Vorbegriffe und Planzeichnen.
39
Abhang richtet sich die größere oder geringere Geschwindigkeit eines Flusses,
mit anderm Worte: sein Gefäll.
Gefäll ist demnach der Höhenunterschied zwischen zwei gewissen Punkten
der Oberfläche eines Flusses in seiner Länge. Man sagt z. B. der Fluß
hat an jener Stelle auf eine gewisse Länge so und so viel Meter oder Deeimeter
Gefäll. Je nachdem nun der Fluß eine stärkere oder sanftere Abdachung,
ein abhängiges Bergthal oder eine fast wagrechte Ebene durchläuft, wird
sein Gefäll größer oder kleiner sein. Das Gefäll der Gebirgswasser ist so,
daß sie stürzen. Ein Strom, der in einer Seeunde 2 m. fließt, ist sehr
reißend; und wenn er auf 200 Schritt nur 3 -im. Gefäll hat, kann er doch
aufwärts kaum beschifft werden. Die Elbe zwischen Wittenberg und Magde-
bürg füllt auf 400 m. Lauf nur etwas über 1 dm. Am stärksten ist das
Gefäll eiues Flusses iu der Regel in seinem obersten, am geringsten in
seinem unteren Laufe.
Man hat das Gefäll vieler Ströme von ihrem Ursprünge bis ans Meer
gemessen. Um dies zu können, mußte man ausmitteln, wie viel Meter
mehrere Ortschaften am Ufer höher liegen als der Meerspiegel; denn dieser
Spiegel ist ja die tiefste Fläche, die wir uns horizontal unter dem Lande
durch bis senkrecht unter den Quell des Flusses fortgesetzt denken. Die
Meeresfläche bildet somit eine Ebene, welche in allen Punkten gleich weit
vom Erdmittelpunkte entfernt ist und als Grnndfläche oder Basis sür
Höhenbestimmungen betrachtet wird. Ist vermittels mathematischer und
physikalischer Instrumente die Höhe vieler Punkte des Stromspiegels über
jener wagrecht gedachten Fortsetzung der Meeresfläche bestimmt, so sagt man:
der Strom hat da und da so viel Meter Seehöhe. Der Rhein hat z.b.
in Mainz 79 m. Seehöhe, bei Basel 248, noch weiter stromauf bei Reichenau
in Graubündten 599, und bei feiner Quelle 2388.
Statt Seehöhe sagt man auch absolute Höhe. Wenn ich einen Thurm
messe, so sag ich: er erhebt sich so und so viel Meter über den Platz, worauf
er steht. Ebenso kann ich von einem Berggipfel sagen: Er ist so und so
viel hundert oder tausend Meter über das nächste Thal oder den nächsten
Flußspiegel erhaben. Dies nennt man nicht absolute, sondern nur rela-
tiv e (bezugsweise) Höhe; denn über einem andern Nachbarthale oder Flusse
würde seine Höhe auch anders sein, weil hier eine andere Grnndfläche an-
genommen wird. — lieber Barometermessungen siehe Abschnitt Iii. §. 35.
§. 14. Wasserscheiden.
Da alle Wasser von höherer Gegend der niederen zufließen, so ist jedes
Flußgebiet von Gebirgen oder Landrücken oder doch von einer sanft er-
höhten Gegend umgeben, die alle auf ihrer einen Seite entspringenden
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Afrika — Ni gritien.
595
Anbau schon 12 Stunden aufwärts, und die Ortschaften vergrößern sich, namentlich
blüht die Stadt Ediua, deren Klima besonders gesund sein soll, rasch auf. Man
baut Reis und Mais, Arrowroot, Orangen, Ananas, Pisang, Zucker, Kaffee. Indigo
und Baumwolle, und hat der Ansfnhrgegenstände noch außerdem mehrere, B. Maha-
gony-, Tik- und Farbhölzer, Elfenbein, Erdnnß- und Palmenöl, Gummi u. s. w.
Gewerbe, Handel und Bildung haben erkleckliche Fortschritte gemacht und die farbigen
Stämme der Umgegend werden langsam, doch sichtlich in den Kreis des Bildnngs-
ganges gezogen. — Die Verfassung des Staates ist ganz der nordamerikanischen nach-
gebildet und, wie sich bei diesem Staate von selbst verstand, mit Verbot der Sklaverei
und mit Verpflichtung der Kinder zum Schulbesuch.
Frankreich hat seine Comptoirs an der Goldküste (Grand-Bassam, As-
sinie :c.) seit 1871 aufgegeben.
Nigritien oder Sudm.
