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1. Bd. 3 - S. 2

1838 - Eisleben : Reichardt
7 Amerika. einer einfachen, zierlichen Bauart. Unter dem Tempel sind große Ge- wölbe, zu welchen Treppen hinabführen, die man noch nicht unter- sucht hat. Die Mauern schmücken Basleriess, welche in Stein gehauen und mit weißer Stuckaturarbeit überzogen sind. Die menschlichen Figuren haben 8 bis 9 F. Höhe. Besonders merkwürdig ist ein Basrelief, das in der Mitte ein großes Kreuz enthalt, mit einem zwei- ten in dasselbe hineingezeichneten Kreuze. Zur Linken des Kreuzes sieht man eine Frau, die mit der Linken ein neugebornes Kind halt und cs einem Priester darreicht, welcher auf der andern Seite des Kreuzes auf einem Stuhle sitzt. Das Kind liegt auf zwei Lotus- zweigen; der Kopf endigt sich in einem Halbmonde, an dessen Ende die leuchtende Scheibe mit aufwärts gerichteten Strahlen hervortritt. Diese und andere Gemälde und Charaktere, die man hier trifft, sind nach dem Urtheile einiger Gelehrten, wahre Hieroglyphen und man hat bei fortgesetzter Vergleichung gefunden, daß sie mit den Ägyptischen und Indischen eine auffallende Ähnlichkeit haben. Viele sind sogar offenbar dieselben, und da die Religion der Bramanen nur eine verän- derte Nachbildung des ursprünglichen Ägyptischen Systems zu seyn scheint: so darf man sich nicht wundern,„daß diese Amerikanischen Hieroglyphen und Sinnbilder mit denen der Ägypter und Hindus, deren Civilisation ins höchste Alter hinaufreicht, übereinstimmen. Die Schlange, der Lotus, die Mütze, der Käfer, das Rad, das Kreuz, das geheim- nißvolle 1' und einer Menge anderer auf Sonne und Mond sich be- ziehenden Sinnbilder findet man hier wie in Ägypten und Indien. Aus allem diesen haben Gelehrte den Schluß gezogen, daß diese Stadt, deren Ruinen man bei Palenque sieht, eine Phönizische und Kartha- ginensische Kolonie gewesen sey. Aus dem Auffinden einer Inschrift an einem Felsenstücke, das sich aus dem Tanutonflusse, 9| M. südlich von Boston in Massa- chusetts (einem zu den Vereinten Staaten von Nordamerika gehörigen Staate) erhebt, und der wunderbaren Ähnlichkeit derselben mit einer andern in Sibirien aufgefundenen, glaubte man folgern zu können, daß Nordasiaten schon vor der Entdeckung Amerikas durch Columbus diesen Erdtheil besucht haben, so wie man auch aus den häufig von der Südgränze des Eriesees bis zum Mexikanischen Meerbusen und längs des Missouri bis zum Felsengebirge (Rocky Mountains) sich vorfindenden Alterthümern, die in Festungswerken, zum Theil von großem Umfange *), in Erdaufwürsen oder Erdkegeln (Mounds), die allgemein für Gräber gehalten werden * **), aus unterirdischen . *) Ems von diesen Festungswerken im Staate Ohro nimmt eine Fläche von mehr als 100 Morgen ein und ist mit einer an ihrer Basis 20 F. dicken, 12 F. hohen Mauer und einem 20 F. breiten Gruben umschlossen. - , **) Sie sind denen der alten Welt, namentlich denen der Germanischen Völker, so wie denen in Rußland und Skandinavien zur Seite zu

