Die deutschen Völkerstämme.
3
Unmittelbar am Niederrheine wohnten die Usipeter und Tenkteren, in der
Südostecke des istävonischen Landes die Sigambern (keineswegs Anwohner der
Sieg, die sie gar nicht berührten). Das mächtigste unter den istävonischen Völkern
waren die Bructerer zu beiden Seiten der Lippe, nordöstlich bis zur Ems.
d) Die Jngävonen (oder Küstenbewohner) an den Küsten der
Nordsee vom Ausflusse des Rheins bis in die cimbrische Halbinsel
(Jütland).
Zu den Jngävonen gehörten außer den in Augustus Zeit schon zu Gallien
(und zwar zur belgischen Landschaft Germania inferior) gerechneten Batavern
1) die Friesen zwischen Rhein und Ems und auf den Inseln an dieser Küste;
2) die Chauken, der ausgedehnteste Stamm der Jngävonen, in den Marschländern
von der Mündung der Ems bis zur Mündung der Elbe; 3) die Saxönen im O.
der untern Elbe, im heutigen Holstein.
e) Die Hermio neu südlich von den Jngävonen und östlich von
den Jstävonen.
Zu diesen gehörten nur die beiden Völkerbündnisse der Cherusken (vom
Teutoburger-Walde bis zur Elbe und Saale) und der Chatten (vom Zusammen-
fluß der Fulda und Werra im N. bis zur Vereinigung des Rheins und Mains
im S.).
B. Die Sueven sind wahrscheinlich germanische Schaaren,
welche aus dem eigentlichen Germanien (zwischen Rhein, Nordsee,
Elbe und Main) schon in vorgeschichtlicher Zeit nach O. und S.
ausgewandert sind und sich als herrschende Kriegerstämme unter der
slavischen Bevölkerung in der östlichen Hälfte Germaniens niederge-
lassen haben.
In dem südlichen Suevien zwischen Main und Donau waren die Hermun-
duren und Markomannen die beiden Hauptvölker, welche letztere sich, beim Vor-
dringen der Römer, von der obern Donau nach Böhmen zurückzogen und hier an
die Qua den, den südöstlichsten Suevenstamm, grenzten. In dem nördlichen Sue-
vien wohnten zwischen der Elbe und Oder die Semnonen, an der untern Elbe
die Longobarden, zwischen Oder und Weichsel die Burgund tonen, jenseits der
untern Weichsel die Gothonen. Die ganze nordöstliche Gruppe der Sueven wird
unter dem gemeinschaftlichen Namen der Vindili oder Vandalen zusammengefaßt.
8. 2.
Culturzustand des alten Deutschlands.
A. Die Religion der Deutschen war keineswegs ein grober
Naturdienst, sondern beruhte wesentlich auf der Verehrung von Göt-
tern. Auch war ihnen die Idee eines einzigen höchsten Gottes nicht
fremd, denn ihr Wuotan vereinigt die Eigenschaften aller übrigen
Götter in sich und diese sind gleichsam nur als Ausflüsse von ihm,
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Extrahierte Personennamen: Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Niederrheine Nordsee Rheins Gallien Rhein Holstein Fulda Werra Rheins_und_Mains Germanien Rhein Nordsee Main Germaniens Main Donau Burgund Deutschlands
Lebensart und Sitten der Germanen.
7
einen Führer sammelte, um ihn auf Streifzügen zu begleiten. Die
keil^'rmige (d. h. aus einer Reihe nebeneinander aufgestellter Keile
bestehende) Schlachtordnung hatte zuweilen im Rücken und zu beiden
Seiten die Wagenburg mit den Weibern und Kindern, welche mit-
unter eine wankende oder schon durchbrochene Schlachtordnung her-
stellten.
