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1. Altertum und Mittelalter - S. 378

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 378 — durch das Schwert fielen oder sich durch die Flucht zu retten vermochten, massenweise aus den Sklavenmarkt schleppen. Sein 1326 Sohn Urchan eroberte die wichtigen Städte Brussa, Nico-1359 me^° ""d Nicäa, nach welcher ersteren er seine Residenz ver-legte, unterwarf ganz Bithynien, Mysien und Jonien und be-1356 mächtigte sich sogar Gallipolis am europäischen Ufer des Hellespont. Zugleich gab er seinem Reiche feste innere Einrichtungen und schuf aus den schönsten und kräftigsten Jünglingen, die er der überwundenen christlichen Bevölkerung entnahm und zum Islam bekehrte, das streitbare Fußvolk der Janitscharen („neue Krieger"), welche durch ihre ungestüme Tapferkeit bald der Schrecken der Feinde wurden. Sie bildeten eine Art militärischer Brüderschaft, lebten in gemeinsamen Wohnungen nach strengen Gesetzen und unter steter Übung in den Waffen, bezogen einen hohen Sold, durften aber nicht heiraten. 1359 Urchans Sohn Mur ad I, berühmt wegen seiner Feldherrn-1389 !^en wie wegen seiner Frömmigkeit und Gerechtigkeit, setzte die Eroberungen seines Vaters in Europa fort. Von Gallipoli aus drang er in raschem Siegeszuge nach Norden vor, brachte einen großen Teil des alten Thraciens in seine Gewalt, öffnete 1361 sich nach blutigem Kampfe die Thore von Adrianopel, wo er einige Jahre später seinen Herrschersitz aufschlug, und zwang bald darauf auch Philippopel zur Übergabe. Ein allgemeiner Schrecken erfaßte das christliche Abendland bei diesen Fortschritten der Ungläubigen, aber weder das durch Bürgerkriege zerrüttete byzantinische Reich noch eine andere Macht raffte sich zur Abwehr auf, und ein vom Serbiersürsten mit den benachbarten Völkerschaften geschlossener Waffenbund wurde sofort nach seinem Entstehen von den Türken wieder gesprengt. Die Folge davon war, daß Mnrad seine europäischen Besitzungen binnen kurzer Zeit bis an den Balkan und bis an die Grenze Mace-doniens ausdehnte, und daß die Fürsten von Serbien und Bulgarien sich genötigt sahen, seine Oberhoheit anzuerkennen und sich zur Zahlung von Tribut zu verpflichten. Das gleiche Glück begleitete auch des Sultans Unternehmungen in Kleinasien, wo er die Mehrzahl der auf den Trümmern des Seld-schukkenreiches errichteten mnhammedanischen Fürstentümer durch Vertrag oder Waffengewalt zum Anschluß bewog, so daß ihm schließlich fast die ganze Halbinsel gehorchte. Während seiner Abwesenheit aber traten die Beherrscher von Serbien und Bulgarien, von Albanien, Bosnien, der Herzegowina und der Walachei zu einem Bündnis wider ihn zusammen, die beiden ersteren, um sich ihrem Abhängigkeitsverhältnis zu entziehen, die vier letzteren, um der drohenden Unterjochung rechtzeitig

