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13. Die Menschenwelt.
62. Russisches Bauernhaus (Blockhaus).
Der Überfluß an Holz führt in waldreichen Ländern zum reinen Holzbau, nicht nur auf dem Lande,
sondern auch in Städten. Die Bauart des russischen Blockhauses ist plump, doch der Witterung ent-
sprechend. Auf ungefügen, sturmsicheren Palisadenwänden ruht ein festes, mit Schindeln gedecktes Dach,
das wegen der starken Schneefälle des Winters sehr steil angelegt ist. Es steht breit über und schützt
einen Streifen rings um das Haus vor Regen.
63. Oberitalisches Bauernhaus.
Das italische Bauernhaus ist ein kubischer, flüchtig hergestellter Steinbau mit flachem Dach, der aber bei
dem milden Klima seinen Bewohnern doch genügend Schutz gewährt. Die eine Hälfte des Hauses enthält
die Wohnräume, in der andern ist unten das Vieh, oben die Ernte untergebracht. Meist machen
die weiß getünchten Häuser, wie die ländliche Bevölkerung selbst, einen wenig gepflegten Eindruck, denn au'
dem Lande wie in der Stadt spielt sich ein viel größerer Teil des Lebens unter freiem Himmel ab als bei uns.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Charakter-Amphibien Afrikas. 83
durch beschwerlich fallen; ein kleiner Vogel, den er Trochilus
nennt, wage es, diese Insekten selbst bis in den Rachen des
Ungeheuers zu verfolgen. — eine Beobachtung, die jetzt außer
allen Zweifel gesetzt worden ist. Blutsaugende Stechmücken
dringen nämlich in solcher Menge in den Schlund des Krokodils
ein, daß sie, seinen hellgelben Rachen dicht besetzend, eine dicke,
schwärzliche Kruste bilden. Aber zum Glück für das geplagte
Tier giebt es einen kleinen Vogel — es ist ein kleiner Regen-
Pfeifer (Krokodilwächter genannt), — welcher von Ort zu Ort
fliegt und jedes Plätzchen besucht. Augelockt durch das Futter,
geht er selbst in den Rachen des eingeschlafenen oder sich schlafend
stellenden Krokodils und frißt dort die peinigenden Insekten weg.
Ist es aber etwa sehr auffallend, daß das Krokodil seinen Be-
freier nicht auffrißt? Wissen wir nicht, daß der Schakal dem
Tiger folgt, daß der gefräßige Hai dem Pilotenfisch kein Leid
thut, daß die Osenhacker, die Madenfresser und andere Vögel
die Insekten vom Rücken der Rinder, Kamele und selbst der
Elefanten ungestört ablesen? So viel Instinkt darf man dem
Krokodil wohl zutrauen, daß es einen Wohlthäter nicht ver-
kennt, der es von einer wahrscheinlich großen Plage befreit.
Iv. Nordamerika.
A. Allgemeine Übersicht.
Amerika, welches an Fülle der Pflanzenwelt keinem anderen
Erdteile nachsteht, zeigt eine auffallende Armut feiner Fauna
im Vergleich mit dem Reichtum des südlichen Asien und des
tropischen Afrika. Es fehlen ihm die Riesenformen der Dick-
häuter (Nashorn. Flußpferd, Elefant, Giraffe) der Alten Welt,
und was iu der Neuen Welt an Tiertypen der alten einiger-
maßen entspricht, erscheint wie eine verkleinerte, übelgeluugene
Nachbildung jener gewaltigen Vorbilder: So mnß für den
Wüstenkönig der feige Puma, für den Königstiger die minder
beherzte Unze, für das Krokodil der Alligator Ersatz leisten,
und an Stelle der menschenähnlichen, ungeschwünzten Affen
finden sich in Amerika die Affen mit Roll- und Greifschwän-
zen vor.
6*
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Extrahierte Personennamen: Pfeifer
Extrahierte Ortsnamen: Afrikas Nordamerika Amerika Asien Afrika Amerika
§ 98, 99
Europa.
