16 Das Seitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
vergrert. Zunchst waren die beiden Frstentmer Ansbach und Bayreuth, der bisherige Besitz der frnkischen Hohenzollern, an Preußen gefallen, das so in Sddeutschland Fu fate. Dann war es durch die beiden polnischen Teilungen auerordentlich gewachsen. Aber dieser starke Zuwachs polnischen Gebiets machte Preußen zu einem Halbslavischen Staat; es war in Gefahr feinen deutschen Charakter zu verlieren. Die Teilnahme des Knigs am ersten Koalitionskriege war ferner vllig erfolglos und der Friede von Bafel keineswegs ehrenvoll. Dazu ergaben sich im Innern mancherlei Mistnde. Die Verwaltung, die unter Friedrich dem Groen fo sparsam gewesen war, wurde verschwende-tisch, die Finanzen gerieten in Unordnung, Gnstlinge herrschten, wo unter dem groen König nur das Staatswohl gegolten hatte. Preußen verlor trotz seiner Vergrerung an innerer Kraft und uerem Ansehen. seummlii Friedrich Wilhelm Iii. war in Charakter und Lebensauffassung I797mbi' von seinem Vater sehr verschieden. Er war ein Fürst von uerster Pflicht-1840' treue, der sein knigliches Amt mit grtem Ernst auffate und es in selbst-losester Weise gefhrt hat; in ihm wohnte ein gerechter Sinn, eine tiefe und herzliche Frmmigkeit, eine starke Neigung zum Schlichten und Ein-fachen. Mit diesen Zgen verband sich allerdings eine fast zu groe Vor-ficht, eine Scheu vor folgenschweren Entschlssen. Dem Staat glaubte er am besten zu dienen, wenn er nach Krften den Frieden wahrte. Leider wurden indessen die inneren Reformen, welche die Vergrerung des Staates und der vernderten Zustnde forderten, nicht durchgefhrt. Insbesondere wurde die Armee nicht fortgebildet, obwohl man auf einen kriegerischen Zusammensto mit dem eroberungslustigen Frankreich htte rechnen knnen. Sie war kein Volksheer, da sie zu einem groen Teile auch jetzt noch ans geworbenen Berufssoldaten bestand und breite Schichten der Bevlkerung von der Dienstpflicht befreit waren; sie verharrte bei der Taktik der langen, starren Linien, während die Heere Napoleons in zerstreuter Schlachtordnung zu fechten pflegten; aus Sparsamkeit wurde sie ungengend vermehrt und ausgerstet; sie war mehr in den Knsten der Parade als des Felddienstes gebt; ihre Befehlshaber waren zu einem groen Teile zu bejahrt und untchtig.
Der König zog sich gern aus dem politischen Treiben in die Stille zurck Knigin und fhrte an der Seite feiner Gemahlin L u i f e, einer Prinzessin von Suife' Mecklenburg-Strelitz, die ihm bereits vor der Thronbesteigung zwei Kinder, Friedrich Wilhelm und Wilhelm, geboren hatte, ein uerst glckliches Familienleben. Eine Frau von lieblicher Schnheit und Anmut, von groer Gte und Frmmigkeit, Herzensreinheit und Tiefe des Gemts, hat die
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ernst Napoleons Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Ansbach Bayreuth Sddeutschland Frankreich Napoleons Mecklenburg-Strelitz
König Wilhelms I. Anfnge.
63
standen, wegen der Lauterkeit seines Wesens, seiner tiefinnerlichen Selbst-losigkeit, Bescheidenheit und Frmmigkeit auf das hchste verehrten. Von dem Gefhl fr Preuens Ehre und Gre war er tief durchdrungen. Da Preußen berufen sei, an die Spitze Deutschlands zu treten", war lngst seine innerste berzeugung. Am nchsten hatte ihm von jeher die Armee gestanden. An ihr hatte er Gebrechen bemerkt, die ihm eine Reform als dringend ntig erscheinen lieen; und an diese hatte er bereits als Prinz-regent die Hand gelegt.
