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1. Die Neue Zeit - S. 159

1895 - Leipzig : Dürr
159 mit den Vereinigten Staaten geschlossen. Auf die Engländer machte dieses Ereignis einen gewaltigen Eindruck. Im Parlament wurden Stimmen laut, die Selbständigkeit der amerikanischen Kolonien sofort anzuerkennen. Da ließ sich der alte William Pitt oder Lord Chatham, wie er nach seiner Aufnahme in das Oberhaus hieß, von seinem Sohne und Schwiegersöhne in das Parlament führen und warnte vor dem feigen Frieden. Wenige Wochen nachher starb er, der weiseste aller englischen Staatsmänner jener Zeit, und wurde in der Westmiusterkirche beigesetzt. In der That entwickelten die Engländer in der nächsten Zeit eine größere Rührigkeit auf dem nordamerikanischen Kriegsschauplätze. Zwar mußten sie Philadelphia räumen, weil die französische Flotte immer näher kam, aber sie stützten sich dafür um so fester auf New-Iork. Der General El in t on drang in die Südstaaten ein, brachte Georgien in seine Gewalt und eroberte Chart estown in Südkaroliua. Er meinte schon die Unterwerfung des Südens in der Hauptsache vollendet zu haben, überließ daher dem General C o r n w a l l i s die Fortsetzung des Kampfes und kehrte nach dem Norden zurück. Jetzt glaubte Washington eingreifen zu müßen. Während er Clinton, dem er gegenüber lagerte, dadurch täuschte, daß er scheinbar einen Angriff auf New Jork vorbe- reitete, überschritt er 1781 plötzlich deu Delaware, vereinigte sich mit La Fayette, zu dem ein französisches Corps gestoßen war, und engte den General Cornwallis iniorktown derart ein, daß er nicht ent- kommen konnte, sondern sich mit 7000 Mann, allem Geschütz, allen Vorräten und der Kriegskasse ergeben mußte. Nach diesem Schlage verzichteten die Engländer auf die Weiterführung des Krieges in Amerika. Da aber der Kongreß ohne die Verbündeten nicht über den Frieden unterhandeln wollte, so verzögerte sich der Abschluß desselben noch einige Zeit. Mit Frankreich hatte sich auch Spanien zum Kriege gegen Eng- land verbunden, um das in früheren Kriegen Verlorene, Gibraltar, Minorca, Florida und Jamaica, wieder zu gewinnen. Aber Krank- heiten und Stürme lähmten von vornherein die Unternehmungen der spanischen Flotte. Nur der westliche Teil von Florida und die Insel Minorca konnten wieder erobert werden, Gibraltar und Jamaica ver- blieben den Engländern. Merkwürdig ist der Kampf um Gibraltar im Jahre 1782. Die Spanier belagerten die Festung zunächst auf der Landseite, richteten aber nichts aus; nur wenn ein gleichzeitiger Angriff zu See mit-