D. Lebensart und Sittem
Die alten Deutschen lebten nicht in Starren, zum Theil nicht ein-
mal in zusammenhängenden Dörfern, sondern in manchen Gegenden bil-
dete eine Anzahl einzeln liegender Lehmhütten, mit Stroh oder Rasen
gedeckt, nebst den dazu gehörigen Aeckern eine Gemeinde. Der einfachen
Wohnung entsprach die Kleidung und die gewöhnliche Nahrung. Die
Hauptbeschäftigung der Freien war außer dem Kriege die Jagd; Hand- und
Feldarbeiten waren den Weibern, Kindern und Unfreien überlassen. Bei
ihren häufigen Gastmahlen und Trinkgelagen wurden Gesänge mit Be-
gleitung musikalischer Instrumente so wie der Schwerttanz ausgeführt
und oft die wichtigsten Angelegenheiten vorberathen. Als Haupttugenden
unserer Vorfahren werden gerühmt: Redlichkeit, Biederkeit und Treue,
Keuschheit, Großmuth gegen besiegte Feinde, zuvorkommende Gastfreund-
schaft, glühende Vaterlandsliebe, verbunden mit heroischer Tapferkeit;
ihre Hauptfehler waren Trink-, Spiel- und Streitsucht.
8- 3.
Die Deutschen im Kampfe mit den Römern bis zur yfe
Völkerwanderung.
In der frühesten Zeit, von welcher die Geschichte berichtet, er-
scheinen die Deutschen als noch nicht zu festen Wohnsitzen gelangt,
und im Vordringen gegen Südwesten begriffen, wodurch sie in Be-
rührung mit den Römern kommen. So zuerst im Kriege der
Cimbern und Teutonen mit den Römern 113—101 v. Ehr. s.
1. Abtheil. §. 95. Eine zusammenhängende Geschi^te ^es Volkes
beginnt aber erst mit dem Kriege zwischen Julius Cäsar und Ariovist
und der Eroberung des linken Rheinufers durch die Römer
58-57, s. i. Abtheil. §. 101.
Seit Augustus erhielt das allmälig von deutschen Stämmen angesiedelte Ge-
riet auf dem linken Nheinufer die Benennung Germania superior und inferior, bil-
dete aber einen Theil der gallischen Provinz Belgica. Zur Beschützung der Grenze
gegen das weitere Vordringen der Deutschen nach Westen wurden am Mittel- und
Niederrhein (8) Legionen aufgestellt, deren Hauptstandquartiere Mainz (Moguntiacnm),
Köln (Colonia Ubiorum) und Tanten (Castra vetera) waren.
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Extrahierte Personennamen: Abtheil Julius_Cäsar Cäsar Augustus
8
Römische Eroberungen bis zum Rhein und der Donau.
Eroberung der Süddonauländer Rätien, Vindelicien
und Noricum durch die Römer 15 v. Ehr.
Um auch im Norden des Reiches eine natürliche Grenze gegen
die Deutschen zu haben und zugleich in: Besitze der wichtigen Alpen-
^ Pässe zu sein, ließ Augustus seine Stiefsöhne Drusus und Tih.e-
riul von zwei verschiedenen Seiten, jenen durch das Etsch-Thal,
diesen von Helvetier: aus 'in Rätien, Vindelicien und Noricum ein-
dringen, doch erst nach den gewaltigsten Anstrengungen gelang es den
überlegenen Römerrr, diese tapfern Völker am Nordfnße der Alpen
zu unterwerfen 15 v. Ehr., so daß die obere Donau nun Grenze
zwischen Deutschland und dem römischen Reiche wurde, zu deren Si-
cherung am untern Lech die römische Colonie Augusta Vindelicorum
(Augsburg) entstand. So war nun auch dem Vordringen der Deut-
schen gegen Süden eine Grenze gesetzt.
Die Eroberungsversuche der Römer in dem eigent-
lichen Germanien. 12 v. Chr^—16 nach Ehr.
1) Die Feldzüge des Drusus und Tiberius.
Um auch das eigentliche Germanien der römischen Oberherr-
schaft zu unterwerfen, unternahm Drusus (unterstützt von den Bata-
vern und Friesen) vier Feldzüge in Deutschland, 12 — 9 v. Ehr.,
legte an: Rhein (von Mainz bis zur Insel der Bataver) eine Reihe
von (50) Bollwerken an, welche die Grundlage der spätem deutschen
Rheinstädte wurdenmud befestigte die Berghöhen des Taunus (so
wie Aliso-an der obern Lippe).' Auf den: ersten Zuge drang er
siegreich bis zur Ems, auf dem zweiten bis zur Weser, auf dem
vierten bis zur Elbe vor, starb aber auf dem eiligen Rückzüge in
Folge eines Sturzes mit den: Pferde.