Beide Namen heißen so viel als: das Land der Schwarzen
hinter der Sahara. Insbesondere verstand man darunter nicht das
Küstenland, sondern das Innere, woselbst man sich einen großen Fluß, den
Niger oder Strom der Schwarzen dachte, der es der Länge nach von W.
nach O. durchströme und sich entweder mit dem Nil vereine, oder in einen
See ergieße. Lange Zeit war das Nigerland ein Räthsel. Man wußte
nur, daß einzelne Oasen der westlichen Sahara von Tuaregs, der östlichen
aber von halbschwarzen Tibbns bewohnt würden, daß beide dem Kara-
wanenhandel sowohl mit Steinsalz, wovon es mächtige Lager in der Sa-
harü. gebe, als auch mit Gold, Elfertbeiu und Sklaven, förderlich seien, und
daß die Karawanen sich vorzüglich nach Timbuktu, einer großen Stadt am
Niger richteten. Näheres zu erfahren war schwer, bis endlich in den letzten
70 Jahren sich allmählich das Räthsel löste. Man kennt jetzt die Gegend,
wo die Sahara aufhört, mau ist mehrseitig ins Innere Nigritiens einge-
drnngen, hat neue Seen, Ströme und Berge, neue Völker und Städte ge-
sehen, und der Niger, weit entfernt vom Nil, ist als Dscholiba oder
Quorra mit ganz andrer Richtung erschienen. Der Name Nigritien
oder Sndsn ist aber dem Lande geblieben, welches im N. von der Sahara,
begrenzt wird, im S. bis an den Aeqnator, im W. bis an den Fuß der
innern Bergländer von Senegambien und Guinea und im O. bis an die
zwischen Kordofsn und Darsur liegende Steppe und bis an den Fuß der
abessiuischeu Gebirge reicht*). Die Heimat der Negerrasse erstreckt sich
allerdings viel weiter und nimmt auch den größten Theil Hochafrikas ein.
*) Die arabische Bevölkerung des Nigerlandes dagegen versteht unter Sndän jetzt
gewöhnlich nur die Landstriche von Bornn bis Timbuktn, schließt also das Reich Bornn,
sowie Wadai und Darsur, selbst Timbnktu davon aus. In der ägyptischen Geschäfts-
spräche heißen insbesondere alle Besitzungen des Vicekönigs oberhalb des eigentlichen
Aegyptens Sudänland (Biled-el-Sudän).
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Ediua Frankreich Sahara Niger Timbuktu Niger Nigritiens Niger Sahara Guinea
598
Afrika —
Nigritien,
und kamen nach vielen Hindernissen, deraubt, sogar gefangen und wieder befreit, end-
lich über Benin nach der Küste und nach der Insel Fernaodo Po. Zu wichtig für
die Handelswelt war das Resultat dieser Reise, weshalb 1833 zu näherer Erforschung
des Deltas und seines Hauptarmes 2 Dampsschifse hingesandt wurden, die ein großes
Stück Wegs hinauf und selbst einen Nebenstrom, den Tschad da, befuhren und die Ge-
wißheit mitbrachten, daß der Nun, östlich des Caps Formosa, der Hauptarm des
Quorra, und daß die Beschiffung leicht, aber auch das Klima in dem feuchtheißen
Niederlande des Stromes für Europäer mörderisch sei; Richard Lander, der die
Expedition mitgemacht, ward selbst ein Opfer, er starb auf Fernaodo Po. Eine zweite
Expedition, die Ii Jahr später in 3 Dampfern absnhr, hatte keinen größeren Erfolg.
— Glänzend dagegen waren die Resultate von neuen Landreisen, die bald hernach
(1850) von dem Engländer Richardson und den Hamburgern Overweg und
Barth unternommen wurden. Unter ihnen war Heinrich Barth der ausgezeich-
netste an physischer und geistiger Kraft, an Ausdauer und Klugheit, und da er schon
früher die gesammten afrikanischen Küstenländer des Mittelmeeres durchreist, auch hin-
reichend vorbereitet. Wie er mächtige Personen, von denen die Förderung seiner Zwecke
abhing, ohne sich seiner Würde zu vergeben, zu gewinnen, in schwierigen Lagen sich zu
helfen verstand, und was er unter vielfachen Beschwerden, in einem oft tödlichen Klima,
trotz wiederholter Geldnoth und Gefangenschaft geleistet, ist stannenswerth. Seine Zeit
weise benutzend, machte er überall ethnographische, sprachliche, geschichtliche Forschungen,
und so hat er über Sudän ein Licht verbreitet, das die Völker und Staaten desselben
unter die bekannteren der Erde einreiht. Während auf dem Hinznge durch die Sahars
die Reisegesellschaft in Tin Tellust (in der Oase Air) liegen bleiben mußte, um eine
Salzkarawane zu erwarten, machte er einen Abstecher nach Agsdes und lernte als
erster Europäer die interessante Gebirgsgegend des Staates Asben kennen. Im grünen
Sudan angelangt und von Richardson getrennt, der bald darauf starb, ging die Reise
über Katschna und Kano 146 Meilen weit nach Knka, der Residenz des Snltsus
von Born». Hier in Gunst gelangt, könnt' er sich nach Süden wenden ins Land der
Marghi und nach Adamaua, wo er von dem Herrscher zwar ans der Stadt Aola
zurückgewiesen ward, jedoch den 3000 m. hohen Berg Alantika, und — was noch
wichtiger war — den Strom Venne entdeckte, von dem er erkundete, daß es derselbe
sei, dessen Mündung in den Niger man Tschadda genannt, und daß er ans dem nn-
bekannten Süden komme. Aus der geringen Meereshöhe des großen Stromes ließ sich
schließen, daß sein Gefäll nicht bedeutend sein, also der Beschiffung kein Hindernis im
Wege stehen könne. Barths Bericht darüber veranlaßt? eine nene Niger-Benne-Expe-
dition; 1854 fuhr Baikie den Strom hinauf bis zu dem Punkte, wo Barth gewesen.
