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Heimat ging Albrecht der alles, und er fhlte sich darum in der armen Mark unter dem rohen Adel nie wohl und heimisch, wie berhaupt dte drei ersten Hohenzollern noch fremd in ihrem Kurfrstentum waren. Gleich nachdem ihm Friedrich die Mark abgetreten hatte, schickte er seinen Sohn Johann als Statthalter dorthin; er selbst kam erst ein Jahr darauf, um die Huldigung anzunehmen. Sein Stolz und das bermtige Be-nehmen seines Gefolges beleidigte die Mrker, und als er groe Geld-summen bewilligt haben wollte, zeigten sich die Stnde hartnckig.') Nur vorbergehend hielt sich Albrecht in der Mark auf, sein Sohn Johann wurde aber durch sein einfaches und leutseliges Wesen bald der Freund der Mrker. Ein Krieg mit den Pommern verursachte viele Unruhen und Kmpfe im Jahre 1478, an denen Albrecht persnlich teil nahm, aber nur erreichen konnte, da der Herzog ganz Pommern von ihm zu Lehen nahm. Grere Erfolge errang er gegen den Herzog Johann von Sagan, der seine Erbansprche auf das Herzogtum Glogau bestritt. Er besiegte ihn und zwang ihn im Vertrage zu Kamenz (1482) zur Abtretung der Städte Krossen, Zllichau, Sommerfeld und Bobersberg.
Trotzdem die Mark wenig von der Regierung Albrechts versprte, so hat er sich doch um Brandenburgs Wachstum und Gedeihen durch ein wichtiges Hausgesetz (Dispositio Achillea) ein dauerndes Verdienst er-worben. Er bestimmte nmlich i. I. 1473, da sein ltester Sohn Johann ^73 die Mark ungeteilt erhalten und zwei jngere Shne die frnkischen Frsten-tmer Ansbach und Bayreuth erben sollten. Dabei wurde sr ewige Zeiten festgesetzt, da immer dem Erstgebornen die Kurlaude zufallen und die Marken fr alle Zeit ungeteilt sein sollten; in den frnkischen Lndern sollte es nur zwei regierende Herren des Hauses geben, zu Ansbach und Bayreuth, jngere Shne sollten in den geistlichen Stand treten oder wie die Tchter mit Geld abgefunden werden.2) Durch diese berhmte Ordnung und Satzung" wurde die Zukunft des hohenzollernschen Hauses gesichert und der Zersplitterung des Erbes Einhalt gethan, nur so konnte eine starke Landesherrschaft der Hohenzollern in Brandenburg erwachsen. Nach dem Tode des greisen Albrecht folgte sein Sohn
Johann Cicero (14861499), der zwar nicht des Vaters That-kraft und khnen Mut geerbt hatte, aber an Kenntnissen und Wissenschaft-licher Bildung alle Fürsten damaliger Zeit berragte. Wegen seiner Fertigkeit im Lateinischen wurde er Cicero genannt. Seine Regierung
x) Die Stadt Salzwedel huldigt dem Kurfrsten Albrecht Achilles 1471.
2) Das hohenzollernsche Hausgesetz des Albrecht Achilles 1473.
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der Groe die erworbenen Ansprche in den schlesischen Kriegen geltend zu machen gewut. Im Jahre 1569 gelang es auch Joachim, fr sich il69 und seine Erben die Mitbelehnung mit dem Herzogtum Preußen von dem Könige von Polen zu erlangen, und er legte dadurch den Grund zur Ausbreitung der brandenburgischen Macht an der Ostsee.1) Sein Ratgeber in allen diesen Unternehmungen war der kluge Kanzler Lamprecht Distelmeier, dessen Verdienst es auch war, die innere Verwaltung der Mark gebessert zu haben. Die verschwenderische Hofhaltung und die gro-artigen Bauten Joachims kosteten aber dem Lande groe Summen. Um nun den Stnden nicht gar zu sehr zur Last zu fallen, gestattete Joachim den Juden gegen bedeutende Barzahlung die Rckkehr in die Mark und ernannte einen von ihnen, den Lippold, der ihm bedeutende Vorschsse machte, zu seinem Mnzmeister; doch mibrauchte dieser das Vertrauen des Kurfrsten. Im Januar 1571 starb Joachim, zehn Tage spter sein Bruder Johann, der keine Erben hinterlie.