Auf dem ersten Feldzugx stellte er, um Germanien auch von der Seeseite
anzugrcifen, eine Verbindung des Rheins mit der Assel durch die fossa Drusiana
her, lief aus der Nordsee in die Ems ein und besiegte mit seiner Flotte die Bruc-
terer. — Auf dem zweiten Feld zu ge war er schon in das Land der Cherusker
bis zur Weser vorgedrungen, als ihn ein Aufstand der Völker in seinem Rücken zum
Umkehren nöthigte; er besiegte den Völkerbund (bet Arbalo) und befestigte Aliso. —
Der bj^Ute und inerte Feldzug ging vom Mittelrhein durch das Land der
Chatten, letzterer dann durch das Gebiet der Cherusker über die Weser bis zur Elbe.
Vom weiteren Vordringen hielt ihn die Warnung eines Weibes von übermenschlicher
Größe ab. Auf dem eiligen Rückzuge starb er in Folge eines Schenkelbruches durch
den Sturz seines Pferdes in dem Lager unweit der Elbe.
Tiberius folgte seinem Bruder Drusus im Oberbefehl über die
germanischeu Legionen und zwang weniger durch Tapferkeit als durch
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Extrahierte Personennamen: Augustus Drusus Tiberius Drusus Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Donau Deutschland Deut- Germanien Deutschland Rhein Mainz Taunus Germanien Rheins Nordsee
10 Vernichtung der römischen Herrschaft in Deutschland.
So blieben die Germanen frei und die Römer gaben ihre Er-
oberul^gs-Pläne gegen Deutschland vorläufig auf in der Hoffnung,
durch ihre Freunde und Bundesgenossen unter den Germanen und
durch den bald unter den deutschen Völkerverbindungen ausbrechen-
den Zwiespalt doch noch zum Ziele zu gelangen.
Krieg zwischen Arminius und Marbod (17).
Marbod's Bündniß mit den Römern machte es bald den meisten Deutschen
klar, daß es ihm nicht sowohl um Deutschlands Unabhängigkeit, als um die Be-
festigung seiner eigenen Herrschaft zu thun sei. Deshalb fielen die muthigsten Sue-
venstämme, die Longobarden und Semnonen, von ihm ab, traten zu dem freien
Cheruskenbunde über und verbanden sich mit Arminius gegen Marbod. Dieser zog
sich nach einer blutigen aber nicht entscheidenden Schlacht (in Sachsen) nach Böhmen
zurück, wurde aber durch einen gothischen Fürsten (Catwald) aus seinem Reiche ver-
trieben und erhielt von Tiberius einen Wohnsitz zu Ravenna. Doch auch Arminius
ward des Strebens nach Alleinherrschaft verdächtig und kam durch Hinterlist seiner
Verwandten um (22?). Die von den Römern genährte Zwietracht zwischen den
Germanen und Säeven und zwischen den einzelnen Stämmen dieser beiden Nationen
untereinander dauerte noch lange fort.
Der batavische Freiheitskrieg (69 — 70).
Zur Zeit, als Vitellius und Vespasianus sich um die Herrschaft
über Rom stritten, erhoben die von Cl. Civilis aufgeregten Bata-
ver einen Aufstand, an dem die Friesen, alle deutschen Stämme auf
dem linken Rheinufer und selbst gallische Völker Theil nahmen, wäh-
rend zugleich deutsche Stämme vom rechten Ufer (begeistert von der
Seherin Veleda) ins römische Gebiet einfielen. Anfangs gab Civilis
seinem Unternehmen den Schein, als kämpfe er für Vespasianus ge-
gen Vitellius, aber nach dem Tode des Vitellius erklärte er sich
gegen jede römische Herrschaft. Ganz Gallien und die dort stehen-
den römischen Legionen, selbst die Ubier, fielen ihm zu, und er pro-
rlamirte die Errichtung eines neuen gallischen Reiches. Doch
- fehlte es den Galliern auch diesmal an Einigkeit; eine Völkerschaft^
nach der andern gab die Sache auf, und als Vespasianus den Ce-
realis mit einem römischen Heere nach Gallien sandte, zerfiel das
gallische Reich. Die Bataver traten wieder in ihr früheres Bundes-
genoffenverhältniß zu Rom, demzufolge sie zwar keinen Tribut zahl-
ten, aber Truppen stellten.