52. Die Heeresresorm und der Konflikt. Obwohl in Preußen ge- Heeresreform, setzlich die allgemeine Wehrpflicht galt, konnte sie doch nicht durchgefhrt werden, da es an Regimentern fehlte, um die jhrlich wachsende Zahl der Wehrfhigen aufzunehmen. Man hob immer noch ebensoviel Rekruten aus wie im Jahre 1815, nmlich 40 000, und doch war die Bevlkerung seit jener Zeit von elf auf achtzehn Millionen gestiegen. Das hatte zur Folge, da im Falle einer Mobilmachung, wie im Jahre 1859, eine groe Zahl verheirateter Landwehrmnner aufgeboten werden mute, während zahlreiche diensttaugliche junge Leute nicht eingestellt wurden. Der Plan des Prinzregenten war nun, durch Schaffung neuer Regimenter die Feld-armee wesentlich zu verstrken, um so die jhrliche Einstellung von 63 000 Rekruten zu ermglichen. Er hatte die Einzelheiten der Ausfhrung dieses Planes so eingehend erwogen, da er die Armeereform als sein eigenstes Werk bezeichnen durfte. Sein treuer und erfahrener Genosse aber in ihrer Durchfhrung war Albrecht von Roon, den er zum Kriegsministerroon. ernannt hatte. Roon war im Jahre 1803 geboren und hatte seine Er-ziehung im Kadettenhause erhalten. Als Offizier war er frh in den Generalstab berufen worden; spter ging er mit dem Prinzen Friedrich Karl, dem Neffen des Knigs, als dessen militrischer Begleiter auf einige Jahre nach Bonn. Zuletzt hatte er eine Division kommandiert. Dem Prinzregenten war er lngst bekannt als vorzglicher Offizier und als ein Charakter von unantastbarer Lauterkeit, von unbedingter, ritterlicher Ehren-haftigkeit, von eiserner Willenskraft und zugleich von herzlicher, aufrichtiger Frmmigkeit, als das Musterbild eines preuischen Soldaten.
Als nun der Reformplan im Jahre 1860 dem Abgeordnetenhause vorgelegt wurde, stie er bei der Mehrheit auf Schwierigkeiten. Diese war nur dann zur Bewilligung geneigt, wenn die Regierung auf die dreijhrige Dienstzeit verzichtete und statt ihrer die zweijhrige Dienstzeit einfhrte;
darin aber waren der König und Roon auf Grund ihrer militrischen Er-fahrung einig, da die dreijhrige Dienstzeit unentbehrlich sei. Schlielich
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Albrecht_von_Roon Albrecht Roon Friedrich_Karl Friedrich Karl
Der dnische Krieg 1864.
65
Kunst immer neue Mittel und Wege zur Durchfhrung seiner groen Gedanken fand; ein Mann von ungeheurer Willenskrast, von unbedingter Furchtlosigkeit, freilich auch von gewaltiger Leidenschaft; ein Mann von umfassender Bildung, groen, nie versagenden Kenntnissen, packender Bered-samkeit; ein Mann endlich von groer Tiefe des Gemts und starkem Familiensinn; der grte Staatsmann des Jahrhunderts und einer der grten deutschen Männer berhaupt
Erst verspottet, dann befehdet, Vielgeschmht in allen Landen, Hat er dennoch hohen Mntes Anstecht stets und fest gestanden. Dann gehat und dann gefrchtet, Dann verehrt, geliebt, bewundert, Also steht er, eine Sule, berragend das Jahrhundert.
Von der Mehrheit des Abgeordnetenhauses wurde der neue Minister mit Abneigung, ja mit Ha empfangen. Versuche zur Verstndigung hatten keinen Erfolg; vielmehr wurde das ganze Budget, d.h. der Entwurf des Staatshaushalts, den die Negierung vorlegte, verworfen. Da erklrte Bismarck, da, da die Staatsmaschine nicht stillstehen drse, die Regierung ohne Budget regieren msse; dies Verfahren wurde von den Gegnern Budgetlose als verfassungswidrig bezeichnet. So wurde der Kampf immer erbitterter; ^e0irun0-erst als sich in zwei ruhmreichen Kriegen die Berechtigung der Heeresresorm erwiesen hatte, kam die Stunde der Vershnung.