Der kalte und strenge Johann Georg (15711598) suchte nach des Vaters Tode die ihm hmterlassene Schuldenlast durch eigene Spar-samkeit und kluge Verwaltung zu tilgen; den Juden Lippold lie er grau-sam hinrichten und verwies die Juden abermals aus dem Lande. Den berhand nehmenden Luxus dmpfte er durch strenge Verordnungen. Kurz vor seinem Tode bestimmte er eine Teilung des Landes unter seine beiden Shne.
Joachim Friedrich (15981608) ergriff aber nach des Vaters Ableben von dem ganzen Lande Besitz und besttigte durch den Haus-vertrag zu Gera (1598) nochmals fr ewige Zeiten die Unteilbarkeit der Mark mit allen Nebenlndern nach dem Hausgesetz des Albrecht Achilles. Die Staatsverwaltung erleichterte und verbesserte er durch Einrichtung des Geheimratskollegiums, dem die berwachung der Finanzen, die Sorge fr Handel Gewerbe und das Kriegswesen oblag; der oberste Beamte des Kurfrsten blieb der Kanzler.
Johann Sigismund (16081619). Johann Georg und Joachim Friedrich waren eifrigst darauf bedacht gewesen, die Mitbelehnung mit Preußen zu erhalten. Auch Johann Sigismund, der mit Anna, der ltesten Tochter des Herzogs Albrecht Friedrich und dessen Gemahlin Eleonore von Cleve, vermhlt war, stand gerade im Begriff, sich von Knigsberg aus bei dem Könige von Polen um die Mitbelehnung zu be-werben. Ehe er jedoch das Ziel seiner Reise erreichte, erhielt er die
1) Die Mitbelehnung Joachims Ii. mit dem Herzogtum Preußen.
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wollten sie einen Fürsten aus einem deutschen einflureichen Frstenhause zum Hochmeister whlen. Die Wahl fiel 1511 auf den Markgrafen Alb recht von Brandenburg-Ansbach, einen Neffen des Knigs Sigismund von Polen. Auch dieser versuchte, der Lehnspflicht ledig zu werden, aber ver-geblich, denn das deutsche Reich gewhrte keine Hlfe. Da nun in Preußen sich die Reformation mit groer Schnelligkeit ausbreitete, so rieten Luther und Melanchthon dem Hochmeister, den Orden aufzulsen und den alten Ordensftaat in ein weltliches Frstentum umzuwandeln. Diesen Rat befolgte Albrecht. In dem Lehnsvertrage zu Krakau 1525 er- isss kannte er den König von Polen als seinen Lehnsherrn an und empfing von ihm die Belehnung mit Preußen als einem erblichen Herzogtums) Die Ordensritter wurden durch Anweisung von Gtern befriedigt und traten in den weltlichen Stand. Nur einige wenige waren mit der Aufhebung des Ordens nicht zufrieden und begaben sich nach Mergentheim an der Tauber in Wrttemberg, wo sich der Rest des deutschen Ordens bis zu seiner Auf-lfung 1809 durch Napoleon behauptete.
Gleich nach dem Vertrage von Krakau trat der nunmehrige Herzog Albrecht von Preußen (152568) zum Luthertum der, vermhlte sich mit einer dnischen Prinzessin und legte 1544 den Grund zu der Univer-sitt (Albertina) in seiner Hauptstadt Knigsberg. Die Verwaltung des neuen Herzogtums wurde in der Art geordnet, da an die Stelle der frheren obersten Ordensgebietiger vier Regimentsrte traten. Aus den frheren Komturbezirken wurden Hauptmter, deren Verwalter Amtshauptleute hieen.
