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1. Erläuterungen zu Ad. Lehmanns Kulturgeschichtlichen Bildern und Ergänzung zu jedem Geschichtslehrbuch - S. 30

1917 - Leipzig : Wachsmuth
— 30 — redlichkeit zu steuern, widmet die Hansa auch der Güte der Waren ihre Aufmerksamkeit und Fürsorge. Es sollen nur Waren gehandelt werden, mit denen redliche Leute nicht betrogen werden. Wenn es gelungen ist, die Gebiete der Nord- und Ostsee zu einem einzigen zusammenhängenden Kultur- und Wirtschaftsgebiet zu machen, so gebührt das Verdienst dem rührigen, zielbewußten Schaffen hansischer Kaufleute. Die Hansen sind fast die alleinigen Inhaber des Güterumsatzes und der Verkehrsbewegung zwischen den Völkern durch Jahrhunderte gewesen. Werfen wir darum noch einen Blick auf die Träger des Völker und Reiche verbindenden Handels, die Hansekaufleute auf unserm Bilde. Wir sehen sie ehrwürdig einherschreiten in der langen „Schaube“, „der Herren Hauptzier“, die den Ratsherren und Vollbürgern allein Vorbehalten ist. Die Schaube ist ein lang herabhängender kostbarer Pelzrock, aus Tuch hergestellt und mit „Buntwerk“ (feineren Zobelarten, Marder) oder „Grauwerk“ (fremdem Fuchs, Zobel) gefüttert und verziert.1) Der Hansekaufmann trägt an der Seite das Schwert oder das lange Messer und seinen reich geschmückten Kaufmannsgurt, daran die schöngeformte Geldtasche und seinen Siegelring, in den das wichtige Zeichen seines Geschäfts, die Hausmarke, eingetragen ist. Diese braucht er zur Bestätigung der Urkunden, die sein Schreiber ausgestellt, für Geldanweisungen oder Bürgschaften. Zuweilen vertauscht er aber seine stattliche Herrenkleidung mit der Friesjacke des Schiffers und dem Kettenhemd eines Wappners zur See, wenn er selbst als Reeder seines guten Schiffes oder als Schiffer einer städtischen Kogge an einer Seehandelsfahrt teilnimmt. Krämerwaren, darunter Moschus und orientalische Erzeugnisse, aus Brügge geholt, englisches Scharlachtuch, Metallerzeugnisse. England (mit Schottland und Irland). Einfuhr: Stockfisch, Leder, Felle, französisches Öl, Getreide, Wachs, Honig, Pelzwerk, Heringe, Tücher, Mühlsteine. Asche. — Ausfuhr: Wolle, Felle, Zinn, Blei u. a. *) Herr Evert von Huddessen, Stralsunds Gesandter am Hofe Erichs zu Nykjöving (i. J. 1430), erwarb sich die besondere Gunst des Herrschers auf folgende Weise. Als er mit anderen Sendboten nach der Mahlzeit zum Besuch des Lustgartens vor der Stadt eingeladen war, hüpfte er wohlgemut durch die Pfützen dem Pferde des Königs nach, während andere Sendboten, um ihre Kleider nicht zu verderben, verlegen ihrer Diener harrten. „Ei, was stehen wir hier“, rief er, „soll die königliche Majestät allein reiten? Meine Herren von Stralsund sind wohl reich genug, daß sie mir einen neuen Bock wiedergeben können!“