2. Bd. 3 - S. 181

1838 - Eisleben : Reichardt
Vereinigte Staaten von Nordamerika. 181 i nigten Staaten so viele öffentliche Plätze, worunter der Washingtons- platz mit der Reiterstatüe dieses großen Mannes (s. oben) geziert ist. Nach der Bemerkung eines Reisenden steht Philadelphia an Eleganz der Kaufladen und an Lebhaftigkeit-in den Straßen w-o hinter New- Uork zurück. Zu den schönsten Gebäuden gehören die Bank der Vereinigten Staaten, mit einer Fronte von 96 F. und einer Tiefe von 72 F. Die aus weißem Marmor erbaute Fronte ist mit einem Porticus ge- schmückt, den 6 weiße Korinthische Marmorsäulen tragen. Auch die Bank von Pennsylvanien ist ein Prachtgebäude und im Griechischen Styl erbaut nach dem Modell des Parthenon zu Athen (Bd. Ii. S. 184). Die Außenseite ist von weißem Marmor. Elegante Einfach- heit zeichnet das Ganze aus. Die Fronte betragt 53 F., die Tiefe hingegen mit dem Portikus und den darunter befindlichen Stufen 153 F. Die Hauptfronte ziert ein Portikus mit 6 Ionischen Säu- len und ein eben solcher die nach der Dockstraße zugehende Fronte. In dem berühmten von Peale gestifteten Museum, in dessen Besitz jetzt die Stadt ist, befindet sich als größte Merkwürdigkeit das voll- ständige Skelet eines Mammouths *), das in einem Moraste des Staates New-Pork gesunden wurde. Die Höhe der Schultern be- tragt 11 F., die Lange des Thiers, über die Biegungen des Rückens, von der Spitze des Kopfes bis zum Schwanz gemessen, 31 F.; in gerader Linie betragt diese Entfernung nur 11 \ F. Die beiden groß- ßen nach außen gekehrten Zähne sind 10 F. 7 Zoll lang. Einer der Backenzähne hat 1 F. 6| Zoll im Umfang. Das ganze Skelet wiegt ohngefähr 1000 Pfund. Zu den Merkwürdigkeiten Philadelphias sind auch das neue große Zuchthaus'penitentiary (spr. Pennitennschäri) und die Wasserkunst (Waterworks) zu rechnen. Das erste steht frei und luftig auf einer kleinen Anhöh» außerhalb der Stadt und ist 1821 nach einem ganz neuen Plane zu bauen begonnen worden. Völlig fertig kostet es die Summe von 432,000 Dollars. Es bildet mit seinen innern *) Der Mammouth, nordischer Elephant, ist eine Art der urweltli- chcn Elephanten, dem Asiatischen Elephanten am meisten ähnlich, ist jedoch größer, dicker und mit längern Hauern versehen. Seine Kno- chen finden sich versteinert in Amerika, Europa, Asien in aufge- schwemmtem Lande, vorzüglich häufig in Sibirien, wo sie ausgegraben und die Stoßzähne besonders als Handelsartikel (fossiles Elfenbein) benutzt werden. Ein durch die Kälte unter Erd- und Eisschichten erhaltenes Mammouth fand sich am Ausflusse der Lena in Sibirien. Bei dem Schneeschmelzen war nämlich ein Theil der Decke herabge- stürzt und so die Existenz dieses Thieres den Menschen kund gewor- den. Sein Fleisch war eben-so frisch als das eines vor Kurzem ge- fallenen Thieres. Nachdem man das Fleisch von den Knochen gelost hatte, brachte man 1806 das Skelet nach Petersburg, wo es aufge- stellt wurde.