Auf Herzog Albrecht L folgte sein unmndiger Sohn Albrecht n. Friedrich (1568 1618), dem aber hochfahrende Rte, die die Re-gierung fhrten, so viel Krnkungen bereiteten, da er allmhlich in eine geistige Krankheit verfiel, die durch widersinnige Heilmittel noch verschlimmert wurde; er ist nie zu einer selbstndigen Regierung gekommen. Im Jahre 1573, unmittelbar vor dem vlligen Ausbruch der Geistesstrung, wurde er mit Maria Eleonore von Jlich-Cleve vermhlt. Aus dieser Ehe gingen nur Tchter hervor. Das Land Preußen litt während der Regierungszeit Albrechts Ii. sehr unter der Miwirtschaft der Regierungsrte. Die Zu-stnde besserten sich erst, als nach dem Tode Albrechts H. der Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg, der Schwiegersohn Albrechts Dl, das Herzogtum Preußen mit der Mark Brandenburg vereinigte.
Nach E. Knaake und K. Lohmeyer.
*) Das Ordensland Preußen wird in ein Herzogtum verwandelt.
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hin wurde Danckelmann 1697 abgesetzt und ins Gefngnis geworfen. Erst in spteren Jahren wurde er wieder freigelassen. Der habgierige, rnkeschtige, gegen den Hof schmeichlerische, gegen Untergebene hochfahrende Gnstling war aber ein schlechter Ersatz fr den rechtschaffenen, charakter-festen Danckelmann.
Friedrichs religise Stellung und die Grndung der Universitt Halle. Der bedrngten Protestanten nahm sich Friedrich wie sein Vater an und um so mehr, da nach dem bertritt des kurschsischen Frsten-Hauses zum katholischen Bekenntnis Brandenburg den Beruf erhielt, Haupt und Hort der Evangelischen in Deutschland zu sein. Weit der 15000 franzsische Protestanten (Resugiss), die immer noch in Frankreich ihres Glaubens wegen verfolgt wurden, fanden in seinem Lande Aufnahme. Sie frderten durch regen Gewerbssinn den Wohlstand ihres neuen Vaterlandes nicht unwesentlich und trugen durch ihr Beispiel dazu bei, ein geselligeres Leben, feinere Sitten und Gewohnheiten zu verbreiten. Aber nicht nur nahm sich Friedrich in seinem lebendigen Eifer fr die evangelische Kirche der bedrngten Glaubensgenossen an, er war auch von Herzen der neuen, von Philipp Jakob Spener in Dresden und August Hermann Francke in Leipzig ausgegangenen Richtung der evangelischen Gottesgelehrsamkeit zugethan. Als Spener Dresden verlassen mute, machte ihn Friedrich zu seinem Hofprediger, und als der berhmte und geistreiche Rechtsgelehrte Christian Thomasius von der Universitt Leipzig verwiesen wurde, weil er in scharfer Weise den Geist der damaligen Theologie angegriffen hatte, fand er ebenfalls bei Friedrich in Berlin eine Zufluchtssttte. Jetzt dachte dieser daran, eine zweite Universitt im Lande zu grnden. Er gestattete Thomasius zunchst, in Halle Vorlesungen zu halten, und da sich bald viele Studierende zu diesen drngten, wurde 1692 in jener Stadt eine Universitt errichtet und 1694 eingeweiht.
Neben anderen tchtigen Mnnern wurde auch August Hermann Francke, der Leipzig hatte verlassen mssen, nach Halle als Lehrer be-rufen. Dieser, zugleich auch Prediger in der Vorstadt Glaucha, entfaltete bald die groartigste Thtigkeit fr Kirche und Schule, er wurde am 3. August 1698 der Grnder des Halleschen Waisenhauses, jenes Siegesdenkmals des Gottvertrauens und der Menschenliebe."
c) Die Erwerbung der preuischen Knigskrone und Friedrich I. als
König 1701-1713.