2. Erläuterungen zu Ad. Lehmanns Kulturgeschichtlichen Bildern und Ergänzung zu jedem Geschichtslehrbuch - S. 59

1917 - Leipzig : Wachsmuth
— 59 — worden. Wir legen in folgendem den anschaulichen und ganz zuverlässigen Bericht Ulrichs von Richental1) zugrunde. Ara achtzehnten Tage nach Ostern (18. April), an dem Sonntag. so man singt: Quasi modo geniti, empfing Burggraf Friedrich von Nürnberg vor dem Imbiß, um die achte Stunde sein Kurfürstentum, die Markgrafschaft Brandenburg, am oberen Markt. Und es war daselbst an dem hohen Hause „zu dem hohen Hafen“ gezimmert und angelegt ein sehr weiter und breiter Weg über das Gewölbe hinweg bis an die Fenster, und vor den Fenstern eine große Tribüne, worauf wohl vierzig Mann stehen konnten. Die Tribüne war oben verdeckt mit schönen und großen goldenen Tüchern, alles hoch in der Luft; und gegen die Mauer hing ein großes, schönes goldenes Tuch. Wenn einer von unten hinaufsah, so meinte er, es funkele alles von Gold. Und auf der Tribüne war ein hoher Sessel errichtet mit einem goldenen Kissen und darüber ein kleines goldenes Tuch, und hinten an dem Rücken ein schönes azurblaues Tuch mit Gold; und neben dem Sessel waren zwei Stühle errichtet, zu jeder Seite einer, und auf jedem Stuhle *) Ulrich von Riehental war ein sehr vermögender, sehr angesehener und weitgereister Konstanzer Bürger. Er schildert die Belehnung in seiner Geschichte des Konstanzer Konzils und ist zweifellos ein durchaus glaubwürdiger Augenzeuge der Ereignisse. Mit den vornehmsten Mitgliedern des Konstanzer Konzils, auch mit Kaiser Sigismund selbst, stand er in Verbindung. Sigismund feierte sogar mit seinem ganzen Hofstaate das St. Johannisfest auf Richentals Landgut, ein sicherer Beweis seines großen Ansehens und seiner Wohlhabenheit. Richental war kein Adeliger, wahrscheinlich gehörte er auch nicht dem geist-licheu Stande an. Aus verschiedenen Eigentümlichkeiten und Bemerkungen in seinem Tagebuch kann man eher darauf schließen, daß er entweder ein Kaufmann oder ein Schreiber im weiteren Sinne des Wortes gewesen ist. Er weiß zwar nichts von der schweren Arbeit, die in den Sitzungen getan wurde; auch die weltgeschichtlichen Vorgänge entziehen sich seiner Würdigung. Aber er hat einen offenen Blick für alle Äußerlichkeiten und Einzelheiten, einen lebhaften Sinn für allen äußeren Prunk, für alles Auffällige und Seltsame. Ura dies dem Gedächtnis der Mit- und Nachwelt aiifzubewahren, hat Richental nicht nur geschrieben, sondern er hat für sein Konzilswerk auch Zeichner besoldet, die ihm Münster und Kaufhaus, Straßen und Plätze, Kapellen und Stuben so wiedergeben mußten, wie sie jeder Konstanzer damals kannte, die auch allerlei Menschen, scharf charakterisiert, und wichtige Vorgänge mit Stift und Pinsel festhielten. Eine dieser Darstellungen hat dem Maler unseres Belehnungsbildes als Grundlage gedient. — Richental hat seine Aufzeichnungen wahrscheinlich in den Jahren 1418 und 1419 niedergeschrieben.

