaterland zu retten aus schweren Kämpfen, und jener junge Held, den er damals erst eben einreihte in das Heer, er sollte als Feldherr und vergötterter Führer todesmutiger Truppen Heldenthaten in diesen Kämpfen verrichten, die sich getrost den gewaltigsten der Weltgeschichte an die Seite stellen dürfen. Zunächst ward am 18. Oktober 1841 der Prinz der Leib- kompagnie mit zugeteilt und die militärischen Übungen wurden unter Leitung der Unteroffiziere Bludau, Göring, Tiez, Schulz und Kuben und unter Oberaufsicht des Militärgouverneurs Oberst von Unruh außerhalb der Kompagnie fortgesetzt, und daneben die soldatischen Spiele als vortreffliche Vorübungen für den späteren Ernst des Kriegshandwerks nicht vergessen. Wie der schon erwähnte Bau jener Schanzen im Park zu Babelsberg und die Erstürmung derselben, so gehörten auch die von Friedrich Wilhelm Iv. angeordneten Manöver zu diesen militärischen Spielen. Einst, es war im Anfange der Vierziger Jahre, hatte der König auch ein solches Kadettenmanöver unter Führung unseres jungen Helden und des Prinzen Friedrich Karl in der Gegend von Klein-Glienecke und Stolpe befohlen. Daran nahmen 60 Kadetten aus dem Potsdamer Kadettenhause teil. Spielleute, Trommler und Signalbläser stellte das Militärwaisen- haus in Berlin. Statt der Gewehre hatten diese kleinen Sol- daten Blasrohre, aus welchen sie, statt zu schießen, Erbsen bliesen, welche jeder in der Patronentasche trug. Die beiden jungen Feldherren ritten auf niedlichen Ponies. Mehrere höhere Offi- ziere waren zugegen, welche den Prinzen mit ihrem Rate bei- standen. Es wurden zwei Korps gebildet; das eine kommandierte Prinz Friedrich Karl, das andere Prinz Fritz. Das Gefecht be- gann und zog sich stundenlang über Berg und Thal hin. Des Mittags wurde über eine Waffenruhe unterhandelt und dieselbe in aller Form abgeschlossen. Nun wurden Zelte aufgeschlagen, und es sollten Speisen, die eingetroffen waren, verzehrt werden. Dieselben bestanden in Mehlklößen und Sauce. Bei Verteilung derselben entstand aber eine ergötzliche Verwechselung. Die Armee des Prinzen Friedrich Karl hatte nämlich die ganze Sauce bekommen, aber keine Mehlklöße, und die Armee des Prinzen Fritz hatte alle Klöße, aber keine Sauce. Nun ging es aber doch nicht an.

4. Kaiser Friedrich III. - S. 15

1888 - Wittenberg : Herrosé
15 In dieser Zeit hat denn auch dem Prinzen Friedrich viel gebangt. Es bekümmerte ihn das Los des Vaters, der in der Ferne weilte, und er durchlebte auch manche bittere Stunde bei den düsteren Gerüchten, die ihm zugetragen wurden und ihn um die Sicherheit seiner teuren Mutter, seiner Schwester und seiner selbst besorgt machen mußten. Gleichzeitig aber gingen schon damals in der Seele des jungen Prinzen freundliche Bilder auf, die mehr und mehr bei ihm eine festere Gestaltung annahmen, Bilder von politischer Freiheit, und so wurden diese Zeitumstände bereits für ihn eine ernste, strenge Schule, die ihn vorbildete für seinen dem- nächstigen Herrscherberuf. In dieser trüben, bewegten Zeit fand in der Schloßkapelle zu Charlottenburg am 29. September 1848 die Einsegnung unseres jungen Helden statt, und kurze Zeit bevor der unter dem Jubel der Bevölkerung von England zurückgekehrte Vater an der Spitze seiner Truppen zur Niederwerfung des durch die Revolution in Baden erfolgten Aufstandes auszog, trat, wie bereits vorher mit- geteilt, am 3. Mai 1849 Prinz Friedrich bei der Leibkompagnie des 1. Garderegiments z. F. in Dienst. Mochte auch gleich darauf seine Beförderung zum Premierlieutnant erfolgen, lieber wäre es ihm wohl gewesen, wenn er hätte als Sekondelieutnant den badischen Feldzug mitmachen dürfen; doch hiervon schloß ihn des Vaters Befehl zu seinem großen Leidwesen aus. Am 18. Oktober desselben Jahres, also an dem 18. Geburts- tage des Prinzen Friedrich, wurde im Schlosse Babelsberg nicht nur dieser Festtag fröhlich begangen, sondern derselbe gewann noch dadurch an Bedeutung, daß der Prinz an diesem Tage groß- jährig wurde. Eine zahlreiche und hoch angesehene Gesellschaft fand sich infolgedessen in den herrlichen Räumen des Schlosses zusammen, Minister und Staatsmänner und hohe Offiziere er- schienen, um ihm Glückwünsche darzubringen und Abgesandte von Berlin, Potsdam und Brandenburg überreichten dem jungen Prinzen prachtvoll ausgeführte und ausgestattete Schriftstücke, in denen sie ihre tiefe Ehrerbietung aussprachen. Der Potsdamer Gesandtschaft erwiderte Prinz Friedrich: „Ich bin zwar noch sehr jung, aber ich werde mich zu meinem hohen Berufe mit Ernst und Liebe vorbereiten und mich bestreben, einst die Hoffnungen zu erfüllen, welche mir dann als Pflicht von Gott auferlegt werden." Ähnlich äußerte er sich auch den anderen Gesandtschaften gegenüber.

