1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Afrika — Ni gritien.
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Anbau schon 12 Stunden aufwärts, und die Ortschaften vergrößern sich, namentlich
blüht die Stadt Ediua, deren Klima besonders gesund sein soll, rasch auf. Man
baut Reis und Mais, Arrowroot, Orangen, Ananas, Pisang, Zucker, Kaffee. Indigo
und Baumwolle, und hat der Ansfnhrgegenstände noch außerdem mehrere, B. Maha-
gony-, Tik- und Farbhölzer, Elfenbein, Erdnnß- und Palmenöl, Gummi u. s. w.
Gewerbe, Handel und Bildung haben erkleckliche Fortschritte gemacht und die farbigen
Stämme der Umgegend werden langsam, doch sichtlich in den Kreis des Bildnngs-
ganges gezogen. — Die Verfassung des Staates ist ganz der nordamerikanischen nach-
gebildet und, wie sich bei diesem Staate von selbst verstand, mit Verbot der Sklaverei
und mit Verpflichtung der Kinder zum Schulbesuch.
Frankreich hat seine Comptoirs an der Goldküste (Grand-Bassam, As-
sinie :c.) seit 1871 aufgegeben.
Nigritien oder Sudm.
Beide Namen heißen so viel als: das Land der Schwarzen
hinter der Sahara. Insbesondere verstand man darunter nicht das
Küstenland, sondern das Innere, woselbst man sich einen großen Fluß, den
Niger oder Strom der Schwarzen dachte, der es der Länge nach von W.
nach O. durchströme und sich entweder mit dem Nil vereine, oder in einen
See ergieße. Lange Zeit war das Nigerland ein Räthsel. Man wußte
nur, daß einzelne Oasen der westlichen Sahara von Tuaregs, der östlichen
aber von halbschwarzen Tibbns bewohnt würden, daß beide dem Kara-
wanenhandel sowohl mit Steinsalz, wovon es mächtige Lager in der Sa-
harü. gebe, als auch mit Gold, Elfertbeiu und Sklaven, förderlich seien, und
daß die Karawanen sich vorzüglich nach Timbuktu, einer großen Stadt am
Niger richteten. Näheres zu erfahren war schwer, bis endlich in den letzten
70 Jahren sich allmählich das Räthsel löste. Man kennt jetzt die Gegend,
wo die Sahara aufhört, mau ist mehrseitig ins Innere Nigritiens einge-
drnngen, hat neue Seen, Ströme und Berge, neue Völker und Städte ge-
sehen, und der Niger, weit entfernt vom Nil, ist als Dscholiba oder
Quorra mit ganz andrer Richtung erschienen. Der Name Nigritien
oder Sndsn ist aber dem Lande geblieben, welches im N. von der Sahara,
begrenzt wird, im S. bis an den Aeqnator, im W. bis an den Fuß der
innern Bergländer von Senegambien und Guinea und im O. bis an die
zwischen Kordofsn und Darsur liegende Steppe und bis an den Fuß der
abessiuischeu Gebirge reicht*). Die Heimat der Negerrasse erstreckt sich
allerdings viel weiter und nimmt auch den größten Theil Hochafrikas ein.
*) Die arabische Bevölkerung des Nigerlandes dagegen versteht unter Sndän jetzt
gewöhnlich nur die Landstriche von Bornn bis Timbuktn, schließt also das Reich Bornn,
sowie Wadai und Darsur, selbst Timbnktu davon aus. In der ägyptischen Geschäfts-
spräche heißen insbesondere alle Besitzungen des Vicekönigs oberhalb des eigentlichen
Aegyptens Sudänland (Biled-el-Sudän).
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- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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- Inhalt: Zeit: Geographie
Afrika —
Nigritien.
601
zu begeistern, verhieß allen Sklaven, die seiner Fahne folgten, die Freiheit, brachte große
Reiterheere zusammen und ward in einer Reihe von Kriegen Meister über die Haussa
und andre Völker am Niger wie am Benne. Das große von ihm zusammeneroberte
Reich ward unter seine zwei Söhne getheilt; Bello, Clappertons Gönner, erhielt den
größeren Theil im Osten mit den Residenzen Säkoto und Wuruo, der mönchisch ge-
finute Abd Allahis den Westen am Quorra mit der Residenz Gando. Eine Zeit lang
waren die Fellatahs im Besitze von Timbuktn und Bornu und verbreiteten die muham-
medanische Civilisation bis südl. vou Benue. Leider ist die Herrschaft dieses bildungs-
fähigen und deu Europäern nicht abgeneigten Volkes noch nicht überall gesichert, ja in
neuerer Zeit sind sie minder glücklich gewesen; doch bilden sie noch überall eine Art
sehr mächtiger Aristokratie, die sich alle Aemter und einen großen Theil des Grund-
besitzes vorbehalte« hat. Ihre Zahl mag 6—8 Mill. betragen, die Gesammtbevölkerung
der Fellatahstaaten mindestens 20 Millionen (auf 15000 Quadrat-Meilen). Gegen-
wärtig hauptsächlich 3 Staaten, nämlich: 7) der von Sokoto, südl. und westl. von
Bornu. Residenz des Sultans ist Wurno. Größer (25000 E.) ist die in der Nähe
gelegene alte Hauptstadt des Landes, Svkoto, mit sehr ausgebreiteter Industrie und
lebhaftem Handel, leider auch mit Sklaven. Fünfzig Meilen ostsüdöstl. liegt das ge-
werbreiche „London des Südens", Kano mit 40000 E., die wichtigste Stadt für den
Handel im mittleren Negerlande, mit sehr bedeutender Aus-nud Einfuhr (unter letzterer
auch viele deutsche Fabrikate aus Sachsen, Solingen, Nürnberg, Steiermark u. s. w.).