2. Altertum und Mittelalter - S. 26

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 26 — und das Erbbegräbnis der Könige enthielt. Die ältere Hauptstadt war Pasargadä, das in einem schönen Park das Grabmal des Cyrus bewahrte, während die späteren Herrscher ihre Residenz nach dem durch sein gesundes, klares Wasser berühmten Susa verlegten. Meder und Perser waren einander nahe verwandt und beurkundeten sowohl durch Religion und Sprache wie durch Tracht und Sitte ihre gemeinsame Abkunft. Doch neigten sich die ersteren frühzeitig zu Weichlichkeit und Wohlleben hin, die letzteren dagegen blieben Jahrhunderte lang ein einfaches, abgehärtetes Volk, das erst infolge seiner wachsenden Macht zu Luxus und Üppigkeit sich verleiten ließ. Die Perser schieden sich in zehn Stämme, von denen vier als Jäger und Wanderhirten das nördliche Bergland durchzogen, drei andere als Ackerbauer ein seßhaftes Leben in den Thälern und Ebenen führten und die drei übrigen den waffenkundigen Adel bildeten. Wahrhaftigkeit und Treue, Gastfreiheit und Wohlthätigkeit hielten sie für die ersten Tugenden, Lüge und Wortbruch galten ihnen als entehrende Laster, Diebstahl und Betrug als verabscheuungswürdige Verbrechen. Wie im ganzen Morgenlande nahmen auch bei ihnen die Priester, welche hier Magier hießen, eine sehr bevorzugte Stellung ein. Sie leiteten und verrichteten die gottesdienstlichen Handlungen, sie pflegten die Wissenschaften, insbesondere die auf einer hohen Stufe stehende Heilkunde, sie wirkten als Ratgeber des Königs auf bessert Entschließungen ein, deuteten seine Träume und erklärten auffallende Naturerscheinungen. Die Religion der Meder und Perser wurde durch Zo-ro öfter gestiftet, der mindestens 6 bis 7 Jahrhunderte vor Christi Geburt lebte und seine Lehren in dem heiligen Buche „Zend-Avesta" niedergelegt hat. Alles Geschaffene zerfällt nach demselben in zwei Reiche, in die reine Lichtwelt, welche Ormnzd beherrscht, und der alles Gute, Reine und Heilige angehört, und in die Welt der Finsternis, welche Ahriman (der Arggesinnte) lenkt, und der alles Verderbliche, Lasterhafte und Unheilige beiwohnt. Ormuzd erschuf die Welt frei von jeglichem Bösen, als er sich aber in seinen himmlischen Wohnsitz zurückgezogen, durchdrang Ahriman in Schlangengestalt die Schöpfung und füllte sie mit feindseligen Geistern, mit unreinen und schädlichen Tieren, mit Sünden und Lastern. Hatte Ormnzd das Licht, den Tag und das Leben hervorgebracht, so wurde Ahriman der Urheber der Finsternis, der Nacht und des Todes; ries Ormuzd den Stier und das Pferd, den Hund und den Hahn ins Dasein, so erzeugte Ahriman die Raubtiere, die Ratten und Mäuse, allerlei Ungeziefer und

