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1. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 84

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
84 1100—1517. bald darauf die heilige Lanze aus der Erde hervor. Die Reli- quie wurde den versammelten Kreuzfahrern feierlich vorgczcigt, und die Zuversicht, daß der Himmel ihnen beistehe, entflammte den Muth Aller zur Begeistrung. Alle strömten in die Kirchen, beichteten ihre Sünden und genossen das Sakrament des Altares. Nach dieser heiligen Handlung segnete ein Bischof die Tapfern und verfluchte die Feigen; das Heer zog in der Morgenstunde aus, um Korboga zu überfallen; die Geistlichen stimmten den kriegerischen Psalm an; „Herr Du erhebst Dich und Deine Feinde werden zerstreut!" Das Heer antwortete im Chor: „Gott will cs!" Als Korboga die Schaaren der Kreuzfahrer aus der Stadt hervorkommen sah, sagte er: „Laßt sie nur Alle kommen, damit kein Einziger unsrem Schwerte entgehe!" Als die Heere sich einander auf Bogcnschußweite genähert hatten, stürzten die vordersten christlichen Abtheilungen sich mit Ungestüm in die Schlacht und nach einem heftigen Widerstande floh der Feind; vergebens suchte er sich auf den Bergen zu sammeln : die Kreuzfahrer stür- men den Berg hinauf, auch hier wurden die Türken zurückge- worfen, Korboga floh und kam erst hinter dem Euphrat wieder zum Stehen; er hatte sein mit Lebensmitteln und Kost- barkeiten gefülltes Lager, als eine willkommene Beute, den Siegern zurücklassen müssen. Auch die Burg in Antiochia übergab sich, als die Bertheidiger die Niederlage ihrer Glaubensgenossen sahen. Nun wurden feierliche Prozessionen eingestellt, die Kirchen von der Schändung der Türken gereinigt, neue Kronleuchter, Kreuze. Meßgewänder und heilige Bilder angeschafft, und mit frommer Inbrunst dankten die blutigen Krieger Gott dafür, daß er ihnen gestattet habe, seine Hciligthümer zu reinigen. Allein Bohemund riß, zur Unzufriedenheit vieler Fürsten, die Herr- schaft in der Stadt an sich, und ließ sich Fürst von Antio- chia nennen.

2. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 170

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
170 1100—1517. Reise nach Ostindien im Jahre 1500 verschlagen und entdeckte das fruchtbare, an Metallen und Edelsteinen reiche Brasilien. Ferdinand Cortcz, ein tapferer, ausdauernder und begabter Spanier, landete 1519 in Mexico, wo er den Hafenort Ve- racruz gründete, und mit seinem Häuflein von Spaniern, die durch ihre Waffen, ihre Kriegskunst und die bei den Amerikanern unbekannten Pferde, denselben schrecklich waren, nach hartnäckigen oft unentschiedenen Kämpfen das stark bevölkerte Mexiko cinnahm. B a l- boa erblickte, nach einem mühsamen Zuge über die Landenge Pa- nama, zum erstenmale das stille Meer. Der inspanischen Diensten stehende Portugise Ferdinand Magellan entdeckte die nach ihm bekannte Straße zwischen dem Feuerlande und Amerika. Dieser kühne Seefahrer durchsegelte zum erstenmale das stille Meer, wurde jedoch 1521 von den wilden Einwohnern auf den Philippinen erschlagen. Sein Nächstkommandirender führte das Schiff weiter nach Westen und vollendete die erste Welt- umsegelung. Die Spanier Pizarro und Alm agro, rohe, grau- same und habsüchtige Männer, kamen nach Peru, wo sie 1531 die Thronstreitigkeiten des herrschenden Stammes „Kinder der Sonne" sich zu Nutze machten und sich des gut bevölkerten, an Gold reichen Landes bemächtigten; später nahm Almagro auch Chili ein. Die Einwohner wurden mit schrecklicher Grausam- keit behandelt, welche der Durst nach Gold nur zu oft Hervor- brechen ließ; man machte Jagd auf sie, wie auf wilde Thiere, der christliche Glaube wurde ihnen aufgezwungen und ihre Zahl nahm in erstaunlichem Grade ab; allein spanische und portugi- sische .Bisthümer, Klöster und Städte erstanden in Ame- rika, und bald nahmen die Engländer durch die Fahrt auf Nordamerika an der neuen Wirksamkeit Theil. Die Ent- deckung dieses Welttheiles hat einem großen Theile nach nicht nur den Lauf des Welthandels, sondern auch den der Welt- geschichte verändert; hier boten die vielen unbekannten Pro-

3. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 140

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
140 1100—1517. daselbst gekrönt und mit dein heiligen Oele gesalbt werde. Ob- wohl ihr Vater sich dem widersetzte, beharrte sie standhaft bei diesem Verlangen und endlich wurde ihr Wunsch erfüllt. Als sie vor den König geführt wurde, kannte sie ihn gleich aus den versammelten Rittern heraus und er selbst gewann die Ueber- zeugung ihrer göttlichen Sendung, oder that doch so. Gerüstet wie ein Krieger. auf einem weißen Pferde. eine weiße Fahne in der linken, ein geweihtes Schwert in der rechten Hand, zog die begeisterte Jungfrau an der Spitze einer Heeresabtheilung einher, um Oleans zu entsetzen; die Ritter folgten ihr gern, da sie ihren kriegerischen Stolz nicht durch den Gehorsam gegen ein Mädchen gedemüthigt fühlten; die religiöse Begeistrung brachte die Partheikämpfe zum Schweigen und erweckte das Nationalgcfühl, selbst bei den niederen Klassen; die französische Besatzung in Orleans empfing die Jungfrau als eine Botin des Herrn, die Engländer fürchteten das junge Mädchen, welches unerschrocken an den Schlachten Theil nahm, als das Werkzeug des Teufels zur Befreiung Frankreichs. Die Engländer mußten die Belagerung von Orleans aufhcben. sie gaben die eine Stadt nach der andern auf und noch im selbigen Jahre wurde der König, wie die Jungfrau von Orleans es verheißen hatte, in Rheims gekrönt und gesalbt. Allein damit war ihre göttliche Sendung vollendet; zwar ließ sie sich überreden, auch ferner das französische Heer zu begleiten, allein sie hatte den sicheren Glauben an sich selbst verloren und wurde bald darauf von den Engländern gefangen genommen, welche sie der Inquisition überlieferten. Das geistliche Gericht verurtheilte sie um ihrer „Zauberei und des Einverständnisses mit dem Teufel" willen zum Tode; die Jungfrau von Orleans wurde in Rouen verbrannt. Allein mittlerweile war der Anstoß zur Befreiung Frankreichs gegeben; der burgundische Herzog Philipp der Gute fürchtete den Einfluß der Engländer in den Nieder- landen und trat, nachdem ihm bedeutende Zugeständnisse gemacht jmérié

4. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 49

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
49 476—1 100. Nach der Schlacht std^Hclgcaa war Knud nach See- land zurückgekehrt, noch immer im Herzen gegen seinen Schwa- ger Ulf Jarl erbittert. In Roeskilde empfing der Jarl ihn mit großen Festlichkeiten, allein der König war wortkarg und unfreundlich. In einem Spiele Schach machte der König einen Fehler und verlangte wieder zurückzuziehen, der Jarl verwei- gerte dies, wurde heftig, stieß das Schachbrett um und stand auf, um zu gehen. „Fliehst Du nun, Du feiger Ulf?" rief der König. „Du nanntest mich nicht feige" antwortete der Jarl, „als ich dir zu rechter Zeit b^^Helgcaa zu Hülfe kam, wo die Schweden deine Leute wie die Hunde schlugen!" Am nächsten Morgen floh Ulf Jarl, den Zorn seines Schwagers fürchtend, in die Dreifaltigkeitskirche in Roeskilde. Dennoch wurde er von den Abgesandten des Königs vor dem Altäre ge- tödtct. Die Kirche wurde durch ein Geschenk von zwei Harden an den Bifchofsstuhl zu Roeskilde wieder ausgesöhnt; auch feiner Schwester gab der König Blutgeld, und hatte dergestalt il . nach dem Begriffe jener Zeit einen äußerlichen Frieden mit sci//^ nein Gewissen geschlossen. j\, Als König Knud im Frühling des Jahres 1035 hörte, daß Magnus, der Sohn König Olufs des Heiligen, nach Norwegen gekommen war, um sein väterliches Reich wieder zu gewinnen, nahm eine Krankheit, woran er zu der Zeit litt, be- denklich zu. Im Herbste des Jahres 1035 starb er in einem Alter von noch nicht 40 Jahren. England von 1035 Nach Knuds Tode, wurde fein, aus der Ehe mit Emma entsprossener Sohn, Hardeknud, zum Könige von Dänemark erwählt. Ein Krieg zwischen ihm und dem norwegischen Könige Magnus dem Guten, wurde durch einen von den Anführern beider Heere in der Göthaelv vermittelten Frieden 1036 so ge- schlichtet, daß der den andern überlebende König das Reich des Bchrs Lehrb. der Gesch. tcä Mittelalters. 4

5. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 150

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
150 1100—1517. tí;et übernahm. Schreckliche Verwüstungen und Grausamkeiten wurden verübt; man weigerte sich Sigismund als König von Böhmen anzuerkennen, als er im Jahre 1419 seinem Bruder aus dem wankenden Throne folgen sollte, und als Sigis- mund selbst nach Böhmen kam, um den Unruhen ein Ende zu machen, wurde er total geschlagen. Eine neue Kirchenversamm- lung wurde uach Basel berufen (1431—1449); man räumte den Böhmen den Genuß des Kelches beim Sakramente des Abend- mahles ein und gewann auf die Weise eine Parthei in Böhmen, welche sich dem Kaiser und der Kirche unterwarf; diese sogenannten Kalixtiner (Kelchbrüder) wußten ihre hartnäckigeren Glaubens- genossen zu besiegen und so wurde denn Sigismund endlich im Jahre 1436 als König von Böhmen anerkannt (-s 1437). Der Schwiegersohn Sigismunds, Alb recht Ii von Oesterreich, König von Böhmen und Ungarn, wurde zum deutschen König erwählt (1437—1439) nachdem die Habsburger mehr als ein Jahrhundert hindurch vom deutschen Throne ausgeschlossen gewesen waren. A l b r e ch t starb nach einer Regiernngszeit von wenigen Jahren, ohne seine Absicht, Deutschlands innere Ange- legenheiten durch einen allgemeinen Landfrieden zu ordnen, durch- setzen zu können. Sein Nachfolger Friedrich Iii (1439 — 1493), der öst- rei chisch-stei e rm ä rkis chen Linie entsprossen, besaß die Tüch- tigkeit nicht, welche nöthig war, um die Streitigkeiten in Deutsch- land beizulegen; die Fehden zwischen den Herren untereinander und zwischen Herren und Städten dauerten fort. Die Kirchen- versammlung in Basel (1431 — 1449) hatte sich die Ober- hoheit über den Papst angemaaßt, hatte dem Bannstrahle des Papstes getrotzt und die Einnahmen und die Machtvollkommenheit der Päpste an der andern Seite der Alpen geschmälert. Die deutschen Fürsten nahmen in einer Versammlung die Baseler Beschlüsse an, allein durch das Schwanken des Kaiser's ging der gewonnene Vortheil wieder verloren, indem er durch einen Vertrag zu

6. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 189

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
1100—1517. 189 Erich Emun (1134—1137) bemächtigte sich der Regie, rung und herrschte grausam; er wurde durch einen jütischen Edel- mann auf öffentlichem Thinge erschlagen. Erich Lamm, ein Tochtersohn des Erich Eicgod, trug Anter fortdauernden inneren Unruhen und Fehden den königlichen Namen (1137—1147) bis er seine Unfähigkeit einsah, die Re- gierung niederlegte und in ein Kloster ging. In den folgenden zehn Jahren (1147 —1157) war Däne- mark der Schauplatz eines Bürgerkrieges zwischen drei Kronprä- tendenten: der eine war Svend, ein Sohn Erich Emuns, der zweite Waldemar, ein Sohn Knud Lavards, und der dritte Knud, ein Sohn des Magnus Nielsen. Nach längerem Kampfe mit wechselndem Glücke, in den auch der deutsche Kaiser Fried- rich Babarossa als Vermittler hineingezogen wurde, theilten die Könige das Reich: Waldemar erhielt Nord- und Südjüt- land. Svend Schonen, Holland, Bleking, Bornholm, Knud Seeland, Fühnen, Laaland, Falster und die übrigen Inseln (1157). Allein kurz nach dem Vergleiche versuchte Svend durch einen Ueberfall bei einem Gelage in Roskilde seine Nebenbuhler aus dem Wege zu räumen. Knud wurde getödtet, allein Waldemar und sein tapferer Freund Absalon entgingen dem Blutbadc; der König floh nach Jütland, zeigte auf dem Thinge zu Wiborg dem Volke die Wunden, welche er bei dem Uebcrfalle in Roskilde empfangen hatte, und seine Worte fanden großen Anklang beim Volke. Svend, der ein Heer nach Jütland hinüberführte, wurde auf der Grathe-Haide, ein wenig südlich von Wiborg, (1157) geschlagen, und wurde auf der Flucht von einem Bauer getödtet. Das Recht Waldemars auf die Krone wurde durch eine Königswahl in Jütland 1157 bekräftigt, indem die Großen des Landes daselbst die Sache einstimmig zu seinen Gunsten entschie- den. Er wurde darauf vom Erzbischöfe zu Lund gekrönt.

7. Bd. 3 - S. 247

1838 - Eisleben : Reichardt
Westindien. 247 Medizin gebraucht. Der Wunderbaum erreicht eine Höhe von 8 bis 15 F. und hat seinen Namen theils wegen seines schnellen Wachs- - thums theils weil man früher von ihm fabelte, daß er die Pflanze gewesen sey, welche in Ninive in einer Nacht zu einem Baume auf- schoß, um dem Propheten Jonas Schatten zu gewahren. Der weiße Zimmetbaum oder Weißer Kanellbaum ist besonders in Jamaica einheimisch, doch auch in Südamerika und wird 30 F. hoch. Seine glatte, weiße, sehr scharfe, gewürzige Rinde hat etwas von dem Aromatischen des Zimmets und der Hitze des Pfeffers und wird unter dem Namen weißer Zimm et als Gewürz an Spei- sen und auch in der Medizin gebraucht. Unter wie wunderbarsten Erscheinungen der Natur gehört der Manglebaum, Wurzelbaum, von den Engländern Mangrove genannt, welcher vornehmlich an den sumpfigen Ufern der Flüsse in der Nähe des Meeres, wo seine Wurzeln mit Salzwasser in Berüh- rung kommen können, daher auch an flachen leicht zu überschwemmen- den Meeresküsten tropischer Gegenden, besonders in Ost- und West- indien, Guayana rc. 20 bis 30 F. hoch wachst und eine braungelbe, bitter schmeckende Rinde, längliche, lederartige Blätter, eine kleine gelbliche Blume, eine keulenförmige, holzige, lederartige Frucht und ein feinkörniges Holz hat, das hauptsächlich zu Angelruthen, Spazierstöcken, Pfeilen rc. verarbeitet wird. Es kann nichts Seltsameres geben, als den Anblick eines Manglebaumes. Aus dem Stamme gehen nach allen Seiten lange Äste mit hellglänzenden Blättern bedeckt, welche fast \ F. lang werden. Die Wurzeln bilden auf dev Oberfläche des Wassers ein grobes Flechtwerk, das so dicht und fest ist, daß man ohne Gefahr darüber hinweggehen kann. An diesen Wurzeln setzen sich eine Menge Austern an, welche bei niedrigem Wasserstande von den vorbeifahrenden Schiffern mit leichter Mühe abgenommen werden können. Über dem Wurzelgeflecht erhebt sich sodann der Stamm des Baumes, der die Eigenschaft hat, daß sich die Zweige zur Erde herab- senken, in schlammigem Boden Wurzeln schlagen und neue Stamme bilden, die über dem Wasser so dicht mit einander verschlungen sind, daß sie gleichsam netzförmige kleine Lauben und Jrrgänge, ein undurch- dringliches Gebüsche bilden, durch welches nur eine Schlange oder eine Eidechse hindurchschlüpfen kann. Schon der Same beginnt bei feuch- tem Wetter an zu keimen, während die ihn einschließende Frucht noch an den Ästen hängt, indem an der untern Spitze der Frucht allmäh- lig eine zarte Faser hervorkommt, die 10 bis 12 Zoll lang wird und endlich mit der Frucht abbricht, wo sie dann in den Schlamm am Fuße des Baumes fällt und sogleich Wurzel schlägt, wenn auch das Wasser gegen 6 Zoll darüber sieht. So entsteht oft aus einem ein- zigen Baume in kurzer Zeit ein ganzer Wald, der einen merkwürdigen Anblick gewährt. Ein sehr giftiger in Westindien wachsender Baum ist der Man-