Große Städte sind auch Zaria und namentlich Jakoba (mit 150000 E.), weiter
im Süden. — 8) Ter zweite Fellatahstaat, Gando (Borgu) umfaßt die Nigerlaudschasten
bis zur Einmündung des Benue. Bussa, Hauptstadt, M. Parks Ermordung 1805.
Größer ist Rabba am unteren Quorra, bedeutender Gewerbs- und Handelsplatz,
großer Sklaveumarkt. — 9) Das Reich Massena, nordwestlich der vorigen, mit der
Hauptstadt Dschenne am Dscholiba; es erstreckt sich den Strom hinab bis Käbara,
dem Hafen der 3 Stunden seitwärts liegenden Stadt Tim bukt u, die seine Hoheit
durch jährlichen Tribut anerkennt. Dieser vielumstrittene, i. I. 1213 von Tuä.vegs ge-
gründete, altberühmte Handelsort liegt auf der Grenze der Sahara und dreier Völker-
schasten (Tuä.regs, Berber, Fellatahs), weder in schöner noch in fruchtbarer Lage, ist
aber als Mittelpuukt von Karawanenwegen so wichtig, daß seine Bedeutung sich 7
Jahrhunderte trotz mancherlei Wechsel der Herrscher bis jetzt erhalten hat. Einmal
unter dem Kaiser von Marokko stehend, war Timbuktu ein Sitz maurischer Gelehrsam-
keit und prangt noch heutzutage mit großen Moscheen aus jener Zeit. Jetzt zählt es
nur 15000 ständige Bewohner, aber zur Zcit der Ankunft der Karawanen ans Gha-
dämes, Algier, Marokko :c. (November bis Januar) halten sich an 10000 Fremde in
der Stadt auf. Auf seinen Markt kommt Reis und Negerkorn, Schihbutter und
Datteln, Baumwolle und Gewürz, Thee und Zucker. Aus Marokko und Ghadämes
werden besonders europäische Waaren und berberisch-arabische Burnusse bezogen, aus
der Wüste Salz, von den Mandingos Gurunüsse, aus Bambuk am Senegal und aus
Bure am oberen Dscholiba Gold als Staub und verarbeitet. Der Umsatz ist groß,
der Gewinn aber geschmälert, da zur Sicherung des Verkehrs auch den Tuaregs Tribut
gezahlt werden muß.
Schacht, Lchrb. d. Geographie 8. Aufl. Zg
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Afrika — der Süden. 609
und mit schwarzem kurzen Wollhaar, aber die Nase gebogen, die Stirn hoch, überhaupt
von ausgezeichneter Körperbildung. Sie verbinden Feldbau mit Viehzucht, leben meist
von Hirse und Kafferkorn mit Milch gekocht, und von Fleisch, wenn sie Vieh im Raub-
zuge oder auf der Jagd erbeutet; sind auch sonst zu einigen Arbeiten nicht ungeschickt
in Holz, Elfenbein und Metall, denn ihre aus hartem Holz gefertigten Affagaieu oder
Wurfspeere haben erzene und eiserne Spitzen. Zu den Schilden aber nehmen sie
Büffelfell. Die fortwährenden, grausamen Kriege mit Portugiesen, Holländern und
Engländern haben sie sehr verwildert und ihre Charaktereigenschaften verschlechtert; ihre
kriegerische Lust aber hat den Engländern während dieses Jahrhunderts viel zu schaffen
gemacht, und die Missionare schreiben ihnen nicht wenig Bildungsfähigst zu, obgleich
es bei ihnen wie bei den von Livingstoue geschilderten Negern sehr schwer hält, sie vom
Glauben an ihre Zauberer und Regenmacher abzubringen. Ihre Sprache ist vokal-
reich, man hört sie gern. An jagdbaren Thieren, woran sie ihre Gewandtheit üben
können, namentlich an Quaggas, Antilopen, Giraffen, Büffeln, Elephanten und Löwen,
beginnt es in der neuesten Zeit, doch nur im Süden, etwas zu fehlen. Sie be-
stehen aus mehreren Amas oder Stämmen, z. B. Amaponda, Amakosa, Ama-
zulu u. s. w. unter erblichen Oberhäuptern, gewöhnlich mit einem Rath der Vornehm-
sten zur Seite. Die Zulukaffern sind gegenwärtig die bedeutendsten. Die südlichsten
Stämme sind jetzt dem Caplande einverleibt.