Angriffe der Deutschen auf das^römische Reich.
Die Angriffskriege der Römer gegen Deutschland verwandelten
sich im 2. Jahrh. in Vertheidigungskriege, und um die durch allmä-
lige Vorschiebung der Besatzungen gewonnenen Besitzungen auf dem
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Extrahierte Personennamen: Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschlands Sachsen Catwald Ravenna Gallien Gallien Rom Deutschland
12
Die germanischen Völkervereine.
obern Donau wiedergewonnen und völlig germanisirt, sondern auch
die früher gehemmte Bewegung gegen Südwesten wieder ausgenom-
men und nun mit mehr Erfolg fortwährend Einfälle in das römi-
sche Reich gemacht: die Alemannen sowohl über den Rhein als über
die Donau, die Franken über den Niederrhein in Gallien, die Sach-
sen machten vorzugsweise Raubzüge zur See nach den gallischen und
britischen Küsten. — Eben so eroberte der ostgermanische Völker-
verein der Gothen nicht nur das römische Dacien und breitete sich
von der Theiß bis znm Don aus, sondern unternahm sowohl zu
Lande Einfälle in Mösien und Thracien, als zur See vom Pontus
aus Plünderungen an den asiatischen und griechischen Küsten. Seit
dem 4. Jahrh. unterschied man die Westgothen in Dacien und die
Ostgothen am schwarzen Meere.
Gegen Ende des 4. Jhdrts. hatten sowohl die Alemannen als
die Franken bleibende Wohnsitze im römischen Reiche, freilich Anfangs
unter römischer Oberhoheit, erlangt, jene im Elsaß, diese in den
nördlichen Niederlanden (auf der batavischen Insel, sowie an der
Maas und Schelde), wo der Name der Salier allmälig die allge-
meine Bezeichnung der auf römischem Gebiete sich anst'edelnden Fran-
ken wurde. ___
# Ii. Die Völkerwanderung,
S- 4.
Auflösung des Gothenreiches durch die Hunnen *).
Während die Westgothen im ehemaligen Dacien im friedli-
chen Vernehmen mit den Römern von Ackerbau lebten, und von je-
nen Jahrgelder erhielten, setzten andere gothische Stämme das alte
Kriegerleben in den sarmatischen Ebenen fort. Der tapfere und
kriegerische Ostgothe Hermanrich gründete ein Reich, welches nicht
allein alle slavischen Stämme zwischen dem schwarzen und baltischen
Meere, sonarn auch einen großen Theil der finnischugrischen Völker
an der Wolga umfaßte, jedoch nach kurzem Bestehen durch das Vor-
dringen der Hunnen aus ihren Stammsitzen jenseits dor Wolga
am Ural aufgelöst wurde 376. Durch die Alanen -(zwischen Wolga
und Don) verstärkt, überfielen die Hunnen die Gothen, der (110
S. die 1. Karte (Europa um 350 nach Chr.) im historisch-geographischen
Wand-Atlas nach Karl v. Spruner von C. A. Bre tschneider. 1856.
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Extrahierte Personennamen: Jhdrts Karl_v Karl Spruner_von_C._A.
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Donau Gallien Elsaß Maas Europa
14 Alarich. Auswanderung germanischer Stämme in den Westen.
Iren am Oberrhein nieder und die salischen Franken benutzten
die günstige Gelegenheit zu größerer Ausbreitung im nördlichen
Gallien.
Als eine dem Alarich versprochene Entschädigung für eine Rü-
stung gegen den Rest des oströmischen Jllyricum nach Stilico's Er-
mordung nicht gezahlt wurde, schloß er Rom ein 408 und ließ sich
nur durch ungeheures Lösegeld zur Aufhebung der Belagerung be-
wegen. Doch der Vertrag wurde von dem Hof zu Ravenna verwor-
fen, weshalb Alarich Rom abermals belagerte 409, der Senat öff-
nete ihm die Thore und setzte einen neuen Kaiser (Attalus) ein, den
Alarich, weil er nicht nach seinem Wunsche regierte, wieder absetzte.
Als Alarich dennoch den Honorins nicht zum Frieden bewegen und
gegen das feste Ravenna nichts ausrichten konnte, belagerte er zum
dritten Male Rom 410, nahm die Stadt mit Sturm und durch
Verrath ein (24. Aug.) und strafte sie durch eine sechstägige (?)