16
Reiher, Störche und rosafarbige Flamingos. Wie traurig aber wird das Bild
der Steppe in den überaus heißen, trockenen Sommermonaten! Da erstirbt
fast alles Pflanzenleben unter den glühend heißen Sonnenstrahlen; nun liegt
die Steppe da grau in grau, ein Bild des Todes. Das ist eine böse Zeit
für die Herden. Im kurzen Herbst erwachen unter befruchtenden Regengüssen
die Gräser wieder zu neuem Leben. Der lange kalte Winter bringt den Herden
aber neue Not. Zwar fällt nur wenig Schnee, und das Vieh findet feine
notdürftige Nahrung im Freien; die seltenen, aber furchtbaren Schneestürme
bringen oft Hunderten, die sich vor ihnen durch Flucht retten wollen, in
verschneiten Schluchten und Seen Tod und Verderben. — Die Kosaken
wohnen in langgestreckten Dörfern. Sie sind ein Hirtenvolk. Groß ist
der Reichtum an Pferden, Rindern und Schafen. Auf der Halbinsel Krim
und nördlich davon, serner in der Kaspischen Senke wird auch das Kamel
als Haustier verwandt. Man zählt an 120000 Kamele. Auf 100 Ein-
wohner kommen 108 Stück Rindvieh (in Dänemark 71, in Deutschland 32).
Ist das Gebiet der Schwarzerde die Kornkammer, so ist die Steppe die Fleisch-
kammer Rußlands. Außer lebendem Vieh wird von hier viel Butter versandt.
Rußland ist für Deutschland der bedeutendste Butterlieferant, dann folgt
Holland und dann Dänemark. — In vielen fruchtbareren Bezirken gewinnt
aber die Steppe in den letzten Jahrzehnten das Bild der Schwarzerde, da
man viel Weideland in Ackerland umgebrochen hat.
Aufgaben: 1. Die Steppe in den vier Jahreszeiten. 2. Der wirtschaftliche Wert
der Steppe.
§ 99. Das kleinste unter den vier Pflanzengebieten ist das der immer-
grünen Laubbäume; es umfaßt die Küstenlandschaft des Golfes von Lyon
und den größeren südlichen Teil des Rhonebeckens. Verlassen wir das Saöne-
becken, das noch ganz das Gepräge der Oberrheinischen Tiefebene trägt, und
wandern wir im Rhonebecken nach S, fo umfängt uns bald eine Landschaft
mit einer ganz fremdartigen Pflanzenwelt. In den Niederungen breiten sich
neben Weizenfeldern große Maisfelder aus. Ausgedehnte Waldungen, die den
deutschen Landschaften ihren Hauptreiz verleihen, treffen wir nicht mehr. An
ihre Stelle treten Haine von Maulbeerbäumen, edlen Kastanien, immergrünen
Eichen, Pinien und Ölbäumen, niedrige Gebüsche von Lorbeer, Myrte, Ole-
ander und Buchsbaum. Überall gedeiht die Zwergpalme, und an der französischen
Riviera (— Gestade), die den Südsaum der Alpen bildet, gedeiht sogar die
Dattelpalme in stolzer Höhe; jedoch gelangen hier ihre Früchte noch nicht
zur Reife. In den Gärten reifen außer unseren Obstarten Pfirsiche, Mandeln,
Feigen, Apfelsinen, Zitronen und überall ein feuriger Wein. Die Perle unter
den Landschaften Europas ist die Riviera. Selbst im Januar beträgt hier
die Durchschnittstemperatur + 8 bis 9°. Schon im Februar blühen die Pfirsich-
und Mandelbäume; im März pflückt man bereits die ersten Erdbeeren in
den Gärten; das ganze Jahr hindurch blühen Rosen und Kamelien. Von
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Dänemark Deutschland Deutschland Holland Lyon Europas
— 280 —
sich so in fruchtbare, lockere Erde verwandelt hat, oder dort, wo Sumpf-
flächen entwässert und trocken gelegt worden sind, finden wir herrliche
Wiesen mit saftigen Gräsern und Kräutern und schöne Felder, auf denen
langhalmiges Getreide mit schweren Ähren rauscht. Eine solche fruchtbare
Gegend liegt an der Donau zwischen Regensburg und Passau. (Zeigen!)
Sie führt den Namen „die Kornkammer Bayerns". Warum? —
Wiedergabe.