3. Altertum und Mittelalter - S. 27

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 27 — kriechendes Gewürm; wollte Ormuzd die Menschen auf den Pfad der Tugend, der Wahrhaftigkeit und Sittenreinheit leiten, so suchte sie Ahriman auf den Weg des Lasters, der Lüge und der Unreinheit zu führen. Seitdem besteht ein unaufhörlicher Kampf zwischen den beiden Mächten um die Herrschaft über die Erde und das Menschengeschlecht, bis endlich der Lichtgott siegen und ein Zustand ewiger Glückseligkeit eintreten wird. Dann empfangen die Ormnzddiener, deren Seelen nach dem Tode ohne Flecken gefunden werden, einen verklärten Leib, der keinen Schatten wirft, und nehmen am Throne des Höchsten teil an den Freuden himmlischer Herrlichkeit. Darum ist es aber auch ihre Pflicht, während ihres Erdenwallens den bösen Geistern mit allen Krästen zu widerstreben, sich der strengsten Lauterkeit in Gedanken, Worten und Werken zu befleißigen und dieses Ringen nach innerer Reinheit durch genaue Beobachtung der äußeren Reinigungsgesetze zu dokumentieren. Sie sollten . sich fern halten von der Befleckung des Körpers wie der Seele, sie sollten die feindlichen Mächte in der Natur bekämpfen wie in der eigenen Brust, sie verfolgten und töteten die schädlichen Tiere und verehrten den Stier, das Pferd, den Hund und den Hahn. Auf den lichtumstrahlten Berghöhen brachten sie dem Sonnengott Mithras, den Ormuzd nach feinem Ebenbilde erschossen, Opfer und Gebete dar, sie dienten dem Mond und den hellleuchtenden Sternen, und das Feuer, das die finstern Geister verscheucht und alles zu reinigen und zu läutern vermag, galt ihnen ganz vorzugsweise als ein Gegenstand heiliger Verehrung. § 9. Medisch-persische Geschichte. Seit den Zeiten des Ninus standen die Meder unter assyrischer Herrschaft. Gegen das Ende des 8. Jahrhunderts aber, als Sanherib den Thron von Ninive inne hatte, erkämpften sie ihre Unabhängigkeit und wählten Dejoces, einen gerechten und klugen Richter zu ihrem 710 Könige. Dieser umgab sich mit einer Leibwache von Lanzenträgern, erbaute die Hauptstadt Erbatana mit der prachtvollen Königsburg und verlieh durch weise Gesetze und Einrichtungen dem Reiche Festigkeit und Stärke. Sein Sohn Phraortes unterwarf auch die stammverwandten Perser, wurde aber auf einem unglücklichen Kriegszuge gegen die Assyrer gefangen genommen und getötet. Während der Regierung des Cyaxares brachen die Scythen, ein wildes Hirten- und Reitervolk, aus den Steppen am schwarzen und kaspischen Meere in Medien ein und drückten das Volk 28 Jahre lang mit harter Botmäßigkeit. Nachdem es Cyaxares unter schweren Kämpfen gelungen war, sie zu vertreiben, brachte er die Armenier zur Anerkennung seiner Oberhoheit und wandte dann im Bunde

4. Altertum und Mittelalter - S. 29

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 29 — schüttet und das zweite, gegen Äthiopien aufgebotene durch Hunger zur Umkehr genötigt. Während dieser Zeit bemächtigte sich in Susa ein Magier, der sich für des Königs Bruder Smerdis ausgab, des persischen Thrones. Auf die Kunde davon beschleunigte Kambyses seinen Rückmarsch in die Heimat, starb aber unterwegs an einer Wunde, die er sich aus Unvorsichtigkeit selbst beigebracht. Vor seinem Tode offenbarte er den Großen seines Gefolges, daß er den Bruder aus Argwohn bereits früher habe ermorden lassen, fand indes keinen Glauben, und der Magier vermochte sich sechs Monate lang zu behaupten. Endlich kam man dem Betrüge auf die Spur, und sieben edle Perser drangen in den Palast ein und stießen den falschen Smerdis nieder. Dann vereinigten sich die Verschworenen zu einer neuen Königswahl, aus welcher der dem Geschlecht der Achämeniden angehörendedarins Histaspis hervorging, welcher 521 durch Kraft und Klugheit seine Herrschaft zu befestigen und zu erweitern wußte. Er eroberte und bestrafte das aufrührerische 1 Babel und unternahm einen Kriegszug gegen die jenseit des Ister (der Donau) wohnenden Scythen, auf dem er sich jedoch nicht viel mehr Lorbeeren sammelte als Cyrus gegen die Massa-geten. Ein Aufstand der kleinasiatischen Griechen, der nach einigen wenigen Erfolgen rasch wieder gedämpft wurde, gab die erste Veranlassung zu den welthistorischen Kämpfen mit den Hellenen. Ii. Die Griechen. § 10. Land und Volk der Griechen. Das alte Griechenland, von etwas größerem Umfange als das heutige, wurde durch Gebirge und Meereseinschnitte in drei natürliche Teile geschieden, in Nord-, Mittel- und Süd-Griechenland. Nord-Griechenland zerfiel in die beiden, durch den wilden Pindns getrennten Landschaften Epirus und Thessalien, in welch letzterer der vielgezackte Götterberg Olympus sein schneebedecktes Haupt erhebt und der Peneus zwischen diesem und dem weiter südlich gelegenen Ossa das wegen seiner Naturschönheiten berühmte Thal Tempe bildet. Zwischen dem Ötagebirge und dem malischen Meerbusen (Busen von Zeitun) führt der an zwei Stellen nur wagenbreite Paß von Thermopylä nach Mittel-Griechen-land oder Hellas (Livadien), das die Landschaften Akarna-nien, Ätolien, Lokris, Doris, Phocis, Böotien, Attika und Megaris umfaßte. In dem ehemaligen Phocis liegt der sagenverherrlichte Berg Paruassus, in Böotien steigt der nicht weniger gefeierte Helikon empor, und die in das Vorgebirge