— Nach der Hauptstadt Bornus zurückgekehrt, wohnte Barth nebst Overweg einem
unglücklich aussalleudeu Kriegszuge ins Land Kanem nördlich vom Tschadsee bei, und
bald darauf sehen wir ihn im stark bewässerten Lande der Mnsgo, neben Mandara,
südl. des Tsad. Richardson war längst todt; nun war auch Overweg ein Raub des
Klimas am Tsadsee geworden. — Ein neuer Zug Barths aus seinem Standquartier
zu Kuka führte ihn, mit der Absicht, nach Wadai und weiter ostwärts vorzudringen,
ins Reich Bagirmi; hier aufgehalten, beschloß er, sich nach Westen zu wenden und
machte sich trotz Major Laings ehemaligem Schicksal und trotz den Warnungen, die
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
Afrika —
Nigritien.
601
zu begeistern, verhieß allen Sklaven, die seiner Fahne folgten, die Freiheit, brachte große
Reiterheere zusammen und ward in einer Reihe von Kriegen Meister über die Haussa
und andre Völker am Niger wie am Benne. Das große von ihm zusammeneroberte
Reich ward unter seine zwei Söhne getheilt; Bello, Clappertons Gönner, erhielt den
größeren Theil im Osten mit den Residenzen Säkoto und Wuruo, der mönchisch ge-
finute Abd Allahis den Westen am Quorra mit der Residenz Gando. Eine Zeit lang
waren die Fellatahs im Besitze von Timbuktn und Bornu und verbreiteten die muham-
medanische Civilisation bis südl. vou Benue. Leider ist die Herrschaft dieses bildungs-
fähigen und deu Europäern nicht abgeneigten Volkes noch nicht überall gesichert, ja in
neuerer Zeit sind sie minder glücklich gewesen; doch bilden sie noch überall eine Art
sehr mächtiger Aristokratie, die sich alle Aemter und einen großen Theil des Grund-
besitzes vorbehalte« hat. Ihre Zahl mag 6—8 Mill. betragen, die Gesammtbevölkerung
der Fellatahstaaten mindestens 20 Millionen (auf 15000 Quadrat-Meilen). Gegen-
wärtig hauptsächlich 3 Staaten, nämlich: 7) der von Sokoto, südl. und westl. von
Bornu. Residenz des Sultans ist Wurno. Größer (25000 E.) ist die in der Nähe
gelegene alte Hauptstadt des Landes, Svkoto, mit sehr ausgebreiteter Industrie und
lebhaftem Handel, leider auch mit Sklaven. Fünfzig Meilen ostsüdöstl. liegt das ge-
werbreiche „London des Südens", Kano mit 40000 E., die wichtigste Stadt für den
Handel im mittleren Negerlande, mit sehr bedeutender Aus-nud Einfuhr (unter letzterer
auch viele deutsche Fabrikate aus Sachsen, Solingen, Nürnberg, Steiermark u. s. w.).
Große Städte sind auch Zaria und namentlich Jakoba (mit 150000 E.), weiter
im Süden. — 8) Ter zweite Fellatahstaat, Gando (Borgu) umfaßt die Nigerlaudschasten
bis zur Einmündung des Benue. Bussa, Hauptstadt, M. Parks Ermordung 1805.
Größer ist Rabba am unteren Quorra, bedeutender Gewerbs- und Handelsplatz,
großer Sklaveumarkt. — 9) Das Reich Massena, nordwestlich der vorigen, mit der
Hauptstadt Dschenne am Dscholiba; es erstreckt sich den Strom hinab bis Käbara,
dem Hafen der 3 Stunden seitwärts liegenden Stadt Tim bukt u, die seine Hoheit
durch jährlichen Tribut anerkennt. Dieser vielumstrittene, i. I. 1213 von Tuä.vegs ge-
gründete, altberühmte Handelsort liegt auf der Grenze der Sahara und dreier Völker-
schasten (Tuä.regs, Berber, Fellatahs), weder in schöner noch in fruchtbarer Lage, ist
aber als Mittelpuukt von Karawanenwegen so wichtig, daß seine Bedeutung sich 7
Jahrhunderte trotz mancherlei Wechsel der Herrscher bis jetzt erhalten hat. Einmal
unter dem Kaiser von Marokko stehend, war Timbuktu ein Sitz maurischer Gelehrsam-
keit und prangt noch heutzutage mit großen Moscheen aus jener Zeit. Jetzt zählt es
nur 15000 ständige Bewohner, aber zur Zcit der Ankunft der Karawanen ans Gha-
dämes, Algier, Marokko :c. (November bis Januar) halten sich an 10000 Fremde in
der Stadt auf. Auf seinen Markt kommt Reis und Negerkorn, Schihbutter und
Datteln, Baumwolle und Gewürz, Thee und Zucker. Aus Marokko und Ghadämes
werden besonders europäische Waaren und berberisch-arabische Burnusse bezogen, aus
der Wüste Salz, von den Mandingos Gurunüsse, aus Bambuk am Senegal und aus
Bure am oberen Dscholiba Gold als Staub und verarbeitet. Der Umsatz ist groß,
der Gewinn aber geschmälert, da zur Sicherung des Verkehrs auch den Tuaregs Tribut
gezahlt werden muß.
