Asien
— d i e Sprachen.
439
veranlaßt. — An Manchfaltigkeit der Produktion übertrifft der indische Boden wohl
jeden andern. Mit Ausnahme weniger Landstriche ist Vorder-Jndien von unzähligen
Flüssen bewässert und vor der Dürre bewahrt, woran Persien leidet; selbst die heißen
Südküsten werden durch Monsuns und starke Regen erfrischt. Das dortige Lieblings-
getreide ist der Reis, der mit Baumwolle, Ingwer, Indigo je. die Sommerernte liefert,
während unsere europäischen Getreide- und Gemüsearten die Winterernte geben.*) Unter
den uutzbareu Hölzeru wird das Bambusrohr viel erwähnt; auf Ceylon wachsen
Kokospalmen neben dem Zimmetbaum, und auf den noch heißeren südöstlichen Inseln
Gewürznelken und Muskatuüffe. Das harte Tikholz Indiens und seiner Inseln ist für
den Schiffsbau sehr wichtig, da es allein dem Bohrwurm des indischen Meeres wider-
steht, wie unter den feineu Hölzern das duftige Sandelholz vor allen genannt zu
werden verdieut. Indiens Diamanten sind so berühmt als die Perleu des persischen
Meeres. Von der ostindischen Thierwelt, der reichsten der Erde, verdient der Elephant,
der an Größe und Klugheit seiue Brüder in Afrika übertrifft, vorzüglich genannt zu
werden; mau hat ihn dort schon in ältesten Zeiten gezähmt und selbst zum Kriege ge-
braucht. Dagegen hat Indien auch schädliche und reißende Thiere in Menge, wozn
besonders der furchtbare und große bengalische Tiger, „der Herr der Wege und der
Thiere," gehört. Die Natur ist dort reich in allem, im Schädlichen wie im Nützlichen.
Verschiedenheit der Bewohner, Sprachen u. s. w.
Die Bewohner, deren Anzahl aus 794 Millionen geschätzt wird, ge-
hören verschiedenen Rassen an. Meistens haben diese Rassen ihre uralte
Heimat noch hentzntag inne, außer daß durch Eroberungs- und Wander-
züge einige Völker versprengt wurden und somit hie und da Menschen ver-
schiedenen Stamms auf demselben Boden neben einander Hausen, was na-
mentlich in Persien und Vorderasien der Fall ist. Wo sie aber auch ver-
mischt leben, sind sie doch gewöhnlich an ihrem Aenßern, an der Sprache
und am Gottesdienst zu erkennen. Die Sprachen sind folgende:
1) Die des großen chinesischen Stammes, zu welchem die Chinesen und
die diesen in Sprache und Sitten nah verwandten indochinesischen Völker der
Halbinsel jenseit des Ganges (mit Ausnahme von Malakka) gehören. Sprachen dieses
Stammes haben fast ohne Ausnahme einsilbige, unveränderliche Wnrzeln oder Wort-
formen, deren jede mit einem eigentümlichen Zeichen geschrieben wird (Wortschrift,
also kein Alphabet); der Beziehungsansdruck erfolgt durch verschiedenartige Stellung
der Wurzelu zu einander. So besteht der ganze Sprachsatz aus etwa 4—500 Wörtern
und eben so vielen Schriftzeichen oder Charakteren für diese, welche in verschiedener
Weise geordnet und zusammengesetzt werden können. Man nennt diese Sprachen ein-
s i l b i g e oder i s o l i r e n d e.
2) Die ural-altaisch en oder finnifch-tatarischen (scythischen) Sprachen;
nämlich: a) japanisch und koreanisch; b) tungufifch (östl. des Jeniffei bis
zum Meere — Sprache und Bevölkerung durch Vermischung mit den Russeu vielfach
*) Auch das Laud am untern Euphrat hat Doppelernten.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Malakka
Extrahierte Ortsnamen: Asien Ceylon Indiens Indiens Afrika Indien Persien
Asi en
— Südost-Inseln.
475
Nicht unwichtig sind die Niederlassungen aus Borneos West-, Süd- und Ost-
Kiste, besonders die zu B aujermas si n g. Sie umfassen bereits (9400 Q. M.,
1,190000 E.) der über 12000 Q. M- großen Insel, die einen Reichthum tropischer
Produkte (kostbare Pracht- und Farbehölzer, Guttapercha, Pfesser, Zucker, Indigo :c.),
nebst Perlen und eßbaren Schwalbennestern, auch Eisen, Kupfer, Gold und Diamaii-
ten, vorzüglich aber Steinkohlenlager enthält. Die Gebirge im Innern haben Gipfel
von 1500, wenige von 2000 m.; der höchste Punkt der Insel, der 2gipfelige Kini-
Ball n im No., hat 4175 m. Thätige Vulkane finden sich nicht. Drei Hauptströme
bieten sich (von der £).«, S.- und Westküste) als Handelswege ins Innere, und die
Dajaks,*) die halbwilden Bewohner des Innern, zeigen sich, trotz ihrer blutigen
Gebräuche und teuflischen Kopfjägerei, wo sie irgend mit Chinesen verkehren, der Land-
arbeit, namentlich dem Reisbau, doch nicht abgeneigt. — Daß der benachbarte König
der fruchtbaren Sulu-Inseln, zugleich Herr auf dem langen Eilande Palawan,
auch an der Nordküste Börncos einen Landstrich besitzt, ist vorhin bei China, wohin er
Tribut zu zahlen hat, erwähnt worden. Außerdem gibt es mehrere malaiische
Küstenkönige auf der Jufel, von denen die Dajaks viel zu erdulden haben. Außer
den Malaien und Dajaks finden sich auf Börnes, und zwar im Innern, noch etwa
50000 Köpfe zählende Ueberbleibsel einer schwarzen Urbevölkerung, und 150000 chinesisch-
Kolonisten, die durch Rührigkeit und Associatiousgeist sich auszeichueu. — Die Dajaks
sind nicht ohne Knltnraulage; was sich mit ihueu leisten läßt, davon gibt der Eng-
länder Brook ein Beispiel. Als Besieger der malaiischen Seeräuber uahm er 1840
einen Strich (Sarawak) am südl. Theile der Nw.-Küste für die Krone Englands in
Besitz. Später znm „Radscha" ernannt, widmete er sich mit großem Eifer der Ver-
bessernug der dortigen Zustände, und hat sowohl die leibliche Knechtschaft gebrochen, als
auch durch Missionäre und Schulen einen tüchtigen Grund zur geistigen und sittlichen
Wohlfahrt gelegt. Schulen hielt er mit Recht für unerläßlich. Seine Nachkommen
vertheidigen das kleine Reich wacker gegen die Angriffe der Malaien.