2. Aber noch aus einem anderen Grunde ist der größte Teil der
Hochebene so wenig fruchtbar. Die Hochebene hat eine sehr ungünstige
Witterung. Auf ihr regnet es viel mehr als bei uns. Nicht selten
bedecken auch dichte, feuchtkalte Nebel das Land. Sogar im Sommer
fegen oft kalte Winde über die weite Ebene. Da ist es kein Wunder,
daß Wein, Obst und zartes Gemüse nicht gedeihen. — Wiedergabe.
Zur sachlichen Besprechung.
a) Woher mag es kommen, daß die Süddeutsche Hochebene
eine so ungünstige Witterung hat? (An dieser schlechten
Witterung tragen die Alpen die Schuld. Sie halten die milden
Südwinde auf und senden dafür von ihren Höhen herab oft noch
im April und Mai eisige Luft. Sie versperren weiter den regen-
bringenden West- und Nordwinden den Weg und zwingen diese
Winde, ihre Feuchtigkeit abzusetzen. — (Erinnere an die kalte
Fensterscheibe, an der sich die Feuchtigkeit, welche die warme, vom
Ofen herströmende Luft mit sich führt, niederschlägt!)
b) Wie ist es um die Besiedelung der Hochebene bestellt?
Die Karte zeigt nur wenige große Städte. Wir haben sie schon
genannt. (München, Augsburg, Regensburg, Passau.) Der größte
Teil der Siedelungen besteht aus Dörfern und kleineren Städten.
ilv. Welche Staaten haben Anteil an der Hochebene?
Die Karte lehrt, daß sich in ihren Besitz drei Königreiche (Bayern,
Württemberg und Preußen) und ein Großherzogtum (Baden) teilen.
Preußen (Hohenzollern!) und Baden haben den geringsten Anteil.
Zusammenfassung des behandelten Stoffes nach folgenden Gesichts-
punkten:
Die Süddeutsche Hochebene.
1. Die Grenzen der Hochebene.
2. Die Bewässerung der Hochebene.
3. Die Bodenbeschaffenheit. (Moore — steiniger Boden — Korn-
kammer.)
4. Die Witterung. (Einfluß der Alpen.)
5. Die Staatszugehörigkeit.
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— 138 —
deren Reichtum das für den Schiffbau hochwichtige Tiekholz ist;
hier ist die Heimat des schwarzen Pfeffers, und auf der Höhe der
Berge wächst das Sandelholz, das köstlichen Weihrauch liefert. Die
Hochebene dagegen ist größtenteils trocken und steppenartig; sie
ist der Hauptsitz der Baumwollkultur und der Mohnpflanzungen
(Opium).
Die Dekan im Süden abschließenden Nil-Giri senken sich
zum Gap, durch das die Hauptstraße von Kalikut nach Madras
geht und das das letzte Stück des Westrandes, das Cardamom-
gebirge, lostrennt. Dieses Gebirge ist das höchste der Halbinsel
und an seiner Westseite bis zur halben Höhe mit Wald bekleidet;
an seinen Abhängen werden in den Pflanzungen der Chinarindenbaum,
die Cardamome, Kaffee und Tee gebaut.
Eine Jnselreihe, eine wahrscheinlich mehr als einmal hergestellte
und wieder zerstörte Sandanhäufung des Meeres, die auch die Palks-
straße von dem Manaargolfe trennt, führt nach Ceylon hinüber.
Ceylon, nach dem Beinamen des arischen Eroberers Singha (^ Löwe)
Singhala genannt, woraus der Name Ceylon entstanden ist, von
birnförmiger Gestalt, so groß wie Bayern ohne die Rheinpfalz, ist
ini N eine trockene Ebene, im übrigen von einem hufeisenförmig
sich nach N öffnenden Kammgebirge erfüllt, auf deffen sw-er Seite
der Adamspik (höchste Erhebung der Pedrotallagalla) sich erhebt
mit der Fußstapfe Adams (Buddhas, Siwas). Adam sah von hier
aus nach mohammedanischem Glauben das im siebenten Himmel ge-
legene Paradies. Ein irdisches Paradies erschaut der Blick jeden-
falls. Das Land erscheint wie ein üppiger Garten. Der Brotbaum,
der Kaschubaum verbreiten unter ihren Zweigen angenehmen Schatten
zwischen den Stämmen der Areka- und Kokospalme. Der schwarze
und der Betelpfeffer klimmen die hohen Bäume hinein; Kaffee, Zimt
und eine Menge blühender Sträucher füllen die Zwischenräume, und
die Menge des reizendsten Laubwerkes ist untereinander gemischt, wie
es sich keine Phantasie malen kann.
Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Ganz Vorderindien liegt
innerhalb der Jahresisotherme 20° C; im Innern und an der
Ostküste steigt das Jahresmittel bis 28° C und darüber. Während
aber die Januarisotherme von 20o C nur daö Dekan einschließt,
umfaßt das Gebiet von 28° und mehr Mitteltemperatur im wärmsten
Monat nicht nur Südindien, sondern auch Bengalen, Hindustan und
das Pandschab. Die höchsten Temperaturen verzeichnen unter
trockenen, glühenden Südwest- und Westwinden das Pandschab und
die Ostküste (bis 50°).
Die Niederschläge stehen mit den hier wehenden regelmäßigen
Luftströmungen, den Monsunen, im engsten Zusammenhang. Im
Nordsommer umweht der Südwestmonsun das Luftdruckminimum des
inneren Asiens und nimmt in Bengalen s-e, im Pandschab ö-e
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A. Bilder aus der Mchischcn Geschichte.
1. Griechenland und seine Bewohner.
1. Das Land. a. Lage und Gliederung. Griechenland oder Hellas, das sdlichste Stck der Balkanhalbinsel, im Osten vom Aegischen, im Sden und Westen vom Jonischen Meere begrenzt, ist nicht grer als das Knigreich Bayern. Das Meer dringt berall tief in das Land ein und bildet zahlreiche Buchten und treffliche Hfen, die meisten und besten an der Ostseite. Von da aus führen viele groe und kleine Inseln wie eine Brcke nach Kleinasien hinber. Die hafenreiche Kste und die Nhe der anderen Lnder lockte die Griechen frh auf die See. Auch im Innern ist das Land reich gegliedert. Hohe und steile Gebirgszge durchziehen es in Lnge und Breite. So entsteht eine Menge kleiner Landschaften und Gebiete, die, durch Gebirgszge von einander getrennt, nur schwer und selten miteinander verkehrten.
b. Klima und Bodenerzeugnisse. Die Winter sind regen-reich und milde, die Sommer hei und trocken, so da die Quellen und Flsse oft versiegen. Nur in den Gebirgslandschaften gibt es Eis und Schnee. Der Boden bringt Gerste, Weizen, Oel und Wein hervor. In den weidenreichen Gebirgsgegenden wurde Viehzucht ge-trieben, in den fruchtbaren Ebenen Ackerbau, an den Ksten Schiffahrt und Handel. Laub- und Nadelwlder schmcken die Gebirge; in den niederen Gegenden gedeihen Lorbeer, Myrte, Cypresse und andere immergrne Bume und Strucher. Der milde, heitere Himmel, der meist der dem schnen Lande strahlte, weckte in den Griechen den Sinn fr das Schne, Sonnige und Heitere.
c. Einteilung. Das griechische Festland gliedert sich in drei Teile: Nordgriechenland, Mittelgriechenland und den Peloponnes. Nordgriechenland umfate die beiden Landschaften Thessalien und Epirus, getrennt durch das Pindusgebirge. Thessalien, die stliche Landschaft, ist eine wasserreiche und fruchtbare Ebene, von hohen Bergen eingeschlossen, darunter der mchtige, schneebedeckte Olymp, der hchste Berg Griechenlands (3000 m), nach dem Glauben der alten Griechen der Wohnsitz der Götter. Im Sden wird Thessalien durch das Oetagebirge von Mittelgriechenland getrennt. Das Gebirge tritt hier dicht an das Meer heran, und nur ein schmaler Pa fhrt zwischen beiden hindurch nach Sden. Von den heien Quellen, die dort emporsprudeln, hat er den Namen Thermopylen, d. i. Tor bei den heien Quellen.
l*
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Eismeere. 91
gemacht wurde. Scheu und schnell steuern die Handelsschiffe,
wenn sie Kap Horn umsegelt haben, wieder nach Norden, und
auch der Walfischfänger flieht jene Meere, deren stürmischer
Wogenschlag die Jagd ebenso gefahrvoll, als erfolglos macht.