3. Bd. 3 - S. 184

1838 - Eisleben : Reichardt
184 Amerika. einer großen Lehranstalt für den Staat Pennsylvanien bestimmt. — Noch muß von Philadelphia bemerkt werden, daß sein Buchhandel der größte in den Vereinigten Staaten und daß die Thätigkeit seiner Buchdruckereien ungeheuer ist; so wie auch überhaupt Philadelphia zu den wichtigsten Handelsplätzen der Vereinigten Staaten gehört. Baltimore, im Staate Maryland, ist gleichfalls eine der wichtigsten Städte der Vereinigten Staaten und die zweite Handels- stadt derselben. Keine Stadt der Union blühte mit solcher Schnellig- keit auf, als Baltimore. 1752 standen hier erst 10 Häuser, noch leben hier Leute, die sich der Zeit erinnern, wo es nicht mehr als 75 H. und 350 E. zählte; 1830 hatte es dagegen an 10,000 H. mit 80,000 E. und jetzt ist es von 90,000 Menschen bewohnt. Diese Stadt liegt am Flusse Patapsko, und breitet sich aus einer ab- hängigen, von Hügeln umgebenen Gegend an einer Bai aus, die sich von der breiten Mündung des Patapsko nordwärts in das Land er- streckt und den geräumigen und sichern Hasen derselben bildet. Der westliche Theil der Stadt liegt am Fuße und theilweise auf dem Abfall einer Anhöhe und ist lustig und gesund, der östliche am Hafen gele- gene Theil ist flach und war früher ein ungesunder, mit stehendem Wasser bedeckter Sumpf, der aber trocken gelegt wurde, und nun größ- tentheils mit Häusern bebaut' ist. Baltimore gehört zu den schön gebauten Städten und hat von Backsteinen, in einem sehr eleganten Style erbaute Häuser und breite, gerade, in rechten Winkeln sich durchschneidende, wohl gepflasterte, an beiden Seiten mit breiten Trottoirs versehene und zum Theil mit Pap- peln bepflanzte Straßen. Die 150 F. breite und fast 1 Stunde lange Markt- oder Baltimoresstraße ist darunter die schönste. Uiitr den Kirchen zeichnet sich die katholische Kathedrale aus, welche im Innern geschmackvoll und reich verziert ist und eine Kuppel hat, die der Kuppel des Pantheons zu Rom ähnlich ist. Auch die Börse ist ein prachtvolles Gebäude, 256 F. lang, 140 F. breit und mit einer 115 F. hohen Kuppel geschmückt. Nicht minder merkwürdig ist das Washington errichtete Monument, welches auf einem 100 F. hohen Hügel, am Ende der Nord-Charlesstraße sich erhebt und aus einer 115 F. hohen marmornen Säule besteht, die auf einem 46^ F. hohen Gestelle ruht und auf ihrer Spitze die 15 F. hohe Bildsäule Washingtons von Carrarischem Marmor trägt. Der große Mann ist in dem Augenblicke dargestellt, wo er den Oberbefehl über das Heer niedergelegt und dem Volke die ihm anvertraute Gewalt zurückgiebt. Die Höhe des ganzen Denkmals beträgt 176 F. Eine Wendeltreppe von 220 Marmorstufen führt im Innern der Säule zu deren Gipfel. Ein anderes Monument ist den Bürgern errichtet, welche 1814 im Kriege gegen die Engländer bei der Vertheidigung von Baltimore ge- fallen sind. Auf einem Fußgestelle steht eine Säule, deren Schaft aus einem Bündel von Staben besteht. Auf die Bänder, welche die