Auch Celebes, in dessen Wäldern sich, wie in Java, der hochstämmige Giftbanm
Upas findet, rechnen die Holländer zu ihrem — mittelbaren oder unmittelbaren —
Besitz. Im Gouvernement Makaffar, der südw. Halbinsel, die Stadt Makassar **),
seit 1847 Freihasen; in der Residentschaft Menado, dem No. der Insel, der Hafen
M en a d o; die beideu mittleren Halbinseln gehören zum Gebiet des Sultans von
Ternate, und stehen wie Menado, unter dem Gouverneur der Molukkeu. — Die
Sw.-Hälfte von Timor und dessen kleinere Nachbarinseln, wozu das kleine aus Cooks
erster Weltreise bekannte S a v u gehört, bilden die Residentschaft Timor. Die Fürsten
von Bali, Lombok, Snmbawa:c. sind holländische Vasallen.
An merk. Ein Theil Timors mit der Stadt Dilli und die benachbarte Insel
Kambing (zusammen 260 Q. M. mit 850000 Bew.) sind im Besitze Portugals ge-
bliebe». Die Nachkommen der zuerst hier ansässig gewordenen Portugiesen sind sehr
dunkelfarbig.
*) Malaiisches Wort für „Wilde."
**) Makassar, Verschlechterung des Wortes M angkassar a, eine der 2 Sprachen,
die auf der Sw.-Halbinsel, der einzigen genauer erforschten, gesprochen werden; die
andere die Maudar.
31*
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Personennamen: Menado Snmbawa
Extrahierte Ortsnamen: Borneos Palawan China Englands Menado Timor Timor Bali Lombok Portugals Sw.-Halbinsel
518
Asien — Russische Länder.
in Ostsibirien noch zu erwähnen: Jakutsk an der Lena mit 5000 E., nur der Kälte
halber, die man dort aufzeichnet, bemerkenswerth, und Krasnojarsk mit 11000 E.
am Jenissöi, weil neben schönem Wiesengrün dort noch etwas Korn und Tabak gebaut
wird, — Die Juseln Karafto und die größere Zahl der Kurilen (wichtige Fischerei-
stationen) werden gleichfalls von Ruhland beansprucht.
b. Westsibirien. Es hat auch seinen Bergwerksdistrikt, nicht den uralischen,
der jetzt zum europäischen Rußland gerechnet wird, sondern den altaischen in den
Quellgebieten des Ob und Jrtisch. Auch dort mehren sich die Hütteuwerke, und von
den Bauern im Altai wird immer mehr Thalland urbar gemacht. Orte von Belang
in Westsibirieu sind: Tomsk an der sibirischen Verkehrsstraße, 24000 E., und Haupt-
sitz der Goldwäscher; Tobolsk mit 20000 E. als die frühere Hauptstadt von West-
sibirien-, der Tobol ist ein Nebenfluß des Jrtisch; Tjnmen, 13000 E., Handelsplatz
am Anfang des sibirischen Trakts; weit nordwärts am Ob der besonders harte Ver-
bannungöort Beresow, wo nuter andern der bekannte Fürst Menschikoff. der unter
Peter dem Großen vom Bäckerjungen zur höchsten Würde aufgestiegen war, im Exil in
einer hölzernen Hütte starb. In Beresow hält man keine anderen Hansthiere als
Hnnde und Renthiere; die von Ostjaken und Samojeden eingebrachten Pelze und
Mammuthknochen werden von hier nach Tobolsk geschickt. Barnaul am oberu Ob,
wichtige Bergstadt mit 13000 E.
2) Die Ce ntralasiatischen Provinzen mit 27/iu Mill. Bewohner
auf 49700 Q. M. umfassen die Länder der Kirgisen, die früher theils
von Orenbnrg, theils von Westsibirien aus verwaltet wurden, nun aber 4
selbständige Provinzen (Akmollinsk, Semipalatinsk, Turgai, Ur-
alsk) bilden, denen Theile von Westsibirien zugelegt wurden, und das
Generalgouvernement Turkistän. Was zunächst die Steppen-
flächen vom Alaknl bis an die Nordseite des Kaspisees betrifft, so ziehen
dort Kasaks oder Kirgis-Kaisaken umher mit ihren Jurten (Filz-
Hütten), Schafherden und Rossen. Meist gehören sie zur türkisch-tatarischen
Rasse, mit Ausnahme der schwarzen oder Kara-Kirgisen (Buruten),die
auf den Vorbergen des Thianschän Hausen und aus der Mongolei stammen.