53. Vorgeschichte des Krieges. Die Herzogtmer Schleswig und Holstein hatten unter der wiederhergestellten dnischen Herrschast viel zu leiden gehabt. Endlich tasteten die Dnen auch von neuem die staatsrechtliche Selbstndigkeit Schleswigs an, trotzdem Friedrich Vii. im Jahre 1852 den deutschen Gromchten hatte versprechen mssen, dieses Land dem dnischen Staate nicht einzuverleiben. Im Jahre 1863 lie der König, von seinem Ministerium gedrngt, eine Verfassung ausarbeiten,
durch welche die Einverleibung Schleswigs angeordnet wurde. Da starb er im November 1863. Zu seinem Nachfolger war von einer Schleswigs Konferenz der Gesandten der europischen Gromchte, die im Jahre 1852 Dnemark, zu London stattfand, der Prinz Christian von Sonderburg-Glcksbnr^ be?
stimmt worden; dieser bestieg jetzt als Christian Ix. den Thron und gab der neuen Verfassung, wenn auch ungern, seine Unterschrift.
Neudauer, Geschichtl. Lehrbuch. L. V. 6. Aufl. _ V
Der dnische Krieg. 1864.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vii Friedrich Christian_von_Sonderburg-Glcksbnr^ Christian_Ix L._V.
102
Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
sich Hoheit und Ernst, schlichte Seelengre, herzliches Gottvertrauen und unbedingte Pflichttreue zu einer wunderbaren Harmonie vereinigten. Ihm zur Seite stand der groe Staatsmann, dessen Abschiedsgesuch der Kaiser 1877 mit dem Worte niemals" beantwortet hatte; der, wie er mit un-vergleichlicher diplomatischer Meisterschaft Deutschland nach auen schtzte und groß machte, so des Reiches Wohlfahrt im Inneren mit genialem Blick und unerschtterlicher Tatkraft frderte.
Nationale Mehrmals in diesen siebzehn Jahren hat das deutsche Volk mit seinen Fürsten zusammen in freudigem Stolze nationale Feste begangen. Im Jahre 1875 wurde in Anwesenheit des Kaisers das Denkmal enthllt, das auf der Grotenburg bei Detmold im Teutoburger Walde A r m i n i u s . dem Befreier Germaniens, gesetzt worden war. Im Jahre 1879, ein Jahr nach den auf den Kaiser gemachten Mordversuchen, beging die Nation die Feier der goldenen Hochzeit ihres Kaiserpaares. Im Jahre 1880 wurde in Gegenwart des Kaiserpaares und fast aller deutschen Fürsten die Vollendung des Klner Doms in dem glnzenden Dombausest gefeiert. Drei Jahre spter wurde das Standbild der Germania auf dem Niederwald feierlich eingeweiht. Wieder waren zahlreiche deutsche Fürsten anwesend; ein fluchwrdiger anarchistischer Mordanschlag wurde durch einen glcklichen Zufall verhindert. Am 1. April 1885 feierte Deutschland, vornehmlich die deutsche Jugend, den siebzigsten Geburts-tag des grten deutschen Staatsmanns, des Fürsten Bismarck. Am 22. Mrz 1887 endlich durste die begeisterte, dankbare Nation den neun-zigsten Geburtstag ihres Kaisers festlich begehen, ftrcsrtnjen Indessen war der den Herrscher schweres Leid hereingebrochen. Sein ritterlicher Sohn, unser Fritz", wie er im Felde bei den Soldaten geheien hatte, wurde von einem Halsleiden befallen, das sich allmhlich als unheilbar herausstellte. In San Nemo an der Riviera suchte er Linderung, aber ohne Erfolg; im Februar 1888 mute, um den Erstickungs-tod zu verhindern, der Luftrhrenschnitt gemacht werden. In demselben Monat traf den Kaiser ein zweiter schwerer Schlag; sein Enkel, Prinz Ludwig von Baden, wurde in blhendem Alter dahingerafft. Bald darauf erkrankte er selbst. Am 8. Mrz noch besprach er mit dem Reichskanzler und mit seinem Enkel, dem Prinzen Wilhelm, politische Dinge; mit zittern-der Hand unterschrieb er die Urkunde, welche den Schlu des Reichstages anordnete. Gegen Abend, als die Schwche zunahm, versammelte sich die knigliche Familie, dazu Bismarck und Moltke, um sein Lager. Als ihn seine Tochter, die Groherzogin Luise von Boden, mahnte, seine Krfte zu schonen, erwiderte er: Ich habe nicht Zeit, mde zu sein!" In der
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Ludwig_von_Baden Ludwig Wilhelm Luise_von_Boden
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Grotenburg Detmold Germaniens Klner_Doms Niederwald Deutschland
210 Allgemeine Erdkunde.
entlehnt und zerfällt in eine große Menge von Dialekten. Es giebt
namentlich auf der Halbinsel Malakka eine Hof-, eine höhere Um-
gangs-, eine Handels- und eine Schriftsprache. Die Handelssprache
hat am meisten fremde Wörter aufgenommen. Die malayische
Sprache ist sehr sanft und weich, durchgängig walten Vokale und
die liquiden Buchstaben vor, und nicht mit Unrecht hat man sie
das Italienische des Orients genannt.