2. Die Neue Zeit - S. 156

1895 - Leipzig : Dürr
156 tan er von Massachusetts forderten die übrigen Provinzen auf, weder Thee noch Glas, noch Papier, noch Malerfarben von den Engländern zu entnehmen, bis die Steuer aufgehoben sei, und überall kam man der Aufforderung nach. Da der englische Handel dadurch sehr ge- schädigt wurde, so beschränkte das Ministerium den Zuschlag auf eine ganz geringe Abgabe vom Thee (drei Pence auf das Pfund). Aber auch damit wurde nichts erreicht, im Gegenteil, die Erbitterung stieg immer höher und ging endlich in offene Feindseligkeiten über. Eine Anzahl Bewaffneter, die als Indianer verkleidet waren, warfen 1773 im Hasen von Boston die Ladung eines englischen Theeschiffes in das Meer. Die Antwort, die auf diese Gewaltthat von London aus erfolgte, war, daß der Hafen von Boston gesperrt, alle Zufuhr aus dem Mutter- lande verboten wurde und die englischen Kaper, leichte von Privatleuten ausgerüstete Kriegsschiffe, Jagd auf die amerikanischen Fahrzeuge machten. Auch die Kolonisten trafen ihre Vorkehrungen. 1774 trat in Phila- delphia ein Kongreß zusammen, der von dreizehn Provinzen beschickt wurde; nur die Bewohner der ehemals französischen Länder Canada, Neuschottland re. hielten sich fern. Der Kongreß sollte die Leitung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten in die Hand nehmen. Pulver- und Stahlfabriken wurden errichtet, damit es den Kolonisten nicht an Waffen fehle. Als der kommandierende englische General in Massa- chusets das Waffenmagazin in Concord retten wollte, kam es 1775 bei Lexington zu einem Gefechte, in dem von beiden Seiten hart- näckig gekämpft wurde. Nun sah sich die englische Regierung genötigt, Truppen nach Amerika zu senden, und beide Häuser des Parlaments waren damit einverstanden. Aber da man nicht gern die eigenen Landsleute in diesen gefährlichen Kampf, der doch im Grunde ein Bürgerkrieg war, verwickeln wollte, so mietete man Truppen von an- deren europäischen Staaten. Leider gaben sich die Fürsten von Braun- schweig, Hessen-Kassel, Waldeck, auch die Regierung von Hannover dazu her, ihre junge kriegstüchtige Mannschaft über das Meer hinüber zu verkaufen. Die nächste Sorge des Kongresses zu Philadelphia war natürlich, einen passenden Oberfeldherrn zu finden. Diesen hatte die Vorsehung schon in Bereitschaft, denn kein anderer konnte es sein als Georg Washington aus Mount Vernon in Virginien. Er stammte aus einer englischen Adelsfamilie, die in Amerika eine neue Heimat ge- funden hatte. Schon im englisch-französischen Kriege um Canada hatte er sich ausgezeichnet; bei dem Ausbruche der Feindseligkeiten zwischen

3. Die Neue Zeit - S. 158

1895 - Leipzig : Dürr
158 mühsam den Weg durch den Urwald bahnte, schnitten ihm die Ameri- kaner alle Zufuhr ab, schwächten ihn durch fortwährende Gefechte und brachten ihn endlich, im Oktober 1777, dahin, daß er sich mit 5800 Mann dem amerikanischen General Gates ergab. In der Zeit als diese Kämpfe die Ausdauer der Kolonisten auf eine harte Probe stellten, that der Kongreß, der nach Baltimore über- gesiedelt war, etwas, was den Mut der Bevölkerung hob und des opferfreudigen Feldherrn würdig war, er sprach am 4. Juli 1776 die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Nordamerika aus Im Jahr 1778 trat eine entschiedene Wendung zu Gunsten der Kolonisten ein; der amerikanische Gesandte in Paris, Benjamin Franklin, setzte es durch, daß Frankreich ein Bündnis mit den amerikanischen Freiheitskämpfern einging. Dieser merkwürdige Mann war der Sohn eines Seifensieders in Boston. Er hatte bei seinem Bruder die Buchdruckerkunst erlernt und die wenige Zeit, die ihm da- neben blieb, benutzt, um sich in verschiedenen Wissenschaften bedeutende Kenntnisse zu erwerben. Nach der Lehrzeit hatte er sich in London als Gehilfe ein kleines Kapital gespart und nach seiner Rückkehr in Philadelphia eine Druckerei gegründet. Bald erwarb er sich nicht nur als thätiger Geschäftsmann, sondern auch als Schriftsteller einen Ruf. Mit Vorliebe entwickelte er seinen Landsleuten in populärer Sprache die Grundsätze einer guten Lebensführung. Sein Buch: „Weisheit des armen Richard" wurde das gelesenste in den Kolonien. Eine be- sondere Berühmtheit erlangte er dadurch, daß er den Blitzableiter er- fand. Mit Washington war er auf das innigste befreundet. 1776 wurde er als Gesandter nach Paris gesendet. Hier fand der schlichte Puritaner, der Botschafter einer freiheitliebenden Nation, eine überaus freundliche Aufnahme. Die Hofleute luden ihn in ihre Salons ein, die Ge- lehrten der Akademie nahmen ihn in ihre Mitte auf und d'alembert begrüßte ihn mit den stolzen Worten: Eripuit coelo fiümen sceptrumque tyrannis (er entriß dem Himmel den Blitz und das Scepter den Tyrannen), das gedrückte Volk aber berauschte sich an seinem Anschauen in der Sehnsucht nach Freiheit. Es war keine Empfehlung für das französische absolute Königtum, daß ein Mann wie Franklin die Nach- richt von der Unabhängigskeitserklärung der Vereinigten Staaten in Paris verkündete. Aber Ludwig Xvi., der seit 1774 König von Frankreich war, und seine Minister ahnten keine Gefahr, sie wollten nur den alten Gegner England, der ihnen in Ostindien soviel Abbruch gethan hatte, in Amerika bekriegen, und so wurde 1778 das Bündnis