Ihr Glaube ist muhammedanisch, außer daß einige Tausend im Westen am
untern Ural das griechisch-christliche Bekenntnis angenommen haben. Ihre
Nahrung ist Hammel- und Pferdefleisch, geronnene Milch und Käs, wobei
sie als Getränk den Kumys (gegohrene Stutenmilch) und Thee lieben. In
ihren weiten Revieren — über 30000 Q. M. — haben sie in 3 Ordas
(Horden oder Stämme) sich zertheilt. Die sogenannte kleine Horde, an
Köpfen die zahlreichste, hat den Westen inne und steht nebst der mittleren,
der reichsten und mächtigsten, schon lange unter russischer Oberhoheit. Die
große Horde, ostl. des Balkaschsees, steht zum Theil noch in sehr lockerem
Unterthanen-Verhältnis zu Rußland und ihr Gebiet bildet die Prov. Semi-
retschensk des Gen.-Gouv. Turkistän. Dieses, durch kaiserlichen Ukas
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
Afrika — Ni gritien.
595
Anbau schon 12 Stunden aufwärts, und die Ortschaften vergrößern sich, namentlich
blüht die Stadt Ediua, deren Klima besonders gesund sein soll, rasch auf. Man
baut Reis und Mais, Arrowroot, Orangen, Ananas, Pisang, Zucker, Kaffee. Indigo
und Baumwolle, und hat der Ansfnhrgegenstände noch außerdem mehrere, B. Maha-
gony-, Tik- und Farbhölzer, Elfenbein, Erdnnß- und Palmenöl, Gummi u. s. w.
Gewerbe, Handel und Bildung haben erkleckliche Fortschritte gemacht und die farbigen
Stämme der Umgegend werden langsam, doch sichtlich in den Kreis des Bildnngs-
ganges gezogen. — Die Verfassung des Staates ist ganz der nordamerikanischen nach-
gebildet und, wie sich bei diesem Staate von selbst verstand, mit Verbot der Sklaverei
und mit Verpflichtung der Kinder zum Schulbesuch.
Frankreich hat seine Comptoirs an der Goldküste (Grand-Bassam, As-
sinie :c.) seit 1871 aufgegeben.
Nigritien oder Sudm.
Beide Namen heißen so viel als: das Land der Schwarzen
hinter der Sahara. Insbesondere verstand man darunter nicht das
Küstenland, sondern das Innere, woselbst man sich einen großen Fluß, den
Niger oder Strom der Schwarzen dachte, der es der Länge nach von W.
nach O. durchströme und sich entweder mit dem Nil vereine, oder in einen
See ergieße. Lange Zeit war das Nigerland ein Räthsel. Man wußte
nur, daß einzelne Oasen der westlichen Sahara von Tuaregs, der östlichen
aber von halbschwarzen Tibbns bewohnt würden, daß beide dem Kara-
wanenhandel sowohl mit Steinsalz, wovon es mächtige Lager in der Sa-
harü. gebe, als auch mit Gold, Elfertbeiu und Sklaven, förderlich seien, und
daß die Karawanen sich vorzüglich nach Timbuktu, einer großen Stadt am
Niger richteten. Näheres zu erfahren war schwer, bis endlich in den letzten
70 Jahren sich allmählich das Räthsel löste. Man kennt jetzt die Gegend,
wo die Sahara aufhört, mau ist mehrseitig ins Innere Nigritiens einge-
drnngen, hat neue Seen, Ströme und Berge, neue Völker und Städte ge-
sehen, und der Niger, weit entfernt vom Nil, ist als Dscholiba oder
Quorra mit ganz andrer Richtung erschienen. Der Name Nigritien
oder Sndsn ist aber dem Lande geblieben, welches im N. von der Sahara,
begrenzt wird, im S. bis an den Aeqnator, im W. bis an den Fuß der
innern Bergländer von Senegambien und Guinea und im O. bis an die
zwischen Kordofsn und Darsur liegende Steppe und bis an den Fuß der
abessiuischeu Gebirge reicht*). Die Heimat der Negerrasse erstreckt sich
allerdings viel weiter und nimmt auch den größten Theil Hochafrikas ein.
*) Die arabische Bevölkerung des Nigerlandes dagegen versteht unter Sndän jetzt
gewöhnlich nur die Landstriche von Bornn bis Timbuktn, schließt also das Reich Bornn,
sowie Wadai und Darsur, selbst Timbnktu davon aus. In der ägyptischen Geschäfts-
spräche heißen insbesondere alle Besitzungen des Vicekönigs oberhalb des eigentlichen
Aegyptens Sudänland (Biled-el-Sudän).
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Ediua Frankreich Sahara Niger Timbuktu Niger Nigritiens Niger Sahara Guinea
Afrika —
Nigritien.