5. Altertum und Mittelalter - S. 24

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 24 — Raum zu einer neuen Stadt gewonnen, der er den Namen Memphis gab. Unter seinen Nachfolgern sind Cheops, Ch ephren und Mykerinos als die Erbauer der drei größten, bei dem Dorfe Gizeh in der Nähe von Kairo stehenden Pyramiden bekannt, und dem Pharao Amenemha Iii verdankt Mittel-Egypten den Mörissee und das Labyrinth. Ums Jahr -100 2100 brachen die Hyksos, ein kriegerisches Hirtenvolk semitischer Abkunft, aus Asien in das Nilthal ein, zerstörten die Tempel und Kunstwerke, erschlugen die Einwohner oder machten sie zu Sklaven und legten dem Lande einen schweren Tribut auf. Über 5 Jahrhunderte lang schalteten ihre Könige, welche Memphis zum Sitz ihrer Herrschaft erkoren, mit großer Härte in dem eroberten Reiche, bis sie endlich nach heftigen Kämpfen wieder Vertrieben wurden. Theben, von dem die Befreiung. ausgegangen, behauptete von jetzt ab den ersten Rang unter den ägyptischen Städten, und die Pharaonen ließen es sich angelegen sein, dasselbe mit den herrlichsten Bauwerken zu schmücken. Auf der höchsten Stufe der Macht und 1350 Blüte stand Ägypten unter Ramses Ii, den die Griechen Sesostris nannten, und auf den sie allen Rühm übertrugen, den sich die Könige seines Hauses erworben. Thatsache ist, daß keiner seiner Vorgänger und Nachfolger so weite Kriegszüge nach Süden und Osten unternommen wie er, daß er die großartigsten Tempel, Paläste und Statuen zu Theben und im unteren Nilthale errichtete, und daß er den Versuch machte, den Fluß mit dem roten Meere durch einen Kanal zu verbinden. Auch Ramses Iii (Rhampsinit) erbaute, wie wir gesehen haben, einen prächtigen Palast, und Sisak zog zur Zeit Re-habeams gegen Juda ins Feld und führte aus Jerusalem reiche Beute an goldenen und silbernen Kostbarkeiten mit hinweg. Dann aber trat ein allmählicher Verfall ein, so daß es den 720 Äthiopiern, den schwarzen Bewohnern Nubieus, gelang, auf ein halbes Jahrhundert die Herrschaft an sich zu reißen. Doch war ihr Regiment ohne störende Einwirkung auf das ägyptische Wesen, auch wußten sie das Ansehn des Reiches wohl zu wahren, wie denn einer ihrer Könige, Tirrhaka, dem Könige Hiskia von Juda gegen die vordringende Macht Sanheribs von Assyrien zu Hilfe eilte. Nach Vertreibung,,der Äthiopier regierten zwölf Fürsten gemeinschaftlich über Ägypten und stellten als Denkmal ihrer Herrschaft das von den Hyksos zerstörte Labyrinth in größerem Umfange wieder her. Unter ihnen befand sich ein Abkömmling 670 der alten Pharaonen, Pfammetich, welcher, von griechischen Söldnern unterstützt, seine Mitfürsten besiegte und den Thron allein in Besitz nahm. Mit Psammetich, der seine Residenz in

