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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 3 - S. 375

1838 - Eisleben : Reichardt
La Plata-Provinzen. 375 großen Sporen versehen, womit sie den Pferden fürchterlich zusetzen. Da diese Menschen von der zartesten Jugend an nichts um sich her erblicken, als unermeßliche Grasebenen und ihre rohen Gefährten, welche sich nur damit beschäftigen, Thiere zu fangen und zu todten, so ge- wöhnen sie sich natürlich an eine Lebensart, welche von der eines Wil- den wenig verschieden ist. Die dem Vieh ähnlich Aufgewachsenen sind eben so gleichgültig gegen die Bequemlichkeiten des Lebens als gegen Sittlichkeit und Schamhaftigkeit. Sie todten einen Menschen so gelassen, als ein Stück Vieh von ihrer Heerde. Freundschaft, Va- terlandsliebe und alle bessern Gefühle, welche den Menschen vom un- vernünftigen Thiere unterscheiden, sind ihnen gänzlich unbekannt. Beim Herannahen des Todes zeigen sie die größte Gleichgültigkeit und nid wird man sie über körperliche Schmerzen klagen hören. Fühlen sie ihr Ende kommen, so erinnern sie sich höchstens ihres Lieblingspferdes und rühmen dessen gute Eigenschaften. Daß solche in beständiger Ungebundenheit lebende Menschen einen außerordentlichen Hang zur Freiheit und Unabhängigkeit haben, laßt sich leicht denken. Jede Unterwürfigkeit betrachten sie als eine Entehrung des Mannes, und um diese zu erhalten, ist ihnen weder das Leben zu theuer, noch eine Anstrengung zu groß. Seit dem Verschwinden der Spanischen Herr- schaft, sind sie für politische Freiheit begeistert, aber bei ihrem Mangel an Bildung und Civilisation, bei ihrer Abgeschiedenheit vom geselligelt Leben, bei ihrer Verwilderung, sind sie ein Werkzeug in der Hand schlauer Faktionsmänner, die sich ihrer wilden Tapferkeit bedienen, um ihre oft unedlen und selbstsüchtigen Absichten zu erreichen. Man sah daher in den neuesten Zeiten oft die sogenannten Generale in die Pampas wandern, die Gauchos versammeln und an ihrer Spitze zu- rückkehrend, die öffentliche Ordnung umkehren, und die edelsten Häupter der Republik haben unter den Handen dieser Wilden ihr Leben aus- gehaucht. Vorzüglich sirid Spielwuth und Neigung zum Trünke ihnen eigen. Um diese Leidenschaften zu befriedigen, opfern sie alles auf, zuweilen ihr letztes Kleidungsstück, wie sie denn überhaupt weder aus Geld, noch aus dem Besitze eines Eigenthums das Geringste machen. Eine Haupttugend dieser rohen Menschen ist ihre Gastfreiheit. Jeder Wanderer, der bei ihnen einspricht, erhalt Obdach und Nahrung; nur muß er ihre Thätigkeit nicht sehr in Anspruch nehmen, sondern sich das, was er braucht, so viel als möglich selbst bereiten oder durch seine Leute bereiten lassen., Von der ungemeinen Sinnesscharfe dieser Naturmenschen und von der unglaublichen Ortskenntniß und Geschick- lichkeit, sich in den unermeßlichen und einförmigen Pampas zurechtzm finden, erzählt man die auffallendsten Beispiele, indem sie auf dem Erdboden oder dem Grase Spuren von Menschen und Thieren wahr- nehmen, die jedem Europäer entgehen würden und durch Zusammen- stellung geringfügiger Umstände beurtheilen, was in einiger Entfernung vorgeht.