601
zu begeistern, verhieß allen Sklaven, die seiner Fahne folgten, die Freiheit, brachte große
Reiterheere zusammen und ward in einer Reihe von Kriegen Meister über die Haussa
und andre Völker am Niger wie am Benne. Das große von ihm zusammeneroberte
Reich ward unter seine zwei Söhne getheilt; Bello, Clappertons Gönner, erhielt den
größeren Theil im Osten mit den Residenzen Säkoto und Wuruo, der mönchisch ge-
finute Abd Allahis den Westen am Quorra mit der Residenz Gando. Eine Zeit lang
waren die Fellatahs im Besitze von Timbuktn und Bornu und verbreiteten die muham-
medanische Civilisation bis südl. vou Benue. Leider ist die Herrschaft dieses bildungs-
fähigen und deu Europäern nicht abgeneigten Volkes noch nicht überall gesichert, ja in
neuerer Zeit sind sie minder glücklich gewesen; doch bilden sie noch überall eine Art
sehr mächtiger Aristokratie, die sich alle Aemter und einen großen Theil des Grund-
besitzes vorbehalte« hat. Ihre Zahl mag 6—8 Mill. betragen, die Gesammtbevölkerung
der Fellatahstaaten mindestens 20 Millionen (auf 15000 Quadrat-Meilen). Gegen-
wärtig hauptsächlich 3 Staaten, nämlich: 7) der von Sokoto, südl. und westl. von
Bornu. Residenz des Sultans ist Wurno. Größer (25000 E.) ist die in der Nähe
gelegene alte Hauptstadt des Landes, Svkoto, mit sehr ausgebreiteter Industrie und
lebhaftem Handel, leider auch mit Sklaven. Fünfzig Meilen ostsüdöstl. liegt das ge-
werbreiche „London des Südens", Kano mit 40000 E., die wichtigste Stadt für den
Handel im mittleren Negerlande, mit sehr bedeutender Aus-nud Einfuhr (unter letzterer
auch viele deutsche Fabrikate aus Sachsen, Solingen, Nürnberg, Steiermark u. s. w.).
Große Städte sind auch Zaria und namentlich Jakoba (mit 150000 E.), weiter
im Süden. — 8) Ter zweite Fellatahstaat, Gando (Borgu) umfaßt die Nigerlaudschasten
bis zur Einmündung des Benue. Bussa, Hauptstadt, M. Parks Ermordung 1805.
Größer ist Rabba am unteren Quorra, bedeutender Gewerbs- und Handelsplatz,
großer Sklaveumarkt. — 9) Das Reich Massena, nordwestlich der vorigen, mit der
Hauptstadt Dschenne am Dscholiba; es erstreckt sich den Strom hinab bis Käbara,
dem Hafen der 3 Stunden seitwärts liegenden Stadt Tim bukt u, die seine Hoheit
durch jährlichen Tribut anerkennt. Dieser vielumstrittene, i. I. 1213 von Tuä.vegs ge-
gründete, altberühmte Handelsort liegt auf der Grenze der Sahara und dreier Völker-
schasten (Tuä.regs, Berber, Fellatahs), weder in schöner noch in fruchtbarer Lage, ist
aber als Mittelpuukt von Karawanenwegen so wichtig, daß seine Bedeutung sich 7
Jahrhunderte trotz mancherlei Wechsel der Herrscher bis jetzt erhalten hat. Einmal
unter dem Kaiser von Marokko stehend, war Timbuktu ein Sitz maurischer Gelehrsam-
keit und prangt noch heutzutage mit großen Moscheen aus jener Zeit. Jetzt zählt es
nur 15000 ständige Bewohner, aber zur Zcit der Ankunft der Karawanen ans Gha-
dämes, Algier, Marokko :c. (November bis Januar) halten sich an 10000 Fremde in
der Stadt auf. Auf seinen Markt kommt Reis und Negerkorn, Schihbutter und
Datteln, Baumwolle und Gewürz, Thee und Zucker. Aus Marokko und Ghadämes
werden besonders europäische Waaren und berberisch-arabische Burnusse bezogen, aus
der Wüste Salz, von den Mandingos Gurunüsse, aus Bambuk am Senegal und aus
Bure am oberen Dscholiba Gold als Staub und verarbeitet. Der Umsatz ist groß,
der Gewinn aber geschmälert, da zur Sicherung des Verkehrs auch den Tuaregs Tribut
gezahlt werden muß.
Schacht, Lchrb. d. Geographie 8. Aufl. Zg
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
616
Afrika —
die Inseln.
die südlichste, S. Annobon. S. Thome und Principe sind portugiesisch, liefern
Kaffee und Kakao.
6) Sanct Helena und Ascension oder Himmelfahrt — zwei brittische Inseln
im äthiopischen Meere, sehr klein, doch als Erfrischungsorte für Seefahrer von Werth. —
Helena, 180 M. von Ascension und 200 M. von der afrikanischen Küste, ist ein
Basaltgebilde. Seit die Engländer Bäume und Strauchwerk mühsam angepflanzt, ist
sie minder trocken als früher und erzeugt Gemüse, Feigeu, Granaten und Orangen.
Bewohnerzahl: 6800. Der einzige Ort Jamestown liegt in enger Schlucht an der
Mündung eines Bächleins. Als Aufenthalt Napoleons vom 18. October 1815 bis zu
seinem Tode den 5. Mai 1821 hat die Insel eine weltgeschichtliche Berühmtheit er-
langt. — Die Engländer besitzen auch als Erfrischuugsorte die westwärts dem Cap
gelegenen Jnselchen Tristan da Cunha.