3) Die Betschnanen sind westliche Nachbarn der Kaffern, mit denen sie häufig
in Streit gelebt. Von den Drakeubergen dehnen sich die ursprünglich ihnen gehörigen
Länder bis zur Kalahariwüste und vom Caledon, Nebenfluß des Nu-Garib, bis zum
Ngami-See aus, doch haben ihre einzelnen Stämme es ebenfalls uie dahin gebracht,
sich zu einem großen Volke zu vereinen. Im Vergleich mit den Kaffern sind sie min-
der kriegerisch und raublustig, dagegen thätiger auf ihren Feldern, geschickter in allerlei
Arbeiten, sorgfältiger in der Erbauung von Hütten und Dörfern und noch frei von der
Hinterlist, Treulosigkeit und Bettelhastigkeit der Küsteustämme. Ihre Sprache, die
Sitschu a ua, wird vom Garib bis zum Zambesi verstanden, und war dem Livingstone,
der mehrere Jahre unter ihnen in den Missionsorten Knrnman und Kolobeng thätig
gewesen, vollkommen geläufig, eh' er die große Entdeckungsreise nach Norden antrat.
Daß die Makololo als Eroberer ans dem Schöße der Betschuanen hervorgegangen, haben
wir vorhin erwähnt. Anderseits sind aber fast alle östlichen Betschuauen unter fremde
Herrschaft geratheu, die an den Matoppobergen nördlich vom Limpopo unter die Ama-
Tebele-Kaffern (Matebele), die unter dem im September 1868 verstorbenen Kriegsfür-
sten Mosilikatse, den vorher Mauch in dem Kraal Matlokotlolo noch aufgesucht
hatte, unter Mord, Raub und Zerstörung ein Reich gründeten; die Ackerbau und Ge-
werbe treibenden Makalaka, die schwächlichen Maschona mit jüdischem Typus, die
Bahlovkwa oder Kuopsuaseu, die buschmannartig in den Bergen lebenden Banyai u. a.
Betschnanenstämme sind als „Maschole", d. i. Sklaven den stolzen, kräftigen Matebele
unterworfen. Unter 192/3° S. Br. die Missionsstation Jnyati, und 2 Grade ost-
südostlich davon die räthselhasten, von Mauch aufgefundenen Ruinen von Zimbaotz.
Südlichere Betschuanen geriethen unter die Herrschaft der aus dem Caplande entwichenen
holländischen Boers, d. H.bauern, denen nur die Basutos in den Malnti oder Blan-
bergen unter dem tapfern Führer M o s ch e s ch glücklich widerstanden.
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Asien —
Arabien.
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im Mittelalter geraume Zeit ein eignes Königreich, ward sie zuletzt eine der Werth-
vollsten Besitzungen der Republik Venedig, bis Sultau Amurath Iii. die wacker ver-
theidigte Stadt Famagusta 1571 eroberte; seitdem gehört Cypern den Türken. Die
türkische Hauptstadt ist Lekoscha (Nikosia), der vorzüglichste Hafen- und Handelsplatz
Laruakka au der Südküste, bei deu Ruinen des alten Citinm. Famagusta ist
halb verödet.
Arabien (48200 Q. M., 4 Mill. E.)
Seine Beduinen mit Kamelen und flüchtigen Rossen, sein Weihranch,
Balsam und Kaffee, und vor allen der Islam, den das feurige Volk weit
umher verbreitete, haben Arabien nicht nur zu einem viel genannten
Lande, sondern auch welthistorisch gemacht. Und doch ist das Land von
der Natur spärlich bedacht. Ohne beträchtliche Einschnitte des Meers, so-
gar ohne Ströme, liegt es 160 bis 200 M. breit und über 300 M. lang,
als ungeheure Hochebene da, größtentheils sandig und trocken. Wäre das
Meer nicht, wovon 3 Seiten bespült werden, und gäbe es nicht hin und
wieder Bergzüge und Vertiefungen aus der öden Fläche mit einzelnen
Quellen und'steppenflüßchen, so würde Arabien völlig der Sahara gleichen
und sür die Menschheit so gut als todt sein. Zum Glück ragt auch die
Halbinsel so weit in die Regionen der regelmäßigen Sommerregen hinein,
daß einige ihrer Gebiete, nur nicht die 5—6 Mln. breiten wüsten Küsten-
gürtel, Theil nehmen an dem Segen, den diese bringen. Diejenigen Striche,
wo dies geschieht, hießen schon im Alterthum glückliches Arabien, im
Gegensatz zum wüsten, wo es fast gänzlich an Regen fehlt. Die ara-
bische Bevölkerung besteht der Mehrzahl und dem Kerne nach aus nomadi-
sirenden Beduinen (Bed^wi, d. i. Kinder der Wüste), die von Raub und
Viehzucht leben und deren Fürsten Scheriss, Emirs und Scheiks sind; die
das Feld bauen, heißen Fell ahs, die Stadtbewohner H adhesi, beide
Klassen unter Jmams oder Sultanen und Königen. Die Halbnomaden
heißen Maehdis.
Die einzelnen Theile. — 1) Jemen, der beste Theil des glücklichen Ara-
biens, im Südwesten und zwar am Golf von Aden und einem Theile des rothen
Meers, welche durch die Straße Bab el Mandeb (Thor der Gefahr) mit einander ver-
buuden sind. Hier stellen sich regelmäßig Sommerregen ein, wodurch sich die Wadis
der Gebirgsgegend mit laufendem Wasser füllen und reizende Vegetation sich verbreitet.