5. Kaiser Friedrich III. - S. 65

1888 - Wittenberg : Herrosé
65 Dienst der Wache selbst ob. Es war bereits spät abends, als der Kronprinz in Begleitung seines Adjutanten am Wachtlokal vorüberkam. Er winkte dem Posten zu, die Ehrenbezeugungen (Wache herausrufen, präsentieren rc.) zu unterlassen und trat an das Fenster des Wachthauses, um zu sehen, was im Innern vorginge. Der dienstthuende Fähnrich saß im Osfizierszimmer am Tische und war, vorschriftsmäßig gekleidet, eingenickt; die Anstrengungen des Tages forderten von dem jungen Krieger ihre Rechte. Der Kronprinz trat leise ein und sah auf dem Tische, an welchem der Fähnrich saß, ein beschriebenes Papier, auf welchem stand: „Liebe Mutter! Heute nach der Parade habe ich erfahren, daß ich in den nächsten Tagen zum Offizier befördert werde. Freue Dich mit mir! Doch wie wird's mit der Beschaffung der Offiziers-Equipierung (Uniform, Pferd rc.)? Du hast alles Dr mich gethan, bist arm, und ich muß mir ander- weitig Rat verschaffen. Schulden, ein herbes Wort, und wer wird sie bezahlen? . . . ." So weit war der Brief an die Mutter gediehen, worauf der Fähnrich, wohl in der Sorge um die Antwort auf diese schwermütige Frage und in der Ermüdung von den Anstrengungen des Tages, mit der Feder in der Hand eingeschlummert war. Der Kronprinz nahm ihm behutsam die Feder aus der Hand und schrieb unter die Frage seinen Namen: „Friedrich Wilhelm, Kronprinz." Dann entfernte er sich, ohne den Fähnrich zu wecken und auf jede Ehrenbezeugung verzichtend. Man denke sich nun beim Erwachen des jungen Helden sein Erstaunen, als er als Beant- wortung seiner Frage den Namen Seiner Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen las, und von dem Posten und der übrigen Mannschaft hörte, wer ihm einen Besuch abgestattet hatte. Als der Fähnrich wieder in seine Garnison einrückte, fand er eine Anweisung des Hofmarschallamts vor, nach Beschaffung seiner Offiziersausrüstung die Rechnung einzureichen, auf daß der Kronprinz sein Ver- sprechen einlösen könne. Dies geschah denn auch; aber von einem Dank wollte der edle Geber nichts wissen. Der Invalide von Soor. Der Kronprinz ging Ende Februar 1882 über die Fenn- brücke bei Moabit, als der entlassene invalide Postbeamte M. Wolter, Kaiser Friedrich Hi. .... 5