3. Erläuterungen zu Ad. Lehmanns Kulturgeschichtlichen Bildern und Ergänzung zu jedem Geschichtslehrbuch - S. 60

1917 - Leipzig : Wachsmuth
— 60 — konnten wohl vier Mann sitzen. Und es waren die Stühle wohl inwendig niedriger als der Sessel (s. Bild!). Und desselbigen Tages früh am Morgen da ritten alle Po-sauner, so zu Konstanz waren, allenthalben durch die Stadt und alle Pfeifer; und es ritten mit ihnen alle Diener des Burggrafen und sonst viel Volkes, Herren, Freie, Ritter und Knechte. Und es hatte ein jeglicher einen Stab in der Hand von der Länge einer Elle, und vorn ein rotes Fähnlein daran von wollenem Tuch und sonst nichts darin gemalt; das war spitzig hinten und vorn an dem Stecken wohl eine Hand breit. Und es führten sie zwei herrliche Ritter auf zwei Rossen, der eine mit einem Banner an dem Reisigen-Spieße mit dem Wappen der Markgrafschaft Brandenburg, der andere mit dem Burggrafenschilde von Nürnberg; und sie ritten also dreimal durch die Stadt. Und nach dem dritten Umzuge, das war vor der neunten Stunde, da versammelten sich alle Fürsten, Kurfürsten, Herzöge, Grafen, Freie, Ritter und Knechte, die ihm (dem Burggrafen) dienen wollten. Und sie ritten vor des Burggrafen Herberge am Fischmarkte vorne vor das Haus, welches man „das hohe Haus“ nennt; und es nahm ein jeglicher einen solchen Stab mit einem roten Fähnlein in seine Hand, er mochte sein, wer er wollte (s. Bild!). Und sie ritten also mit ihm die kleinen Gäßchen beide hinab und durch die Mordergasse und Neugasse und zurück wiederum durch die St. Paulsgasse einher bis an den oberen Markt. Und man trug die zwei Banner überall an den Spießen vor ihm her. Und es war des mitziehenden Volkes so viel, daß sie die St. Paulsgasse hin gegen einander drängten die Gasse auf und ab, ebenso an der Ringgasse1); ein Teil mußte die Sul'2) hin ziehen und ein Teil vor St. Lorenz; und sie haben so einander gedrängt, daß niemand zu Fuß hindurchkommen konnte, und es konnten die hohen Herren vor Gedränge kaum auf dem Markte bleiben; und es waren alle Dächer, Luken, Laden (Bodenöffnungen) und Fenster am Markte voll von Leuten, geistlichen und weltlichen, Frauen und Männern, Christen, Juden und Jüdinnen und allerlei Volk. In all dem Gedränge stieß nirgends jemandem etwas zu weder von Menschen noch von Rossen. Das wurde als ein gutes Omen für das neue Regiment gedeutet. *) Jetzt Paradiesgasse. 2) Jetzt Kanzleigasse.

4. Erläuterungen zu Ad. Lehmanns Kulturgeschichtlichen Bildern und Ergänzung zu jedem Geschichtslehrbuch - S. 61

1917 - Leipzig : Wachsmuth
— 61 — Als nun Burggraf Friedrich von Nürnberg mit den Seinigen und mit den zwei Bannern auf den Markt kam, da hielt er still. Und des ersten ging heraus aus einem Fenster auf die Tribüne Herzog Ludwig von Bayern von Heidelberg. Er war bekleidet mit einem Rock als Lettner1), hatte an ein härenes Kurtuch am Hals und einen härenen Hut auf seinem Haupte und trug ein bloßes Schwert in der Hand. Er stellte sich an die Mauer auf einen Stuhl, daß ihn jedermann. sehen mochte, und kehrte das Antlitz gegen den Markt. Vorher waren auch hinauf gegangen drei Kardi-näle und Erzbischöfe und der Kanzler. Der hatte einen Brief in den Händen mit zwei anhängenden Siegeln, darin war geschrieben, was er dem heiligen römischen Reiche schwören sollte. Der Kanzler stand hinter den Kardinälen. Nach Herzog Ludwig von Bayern kam Herzog Rudolph von Sachsen, der Altere, der Kurfürst, auch bekleidet mit solchem Gewand wie Herzog Ludwig und trug einen goldenen Reichsapfel und das Zepter in seiner Hand. Er stellte sich mit dem Rücken an die Mauer zur rechten Hand und sah auch auf den oberen Markt. Danach hieß man ein großes Schweigen halten. Da kam unser Herr, der König, und war gekleidet in goldenes Gewand wie ein Evangelier-), hatte auch eine Chorkappe an seinem Halse und eine hohe goldene Krone auf seinem Haupte. Man stieß vor ihm heraus zu einem anderen Fenster zwei große brennende Kerzen. Da er herauskam, standen die Kardinäle und Bischöfe vor ihm auf. Da hieß er sie niedersitzen und setzte sich auch auf den Sessel, das Antlitz gegen den Markt gerichtet. Nun gab ihm der Herzog von Sachsen Reichsapfel und Zepter in seine Hände, und Herzog Ludwig legte ihm das Schwert in den Schoß, bis die Belehnung begann. Da fingen die Posauner und die Pfeifer an zu blasen. Danach ward eine ganze Stille gemacht. In der Stille rief man den Burggraf Friedrich. Der stieg von seinem Rosse ab und stieg hinauf, und die zwei Ritter mit ihm, die Banner tragend, der eine auf dieser, der andere auf jener Seite. Und als sie auf die oberste Stufe kamen, da knieten sie alle drei nieder, standen bald wieder auf und schritten bis vor den Römischen König und knieten nun wieder nieder. Da hieß !) Geistlicher, der beim Hochamte die Lektion aus einer Epistel singen muß. 2) Diakon, der das Evangelium singen will.

