Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Vereinigte Staaten von Nordamerika. 161
Bei dieser allgemeinen Schilderung der Nordamerikaner ist jedoch
ein bedeutender Unterschied zwischen den Bewohnern der nördlichen
Staaten oder den Neuenglandern (den Aankees), den Bewohnern der
Lee zum zweitenmal auf Erden erschienen, und diese seine große
geistliche Mutter sey die Braut, des Lammes Weib. Sie glauben,
Christus sey nicht nur in der Gestalt der Ann Lee zum zweitenmal
hienieden erschienen, sondern cs sey zur Erlösung des weiblichen Ge-
schlechts unerläßlich und wesentlich nothwendig gewesen, daß eine
solche Erscheinung in einer Person ihres Geschlechts Statt gefunden
habe, indem die erste Ankunft Christi in der Gestalt des Mannes
nur die Erlösung des männlichen Geschlechts habe bewirken sollen.
Die Hauptgrundsatze ihrer Lehre sind: Gemeinschaft der Güter, völ-
lige Enthaltsamkeit hinsichtlich der Vermischung beider Geschlechter
und Verehrung der Gottheit durch Tanzen. Die Verbindlichkeit, Gott
durch Tanz zu verehren, gründet sich auf die Stelle der heil. Schrift:
2 Samuel., 6, 14, wonach David mit aller Macht vor dem Herrn tanzte.
Wenn eine Familie zu den Schäkers treten will, so müssen sogleich
geschwisterliche Verhältnisse zwischen Mann und Weib eintreten.
Wenn daher die Grundsätze dieser Menschen überhand nähmen, so
würde die Erde bald menschenleer werden. Die Shakers haben ihren
Hauptsitz zu Neu-Lebanon, etwa 6 M. von Albany, der Haupt-
stadt von Newyork. Der Herzog Bernhard von S. Weimar besuchte
diese Kolonie der Shakers und theilt in seiner Reisebeschreibung ei-
nige Nachrichten von dieser sonderbaren Sekte mit. Ein noch neuerer
Reisender (Adrian), der gleichfalls in New-Lebanon war, und ihrem
Gottesdienste beiwohnte, erzählt hiervon Folgendes: „Das Bethaus
war geräumig, einfach, schmucklos, aber äußerst reinlich, denn der Bo-
den war weißer und sauberer als der blankste Tisch in der besten
Haushaltung. Die Feierlichkeit und Würde der Versammlung wurde
durch eine vollkommne Stille und eine gänzlich bewegungslose Hal-
tung des Körpers noch erhöht. Nach einer langen Pause erhob sich
einer der Ältern langsam voir seinem Sitze, um eine Rede zu halten;
die ganze Gesellschaft stand augenblicklich auf. Am Schlüsse sang die
Versammlung eine Hymne. Während dieses Gesanges bewegten sie
ihre Füße unausgesetzt, ohne jedoch ihren Platz zu verändern. Dazu
kam ein possenhaftes Beugen und Neigen des Körpers von einer
Seite zur andern. Eine zweite kurze Ermahnung folgte, worauf ein
zweites eintöniges Lied gesungen wurde, welches man mit demselben
Tanzschritt und demselben Neigen des Körpers begleitete. Nach Been-
digung dieses Liedes..setzten sich alle nieder, und nach einer kurzen
Pause, rief einer der Ältern aus: „laßt uns arbeiten!" Jetzt standen
alle plötzlich auf und begannen eine Szene darzustellen, hinter der
jede Beschreibung zurückbleibe Nachdem die Bänke bei Seite geschafft
worden waren und die Männer ihre Röcke ausgezogen hatten, stellten
sie sich reihenweise auf und die Frauen thaten ein Gleiches. Sie be-
gannen nun ein Wackeln mit den Füßen und ein Rühren der Hände
vor der Brust. So schritten sie abwechselnd der Wand zu und ent-
fernten sich von ihr; dann drehten sie sich herum und bewegten sich
wieder in der entgegengesetzten Richtung vorwärts und rückwärts,
tanzend und gestikulirend, als seyen sie alle närrisch geworden. Alles
dies wurde mit einem unmusikalischen Ton durch die Nase begleitet.
Als diese Bewegung eine Zeit lang gedauert hatte, änderte sich plötz-
lich die Szene, eine größere Lebhaftigkeit trat ein; die frommest
Leute hüpften plötzlich in einem doppelten Kreise um den Saal, die
Cannabich's Hülfsbuch. Hi. Band. 11
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Christus Christi David David M._von_Albany Adrian)
Osmanisches Reich.
