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1. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht - S. 400

1908 - Paderborn : Schöningh
400 Fürst Bismarck über die politische Lage im Februar 1888. Wir sind außerdem der Gefahr der Koalition nach der ganzen Entwicklung der Weltgeschichte, nach unserer geographischen Lage und nach dem vielleicht minderen Zusammenhang, den die deutsche Nation bisher in sich gehabt hat im Vergleich mit anderen, mehr ausgesetzt als irgend ein anderes Volk. Gott hat uns in eine Situation gesetzt, in welcher wir durch unsere Nachbarn daran verhindert werden, irgendwie in Trägheit oder Versumpfung zu geraten. Er hat uns die kriegerischste und unruhigste Nation, die Franzosen, an die Seite gesetzt, und er hat in Rußland kriegerische Neigungen groß werden lassen, die in früheren Jahrhunderten nicht in dem Maße vorhanden waren. So bekommen wir gewissermaßen von beiden Seiten die Sporen und werden zu einer Anstrengung gezwungen, die wir vielleicht sonst nicht machen würden. Die Hechte im europäischen Karpfenteich hindern uns, Karpfen zu werden (Heiterkeit), indem sie uns ihre Stacheln in unseren beiden Flanken fühlen lassen; sie zwingen uns zu einer Anstrengung, die wir freiwillig vielleicht nicht leisten würden, sie zwingen uns auch zu einem Zusammenhalten unter uns Deutschen, das unserer innersten Natur widerstrebt (Heiterkeit); sonst streben wir lieber auseinander. Aber die französischrussische Presse, zwischen die wir genommen werden, zwingt uns zum Zusammenhalten und wird unsere Kohäsionsfähigkeit auch durch Zusammendrücken erheblich steigern, so daß wir in dieselbe Lage der Unzerreißbarst kommen, die fast allen anderen Nationen eigentümlich ist, und die uus bis jetzt noch fehlt. (Bravo!) Wir müssen dieser Bestimmung der Vorsehung aber auch entsprechen, indem wir uns so stark machen, daß die Hechte uns nicht mehr tun als uns ermuntern." (Heiterkeit.) Fürst Bismarck legte dann dar, daß Preußen sich Rußland gegenüber für die 1813 geleistete Hilfe stets dankbar gezeigt habe und trotz des Tages von Olmütz auch im Krimkriege neutral geblieben sei. Das gute Verhältnis zwischen Deutschland und Rußland habe auch nach dem Deutsch-französischen Kriege bestanden. Nach dem Berliner Kongreß 1878, in welchem Bismarck nur auf Rußlands Drängen den Vorsitz übernommen habe, sei die russische Presse aber mit heftigen Angriffen gegen Deutschland vorgegangen, obgleich Bismarck während des Kongresses seine Rolle so aufgefaßt habe, als ob er „der vierte russische Bevollmächtigte gewesen wäre". Da man auf russischer Seite sogar bis zu Kriegsdrohungen schritt, habe sich Bismarck Österreich genähert und am 7. Oktober 1879 zwischen dem Deutschen Reiche und Österreich-Ungarn einen Bündnisvertrag zustande gebracht, durch den sich die beiden Staaten verpflichteten, einander mit der gesamten Kriegsmacht beizustehen, wenn eines der beiden Reiche von Rußland angegriffen würde, und im Falle eines Angriffs von anderer Seite wohlwollende Neutralität zu beobachten. Dieser Vertrag sei infolge der heftiger werdenden russischen Drohungen von Deutschland und Österreich-Ungarn am 3. Februar 1888 veröffentlicht worden. Bismarck fuhr dann fort: „Wie sehr unser Vertrag mit Österreich der Ausdruck des beiderseitigen Interesses ist, das hat sich schon in Nikolsburg und hat sich 1870
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