Plünderung. Auf seinem weitern Zuge nach Unteritalien, um nach
Afrika überzusetzen, starb er bei Cosentia und ward im Fl. Busento
begraben. Sein Nachfolger Ataulf schloß Frieden mit Honorius
und führte die Westgothen nach Gallien, erhielt von Honorius
Wohnsitze in Aquitanien (von Toulouse längs der Garonne bis ans
Meer, auch Septimania oder Gothia genannt) und wählte Toulouse
zur Hauptstadt des neuen gothischen Reiches.
Am längsten blieben von allen Provinzen des weströmischen
Reiches die Nordküste von Afrika und Britannien von Angriffen ger-
manischer Völker verschont. Die Vandalen folgten 429 der Ein-
ladung des bei seiner Kaiserin (Placidia) verläumdeten und in Un-
gnade gefallenen römischen Statthalters Bonifacius nach der Nord-
küste von Afrika unter ihrem Könige Geiserich vgl. §. 9.
Seitdem Britannien von den römischen Legionen verlassen war,
wurde es durch häufige Plünderungszüge der Pikten und Scoten
heimgesucht; daher rief ein britischer König (Vortigern) Sachsen
und Angeln zu Hülfe, welche unter Hengist und Horsa landeten
445 (?), die Pikten zwar vertrieben, aber selbst im Lande blieben, im-
mer mehr Landsleute hinzogen und allmälig 7 angelsächsische Reiche
gründeten: Kent, Sussex, Westsex., Eftsex, Northnmberland, Ostangeln,
Mercia. Die Briten zogen sich theils nach Wales zurück, theils
wanderten sie nach Armorica (Bretagne) aus.
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Extrahierte Personennamen: Honorius Honorius Honorius
Wohnsitze Honorius Gothia Vortigern Mercia
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Rom Ravenna Rom Ravenna Rom Unteritalien Afrika Cosentia Gallien Toulouse Afrika Britannien Afrika Sachsen Sussex Westsex. Northnmberland Wales Armorica
Das Mittelalter.
Erster Zeitraum.
Von der Auflösung des weströmischen Reiches bis auf die
Thronbesteigung der Karolinger und der Abbasiden
476 — 752 (750).
8- 7.
Geographische Uebersicht von Europa am Ende des 3. Jahrhunderts *).
1) Im westlichen Spanien: das Reich der Sueven. 2) In
Spanien und Gallien bis zur Loire das Reich der Westgothen.
3) Im nördlichen Gallien und im westlichen Deutschland die ver-
schiedenen fränkischen Reiche; bis 486 noch eine römische Statthalter-
schaft in Gallien. 4) Im südöstlichen Gallien, der Schweiz und
Savoyen das Reich der Burgunder. 5) In England die Briten
und die ersten angelsächsischen Reiche. 6) In Schottland das Reich
der Pikten und das der Scoten. 7) In: nördliche«: Deutschland die
Friesen und Sachsen, in: mittler«: bis zur Donau das Reich der
Thüringer (eines aus der Verbindung verschiedener suevischer Stämme
hervorgegangenen Volkes); an den: linken Ufer der «nittlern Donau
das Reich der Longobarden, nördlich vo«: der unter«: Donau (ii:
Ungarn, Siebenbürgen und der Walachei) das Reich der Gepiden.
8) In Italien, de«: Süddonanländer«: und Illyricnm das Reich der
Ostgothen. 9) Das Reich der Vandalen ans der Nordküste Afrika's.
10) Z«: dem byzantinischen oder oströmischen Reich gehörten Grie-
chenland, Macedonien, Thracien und Mösien.
Von dem Nordosten Europa's hatten den südlichen Theil dieslaven einge-
nommen, welche von der Elbe bis zum Don wohnten; den nördlichen Theil die
Finnen (oder Tschudcn); bis an den Don war schon ein türkischer Stamm (die
0 S. die 2. Karte (Europa im Anfänge des 6. Jahrhunderts) in dem histo-
risch-geographischen Wandatlas nach K. von Spruner von C. A. Bretschneider.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Spanien Spanien Gallien Westgothen Gallien Deutschland Gallien Gallien England Schottland Deutschland Sachsen Donau Donau Donau Ungarn Italien Macedonien Europa
Odoaker. Theodorich der Große.