241
104. Ii. Band), Getreidefelder umgeben dieses Dorf, wiewohl es da-
selbst von Natur kaum eine Ebene giebt, die über 20 F. ins Gevierte
hat. Die Einwohner bauen mit großem Fleiße Terrassen, theils um
den Boden zu ebenen, theils um zu verhindern, daß die Erde nicht
von dem Regen im Winter heruntergewafchen werde, und um zu-
gleich das zur Wasserung ihrer Felder nöthige Wasser zurück zu halten.
Wasser ist im Überflüsse vorhanden, denn zahlreiche Quellen ergießen
sich an jeder Seite in den Kadifcha, dessen Quelle selbst 2 Stunden
weit von Bschirrai ist. Ein Reisender der neuern Zeit *), welcher den
Cedernhain besuchte, indem er von der Syrischen Stadt Tripoli seinen
Weg dahin nahm, erzählt hiervon Folgendes: „Von der Stelle von
wo aus wir Bschirrai zuerst zu sehen bekamen, hatten wir noch ^M.
bis zum Cedernhain, den wir bald darauf erreichten. Obgleich ich die
Baume nicht zahlte, so schienen mir doch über 8 bis 900 nicht vor-
handen zu seyn. **) Sie stehen im Hintergründe des Bschirrai-Thales,
welches hier von steilen, gelblichen und wie Hutköpfe geformten Ber-
gen umgeben ist. Der Cedernwald befindet sich auf einem sandigen,
steinigen Hügel dieses Thales, doch stehen rund umher auf ähnlichen
kleinen Hügeln noch einige einzelne Cedern. Alle waren vollkommen
ausgewachsen, und vergebens sah ich mich nach einem jungen Spröß-
ling zum Verpflanzen um. Diese Cedern, so wie der Ort selbst und
die Umgebungen hatten für mich etwas so Feierliches und Erhebendes,
daß es mich nicht Wunder nimmt, daß der Wald nicht bloß von den
aus fernsten Weltgegenden kommenden Pilgern, sondern auch von den
Maroniten, in deren Gebirgsbezirk er liegt, als eine heilige Statte be-
trachtet wird. Um die größern Baume, 20 bis 30 an der Zahl, ha»
den die Maroniten kleine Mauern, in Gestalt runder Altare, aufge-
führt, an denen sie an gewissen Festtagen, insbesondere am Feste der
Verklarung Christi, Messen lesen und Gottesdienst verrichten. Die
alten Cedern haben, dicht oberhalb der Wurzel, sich gewöhnlich in starke
Äste ausgebreitet, welche einem gemeinsamen Stamm angehören. Bei
allen bilden die Zweige einen rechten Winkel mit den Stammen, so
wie die Nadeln mit ihren Stielen. An Höhe kommen sie den grö-
ßern Tannen gleich, jedoch sind die, oft 8 bis 10 F. dicken Zweige bei
Weitem mehr ausgebreitet und buschiger. Die Stamme der größeren
und alteren Baume können kaum von 3 bis 6 Personen umspannt
werden und halten 36 bis 40 F. und darüber im Umkreise, und die
Höhe betragt von der Wurzel bis zu den Zweigen 20—24 F. Die
*) Berggren Reisen in Europa und im Morgenlande. Aus dem Schwe-
dischen übersetzt von Ungewitter. Darmstadt 1826. 3 Theile.
**) Andere Reisende geben eine geringere Zahl an, z. B. der berühmte
Burkhardt sagt: „von den ältesten und am besten aussehenden Bäumen
zählte ich 11 oder 12; 25 sehr große, ohngefähr 50 von mittlerer
Größe und mehr als 300 kleinere und junge." Buckingham schätzt
die Zahl dieser Cedern nur auf 200.
Cannabich's Hülfsbuch. Ii. Band.
16
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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Extrahierte Personennamen: Bschirrai Burkhardt
Extrahierte Ortsnamen: Kadifcha Christi Europa Morgenlande Darmstadt
242
Afi en.
Cedernadeln gleichen den Nadeln des Lerchenbaums und die Rinde der
der Fichten. Das Harz hat einen sehr aromatischen Geruch und wird
zu Raucherwerk gebraucht; das Holz an sich hat jedoch keinen Geruch.