4. Bd. 2 - S. 284

1837 - Eisleben : Reichardt
284 Asien. zu betrachten, die ihre Eltern und Verwandten verloren hatten und nach der gewohnten Pflege und Nahrung kläglich in den Straßen schrien; auf der andern Seite blieben sehr alte Leute unangetastet, wahrend ihre Kinder und Enkel um sie her eine Beute des Todes wurden. Die Insel Rhodos, 21 □$>?. groß und von 20,000 Men- schen bewohnt, liegt unweit der Südwestküste Natoliens, und ihre Oberflache wechselt mit Bergen, sanften Anhöhen und lieblichen Tha- lern, die bei dem wilden Klima mit einer ununterbrochenen Vegeta- tion prangen. Große Waldungen verbreiten sich im Innern; auch findet man ganze Myrthen- und Obstwaldchen, so wie viele Oliven- baume. Viele Denkmäler auf dieser Insel rufen das Andenken des Johanniter-Ordens (s. I. Band. S. 472) zurück, die von 1309 bis 1522 dieselbe besaßen, und daher Rhodiserritter hießen. Merkwürdig war im Alterthum der Koloß von Rhodos, welcher zu den sieben Wundern der Welt gerechnet wurde. Er stand am Eingänge des Hafens von der Hauptstadt der Insel, die gleichfalls Rhodos heißt, und war eine 70 Ellen hohe, aus Erz gegossene Bildsäule des Son- nengottes oder des Apollo, und diente zugleich als Leuchthurm. Sie soll auf zwei Felsen, die von einander 50 F. entfernt waren, gestan- den haben, fo daß die Schiffe unter derselben wegsegeln konnten. Im Innern war sie mit starken eisernen Ankern verwahrt, und damit sie recht fest ruhte, mit Steinen ausgefüllt. Man konnte inwendig zum Feuerbecken in die Höhe aufsteigen. Den Daumen der Hand dieser Bildsäule vermochte kaum ein Mann zu umspannen. Sie hatte eine vergoldete Strahlenkrone, Bogen und Pfeile, und war in einzelnen Stücken gegossen und zusammen gesetzt. Ohngefahr 200 Jahre nach Ehristi Geburt ward dieser Koloß vollendet, allein schon 50 Jahre dar- nach stürzte ein Erdbeben, die überhaupt auf dieser Insel häufig sind, denselben um, und so lag er über 400 Jahre in seinen Ruinen da, bis nach der Eroberung von Rhodos durch die Araber, das Erz an einen Jüdischen Kaufmann verhandelt wurde, der damit 900 Kameele belud. Die 18—24 fum. große Insel Skio oder Ehios, welche unweit der Westküste Natoliens liegt, von der sie nur ein schmaler Meereskanal trennt, wird durch eine hohe, von N. nach S. ziehende Bergketten-4n zwei Halsten geschieden, und besteht aus Kalkstein, ist aber sehr fruchtbar an edlen Südfrüchten und an Wein; das Haupt- produkt aber ist der Mastix, wovon sonst jährlich 50,000 Ctr. aus- geführt wurden. Der Mastixbaum, von dem der Mastix, eine Art Gummiharz (f. Ii. Band^ S. 252) in Tropfen herabrinnt, wachst auf Ehios wild, ist jedoch zugleich ein Gegenstand des Anbaues. Die mit der Gewinnung desselben vorzüglich beschäftigten Dörfer, deren 24 sind, heißen daher Mastixdörfer, stehen unter dem besondern Be- fehle des Mastix-Aufsehers und genießen vor den andern Orten große Vorrechte. Der Mastix fließt theils von selbst, theils durch gemachte