Der Abschlu des Kronvertrags mit dem Kaiser. Das glnzendste und in seinen Erfolgen groartigste Ereignis in der Regierung Friedrichs
Heinze, Die Geschichte, in. 4
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Heinze Friedrichs
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aber Preußen den Sporn zu immer weiterem Fortschritt erhalten. Treffend sagte spter der Enkel des ersten Preuenknigs, Friedrich der Groe: Friedrich I. schien zu seinen Nachfolgern zu sagen: ich habe euch einen Titel erworben, macht euch dessen wrdig; ich habe den Grund zu eurer Gre gelegt, vollendet das Werk!"
Friedrichs Sorge fr Kunst und Wissenschaft. Seine Prachtliebe. Wenngleich König Friedrich fr Erhaltung und Vermehrung des stehenden Heeres, das ihm als die wichtigste Sule der Monarchie galt, unablssig bemht war, so waren doch auch Kunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe Gegenstnde seiner Frsorge. Nach dem Plane des groen Philosophen Leibniz lie er in Berlin die Akademie der Wissenschaften" einrichten (1700), nachdem bereits schon 1699 eine Akademie der Knste" gegrndet war. Diese blhte besonders unter dem hochberhmten Meister Schlter, der die Reiterstatue des Groen Kurfrsten auf der langen Brcke in Berlin schuf und zur Zierde der Hauptstadt das herrliche Zeug-haus erbaute.
Verderblich fr das Land wurde aber die bertriebene Pracht-liebe, die Friedrich nach dem Muster des Hofes von Versailles auch am brandenburgischen Hofe entfaltete. Die glnzendsten und kostspieligsten Festlichkeiten folgten schnell auf einander. Der Hofstaat war zahlreich und glnzend, und selbst im tglichen Leben war die Hofhaltung prunkvoll und kostspielig. Wenn die Zeit der Mittagstafel herangekommen war, gaben 24 Trompeter unter Paukenschlag das Zeichen zu ihren Beginn. In den Vorzimmern Friedrichs mute man durch eine lange Kette verschiedenartigster Hofbeamten, ehe man zu dem Fürsten selbst gelangte. Dazu verschlangen die Kriege, an denen Friedrich teil nahm, viele Millionen, so da, um alle diese bedeutenden Ausgaben bestreiten zu knnen, die ohnehin schon durch Steuern schwer belasteten Unterthanen mit neuen Steuern belegt wurden. Man erhob eine Kopf-, eine Karossen- und eine Perrckensteuer, und doch herrschte am Hofe Geldnot nach wie vor. Diese benutzte ein schlauer Betrger, welcher sich Graf Ruggiero nannte und vorgab, da er mittelst der Alchimie Gold machen knne. Lange Zeit hinterging und betrog er den König, bis er endlich berfhrt und zur Strafe in einem Kleide von Goldschaum an einem mit Goldschaum beklebten Galgen gehenkt ward.
Am nachteiligsten war aber die Regierung des Ministers Warten-berg und seiner Gesinnungsgenossen Wartensleben und Wittgenstein, die vom Volke als das dreifache Weh" bezeichnet wurden. Wartenberg gebrauchte fr seine Tafel allein 30000 Thaler, und seine, anmaende Frau, von niederer Herkunft und ohne alle Bildung, vergeudete die grten
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bindung mit eingelassenen Spiegeln, glitzernden Gtaslstern, Porzellan-kmmen und chinesisch-japanischen Kunsterzeugnissen. Die Mbel sind zierlich mit gebogenen Flchen und geschweiften Beinen. Bei Anwendung von Farben werden alle krftigen Tne und tieferen Schatten vermieden und lichte, rosige Farben angewandt. (Fig. 5.)