8. Bd. 3 - S. 251

1838 - Eisleben : Reichardt
We st indi en. 25 J reife und unreife Früchte und die herrliche Blätterkrone trägt. Die Blüthen werden mit Zucker eingemacht, die Samenkörner sind gekocht ein wirksames antiskorbutisches Mittel und der Saft der Früchte sieht, wenn sie noch unreif sind, wie dicke Milch aus und dient, zähes Fleisch, das man damit einreibt, weich und mürbe zu machen. Die Passifloren oder Passionsblumen, Leidensblu- men bilden eine Pflanzenfamilie, die kraut- oder strauchartig, gewöhn- lich kletternd und rankend, selten baumartig sind. Sie machen den Schmuck der Westindischen und Amerikanischen Wälder, wo sie sich in Menge finden und von Baum zu Baum klettern. Ihre Blüthen sind von vorzüglicher Schönheit und sehr merkwürdigem Ansehen. Diese Gewächse haben ihren Namen daher erhalten, weil man in den Blumen einiger derselben die Zeichen des Leidens Christi z. B. die Nagel, die Dornenkrone, den Kelch rc. zu sehen glaubte. Zwei Arten dieser Passifloren tragen eßbare Früchte, nämlich die lorbeerblätterige Passiflore (Passiflora laurifolia), deren Frucht (auch Wasserlimonie genannt) von der Größe und Gestalt eines Hühnereies ist, und eine glänzend gelbe Schale hat. Das Innere ist voll kleiner platter Kerne, die mit einem saftigen Mark bedeckt sind, welches einen sehr ange- nehmen Geschmack und moschusähnlichen Geruch hat — und die Passiflora quadrangularis, deren Frucht unter dem Namen Gre- nadile bekannt, so groß wie ein Gänseei ist, in einer weichen Hülse steckt und gleichfalls eine gelbe Schale hat, deren Inneres voll Samen- kerne ist, die mit einem saftigen Fleische bedeckt sind, das einen süßen, sehr kühlenden, höchst angenehm schmeckenden Saft enthält. Man ißt diese Frucht mit Wein und Zucker und hält sie für eine gesunde, magenstärkende Speise. In Hinsicht des Mineralreichs ist der Erdpech- (Bd. I. S. 481) oder Asphaltsee merkwürdig, der sich auf der südlichsten West- indischen Insel Trinidad befindet. Er liegt auf der Südwestfeite dieser Insel, etwa 8 M. südlich von Puerto de Espana, der Haupt- stadt derselben, in der Nahe des Vorgebirges Brea, auf einer kleinen, etwa 1 Stunde langen, 80 F. hoch über dem Meer erhabenen Halb- insel, unweit des Golfs von Paria, der Trinidad von dem Festlande Südamerikas scheidet, und wird auf der Nordwestseite von einer schma- len, ihn von dem Meere trennenden Landenge, südlich von einer Fel- senerhöhung und östlich von dem gewöhnlichen Thonboden der Insel begränzt. Diese ganze Halbinsel ist Pechgrund und besteht aus Erd- pechmassen, verglasetem Sande und Erde, die mit einander zusammen- gekittet sind. Landet man bei dem Kap Brea, so sieht man große, schwarze Pechfelsen sich thurmartig 50 bis 100 F. hoch am Meere erheben, die gänzlich aus hartem, festem Erdpech bestehen, und Stücke davon rollen in Menge, glatt wie Kiesel, in der Bai umher. Jeder Schritt, den man hier thut, ist auf Pechgrund, der jedoch keine fort- laufende Masse, sondern eine Reihe unregelmäßiger, auf beträchtlichen