5. Bd. 2 - S. 622

1837 - Eisleben : Reichardt
622 Asien. Baumert, getrennt durch Thaler, ln denen künstliche Flußläufe!stch schlängeln und die von Felsen begränzt werden, welche die Natur hier aufgestellt zu haben scheint; Brücken führen über sie, welche Gelander mit Bildhauerarbeit, Lusthaufer und Triumphbogen verschönern. Diefe Flüsse ergießen sich in künstliche Seen, die von prachtvollen Fahrzeu- gen befchifft werden. In jedem Thäte steht ein Lusthaus oder ein Pallast, durch die Bauart von jedem andern verfchieden, 200 an der Zahl. Ihre Giebel werden von Säulen getragen; das Holzwerk ist vergoldet, bemalt und gefirnißt; die Dächer mit rothen, gelben, blauen, grünen violetten Ziegeln gedeckt, bilden die schönsten Muster; die Stu- fen sind in ländlicher Art aus Felsstücken gebildet; das Innere gleicht einem Feenpattast. Cedernholz, Mauersteine und Marmor bilden den Baustoff. Mitten in einem See von \ Stunde im Durchmesser er- hebt sich eine Felfeninfcl mit einem ausgezeichnet schönen Schlosse, das selbst der Europäische Schönheitssinn bewundern muß, und welches über 100 Zimmer und Sale enthalt. Von diesem Schlosse aus weilt der Blick an den Ufern des Sees, wo die Kunst in den Bauwerken und in der Nachahmung von Naturgegenständen, die eine ungemein malerische Wirkung hervorbringen, sich erschöpft hat. Eine andere bemerkenswerthe Stadt Chinas ist Kiang-Ning, sonst auch Nan-king d. h. Südresidenzstadt genannt, weileinst hiev die Kaiser aus der Dynastie Ming residirten; sie liegt in der Provinz Kiang-Sfü, auf dem südlichen Ufer des Pang-tse-Kiang, nur in einer geringen Entfernung von diesem Strome, mit welchem sie vermittelst eines Kanals verbunden ist, hat eine dreifache, 40 F. hohe und 17 F. breite Mauer, welche die Stadt doch nicht ganz umgiebt, und nimmt einen sehr großen Raum ein, der freilich nur zum kleinen Theile bebaut ist. Einst galt sie für die erste Stadt Chinas, ist aber von ihrer vor- maligen Größe sehr herabgesunken; ihr prächtiger kaiserlicher Pallast ist nicht mehr, die Sternwarte, die größten Tempel, die Gräber der Kaiser und die vorzüglichsten Denkmäler der alten Chinesischen Baukunst lie- gen in Trümmern und ein volles Drittel der vormaligen Stadt ist wüste, und theils mit Ruinen, theils mit Gärten und Ackerfeldern an- gefüllt. Unter den noch übrigen Gebäuden zeichnet sich der Pao- ngen-tse oder der Tempel der Dankbarkeit aus, der im 14. Jahr- hunderte erbaut wurde. Er bildet mit dem dazu gehörigen Kloster eins der schönsten Gebäude Chinas, und ist vorzüglich wegen seines so- genannten Porzellanthurmes berühmt, welcher auf einer massiven Unterlage von Backsteinen ruht, umgeben von einem Geländer von Marmor, wohin man auf einer Treppe von 10—12 Stufen steigt. Der Thurm selbst bildet ein freistehendes Leckiqes Gebäude, wovon jede Seite 32, der Umfang 256 und der Durchmesser 85 F. hat. Er hat 9 Stockwerke, ein jedes durch ein zierliches 8eckiges Dach getrennt, das von der Mauer vorspringt und die äußere Gallerie jedes Stock- werks schützt. An jeder Ecke dieses Dachs hängt eine kupferne Glocke.

6. Bd. 2 - S. 72

1837 - Eisleben : Reichardt
72 Europa. den, Seekälbern, Robben, Füchsen, Schildkröten, Eisbären, Meerhasen, weißen Wallsischen oder Belukhi, Fischottern. Die Falken sind die einzigen Vögel, welche im Winter bleiben, aber der Zugvögel giebt es im Sommer eine Menge. Mehrere Arten von Möven bauen ihre Nester in Felsspalten. Das Klima ist auf Nowaja-Semlja, bei sei- ner so hohen nördlichen Lage, äußerst rauh und kalt, daher findet man auch hier keine bleibenden Einwohner, sondern Samojeden und Russi- sche Jäger besuchen die Insel bloß auf eine Zeitlang. Man baut sich alsdann für den Winter Hütten, die man schon fertig mit sich führt, beschäftigt sich mit dem Fischfänge und der Jagd, und kehrt dann mit dem Ertrage derselben wieder zurück. Nowgorod mit dem Beinamenweliki (Groß-Nowgorod), Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements, war einst die größte Stadt Rußlands und eine der berühmtesten Handelsstädte Europas. Sie hatte im 14. und 15. Jahrhunderte, als sie in Verbindung mit der Hansa (s. S. 729) stand und der Stapelort des ganzen nordi- schen und morgenländischen Handels derselben war, an 400,000 E. und beherrschte ein ansehnliches Gebiet. Im 5. Jahrhunderte zu glei- cher Zeit mit Kiew, von Slaven erbaut, ward sie im 9. Jahrhunderte die Residenz Ruriks, des ersten Russischen Fürsten, und also die Stif- terin des Russischen Staates, und wußte später die seit Wladimirs Tode herrschenden innern Unruhen Rußlands so zu benutzen, daß sie eine Republik wurde. Ihre vormalige Macht schildert ein altes Sprich- wort des Volks: „Wer kann wider Gott und Groß-Nowgorod!" Allein der durch den blühenden Handel erzeugte Reichthum, welcher den Patriotismus und Heldengeist der Bürger Nowgorods unterdrückte und statt dessen Partheisucht, Bürgerzwiste und Zerrüttungen herbei- führte, legte den ersten Grund zu Nowgorods Falle, auch sank durch mancherlei Umstände der Flor des Handels, bis im I. 1478 die mäch- tige Republik eine Beute des Großfürsten Iwan Wasiljewitsch wurde. Und da später Nowgorod das Joch von sich abzuschütteln versuchte, wurde es 1570 durch den Großfürsten Iwan den Furchtbaren gänz- lich verheert und eines Theiles seiner Einwohner beraubt. Die Er- bauung Petersburgs, das nun den ganzen Handel der Ostsee an sich zog, vollendete den Ruin dieser einst so großen und mächtigen Stadt. Jetzt bietet Nowgorod nur einen Schatten seiner vorigen Größe dar, und ist eine Stadt mit nicht völlig 10,000 E. Sie liegt zu beiden Seiten des breiten, schiffbaren Wolchow, da wo er den Jlmensee ver- läßt, und hat über 60 Kirchen, darunter viele mit vergoldeten oder ver- silberten Kuppeln versehen sind. Die merkwürdigste unter allen ist die uralte Kathedralkirche im Kreml, die Sophienkirche genannt, mit 5 versilberten und einer vergoldeten Kuppel in der Mitte, welche im 11. Jahrhunderte erbaut wurde. Die berühmte kunstvolle Hauptthüre, de- ren beide Flügel aus Bronze gegossen und unter dem Namen der Korsünschen Thüren (von der alten Stadt Korsün, Eherson