2. Bd. 3 - S. 461

1838 - Eisleben : Reichardt
Brasi lien. 461 gen. Selbst wenn diese unglückliche Weiber zwei, drei oder gar mehr Kinder haben, welche noch unfähig sind, die starken Marsche zu machen, so liegt ihnen die Sorge ob, sie weiter zu schaffen. Das Jüngst« wird auf den Arm genommen, die übrigen werden mit einem Stricke auf dem Rücken befestigt, und so folgen die Weiber mit dieser Last dem Zuge, der in der Regel sehr starke Marsche macht. Die Wei- der gebaren äußerst leicht und eilen nach überstandenem Geburtsge- schaste sogleich zu dem nächsten Flusse oder Bache, um sich und das neugeborene Kind zu waschen, worauf sie alle Verrichtungen, die ihnen obliegen, nach wie vor besorgen, während der Mann, sobald die Frau entbunden ist, wenigstens bei einigen Stammen sich einige Tage in seine Hängmatte legt, gleichsam als ob er die Wöchnerin sey und der Ruhe bedürfe. Ihre Todten begraben sie in sitzender Stellung, und einige Stämme, welche mit der Verfertigung von Töpferarbeit bekannt sind, in großen irdenen Gefäßen, in welche sie den Todten, so lange ec ge- schmeidig ist, zusammendrücken. Viele Stamme geben ihnen auch Waffen und Lebensmittel mit ins Grab, also ein unlaugbarer wenn auch dunkler Begriff von einer Fortdauer der Seele nach dem Tode. Auch bewohnen ihrer Meinung nach, die abgeschiedenen Seelen, jedoch dem Auge unsichtbar, noch ferner die Wälder und Gegenden, in wel- chen sie während ihres Lebens herum schwärmten. Sie glauben fer- ner an ein gutes Wesen, das die meisten Stämme unter dem Na- men Tupan kennen, und zugleich an ein böses Wesen. Auch giebt es unter ihnen Personen, welche sich mit Heilung der Krankheiten, zu- gleich aber auch mit Wahrsagen und Prophezeien abgeben, Todte citi- ren, die günstigen Tage zur Jagd bestimmen rc. und nach der Mei- nung der Übrigen übermenschliche Kräfte und Kenntnisse und daher ein großes Ansehen besitzen und Pa es heißen. Kein öffentlicher Be- schluß wird gefaßt ohne ihre Zustimmung, auch in Privatangelegenhei- ten werden sie zu Rathe gezogen. Von ihrem zarten Alter an zur Ausübung dieser ausgezeichneten Verrichtungen gebildet, werden sie nach einer langen in der Einsamkeit vorgenommenen Einweihung nach Fasten und Bußübungen in die Zahl der Mitglieder des Ordens auf- genommen, nicht ohne eine feierliche Probe. Sie rühmen sich mit höhern Geistern Umgang zu haben, nach ihren Befehlen Zauberer wirken zu lassen und behaupten, von einem Oberhaupte inspirirt zu seyn, welches das Vorrecht hat, die unzugänglichen Theile der Berge, fern von dem Aufenthaltsorte der Menschen zu bewohnen und daselbst in steter Verbindung mit dem großen Geiste zu leben. Unter den vielen wilden Jndianerstämmen sind vorzüglich die B o- tocudos merkwürdig, welche hauptsächlich die Urwälder längs des Rio Doce und Rio Belmonte, überhaupt den mit der Küste paralle- len Landstrich, in N. vom Rio Pardo und im S. vom Rio Doce eingeschlossen, bewohnen, sich also in den Provinzen Espiritu Santo,