Die Zapfen oder Samenkapseln sind wegen der Dichtheit ihrer Schup-
pen und wegen ihrer Eiform von den Tannew- und Fichtenzapfen et-
was verschieden, auch etwas großer, sobald sie nämlich völlig ausge-
wachsen sind." Die Stämme der alten Cedern sind mit den Namen
von Reisenden und andern Personen, welche sie besucht haben, bedeckt.
Burkhardt sah ein Datum aus dem 17ten Jahrhunderte. Bei meh-
reren Namen sind die Buchstaben 1 Fuß lang in den Stamm einge-
graben. Übrigens gehört die Ceder von Libanon so wie die andern
Ceder-Arten, zu dem Nadelholz. Man behauptet, daß sie ein Alter
von 2000 Jahren erreiche. Sie wird 100 F. und darüber hoch;
der Stamm treibt große Seitenaste, die sich wieder in eine Menge
Zweige theilen, welche sich herunterwarts neigen, große fächerförmige
Partien bilden und sehr viel Schatten gewahren, wodurch der Baum
ein sehr malerisches, majestätisches Ansehen gewinnt. Die Nadeln sitzen
büschelweise zusammen und haben eine Länge von 1| Zoll. Der
Baum begnügt sich mit einem schlechten Boden, liebt Anhöhen und
ist gegen Kalte nicht sehr empfindlich, daher er sich auch wohl in un-
sern Gegenden erziehen ließe. Man findet sie auch wirklich nicht sel-
ten in Englischen und Französischen Garten. So steht unter andern
in dem berühmten Pstanzengarten zu Paris eine prächtige Ceder von
Libanon, welche der berühmte Französische Naturforscher Tournesort
1734 als ein kleines Pflänzchen mitbrachte, und die so gut gediehen
ist, daß 1802 ihr Stamm 4| F. über dem Boden einen Umfang von
fast 8 Fuß hatte.
Unter den Bewohnern des Libanon sind vorzüglich die Drusen
und Maroniten bemerkenswerth, von welchen wir hier einige Nach-
richten folgen lassen. Die Drusen, über deren Ursprung große Dun-
kelheit herrscht, setzen ihre Entstehung in den Anfang des eilften Jahr-
hunderts unserer Zeitrechnung, und sind eine der merkwürdigsten Reli-
gionssekten des Orients. Fälschlich machen einige Gelehrten die Dru-
sen zu einer Französischen Kolonie, die wahrend der Kreuzzüge unter der
Anführung eines Grasen von Dreux, von dem Hauptheere abgekom-
men, sich genöthigt gesehen habe, auf dem Libanon eine Zufluchtsstätte
zu suchen. Allein die Drusen werden schon früher erwähnt und über-
dies ist die Sprache, deren sie sich bedienen, die rein Arabische, ohne
alle einen Europäischen Ursprung verrathende Beimischung. Vielmehr
sind sie aus einer heterodoxen Parthei der Muhamedaner entstanden.
Es bildeten sich nämlich nicht lange nach dem Tode Muhameds zwei
Hauptpartheien der Muhamedaner, die Sunniten und Schiiten
(s. S. 82« I. Bandes), und daraus entstanden mit der Zeit viele
Nebensekten. So war unter andern der Khalif von Ägypten Namens
H a k e m, der im I. 996 nach Christi Geburt den Thron bestieg, ein
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Burkhardt Dreux
Extrahierte Ortsnamen: Französischen_Garten Paris Christi
Turkestan.
289
<
jetzige Turkestan zu diesem, kam hernach unter die Botmäßigkeit der
Parther und spater ward es ein Bestandtheil des neupersischen Reichest
In der Mitte des 6teü Jahrhunderts nach Christi Geburt begannen die
Türken in diesen Gegenden sich auszubreiten und daselbst mächtig zu
werden. Diese, welche den Chinesen unter dem Namen Chiung-nu
schon lange vor Christi Geburt bekannt wurden, wohnten nördlich und
nordöstlich von den Chinesichen Provinzen Schansi und Schensi auf
dem Gebirge In - Schan (s. S. 202. Ii. Bandes), welches sich im
N. der großen Krümmung der Hoang-Ho erhebt. Vom I. 206 vor
Christi Geburt bis in die Mitte des ersten Jahrhunderts unterjochten
sie einen bedeutenden Theil von Mittelasien. Da sie jedoch später
aus diesen Gegenden verdrängt wurden, zogen sie sich weiter westwärts,
und eine ihrer Horden ließ sich an dem Goldberge (Altai) nieder,
machte sich unter dem Namen Tu-kiü bekannt und erweiterte nach
und nach ihre Gränze bis an den Kaspischen See. Der Name Türken
wurde hierauf (im 6. Jahrh, nach Christi Geburt) in Europa bekannt.