5. Erläuterungen zu Ad. Lehmanns Kulturgeschichtlichen Bildern und Ergänzung zu jedem Geschichtslehrbuch - S. 66

1917 - Leipzig : Wachsmuth
— 66 — geczieret und gecrönet“ auf dem erhöhten Sessel. Sein Antlitz zeigt Herablassung und Freundlichkeit. Kann er doch „seinem lieben Oheim und Rate“ jetzt vor aller Welt seine Erkenntlichkeit für die vielfachen und wertvollen Dienste1), die dieser ihm und dem Reiche erwiesen hat, abtragen. Man rühmt von Sigismund überhaupt, daß er innerlich jedem Hochmut und Stolz fern gewesen sei und daß ihm diese Eigenschaft die Herzen aller derer gewannen, die ihm nahen durften. Daß er dabei eine große Vorliebe für äußeren Glanz besaß, kommt auch hier zur Geltung. Er trägt — wie er dies bei den Sitzungen des Konzils, bei den Prozessionen und überhaupt bei allen feierlichen Handlungen zu tun pflegte — die Krone2) auf dem Haupte und ist mit allen Abzeichen seiner königlichen Würde angetan. Eine reichbestickte Chorkappe umgibt seinen Körper. Den Fürsten und gekrönten Häuptern jener Zeit gilt die geistliche Kleidung dasselbe, was den heute lebenden Großen die militärische Tracht ist. Auf den beiden etwas niedriger als der Königssessel aufgestellten Bänken haben zu beiden Seiten des Kaisers mächtige Kirchenfürsten Platz genommen. Es sind drei Kardinäle, der Erzbischof Johann zu Riga und die Bischöfe Rhaban zu Speier, Albrecht zu Regensburg, Nikolaus zu Merseburg, Johann zu Lebus und Johann zu Brandenburg. (Um eine Überfülle von Personen zu vermeiden, hat der Maler nicht alle der beteiligten geistlichen und weltlichen Herren auf dem Bilde dargestellt.) Die Kardinäle 1396 hatte Burggraf Friedrich gegen die Türken in der Schlacht bei Xikopolis gekämpft, 1400 bei der Absetzung des Kaisers Wenzel mitgewirkt, 1401 den König Ruprecht auf seinen Römerzug begleitet, 1409 den König bigismund von Ungarn bei der Unterdrückung seiner aufrührerischen Vasallen unterstützt und hauptsächlich Sigismunds Kaiserwahl (1410) veranlaßt. Zum Verweser und Hauptmann der Mark von Sigismund ernannt, war es ihm gelungen, den widerspenstigen Adel zur Ruhe zu bringen und einen Landfrieden zu verkünden. 2) Die Krone, die das Haupt des Kaisers ziert, ist nicht die alte eigentliche Kaiserkrone, gemeiniglich die Krone Karls d. Gr. genannt, sondern die deutsche Königskrone, die wahrscheinlich von Richard von Cornwallis herstammt. Sie besteht aus vergoldetem Silber. Kostbare Edelsteine und fein geschmiedetes Blattwerk schmücken den Stirnreif, von dem aus gleichfalls kunstvoll gearbeitete Bügel nach oben steigen. Die deutsche Königskrone befindet sich gegenwärtig im Domschatze zu Aachen, während die Kaiserkrone samt den übrigen Krönungsinsignien in der Schatzkammer der Hofburg zu Wien aufbewahrt wird.