6. Altertum und Mittelalter - S. 65

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 65 — siegprangend in die Vaterstadt heim. In demselben Jahre wurde Aleibiades, der sich nach der Schlacht von Ägospotamos auf persisches Gebiet geflüchtet, dem Wunsche der Spartaner gemäß durch gedungene Meuchelmörder aus dem Wege geräumt. § 17. Spartas Sinken und Thebens Emporkommen. Die anfängliche Freude der hellenischen Staaten über Athens Fall wurde schnell durch bittere Erfahrung gedämpft. Die neuen Gebieter zeigten bald, daß es ihnen weniger um Griechenlands Freiheit als um die eigene Herrschaft zu thun war. Überall, wo sie die Rechte des Siegers in Anspruch nehmen durften, hoben sie die demokratischen Verfassungen auf und übertrugen die Regierung einer kleineren oder größeren Anzahl von Männern, welche schon um ihrer selbst willen der Sache Spartas jeden erdenklichen Vorschub leisteten. Zugleich stellten sie den von ihnen geschaffenen Behörden eine Besatzung zur Seite, die unter dem Befehle eines Harmosten oder Vogtes stand und jegliche Willkür und Bedrückung begünstigte und schützte. Mit erbarmungsloser Härte wüteten die Gewalthaber gegen alle Widersacher, selbst wenn sie einer sonst gemäßigten Richtung angehörten, überlieferten sie ohne Urteil dem Tode oder der Ver-Verbannung und zogen mit frecher Habgier die Güter der Gemordeten und Flüchtigen ein. Am ärgsten wirtschafteten die Tyrannen in Athen, wo sie innerhalb acht Monaten mehr als tausend Menschen töten ließen und durch ihre Verfolgungen ganze Scharen zur Auswanderung nach den benachbarten Orten, vornehmlich nach Theben, zwangen. Da sammelte einer der Vertriebenen, Thrasibnlns, seine Gesinnungsgenossen um 403 sich, besetzte den Piräus, stürzte die Herrschaft der „Dreißig" und stellte die alte Verfassung wieder her. Aber nicht allein Athen und die Glieder des ehemaligen jonischen Seebundes, sondern auch die anderen hellenischen Staaten hatten unter dem Übermut der Spartaner zu leiden, und nur der neu ausbrechende Kampf mit den Persern hinderte diese daran, Griechenland völlig unter ihr tyrannisches Joch zu beugen. Im Jahre 401 erhob der jüngere Cyrus, Statthalter zu Sardes in Kleinasien, die Waffen widsr seinen königlichen Bruder Artaxerxes Ii und drang mit einer ansehnlichen Streitmacht, zu welcher auch zahlreiche griechische Mietstruppen gehörten, bis an den Euphrat vor. Hier fand Cyrus in der für ihn glücklich begonnenen Schlacht bei Kunaxa den Tod, worauf seine asiatischen Scharen sich auflösten und zerstreuten, während die noch etwa 10000 Mann starken Hellenen unter Führung des Atheners Xenophon ihren so berühmt gewordenen Rückzug nach der westlichen Meeresküste bewerkstelligten. Da bei dem Aufstande des Cyrus fast sämtliche jonische Städte Kleinasiens Schmelzer, Abriß. c