4. Die Neue Zeit - S. 157

1895 - Leipzig : Dürr
157 England und den Kolonien hatte er für die Rechte der Amerikaner gesprochen und war in den Kongreß gewählt worden. Sein Edelmut, seine Besonnenheit und Willensstärke waren bekannt. Jetzt sollte er ein schlagfertiges Heer aufstellen; das war nicht leicht. Die auf ihre Unabhängigkeit stolzen Amerikaner wollten sich dem militärischen Zwange nicht unterwerfen und keine regelmäßige Beisteuer leisten, und selbst der Kongreß trug Bedenken, das Heer und den Feldherrn mächtig werden zu lassen. Da gehörte denn die größte Vaterlandsliebe, Opfer- willigkeit und Ausdauer dazu, nur das Notwendigste zu einer erfolg- reichen Verteidigung zu beschaffen. Washington hat das unmöglich Scheinende möglich gemacht. Aber alle Anstrengungen dieses außer- ordentlichen Mannes würden nutzlos gewesen sein, wenn die englischen Generale rascher und thätiger gewesen wären und wenn ihm nicht tapfere fremde Offiziere, wie der Franzose L a F a y e t t e, der Pole K o s c i u ß k o, die Deutschen von Steuben und Kalb beigestanden hätten. Waren die Engländer im Vorteil und verloren ganze Provinzen das Vertrauen auf einen glücklichen Ansgang, dann richtete er den Mut seiner Lands- leute durch eine kühne That wieder auf. So nahm er 1777 mitten im Winter bei Trenton am Delaware bei einem unerwarteten Angriffe 1000 Hessen gefangen. Hatte er keine Aussicht auf einen günstigen Ausgang der Schlacht, so vermied er sie und beschränkre sich darauf, den Feind an einen Punkt zu fesseln und in Unthätigkeit zu erhalten. Obgleich der englische General Howe die größte Stadt der Kolonien, Philadelphia, eroberte und den Kongreß vertrieb, so wußte doch Washington jeden weiteren Vorstoß von diesem Punkte aus so geschickt zu verhindern, daß die Engländer fast gar keinen Gewinn von ihrem Siege hatten. Auch New-Pork mußte eine englische Besatzung aufnehmen, und die Engländer beabsichtigten, von hier aus eine Truppen- kette bis Canada vorzuschieben, um die widerspenstigsten Provinzen New- Hampshire, Massachusetts, Rhode Island und Connecticut von den übrigen zu trennen und so dem Kriege ein schnelles Ende zu machen. Der General Burgoy ne ward beauftragt, diese entscheidende That auszuführen. Sein Heer war nur 7000 Mann stark, aber er suchte sich dadurch zu helfen, daß er Jndianerstämme zum Kampfe gegen die Kolonisten anreizte. Die Wilden fielen nicht nur Bewaffnete an, sondern vergriffen sich auch an Unbewaffneten, an Weibern und Kindern, mordeten und skalpierten sie auf grauenhafte Weise und regten dadurch in der Bevölkerung den bittersten Haß gegen die Engländer, als die Anstifter des Unheils auf. Während Burgoyne sich mit seinem Heere