3. Bd. 3 - S. 66

1838 - Eisleben : Reichardt
66 Amerika. Lage kräftigere Vertheidigungsmittel wohl gerechtfertigt hatte, die Ansicht zur Mäßigung bewogen, daß, so lange die Boote nicht flott und wir von so vielen mit Messern, Bogen, Pfeilen, Speeren bewaffneten Eingebornen umgeben waren, wir unsere Schießgewehre nicht mit Vortheil gebrauchen könnten. Das Heulen der Weiber und das Ge- schrei der Männer zeugte von der großen Aufregung der Gemüther, in der sie sich befanden, und ich bin noch bis jetzt der Meinung, daß das erste Blut, welches wir wahrend unsers Handgemenges mit ihnen vergossen hatten, durch unser aller Tod gerächt worden seyn würde." Hinsichtlich der Religion der Eskimos weiß man nur wenig Ge- wisses. Von einem höchsten Wesen haben sie natürlich keinen Be- griff; doch glauben einige Stamme an die Existenz höherer Wesen oder Geister, denen sie aber wenig Ehrerbietung beweisen. Einige der- selben wohnen, ihrer Meinung nach, in der Lust und lauern auf den Augenblick, in welchem ein Mensch stirbt, und stürzen dann auf die Leichname, denen sie die Eingeweide herausreißen, um sie mit sich zu nehmen und sie zu verzehren. Ferner glauben einige Stamme der Eski- mos an die Existenz von zwei Gattungen von Berggeistern; die erstem sind 12 F. hohe Riesen und die andern durch ihre List sehr mächtige, nur einen F. hohe Zwerge, und diese sind es, welche den Europäern alle ihre Künste gelehrt haben. Noch giebt es eine Gattung von Gei- stern mit Hundsköpfen, welche die erbittertsten Feinde des Menschen- geschlechts seyn sollen. Auch haben die Eskimos Zauberer und Gei- sterbefchwörer. Kapitän Lyon wohnte einer großen Geisterbeschwörung bei; die Versammlung befand sich in einer Hütte, wo ein Licht nach dem andern ausgelöscht wurde, bis zuletzt eine völlige Finsterniß herrschte. Der Oberzauberer erklärte nunmehr, daß ec in die Unterwelt hinab- steige, um den Geist herauf zu holen. Nicht lange, so ließ sich ein leiser, eigenthümlicher Gesang hören, als vom Geist herrührend. Wahrend einer halben Stunde ertheilte derselbe auf das laute Geschrei und die Fragen des Zauberers zweifelhafte und dunkle Antworten, worauf die Töne erstarken und der Geist, wie man glaubte, in die Erde versank. Späterhin entdeckten die Britten, daß der Geisterbe- schwörer jene sich verändernden und geheimnisvollen Töne, die für die Worte des Geistes gehalten wurden, dadurch hervorbrachte, daß er seine Hand oder Jacke bald auf diese, bald auf jene Weise in den Mund steckte. Die Eskimos schreiben den Zauberern, welche sie Angekoks nennen, die Macht zu, Stürme zu erregen und zu beschwichtigen, Seehunde herbeilocken oder auch verscheuchen zu können, '^such sollen die Eskimos an eine zukünftige Welt glauben, deren Freuden und Beschäftigungen sinnlicher Art sind. Die Seele sinkt nach ihrem " • Glauben in die Erde hinab durch auf einander folgende Raume, deren unterster der Aufenthalt der Glückseligen ist, wo die Sonne nie unter- geht und wo neben großen, nie zufrierenden Seen zahlreiche Renn- thierheerden weiden und die Seehunde und Wallrosse überall in den

4. Bd. 3 - S. 162

1838 - Eisleben : Reichardt
162 Amerika. südlichen Staaten, die wir mit dem Namen Virginier bezeichnen, und endlich den Bewohnern der westlichen Staaten, welche zum Theil als Kolonien der Uankees (z. B. Michigan, Ohio, Indiana, Illinois) oder der Virginier (z. B. Kentucky, Tennessee rc.) angesehen werden können. Der Pankee und der Virginier sind zwei einander sehr un- ähnliche Wesen, welche sich nicht sonderlich lieben und häufig im Streite mit einander sind. Der Virginier von reiner Race ist offen und herzlich, höflich in seinem Benehmen, edel in seinen Gesinnungen und großartig in seinen Gefühlen. Von Jugend auf von Sklaven umgeben, welche ibm jede Handarbeit ersparen, ist er nicht sonderlich thätig, aber großmüthig und freigebig. Gastfreundschaft ist für ihn eine Pflicht und ein Vergnügen. Hat er seinen Geist durch Studien gebildet, sind seine Formen durch eine Reise nach Europa schmiegsamer geworden, so wird er allenthalben mit Vortheil auftreten; lebhaften Geistes und warmen Herzens besitzt er meistens kein geringes Redner- talent und hat er vollends einen gewissen Ordnungsgeist und etwas von der den Pankees so gewöhnlichen ausdauernden Thätigkeit, so vereinigt er alle zu einem ansgezeichneten Staatsmanne nöthigen Ei- genschaften. Der Pankee dagegen ist zurückhaltend, verschlossen, mißtrauisch, in seinem Benehmen kalt und nicht sonderlich zuvorkommend, dabei vorsichtig, klug, schlau, stets berechnend. Als Kolonist ist er bewun- dernswerth, für ihn giebt es keine Ermattung und keine Verlegenheit. Er weiß sich immer zu helfen. Der Vorzug, welchen der Pankee ssls Kolonist behauptet, war Ursache, daß er den neuen Staaten den Stem- pel seiner Sitten und Gewohnheiten aufgedrückt hat; durch ihn wur- den sie streng religiös und selbst bigott, durch ihn wurden alle, selbst die unschuldigsten Vergnügungen für unmoralisch erklärt, die Gefäng- nisse verbessert, die Schulen vermehrt, die Mäßigkeitsvereine verbreitet, und durch ihn und durch sein Geld gründen die Missionärs in der Südsee in aller Stille Kolonien zum Vortheil der Union. Unter allen gesellschaftlichen und politischen Einrichtungen in den Frauen wirbelten rund um in dem innern Ringe, die Männer in dem äußern; darauf wechselten sie die Rollen, und die Männer schwangen sich im innern Kreise, die Frauen im äußern umher. Dann wandelten sich die zwei Ringe in einen und durch ein geschicktes Ma- növer kehrten die Männer plötzlich rechts um und trafen am entge- gengesetzten Ende des Saales auf die Frauen, wirbelten umher, be- gegneten sich, wandten sich ab und wogten mit den Händen, den Köpfen, Körpern und Beinen, und summten und brummten, lauter Und lauter, so wie der Tanz sie mehr und mehr aufregte. In ge- wissen Zwischenräumen blieben sie plötzlich stehen, begrüßten sich wech- selsweise, sangen einige Strophen und begannen dann die Ceremonien wieder. Hierauf sangen sie wieder und tanzten reihenweise auf ihren Plätzen. Endlich schloß der seltsame Gottesdienst mit den förmlich- sten Verbeugungen und Begrüßungen von Seiten der beiden Ge- schlechter!"