An der Ostseite Afrikas liegen folgende Inseln und Inselgruppe:::
1) Madagaskar, durch den 52 Meilen breiten Kanal Mosambiks vom Eon-
tinente getrennt, ist eine der schönsten Inseln des Erdbodens und nach Neuguinea und
Bvrneo die größte (10750 Q. M.). Sie ist 220 Min. lang, im N. und O. gruppiren
sich punktgleiche Juselchen um das mächtige, au Flächengehalt das deutsche Reich noch
übertreffende Eiland, alle durch Lage, Bodenbeschaffenheit und Erzeugnisse dem „großen
Lande" zugehörig und mit ihm ein scharf gekennzeichnetes Gebiet, nämlich die ostasri-
kanisch e Inselwelt, bildend. Madasgaskar ist mit allem ausgestattet, was ein Volk
zum heitern Leben und znr Entwickelung seiner geistigen Kräfte bedarf. Ein Gebirg
mit Gipfeln von 2700 m. zieht von N- nach S. über die innern Hochebenen hin, sich
mehrfach verästend und herrliche Thäler bildend; der Ankaratra in der Mitte der
Insel hat 3700 m. Die meisten Flüsse sind höchstens nur im flachen Küstenlande,
wohin sie rauschend abfallen, schiffbar, haben aber Sandbänke vor den Mündungen.
Drückende Hitze herrscht hier unten, doch mildes Klima auf den Hochgegenden, die etwa
10 bis 15 Meilen vom Meere aufsteigen. Diese Bodenbeschaffenheit ermöglicht das
Gedeihen einer großen Zahl von Gewächsen: in den untern Gegenden finden sich Ta-
marindenl, Drachenbanm, Pandanns, Kokos :c., höher hinauf Wälder von Mahagoni,
Ebenholz, Baobab; außer den bekannten gibt es auch viele unbekannte tropische Pflanzen,
ferner eigentümliche Balsam- und Gummibäume, den berühmten „Banm des Reisen-
den". (Ravenala der Madagassen), die Redala, den Giftbohuen tragenden Tangin-
bäum u. a. Die hauptsächlichsten Kulturgewächse der Erde gedeihen: Zuckerrohr, Baum-
wolle. Tabak, Kaffee, Kakao, Indigo. Gewürze, öl- und harzerzeugende Gewächse, euro-
päisches Getreide, Wein und Früchte der gemäßigten Zone, Reis in vorzüglicher Qua-
lität und in solcher Menge, daß die Maskarenen ganz, das portugiesische Ostafrika,
Zauzibar u. a. Gebiete zum Theil damit versorgt werde». Die großen Vierfüßler
Afrikas fehlen; aber an Schlangen sind gewaltige, und Schlachtvieh (Ochsen, Schafe
und Schweine) ist in Menge vorhanden. Madagaskar bietet endlich auch vortreffliches
Eisenerz, Kupfer und Blei. Gold und edle Gesteine, Marmor und Steinsalz, Porzellan-
erde und schwefelfreie Steinkohle. Dies alles gilt hauptsächlich vom nördlichen, im
Bereiche der feuchtigkeitbringenden Monsune gelegenen Theil der Insel; Südmadagaskar
dagegen, ein erst in jüngerer Zeit dem Meere entstiegenes, 150 200 m. hohes plateau-
artiges Land, von verhältnismäßig trockenen Passatwinden bestrichen und ohne bedeutende
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: Thome Helena Helena Napoleons Tristan_da_Cunha
Europa
— Italien.
693
und benachbarten palatin Hügel streckte sich gegen die Mitte der Stadt das große
Forum aus, vor dessen Südende nachmals Vespasian das Colosseum, groß genug
für 80090 Menschen, erbaute. Die Fläche südwärts des Palatinus ward zum Circus
Maximus, der mehr als 100000 Menschen faßte, und eiue Fläche nördlich des
Capitols am Strome zum großen Marsfelde benutzt. Dieses stieß an die Gegend
der Gartenhügel (jetzt Monte Pincio), die unter Kaiser Marc Aurel ebensowohl mit
Manern umfaßt wurden, als auch die Vorstädte au der rechten Seite des Flusses, welche
die transtiberinischen Anhöhen Janicnlns und Vaticanus bedeckten und durch
6 Brücken (die vaticanische hieß die des Triumphs) mit der Hauptstadt zusammen»
hingen. Der Umfang Roms, das nun Zehnhügelstadt heißen konnte, war dadurch
außerordentlich, und die Bevölkerung mochte weit über eine Million betragen. I. Cäsar
jagte einmal 150000 Leute fort, die sich nicht als Angehörige der Stadt ausweisen
konnten. Geschmückt war Rom mit einer Menge von Tempeln, Cirken, Theatern
und Amphitheatern, Thermen, Aquäducten, Triumph Pforten, Bild--
sänken, Columnen, Portiken, Monumenten n. s. w. Aus Griechenland
brachte man geraubte und gekaufte Kunstwerke, und aus Aegypten sogar mit un-
säglicher Mühe ganze Obelisken herbei. Dem Kaiser Hadrian ward ein Mausoleum
(Grabmal) am rechten Ufer erbaut, groß genug, um in neuerer Zeit als Engels bürg
für eine Citadelle zu gelten. Das Material zu den massenhaften, gewaltigen Bauwerken,
größtentheils leicht zu bearbeitender vulkanischer Tnff, wurde vorzugsweise aus den
Hügeln Roms in unterirdischen Steinbrüchen, den sogen- Katakomben, gewonnen. Je-
doch muß man sich die Stadt, wie sie zur Zeit der Republik aussah, keineswegs Herr-
lich gebaut denken. Sie trug das Gepräge alter planloser Entstehung und des Gegen-
satzes herrschender Familien mit zahllosem ärmeren Volk, so daß in engen schiefen Gassen
neben den vielen öffentlichen Prachtgebäuden und vornehmen Privatwohnungen der
elenden Hütten eine zu große Menge war. Erst nachdem der Tyrann Nero sie in Brand
gesteckt hatte, und ungeheure Summen daran gewandt wurden, verschönerten sich die
Straßen, in denen freilich die alten freien Römer nicht mehr wandelten.