§. 899. Sämmtliche malayische Stämme reden mehr oder
weniger von einander abweichende Schwestersprachcn, die Alphabete
aber sind außerordentlich von einander verschieden. Die Battas,
Redjangs und Lampongs, die alle drei auf Sumatra wohnen und
dicht aneinander gränzen, reden Sprachen, die nicht so sehr von
einander abweichen als z. B. das Italienische, Spanische und
Französische, und doch sind die Alphabete so radikal von einander
verschieden, daß nicht die geringste Aehnlichkeit zwischen denselben
zu finden ist.
§. 900. Auf den meisten Inseln im stillen Oceane, von Ma-
lakka bis zur Osterinsel in der Nähe der amerikanischen Westküste,
und auch auf Madagaskar herrschen malayische Sprachen, oder doch
solche, die mit ihnen verwandt sind. Die der po ly ne fischen
Inseln haben viel Uebereinstimmendes untereinander, und der Be-
wohner der Sandwichs-Inseln kann sich mit dem Tahitier recht
gut verständigen.
Sprachen der afrikanischen Rasse.
§. 901. Die Sprachen der afrikanischen Völker sind, wie der
Erdtheil überhaupt, zum größten Theile noch wenig bekannt. Etwa
'70 sind bisher classisicirt worden. Weit verbreitet ist das Ara-
bische. Die Kopten, Nachkommen der alten Aegypter, sprechen ihre
eigene Sprache, das Koptische, das gegenwärtig aber fast nur
noch Kirchensprache ist und im gemeinen Leben dem Arabischen hat
weichen müssen. Die Urbewohner des Atlas sprechen Amazir-
ghisch in mehren Dialekten. — Die Geezsprache in Abyssi-
nien gehört dem semitischen Stamme an, ist Büchersprache und
in Europa unter dem Namen der äthiopischen bekannt. Sie
ist im gemeinen Leben nicht mehr vorhanden; die Sprache in Tigre
hat viel Aehnlichkeit mit ihr. Im Reiche Amhara herrscht als
Kirchensprache ebenfalls noch das Aethiopische, im Volke wird überall
das Am h arische gesprochen.
§. 902. Unter den Negersprachen herrscht eine große Ver-
schiedenheit und in manchen Gegenden verstehen die Bewohner sehr
nahe liegender Dörfer einander nicht. Die Sprache der Hotten-
toten und Bosjesmans klingt so abscheulich, daß sie von Rei-
senden mit der Stimme des wälschen Hahns verglichen worden ist.
Die Kasern scheinen Dialekte ein "und derselben Sprache zu
sprechen; in den Hafenplätzen der Ostküste und auf den Inseln, mit
Ausnahme von Madagaskar, wo ein Dialekt des malayischen Sprach-
stammes herrscht, und den unter europäischer Herrschaft stehenden ist
das Arabische vorwaltend.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Ortsnamen: Malakka Sumatra Madagaskar Europa Madagaskar
/
248 Allgemeine Erdkunde.
National-Charakter.
8 .1034. Auf den Charakter eines Volkes wirkt mancherlei
wesentlich ein, besonders die Rasse, welcher es angehört, das Klima,
der Boden des Landes; von besonderer Wichtigkeit sind aber auch
außerdem moralische Ursachen, z. B. Religion, Regierung und der
gesellschaftliche Zustand überhaupt.
a) Einfluß der Rasse.
t §. 1035. Alle eigentlich civilisirten und aufgeklarten Völker
gehören ausschließlich der kaukasischen Rasse an, welche man deshalb
für eine von der Natur mit höherer Geistesfähigkeit begabte zu
halten geneigt ist. So weit die Geschichte reicht, weiß man von
keinem derselben angehörenden Volke, welches in der Civilisation so
weit zurückgewesen wäre, daß es nicht Vieh zu melken oder den
Acker zu bebauen verstanden hatte, während man im Nordwesten
Amcrika's Jndianerstämme antraf, die seit Jahrtausenden vielleicht
von Heerden wilden und zahmen Rindviehs umgeben waren, ohne
je eine Kuh gemelkt zu haben.