Schacht, Lchrb. d. Geographie 8. Aufl. Zg
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Afrika — der Süden. 609
und mit schwarzem kurzen Wollhaar, aber die Nase gebogen, die Stirn hoch, überhaupt
von ausgezeichneter Körperbildung. Sie verbinden Feldbau mit Viehzucht, leben meist
von Hirse und Kafferkorn mit Milch gekocht, und von Fleisch, wenn sie Vieh im Raub-
zuge oder auf der Jagd erbeutet; sind auch sonst zu einigen Arbeiten nicht ungeschickt
in Holz, Elfenbein und Metall, denn ihre aus hartem Holz gefertigten Affagaieu oder
Wurfspeere haben erzene und eiserne Spitzen. Zu den Schilden aber nehmen sie
Büffelfell. Die fortwährenden, grausamen Kriege mit Portugiesen, Holländern und
Engländern haben sie sehr verwildert und ihre Charaktereigenschaften verschlechtert; ihre
kriegerische Lust aber hat den Engländern während dieses Jahrhunderts viel zu schaffen
gemacht, und die Missionare schreiben ihnen nicht wenig Bildungsfähigst zu, obgleich
es bei ihnen wie bei den von Livingstoue geschilderten Negern sehr schwer hält, sie vom
Glauben an ihre Zauberer und Regenmacher abzubringen. Ihre Sprache ist vokal-
reich, man hört sie gern. An jagdbaren Thieren, woran sie ihre Gewandtheit üben
können, namentlich an Quaggas, Antilopen, Giraffen, Büffeln, Elephanten und Löwen,
beginnt es in der neuesten Zeit, doch nur im Süden, etwas zu fehlen. Sie be-
stehen aus mehreren Amas oder Stämmen, z. B. Amaponda, Amakosa, Ama-
zulu u. s. w. unter erblichen Oberhäuptern, gewöhnlich mit einem Rath der Vornehm-
sten zur Seite. Die Zulukaffern sind gegenwärtig die bedeutendsten. Die südlichsten
Stämme sind jetzt dem Caplande einverleibt.
3) Die Betschnanen sind westliche Nachbarn der Kaffern, mit denen sie häufig
in Streit gelebt. Von den Drakeubergen dehnen sich die ursprünglich ihnen gehörigen
Länder bis zur Kalahariwüste und vom Caledon, Nebenfluß des Nu-Garib, bis zum
Ngami-See aus, doch haben ihre einzelnen Stämme es ebenfalls uie dahin gebracht,
sich zu einem großen Volke zu vereinen. Im Vergleich mit den Kaffern sind sie min-
der kriegerisch und raublustig, dagegen thätiger auf ihren Feldern, geschickter in allerlei
Arbeiten, sorgfältiger in der Erbauung von Hütten und Dörfern und noch frei von der
Hinterlist, Treulosigkeit und Bettelhastigkeit der Küsteustämme. Ihre Sprache, die
Sitschu a ua, wird vom Garib bis zum Zambesi verstanden, und war dem Livingstone,
der mehrere Jahre unter ihnen in den Missionsorten Knrnman und Kolobeng thätig
gewesen, vollkommen geläufig, eh' er die große Entdeckungsreise nach Norden antrat.
Daß die Makololo als Eroberer ans dem Schöße der Betschuanen hervorgegangen, haben
wir vorhin erwähnt. Anderseits sind aber fast alle östlichen Betschuauen unter fremde
Herrschaft geratheu, die an den Matoppobergen nördlich vom Limpopo unter die Ama-
Tebele-Kaffern (Matebele), die unter dem im September 1868 verstorbenen Kriegsfür-
sten Mosilikatse, den vorher Mauch in dem Kraal Matlokotlolo noch aufgesucht
hatte, unter Mord, Raub und Zerstörung ein Reich gründeten; die Ackerbau und Ge-
werbe treibenden Makalaka, die schwächlichen Maschona mit jüdischem Typus, die
Bahlovkwa oder Kuopsuaseu, die buschmannartig in den Bergen lebenden Banyai u. a.
Betschnanenstämme sind als „Maschole", d. i. Sklaven den stolzen, kräftigen Matebele
unterworfen. Unter 192/3° S. Br. die Missionsstation Jnyati, und 2 Grade ost-
südostlich davon die räthselhasten, von Mauch aufgefundenen Ruinen von Zimbaotz.
Südlichere Betschuanen geriethen unter die Herrschaft der aus dem Caplande entwichenen
holländischen Boers, d. H.bauern, denen nur die Basutos in den Malnti oder Blan-
bergen unter dem tapfern Führer M o s ch e s ch glücklich widerstanden.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
1008
Amerika —
Geschichte.
Küste, schwerlich je so unternehmend, thätig und erfinderisch werden als z. B. die Be-
wohner der nordamerikanischen Freistaaten.