7. Bd. 1 - S. 138

1835 - Eisleben : Reichardt
138 Spanien. mal Maurischer Zeit ist der Alhambra, mit welchem Namen so- wohl ein auf einem Berge belegener kleiner Theil der Stadt, als insbesondere der darin stehende, noch wohl erhaltene Pallast der Maurischen Könige bezeichnet wird, ein Prachtgebäude eigner Art, mit vielen Verzierungen, Arabesken, Arabischen Inschriften, Thür- men, Salen, Gemächern und Höfen. In dem Thurme Coma- res, dem schönsten, höchsten und größten des Alhambra ist der Hauptsaal, der goldene, auch der Saal der Gesandten ge- nannt, sehenswürdig wegen seiner Höhe, Kühnheit der Wölbung und seiner Inschriften und Verzierungen, so daß man ihn die in- teressanteste Sammlung Maurischer Pracht, Bau- und Dichtkunst nennen könnte. Doch unstreitig ist des Alhambra's größte Merk- würdigkeit der sogenannte Löwenhof. Er ist 100 F. lang, 50 F. breit, mit weißen Marmorplatten gepstastert und ringsum von ei- nem bedeckten Säulengange umgeben, und in der Mitte jeder der beiden langen Seiten springt ein Pavillon im Hofe vor. Des Ho- fes größte Zierde ist das aus einem Alabasterblocke gearbeitete, auf 12 Löwen ruhende, 6 F. im Durchmesser haltende, zwölfeckige Be- cken, in dessen Mitte sich ein anderer großer Becher erhebt. Der Sage nach ist dieses schöne mit Laubwerk und 24 Arabischen Ver- sen geschmückte Kunstwerk nach des ehernen Meeres Modell ge- formt, das Salomo in seinem Tempel zu Jerusalem errichtete. Der Alb user asee,, 4'/-Stunden lang und 1% Stunden breit, ist sehr fischreich und von zahllosen Schaaren von Wasservö- geln jeder Art bevölkert. Jagd und Fischfang sind zwar verpachtet, aber zweimal im Jahre, am Tage des heil. Martin und der heil. Ka- tharina genießen die Einwohner von Valencia und der Umgegend das Recht, auf diesem See zu fischen und zu jagen. Alsdann be- deckt sich der See mit Tausenden von zierlich bewimpelten Nachen, die leicht über der Oberfläche des Wassers hingleiten. Es ist ein Schauspiel voll Leben und Bewegung, diese Menge von Jägern zu sehen, die sich unter lärmendem Freudengeschrei dem Vergnü- gen einer eben so leichten als ergiebigen Jagd überlassen. Die Weiße der Segel bildet einen scharfen Abstich gegen die dunkel- grüne Farbe des Sees und das Dickicht des Schilfes, in dem sie sich zu verlieren scheinen. Unzählige Schwärme von Vögeln rau- schen mit jedem Augenblicke in die Höhe und schweben über den Barken. Von allen Seiten hört man in tausendfachem Wider- halle die Flintenschüsse der Jäger und das Gekläffe der Hunde, die sich in das Wasser stürzen, um das Wild zu verfolgen. Am Abend erleuchten Tausende von Feuern das Ufer. Jedes Jahr strömt von allen benachbarten Gegenden eine große Menge Men- schen dahin zusammen, theils um Zeuge des merkwürdigen Schau- spiels zu seyn, theils um selbst an dieser Jagdparthie Theil zu nehmen.