Die Landschaft umher, worin der heilige Berg (mons sacer) am nächsten, nur
2'/2 Km. entfernt, jenfett des Arno sich erhob, war weit umher, selbst bis au die
Küste und bis zu den Weideplätzen der pontin. Sümpfe, wohl angebaut. Ihre vielen
Landhäuser (Villen) und Gärten gewährten reizenden Anblick, vorzüglich den Anio auf-
wärts, wo bei Tib nr zwischen Bergen der Fluß W m. abstürzt und neben Tempeln die
Villen des Mäceuas und seines Freundes Horaz lagen; aber auch südlich zwischen den
Berggruppen, die den Albaner See umkränzen. Hier sah man unter* andern Ciceros
Lieblingsvilla südlich von T usculu m, und den reizenden Tempelhain der Diana hinter
dem Städtchen Aricia. Alba erinnerte an den Ursprung Roms, und der kleine See
Regillus, nördlich vom Algidusberg, au den letzten Kampf gegen Tarqninins 496
v. Chr., wodurch die jugendliche Republik erst völlige Unabhängigkeit erstritt.
Mehr uoch als iu Latium war das „glückliche Campauieu" der Ort, wo der
reiche republikanische Adel sich stattliche Güter erworben und mit Werken der Kunst
und des Luxus ausgeschmückt hatte. Denn jenseit Auxnr (Terracina), wenn man die
Sümpfe zurückgelegt, wehte heilsame Luft über die Weiuhöhen von Cäcubum, un-
weit Fuudi. Hinter den Flächen der Lirismündnug erhoben sich die Massischen
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Extrahierte Personennamen: Circus
Maximus Marc_Aurel Cäsar Cäsar Hadrian Arno Anio Ciceros
Lieblingsvilla
694
Europa
— Italien.
Hügel mit der köstlichen Falernertraube, und begann die stets anlockende Küste, die
bis zum Golf von Sa lern um hinzieht. Wer sie von N. her bereiste, kam zuerst in
die liternischeu Fluren, berühmt durch den Aufenthalt des großen oder älteren
Scipio und seiner Tochter Cornelia. Südlich sah er ans Felsen liegend das griechische
schon 1030 Jahr v. Chr. Geb. erbaute Cumä mit seiner Sibyllengrotte, und östlich
davon die waldigen G anrushöh en, wo einst Valerius Corvus den ersten Sieg über
die Samniter davon trug. Zwischen ihnen und Cumä beschäftigten den Beobachter
vielfache vulkanische Produkte, heiße und schweflichte Wasser, weshalb auch die altgriechi-
schen Einwandrer hier neben elyseischen Gefilden Spnreu des Orkus zu erblicken glaubten
und eineu See den Acheron oder Avernns (Aornos d. i. vogelleer, weil drüberhin
fliegeude Vögel an der Ausdünstung des Wassers stürben), einige Flüßchen Styx,
Kokytus und Periphlegeton, und die Gefilde umher phlegräische nannten.
Neben solcher mythologisch gewordenen Natur lag der hübsche austernreiche Lucriuer
See und die Uferstadt Put coli, jetzt Pozzuolo, von wo ein dunkler Grotteuweg durch
deu schönen pausilipischen Berg (Grotta di Posilippo) nach Neapel führte; auf der
andern Seite aber streckte sich die mit Villen übersäete Landzunge Bajäs aus, die im
Cap Mifenum endigend den neapolitanischen Golf im Nw. begrenzte. Den künstlichen
Kriegshafen bei Misenum mußte man bewundern; doch ward der Römer, nachdenkend
über das Schicksal seines Vaterlandes, wohl mehr von dem einfachen Denkmal der
Cornelia angezogen, das die Inschrift führte: Der Mutter der Graccheu. — Eut-
zückende Aussicht gewährten die Ufer Bajäs übers Meer auf die Inseln Jschia und
Capri, und seitwärts nach der mit Städten (Neapel, Herkulanum, Pompeji, Stabiä,
Sorreutum u. a.) und glänzenden Villen bekränzten Bogenküste del Golfs, wohinter
der Vesuv lange Zeit friedlich sein Haupt erhob, bis er endlich im Jahr 79 n. Chr.
furchtbar zu erbeben und zu flammen begann und mit Lava und Asche die Städte Her-
kulannm, Pompeji und Stabiä verschüttete. Plinii epist. Vi., 16. Man zählt seitdem
an 4l> Ausbrüche des Bullaus.