Zwar versiegen die Bäche unten in der breiten Tehama oder Küstenebene, doch gedeiht
hier mindestens die Sorghohirse und die Dattelpalme. Weiter aufwärts von der Te-
hama liegen die Kaffeewäldchen und gewinnt man die bekannten Specereien Arabiens:
Balsam, Myrrhen, Aloe, Manna, Gummi zc. Dahinter am höher steigenden Gebirgs-
ronde dehnen sich die Waldungen aus vou den verschiedensten Arten des Feigenbaums.
Die Bewohner Jemens hießen ehemals Sabäer oder Himyariten. und die Königin von
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- Inhalt: Zeit: Geographie
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Afrika —
das Land.
dieses Handels hält die Verminderung des Sklavenhandels gleichen Schritt. — In den
Gewürzhandel liefert Afrika den Pfeffer, weshalb ein Theil Guineas den Namen
Pfeffer- oder Körnerküste führt; auch sind indische Gewürze herüber gepflanzt, nament-
lich die Gewürznelke nach Zanzibar. — Baumwolle, in Tunis kultivirt und in
Aegypten gegenwärtig der Hauptexportartikel des Landes, wächst in vielen Landstrichen,
z. B. am Zambesi nud Schire, wild, desgleichen Zuckerrohr und Indigo. — Aus
den Urwäldern feuchter Landstriche kann man treffliche Holzarten zur Färberei
und Tischlerei beziehen, und die Akazien trockener Länder liefern das Kautschuk
Senegambiens und den arabischen Gummi Aegytens; desgleichen ist das Copal-
harz namentlich Südafrikas ein wichtiger Handelsartikel, der auch aus dem Junern
an die Küsten gebracht wird. — Wie der kolossale Baobab oder Affenbrotbaum ein
acht afrikanisches Gewächs ist, so anch der Kaffeebaum, der wahrscheiulich über die
Straße Bab^el-Man^b nach Arabien verpflanzt worden; deun im südlichen Habesch,
im Quanzagebiet und in Guinea ist er Wälderweis zu sehen. — Ausfallend ist, daß die
üppige Vegetation der großen, gebirgigen und wohlbewässerten Insel Madagaskar
weit mehr auf die der hinterindischen Inseln, als auf die Afrikas hinweist.
Je mehr Gebirge man entdeckt, desto höher sollte nnsre Vorstellung von dem Reich-
t hnm Afrikas an Mineralien steigen; es ist aber nicht der Fall. Manches Laud hat
Mangel an Salz, manches an Eisen; in andern scheint Erz in Fülle zu sein, so daß
Eingeborne das Eisen auszuscheiden und zu verarbeiten wissen. Daß kupferreiche
Stellen vorhanden sind, wissen wir seit langer Zeit und haben die jüngsten Eutdeckungs-
fahrten Livingstones aufs neue bestätigt (Kupferminen zu Katanga in Lualabagebiet!);
Afrikas Goldstaub war schon im Alterthum ein gesuchter Handelsartikel, und die erst
jüngst entdeckten reichen Gold- und Diamantenfelder Südafrikas haben bereits eine
große Menge Menschen, anch aus Europa, dorthin gelockt. —
An Zahl der Thier arten, wenigstens der Vierfüßler, soll Afrika selbst über
Asien stehen. Unter den eigenthümlicheu ragen Zebra, Gnn und Giraffe hervor.
Wie der Affenbrotbaum unter den Bäumen, so kaun die Giraffe unter den Th'.eren
als Wappen des Erdtheils dienen, eher als der Löwe, der freilich hier in seiner Größe
und Schönheit und überall zu finden ist, außer in der Wüste, wo es an Nahrung für
ihn fehlt. Bei der Menge reißender Thiere ist es auffallend, daß kein Tiger da ist;
die arabische Wüste wird ihn verhindert haben, aus seiner asiatischen Heimat sich auch
hieher zu verbreiten, obwohl das Kamel aus Asien stammt, und erst während nnsrer
Zeitrechnung nach Afrika gelangt ist; wenigstens kommt es noch nicht auf den alten
Monumenten Aegyptens vor. Kamel und Dattelpalme machen die Wüste bewohnbar.
Der Stranß ist afrikanisch, rechnet aber, als Frennd trockner Hochebenen, Arabien
mit zu seinem Reiche. Hochafrika und Habesch können besonders als Reich der Dick-
häuter und Wiederkäuer gelten; höchst zahlreich sind hier Elephanten und Anti-
lopen; jene in feuchten und waldigen Landstrichen, z. B. am Limpopo, diese auf den
Savannen und so manchfaltig in Gestalt, daß man glanbt, 5/e aller Antilopenarten
der Erde seien hier zu Hause. Uebrigens zeigt sich der afrikanische Elephant minder
klug als der ostindische, hat aber gewaltigere Zähne, von 3—3^2 m. Länge, deren jeder
über 80 bis 100 ff. wiegt, weshalb besonders die Elephantenjagd so manche Europäer
an den weißen Nil, und seit der Entdeckung des Ngamisees nach Südafrika lockt; auch
das werthvolle Horn des Rhinoceros reizt jene Jäger. Khartüm und Zanzibar
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Afrika
— bte Sprachen.