§. 1036. Die Völker am und im Kaukasus sind unruhig,
stürmisch, streit- und rachsüchtig, dabei muthvoll und kriegerisch;
Wissenschaften und ruhige Lebensart sind ihnen gleichermaßen ver-
haßt. Die dem keltischen und griechisch-lateinischen
Stamme angehörenden Völker, wie die Hochschotten, Iren, Fran-
zosen, Spanier, Portugiesen, Italiener und Griechen, sind durchge-
hendes leidenschaftlich, lebhaft, unternehmend, dem ersten Eindrücke
und Antriebe folgend, allein nicht immer ausdauernd, welche letztere
Eigenschaft dagegen die Basken in hohem Grade auszeichnet.
§. 1037. Die Ausdauer ist ferner ein hervorstechendes Merk-
mal im Charakter der germanischen Völker, also der Deutschen,
Niederländer, Dänen, Schweden, Norweger und Isländer. Die
Deutschen haben noch nie eine Idee, die sich einmal bis zum Volke
hindurch Bahn brach, aufgegeben, selbst nicht, wenn der Ruin ihres
Reiches auf dem Spiele stand, wie z. B. in den auf die Nefor-
mation folgenden Kriegen zur Erkämpfung der Glaubensfreiheit.
Muth, Scharfsinn und Erfindungsgabe theilt mit uns auch der
Engländer, der jedoch nicht das bei uns leider in allzugroßem Maaße
vorhandene Phlegma hat, sondern aktiver ist als wir.
§. 1038. Unter den zur mongolischen Rasse gehörenden
Völkern zeichnen sich die eigentlichen Mongolen und die Birmanen
durch Thätigkeit, Kühnheit und kriegerischen Sinn aus; in den
beiden letzteren Eigenschaften stehen ihnen Chinesen und Japaner
nach, sind aber dafür um so fleißiger. Die den hohen Norden
Asiens bewohnenden Eskimostämme sind stumpfsinnig und schmuzig,
jedoch von sanfter Gemüthsart und gelehrig, besonders die Samo-
jeden und Eskimo's.
§. 1039. Die Urbewohner Amcrika's haben mit der ma-
la yi sch en Rasse Kühnheit, Thätigkeit, Kraft und Ausdauer ge-
mein. Die letzteren sind aber höchst rachsüchtig, grausam und
venätherisch, auch nicht so gastfrei wie der Indianer Nord-Amen-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
249
Iii. Kultur - Geographie.
ka's, der immer ernst und würdevoll erscheint, dabei außerordentlich
schlau ist, und dennoch einen natürlichen Hang zur Großmuth hat;
dabei ist er ein vortrefflicher Krieger. Auch auf manche süd-ame-
rikanische Völker passen dieselben Bemerkungen, während andere,
wie die Peruaner, einen milden und geduldigen Charakter haben
und durch ein ehrenwerthes und glaubenfestes Benehmen sich aus-
zeichnen. Die unter der Herrschaft der Europäer lebenden Indianer
sind zum großen Theil durch Unterdrückung und Sklaverei verschlech-
tert worden; die Mestizen sind lebhaft und oft intelligenter als
die Kreolen; die Cholos thätig und geistreich und mit besonderm
Talente zu mechanischen Arbeiten begabt.
§. 1040. Der Neger ist überall derselbe, gedankenlos, träge,
wenn er nicht zur Arbeit gezwungen wird, unvorsichtig, und wo
es irgend angeht, lustig und guter Dinge. Dabei ist er eitel und
nicht selten der Völlerei und Wollust ergeben. „Ganz Afrika tanzt,
wenn die Sonne untergegangen ist", hat ein Reisender nicht ohne
Grund gesagt. In der allgemeinen Meinung gelten die Neger für
weniger intelligent, als die übrigen Rassen; doch läßt sich dagegen
viel Gegründetes vorbringen, denn es giebt z. B. Gedichte von
Negern, in englischer Sprache, vor deren Gedankenschwung weder
Schiller noch Göthe sich zu schämen brauchte; sodann kennen wir
die meisten Neger nur nach ihrem Zustande der Sklaverei, und
von geistreichen Sklaven haben wir seit Aesop's Zeiten noch wenig
vernommen. Ueberdies wird die Negerrepublik Hayti besser regiert,
als irgend ein amerikanischer Staat, mit Ausnahme der Union.