Zu Anfang des 7. Jahrhunderts drangen die Araber in Turkestan ein
und stießen hier auf die Türken. Nach dem Verfalle des Arabischen
Khalisats entstanden hier mehrere Türkische Herrschaften, welche Dschin-
gis-Khan, der Mongolen-Beherrscher, im 12. Jahrhunderte unterjochte.
Nach seinem Tode bekam einer seiner Söhne, Dschagatai Turkestan,
welches nach ihm den Namen Dschagatai erhielt. Und noch jetzt
herrschen Nachkommen desselben als Khane in mehreren Staaten Tur-
kestans; denn Turkestan besteht gegenwärtig aus mehreren von einander
unabhängigen Staaten, unter welchen, nach den neuesten Nachrichten
der Reisenden, Khokand, Usbekistan und Badakschan jetzt die mächtig-
sten seyn sollen.
Zu Turkestan gehört auch der Kaspische See, doch nur seine
Ostseite, denn seine Südseite gehört zu Persien und Iran und seine
West- und Nordseite zum Russischen Reiche. Dieser riesenhafte See,
den man seiner Größe wegen auch Kaspisches Meer nennt, ist
der größte See auf der Erde, nimmt mit seiner Oberstäche 10 Brei-
ten- und 5 Längengrade ein, und enthält 6000 oder nach Andern
6860 idm., so daß er nach der letztern Annahme größer als der
Preußische und Baiersche Staat zusammen genommen seyn würde.
Seine Länge beträgt 140 Meilen und seine Breite wechselt von 28
bis 63 M. Wahrscheinlich ist er der Überrest eines größern Meeres,
das einst das ganze Flachland in seiner Nahe weit und breit bedeckte
und mit dem Aralsee und dem Asowschen Meere zusammenhing. Der
Zusammenhang mit letzterm fand vermuthlich nordwestlich vom Kauka-
sus in der Gegend Statt, die der Manitsch und die Kuma durchfließen;
denn diese ganze Gegend ist flach, und mit niedrigen Hügeln des
reinsten Flugsandes bedeckt, worin man zahlreiche Muschelschalen, die
sowohl dem Schwarzen als Kaspischen Meere angehören, findet; häufig
finden sich in dieser Steppe Salzseen, ja der ganze Boden scheint mit
Cannabich's Hülfsbuch. Ii, Band. 19
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Extrahierte Personennamen: Christi Christi Dschagatai_Turkestan
Extrahierte Ortsnamen: Christi Mittelasien Kaspischen_See Christi Europa Usbekistan Kaspische_See
Osmanisches Reich.
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Volksfreuds besteht darin, daß man still und ruhig, mit langsamen
Schritten durch die Straßen und in den Umgebungen der Stadt
spazieren geht. Die Ruhe und Stille bei diesen Freudenfesten steht in
auffallendem Kontraste mit den Volksbelustigungen in den christlichen
Landern.
Noch müssen wir einige Nachricht von den Begräbnißfeierlichkck-
ten der Türken geben. Sobald ein Türke sterben will, legt man ihn
auf den Rücken, die rechte Seite gegen Mekka gewendet; in welcher
Lage er auch begraben werden muß. In das Zimmer des Kranken
bringt man einen kleinen Heerd, auf welchem Raucherwerk angezündet
wird; der Imam der nächsten Moschee wird geholt und liest ein
bestimmtes Kapitel des Koran und das Glaubensbekenntniß vor,
welches der Kranke still vor sich nach sagt. Nach dem letzten Athem-
zuge legt man ihm einen Sabel auf den Bauch und der nächste Ver-
wandte drückt ihm die Augen zu, indem er zugleich den Bart an das
Kinn festdrückt. Darauf wäscht man den Leichnam mit einem aro-
matischen Dekokt und streut wohlriechende Kräuter über den Kops und
den Bart. Stirn, Nase, die Hände, Füße und Knie werden mit
Kampfer gerieben, aus Achtung gegen diese Theile, weil sie am Gebete
Theil nehmen. Sodann wird der Körper in ein weißes Leintuch
gehüllt und in den Sarg gelegt, über welchen der Imam einige Gebete
hersagt. Die übrigen Begräbnißzeremonien sind sehr einfach. Der
Sarg, der mit einem gemeinen Tuche bedeckt und am Kopfende nur
mit dem Turban des Verstorbenen geziert ist, wird von 4 Männern,
nicht etwa erst in die Moschee, sondern unmittelbar und in aller Eile
zur Grabstätte getragen. Die männlichen Verwandten folgen schwei-
gend und ohne ein Zeichen von Schmerz zu geben. Das Grab wird
mit Rasen bedeckt und mit Blumen bepflanzt. Das steinerne Monu-
ment darf nicht dicht über dem Platze, wo der Todte liegt, angebracht
seyn, weil man fürchtet, daß es ihn drücken würde; daher die Mauer
nur das Grab einfaßt. Nach der Beerdigung spricht der Imam noch
einige Gebete und ruft dreimal den Verstorbenen bei seinem Namen.