Begreiflich sonach, daß unsere Kenntnis der antarktischen Welt
eine sehr mangelhafte ist. Doch steht soviel außer Zweifel, daß
die Südpolargegenden unbewohnt sind; weder Moos noch Flechte,
nur Schnee und Eis bedeckt den nackten Boden, und vermutlich
ist der Südpol selbst von einer Eiskappe von 3 bis 4000 Km
Durchmesser umgeben.
In desto höheren! Grade nimmt dagegen das fast ganz
vom Festlande umschlossene Meer des Nordpols die Aufmerk-
samkeit in Anspruch. Drei Erdteile, Europa. Asien und
Amerika, haben sich wie in einem Ringe um denselben gelagert,
bald und zumeist mit flachen, einförmigen Küsten verlaufend,
bald in ein Labyrinth zerklüfteter Inseln aufgelöst. Überall
aber herrscht ein feindliches Klima. Auf weite Einöden verstreut,
fristen nomadische Horden eines traurig entarteten Stammes ein
Dasein, von dem keine Geschichte und keine Sage Kunde giebt,
während nur da, wo der wärmende Golsstrom die Küsten be-
rührt, auch der weiße Mensch dauernde Wohnsitze aufgeschlagen
hat. Denn wie der Erde, so verschließt hier zugleich dem Meere
ein allzu langer Winter den fruchtbaren Schoß. Nahen gegen
Ende des arktischen Sommers die ersten Fröste, so glättet sich
das Wasser des Strandes wie Öl; Buchten und Kanäle über-
ziehen sich mit der krystallenen Decke; bald breitet sich diese
weiter über die freieren offenen Flächen aus; und je seltener
gerade jetzt die Stürme, je schwächer der Seegang, um so mehr
erstarrt endlich alles unter dem eisigen Hauche. Es sind ver-
hältnismäßig sehr geringe Strecken dieser ungeheuren Eismassen,
welche der nebelverschleierte Strahl der zurückkehrenden Polar-
sonne wieder zu schmelzen vermag. Die Lankasterstraße und
der weiter westwärts liegende Melvillesund werden selten vor
der zweiten Hälfte des Juli fahrbar, ja auf den Hafenbuchteu
liegt dort das Eis bis tief iu den August hinein, so daß nur
eine äußerst kurze Frist für eine ungehinderte Schifffahrt übrig
bleibt, da schon im letzten Drittel des September neuer Frost
eintritt, und auch an den günstigsten Stellen das Wasser sich
nur etwa sechs Wochen srei erhält. So würde vielleicht dieses
ganze gewaltige Meer, das ein Gebiet von mindestens 200 000
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
64
Europas Jahreszeiten.
17. Europas Jahreszeiten.
Betrachtet man die Witterung nach den Jahreszeiten, so
findet man einen Unterschied zwischen dem N. und S. und
zwischen dem O. und W. unseres Erdteils. Der äußerste N.
über den sechzigsten Breitengrad hinaus hat uur zwei Jahres-
Zeiten, den Winter und Sommer und von den südlichsten Teilen
kann man ebenfalls nur zwei Jahreszeiten, den Sommer und
Frühlings) auuehmen. Der zwischen diesen beiden Teilen
liegende größere Strich hat der Jahreszeiten vier, den Frühling,
Sommer, Herbst und Winter. Im Winter, welcher um so
länger dauert, je weiter man nordwärts geht, 2) bietet Nord -
enrop a nur eine weite, hoch mit Schnee bedeckte, Oberfläche
dar; erstarrt und nicht selten bis auf den Grund ausgefroren
sind die Gewässer. Ein Teil der Tiere, welche im Sommer
die Gegend belebten, ist in Winterschlaf versunken. Die Vögel
sind wärmeren Ländern zugezogen. Die niedrig stehende Sonne
hat eiue rote Farbe, und wenn sie unter dem Horizonte steht,
verbreiten doch der Schnee und die Sterne in den langen Nächten
eine solche Helle, daß man im stände ist, Gegenstände in der
Ferne zu unterscheiden, ja grobe Schrift zu lesen. In Süd-
enropa werden nur die hoheu Gebirge beschneit, in den süd-
lichsten und tiefliegenden Gegenden sind Schnee und Eis den
Bewohnern fast unbekannt. Der Winter ist dort so, wie im
mittleren Enropa der April und Mai. Deshalb kommen Zug-
Vögel aus dem nördlichen und mittleren Europa hierher, nur
wenige Wandervögel verlassen Europa ganz, das Mittelmeer
überfliegend und dem heißen Afrika zneilend.3) Das plötzliche
Umwandeln der Natur im Frühlinge kennen Europas südliche
Länder uicht, indem ihnen grüne Bäume und Fluren nicht
fehlten und sie die lange Winterruhe der schlummernden Natur
So könnte man den Winter dort nennen!