Der vorzüglichen sonstigen Produkte in den 3 Reichen der Natur, welche die neue
Welt theils eigenthümlich besitzt, theils aus Europa empfing, erwähnen wir im folgen-
den §. und bei den einzelnen Ländern.
§♦ 3. Geschichtliches und Bevölkerung.
Entdeckungen. Frühe schon sollen Missionäre aus Irland an die Küsten Neu-
schottlands und Neuenglands südlich des Lorenzostroms gekommen sein; doch verlässige
Angaben hierüber fehlen. Sicher ist, daß die Normannen den Weg über den atlant.
Ocean gefunden haben. Ans der Fahrt nach Island wurde Gnnnbjörn westwärts
um die Jusel getrieben, entdeckte eine Inselgruppe, welche nach ihm den Namen Gunn-
bjarnar-Skär (Scheeren Gunnbjörns) erhielt und sah überdies noch ein weiteres Land,
nämlich Grönland (870 oder 877, nach andern Quellen um 920). Zwischen 970
und 980 fuhr Snaebjörn galti mit einer Zahl von Genossen aus, um die
Scheeren Gunnbjörns auszusuchen; man fand sie und überwinterte darauf, die beab-
sichtigte Niederlassung wurde jedoch durch ausgebrochenen Zwiespalt verhindert. Nur
um wenige Jahre später fällt dann der Anfang der Niederlassung isländischer Männer
aus Grönland selbst, indem Eirikr raudi, um einer Todtschlagssache willen aus
Norwegen nach Island ausgewandert, auch hier wieder in mancherlei Kämpfe ver-
wickelt und des Landes verwiesen, 14—15 Winter vor der gesetzlichen Einführung des
Christenthums auf Island, also 985 oder 986, als der erste im Lande sich niederließ,
an der Stelle, die man seitdem Eiriksfjördr nannte; um durch eine freundliche Bezeich-
nnng die Zahl der Einwanderer zu vermehren, habe er dem Lande den Namen „das
grüne Land" gegeben.*) Die Znzüge blieben auch in der That nicht aus; alle ließen
sich auf der Westküste des Landes nieder, wo man bis zum 72. Breitengrade, in der
Nähe von Upernavik, Spuren ihrer Anwesenheit entdeckt hat. — Ungefähr um die-
selbe Zeit (986) entdeckte Bjarni, im Begriff, seinem Vater Herjülfr Ba.rdarson,
einem Genossen des rothen Eirik, nach Grönland zu folgen, die Küsten Nordamerikas,
bis er endlich nach Grönland gelangte. Das Aufsehen, welches seine Erzählungen er-
regten, veranlaßte die 3 Söhne des rothen Eirik, vom Jahre 1001 an mehrere Fahrten
dorthin zu unternehmen, auf denen man bis zum Eap Cod (42° N. Br.) gelangte,
also Labrador, Neubraunschweig, Neuschottland :c. entdeckte, und dort Niederlassungen
gründete. Da man wildwachsenden Wein fand, nannte man das entdeckte Land Bin-
land. Mit den Eingebornen, welche als Skraelingar bezeichnet werden und die
wahrscheinlich Eskimos gewesen sind, knüpfte sich anfangs ein sehr vorteilhafter Tausch-
verkehr an. Bald aber kam es zu heftigen Kämpfen mit den wilden Ureinwohnern
und dadurch wurde wahrscheinlich den Ansiedluugen ein Ende gemacht; doch wird noch
von Fahrten berichtet, die 1121 und 1347 von Grönland aus dorthin unternommen
wurden. Im übrigen Europa aber blieben diese Entdeckungen und Fahrten unbekannt,
* Der älteste isländische Geschichtsschreiber, Ari f r o b i (1068—1148) gibt in
seinem Jsländerbüchlein einen sehr belehrenden Bericht über die Ansiedlungen islän-
bischer Männer auf Grönland.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Bjarni Ari_f
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Europa Irland Island Norwegen Island Island Nordamerikas Europa
Nordamerika
— Mexico.