9. Bd. 3 - S. 264

1838 - Eisleben : Reichardt
264 Amerika. außerordentlich gesegnet; es giebt hier z. B. Mahagonibaume, Ameri- kanische (Zedern, Lebensbäume, verschiedene Arten von Ebenholz und außerdem eine Menge von Bäumen, welche Bauholz für Hauser und Schiffe liefern, ferner Palmbaume, unter welchen die Palma real (Königspalmen) durch ihre Nützlichkeit für Menschen und Thiere aus- zeichnet, viele Medizinalpflanzen, Ananas verschiedener Art, Pisangs, Orangen, Citronen, Granatapfel, überhaupt die herrlichsten Südfrüchte. Unter den Getreidearten ist der Mais die wichtigste. Der eigentliche Reichthum der Insel besteht vorzüglich in Zucker, Kaffee, Tabak, Ka- kao^ rc. Durch seinen trefflichen Tabak ist Cuba in der ganzen Welt berühmt, und führt jährlich eine ungeheure Masse desselben aus, wo- von man sich einen Begriff machen kann, wenn man hört, daß es auf dieser Insel allein 1600 Tabakpflanzungen giebt. Kaffeepflan- zungen zahlt man jetzt 2200 und Zuckerplantagen 1200. Ein Rei- sender, der von der Stadt Matanzas aus eine Kaffeepflanzung besuchte, welche den Namen die allerheili.gste Dreieinigkeit führte, macht uns von derselben folgende Beschreibung: „Ihren Eingang bildete eine Allee der herrlichsten Palmen, die ich je gesehen habe, und deren Pracht selbst die der Indischen übersteigt. Jede Palme stand von der andern etwa 20 F. entfernt, und die Zwischenräume waren mit Aprikosen- bäumen, im frischesten Grün prangend, ausgefüllt. Nichts kann, hin- sichtlich des Pflanzenlebens, überhaupt anziehender seyn als eine Kaffee- pflanzung. Eine Zuckerpflanzung ist schon ein sehr angenehmer An- blick, wenn ihr Rohr so in üppiger Fülle emporschießt und Hunderte von Morgen bedeckt, allein der Anblick einer Kaffeepflanzung ist bei Weitem schöner und mannigfaltiger. Die Kaffeestraucher rverden näm- lich in Reihen gepflanzt und erreichen eine Höhe von etwa 5 F. Die Zwischenräume zwischen ihnen füllen Reihen von Orangenbäumen §us, die zum Theil Früchte tragen, zum Theil in Blüthe stehen, wahrend die Pisangs, die Kalabaffenbaume, die Mangos, die Gujavas (B. Ii. S. 597) die Nußbaume von Malabar, die Brodfruchtbaume und eine große Menge anderer tropischer Baume und Sträucher in der größten Üppigkeit umherwachsen. Diese Pflanzungen haben, außer der Zierde, zu welcher sie dienen, auch drn Nutzen, daß sie die jungen Kaffeepflanzen gegen die Sonne schützen." Havana ist die Hauptstadt von Cuba und zugleich die größte Stadt Westindiens und überhaupt eine der größten der neuen Welt, indem sie mit Einschluß der großen Vorstädte über 11000 H. zahlt, worin jetzt gegen 150,000 Menschen wohnen. Sie liegt an der Nordküste der Insel, an einer Bai, die einen der schönsten Hafen der Welt bildet, welcher sehr sicher und so geräumig ist, daß darin ^1000 bis 1200 der größten Schiffe liegen können, und einen langen, äußerst schmalen Eingang hat, in welchen nur ein Schiff nach dem andern einfahren kann. Diese Bai umgiebt die Stadt auf der Ostseite und auf der Landseite umgeben Hügel dieselbe, auf welchen Forts angelegt