tz. 1041. Die Hott ent ölen sind gutmüthig aber sehr stu-
pider Natur, schmuzig und dumm, doch nicht in einem so hohen
Grade wie die Pa pus auf den australischen Inseln, und die Pe-
sch er äs auf dem Feuerlande, beides die elendesten der Menschen,
die nicht über drei hinaus zählen können. Dagegen sind die Ka-
sern im südlichen Afrika kühn, intelligent, thätig; sie haben manche
sehr edle Züge in ihrem Charakter, und an Tapferkeit stehen sie den
Briten, deren Kap-Kolonie sie oftmals bedrohen, keineswegs nach.
d) Einfluß anderer physischer Ursachen.
§. 1042. Boden, Klima und Lage eines Landes sind auf
den Volkscharakter von wesentlichem Einflüsse. So sind die Be-
wohner heißer Gegenden, wie wir schon (§. 722.) bemerkt ha-
den, fast durchgehends träge und indolent; sie stehen an Thätigkeit,
Unternehmungsgeist und Wissenschaftlichkeit denen in gemäßigteren
Himmelsstrichen meist überall nach; wir sehen das deutlich in Afrika
und Asien. Bewohner warmer Länder sind hitziger Natur, stür-
misch und leidenschaftlich, dabei sehr phantasiereich, wie die Perser,
Araber, Spanier.
8-, 1043. Je weiter nach Norden um so mehr nimmt die Gluth
der Gefühle ab, und eine durchdachte Beharrlichkeit und ausdauernde
Thätigkeit tritt an deren Stelle; statt der unbegränzten Phantasie
finden wir denkenden Verstand. Man sieht auch das deutlich, wenn
man die Völker des mittlern und nördlichen Europa's mit denen
im Süden vergleicht. Welchen Gegensatz bildet z. B. der Schotte
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Schiller
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Negerrepublik_Hayti Afrika Afrika Asien
251
Iii. Kultur - Geographie.
c) Einfluß moralischer Ursachen.
§. 1048. Auf Selbstbewußtsein beruhende Tugend eines Volkes
ist zum größten Theile das Ergebniß allgemein verbreiteter Kennt-
nisse, die den Geist, und einer religiösen Bildung, die das Herz
veredelt, so daß weder Gemüth noch Verstand leer ausgehen. Ein-
zelne Theile Deutschlands, Norwegen, Schottland, Schweden, Neu-
England geben Beispiele. Wo das Volk unwissend ist, da muß
nothwendig auch Rohheit, Gemeinheit und Sittenlosigkeit herrschen,
wie in Rußland und Italien. Daher sorgt jeder Staat, der es
redlich mit den Bürgern meint, immer für gute Lehranstalten.
Schon oben ward gesagt, daß man aus dem wissenschaftlichen Zu-
stande bei einem Volke Schlüsse über dessen moralischen Charakter
ziehen kann.
6) Einfluß der Volksmenge.
§. 1049. Bei Völkern, wo die übrigen Verhältnisse ähnlich
oder gleich sind, hat die größere oder geringere Dichtigkeit der
Bewohner einen großen Einfluß auf den Charakter. — Wo die
Bevölkerung dicht aber nicht allzusehr aufeinander gedrängt
wohnt, so daß gegenseitiger Verkehr ohne Schwierigkeit bewerkstel-
ligt werden kann, Gottesdienst und Schulunterricht gemeinschaftlich
ist, da findet man insgemein einen trefflichen oder doch sehr erträg.
lichen Zustand der Moralität. Beispiele geben Schweden, die Ver-
einigten Staaten, Tyrol rc.
§. 1050. Wo die Bevölkerung sehr dünn ist, wie in Nor-
wegen, herrschen wenige Laster; manche Völker aber bleiben dadurch
in einem Zustande barbarischer Rohheit, wie mehre in Sibirien,
die Bewohner der Wüste in Afrika, viele Indianerstämme im nörd-
lichsten Amerika. Selbst in civilisirten Ländern wird das Fortschrei,
ten in geistiger Ausbildung und in manchen Lebensverhältnissen
durch den Mangel an Communication gehemmt.