5. Die Neue Zeit - S. 160

1895 - Leipzig : Dürr
160 Wirkte, war ein Erfolg zu erwarten. Dies sollte nun geschehen, und zwar nach den Angaben des französischen Ingenieurs d'ar^on. Es wurde eine Anzahl Kanonenboote hergestellt, die mit ihren Vor- richtungen hinreichend gegen Kugeln und Brander geschützt zu sein schienen. Aber Elliot, der englische Kommandant der Festung, ließ die schwimmenden Batterien mit glühenden Kugeln beschießen. Als Die ersten Bote sanken, gerieten die Spanier außer Fassung und ver- brannten in der Verwirrung selbst einige ihrer Fahrzeuge. Bald war das Meer mit Trümmern, Leichen und Ertrinkenden bedeckt. Die Engländer halfen retten, soviel sie konnten, damit das Unglück nicht noch größer würde. Elliot war der Held des Tages. Sein König ehrte ihn als den Befreier von Gibraltar und machte ihn zum Lord. Die englische Seemacht ging auch diesmal siegreich aus dem Kampfe hervor, von den früheren europäischen Mitbewerbern um die Herrschaft über die Meere war ihr keiner gewachsen. Wesentlich durch Franklins Vermittlung kam es 1783 zum Frieden von Versailles. Die Vereinigten Staaten wurden für unabhängig erklärt, Spanien behielt Florida und Minorca, trat aber Gibraltar und Jamaica an die Engländer ab. Nachdem Washington das große Werk vollendet hatte, legte er den Oberbefehl nieder und wollte sich in der Stille seines Landgutes Mount Vernon erholen; allein seine Mitbürger beriefen ihn bald zu neuer Wirksamkeit. Im Jahr 1788 einigten sich die Provinzen zu einer endgültigen Verfassung des Bundesstaates. Der Kongreß wurde mit größeren Vollmachten ausgestattet und erneuert. Man ver- traute ihm mehr an als bisher: die Besteuerung, das Münzwesen, die Vertretung des Staates nach außen, die Entscheidung über Krieg und Frieden. Er wird gebildet von den Abgeordneten der einzelnen Staaten und besteht aus zwei Abteilungen, dem Senate und dem Re- präsentantenhause, die sich jedes Jahr in der Stadt Washington ver- sammeln. Die vollziehende Gewalt hat der Präsident, der alle 4 Jahre neu gewählt wird. Der erste Präsident war Washington, und er ist zu diesem Amte zweimal hinter einander erwählt worden (bis 1797). Er starb am 14. Dezember 1799 in Mount Vernon, wohin er sich abermals zurückgezogen hatte. Zehn Jahre vor ihm hatte sein großer Mitkämpfer Benjamin Franklin das Zeitliche ge- segnet. Bis 1785 war er als Gesandter in Paris thätig gewesen und dann in die befreite Heimat zurückgekehrt.