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sind gegenwärtig die Hauptstapelplätze für diese Handelsartikel. — Groß ist der Reich-
thum an Affen, besonders in Guinea und Sudan, worunter der mannshohe Gorilla
auf der Gabunküste den Orang Utang Borneos an Stärke überbieten soll. — In den
warmen Strömen sind Hippopotame und Krokodile größester Art. Viele
Schlangen, unter andern die Riesenschlange. Die Gefährlichkeit solcher Ungethüme
ist hoch anzuschlagen; es gibt aber kleinere Thiere, die in vielen Gegenden Afrikas noch
ärgere Landplagen sind, namentlich Heuschrecken, Termiten, deren kegelförmige Bauten
aus der Ferne ganzen Dörfern gleichen, und die Tsetse-Fliege. Dies Insekt ist
nicht größer als unsre Stubenfliege; sein Stich hat aber eine so verderbliche Wirkung,
daß man da, wo es heimisch ist, weder Pferde noch Ochsen halten kann. Der großen
Thiere kann der Mensch eher Meister werden, wovon Aegypten den Beweis liefert; im
Nil nämlich, so weit er dort fließt, hat man das Flußpferd ganz vertilgt, und das
Krokodil kommt wenigstens in Unterägypten nicht mehr vor. — Art Schönheit der
Vögel muß Afrika der neuen Welt weichen: seine Papageien werden von den ameri-
kanischen übertroffen; sehr reich vertreten sind aber besonders die Sumpfvögel, und
zwar in den auffallendsten Formen (Flamingo, Ibis, Pelikane je.) — Als Hansthiere
werden namentlich gezogen: Kamel, Pferd, Esel, Rind und Schaf, letzteres vor allen
zahlreich im Caplande, Hühner, Hunde; wenn es gelingen sollte, den afrikanischen Ele-
phanten, der im Alterthnm bereits als Hausthier vorkam, wieder zu zähmen, würde
dem gänzlichen Mangel an Lastthieren im tropischen Hochafrika, einem Haupthindernisse
des Verkehrs, wenigstens theilweise abgeholfen sein. — Madagaskar zeigt auch in
Bezug auf die Thierwelt eher indische als afrikanische Formen; eigenthümlich ist der
Mangel großer Raubthiere, der Dickhäuter u. s. w.
Verschiedenh eit der Bewohner, Sprachen u. s. w.
Afrikas Volksmenge — „eine der unbekanntesten Größen unter der
Sonne" — wird auf 192 Mill. geschätzt. Trotz des geringen historischen
Lebens, das sich, abgesehen von den Ländern des Nordostens und Nordens,
in Afrika bis jetzt entwickelte, zeigen sich verhältnismäßig wenig uuver-
mischte Stämme. Dessenungeachtet ist Herodots Eintheilung der Einge-
bornen Afrikas in Libyer (im Norden bis zur Sahara, in Habesch und
das Nilthal abwärts) und in Äthiopier (in den übrigen Theileu des
Continents) im großen und ganzen heute noch richtig. Meist haben diese
Rassen auch ihre alten Wohnsitze jetzt noch inne, manche Stämme sind durch
Wauderungs- und Eroberungszüge versprengt, andere vernichtet worden,
oft wohnen Menschen verschiedenen Stammes auf ein und demselben Boden
nebeneinander, häufig sind durch Vermischung ganz neue Stämme eut-
standen. Die Hautfarbe ist bei allen Afrikanern eine dunkle, aber in uu-
endlich vielen Abstufungen und Schattirnngen: vom leicht gebräunten Teint
mancher Berber bis zum glänzenden Ebenholzschwarz der Dscholosen, vom
Kupferroth der Aschantis bis zum Lichtgrau anderer Negerstämme.
1) Dielibyer sind K a u k a s i e r; zu ihnen gehören: a) diehamitische Urbevölkerung
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Afrika — Abessinien,
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So-, mir Alpenmatten auf den Höhen, Baumwolle und Südfrüchten in der mittleren
Region, ist der Hanptort Ankobar (6000 E.), Sitz eines Ras, prächtig gelegen.