6. Erläuterungen zu Ad. Lehmanns Kulturgeschichtlichen Bildern und Ergänzung zu jedem Geschichtslehrbuch - S. 67

1917 - Leipzig : Wachsmuth
— 67 — sind kenntlich am Kardinalshut und dem roten Leibrock. Der Hut weist die noch jetzt übliche Form einer mit breiter gestreifter Krempe ausgestatteten Rundkappe auf. Seit dem 13. Jahrhundert dient dieser Hut als Rangbezeichnung der Kardinale. Der rote Leibrock ist später zum roten Hut dazugekommen. Die neben den Kardinalen sitzenden Bischöfe prangen in einem kostbaren, kunstvoll bestickten Mantel. Früher hatte die Kappa oder der Mantel nur als Schutzkleid gegen Kälte und Regen gedient und war deshalb aus derbem Stoff und schmucklos hergestellt worden, jetzt aber trug man ihn als prunkvolles Festkleid und ließ ihn aus den wertvollsten Stoffen anfertigen, verzierte ihn auch, vor allem mit kunstvollen Ärmelbesätzen. Als Zeichen ihrer Würde tragen die Bischöfe die Mitra, eine aus zwei gleichen Hälften bestehende Doppelmütze, und den Krummstab, der am oberen Ende eine ■durch Schnitzwerk verschönte hakenförmige, nach außen gehende Windung hat. Neben dem Kaiser steht der Bischof Georg zu Passau, des Königs oberster Kanzler, der eine Brille trägt und soeben den Lehnsbrief zur Vorlesung gebracht hat. Rechts vom Kaiser hat der Kurfürst Ludwig von der Pfalz mit dem Reichsapfel und dem Zepter in der Hand und links vom Throne hinter dem Kardinal der das bloße Schwert über des Kaisers Haupt haltende Kurfürst Herzog Rudolf von Sachsen Aufstellung genommen. Beide Fürsten sind nach dem Bericht angetan wie die Geistlichen, die im Hochamte die Lektion aus einer Epistel zu besorgen hatten, doch tragen sie — ein anderer Augenzeuge hebt dies ausdrücklich hervor — einen „vehen Hut und eine vehe Kappe.“ Der Burggraf kniet vor dem Kaiser in höfischer Tracht mit dem Fähnchen, das den einköpfigen Adler zeigt. Das Haupt Friedrichs ist — so stellen ihn die Abbildungen der Chronik dar — mit langem blondem Bart und langem blondem Haar geziert. Da er 1372 geboren ist, steht er im 45. Lebensjahre. Hinter ihm kniet sein Gefolge. Als anwesende Fürsten, die zum größten Teil auch auf der erhöhten Estrade Platz genommen haben, werden außer den beiden Kurfürsten genannt der Herzog Albrecht von Sachsen, die Herzöge Ernst, Wilhelm und Heinrich von Bayern und der Markgraf Friedrich von Meißen. Als Zeugen des Aktes sind außerdem namhaft gemacht: Graf Ludwig von Oettingen, Graf Günther von 5*