Der Auenbau erfuhr insofern eine Wandlung, als man weniger Wert auf die majesttische Erscheinung des Bauwerkes, auf die Anlage groer durch mehrere Geschosse gehender Treppen legte, sondern gem der franzsischen Etikette, die es fr unschicklich erklrte, groe Herren viele Stufen steigen zu lassen, die Zahl der Stockwerke beschrnkte. Man baute sogar viele einstckige Schlsser, so Sanssouci in Potsdam, Amalienburg im Nymphenburger Park bei Mnchen, Wilhelmsthal bei Kassel u. a. Was der Majestt des Bauwerks in der Hhe abging, wurde nun durch die kolossale Lngenausdehnung der Front erstrebt; von jetzt ab galt ein Schlo um so vornehmer, je weiter sich seine Flgel dehnten. Der grte deutsche Baumeister der Rokokozeit ist Balthasar Neumann (f 1753), dessen Hauptwerk, die Residenz des Frstbischofs zu Wrzburg, eins der groartigsten Bauwerke Deutschlands im 18. Jahrhundert ist. Neumann stellt sich wrdig der Berliner Wenzel von Knobelsdorf (f 1753) an die Seite, der erst Artillerieofsizier war und darauf der Architekt Friedrichs des Groen wurde. Er war in Paris gebildet und zeichnete sich aus durch hohe Begabung und seinen, klassischen Geschmack. Seine Hauptwerke sind das Schlo Sanssouci in Potsdam, dessen Nordfront mit der Kolonnade sein feines Verstndnis fr die Architektur und dessen Jnnenrume das anmutigste Rokoko zeigen, der Ausbau des Stadt-schlosses in Potsdam und das Berliner Opernhaus.
Um das Jahr 1770 endete in Deutschland das Rokoko, und nun erst fhrten die Bestrebungen Winckelmanns eine durch erneutes und tiefer eindringendes Studium des klassischen Altertums abweichende Bauart herbei. Man verlie das Schnrkelwesen des Rokoko und kehrte zu den reinen Formen der griechischen Kunst zurck.
C. Die Zeit der franzsischen Revolution.
1. Die franzsische Devolution von 17891799.
a) Die Veranlassung.
Auf politischem und sozialem Gebiete fhrte die Aufklrung zur Beseitigung der bestehenden Verhltnisse zuerst in Frankreich, wo die Zustnde durch die Miregierung Ludwigs Xv. vllig unhaltbar geworden waren. Whrend in den meisten europischen
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Formen und Verzierungen einer geschmacklosen Willkr, berladung und Unschnheit verfiel, blieb ihr fr die architektonische Anordnung im all-gemeinen, namentlich fr die Anlage von Auffahrten und Freitreppen von Vorpltzen, Hofrumen, Treppenhusern, Zimmern und Slen ein gesunder Schnheitssinn und ein Gefhl fr Wrde. Wenn diese Eigenschaften den Barockstil zur Ausfhrung von Palastbauten befhigten, so konnte es ihm jedoch nie gelingen, im Kirchenbau die Wirkungen des Erhabenen und Erbaulichen hervorzubringen. Und doch wurden auch im Barockstil namentlich von dem Jesuitenorden viele Kirchen gebaut (Jesuitenstil). Die Neuerung des Barocks auf dem Gebiete des Kirchenbaues war nach italienischem Muster die Verbindung von Langhaus- und Kuppelbau (Centralbau). Siehe die Frauenkirche in Dresden. (Fig. 7) Zur Ausfhrung der Barockbauten in Deutschland wurden viele italienische und franzsische Baumeister ins Land gezogen, deutsche Knstler bildeten sich bei ihnen oder gingen zu ihrer Ausbildung nach Paris und Rom.