6. Kaiser Friedrich III. - S. 66

1888 - Wittenberg : Herrosé
66 und seine drei Knaben, den hohen Herrn erkennend, militärische Ehrenbezeugungen machten. Freundlich dankend trat der Kron- prinz an den stramm stehenden Invaliden mit den Worten heran: „Sie waren Soldat, ich sehe es, haben Sie noch mehr solche Jungen?" „Nein, Kaiserliche Hoheit, bin Invalide und infolge der Strapazen beim Feldpostdienst 1870 und 71 Jahre lang bettlägerig gewesen. Meine Knochen sind morsch, und das häus- liche Elend raubt mir den Mut!" Fest dem so Klagenden in die Augen sehend, fragte der Kronprinz weiter: „Wo verwundet?" „Gefecht bei Soor, am 28. Juni 1866, Schuß durch die Schulter, linker Arm gelähmt!" „Reichen Sie mir Ihre Hand, bedaure Ihr Schicksal, schreiben Sie sofort an mich, legen Sie Ihre Papiere bei und schreiben Sie auf den Briefumschlag: Soor." Sprachlos stand der Invalide vor dem hohen Herrn, der ihm herzlich die Hand schüttelte und sich dann entfernte. Nach einigen Tagen ging das geforderte Gesuch ab, und nach Verlauf von weiteren fünf Tagen befand sich der Absender im Besitze einer bedeutenden Geldsumme mit dem erfreuenden Bescheide, daß dem M. in kürzester Zeit eine seinem körperlichen Zustande ent- sprechende Stellung nachgewiesen werden solle. Große Freude herrschte natürlicherweise in der sonst so armen, jetzt beglückten Familie. Eine Reiseunlerstützung. Im Schulgarten zu Langensulzbach in Elsaß liegt ein Schlesier, der Lehrer Püschel, welcher an seinen bei Wörth em- pfangenen Wunden starb, begraben. Er war der einzige Sohn seiner Eltern, die gern den Ort besucht hätten, wo ihr Kind gebettet lag, aber es fehlten ihnen dazu die Reisemittel. Als dies der Kronprinz erfuhr, schickte er dem Vater vierzig Thaler Reisegeld, und bald standen die alten Eltern im Schulgarten zu Langensulzbach und weinten sich am Grabe ihres geliebten Sohnes aus. Die Inspizierung. Welchen Ernst der Kronprinz Friedrich Wilhelm als militärischer Befehlshaber zeigte, wie sehr ihm das Wohl der Mannschaft am Herzen lag, beweist folgende Geschichte aus dem Jahre 1878, welche damals in der ganzen deutschen Armee Aufsehen erregte.

7. Kaiser Friedrich III. - S. 8

1888 - Wittenberg : Herrosé
8 sagte: „Unser Fritz stellt sich dir an deinem Geburtstage als ein ausgebildeter Rekrut der Armee vor." Nun begann Bludau die Exerzierübungen. Rechts um und links um, kehrt und front, das Richten und Schließen, das Marschieren und die Gewehrgriffe, kurz, alle Stellungen und Wendungen wurden durchgemacht. Zum Schluffe trat Fritz mit angefaßtem Gewehr in strammer Haltung vor den Vater mit der Meldung: „Rapport von der Potsdamer Thorwache. Auf Wache und Posten nichts Neues. Sie ist stark: 1 Unteroffizier, 1 Spielmann und 18 Grenadiere." Tief ergriffen beim Anblicke des hübschen, kräftigen Sohnes, zog ihn der Vater zu sich in die Höhe, um ihn zu küssen, was dem diensteifrigen Rekruten aber doch gar zu unmilitärisch vorkam. Er strampelte gewaltig mit den Beinen, machte sich bald wieder los, und sobald er Boden unter seinen Füßen fühlte, fiel er in die strammste militärische Haltung zurück, machte regelrecht kehrt, und in dem- selben Paradeschritt, in dem er gekommen war, marschierte er wieder auf die Kameraden zu. Als Fritz seinen Platz wieder eingenommen hatte, sagte der Prinz Wilhelm: „Ihr habt eure Sache vortrefflich gemacht; lassen Sie abtreten, Unteroffizier!" „Abtreten, kehrt!" kommandierte Bludau; aber der sorgenden Mutter siel noch das Beste ein. „Kommandieren Sie doch die Mannschaften zum Brodempsang," sagte sie zu Bludau, und sobald das Kommando gegeben, stürmten die kleinen Helden in das Frühstückszimmer. Prinzessin Augusta kam ihnen bereits mit einem Teller voll Torte entgegen. Königsmark und Zastrow langten tüchtig zu, aber Fritz rührte nichts an. „Das ist ja doch kein Kommisbrot," sagte er, als der Vater ihn nach dem Grunde seiner Zurückhaltung fragte. Am 18. Oktober 1841 trat der Prinz Fritz, wie alle preußischen Prinzen, in die Armee ein. Wir müssen darunter allerdings nicht verstehen, daß er wirklich in Reih und Glied mit den Soldaten des königlichen Heeres gestellt und mit diesen zu- sammen weiter ausgebildet sei. Vielmehr werden die Prinzen des königlichen Hauses in diesem Alter einem Regimente als Sekonde- lieutnants zugeteilt, und als solche in den Listen derselben ge- führt. Der wirkliche Eintritt erfolgt erst mit erreichter Groß- jährigkeit. Es ist die Leibkompagnie des 1. Garderegiments zu Fuß, in welche die Hohenzollerschen Prinzen ihre militärische Laufbahn beginnen, und dieser führte auch der König Friedrich