6. Die Neue Zeit - S. 153

1895 - Leipzig : Dürr
153 das übrige erhalten sollte. Der letzte Polenkönig, Stanislaus Poniatowski, legte die Krone nieder und begab sich nach Petersburg, wo seiner ein Gnadengehalt wartete. Ein Jahr später, 1796, starb Katharina Ii., die als Frau verabscheuungswürdig ist, als russische Kaiserin sich aber doch große Verdienste um die Abrundung und innere Ausgestaltung des Reiches erworben hat, denn sie sann nicht bloß auf Eroberungen, sondern legte auch den Grund zu einer geordneteren Steuererhebung und zu einer milderen Rechtspflege, selbst dem Schul- wesen wandte sie ihre Aufmerksamkeit zu. Ihr Sohn und Nachfolger Paul I. hatte nicht die Härte seiner Mutter geerbt. Dies sieht man schon daraus, daß er den gefangenen Kosciußko frei ließ; der vaterlandslose Held starb nach längerem Um- herwandern zu Solothurn in der Schweiz 1817. Lh. Nordamerika. 1. Zue englischen Kolonien. Fast ein Jahrhundert später als in dem südlichen Teile von Nord- amerika , den Antillen und Südamerika fanden sich in der nördlichen Hälfte Nordamerikas europäische Ansiedler ein. Hier machten sich Franzosen und Engländer das Ausbreitungsgebiet streitig. Die letzteren hatten schon unter der Königin Elisabeth von der Kolonie Virginien aus den mittleren Küstenstrich in Besitz genommen; unter Karl I., Karl Ii. und Jako b Ii. suchten puritanische Vorkämpfer für die religiöse und politische Freiheit im Nordosten, in Massachusetts, eine neue Heimat und gründeten ein Neu-England. Die Franzosen breiteten sich in Acadien, so hieß das Land von Neuschottland bis zum Lorenzstrome, und in Canada aus, auch beanspruchten sie das ganze Mississippigebiet von Louisiana bis zu den großen Seen. Grenzstreitigkeiten, die unter diesen Umständen nicht ausbleiben konnten, führten zu einem Kriege, der mit dem siebenjährigen zusammenfällt (1756—1763). Anfangs waren die Engländer im Nachteil. Als aber Georg Ii. den genialen Staatsmann William Pitt in das Ministerium berief, verloren die Franzosen ganz Canada. Zwar zogen sie nun Spanien in den Kampf hinein, 1761, allein auch dieses erfuhr bald, wie ohnmächtig es sei, denn die Engländer nahmen ihm Havanna in Westindien und Manilla auf den Philippinen weg. England hätte den größten Triumph

7. Bd. 3 - S. 247

1838 - Eisleben : Reichardt
Westindien. 247 Medizin gebraucht. Der Wunderbaum erreicht eine Höhe von 8 bis 15 F. und hat seinen Namen theils wegen seines schnellen Wachs- - thums theils weil man früher von ihm fabelte, daß er die Pflanze gewesen sey, welche in Ninive in einer Nacht zu einem Baume auf- schoß, um dem Propheten Jonas Schatten zu gewahren. Der weiße Zimmetbaum oder Weißer Kanellbaum ist besonders in Jamaica einheimisch, doch auch in Südamerika und wird 30 F. hoch. Seine glatte, weiße, sehr scharfe, gewürzige Rinde hat etwas von dem Aromatischen des Zimmets und der Hitze des Pfeffers und wird unter dem Namen weißer Zimm et als Gewürz an Spei- sen und auch in der Medizin gebraucht. Unter wie wunderbarsten Erscheinungen der Natur gehört der Manglebaum, Wurzelbaum, von den Engländern Mangrove genannt, welcher vornehmlich an den sumpfigen Ufern der Flüsse in der Nähe des Meeres, wo seine Wurzeln mit Salzwasser in Berüh- rung kommen können, daher auch an flachen leicht zu überschwemmen- den Meeresküsten tropischer Gegenden, besonders in Ost- und West- indien, Guayana rc. 20 bis 30 F. hoch wachst und eine braungelbe, bitter schmeckende Rinde, längliche, lederartige Blätter, eine kleine gelbliche Blume, eine keulenförmige, holzige, lederartige Frucht und ein feinkörniges Holz hat, das hauptsächlich zu Angelruthen, Spazierstöcken, Pfeilen rc. verarbeitet wird. Es kann nichts Seltsameres geben, als den Anblick eines Manglebaumes. Aus dem Stamme gehen nach allen Seiten lange Äste mit hellglänzenden Blättern bedeckt, welche fast \ F. lang werden. Die Wurzeln bilden auf dev Oberfläche des Wassers ein grobes Flechtwerk, das so dicht und fest ist, daß man ohne Gefahr darüber hinweggehen kann. An diesen Wurzeln setzen sich eine Menge Austern an, welche bei niedrigem Wasserstande von den vorbeifahrenden Schiffern mit leichter Mühe abgenommen werden können. Über dem Wurzelgeflecht erhebt sich sodann der Stamm des Baumes, der die Eigenschaft hat, daß sich die Zweige zur Erde herab- senken, in schlammigem Boden Wurzeln schlagen und neue Stamme bilden, die über dem Wasser so dicht mit einander verschlungen sind, daß sie gleichsam netzförmige kleine Lauben und Jrrgänge, ein undurch- dringliches Gebüsche bilden, durch welches nur eine Schlange oder eine Eidechse hindurchschlüpfen kann. Schon der Same beginnt bei feuch- tem Wetter an zu keimen, während die ihn einschließende Frucht noch an den Ästen hängt, indem an der untern Spitze der Frucht allmäh- lig eine zarte Faser hervorkommt, die 10 bis 12 Zoll lang wird und endlich mit der Frucht abbricht, wo sie dann in den Schlamm am Fuße des Baumes fällt und sogleich Wurzel schlägt, wenn auch das Wasser gegen 6 Zoll darüber sieht. So entsteht oft aus einem ein- zigen Baume in kurzer Zeit ein ganzer Wald, der einen merkwürdigen Anblick gewährt. Ein sehr giftiger in Westindien wachsender Baum ist der Man-