5. Bd. 3 - S. 460

1838 - Eisleben : Reichardt
Amerika. 460 ten des Kriegs und der Jagd, gefühllos in ihren häuslichen Verhält- nissen, folgen sie nur dem thierifchen Triebe; ihre Liebe für ihre Lebens- gefährtin zeigt sich nur durch Eiferfucht, die einzige Leidenschaft, welche nebst dem Durst nach Rache, ihre Seele ihrem gewohnten Zustand von Unempfindlichkeit entreißen kann. Kein Weißer, der das Unglück hat, in ihre Hände zu fallen, ist auch nur einen Augenblick seines Lebens sicher, und es sind seltene Falle, daß sie die gefangenen Weißen nicht todten, sondern zu Sklaven machen. Jedoch haben die Weißen selbst den ersten Grund zu dieser Rachsucht und Wuth der Wilden gelegt, indem sie Anfangs auf das Unmenschlichste gegen sie verfuhren, sie überall, wo sie sich blicken ließen, gleich einem Wild verfolgten und tödteten. Jetzt hingegen schreitet man zu einem Angriffe auf dieselben nur dann, wenn sie durch Angriffe auf die Presidios und Quartaes (Vorposten und Schutz- wachen, welche auf Kosten des Staates in der Nachbarschaft der Wilden unterhalten werden) oder auf die benachbarten Landleute die Regierung hierzu gewissermaßen zwingen; denn zuweilen brechen sie unerwartet aus ihren Wäldern hervor und fetzen durch Verheeren, Rauben und Morden die Bewohner der angebauten Gegenden in Schrecken. Zu Anführern wählen sie sowohl bei ihren kriegerischen Unternehmungen, als auch bei ihren Jagden diejenigen Familienvater, welche sich durch Tapferkeit oder Geschicklichkeit auf der Jagd aus- zeichnen. Die Art, ihre Freundschaft zu bezeigen, besteht darin, daß sie die Nasen an einander reiben. Der Hausherr empfangt einen Fremden, indem er sich in seinem Hamak (Hangmatte) wiegt und ihm ein Zeichen giebt an dem gemeinsamen Mahle Theil zu nehmen. Wenn ein Familienhaupt seine Tabakspfeife aus dem Munde nimmt und sie seinem Gaste hinreicht, so kann derselbe dies als ein Pfand unverletzlicher Freundschaft betrachten. Das Wiedervergeltungsrecht ist bei allen Jndianerstammen gültig, die Kriegsgefangenen werden ge- - wohnlich gelobtet, nachdem man sie mit raffinirter Grausamkeit gepei- nigt hat. Die Weiber zeichnen sich bei solchen Gelegenheiten beson- ders aus. Die Heirath wird ohne irgend eine religiöse Ceremonie vollzogen. Wenn ein Mann sich eine Gefährtin gewählt hat, so kauft er sie nach der herkömmlichen Sitte von ihren Eltern und von diesem Augenblick an ist sie seine Sklavin, die er selten mit Milde behandelt, sondern sie in der strengsten Unterwürfigkeit erhalt. Wah- rend die Männer sich nur mit Krieg und Jagd beschäftigen und auf ihren Wanderungen nichts als ihre Waffen tragen, muß das arme Weib alle Arbeiten verrichten, nicht allein für die Kinder, für die Zu- bereitung der Speisen, die Verfertigung ihrer Hangmatten rc. sorgen, sondern sie werden auch auf ihren Zügen mit dem armseligen Haus- rath, mit dem erlegten Wild und den gesammelten Früchten bis zum Niedersinken beladen, indem sie dies alles auf dem Rücken in gefloch- tenen Körben oder Säcken vermittelst einer Binde um die Stirn tra-