Das jetzige Rom ist nur ein Bruchstück des alten, in seinem Umfange viele
Gärten, Wiesen, Weinberge und verödete Plätze einschließend, und hat 244000 E. Viel
Altes ist verschwunden, Vieles verschüttet oder zertrümmert. Das große Forum ist jetzt
ein campo vaccino, wo Kühe weiden. Doch sind der Kunstwerke und Reste noch be-
deutende, z. B. die Reiterstatue Marc Aurels, die Columnen der Kaiser Autouinus und
Trajau, die Zeussöhue Kastor und Pollux mit ihren Rossen auf dem Capidoglio (Capitol),
eine Menge antiker Kunstwerke in verschiedenen Galerien, mehrere Obelisken, Ruinen
von Triumphbögen und Prachtbädern, das Coliseo oder ungeheures Bruchstück des Co-
losseums, und vor alleu das wohlerhaltene Pantheon, ein runder zu Augusts Zeil er-
banter Tempel, jetzt eine Kirche. Außer deu Alterthümern weiß aber das neue Rom
auch neue Werke der Architektur und bildenden Kuust aus dem 15. u. 16. Jahrh. aufzu-
weiseu. Viele Paläste, au sich groß und oft geschmackvoll, bergeu herrliche Schätze von
Gemälden und andern Meisterwerken; vor allen der vatikanische, der 22 Höfe mit 5000
Zimmern einschließt, worin große Bibliothek, herrliche Sammlungen, die von Rafael
gemalten Logen (Säulengänge), die sixtinische Kapelle mit Angelos Weltgericht, der bel-
vederische Apoll n. s. w. — Unter den fast 300 Kirchen, deren 35 der Jungfrau Maria
gewidmet sind, finden sich mauche seheußwerthe, uiauche mit vorzüglichen Malereien,
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Extrahierte Personennamen: Scipio Cornelia Valerius_Corvus Grotta Bajäs Cornelia Marc_Aurels Kastor Augusts Rafael Apoll Maria Maria
1108
Australien
— Kolonien.
noch nöthige Wolle fast nur von dort bezogen. Denn die Viehzucht bildet neben dem
Bergbau bis jetzt noch die Hauptbeschäftigung der Kolonisten, und große Massen von
Wolle, Häuten und Fett werden von dort in den Welthandel gebracht. Vieh findet auf
weiteren Strecken, die zum Landbau ungeeignet scheinen, noch reichliche Nahrung, nament-
lich das genügsame Schaf, dem die mit Salzpflanzen bedeckten Striche besonders zu-
sagen, wie denn die Kolonisten im Innern fast nur auf die Schafzucht augewiesen
sind. So bedecken die Squatters (Ansiedler) mit ihren Stationen fast den ganzen Osten.
Man zählt jetzt 40 Mill. Schafe, 5 Mill. Stück Rindvieh und G00000 Pferde, die
zahlreich nach Indien ausgeführt werden. Mit der Einführung des Kamels — Oberst
Warburton z. B. hat bei seiner letzten großen Reise durch Westaustralien 18^/V* Ka-
mele als Transportmittel mit vielem Erfolge gebraucht — und des Alpacas sind glück-
liche Versuche gemacht worden. Die jährliche Goldausfuhr beträgt etwa 70 Mill. Thl.
jährlich; 6/V davon kommen auf die Goldfelder von Ballarat. Nur in Südaustralien
ist der Ackerbau (Weizen, Mais, Reis, Tabak, Obst und Südfrüchte, Wein, Zucker,
Kaffee:c.) die Hauptnahrungsquelle. Die Fabriken sind noch wenig entwickelt, doch
haben sie eine große Zukunft. Die Ausfuhr beträgt jetzt schon mehr als die Einfuhr,
nämlich 32 Mill. Pf. St. gegen 28 Mill. Einfuhr, und der Handel Australiens mit
Neuseeland, Tahiti, Ostindien, Insel Moritz, Brasilien, und vorzüglich mit dem Mutter-
lande Großbritannien ist fortwährend im Zunehmen begriffen. Der Küsten- und Seeverkehr
ist sehr lebhaft, der Landverkehr noch zurück, da die Straßen meist schlecht sind. Doch
ist bereits eine große Zahl von Eisenbahnen, die in rascher Zunahme begriffen sind, in
Betrieb, und Telegraphen verbinden nicht nur die Städte der Süd- und Ostküste, son-
dern es ist bereits eine Drahtlinie von Adelaide nach Port Darwin so ziemlich
quer durch die Mitte des ganzen Continentö gespannt, ja es ist bereits Aussicht vor-
Händen, daß diesem Telegraphen bald eine Eisenbahn folge.
Diese Kolonieländer oder Provinzen sind zwar der brittischen Krone unter-
worsen, aber beinahe freie Staaten mit englischen Governors oder Statthaltern (von
denen der zu Sydney zugleich Generalstatthalter von ganz Australien) und kleinen
Garnisonen, da sie fast alle Angelegenheiten selbständig verwalten; Doppelkammern
und parlamentarische Ministerien. Es gibt gegenwärtig 6 solcher Kolonien auf dem
Coutinente.
1) Neu-Süd-Wales (14500 Q.'Mln., 519000 Bew., wovon 3a Protestanten,
V* röm. Katholiken, meist Iren). Am Port Jakfon, nnweit der Botanybai, liegt der
Hauptort Sydney mit 135000 E., Universität, Gymnasien und andern Schulen,
Kirchen verschiedener Bekenntnisse, Bibelgesellschaft, Theater, Druckereien, Zeitungen,
Gasbeleuchtung, botanischem Garten, Landwirthschastsverein, Schiffswerften u. f. w.
Haupthandelsstadt. Eine der andern Städte, Namens Paramatta, hat 16000 E.;
sie liegt auch an der Jakson-Bai. Bat hur st im Westen. Im Kohlenbezirk am Aus-
flnß des Hunter ist ein neues Newcastle entstanden.