1065
Frauen klein und fett, die Männer mittelgroß mit nur etwas Bart, doch sehr mns-
kulös. Sie sind Reste vieler ehemals untereinander feindlichen und an Sprache Der*
schiedenen Stämme, an deren frühere in Dunkel liegende Zeiten die oben erwähnten
riesigen Bandmkmale und Skulpturen, die den berühmtesten Trümmerstädten der alten
Welt gleichkommen, erinnern. Theils sind sie Nachkommen der Azteken, theils nicht--
aztekischen Ursprungs neben und zwischen jenen. *) Der Zahl nach, etwa Mill.,
sind sie überwiegend, gesetzlich frei wie alle Bewohner Mexicos, doch auf niederer Stufe
der Kultur. Freilich wurde auch in den 3 Jahrhunderten der Unterjochung nichts für
sie gethan. Sie sind theils Indios barbaros, unabhängige Nomaden in den nörd-
lichen Staaten, wozu z. B. die wilden Comanches und Apachcs gehören, theils Jndios
fideles, die den römisch-katholischen Kirchengebrauch erhalten haben, dabei aber vom
Christenthum nichts wissen und voll Aberglauben stecken.**) Diese leben höchst einfach,
fast nur von Pflanzenkost, reich und arm gleich gekleidet, nur daß der Reichere San-
dalen am Fuße hat. Es gibt überall angesehene Familien nnter ihnen, mit patriar-
chalischer Autorität in den Dörfern. Weben, Flechten und Töpferei ist Sache der
Weiber, und da sie kanm andere Handwerker brauchen, obwohl ihnen Talent zu me-
chanischer Fertigkeit und bildlicher Darstellung nicht abzusprechen ist, so sind sie auf
eigenem Acker oder als Taglöhner auf Gütern der Creolen vorzugsweise beschäftigt, oder
mit Einsammeln der Vanille, der Sarsaparille und Jalapenwnrzel, mit der Cochenille-
Zucht, Benutzung der Agave, oder als Fischer, Köhler und Gärtner. „Es ist — sagt
Sartorius — im ganzen ein gutes und rechtliches Volk. Ich habe viele Jahre unter
Indianern und Mestizen gelebt und nie eine größere Sicherheit der Person und des Eigen-
thums gefunden. Was man in Europa nicht wagen würde, einem barfüßigen Taglöhner be-
deutende Summen zu übergeben, um sie allein oft viele Meilen weit zu bringen, das
thut man dort ohne Sorge, und noch nie hat der arme Indianer das Vertrauen ge-
täuscht." Stimmt dies nicht mit Catlins Erfahrungen unter den Jagdvölkern am
Missouri überein?. In neuester Zeit haben sich indes auch öfter Indianer auf mili-
tärischem, politischem und geistigem Gebiete ausgezeichnet, so namentlich der 1872 ge--
storbene Präsident Benito Juarez, Sohn armer indianischer Eltern aus dem Staate
Oaxaca, der durch hervorragende Begabung, durch Fleiß und Charakterstärke, durch die den
Indianern eigene unerschöpfliche Zähigkeit seinem Vaterlande die Freiheit, sich selbst aber nn-
ermeßlichen Ruhm bei seinen Landslenten erwarb, und zugleich als erster Präsident
von rein indianischer Abstammung insofern eine bemerkenswkrthe Erscheinung
in der mexicanischen Republik war, als er bewies, daß der indianische Stamm als
gleichberechtigt mit den andern Bürgern an den Staatsgeschäften theilznnehmen gelernt
hat. — 4) Was Neger und Mulatten betrifft, so ist ihre Zahl gering (etwa 5900);
nur an den Küsten findet man sie als Handwerker, Fischer und Taglöhner. Sie sind
* Humboldt zählt 20 Stämme, deren Sprachen weder unter sich, noch mit
der aztekischen Verwandtschaft zeigen.
** Den übrigens alle Mexicaner mit ihnen theilen; denn obwohl man z. B.
in Aufhebung der Klöster und anderweitiger Verwendung der Gebäude rüstig fort'
schreitet und eine Art Gewissensfreiheit proklamirt hat und übt, „geht die Anrufung
eines Heiligen doch noch weiter als gutes Recht und eine der Kirche geweihte Kerze
weiter als eine edle Handlung," und besorgt der Klerus Korrespondenzen direkt in den
Himmel, sowie er auch briefliche Antworten von dort erhält.
Schacht, Lehrb. d. Geographie S. Aufl. 68
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Asien —
Arabien.
511
im Mittelalter geraume Zeit ein eignes Königreich, ward sie zuletzt eine der Werth-
vollsten Besitzungen der Republik Venedig, bis Sultau Amurath Iii. die wacker ver-
theidigte Stadt Famagusta 1571 eroberte; seitdem gehört Cypern den Türken. Die
türkische Hauptstadt ist Lekoscha (Nikosia), der vorzüglichste Hafen- und Handelsplatz
Laruakka au der Südküste, bei deu Ruinen des alten Citinm. Famagusta ist
halb verödet.
Arabien (48200 Q. M., 4 Mill. E.)
Seine Beduinen mit Kamelen und flüchtigen Rossen, sein Weihranch,
Balsam und Kaffee, und vor allen der Islam, den das feurige Volk weit
umher verbreitete, haben Arabien nicht nur zu einem viel genannten
Lande, sondern auch welthistorisch gemacht. Und doch ist das Land von
der Natur spärlich bedacht. Ohne beträchtliche Einschnitte des Meers, so-
gar ohne Ströme, liegt es 160 bis 200 M. breit und über 300 M. lang,
als ungeheure Hochebene da, größtentheils sandig und trocken. Wäre das
Meer nicht, wovon 3 Seiten bespült werden, und gäbe es nicht hin und
wieder Bergzüge und Vertiefungen aus der öden Fläche mit einzelnen
Quellen und'steppenflüßchen, so würde Arabien völlig der Sahara gleichen
und sür die Menschheit so gut als todt sein. Zum Glück ragt auch die
Halbinsel so weit in die Regionen der regelmäßigen Sommerregen hinein,
daß einige ihrer Gebiete, nur nicht die 5—6 Mln. breiten wüsten Küsten-
gürtel, Theil nehmen an dem Segen, den diese bringen. Diejenigen Striche,
wo dies geschieht, hießen schon im Alterthum glückliches Arabien, im
Gegensatz zum wüsten, wo es fast gänzlich an Regen fehlt. Die ara-
bische Bevölkerung besteht der Mehrzahl und dem Kerne nach aus nomadi-
sirenden Beduinen (Bed^wi, d. i. Kinder der Wüste), die von Raub und
Viehzucht leben und deren Fürsten Scheriss, Emirs und Scheiks sind; die
das Feld bauen, heißen Fell ahs, die Stadtbewohner H adhesi, beide
Klassen unter Jmams oder Sultanen und Königen. Die Halbnomaden
heißen Maehdis.