Noch zu Ausgang des 17. Jahrhunderts machte sich im Gegensatz zur ppigkeit des neuen Stils eine ernstere, klassische Richtung geltend, die vor allem der Architektur der Plastik gegenber zu ihrem Rechte ver-half; diese Richtung hatte ihren Boden namentlich in Berlin. Hier er-baute seit 1685 Nering eins der edelsten Werke dieser Richtung, das heute zur preuischen Ruhmeshalle umgestaltete Zeughaus (Fig. 1), eine geradezu kassische Schpfung. Der herrlichste Schmuck des Zeughauses sind die er-greifenden Kpfe sterbender Krieger, die im Hofe der den Fenstern angebracht sind. Sie sind von einem der grten Knstler dieser Zeit, Andreas Schlter aus Hamburg (16621714), gearbeitet, der auch die kolossale bronzene Reiterstatue des Groen Kurfrsten auf der Langen Brcke (Fig. 3) schuf, ein Werk von groartigem Aufbau, von mchtiger Bewegung und vollendeter Formbehandlung. Ebenso bedeutend wie als Bildhauer war Andreas Schlter auch als Baumeister. Er wurde (1699) mit dem Umbau und der Verschnerung des Schlosses in Berlin (Fig. 2) beauftragt und schuf in dem preuischen Knigsschlo das gro-artigste Werk der Barockarchitektur. Schlters Nachfolger im Schlobau war, nachdem er durch Kabalen aus dem Amte eines Hofbaumeisters ver-drngt war, seit 1706 sein Nebenbuhler Eosander von Goethe aus Riga; er erbaute den Westflgel mit dem nach dem Muster des Konstantinbogens errichteten Hauptportal.
Die drei Hauptwerke des Barockstils in Dresden sind der Zwinger (Fig. 6) (begonnen 1711), die Frauenkirche (Fig. 7) und die Hofkirche. Der Zwinger (erbaut von dem Dresdener Pppelmann) ist ein Prunkhof,
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von 70 Millionen Thalern. Das Heer betrug 200000 Mann bei einem Staate von 3600 Quadratmeilen und etwa 6 Millionen Einwohnern. Um es auf diese Strke zu bringen, bediente sich der König des Werbe-systems in ausgedehntem Mastabe. Nur die Hlfte seiner Truppen be-stand aus Landeskindern, die andern waren geworbene Auslnder. Um den sittlichen Geist und die militrische Ehre im Soldatenstande zu erhhen, traf der König alle nur erdenklichen Einrichtungen und Bestimmungen; er vermochte aber dadurch wie auch durch die strengste Disziplin die bel des Werbesystems nicht zu beseitigen. Seine Armee war aber die beste und schlagfertigste.
Fr die geistige Bildung des Volkes konnte Friedrich Verhltnis-mig wenig thun, da die materiellen Interessen des Staates einen zu groen Teil der Staatseinknfte in Anspruch nahmen. Trotzdem erhielt das Volksschulwesen durch das vortreffliche General-Landschulreglement", das 1763 erschien, und durch den Freiherrn Eberhard von Rochow manche Frderung. Auch fr die Kunst und Wissenschaft blieben wenig Mittel brig. Doch stellte Friedrich die Akademie der Wissenschaften wieder her und beteiligte sich selbst an ihren Arbeiten. Er baute das Schlo in Sanssouci, das sein Lieblingsaufenthalt wurde, das Neue Palais in Pots-dam, das Opernhaus, die katholische Hedwigskirche und den Dom in Berlin. Die Glaubensduldung wurde so streng beobachtet, da Friedrich sogar die Jesuiten duldete, während alle andern Staaten sie verjagten.
Dem Sinne des Knigs fr Recht und Gerechtigkeit entsprachen auch seine Bemhungen, die Lage derbauern zu bessern.1) Sie sind ihm eine achtbare Krperschaft der Bevlkerung", die Pflegevter der Gesellschaft", welche die Lasten der Staaten tragen und die Arbeit verrichten. Er er-mdete nicht in Versuchen und Anstalten, die Frondienste zu beschrnken, aber bei dem Widerstande, der ihm von den Herrschaften entgegentrat, mute er sich bescheiden, sie aus willkrlichen in gesetzliche umzuwandeln. Er beschrnkte sie auf ein bestimmtes Ma und trat jeder Bedrckung mit Schrfe entgegen.