8. Bd. 1 - S. 805

1835 - Eisleben : Reichardt
33 a b (n. ( 805 Englischem Geschmacke zu einem der berühmtesten Lustgarten Deutschlands machen. Der Obstgarten nimmt 84, der Gemüse- garten 6£, die große Baumschule mit J70,000 Stämmen 13, das Arboretum oder die botanische, aus 24,000 meist ausländischen Bäumen und Gesträuchen bestehende Anlage 6 und der Orange- rieplatz mit vielen 100 Citronen Pomeranzen Myrthen-, Gra- naten- und Lorbeerbäumen 5 Morgen ein. Alles Uebrige ist Lust- garten, in dem sich die reizendsten Alleen, viele geschmackvolle An- lagen und Partien und eine Menge Statuen befinden. Von die- ser großen Zahl sind vorzüglich beachtenswerth: die perspektivische Durchsicht in der Mitte des Gartens vom Schlosse durch die Wald- öffnung bei Ketsch nach den fernen Hardtgebirgen jenseits des Rhein; die große, das Wasser 60 F. hoch werfende Fontäne; die dem Bade entsteigende und in der Mitte eines Bassins auf einem Felsen stehende Galathea nebst einem Triton, eine aus schneewei- ßem Carrarischen Marmor meisterhaft gearbeitete Gruppe und un- streitig das Beste, was der Garten an Vildhauerarbeir auszuwei- sen hat; der Felsen und die Statüe des Pan in einem tiefen Dun- kel von Tannen, Silberpappeln und Birken; der prachtvolle Tem- pel des Apollo, auf einem hohen Felsen, dessen Kuppeldach von 8 Jonischen Säulen getragen wird und dessen Mitte die Bildsäule des Apollo einnimmt; das Dadehaus mit kostbar und geschmack- voll verzierten Kabinettchen; die perspektivische Landschaft, wo man am Ende eines dunkeln Ganges eine reizende Landschaft erblickt, die aber bloß auf einer oben eingewölbten, ganz im Mittagslichte stehenden Wand gemalt ist; der Tempel der Botanik in einer Wildniß von ausländischen Gewächsen; die künstlich nachgemachte Römische Ruine mit der Wasserleitung; der Tempel der Miner- va unter herrlichen Gruppen von Platanen mit der aus Carrari- schem Marmor verfertigten kolossalen Bildsäule der Göttin; die Moschee in der sogenannten Türkischen Anlage, deren großen prächtigen Vorhof ein schöner Arabischer Säulengang mit Spitzbo- gen umschließt, und dessen Haupteingange gegenüber sich die eben so geschmackvoll als treu im Morgenländischen Style aufgeführte Moschee erhebt. Eine prächtige Hauptkuppcl mit einem Fenster- kreis und drei kleinern Kuppeln zieren das majestätische Gebäude in der Mitte, und zu beiden Seiten erhebt sich ein schlankes, hohes Thürmchen (Minaret) mit einem Orientalischen Dache und einem Altan. An den Eingängen sind überall weise Sprüche aus dem Koran und aus den Gebäuden Halbmonde angebracht. Das eine Rotonda bildende Innere ist reich und mit ächt Morgenlän- discher Pracht ausgeschmückt. Der Fußboden ist mit Marmorta- feln eingelegt, die Wände sind mit reichen Stukaturarbeiten und Vergoldungen geziert und hoch oben in der blauen, mit goldenen Sternen besäeten, schönen Kuppel, durch deren Fensterkreis das Licht hcrabsäur, liefet man Sprüche aus dem Koran. Entzückend