Die einzelnen Theile. — 1) Jemen, der beste Theil des glücklichen Ara-
biens, im Südwesten und zwar am Golf von Aden und einem Theile des rothen
Meers, welche durch die Straße Bab el Mandeb (Thor der Gefahr) mit einander ver-
buuden sind. Hier stellen sich regelmäßig Sommerregen ein, wodurch sich die Wadis
der Gebirgsgegend mit laufendem Wasser füllen und reizende Vegetation sich verbreitet.
Zwar versiegen die Bäche unten in der breiten Tehama oder Küstenebene, doch gedeiht
hier mindestens die Sorghohirse und die Dattelpalme. Weiter aufwärts von der Te-
hama liegen die Kaffeewäldchen und gewinnt man die bekannten Specereien Arabiens:
Balsam, Myrrhen, Aloe, Manna, Gummi zc. Dahinter am höher steigenden Gebirgs-
ronde dehnen sich die Waldungen aus vou den verschiedensten Arten des Feigenbaums.
Die Bewohner Jemens hießen ehemals Sabäer oder Himyariten. und die Königin von
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Sultau_Amurath Nikosia Handelsplatz
Laruakka M. Arabiens
Afrika — die Berb erei. 585
bau lässig betrieben, und Viehzucht vorgezogen; vor allen hegt man Schafe
und Ziegen, und wie man deren Felle zu gerben versteht, zeigt die Be-
nennung Marokin und Saffian, nach den Städten Marokko und Saffi. —
Von der geistigen Kultur ist nichts zu rühmen; der harte Despotismus,
worunter diese Länder seit Jahrhunderten seufzten, das Erstarren der Re-
ligiosität in äußerlichen Bräuchen, und nicht weniger der eingewurzelte
Widerwille gegen alles Europäische, ließen sie nicht aufkommen. Daß dieser
Widerwille gerade in Nordafrika besonders stark ist, erklärt sich übrigens
leicht; man braucht nur an die greuelhafte Vertreibung einer Million
friedlicher Mauren aus Spanien im Jahr 1610 sich zu erinnern, die
natürlich den Groll über die erlittene Unbill auf ihre Nachkommen in
Marokko vererbten; und was die 3 andern Barbaresken betrifft, die ihr
Entstehen dem Seeraub verdankten, so verleugneten ihre Regenten das ur-
fprüngliche Geschäft umfoweniger, als gegenüber auf Malta ein christlicher
Ritterorden saß, welchen sein Gelübde zu ewigem Kampf gegen die Un-
gläubigen verpflichtete. Denkwürdig wird es aber bleiben, daß der Kor-
sarenunfug so lange geduldet wurde, und daß unsre Seemächte sich sogar
zu Geschenken oder Tribut an die Barbaresken herabließen, um ihren
Flaggen Sicherheit zu verschaffen.
a) Tripoli, Fessan und Barka — südlich vonjtalien, sehr ausgedehnt, doch
nur im kleinsten Theile des Anbaues fähig, 16000 Q. M. mit 800000(?) Eiuw.
Seit 1552 mit dem türkischen Reiche vereinigt, wird das Laud durch häufig wechselnde
Paschas oder Beys, die jährlich einen gewissen Tribut an die Pforte zu entrichten
haben, regiert. Die Verwaltung des Staates ist sehr schlecht, echt türkisch; unter an-
dern Abgabe von jedem Dattel- und Oelbaume. — Orte: Tripoli (Tarabulus) mit
30000 E., Citadelle, befestigtem Hafen und vielen Kanonierböten zur Vertheidignng,
eng gebaut und schmutzig, mit ziemlich lebhaftem, größtentheils von Juden betriebenem
Handel; aber die Karawanen nach Sudan, oft mehrere hundert Kamele stark, werden
von den Tuaregs der Wüste geführt. Tripoli ist nämlich Ausgangspunkt der vielbe-
suchten Wüstenstraße an den Tsad, auch steht es in Telegraphenverbindung mit Malta
und über Bengasi mit Alexandrien. Ostwärts liegen die Ruinen von Leptis. Rha-
dsmes, Haudelsplatz in schöner Oase, an der Karawanenstraße nach der westl. Sahara
und nach Timbuktu. — Fessan bildet ein eigenes Paschalik; der Hauptort Mursuk
mit 8000 E. liegt südwestl. der Harndschberge, und führt hauptsächlich Sklaven- und
Dattelhandel. Tedscherri, der südlichste bewohnte Ort Fessans. — Die wäldervolle
Plateaulandschaft Barka (Kyrenaika) wird seit dem Herbst 1869 als Mntasa-
refia von Bengasi direkt von Konstautinopel aus regiert. Bengasi (Berenike der
Alten) ist ein wichtiger Hafenplatz mit 7000 E., in schöner Lage. Karawanenverkehr
mit Wadai. Derna (Darnis), Hafen a. d. Nordküste. Trümmer von der Vaterstadt
des Aristipp und Eratostheues, nämlich von Kyrene in wasserreicher, fruchtbarer Land-
schaft, das in alter Zeit sowohl durch Handel, wie als Sitz der Künste und Wissen-
schaften blühend und nach Karthago und Alexandria die größte Stadt Afrikas war. Die
Schacht, Lehrb. d. Geographie L. Aufl. Zz
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
556
Afrika —
das Land.