Die Todtenplätze liegen außerhalb der Städte und haben durchaus
nichts Finsteres oder Abschreckendes, sondern sind mit Bäumen aller
Art, mit Linden, Buchen, Eichen, Platanen, Ulmen, besonders aber
mit Cypressen, dem Lieblingsbaume der Muhamedaner und mit der
immergrünenden Ceder bepflanzt, und die Blumen auf den Gräbern
werden sorgfältig unterhalten, weshalb diese Todtenäcker auch fast durch-
gängig zu Spaziergängen benutzt werden. Rings um die Gräber
herum ist bei den Wohlhabenden auf allen 4 Seiten eine Einfassung
von gewöhnlichem Stein oder Marmor angebracht, die das eigentliche
Grab eng umschließt; einige derselben sind wie die Sarkophagen der
Alten ohngefähr 3 F. erhöht und die Marmorplatte rings herum theils
mit Blumen, theils mit Inschriften verziert. Bei allen befinden sich
an den beiden Enden zwei aufrecht stehende Marmorplatten; die Grä-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
279
Osmanisch es R e ich.
welche die schöne Kuppel tragen, worin oben eine Öffnung ist. Im
Innern derselben ist rechts ein 2 sufuß großer Marmorstein, in den
ein linker Fuß eingedrückt ist, welches ein hinterlassenes Denkmal von
Christus, als er gen Himmel fuhr, seyn soll. Ohngefahr 300 Schritte
nordwärts von dem Berge der Himmelfahrt ist die nördliche Spitze,
welche den höchsten und schönsten Theil des ganzen Berges bildet und
der Berg der Galilaischen Männer genannt, weil auf ihr die,
Galilaischen Männer den Jüngern verkündigten, daß ihr Lehrer in den
Himmel aufgenommen worden sey. Endlich die dritte südliche Spitze
des Ölberges heißt der Berg des Ärgernisses, weil Salomo
zuerst auf ihm fremden Göttern Altare errichtete und alsdann der
Götzendienst bis zu den Zeiten des Königs, Jossas fortgetrieben wurde,
der diesem Greuel ein Ende machte. Von dem Ölberge hat man
eine weite Aussicht. Man überschaut die ganze Stadt Jerusalem und
erblickt gegen Norden die Berge Samarias und sogar mehrere in
Galilaa; gegen Osten den Jordan, das todte Meer und die Gebirge
in Peräa; gegen Süden bis nach Bethlehem und Hebron und gegen
Westen die Gegenden an der Küste des mittelländischen Meeres.
Der Blick in die nächste Umgebung vorzüglich in die Gegend von
Jerusalem ist aber nicht angenehm; denn überall ist, wenige Stel-
len ausgenommen, Alles todt, und man sieht nur öde kahle Berge
und Thäler ohne Gebüsch und Bäume. Dabei herrscht Grabesstille;
denn es zeigen sich nur wenig Menschen und selbst die Vögel sind
selten. Ehemals zeichnete sich der Ölberg durch große Fruchtbarkeit
aus; jetzt aber ist er ziemlich verwildert. Neuere Reisende haben kaum
50 Ölbäume auf dem ganzen Berge vorgefunden und nur einzelne
Weinstöcke, Feigen- und Mandelbäume. Außerdem zeigt sich hier und
da elendes und dürres Buschwerk, so daß der ganze Berg bei seinem
nackten Boden von gelblicher Farbe ein düsteres Ansehen hat. Doch
berichtet der schon öfter angeführte Schwedische Reisende Berggren,
daß der Ölberg auf der nach Jerusalem zu liegenden Seite größtentheils
mit Erde bedeckt und im Herbste und Frühjahre angenehm grün scv,
und auf dieser Seite mehrere sehr schöne Gruppen von Olivenbäumen
und dicht belaubte Johannisbrod-Bäume, so wie auch am Abhange
von Kedron einige Weingarten sich befänden.