Eine besonders gebirgige Hochlandschaft Schoas, wo der inselvolle Znai-Bergsee, heißt
Guragua; auf den Inseln des Sees große Klöster. - Südwestl. von Schoa bis
Breitengrad 6 liegen die ehemals abeffimschen Länder Enarea (worin Sakka) und
Kaffa (worin der große Ort Bonga). Der Kaffeebaum, wild an den Berghängen
wachsend, hat hier seine Heimat und ist wahrscheinlich von hier nach Arabien verpflanzt
worden. — Das alte äthiopische oder abessinische Reich erstreckte sich noch weiter über
einen Theil der Somsli-Halbinsel. Darin liegt die vorhin ihres heißen Klimas halber
erwähnte Küstenlandschaft van Tadschnrra, ferner gleichfalls dem Alpenlande ganz
nahe der kleine hochgelegene Handelsstaat Ha rr ar (Hauptort Ad ar), dessen Einmohner-
schaft ein Gemisch von Arabern, Somälis und Gallas, und der Hafen Berbers,
der sommers öde, im Winter durch Ankunft von Karawanen und Schiffen sehr belebt;
Goldstanb und Elfenbein, Straußfedern und Perlen, Kaffee, Farbhölzer und Wachs,
Sklaven und Pferde :c. kommen dort auf den Markt. Andere Häfen an der Nordküste
des Somäilandes sind: Zeila (außer der Meßzeit ca. 6000 E.) südl. von Tadschnrra,
Bnlhar westl. von Berbers; Kerem, Lasgsri (6000 E.), Bender Ghssim
u. a. weiter ostwärts. Die in Städten ansässige Bevölkerung der Somaliküste von
Tadschurra bis C. Guardasui, von R. Brenner 1870 auf 45—50000 Seelen
geschätzt, lebt mit den Beduinen (Nomaden) — ohne Rücksicht anf Stammesangehörig-
keit und häufig von den Beduinen des eigenen Stammes überfallen — in feindseligstem Ber-
hältnis und besitzt das l — V/2 Mln. breite Küstenplateau, hinter welchem schroff und
scharf begrenzt das Gebirge aufsteigt; und wenn die Nomaden anßer der Meßzeit von
ihrem Hochlande in die Küstenebene herabsteigen, so ist dies ein durchaus uugewöhn-
liches Ereignis, eine Kriegserklärung. Alle diese Küstenbewohner stehen übrigens mit
den südarabischen Handelsstädten Aden und Makalla in Verbindung, d.h. von Zeila
bis Kerem ist erstere, vou Uugor bis Bender Ghssim letztere Marktplatz.
Anmerkung. Die Heimat der Gallas, dieser Todfeinde der Abefsinier, ist auf
den Hochebenen bis zum Aequator und weiter. Nur einige Stämme derselben sind
wirklich schwarz, die andern mehr braun. Man sieht unter ihnen viele Adlernasen, so
daß sie den Abessiniern nicht zu fern stehen. Es sind rührige, kriegslustige Völker, theils
mit erblichen, theils mit gewählten Oberhäuptern, theils Muhammedaner, theils
Heiden, und wären sie nicht in so viele Stämme getheilt und häufig selbst unterein-
ander in Fehde, so würden sie den Abessiniern noch weit gefährlicher sein, als sie es ohne-
dies schon sind. Besonders gefürchtete Räuber und Mörder sind die Asebo-Gallas,
die ein etwa 40—50 Mln. breites, nordsüdlich streichendes Thal östl. des Aschan gi-
Sees inne haben, das die sämmtlichen Gewässer von der Ostseite der abeffimschen
Alpm aufnimmt und jenseit dessen fern im Osten wieder hohe Bergreihen aufsteigen.
Die Asebo bekennen sich zum Islam und machen unausgesetzt Einfälle in die von
Christen bewohnten Hochlande; daher hier die dichten Kolqual-Hecken um alle Dörfer,
die zudem gewöhnlich auf isolirten Hügeln erbaut sind. Kein junger Galla kann hei-
?aten, bevor er seinen Christen getödtet.
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602
Afrika —
Nigritien.
10) Schließlich haben wir noch das Reich Bambarra zu erwähnen, das an
Massena grenzt und am oberen Dscholiba bis in die senegambischen Gebirge sich aus-
dehut. Das Volk, ein Zweig der Mandingos oder Wangerawas, muhammedauisch und
unbezwnngen von den Fellatahs, lebt in einer staatlichen Ordnung, die höher steht
als die der Aschantis und Dahomeher, — ein Beweis, wessen auch Neger sähig
sein können. Die Bambarrauer sind in mancherlei Arbeiten geschickt, namentlich in
edeln Metallen; sie fertigen brauchbare Waffen, auch Pulver, obwohl sie die Gewehre
dazu durch den Handel beziehen. Nur Sklaven sieht man fast nackt-, freie Leute aber
gehen bekleidet einher. Ihre Frauen sind mit Baumwollspinnen und -färben beschäftigt,
während den Sklaven die Besorgung von Haus und Feld obliegt. Der König, der
seinen Sitz zu Sego (30000 E.) hat, übt keiue Willkürjustiz, da die Rechtsprechung
einem Rathe der Alten zusteht; er schützt Handel und Gewerbe, und vertheidigt sein
Land mit einem geregelten Heere, hält aber außerdem eine Leibgarde aus berittenen
Sklaven. —
Bemerkungen. 1) Mau macht gewöhnlich der Negerrasse deu Vorwurf der
Trägheit. Nun ists natürlich, daß den Bewohnern der Tropenländer das Leben leichter
wird als uns. Dennoch hat man bei mehreren Negervölkern, wie aus dem oben Ge*