§. 1051. Ist die Volksmasse dagegen zu dicht auf einan-
der gedrängt, lebt sie in sehr großen Städten beisammen, so
greift Sittenlosigkeit in den höchsten und den niedrigsten Klassen
um sich; nur der Mittelstand pflegt theilweise davon frei zu bleiben.
Es giebt einen doppelten Pöbel, den reichen sittenlosen, und im
Gegensatze den armen, eben so lasterhaften; ein Beispiel giebt Lon-
don, wo auf jeden Börsenspekulanten, also jeden Spieler und
Glücksritter, einige tausend Diebe und Bettler kommen. Und in
Paris stirbt jährlich ein Drittheil der Bewohner in Gefängnissen
oder Hospitälern. Damit vergleiche man den moralischen Zustand
des platten Landes, und der bedeutende Einfluß, welchen die Ver-
theilung der Bevölkerung hat, wird sich auf's Deutlichste Herausstellen.
e) Einfluß des gesellschaftlich en Zustandes.
§. 1052. Wilde Völker sind noch in der Kindheit ihres
gesellschaftlichen Zustandes; daher findet man bei vielen derselben,
namentlich bei Insulanern, fast gar keine Laster, vielleicht wohl
hauptsächlich darum, weil es ihnen an Versuchung fehlt. Denn
sobald sie mit Andern in Berührung kommen, sieht man bei den
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Norwegen Schottland Schweden England Italien Schweden Tyrol Nor- Sibirien Afrika Amerika Paris
253
Iii. Kultur = Geographie.
tung seiner Macht und zur Vermehrung seines Glanzes nöthig
sind. Alle übrigen sind ihm ein Dorn im Auge. — Der Des-
potismus geht durch alle Stände von oben bis unten hinab, und
verschont Niemanden. Der Herrscher mißhandelt und drückt seine
Beamten, und diese machen es mit den unter ihnen Stehenden eben
so. Allerdings herrscht Ruhe in vielen despotischen Staaten und
oft auch Arbeitsamkeit, aber jene ist nicht die gemüthliche Ruhe der
Leute in freieren Ländern, die sich in der That wohlfühlen, und je-
nes keine frische Thätigkeit, denn das Volk ist schwach, ohne Stolz
und Selbstachtung, ohne regen Unternehmungsgeist, daher sind des-
potisch regierte Völker oftmals eine Beute der Barbaren geworden,
wie unter andern Hindustan und China beweisen, die beide eine
Beute der Mongolen wurden. —
§. 1057. Auch auf den moralischen Charakter wirkt der Des-
potismus höchst nachtheilig ein. Da Grund und Boden, und Al-
les, was der Mensch hat, im Grunde dem Herrscher gehört, so hü-
tet sich Jeder, Reichthümer zu sammeln, denn es ist zweifelhaft, ob
er sie behalten würde; er denkt daher nicht an Verbesserung seines
Zustandes, oder thut er es, so stellt er sich arm, nimmt zur Heu-
chelei seine Zuflucht, oder wird Schmeichler. Schmeichelei, Falsch-
heit, Hinterlist findet man mehr oder weniger bei allen Individuen
in despolischen Ländern.
tz. 1058. Nicht so schroff treten diese Mängel in absolut re-
gierten Ländern hervor, besonders wenn dieselben zu den civilisirten
Staaten gehören, wo der wohlthätige Einfluß des Christenthums
sich wirksam zeigt, auch bereits mehr oder weniger Kenntnisse unter
dem Volke verbreitet sind. Rußland und Italien aber stehen, letz-
teres nur theilweise, dem Despotismus näher als der blos, absoluten
Monarchie.
§. 1059. In beschränkten Monarchien hat der Herr-
scher keineswegs Macht zu thun, was ihm gut dünkt, sondern er
ist an Recht und Gesetz gebunden, der Staatsbürger ist seines Le-
bens und seines Eigenthums sicher, und wenn auch Schmeichelei
und niedrige Gesinnung vorhanden sind, so treten sie doch nicht so
abschreckend widerlich auf, als in absoluten Staaten. Dagegen
richtet freilich die Bestechung oft Unheil an. Im Allgemeinen jedoch
hat das Volk hier Unabhängigkeitssinn, tritt frei und männlich auf
in dem Bewußtsein seiner Rechte, ist muthig und unternehmend,
denn es genießt die Früchte seines Fleißes selbst, und darf sprechen:
was nicht geradezu ungesetzlich ist, während in despotischen Staaten
oftmals die zahmsten und unschuldigsten Aeußerungen gefährlich wa-
ren und noch sind. Wir erinnern an die französische Bastille und
an das russische Sibirien. Je länger ein Volk frei war, um so
intelligenter und moralischer ist es.