7. Altertum und Mittelalter - S. 43

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 43 — Innere Zwistigkeiten, Übervölkerung, Sucht nach Abenteuern und Aussicht auf Gewinn durch den Handel veranlaßten auch in den späteren Jahrhunderten die Griechen aller Stämme und Gebiete zu teilweiser Auswanderung und zur Anlegung zahlreicher, mehr oder minder bedeutender Kolonien. Die unternehmenden Seefahrer von Chalcis auf Euböa besiedelten jene dem thracischeu Festlande vorgelagerte Halbinsel, welche von ihnen den Namen Chalcidice empfing, und auf der sie eine Reihe ansehnlicher Pflanzstädte, wie Akanthus und Stagira, gründeten, während Potidäa an der schmälsten Stelle der westlichen Erdzunge eine Schöpfung der Korinther und das am strymonischen Meerbusen (Busen von Kontessa) gelegene Am-phipolis eine Schöpfung der Athener war. Die Megarer wandten ihre Kolonisationsthätigkeit den Ufern des Bosporus zu, indem sie zuerst am östlichen Eingänge desselben Chalcedon und dann auf der europäischen Seite das zu allen Zeiten wichtige Byzanz, das heutige Constantinopel, anlegten. Die Milesier, welche früh schon den Bahnen der Phönizier und Minyer folgten und die Vorteile erkannten, die eine Erschließung der vom Pontus Euxinus, vom schwarzen Meere bespülten Landschaften ihrem Handel bot, riefen kurz nacheinander die Städte Sinope und Trapezus und zum Schutze der dorthin gerichteten Fahrten Cyzicus an der Propontis, dem Meer von Marmara, und Abydus und Lampsacus am Hellespont ins Dasein. Das rasche Aufblühen der Kolonien an der politischen Südküste ermutigte die Milesier auch zur Besiedelung der gegenüberliegenden Gestade, wo sie Tomi und Jstria in der. heutigen Dobrudscha, Tyras (Akkerman) an der Mündung des Dniester, die „Segensstadt" Olbia am Bug, Theodosia und Pantikapäon (Kertsch) aus dem tanrischen Chersones (Halbinsel Krim), Tanais im Delta des Don und Phasis und Dioskurias im alten Kolchis erbauten. Ungefähr um dieselbe Zeit gingen Scharen von Minyern, welche sich unter den Phöniziern auf der Insel Thera niedergelassen hatten, nach Libyen hinüber und legten in der fruchtbaren Oase Barka den Grund zu der Stadt Ey reue, die in kurzem zu einem der belebtesten und reichsten Handelsorte emporstieg. Vor der Fahrt auf der weiten, inselarmen Westsee ließen sich die Griechen durch unheimliche Schiffersagen lange Zeit zurückschrecken, endlich aber bekämpften sie ihre Scheu und wandten ihre Handels- und Kolonisationsthätigkeit auch den Küsten und Eilanden jenseits des jonischen Meeres zu. Kühne Seeleute von Rhodus und Enidns umsegelten die Südspitze Siciliens, das Vorgebirge Pachynum, und gründeten die Pflanzstadt Gela, von wo aus dann auf steiler Felsenhöhe das noch