sagten hervorgeht, eine Arbeitsamkeit gefunden, die freilich nicht englisch und deutsch,
allein bei einer mittleren Jahrestemperatur von 18° anerkennenswerther ist als die
der heutigen Sicilianer bei nur 14. Der Ackerbau wird nicht ohne Sorgfalt betrieben,
die Felder stehen voll Durrah, Reis und Mais, in Hauffa mitunter voll Weizen, und
mehrere andre Produkte, Baumwolle, Indigo u. f. w. werden kultivirt. Rinder« und
Pferdezucht beschäftigt eine Menge Männer; und was die städtischen Gewerbe betrifft^
so ließe sich keine schlechte Ausstellung einheimischer Sudsnwaaren veranstalten, als da
sind: manchsaltige Sachen aus Holz, Leder, Thon, Eisen, Ringe und sonstige feine
Goldgebilde, Liunen- und Baumwollzeuge in schönen Farben, glänzende Matten und
Sandalen, buntfarbige Seidenwaaren, wozu das Material vom Mittelmeere her be-
zogen wird, und sogar Pulver aus eignen Fabriken. Stellen wir dem Markte Tim-
buktus noch deu von Kano zur Seite, so wird unsre Vorstellung von ihrem Hau-
delsverkehr hinreichend deutlich werden. Auf den Markt Kanos kommen jährlich 600
Eselladungen Guruuüsse, 300 Kamelladnngen Salz, 400 solcher Lasten Seide aus Tri-
poli, 100 Lasten Zucker, 50000 Solinger Schwertkliugen, 5000 Sklaven, rothes Tuch
und Nadeln aus Livorno, arabische Anzüge, Kupfer, Rosenöl, Perlen u. s. w. 300
Kamellasten gehen jährlich nach Timbuktu ab. Die zu Gando gehörende Landschaft
Nyffe, worin der gewerbreiche große Ort Rabba, liefert besonders gesuchte Toben oder
Hemden, und Kano selbst zeichnet sich durch seine Sandalen, gestickten Reisetaschen :c.
aus. Der ganze Umsatz daselbst wird auf 1000 Millionen Kauries, soviel als
600000 Dollars, berechnet. Wo man, wie in den Städten Sudans, europäische
Waaren dreimal höher bezahlt als am Mittelmeere, da ist sicher kein geringer Wohlstand
zu Hause.*) Dies zeigt sich selbst an ihren Kriegsheeren, die gut ausgerüstet und ge-
ordnet sind.
*) „Die Wohnungen der muhammedanischen wie die der christlichen Abessinier"
— sagt G. Rohlfs — „sind bei weitem roher und schmutziger, als die der Neger in
1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
459
Afrika — das Kapland.
arbeiten, sind hart gegen Feinde, doch den Freunden tren. Die einzelnen
Stämme oder Ama's haben erbliche Oberhäupter, nicht immer gleich Homers
Völkerhirten mit einem Rath der Vornehmsten zur Seite; denn bei den Zulahs
gilt der König grade wie in Dahome, für den Herrn über Leben und Tod,
und kann, wenn seine Natur dahin neigt, gar leicht zum blutdürstigen Tyrannen
werden*). Die Hottentotten, auch aus mehreren Stämmen (Griquas,
Koranas, Namaqnas rc.) bestehend, sind blos Hirtenvölker und ihre Kraals oder
Dörfer aus beweglichen Zelthütten zusammengestellt. Musik und Tan; liebend,
sind sie dennoch überaus trag und geistiger Bildung schwer zugänglich-, ein
Gürtel und eine Thierhaut als Kroß oder Mantel genügt ihnen zur Kleidung.
Gegen Vieh tauschen sie Brantewein und Tabak ein, ihre höchsten Genüsse; sonst
haben sie nichts weiter zu erstreben. Dabei sind sie aber gastfrei, wie die Kaffern
auch. Die sogenannten Buschmänner (holländisch: Bosjesmans), die auf
thierische Weise in Wäldern und Wildnisien hausen, gehören auch zur Raße der
Hottentotten; man meint, sie seien Abkömmlinge derer, die im 17. Jahrhundert
von den Europäern ihres Viehes beraubt und verjagt worden.
Es hat lange gewährt, ehe sich eine europäische Seemacht zu Niederlassungen
an der Südküste Afrikas entschloß. Es war kein Goldland, die Portugiesen also
eilten stets daran vorüber, um nach Sofala und weiter zu gelangen. Höchstens
wurde nur so lange verweilt, bis frisches Wasser eingenommen und Vieh geraubt
war. Erst später begriff >nan die Wichtigkeit einer dortigen sichern Station für
die Jndienfahrer, und als der holländische Wundarzt Ribbek sich von den Hotten-
totten ein Stück Land am Kap um etwas Leinwand erhandelt hatte, folgte die
Regierung seinem Beispiel und kaufte einen beträchtlichen Strich Südküste ilm
15000 fl., die sie in allerlei Waaren bezahlte. So entstand im Jahr 1652 die
Kolonie Kap land, die sehr bald eine große Bedeutung erhielt. Europäisches
Getreide, Obst, Wein, Südfrüchte gediehen nach Wunsch. In neuester Zeit hat
man noch Baumwolle, Kaffee, Thee, Bambus und sogar den Brodbaum dahin
verpflanzt rmd macht Versuche mit der Seidenzncht. Die Kolonie kann als
Keim einer Kultur betrachtet werden, die sich im nächsten Jahrhundert über ganz
Südafrika ausbreiten wird. Bis 1806 blieb sie holländisch. Seitdem gehört sie
den Engländern, welche damals, als Holland dem Willen Napoleons gehorchen
mußte, sich des Kaps bemächtigten und es im Friedenschluß 1814 behielten.