7. Erläuterungen zu Ad. Lehmanns Kulturgeschichtlichen Bildern und Ergänzung zu jedem Geschichtslehrbuch - S. 72

1917 - Leipzig : Wachsmuth
niemals ohne Fahnlehen. Nur der oberste Lehnsherr konnte das Fürstenamt vergeben. Ursprünglich war die Lehnsfahne rot ohne jedes Abzeichen. Das bezieht sich, da purpurrot als königliche Farbe gilt, auf die Übertragung königlicher Rechte, wohl auch auf die Übertragung der mit dem königlichen Fahnlehen unstreitig verbundenen peinlichen Gerichtsbarkeit. Im 13. Jahrhundert fand dann der Brauch allgemein Verbreitung, daß die Fahnen des Fürsten an die Stelle des kaiserlichen Banners traten. Von nun an wurde für jedes selbständige Fahnlehen je eine Fahne übergeben1), ebenso für besondere staatliche Hoheitsrechte. Jeder Lehnsmann erhielt die Fahnlehen also nun „besonders mit sinem wapen“ übertragen. So war das eigentliche Lehnssymbol die Fahne'2). Andere Lehnssymbole sind das Zepter, der Ring, der Handschuh, das Schwert. Seit der Zeit Rudolfs von Habsburg wird auch das Zepter in den Nachrichten über Belehnungen weltlicher Fürsten Erwähnung getan3). Bis dahin waren also nur die Lehen geistlicher Fürsten Zepterlehen. Der Ring, der vorher in Verbindung mit dem Stab bei der Investitur der Geistlichen gebraucht wurde, ist dann auch vereinzelt bei Belehnungen von Weltlichen verwendet worden. Des Handschuhs bediente man sich schon seit alter Zeit bei Eigentumsübertragungen, namentlich in Sachsen. ins 13. Jahrhundert und während des 13. Jahrhunderts seien erwähnt: Rudolf von Habsburg erklärt (laut Urkunde vom 29. Dezember 1282 zu Augsburg datiert), daß er seine Söhne mit Zustimmung der Kurfürsten mit Österreich, Steiermark, Krain und March „sollempniter cum vexillis et solempnitate debita.“ — 1290 hat er weiter zu Erfurt das Fürstentum Lausitz mit der Fahne an Diezmann, Landgrafen von Thüringen, übertragen. *) So verzichtete Ottokar von Böhmen nach seiner Unterwerfung unter Kudolf von Habsburg mit 5 Lehnsfahnen, die er in die Hand des kaiserlichen Landesherrn gab, und erhielt 2 Fahnen, nämlich für Böhmen und Mähren zurück. 2) Gleich dem Kaiser übertrugen oftmals auch Fürsten und Grafen wieder cum vexillis Lehen an ihre Vasallen, und die Zeitgenossen legen daher auch diesen Lehen bisweilen den Namen „vanlehen“ bei. Doch sind es nur Lehen, auf denen die Verpflichtung ruht, entweder ein bestimmtes Heereskontingent zu stellen oder ein Banner zu tragen. 3) Weil Rudolf von Habsburg am Tage nach seiner Wahl zum König kein Zepter zur Hand hatte, nahm er die Belehnung der zahlreich anwesenden Fürsten mit einem Kruzifix ab. Die weltlichen Fürsten legten den Treueid auf das Zepter ab, bekamen es aber nicht überreicht wie die geistlichen Fürsten.