8. Altertum und Mittelalter - S. 72

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 72 — der junge Heldenkönig verschmähte die Ratschläge der Feigen und Vorsichtigen, nur im raschen Handeln erblickte er Heil und Rettung. Mit Heeresmacht brach er plötzlich nach Süden auf, drang durch die Thermopyleu in Hellas ein und rückte vor die Mauern Thebens. Seine unerwartete Erscheinung schlug hier und in Athen alle Kriegsgedanken nieder, und auf seinen Ruf versammelten sich abermals die Vertreter der hellenischen Staaten, 336 mit Ausnahme Spartas, zu Korinth, wo sie ihn, wie ein Jahr _ früher seinen Vater, zum Oberfeldherrn des aufs neue bestätigten Bundes ernannten. Dann wandte er sich nach dem Norden seines Reiches, unterwarf die aufrührerischen Thracier, besiegte die an der unteren Donau wohnenden Triballer und trieb in einer Reihe kühner Waffenthaten die Illyrier in ihre Grenzen zurück. Während er in jetten fernen Gegenden beschäftigt war, verbreitete sich in Griechenland die Nachricht von seinem Tode und versetzte die der makedonischen Herrschaft feindlichen Elemente in die lebhafteste Aufregung, die sich bald bis zu Abfall und Empörung steigerte. Demosthenes erklärte laut, jetzt sei die Stunde zur Abschüttelung des Fremdjoches gekommen, und in Theben stürzte man die von Philipp bestellte Regierung und griff die Besatzung ans der Burg an. Aber mit unglaublicher Schnelligkeit eilte Alexander aus Jllyrien 335 herbei und stand vor Theb ert, ehe die Hilfslrnppen aus Athen und dem Peloponnes dort eingetroffen waren. Die Bürgerschaft wehrte sich verzweifelt, doch die Stadt wurde erstürmt, nm bis ans die Tempel und Heiligtümer von Grund aus zerstört zu werden, während die Bewohner, gegen 30 000 Menschen, ohne Unterschied des Alters und Geschlechts auf den Sklavenmarkt wandern mußten. Dies harte Strafgericht schreckte die Griechen von jedem weiteren Aufstandsversuche zurück, und froh, daß ihnen der König auf ihre Bitten Verzeihung gewährte, leisteten sie bereitwillig die verlangte Heeresfolge zu dem Feldzuge gegen Persien. 334 Im Frühjahre 334 brach Alexander mit 30000 Mann zu Fuß und 5000 Reitern von Atnphipolis auf und zog die Küste entlang nach Sestus auf dem thracischen Chersones, von wo aus 200 Fahrzeuge das Heer über den Hellespont nach dem kleinasiatischen Gestade trugen. Auf der Stätte des alten Troja opferte er dem Zeus und der Pallas Athene, bekränzte das Grab des Achilles und feierte das Andenken der Heroen durch Spiele und Wettkämpfe. Auf dem jenseitigen, steilen Ufer des Granikus stand ein zahlreiches persisches Reiterheer, das den Weitermarsch des Königs zu hemmen suchte. Aber trotz der feindlichen Übermacht erzwang er den Durchgang durch den Fluß und erfocht einen glänzenden Sieg, den er freilich beinahe

9. Altertum und Mittelalter - S. 51

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 51 — Freiheit gefährlich erscheinende Bürger durch 6000 auf Täfelchen oder Scherben gegen ihn abgegebene Stimmen auf zehn Jahre aus dem Staate verbannt werden konnte. § 15. Die Perserkriege. Im Jahre 500 erhoben die klein- soo asiatischen Ionier, um sich der persischen Herrschaft zu entziehen, unter Führung des Tyrannen Aristagoras von Milet einen Aufstand, in welchem sie zwar durch die Eroberung und Niederbrennung von Sardes einen Anfangserfolg errangen, dann aber zu Lande bei Ephesus und zur See bei der Insel Lade, Milet gegenüber, geschlagen wurden, so daß sie sich aufs neue den Machtgeboten des Königs Darius Histaspis und seines Statthalters (Satrapen) Artaphernes beugen mußten. Da an den genannten Kämpfen sich auch die Athener und Eretrier auf der Seite ihrer Landsleute beteiligt hatten, beschloß Darius sie dafür zu züchtigen und bei dieser Gelegenheit womöglich das ganze Griechenland zur Unterwerfung zu bringen. Zu dem Zwecke sandte er seinen Schwiegersohn, den jungen Mardonius ab, welcher vom Hellespont aus seinen 492 Weg durch Thracien und Maeedouien nahm, während eine starke Flotte, die Küste entlang segelnd, das Landheer auf seinem Marsche begleitete. Das Unternehmen verlief anfangs recht günstig, denn die Perser eroberten die Insel Thasos, besetzten mehrere von den Griechen angelegte Städte und zwangen die Völkerschaften, auf welche ihr Zug stieß, zum Gehorsam oder doch zur Verzichtleistung aus jeglichen Widerstand. Dann aber wandte sich plötzlich das Glück, indem die Flotte am Vorgebirge Athos Schiffbruch litt und 300 Fahrzeuge mit 20000 Mann verlor und das Landheer durch einen thracifchen Stamm überfallen und zur Umkehr genötigt wurde. Darius gab indes seinen Plan nicht auf. Er rüstete von neuem und schickte in die griechischen Städte Boten voraus, welche Erde und Wasser zum Zeichen der Unterwerfung forderten. Die meisten Orte leisteten die verlangte Huldigung, nur Sparta und Athen nicht, welche sich sogar in ihrem Grimm an der Person der Herolde vergriffen. Bald darauf segelte unter dem Oberbefehle des Datis, eines Meders, und des Arta- 490 pherues, eines Sohnes des gleichnamigen Satrapen, eine persische Flotte von 600 Kriegsschiffen und eben so vielen Transportfahrzeugen mit 100000 Mann zu Fuß und 10000 Reitern über das ägeische Meer, um für die von den Griechen begangenen Feindseligkeiten Vergeltung zu üben. Nachdem sie die Cykladen ohne Schwierigkeit unterworfen hatten, landeten die Perser auf Euböa, eroberten und zerstörten Eretria und schleppten die Bewohner in die Sklaverei. Dann setzten sie auf den Rat des rachedürstenden Hippias, der an dem Zuge teil- 4*