6. Bd. 3 - S. 77

1838 - Eisleben : Reichardt
Indianer-Länder. 77 dñnkenverbindung und schneller Auffassung hinter Weißen ohne Erzie- hung keinesweges zurück, und fassen nicht allein leicht, sondern urthei- len auch sehr richtig. Dabei besitzen sie wirklichen Kunstsinn und Ge- schicklichkeit in mechanischen Arbeiten, und obgleich die Werkzeuge, deren sie sich bedienen, nur aus einem Beile, einem Messer, einer Feile und einer Ahle bestehen, so gebrauchen sie doch dieselben mit so großer Ge- schicklichkeit und Gewandtheit, daß alles, was sie hervorbringen, so nett ausfallt, wie es nur der erfahrenste Arbeiter, mit Hülfe aller Werk- zeuge, deren er nur bedarf, hervorzubringen im Stande wäre. Auch besitzen die Indianer eine große Leichtigkeit, Sprachen zu erlernen und sind mehr oder weniger mit Witz und durchdringendem Verstände begabt. Für lebhafte Empfindungen sind sie weniger empfänglich als an- dere Menschenrassen, und sie scheinen, wenn man den Zorn ausnimmt, fast keine Leidenschaft zu haben, auch äußern sie beim Anblick ganz neuer Gegenstände nur geringes Erstaunen. Ihre Gewohnheit, in Wäldern, Wildnissen und zwischen Felsen, bald dem Hunger Preis ge- geben, bald im Überfluß zu leben, die Ungewißheit ihrer Existenz, die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, der geringe Werth, den sie auf ihr Leben legen, und die wilde Natur, von der sie sich beständig um- geben sehen, alles dies drückt ihrer Physiognomie einen stehenden, un- wandelbaren Charakter auf. Wenn ein junger Mensch zuweilen die seinem Alter natürliche Lebhaftigkeit blicken laßt, so halt man ihn für einen Menschen ohne Charakterwürde und zieht ihm den melancholi- schen schweigsamen Gefährten von gleichem Alter vor. Die Indianer sprechen selbst unter sich nur wenig, und suchen außerhalb so wenig Verbindungen, als nur immer möglich anzuknüpfen. Gewöhnliche Mittel, Liebkosungen oder Vernunftgründe vermögen nicht das Ge- ringste über sie, nur eine ungewöhnliche Aufregung kann sie in Thä- tigkeit setzen. Gegen Dinge, die uns in Bewegung zu bringen ver- mögen, scheinen sie die größte Geringschätzung zu hegen. Die Schre- ckew ihrer Kriege, die teuflische Wuth ihrer Rache, Gewinn und Ver- lust bei ihren Hazardspielen *), denen sie weit leidenschaftlicher ergeben sind, als die Weißen, die rohen Ausbrüche von Freude in der Trunken- heit, diese Empfindungen nur sind es, welche sie in Aufregung zu setzen vermögen. Dann ist es aber auch oft, als ob alle Leidenschaften entfesselt waren; die Tomahawks (Streitäxte) verschonen niemand, und das Todesröcheln ihrer Feinde macht diesen Wilden eine unaus- sprechliche Freude. Überhaupt so trage im Ganzen die Indianer sind, so sehr sie Ruhe lieben und Anstrengungen hassen, so unterziehen sie *) Die Indianerstämme am obern Mississippi spielen mit Karten uw Lebensmittel, Pelzwerk, Flinten, Hunde und zuweilen auch um ihre Squaws (Weiber). Haben sie alles verloren, was sie besitzen, so ermorden sie sich oft selbst.