9. Bd. 1 - S. 921

1835 - Eisleben : Reichardt
f Preußischer Staat. 921 Strombrücke über die neue Elbe, die 224 F. lange Elbzollbrücke über den mittlern Arm und die 814 F. lange und größte und daher auch lange Brücke genannt über die alte Elbe. Die Elbzollbrücke kann in ihrer Mitte für die Passagr der Schiffe geöffnet werden. Magdeburg besteht aus der Altstadt (mit dem Neuenmarkt) am linken Elbufer, der Friedrichsstadt am rechten Elbufer, welche zusammen 2450 H. und 40,000 E. ohne das Militär haben. Rechnet man aber auch die auf der Nordseite der Altstadt gelegene Neustadt, welche sich in die alte und neue Neustadt theilt, und die Sudenburg an der Südseite der Altstadt hinzu, die jedoch fast \ Stunde von Mag- deburg entfernt liegen, so kommen gegen 3200 Hauser und ohne Militär 47,000 und mit demselben 53,000 Einwohner heraus. Die schönste Straße ist der breite Weg, an beiten Seiten mit schönen Hausern besetzt und von einer ansehnlichen Breite und Länge. Ec führt zu dem Neuenmarkte oder Domplatz, dem schönsten Platze der Stadt, welcher ein längliches, mit einer schönen Lindenallee umge- benes, gegen 2000 iu Ruthen haltendes Viereck bildet, das zum Exercir- und Paradeplatz und auch zu einer beliebten Promenade dient. Die Südseite desselben nimmt die majestätische Domkirche ein, und auch auf den 3 anderen Seiten wird er von sehr ansehnlichen Gebäu- den umgeben. Der alte Markt ist bloß deswegen merkwürdig, weil auf demselben das älteste Denkmal der Vorzeit Magdeburgs steht, nämlich die Reiterstatüe des Kaisers Otto 1., der hier mit Mantel und Krone geziert auf einem 4seitigen Postament ruhend vorgestellt ist; und neben dieser befinden sich zwischen 8 Säulen zur rechten und linken Seite seine beiden Gemahlinnen Editha und Adel- heid, nebst 4 geharnischten, das Wappen Otto's haltenden Rittern, sämmtlich aus hartem Sandstein, in Lebensgröße gebildet. Einen angenehmen Spaziergang innerhalb der Stadt gewährt auch der F ü r- stenwall, 600 Schritte lang längs der Elbe laufend und mit einer schönen Aussicht auf diesen von Schiffen belebten Strom, welcher auch dadurch merkwürdig ist, daß er größtentheils Kasematten und mehrere recht hübsche geräumige Wohnungen in seinem Innern enthält. Das merkwürdigste und sehenswürdigste Gebäude Magdeburgs ist unstreitig die Domkirche, ein Meisterwerk der Gothischen Baukunst und werth dem Dom zu Eöln, der Stephanskirche zu Wien an die Seite gesetzt zu werden. 1208 wurde der Grundstein zu diesem, ganz aus Quadersteinen aufgeführten Gebäude gelegt und 1363 geschah die Einweihung, so daß man also 155 Jahre daran gebaut hat. Dieser prachtvolle Tempel altdeutscher Baukunst hat 1200 Fuß im Umfange und einen Grundflächeninhalt von 46,000 □&, und pranget jetzt wieder, nachdem durch die Unterstützung des jetzigen Königs, der über 200,000 Rthlr. dazu bestimmte, die frühern Verletzungen wieder herge- stellt sind, in seiner völligen Schönheit und Erhabenheit. An seiner Westseite ist er mit zwei gleich hohen schönen Thürmen geziert, die 3
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