2) Victoria (4160 Q.-M, 761000 B.), Australia felix; neben Südaustralien
die blühendste Kolonie, namentlich seit den Goldentdeckungen. Melbourne in ro-
mantischer fruchtbarer Gegend an der Mündung des Aarra, hat bereits 194000 E.;
zweiter Handelsplatz. Geelong. Ballarat 64000 E., durch Eisenbahnen mit Mel-
dourne und Geelong verbunden. Sandhurst im Innern 27000 E.
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Extrahierte Personennamen: Moritz Namens_Paramatta Victoria_(
Extrahierte Ortsnamen: Indien Westaustralien Südaustralien Neuseeland Ostindien Brasilien Adelaide Sydney Sydney Melbourne Sandhurst
Europa —
Nußland.
983
man jährlich an 500000 Ctr. Auch der lebhafte Bergbau und Hütteubetrieb im Ural
gehört diesem mittleren Landgürtel an. — Im Junern sind Moskau und Nischnej
Nowgorod (wohin die ehemalige Makariew-Messe verlegt ist), Kasan, Oreuburg und
Charkow die bedeutendsten Handelsplätze; an der See: Petersburg und R'.ga,
Odessa, Astrachan, Archangel. Die meiste Ausfuhr besteht in Flachs und Flachs-
sameu, Häuf und Hanfsamen, Getreide, Nutzholz, Wolle, Talg,
Häuten, Pelzwerk, Schlachtvieh, Pferden, Graphit u. a. Rohprodukten,
ferner (besonders nach Asien hin) in Metall-, Webe- und S eilerw a aren,
Seifen und Kerzen, sowie Leder, letzteres vorzüglich als Saffian und als Insten,
das seinen Geruch durch Gerbung mit Birkentheer erhält. Der Handel zur See ist
übrigeus noch zum großen Theil in den Händen der Ausländer; die Haudelsstotte zählt
ca. 2600 Schiffe (hievon 750 Seeschiffe, 114 Dampfer) mit 230000 Tonnen (ä 1000
Kilogramm) Tragfähigkeit. Die Gesammtansfnhr von Rußland und Polen hat einen
Werth von 410, die Einfuhr von 384 Mill. vr. Thalern; dazu kommt noch Finnland
mit einer Ausfuhr von 10 und einer Einfuhr von 11 Mill. Thlr. Der innere
Verkehr hebt sich, da man die Flußsysteme durch Kanäle, besonders die Wolga mit
der Newa und Dwina, den Dnjepr mit Riemen und Düna in Verbindung gesetzt hat,
und gegenwärtig Schienenwege baut. Die kleine Eisenbahn von Petersburg nach
den nahen kaiserlichen Schlössern war der Anfang, worauf die von Libau zum Riemen
folgte; in den Jahren von 1867 bis 1872 hat sich das russische Eisenbahnuetz um
1255 Mln. verlängert, und der größte Theil dieser Linien entfällt auf die Verbindung
mit Südrußland. Deutlich bekundet Rußland durch diese Bahubanten das Streben,
durch die Verbindung des Westens und Nordens mit dem Süden seine politische und
wirtschaftliche Entwicklung immer mehr gegen das schwarze Meer hin zu verlegen und
anf diesem Wege die orientalische Frage in Europa, die kaukasische in Asien einer Lösung
entgegenzuführen. Durch diese Bahubauteu steht einerseits Petersburg mit Königsberg
und (über Warschau) mit Krakau in Verbindung, anderseits führt eine Hauptlinie von
Libau und Riga nach Odessa, eine andere von Finnland und Petersburg uach Moskau
und von da nach Odessa, nach Sewastopol und auch zur Wolga und nach Astrachan.
(Selbst jenseit des Kaukasus wird zur Verbindung von Poli und Baku, also des
schwarzen und des kaspischeu Meeres eiue Bahu gebaut und ist durch dieselbe bereits
Tiflis mit dem Pontus verbunden). Die Länge der russischen Bahnen betrug schon
1872 ca. 1900 Mln. — Obwohl die Zahl der Schulen sich vergrößert, ist der Volks-
Unterricht (mit Ausnahme der Ostseeproviuzeu und Finnlands) doch noch sehr Mangel-
Haft, da vonseiten der griechischen Kirche gar nichts für Hebung desselben geschieht.
Kaum Vio der Bevölkerung des Reiches genießt Elementarunterricht; i. I. 1869 konnten
von der Gesammtzahl der eingestellten Rekruten 30^o °/o weder lesen noch schreiben. Es
gibt unter den Grundbesitzern und Kanflenten Millionäre, die nicht lesen und nicht
schreiben können. Gymnasien sind zwar jetzt in jedem Gouvernement; doch werden
nurv gewisse Stände zum höhern Unterricht zugelassen, und es herrscht (wie auch an
andern Mittelschulen und an den Universitäten) an den meisten großer Lehrermangel.
Universitäten hat das Reich 8: zu Moskau, Petersburg, Dorpat, Kiew, Kasan, Char-
kow, Odessa, Helsingfors. Sehr hart war es, daß Kaiser Nikolaus die 1816 gestiftete
Warschauer Universität 1832 wieder aufhob und den Polen nur die medicinifch-chirur-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Nikolaus Nikolaus
Extrahierte Ortsnamen: Europa Moskau Kasan Oreuburg Charkow Petersburg Odessa Astrachan Asien Webe- Polen Finnland Petersburg Libau Europa Asien Petersburg Königsberg Warschau Krakau Libau Riga Odessa Finnland Petersburg Moskau Odessa Sewastopol Astrachan Baku Tiflis Ostseeproviuzeu Finnlands Moskau Petersburg Dorpat Kiew Kasan Odessa Helsingfors