7. Bd. 3 - S. 171

1838 - Eisleben : Reichardt
Vereinigte Staaten von Nordamerika. 171 muth ertragen sie Hunger und Durst, Wunden und Schmerzen auf ihren Jagd- und Kriegszügen, ohne nur je Klagen darüber auszusto- ßen. Nichts desto weniger darf man sie weder für unempfindlich noch für wirklich gleichgültig halten; sie beobachten scharf, und kaum der versteckteste Zug entgeht ihrer Aufmerksamkeit oder ihrem Gedächt- niß. Am meisten bei ihnen hervorstechend ist das Gefühl der Rache. Der Indianer ist der unversöhnlichste Feind derjenigen, welche seinen Stamm oder ihn selbst beleidigt haben. Nicht durch Fluchen und heftige Aufwallungen macht er dann seinem Herzen Luft; er verbirgt vielmehr mit schrecklicher Ruhe seine Gefühle; aber weder Zeit noch Entfernung ist im Stande, ihn die Befriedigung seiner Rache ver- gessen zu lassen, nur der Tod seines Feindes kann ihn zufrieden stel- len. Um dazu zu gelangen, durchwandert er Wälder und Steppen, übersteigt Gebirge, durchschwimmt Ströme, Hunger und Durst erträgt er mit Freuden, Tage und Wochen lang lauert er nächtlicher Weile, bis er endlich seines Beleidigers habhaft wird und mit den schrecklich- sten Grausamkeiten seine Rache befriedigt. Bleibt das Bemühen, skinen Feind aufzufinden, fruchtlos, so ist deswegen die Rache nicht ausgegeben, sie erbt von Vater auf Sohn, von einer Generation auf die andere und auf den ganzen Stamm fort, bis sich Gelegenheit findet, sie zu befriedigen, und natürlich giebt dies immer wieder Ver- anlassung zu ähnlichen Bestrebungen von Seiten der Gegner, so daß Ursachen zu Feindschaft und Krieg nie fehlen, und es, erklärlich wird, wie diese unglückliche Menschenrace sich auch ohne Zuthun der Weißen immer mehr aufreibt. Eben so unversöhnlich und grausam, wie der Indianer gegen, seine Feinde, so standhaft und anhänglich beweist er sich gegen seine Freunde. Einen ihm geleisteten Dienst, gleichviel ob von Seinesglei- chen oder von einem Weißen, vergißt er nie; in jeder Gefahr setzt er sein Leben für seinen Freund oder Wohlthäter ein, und theilt mit ihm, was er besitzt. Nicht selten werden unter den jungen Kriegern Freundschaftsbündnisse geschlossen, worin sie sich für ihr ganzes Leben zu gegenseitiger Hülfe in Gefahren, zum gemeinschaftlichen Tragen von Freude und Leid verbinden; nichts ist alsdann im Stande, sie zu trennen; selbst dem Tode gehen sie mit dem Wunsche entgegen, daß keiner den andern überleben möge. Sie haben ja überhaupt keine Furcht vor dem Tode, da sie diesen als den Übergang zu einem glück- lichern Leben ansetzn, in welchem sich die Guten und Tapfern wieder finden und in immerwährender Freude und im Überflüsse beisammen leben. Es scheint in diesem Glauben eine Ahnung der Unsterblichkeit der Seele zu liegen, worauf so wie auf eine gewisse dunkle Vorstel- lung von einem höchsten Wesen, dem großen Geiste, sich ihre re- ligiösen Begriffe beschränken, die indeß reichlich mit dem Glauben an Zauberei, Träume, Amulete und mit Aberglauben jeder Art vermischt sind. Von dem großen Geiste erwarten sie glückliche Jagd und Sieg
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