2) Im äußersten N. beginnt der vollkommene Winter schon An-
fang Oktobers und dauert bis Ende April. Im S.-O. Rußlands liegt
der Schnee bis in die Mitte des Maimonats.
3) z, B. mehrere Schwalbenarten, Störche und Kraniche. Störche
bleiben öfter den Winter über im südlichsten Spanien, ebenso die
Nachtigallen; der Pirol aber zieht bis Indien.
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Europas O. Europa Europa Afrika Europas Spanien Indien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Europas Jahreszeiten. 65
nicht vor Augen hatten. Je weiter nach Norden, um so Plötz-
licher tritt der Frühling ein, in den nördlichsten Gegenden so
schnell, daß man in einigen Tagen die beschneiten Gegenden wie
durch einen Zauberschlag mit frischem Grün und Feldblumen
bedeckt, das große Heer der Insekten sich entwickeln und mehren,
und die ausgewanderten Vögel scharenweise wiederkehren sieht.
Aber zwischen Blüte- und Erntezeit ist nur ein kurzer Zwischen-
räum. — In den langen So mm er tagen wird die Luft so
erwärmt, daß sie in den kurzen Nächten bei weitem nicht so
abgekühlt wird als im südlichen Europa, und es in Italien vor
Aufgang der Sonne einem kälter vorkommt als im mittleren
Rußland. Im O. des mittleren Rußland wird die trockene
Hitze im Sommer so groß als im südlichsten Europa, und da-
selbst ebenfalls um die Mittagszeit die Arbeit eingestellt und
geruht. — Umgekehrt, wie der Frühling im N. später als süd-
wärts eintritt, kommt der Herbst dort früher und schneller
und währt kürzere Zeit. Der sog. Nachsommer im mittleren
Europa erinnert noch an die verflossene warme Jahreszeit.
Mit dem Reifen der Früchte und dem Gelbwerden des Laubes
nimmt die Zahl der Infekten ab, und Zugvögel, welche von
ihnen sich nährten, wandern dem S. zu. Das Laub fällt ab,
kalte Stürme bewegen der blattlosen Bäume leere Zweige, bis
Schnee und Eis das Dasein des Winters anzeigen.
18. Ein Tag unter dem Äquator. *)
Es ist drei Uhr morgens; ich verlasse meine Hängematte,
öffne die Läden und sehe hinaus in die dunkle, hehre Nacht.
Feierlich flimmern die Sterne und der Strom glänzt im Wider-
scheine des untergehenden Mondes zu mir herüber. Ich wandle
mit der Blendlaterne hinaus auf die kühle Veranda und betrachte
die Bäume und Gesträuche, welche um die Wohnung her stehen.
Manche schlafen mit dicht zusammengelegten Blättern, andere
aber ragen ausgebreitet in die stille Nacht auf. Gespensterhaft
flattern große Nachtschmetterlinge um das verführerische Licht
*) Der Naturforscher Martius schrieb diese Schilderung zu Para,
an der Mündung des Flusses gleiches Namens im nördlichen Brasilien,
1« südlich vom Äquator.
Buchholz, mathem. u. phhs. Erdkunde. 5
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Extrahierte Personennamen: Martius Buchholz
Extrahierte Ortsnamen: Europas Blüte- Europa Italien Europa Europa Brasilien