8. Bd. 3 - S. 250

1838 - Eisleben : Reichardt
250 Amerik a. ihres saftigen, im Munde zerschmelzenden Fleisches, Vegetabilisches Mark. Man hat zweierlei Arten dieser Frucht; die eine hat eine purpurfarbene, die andere eine blaßgrüne Schale. Man genießt sie entweder mit Salz und schwarzem Pfeffer, oder auch mit Zitronensaft und Syrup, oder ganz ohne Zubereitung. Vorzüglich wohlschmeckend ist sie mit Fischen oder Fleisch genossen. Der Same dieser Frucht, der beinahe den dritten Theil derselben ausmacht, und wenn sie reif ist, ganz lose darin liegt, sieht wie der innere Theil einer Roßkastanie aus und giebt eine sehr dauerhafte gelbe Farbe. Der Amerikanifche Mammeybaum (Mammea Ameri- cana), ein hoch wachsender Baum mit immergrünen Blattern und schneeweißen, wohlriechenden Blumen tragt eßbare kugelförmige Früchte, bisweilen von der Größe einer kleinen Melone, bisweilen nur von der Größe einer Aprikose, die eine dicke, lederartige, bei der Reife, gelb- braune äußere und eine zarte innere Schale haben, welche man beide, vor dem Genusse, sorgfältig abschälen muß. Das darunter liegende Fleisch, in welchem drei große Kerne oder Steine befindlich sind, ist weich, saftig, von der Farbe einer Möhre, wohlschmeckend und gleicht im Geschmacke einer Pfirsiche, und wird theils roh oder mit Zucker und Wein genossen, theils mit Syrup zu einer Art von Eingemachtem eingekocht. Aus den Blumen wird der als Lau Creole bekannte Likör gemacht. Die Blüthen und Früchte sind nicht in den Gipfeln der Zweige, sondern weiter gegen den Stamm zu befestigt. Der Stamm des Baumes treibt viele Aste, hat eine weit ausgebreitete Krone und sein Holz ist sehr schön, daher es zu Möbeln verarbeitet wird. Der gemeine Melonen bäum oder Papaya bäum hat wie der Pisang einen weichen, schwammigen, inwendig hohlen Stamm, der einen Fuß dick und 20 bis 30 F. hoch wird. Dieser Baum hat das Ansehen von Palmen und treibt, wie diese, nur am Gipfel Blätter, die 1 bis 1* F. lang, dünn, schön grün sind und auf 2 bis 3 F. langen hohlen Stielen stehen, sich nach allen Seiten hin verbreiten und einen Busch an der Spitze des Baumes bilden. Die Blüthen, von einer schönen weißen und gelben Farbe, brechen aus dem Stamme zwischen den Blättern hervor und riechen sehr angenehm. Die Früchte wachsen traubenweise an Stengeln, gleichen an Größe und Gestalt einer kleinen Melone, haben einen süßlichen Geschmack, und wenn sie völlig reif sind, eine glänzend gelbe Farbe. In der Regel aber, wer- den sie, so lange sie noch grün sind, eingesammelt und nachdem man den ätzenden Milchsaft, den sie enthalten, herausgezogen hat, gekocht und als Gemüse aufgetragen, oder auch mit Zucker eingemacht. Vor- züglich schön sieht dieser Baum aus, wenn die untersten Früchte am Gipfel des Stammes reifen, die Blätter zwischen denselben abfallen und nun die zahlreichen Früchte allein den Stamm umgeben, während der Gipfel immer höher und höher emporschießt und oben in der Krone wieder neue Blätter treibt, so daß der Baum zugleich Blüthen, n