17
Avaren) vorgedrungen. Die Hunnen hatten sich nach Attila's Tode in die Steppen
zwischen dem schwarzen und kaspischen Meere zurückgezogen, wo sie sich mit den tür-
kischen Völkern vermischten.
I. Das italienische Reich des Odoaker 476 — 493.
Odoaker, der Anführer römischer Miethtruppen aus den
Stämmen der Heruler, Rugier und anderer gothischer Völker, hatte
vom römischen Hofe für sein Gefolge ein Drittel des Grundbesitzes
Italiens verlangt und, da dies verweigert wurde, den römischen
Kaiser Romulus Augustulus besiegt und auf ein Landgut in Campa-
nien verwiesen 476. Der byzantinische Kaiser (Zeno) aber, weit
entfernt den Odoaker als König von Italien anzuerkennen, veranlaßte
(oder genehmigte?) die Wiedereroberung Italiens durch Theodo-
rich, König (seit(^75) der damals über Pannonien ausgebreiteten
Ostgothen, welcher in Konstantinopel als Geißel erzogen worden
war. Dieser besiegte den Odoaker in 3 Schlachten (bei Aquileja,
bei Verona und an der Adda), belagerte ihn 3 Jahre in Ravenna/
ermordete ihn nach der Einnahme der Stadt (gegen die Bedingun-
gen der Capitulation) mit eigener Hand und ward selbst Stifter
eines germanischen Reiches in Italien, welches auch Jllyrien bis zur
Donau, von Rätien und Noricum aber nur das Alpenland (nicht
auch die Hochebene bis zur Donau) umfaßte, Sicilien kam zufolge
eines Vertrages mit den Vandalen hinzu, ein Theil der Provence
durch Eroberung.
Ii. Das Reich der Ostgothen in Italien 493 —555.
Theodorich der Große (493 — 526), welcher vom oströmi-
schen Kaiser als König von Italien anerkannt wurde und jenem ge-
wisse unbedeutende Beweise der Ergebenheit gab, wählte seine Resi-
denz in Ravenna, zuweilen in Verona (daher Dietrich von Bern),
und erhob Italien bei dem ruhigen Nebeneinanderbestehen zweier
Nationalitäten in einen blühenden Zustand. Denn er erkannte die
Wohlthaten des Friedens, und nur die Beschützung seiner Ver-
wandten (seines Enkels, des westgothischen Königs Amalarich) oder
die Besorgnisse für die Sicherheit seiner eigenen Grenzen (gegen die
Franken und Bulgaren) bestimmten ihn, die Waffen zu ergreifen.
Unter Theodorich's schwachen Nachfolgern wollte der Kaiser
Justinian die vom oströmischen Hofe nie ganz aufgegebenen Ansprüche
Pütz Geogr. u. Gesch. f. mittl. Kl. Ii. Abth. 8. Aufl. 2
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König]]
Europa zur Zeit Karls d. Gr.
33
Zweiter Zeitraum.
Von der Thronbesteigung der Karolinger bis zum Zeitalter
der Kreuzzüge 752 bis um 1100.
8- 15.
Geographische Uebersicht von Europa zur Zeit Karl's
des Großen. *)
1) In Spanien das Emirat von Cordova, nördlich vom
Duero das christliche Königreich Asturien.
2) Die Franken hatten unter den Merovingern bereits alle
Länder von den Pyrenäen bis an die Ens unterworfen; dazu ge-
wann Karl der Große noch die spanische Mark, das Reich der Lon-
gobarde» im nördlichen und mittler» Italien, das Land der Sach-
sen und das Reich der Avare», welches dieses türkische Volk im
ehemaligen Dacie» gestiftet und über Pannonien bis an die Ens
ausgedehnt hatte, zum größten Theil (bis an die Theiß).
3) Die Bulgaren (von der Wolga herkommend) hatten ein
Reich zwischen Donau und Hämus gestiftet, aber allmälig sich auch
auf dem nördlichen Donauufer ausgebreitet.
4) Das Reich der Chazaren von der Wolga bis zum Dnieftr.