8. Erläuterungen zu Ad. Lehmanns Kulturgeschichtlichen Bildern und Ergänzung zu jedem Geschichtslehrbuch - S. 25

1917 - Leipzig : Wachsmuth
— 25 — ihnen das Zeigen der Fahne Gefahr bringt. Die Hamburger Schiffe führen als Flagge einen roten Flüger (d. i. eine schmale, lange Fahne, oben am Mast befestigt). Lübeck trägt die Farben Rot und Weiß geteilt, Riga Schwarz mit weißem Kreuz. Die Wappenbanner sind eine Neuheit gegenüber den Flügern. Während die Schiffe der Hansestädte das Stadtwappen zeigen, führen nicht-hansische Schilfe das Landeswappen. Selbstverständlich tragen die Schiffe auch bereits Namen. Unter ihnen stehen die religiösen weitaus an erster Stelle. Besonders bevorzugt wird bei der Namenwahl die Mutter Gottes, nächst ihr Ohristofer, Wie dieser Heilige das Christuskind ungefährdet durch die Flut getragen, so soll er auch das ihm geweihte Schiff sicher geleiten. Tiernamen werden nur ganz selten verwandt. Aber Länder-und Tagesnamen, gelegentlich auch Eigennamen kommen vor. Das am Ladeplatz liegende Frachtschiff ist vor etlichen Tagen im Hafen angelangt und hat eine längere Fahrt hinter sich. Die Zeitdauer der Seereise hängt noch ganz von den Windverhältnissen ab. Bei der ganzen Bauart der Schiffe ist schnelle Fahrt ausgeschlossen. Sie ist auch nicht beabsichtigt. Für die Strecke Antwerpen oder Brügge bis Hamburg brauchte man öfters 11, selbst-Is Tage, zwischen Lübeck und Bergen gewöhnlich 3—4 Wochen, zwischen Lübeck und Danzig 8, zwischen Lübeck und Reval 12 Tage. Bei günstigem Winde aber legt das Schiff gelegentlich bedeutende Entfernungen in auffallend kurzer Zeit zurück. So ist die Strecke zwischen Lübeck und Bergen mitunter einmal in 9, zwischen Lübeck und Danzig in 4, zwischen Lübeck und Reval in 6 Tagen durchfahren worden. Die Schiffsbesatzung freut sich auf die Hafeneinfahrt und die darauf folgende Ruhezeit. Vor allem atmet der „Schiffer“, d. i. der Kapitän, erleichtert auf, wenn der ihm entgegenfahrende Lotse, den es im 15. Jahrhundert schon an jedem Hafenplatz des hansischen Verkehrs gibt, die Führung des Schiffes übernimmt. (1447 machte die Hansa ihren Schiffern zur Pflicht, sich von Berufslotsen, des Fahrwassers kundigen Leuten, zum Hafen herein- und hinausgeleiten zu lassen.) Denn die auf dem „Schiffer“ lastende Verantwortung ist groß. Er bekleidet einen Vertrauensposten, der einen ganzen Mann erfordert. Hart und unerschrocken, geistesgegenwärtig und von kalter Überlegung muß er sein. Seine Reeder und Kaufherren erwarten