dieses Handels hält die Verminderung des Sklavenhandels gleichen Schritt. — In den
Gewürzhandel liefert Afrika den Pfeffer, weshalb ein Theil Guineas den Namen
Pfeffer- oder Körnerküste führt; auch sind indische Gewürze herüber gepflanzt, nament-
lich die Gewürznelke nach Zanzibar. — Baumwolle, in Tunis kultivirt und in
Aegypten gegenwärtig der Hauptexportartikel des Landes, wächst in vielen Landstrichen,
z. B. am Zambesi nud Schire, wild, desgleichen Zuckerrohr und Indigo. — Aus
den Urwäldern feuchter Landstriche kann man treffliche Holzarten zur Färberei
und Tischlerei beziehen, und die Akazien trockener Länder liefern das Kautschuk
Senegambiens und den arabischen Gummi Aegytens; desgleichen ist das Copal-
harz namentlich Südafrikas ein wichtiger Handelsartikel, der auch aus dem Junern
an die Küsten gebracht wird. — Wie der kolossale Baobab oder Affenbrotbaum ein
acht afrikanisches Gewächs ist, so anch der Kaffeebaum, der wahrscheiulich über die
Straße Bab^el-Man^b nach Arabien verpflanzt worden; deun im südlichen Habesch,
im Quanzagebiet und in Guinea ist er Wälderweis zu sehen. — Ausfallend ist, daß die
üppige Vegetation der großen, gebirgigen und wohlbewässerten Insel Madagaskar
weit mehr auf die der hinterindischen Inseln, als auf die Afrikas hinweist.
Je mehr Gebirge man entdeckt, desto höher sollte nnsre Vorstellung von dem Reich-
t hnm Afrikas an Mineralien steigen; es ist aber nicht der Fall. Manches Laud hat
Mangel an Salz, manches an Eisen; in andern scheint Erz in Fülle zu sein, so daß
Eingeborne das Eisen auszuscheiden und zu verarbeiten wissen. Daß kupferreiche
Stellen vorhanden sind, wissen wir seit langer Zeit und haben die jüngsten Eutdeckungs-
fahrten Livingstones aufs neue bestätigt (Kupferminen zu Katanga in Lualabagebiet!);
Afrikas Goldstaub war schon im Alterthum ein gesuchter Handelsartikel, und die erst
jüngst entdeckten reichen Gold- und Diamantenfelder Südafrikas haben bereits eine
große Menge Menschen, anch aus Europa, dorthin gelockt. —
An Zahl der Thier arten, wenigstens der Vierfüßler, soll Afrika selbst über
Asien stehen. Unter den eigenthümlicheu ragen Zebra, Gnn und Giraffe hervor.
Wie der Affenbrotbaum unter den Bäumen, so kaun die Giraffe unter den Th'.eren
als Wappen des Erdtheils dienen, eher als der Löwe, der freilich hier in seiner Größe
und Schönheit und überall zu finden ist, außer in der Wüste, wo es an Nahrung für
ihn fehlt. Bei der Menge reißender Thiere ist es auffallend, daß kein Tiger da ist;
die arabische Wüste wird ihn verhindert haben, aus seiner asiatischen Heimat sich auch
hieher zu verbreiten, obwohl das Kamel aus Asien stammt, und erst während nnsrer
Zeitrechnung nach Afrika gelangt ist; wenigstens kommt es noch nicht auf den alten
Monumenten Aegyptens vor. Kamel und Dattelpalme machen die Wüste bewohnbar.
Der Stranß ist afrikanisch, rechnet aber, als Frennd trockner Hochebenen, Arabien
mit zu seinem Reiche. Hochafrika und Habesch können besonders als Reich der Dick-
häuter und Wiederkäuer gelten; höchst zahlreich sind hier Elephanten und Anti-
lopen; jene in feuchten und waldigen Landstrichen, z. B. am Limpopo, diese auf den
Savannen und so manchfaltig in Gestalt, daß man glanbt, 5/e aller Antilopenarten
der Erde seien hier zu Hause. Uebrigens zeigt sich der afrikanische Elephant minder
klug als der ostindische, hat aber gewaltigere Zähne, von 3—3^2 m. Länge, deren jeder
über 80 bis 100 ff. wiegt, weshalb besonders die Elephantenjagd so manche Europäer
an den weißen Nil, und seit der Entdeckung des Ngamisees nach Südafrika lockt; auch
das werthvolle Horn des Rhinoceros reizt jene Jäger. Khartüm und Zanzibar
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Hochafrika
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Tunis Guinea Madagaskar Afrikas Katanga Europa Afrika Asien Afrika Limpopo Südafrika