10. Altertum und Mittelalter - S. 74

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 74 — Metropole herbeizuführen, über die nun die erbitterten Sieger ein furchtbares Strafgericht verhängten. Nachdem hierauf Alexander Samaria und Judäa eingenommen und in Jerusalem den Gott Israels durch ein feierliches Opfer geehrt, dann das tapfer verteidigte Gaza erobert und in einen macedonischen Waffen-platz verwandelt, drang er über Pelnfium in Ägypten ein, dessen Hauptstadt Memphis ihm als dem Retter von der verhaßten Herrschaft der Perser laut entgegen jubelte. Dafür verfuhr auch der König mit der größten Rücksicht und Schonung, ließ sowohl die religiösen wie bürgerlichen Einrichtungen des Volkes unangetastet und achtete dessen Gebräuche, Sitten und Eigentümlichkeiten. Als bleibendes Denkmal seiner Anwesenheit aber legte er an der westlichen Strommündung den Grund zu der Stadt Alexandria, die in kurzer Zeit an Stelle des verödeten Tyrus der Mittelpunkt des Verkehrs zwischen Morgen-und Abendland und zugleich der Hauptsitz der Weltbildung wurde. Vom Nillande aus unternahm er auch einen Zug nach der Oase Ammonium (Siwah), wo sich ein berühmtes Orakel des Zeus befand, dessen Priester den Heldenjüngling als Sohn der Götter begrüßten. 331 Zu Beginn des Jahres 331 verließ Alexander mit seinem durch frische Truppen verstärkten Heere Ägypten, um die Eroberung des Perserreiches zu vollenden. Darms hatte eine neue gewaltige Streitmacht zusammengebracht und auf dem linken Ufer des Tigris, unweit der Stätte, wo einst Ninive gestanden, aufgestellt. Hier suchte ihn Alexander, den Weg über Gaza, Damaskus, Thapsakus und Nisibis wählend, auf und erfocht am 1. Oktober 331 in der Schlacht bei Gaugamela und Arb ela nach kurzem, aber blutigem Kampfe seinen glänzendsten und entscheidendsten Sieg. Die Perser, deren Glieder durch den stürmenden Einbruch der maeedonischen Ritterschaft gelöst wurden, gerieten in Unordnung und erlagen, als ihr König sich inmitten der lärmenden Verwirrung verzweiflungsvoll zur Flucht wandte, der eigenen Maste. Mehr als hunderttausend sollen ihrer getötet worden sein, und unermeßliche Beute siel in die Hände der Sieger, darunter wieder wie bei Jssus des Darms Wagen nebst Schild und Feldgerät. Während das geschlagene Heer in einzelnen Haufen den eiligsten Rückzug nach Osten antrat, richtete der ruhmgekrönte Held seinen Marsch südwärts nach Babylon, daß sich ihm samt seinen reichen Schätzen ohne Schwertstreich überlieferte. Dann zog er nach einmonatlicher Rast weiter nach Susa, das dem Beispiele Babylons folgte, und durch dessen Einnahme Alexander allein an Gold und Silber 50000 Talente gewann. Das nächste Ziel des Eroberers war Persepolis, die Hauptstadt des eigentlichen
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