6. Friedrichs des Gr. Keensweife und fein Tod.
Sein Tageslauf. Als der erste Diener seines Staates wollte Friedrich auch der thtigste sein. In allen seinen Geschften, in seiner ganzen Lebenseinrichtung herrschte darum die grte Ordnung, und jede Stunde hatte ihre eigenste Bestimmung. Schon um drei Uhr morgens im Sommer,
x) Der Bauernstand im achtzehnten Jahrhundert.
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Extrahierte Ortsnamen: Sanssouci Hedwigskirche Berlin
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Die Kunst. Der Geist der Romantik erfllte auch die Kunst. Die romantische Richtung in der Malerei entwickelte sich in Rom durch die deutschen Maler Carstens und Overbeck, die sich an Drer eng an-schloffen. Der bedeutendste Vertreter war der sehr vielseitige Peter Cor-nelius, der in herrlichen Bildern zur Verschnerung der Glyptothek (Statuen-sammluug) und Pinakothek (Gemldesammlung) in Mnchen die Fresko-malerei wieder anwandte. In den. Fresken der Glyptothek verherrlicht er die antike Götter- und Heroenwelt, während er in der Pinakothek die Ge-schichte der christlichen Kunst schildert. Sein gewaltigstes Werk sind die Gemldeentwrfe (Kartons) zu der von Friedrich Wilhelm Iv. geplanten, aber nicht ausgefhrten Knigsgrust in Berlin, in denen er die Erlsung von der Snde durch Christi Leben und Leiden, das Ende aller Dinge, das jngste Gericht und die Auferstehung zum ewigen Leben voll erhabener Schnheit und erschtternder Gewalt darstellte. Unter Cornelius Schlern zeichnete sich Wilhelm Kaulbach aus, dessen Hauptwerk die Wandgemlde im Neuen Museum zu Berlin, sechs symbolisch-historische Darstellungen, sind. In der Bildhauerei ragte neben dem Italiener Canova und dem hoch begabten Dnen Thorwaldsen (der segnende Christus) in Deutsch-land Dannecker aus Stuttgart (Schillerbste, Ariadne auf Naxos) hervor. Ebenbrtig traten ihm in Berlin Schadow (die Siegesgttin auf dem Brandenburger Thor) und vor allem Christian Rauch 17771857 (Denkmal Friedrichs des Groen, die Marmorbilder der Knigin Luise und Friedrich Wilhelms Hl im Mausoleum in Charlottenburg) zur Seite, der der Bildhauerkunst eine nationale Richtung gegeben hat, ohne sie der sreiesten Bewegung nach allen Seiten zu berauben. Nach den Befreiungs-kriegen schuf er die Standbilder Blchers, Scharnhorsts, Blows von Denne-witz. Am bekanntesten sind auerdem das Denkmal Friedrichs des Groen und das Grabdenkmal der Knigin Luise im Mausoleum zu Charlotten-brg. Nach Rauchs Tode lebte die berlieferung des Meisters in einer groen Schule fort, deren zahlreiche Vertreter Berlin zu der ersten Sttte moderner Bildnerei erhoben haben. Aus seiner Werkstatt sind viele be-deutende Knstler Berlins hervorgegangen. Heute ist der genialste Bild-Hauer Berlins Reinhold Begas, der Schpfer des Nationaldenkmals Kaiser Wilhelms des Groen vor dem kniglichen Schlo in Berlin. Aus der Schule Rauchs ging auch der schsische Meister Ernst Rietschel in Dresden hervor (Doppelbild Goethes und Schillers in Weimar und das groartige Lutherdenkmal in Worms). Sein bedeutendster Schler und geistiger Erbe ist Johannes Schilling mit seinen Gruppen der vier Tageszeiten fr die Brhlfche Terrasse in Dresden und dem National-