9. Bd. 3 - S. 251

1838 - Eisleben : Reichardt
We st indi en. 25 J reife und unreife Früchte und die herrliche Blätterkrone trägt. Die Blüthen werden mit Zucker eingemacht, die Samenkörner sind gekocht ein wirksames antiskorbutisches Mittel und der Saft der Früchte sieht, wenn sie noch unreif sind, wie dicke Milch aus und dient, zähes Fleisch, das man damit einreibt, weich und mürbe zu machen. Die Passifloren oder Passionsblumen, Leidensblu- men bilden eine Pflanzenfamilie, die kraut- oder strauchartig, gewöhn- lich kletternd und rankend, selten baumartig sind. Sie machen den Schmuck der Westindischen und Amerikanischen Wälder, wo sie sich in Menge finden und von Baum zu Baum klettern. Ihre Blüthen sind von vorzüglicher Schönheit und sehr merkwürdigem Ansehen. Diese Gewächse haben ihren Namen daher erhalten, weil man in den Blumen einiger derselben die Zeichen des Leidens Christi z. B. die Nagel, die Dornenkrone, den Kelch rc. zu sehen glaubte. Zwei Arten dieser Passifloren tragen eßbare Früchte, nämlich die lorbeerblätterige Passiflore (Passiflora laurifolia), deren Frucht (auch Wasserlimonie genannt) von der Größe und Gestalt eines Hühnereies ist, und eine glänzend gelbe Schale hat. Das Innere ist voll kleiner platter Kerne, die mit einem saftigen Mark bedeckt sind, welches einen sehr ange- nehmen Geschmack und moschusähnlichen Geruch hat — und die Passiflora quadrangularis, deren Frucht unter dem Namen Gre- nadile bekannt, so groß wie ein Gänseei ist, in einer weichen Hülse steckt und gleichfalls eine gelbe Schale hat, deren Inneres voll Samen- kerne ist, die mit einem saftigen Fleische bedeckt sind, das einen süßen, sehr kühlenden, höchst angenehm schmeckenden Saft enthält. Man ißt diese Frucht mit Wein und Zucker und hält sie für eine gesunde, magenstärkende Speise. In Hinsicht des Mineralreichs ist der Erdpech- (Bd. I. S. 481) oder Asphaltsee merkwürdig, der sich auf der südlichsten West- indischen Insel Trinidad befindet. Er liegt auf der Südwestfeite dieser Insel, etwa 8 M. südlich von Puerto de Espana, der Haupt- stadt derselben, in der Nahe des Vorgebirges Brea, auf einer kleinen, etwa 1 Stunde langen, 80 F. hoch über dem Meer erhabenen Halb- insel, unweit des Golfs von Paria, der Trinidad von dem Festlande Südamerikas scheidet, und wird auf der Nordwestseite von einer schma- len, ihn von dem Meere trennenden Landenge, südlich von einer Fel- senerhöhung und östlich von dem gewöhnlichen Thonboden der Insel begränzt. Diese ganze Halbinsel ist Pechgrund und besteht aus Erd- pechmassen, verglasetem Sande und Erde, die mit einander zusammen- gekittet sind. Landet man bei dem Kap Brea, so sieht man große, schwarze Pechfelsen sich thurmartig 50 bis 100 F. hoch am Meere erheben, die gänzlich aus hartem, festem Erdpech bestehen, und Stücke davon rollen in Menge, glatt wie Kiesel, in der Bai umher. Jeder Schritt, den man hier thut, ist auf Pechgrund, der jedoch keine fort- laufende Masse, sondern eine Reihe unregelmäßiger, auf beträchtlichen