Das ganze Gebiet, wozu jetzt das schöne Küstenland Natal gehört, umfaßt
gegenwärtig 10000 Qm. und hat über 300000 Bew., nämlich 60000 Weiße,
meist Holländer, 50000 Neger (gewesene Sklaven) und Malaien. Die übrigen
sind theils Hottentotten, deren viele das Christenthum angenommen und sogar
Ackerbau treiben, theils Kaffern, besonders Betschnanen, deren großer Hauptort
*) ist noch nicht lange, daß die Völker in der Nähe des Kaschangebirgs
Beispiele davon erlebten. Die Zulahs wurden Eroberer, ihr Herrscher aber,
in fast wahnsinniger Blutgier, ging aufs Morden aus und suchte ganze Stämme,
die sich schon unterworfen hatten, auszurotten. Man sieht jetzt weite, vorder
zahlreich bewohnte Landstrecken völlig menschenleer.
1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
434
A f r i k a — Aegypten.
gewesen, damals als Aid ab am rothen Meere (22'// Breite) von Mekkapilgern
und Handelsleuten wimmelte und die Niederlage indischer Produkte war, die von
dort ihren Weg znm Nilthale und von Alexandrien übers Mittelmeer nahmen.
Und gegenwärtig, wo Dampfer und Schienenwege die Entfernungen kürzen,
wo man in 17 Tagen von Bombay nach Suez, in 5 Tagen von Alexandrien
nach Triest und in 4 Tagen von Triest nach London reisen kann, ist die Wichtig-
keit dieser europäisch-indischen Straße von neuem hervorgetreten, so daß schon,
wie zu Necho's und der Ptolomäer Zeiten, an einen Kanal von Suez gedacht,
aber eine Eisenbahn vorgezogen wnrr-e.
Das Reich des Pascha besteht aus Aegypten, Nubien mit Sennaar und
Fazoglo, und der zinspflichtigen Oase Cordofan.
». Aegypten — in der Bibel Mizraim oder auch Cham genannt. Es
ist von Süd nach Nord 120 Di. lang, vom rothen Meer bis zur libyschen Wüste
zwischen 70 und 100 M. breit; doch nicht der elfte Theil, nur 750 bis 800 Qm.
sind des Anbaus fähig. Schon die ältern Schriftsteller der Bibel, Jahrhunderte
vor Herodot, schildern die Eigenheiten dieses Landes. Da wird der Wohlthaten
des Nil, der Kanäle und Schöpfräder, und des starken nächtlichen Thaues in
der dürren Jahrszeit, der Kornflureu, der Weiden voll Rinder, der zarten Ge-
müse, der Fülle an Flachs, Baumwolle, Papierschilf, Trauben, Feigen und Dat-
teln erwähnt. Sogar die Unthiere des Stroms, Krokodil und Flußpferd, schildern
sie als Leviathan und Behemoth, und nennen das Land eine Kornkammer, eine
Stätte köstlicher Webereien, wo man das feine Schesch oder Buz (Byssus)
verfertige, und preisen zum öftern den dortigen Handelsreichthum. Auch große
Städte kennt die Bibel, wenn auch nicht mit den herodoteischen Namen. No
Ammon ist Theben, Noph Memphis, Beth seines (wo Josephs Schwieger-
vater ein Sonnenpriester war) ist On oder Heliopolis, und Phibeseth Bu-
bastus. — Streichen wir ans dieser Schilderung den Ruhm der Webereien und
den Reichthum des Volkes weg, denken wir uns No und Noph k. in Trümmern,
und fügen wir den Produkten noch andre hinzu, die man gegenwärtig baut, wie
Indigo, Zuckerrohr, Maulbeerbäume für Seidenraupen re. und daß man eine
ungeheure Zahl von Hühnern in eignen Oefen (man sagt: in 386 Oefen fast
1 Mill. Eier jährlich) ausbrütet, so sind wir ziemlich ins neue Aegypten ver-
setzt. Was freilich das Volk und seine Zustände betrifft, so findet sich alles,
Sprache, Religion, Sitten, Regierung, durchaus anders als in jener Zeit, die
uns Vater Herodot so höchst anziehend geschildert hat. In seiner goldnen Zeit
soll Aegypten eine Bevölkerung von 7 bis 8 Millionen , also 9 bis 10000 Men-
schen ans die Qm. gehabt haben, was sicher nicht zu hoch geschätzt ist. In den
letzten Jahrhunderten betrug sie etwa 1%, und jetzt wieder 2% Mill. oder
nach Rnßeggers Angabe 22/3. Vergleicht man es mit Sizilien, der andern alt-
römischen Kornkammer, das bei seiner natürlichen Fruchtbarkeit und herrlichen
Lage jetzt nur 4000 Menschen auf die Qm. zählt, so ist Aegypten, trotz seiner
Mamelucken, nicht viel mehr herabgekommen. Die Bestandtheile der Bevölkerung
sind folgende: Etwa 150000 Kopten oder Abkömmlinge derer, die das Land
vor Ankunft des Islam bewohnten; sie sind Christen von der Kirche der Mono-