9. Erläuterungen zu Ad. Lehmanns Kulturgeschichtlichen Bildern und Ergänzung zu jedem Geschichtslehrbuch - S. 65

1917 - Leipzig : Wachsmuth
— 65 — und seine Erben niemals gegen uns, unsere Erben oder gegen die Krone Böhmen sein, noch auch die Krone Böhmen gegen sie, sondern sie sollen beide mit Hilfe, Bat und Diensten allzeit getreulich beieinander bleiben. Namentlich soll derselbe Friedrich und alle seine Erben mit der Mark, solange sie dieselbe inne haben, in allen und jeglichen Geschäften des Beichs ohne jede Ausnahme allezeit fest und getreulich zu uns stehen gegen Jedermänniglich, Niemand ausgenommen. Der genannte Friedrich und seine Erben sollen auch bei unsren Leibeserben allezeit bleiben in allen Sachen und ihnen allezeit raten und helfen aufs beste, wie sie’s vermögen getreulich und ohne Gefährde. — Wir gebieten demnach allen und jeglichen Fürsten und Prälaten, Mannen, Burggrafen, Vögten, Amtleuten, Landrichtern, Bürgermeistern, Schöppen, Batleuten, Bürgern und Einwohnern aller Städte, Dörfer usw. ernstlich und festiglich, daß sie sich alle an vorgenannten Friedrich und seine Erben als an rechte und wahre Markgrafen zu Brandenburg und an ihre rechten Erbherren fernerhin halten und ihnen die gewohnten Gelöbnisse und Huldigung erzeigen und in allen Sachen gewärtig und gehorsam sein, ohne alle Irrung, ohne Verzug noch Widerrede, nur mit Vorbehalt des Wiederkaufs. Wir sprechen auch danach alle und jegliche Fürsten, Prälaten, Herren usw. von aller der Huldigung, den Gelübden und Eiden, die sie uns als ihren rechten Erbherrn getan, hiermit los und ledig. Nach Urkund dieses Briefes, versiegelt mit unserm königlichen Majestätssiegel. Gegeben zu Kostnitz, nach Christi Geburt im vierzehnhundert und fünfzehnten Jahre, am Abend St. Philippi und Jakobi.“ Da der Brief verlesen worden war, gab unser Herr der König den Reichsapfel und das Zepter wieder. Da nahm Herzog Ludwig das Schwert aus seinem Schoß, hob es hoch empor und steckte die Spitze in des Königs Krone. Nun fragte der König den Burggrafen, ob er schwören wollte. Er sprach: „Ja!“ Also nahm unser Herr der König das Banner von dem Ritter in die Hand und gab es dem Burggrafen von Nürnberg in seine Hand; und es war daran das Wappen von Brandenburg gemalt. Und danach nahm er das andere Banner von dem Ritter, worin das Zollernsche Wappen stand, und gab es auch dem Burggrafen in seine Hand und sprach: „Burggraf Friedrich, Ich leyhe dir hiemit mein recht vetterlich erb, die Mark zu Brandenburg, und wünsch dir dazu glück, krieg und widerwertigkeit genug.4- Von diesen den Höhepunkt der Handlung bildenden Vorgängen hält der Maler unseres Bildes den Augenblick fest, da der Burggraf zum Schwur bereit ist. Schenken wir, ehe wir den Bericht zu Ende hören, dem Bilde, insbesondere den Hauptfiguren, einige Beachtung. König Sigismund, der von seinen Zeitgenossen als ein schöner Mann bezeichnet wird, sitzt in „küniglicher maiestat 5

10. Erläuterungen zu Ad. Lehmanns Kulturgeschichtlichen Bildern und Ergänzung zu jedem Geschichtslehrbuch - S. 1

1917 - Leipzig : Wachsmuth
Germanenbekehrmig. Das Bild „Qermanenbekehrung“ von Johannes Gehrts führt uns in anschaulicher Weise die Bekehrung der Deutschen durch Bonifatius vor Augen. Auf der einen Seite des Bildes erblicken wir den „Apostel der Deutschen“, Bonifatius, in bischöflicher Gewandung, das Kreuz in der Rechten hochhaltend, und den Namen Jesu Christi predigend. Hinter ihm stehen zwei seiner Gehilfen, ein älterer und ein jüngerer Mönch. Germanen, die bereits die Taufe empfangen haben, Männer, Frauen und Kinder, umgeben den Bischof und seine Begleiter. Auf der anderen Seite des Bildes breitet eine uralte, bereits abgestorbene Eiche ihre knorrigen Äste aus, an denen die gebleichten Schädel der dem Donar geopferten Rosse hängen. Darunter steht neben dem Opferstein und dem Weihkessel der in weiße Linnen gekleidete Priester des Stammes, mit gezücktem Schwerte und unwilligen Geberden den christlichen Glaubensboten zurückweisend. Um die uralte germanische Opferstätte sind die freien, bewaffneten Männer des Stammes versammelt, darunter der in vornehme Gewandung gekleidete Häuptling des Stammes; auch das zum Opfer bestimmte Roß ist sichtbar.
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