8. Kaiser Friedrich III. - S. 9

1888 - Wittenberg : Herrosé
9 Wilhelm Iv. an jenem 18. Oktober seinen Neffen zu. „Du bist noch sehr klein, Fritz; aber lerne diese Herren nur kennen, damit du sie einst übersehen kannst, wie sie jetzt dich noch übersehen," sagte der König, als er den kleinen Lieutnant den Offizieren jenes Regiments vorstellte. Am 3. Mai 1849 führte der Vater selbst seinen Sohn bei der Paroleausgabe im Lustgarten dem versammelten Offizierkorps zu, um ihn jetzt thatsächlich in das Regiment einzureihen. Er that es mit folgenden von Herzen zu Herzen gehenden Worten: „Meine Herren! Ich kann mir die Freude nicht versagen, Ihnen persönlich meinen Sohn als Rekruten zuzuführen. Sie mögen sich denken, mit welchen Gefühlen ich dies thue. Ich empfehle ihn Ihrer Kameradschaft! Er ist in einer schweren Zeit dem praktischen Leben entgegengegangen. Er hat im vorigen Jahre zum erstenmal einen Kampf, auch den seines eigenen Regiments gesehen*), der, wenn auch siegreich, so doch gegen einen unehrlichen Feind geführt ward. Er hat es gesehen, wie eine Truppe, eine siegreiche Truppe, in schweigendem Ge- horsam und mit Schmach bedeckt, unter den schwersten Ver- hältnissen festhält an der Disziplin und Ordnung, wie eine Armee unerschütterlich bleibt in ihrer Treue. Und er wird viel- leicht auch bald Gelegenheit haben, es von neuem zu sehen; denn, meine Herren, wir stehen in einer bedeutenden Krisis, und wenn wir sie glücklich durchmachen, wird es wieder die Armee sein, die das Vaterland rettet, wie sie und der gesunde Teil des Volkes es schon einmal gerettet haben. Und so übergebe ich ihn Ihnen in der Hoffnung, daß er Gehorsam lernen wird, um einst be- fehlen zu können. Ich hoffe, er wird seinem Namen und seiner Armee Ehre machen, dafür birgt mir der Geist, den Gott in ihn gelegt hat — nicht wir! Und daun wünsche ich dir, Fritz, daß du dereinst dasselbe erfährst, was dein Vater erfahren hat! Meine Herren, ich spreche es Ihnen nochmals aus, es ist die schönste Freude meines Lebens gewesen, zu sehen, wie die Treue und innige Teilnahme meiner Untergebenen sich in schweren Tagen — in der Nähe und in der Ferne — nicht verleugnet hat! Das wünsche ich auch dir! Und so thue nun deine Schuldigkeit!" !) Gelegentlich der Revolution 1848.

9. Kaiser Friedrich III. - S. 19

1888 - Wittenberg : Herrosé
— 19 — Da trat ein Arzt in das Zimmer, den der Diener herbei- gerufen hatte. Ehrfurchtsvoll verneigte er sich vor dem fremden Herrn, der diesen Augenblick benutzte, um still eine Kassenan- weisung auf den Tisch zu legen und sich unbemerkt zu entfernen. Der Arzt untersuchte den Zustand der Kranken, gab seine Verordnungen und bemerkte, daß er seinen Besuch jeden Tag wiederholen werde. Wegen der Zahlung dürfe sie sich keine Sorge machen, zumal er sogar die Anweisung habe, die Rech- nung in der Apotheke zu bezahlen. „Wer war der Fremde?" fragte die Frau. „Ich hielt ihn für einen Arzt." „Das war der Kronprinz von Preußen!" sagte der Doktor. Da faltete die Frau still ihre Hände und richtete ein Dank- gebet aus innigem Herzen zu dem, der die Geschicke der Menschen zum Besten lenkt. Während der Studienzeit war auch die militärische Ausbil- dung nicht versäumt worden, vielmehr hatte der Prinz inzwischen zu verschiedenen Malen kürzere oder längere Zeit in Reih und Glied gestanden und war am 16. Oktober 1851 zum Haupt- mann befördert worden. Nach dem Verlassen der Universität, Ostern 1852, traten die soldatischen Übungen wieder in den Vordergrund und wurden jetzt auch auf die anderen Waffen- gattungen, auf die Artillerie und die Kavallerie ausgedehnt. Diesen stets regen Geist und Eifer belohnte der König Friedrich Wilhelm Iv. dadurch, daß er am 16. Oktober 1854 seinen Neffen zum Major und Kommandeur des 1. Bataillons vom 2. Garde-Landwehrregiment ernannte und ihn am 3. Juli 1856 mit der Führung des 1. Garderegiments z. F. als dessen Oberst betraute. So war Prinz Friedrich von Stufe zu Stufe gestiegen, vom Rekruten hatte er sich nach einer fünfzehnjährigen Dienstzeit zum Oberst und Regimentskommandeur hinaufgearbeitet. Die strenge militärische Schule der preußischen Armee bildete ihn vor zu dem gewaltigen, ruhmgekrönten Feldherrn, als welchen wir ihn zehn Jahre später wiederfinden; die treue Sorge der liebe- vollen Mutter, die unermüdlich an seinem Herzen, seinem Gemüte, seiner Gesinnung gearbeitet, bildete ihn heraus zu dem edlen Menschen, als welchen wir ihn in den vorerwähnten Erzählungen kennen gelernt haben. Und doch, ein Prinz, der berufen ist, 2*

10. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 53

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 53 — hat der König für die Schulen gethan, so dass man ihn den Vater der preußischen Volksschulen nennen kann. 3. Sein Heer hielt er für den Grundpfeiler der Staatsmacht und brachte es von 48, auf 84,000 Mami. Seinen „lieben, blauen Kindern" widmete er die größte Sorgfalt, besonders dem Leibregiment in Potsdam, das aus lauter Riesen bestand. Ein Riese, der sich in Paris für Geld sehen ließ, konnte erst als 4. Mann eingestellt werden. Seine Werber machten förmlich Jagd auf die „langen Kerls" und entführten z. B. einen riesigen Mönch aus Rom mit Gefahr und viel Kosten. Das Leibregiment war die Musterschule für die ganze Armee, indem hier zuerst alle Verbesserungen probirt wurden. Der treueste Ge-hülse des Königs war der rauhe Fürst Leopold von Dessau. Er führte eiserne Ladestöcke statt der hölzernen, den Gleichschritt und das gleichzeitige Feuern ein. Die Behandlung der Soldaten war hart, besonders grausam das Spießruthenlaufen. 4. Kriege hat er wenig geführt. Ohne namhafte Verluste gewann er den Schweden Vorpommern ab. Auch an den Rhein gegen die Franzosen ist er einmal gezogen. „Wenn die Franzosen ein Dorf in Deutschland angreifen, so müsste der Fürst ein Cnjon sein, welcher nicht den letzten Blutstropfen dran fetzte!" sagte er. Der Kaiser belohnte ihn aber mit „habsburgischem Danke", so dass er entrüstet ausrief : „Der Kaiser behandelt mich und alle Reichsfürsten wie Schubiacks." Auf den Kronprinzen deutend, sprach er ein andermal: „Da steht Einer, der mich rächen wird!" Nach schweren Leiden starb er mit den Worten: „Herr Jesu, du bist mein Gewinn im Leben und im Sterben!" Er ist ein wichtiges Glied in der preußischen Regentenkette. Ohne seinen Schatz und sein Heer wären die Thaten des großen Friedrich kaum möglich gewesen. Xxiv. Friedrich Ii. der Große oder Einzige 1740—1786. 1. Seine Erziehung. Friedrich hat in seiner Jugend eine harte Schule durchmachen müssen. Sein strenger Vater wollte einen guten Deutschen aus ihm machen, aber feine französischen Erzieher flößten ihm schon früh eine Vorliebe für französische Sprache und Dichtung ein. Er hat nie richtig deutsch sprechen und schreiben gelernt und sich um das ausgehende Fünfgestirn deutscher Dichter: Klopftock, Leffing, Herder, Schiller und Göthe nie gekümmert; doch war feine Gesinnung gut deutsch. Er sollte zu einem frommen Christen erzogen werden, aber durch lange Andachten, langweiligen Religionsunterricht und strafweise^ Auswendiglernen von Psalmen wurde er gleichgültig gegen die religiösen Stosse. Auch ein sparsamer Hauswirt schien der Kronprinz nicht werden zu wollen, denn er konnte nicht knausern und liebte modische Kleidung und behagliches Leben. Der König gerieth oft in
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