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Extrahierte Personennamen: Carstens Overbeck Peter_Cor-nelius Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Christi Cornelius_Schlern Wilhelm_Kaulbach Wilhelm Christus Christian_Rauch Friedrichs Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrichs Berlins_Reinhold_Begas Wilhelms Ernst_Rietschel Ernst Goethes Johannes_Schilling
Extrahierte Ortsnamen: Rom Mnchen Berlin Berlin Deutsch-land_Dannecker Stuttgart Berlin_Schadow Charlottenburg Berlin Berlins Berlin Dresden Weimar Worms Dresden
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte, Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preußen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
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benfmal auf dem Nieberwalb. In Mnchen wirkte Ludwig Schwanthaler (Kolossalstatue der Bavaria in Mnchen, die Ausschmckung der Walhalla bei Regensburg) und bestimmte die Richtung der ganzen Mnchener Bilb-hauerschule. In der neueren Zeit hat sich in der Monumentalplastik fr Denkmler, die in der Umgebung der Natur auf Fernwirkung bestimmt stnb, ein eigenartiger Stil ausgebilbet, der in der fast untergeorbneten Verbinbung der Bilbhauerkunst mit der Architektur, die den Unterbau liefert und die Form des Denkmals bestimmt, bertoltigenb wirkt. Als erstes Werk dieser Richtung ist das Hermannsbenkmal von Ernst Banbel auf der Grotenburg zu bezeichnen; nach 1871 hat Bruno Schmitz in seinem Kyffhuserbenkmal (Fig. 9) und dem Kaiser Wilhelmbenkmal auf dem Wittekinbsberg an der Porta Vollenbetes geschaffen.
In der Baukunst erwarb sich die romantische Schule das Verbienst, das nchterne Geschlecht auf den tiefen Gebankeninhalt und die eble Form der alten deutschen Baukunst von neuem hinzuweisen. Besonbers thtig bafr waren die Brber Boisserse aus Kln. Trotzbem schlo sich der bebeutenbste Knstler auf architektonischem Gebiete, Frtebrtch Schinkel (17811814) in Berlin, lebiglich an die klassischen Formen der griechischen Baukunst an, die er vllig frei beherrschte und stets dem jebesmaligen Bebrfnis mit Geschmack anpate. Dabei verstaub er es sehr wohl, sich auch in den Formen des Mittelalters zu bewegen und alle von ihnen bargebotenen Mittel zu benutzen. Als die bebeutenbsteu seiner Werke antiken Stils stnb zu nennen das Alte Museum, das Schauspielhaus (Fig. 8) und die Hauptwache in Berlin. Auch die Neubelebung der gotischen Bauweise hat Schinkel durch sein Vorbilb (Werberfche Kirche und Kriegsbenkmal auf dem Kreuzberge in Berlin) gefrbert. Sein Schler August Stter baute zu Berlin das Nene Museum und die Schlokuppel, Heinrich Strack die Nationalgalerie und die Siegessule.
Trotz der Bemhungen namentlich des kunstsinnigen bayrischen Knigs Maximilian Ii., die Knstler zur Erfinbnng eines neuen Baustils an-zuregen, entbehrt die Gegenwart eines solchen. Es scheint, als habe die Baukunst ihre Eutwickelung beenbigt, und so erschpft sich die groartige Bauthtigkeit der Gegenwart im Profanbau fast ausschlielich in der Nachahmung der verschiedenen Erscheinungsformen der Renaissance, whrenb man im Kirchenbau zu den Stilarten des Mittelalters zurckkehrt.
Die Naturwissenschaften. Auer den von den Romantikern hervorgerufenen und besonbers gefrderten Wissenschaften (S. 200) wrbe das Felb der Naturwissenschaften am meisten bebaut, und einige ihrer Zweige erlangten eine nie geahnte Hhe der Ausbilbung. Ihre Errungen-
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