8) Einfluß der Religion.
8- 1060.^ Die heidnischen Religionen sind einer reinen
Moral eben nicht sehr zuträglich; ein durch und durch ehrenwerther
Charakter dürfte unter den Heiden kaum zu finden sein; auf das
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
254
Allgemeine Erdkunde.
Menschenleben wird kein Gewicht gelegt, und Kindermord ist zum
Beispiel in China keineswegs verboten. '
8- 1061. Der Mohammedaner sieht auf jeden Andersden-
kenden mit Verachtung herab, und hält Alles, was bei andern Völ-
kern besteht, für schlecht, Wissenschaft und Kunst für überflüssig oder
gefährlich. . An Wißbegierde oder Verbesserung seines Zustandes
denkt er nicht, denn Bigotterie und Selbstgefälligkeit füllen ihn
ganz aus, und Wohlwollen gegen Andere ist ihm ein unbekanntes
Gefühl. Ueberdies glaubt er, daß nichts dasjenige von ihm ab-
wenden könne, einerlei ob Gutes oder Böses, was ihm einmal
vom Schicksale zugedacht sei, und deshalb ist er gegen Ungemach
und Gefahr, z. B. in der Schlacht und bei ansteckenden Krankhei-
ten, durchaus gleichgültig.
§. 1062. Das Christenthum dagegen macht seinen Be-
kenner» einen Geist des Wohlwollens gegen Alle zur Pflicht, sie
mögen einem Volke oder einer Religion angehören, welcher sie
wollen ; es verbietet, Andern Böses zuzufügen, und befiehlt, für den
Nothleidenden zu sorgen. Nur in christlichen Ländern finden wir
Armenanstalten und Hospitäler. Der Hindu, welcher
Ratten, Mäuse und anderes Ungeziefer zur Ehre seiner Götter füt-
tert, der kein Thier tödtet, kann mit kaltem Blute einen Paria
vor Hunger sterben sehen, er wird ihm nicht eine Hand voll Reis
reichen, und hätte er auch über reichlich gefüllte Speicher zu ge-
bieten.
h) Behandlung der Weiber.
§. 1063. Die Mohammedaner, bei denen Vielweibe-
rei herrscht, betrachten das Weib als ein Wesen ohne Seele, das
nur da ist, um Sklavin des Mannes zu sein, ihm Kinder zu ge-
bären und zur Befriedigung seiner Lüste zu dienen, und beim Hei-
den steht es im Allgemeinen nicht höher als das Vieh, wird
auch nicht viel besser behandelt. In China sieht man überall Frauen
den Pflug ziehen und die schwersten Arbeiten verrichten. Iw halb-
civilisirten Gegenden werden häufig die Weiber, welche nicht
arbeiten können, verkauft und von Brüdern und Vätern stets als
Sklavinnen behandelt; sie lernen übrigens, namentlich in Afrika,
singen, tanzen und Zeug weben; um ihre geistige Ausbildung be-
kümmert sich Niemand.
§. 1064. Nur das Christenthum, welches keine Viel-
weiberei gestattet, stellt die Weiber den Männern gleich; daher
finden wir gebildete Frauen nur in christlichen Ländern. Ihre Lage
und Behandlung ist jedoch nicht überall dieselbe; bei uns in
Deutschland müssen in den meisten Gegenden die Weiber schwere
Arbeiten im Hause und auf dem Felde verrichten, was in England
und Nord-Amerika unerhört ist, auch in Schottland selten oder gar
nicht vorkommt. In den slavischen Ländern, z. B. in Rußland,
werden die Weiber der niedern Stände immer brutaler behandelt,
als anderswo. Bei den germanischen und einigen romanischen
Völkern, z. B. den Franzosen, wird auch für die geistige Ausbil-
dung der Weiber der mittleren und höheren Stände gesorgt, am
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Ortsnamen: China China Afrika Deutschland England Nord-Amerika Schottland