10. Bd. 3 - S. 266

1838 - Eisleben : Reichardt
266 Amerika. schmutzig und bei anhaltender Dürre staubig sind, und wo überall der Geruch des tasago (gedorrtes Fleisch, das als Nahrung der Sklaven in allen Hausern aufgehäuft ist) erstickend wirkt, trifft man nur Last- träger und beladene Sklaven, Lastwagen und Volantes *) der Ge- schäftsleute, welche schnell jagend, Haufen von Koth und Staubwolken aufregen. Im Hafen, auf den Kais, im Innern der Stadt athmet alles Thätigkeit und Bewegung, doch ohne Luxus, ohne das Ange- nehme, Reinlich-Behagliche, welches sich in den meisten Handelsstädten Europas findet. Bloß der Abend versammelt auf dem Nuevo Paseo, einem herrlichen Spaziergänge, außerhalb der Mauern der Stadt, bunte Gruppen lustwandelnder Herren und Damen, so elegant geputzt, wie nur immer die schöne Welt in Europa. Dieser Spaziergang besteht aus drei ziemlich langen Alleen von schönen tropischen Bäumen. Die mittelste und breiteste ist für die Volantes bestimmt, deren man in dieser Allee Hunderte fahren sieht, die mit den Schönen der Stadt gefüllt sind, welche hier die frische Lust einathmen und unter dem er- frischenden Laube der Orangen, Pisangs und Brodftuchtbäume, mit denen dieser Modespaziergang geschmückt ist, die Bewunderung der Be- obachter erregen wollen. Die beiden andern Alleen dienen für die lustwan- delnden Herren und Damen. An Sonn- und Festtagen spielen auch die Hautboisten der Besatzungsregimenter daselbst. Bei Mondschein ist dieser Spaziergang besonders sehr angenehm. Die Alameda, ein anderer Spaziergang, an deren Ende das Theater steht, wird meistens nur in den Zwischenakten besucht. Der schönste Theil der Stadt ist die plaça d’armas (Waffen- platz). Zwei Seiten dieses zierlichen Platzes nehmen die Palläste des Gouverneurs und des Intendanten ein, die mit geräumigen Säulengän- gen versehen sind, welche sich vor dem ganzen Untergeschosse hinziehen. Die Mitte desselben ist mit Springbrunnen, Statuen, einer großen Menge von Blumen, Sträuchern und Bäumen geziert, von hübschen mit Kies bestreuten Alleen durchschnitten und mit steinernen Ruhebän- ken, die eiserne Rücklehnen haben, umgeben. An diesem Platze steht auch eine Kapelle zum Andenken der ersten Messe errichtet, welche hier bei der Entdeckung der Insel durch Columbus, unter dem Schatten eines ungeheuren Ceiba (Baumwollenbaumes), der noch vor wenigen Jahren hier stand, gelesen wurde. Unter den zahlreichen Kirchen, die hier sich nicht durch schöne Bauart auszeichnen, niedrig und eng und in ihrem Innern mit Al- tären, Nischen und geschmacklosen aber kostbaren Verzierungen überla- *) Bo lautes sind die gewöhnlichsten Fuhrwerke, deren man sich in Havana bedient. Sie sehen den Englischen Kabriolets ähnlich, haben 6 8- hohe Räder und können deswegen nicht so leicht umfallen. Diese Räder liegen so weit zurück als möglich und das Pferd, das dieses Fuhrwerk zieht, ist eben so weit vorwärts angespannt, so daß es ganz vorn an der Gabel befestigt ist.
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