5) Der Norden Europa's war theils von finnischen Völkern
bewohnt, theils von einer Menge Königreiche der stammverwandten
Normannen, Dänen und Schweden eingenommen. Doch gegen
Ende des 9. Jahrh. bildeten sich aus diesen fünf normännischc
Staaten: a) Norwegen durch Unterwerfung der einzelnen (etwa
30) Häuptlinge unter Harald Schönhaar, dessen Herrschaft bis zum
weißen Meere reichte; b) Schweden durch Vereinigung der Gothen
und Schweden unter einer Herrschaft; c) Dänemark, als die Kö-
nige auf den dänischen Inseln und in Jütland Gorm den Alten als
ihr Oberhaupt anerkannten; ck) Island, durch ausgewanderte nor-
wegische Häuptlinge entdeckt (861) und bevölkert; e) das ebenfalls
durch Auswanderer aus Norwegen auf den Inseln rings um Schott-
land gegründete Königreich Man.
0 S. die 3. Karte in Bretschneider's historisch-geographischem Wandatlas.
Pütz Geogr. u. Gesch f. mittl. Kl. Ii. Abth. 8. Aufl, 3
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TM Hauptwörter (200): [T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Karls Karl Harald_Schönhaar Pütz_Geogr
Extrahierte Ortsnamen: Europa Karls Europa Spanien Cordova Italien Pannonien Donau Schweden Norwegen Schweden Island Norwegen Bretschneider's
19
Reich der Longobarden.
ihrem Könige Alboin mit Hülfe der eben an der untern Donau er-
scheinenden Avaren das Reich der Gepiden, die sich nun unter den
benachbarten Völkern verlieren. Alboin überließ den Avaren ganz
Pannonien, zog (angeblich auf des abgesetzten Narses Einladung)
mit seinen Longobarden, 20,000 Sachsen und einigen slavischen
Horden, nach dern ihnen (ans dem Kriege gegen die Ostgothen)
schon bekannten Italien und eroberte dieses Land bis zur Tiber mit
Ausnahme der genuesischen und venetianischen Seeküste. Nur Pavia
ergab sich erst nach dreijähriger Belagerung und ward dann Haupt-
stadt des Reiches.
Alboin's Nachfolger dehnten die Herrschaft der Longobarden
über fast ganz Italien ans, so daß den Byzantinern nur noch das
Gebiet -von Jstria, der Inselstaat Venedig, die Herzogthümer Rom
und Neapel und das südliche Calabrien *) blieben. Als der König
Aistnlf die Oberhoheit über Rom und dessen Gebiet in Anspruch
nahm, rief der Papst (Stephan Ii.) den König der Franken, Pipin
den Kleinen, zu Hülfe. Dieser zwang durch einen zweimaligen Feld-
zug nach Italien den König Aistnlf, die besetzten Theile der römischen
Landschaft zu räumen und Ravenna nebst der Umgegend an den
Papst abzutreten. Eine neue Einmischung der Franken in die Strei-
tigkeiten zwischen dem Papste und dem Könige Desiderius führte 774
die Einverleibung des longobardischen Reiches in das fränkische durch
Karl den Gr. herbei, s. §. 16.
S- 9.
Das Reich der Vandalen in Afrika 429—534.
Die Vandalen und andere Barbaren waren 429 unter Anfüh-
rung ihres Königes Geiserich aus Spanien nach Afrika gekommen,
um die Empörung des römischen Statlhalterö Bonifacins gegen den
römischen Hof zu unterstützen, welche die Ränke des Aetius veran-
laßt hatten; aber da Bonifacins hch bereits mit der Kaiserin Mut-
ter und Regentin (Placidia) ausgesöhnt hatte, so begannen die Van-
dalen gegen alle Römer einen verheerenden Krieg, Bonifacins floh
nach zweimaliger Niederlage nach Italien, und der weströmische Kai-
ser behielt von Afrika nur die beiden Manritanien und den westlichen
Theil von Numidien.
„ i) S. das 4. Blatt in v. Spruner's Atlas nebst der Erläuterung dazu.
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TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Stephan_Ii Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Donau Pannonien Sachsen Italien Pavia Italien Venedig Rom Neapel Rom Italien Ravenna Afrika Spanien Afrika Statlhalterö_Bonifacins Bonifacins Italien Afrika Numidien