10. Bd. 3 - S. 264

1838 - Eisleben : Reichardt
264 Amerika. außerordentlich gesegnet; es giebt hier z. B. Mahagonibaume, Ameri- kanische (Zedern, Lebensbäume, verschiedene Arten von Ebenholz und außerdem eine Menge von Bäumen, welche Bauholz für Hauser und Schiffe liefern, ferner Palmbaume, unter welchen die Palma real (Königspalmen) durch ihre Nützlichkeit für Menschen und Thiere aus- zeichnet, viele Medizinalpflanzen, Ananas verschiedener Art, Pisangs, Orangen, Citronen, Granatapfel, überhaupt die herrlichsten Südfrüchte. Unter den Getreidearten ist der Mais die wichtigste. Der eigentliche Reichthum der Insel besteht vorzüglich in Zucker, Kaffee, Tabak, Ka- kao^ rc. Durch seinen trefflichen Tabak ist Cuba in der ganzen Welt berühmt, und führt jährlich eine ungeheure Masse desselben aus, wo- von man sich einen Begriff machen kann, wenn man hört, daß es auf dieser Insel allein 1600 Tabakpflanzungen giebt. Kaffeepflan- zungen zahlt man jetzt 2200 und Zuckerplantagen 1200. Ein Rei- sender, der von der Stadt Matanzas aus eine Kaffeepflanzung besuchte, welche den Namen die allerheili.gste Dreieinigkeit führte, macht uns von derselben folgende Beschreibung: „Ihren Eingang bildete eine Allee der herrlichsten Palmen, die ich je gesehen habe, und deren Pracht selbst die der Indischen übersteigt. Jede Palme stand von der andern etwa 20 F. entfernt, und die Zwischenräume waren mit Aprikosen- bäumen, im frischesten Grün prangend, ausgefüllt. Nichts kann, hin- sichtlich des Pflanzenlebens, überhaupt anziehender seyn als eine Kaffee- pflanzung. Eine Zuckerpflanzung ist schon ein sehr angenehmer An- blick, wenn ihr Rohr so in üppiger Fülle emporschießt und Hunderte von Morgen bedeckt, allein der Anblick einer Kaffeepflanzung ist bei Weitem schöner und mannigfaltiger. Die Kaffeestraucher rverden näm- lich in Reihen gepflanzt und erreichen eine Höhe von etwa 5 F. Die Zwischenräume zwischen ihnen füllen Reihen von Orangenbäumen §us, die zum Theil Früchte tragen, zum Theil in Blüthe stehen, wahrend die Pisangs, die Kalabaffenbaume, die Mangos, die Gujavas (B. Ii. S. 597) die Nußbaume von Malabar, die Brodfruchtbaume und eine große Menge anderer tropischer Baume und Sträucher in der größten Üppigkeit umherwachsen. Diese Pflanzungen haben, außer der Zierde, zu welcher sie dienen, auch drn Nutzen, daß sie die jungen Kaffeepflanzen gegen die Sonne schützen." Havana ist die Hauptstadt von Cuba und zugleich die größte Stadt Westindiens und überhaupt eine der größten der neuen Welt, indem sie mit Einschluß der großen Vorstädte über 11000 H. zahlt, worin jetzt gegen 150,000 Menschen wohnen. Sie liegt an der Nordküste der Insel, an einer Bai, die einen der schönsten Hafen der Welt bildet, welcher sehr sicher und so geräumig ist, daß darin ^1000 bis 1200 der größten Schiffe liegen können, und einen langen, äußerst schmalen Eingang hat, in welchen nur ein Schiff nach dem andern einfahren kann. Diese Bai umgiebt die Stadt auf der Ostseite und auf der Landseite umgeben Hügel dieselbe, auf welchen Forts angelegt
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