Beit el Ham oder Bethlehem, berühmt als der Geburts-
ort Jesu Christi, liegt ohngesähr 1 Meile südlich von Jerusalem, sehr
malerisch an dem Abhange eines Hügels oder Berges von mäßiger
Höhe und wird von einigen Hügeln umgeben. Von dem höchsten
Theile des Berges, auf dem es liegt, hat man eine schöne Aussicht
auf die Gegend von Jericho, auf das todte Meer und die Arabischen
Gebirge. Nach N. eröffnet sich ein weites Thal, das fruchtbar an
Getreide und reich an Viehweiden ist, und in welchem auch Weingär-
ten, Öl-, Feigen-, und Granatbäume sich finden. Die Häuser stehen
ohne Ordnung umher zerstreut, überall herrscht Zierlichkeit und Rein-
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
920
Preußischer Staat.
Doch wir können die Insel Rügen nicht verlassen, ohne noch
einige Worte von der Halbinsel Wittow, dem nördlichsten und
fruchtbarsten Theile Rügens zu sagen. Sie hangt durch die schmale
Heide, eine sandige, im Bogen um den Meerbusen, das Trom-
per Wieck, sich hinziehende Landenge, mit der Halbinsel Jasmund
zusammen, und ihre nördlichste Spitze bildet das Vorgebirge Arkon a,
wo einst die Rügensche Festung gleiches Namens stand, die auf 3 '
Seiten vom Meere umschlossen, nur gegen Abend einen durch Kunst
gemachten, 100 F. hohen Erdwall hatte, der zum Theil noch vorhan-
den ist. Hier auf dieser 200 F. über das Meer erhabenen äußersten
Spitze Deutschlands, befand sich der hochverehrte Tempel des Svan-
tevit und das kolossale Bildniß dieses Götzen mit 4 Köpfen und 4
Halsen, bis König Waldemar I. von Dänemark und der Bischof
Absalon, in dem härtesten Kampfe für die Einführung des Christen-
thums 1168 die Festung und den Tempel zerstörten. Von diesem
Vorgebirge, das jetzt mit einem 76 F. hohen, aus 3 Etagen beste-
henden Leuchtthurm, dessen Licht 8 Meilen weit gesehen werden kann,
versehen ist, hat man eine der herrlichsten Aussichten die weit man-
nigfaltiger und reicher als die von der Stubbenkammer aus Iasmund
ist; dort sieht man nur Wasser; hier aber blickt man nicht allein
von der steilen Höhe hinunter auf das Meer, das in einer großen
Kreislinie an § des Horizonts einnimmt und in dem man bei hellem
Wetter die 7 Meilen entfernte Dänische Insel Mön sieht, sondern
man hat auch rückwärts die Ansicht der ganzen fruchtbaren Landschaft
von Wittow mit ihren Dörfern und Gütern, hinter welche die Insel
Hiddensee als malerischer Hintergrund sich erhebet, und rechts zieht
sich hinter einem Halbzirkel die schmale Heide nach Iasmund,
dessen Endpunkt als hohes waldbedecktes Vorgebirge im Meere thront.
Der majestätische Meerbusen, das Tromper Wieck, umschließt die
Landenge zwischen Wittow und Iasmund, und in der Nähe liegt
das Fischerdorf Bitte, auf dessen Höhe die für alle Stranddörser
erbaute achteckige Kapelle weit umher sichtbar ist.
Die Provinz Sachsen.
Magdeburg, die Hauptstadt derselben ist zugleich eine der
ansehnlichsten Städte und der stärksten Festungen des Preußischen
Staates. Sie liegt in einer fruchtbaren Ebene (Magdeburger Borde
genannt), mit ihrem weit größeren Theile am linken und mit dem
kleineren am rechten Ufer der Elbe, welche sich oberhalb der Stadt
in 2 Hauptarme theilt, wovon der rechte die alte und der linke die
neue Elbe heißt, zwischen welchen noch ein dritter kleinerer Arm,
die Zollelbe stießt, um die Citadelle geht und diese zu einer Insel
macht. Unterhalb der Stadt, vereinigen sich die Arme der Elbe wie-
der zu einem Strom. Die Verbindung der durch die Elbe getrenn-
ten Stadttheile unterhalten 3 Brücken, nämlich die 274 F. lange
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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