Vorbegriffe und Planzeichnen.
41
Zur Versinnlichnng von Gefäll und Seehöhe läßt sich von einem
Ende der Tafel zum andern eine Horizontallinie ziehen, in so viel Meilen
(von 10 zu 10) abgetheilt, als mau bedarf. Auf das eine Ende der Linie
setzt man eine senkrechte Linie, in Meter von 10 zu 10 oder von 50 zu 50
abgetheilt. Kennt man nun die Angaben von der Seehöhe verschiedener
Orte am Strome und ihre grade Entfernung vom Meere, so schreibt man
die letztere seitwärts an die untere Linie, welche zugleich die gedachte Fort-
setzuug des Meerspiegels bedeutet. Die Seehöhe aber nimmt man mit dem
Zirkel von der perpendienlären Meterscala ab und setzt sie mit einem Punkte
grade über jeden Ort. Nun zieht man von der Grenze des Meers (oder
Mündung des Flusses) zum nächsten Punkte, von diesem wieder zum nächsten
und so fort bis zur Flußquelle eine Linie. Auf solche Weise ist ungefähr
die Abdachung des Landes den Strom entlang zu versinnlichen. Doch be-
hält die Zeichnung immer den sehr groben Fehler, daß die Seala der See-
höhe nach Metern in gar keinem Verhältnisse steht mit der Seala der Orts-
entfernnngen in Meilen. Ueberdies macht der Fluß viele Krümmungen nach
verschiedenen Richtungen, und hier erscheint er in grader Richtung, wenn
auch bergab.
Nicht unpassend mag es sein, sich anch im Erfinden von Gegenden zu üben. Man
kann Aufgaben daraus macheu, z. B.: Zeichnet einen Bergstock oder vielmehr eine Berg-
gabel, wovon sich 2 oder 3 Arme ausstrecken. Aus 2 Thälern kommen Flüsse und
vereinigen sich zu eiuem größern. Der eine von ihnen fließt zuvor durch einen Berg-
see. Oder: Zeichnet ein Gebirg, das sich am untern Rande des Papiers erhebt und in
Krümmungen fortstreicht. Ein Seitenast bildet ein Längenthal mit Seuenschlnchten,
das in eiu Querthal ausläuft. Dieses mündet in ein Hauptthal, das durch einen
großen Arm des Gebirgs gebildet wird. Die Schluchten und Thäler sind mit Wasser-
fäden auszufüllen, die ein Hauptfluß vereint. Auf der andern Seite des Gebirgs ist
Abdachung zu einem andern Flußgebiete, oder auch zum Meere hin. Zeichnet die Küste
mit Buchten, einer Halbinsel, einem Vorgebirge. Ins Meer zeichnet Inseln n. s. w.
§. 17. Die vier Hauptgegenden.
Die Schüler sind jetzt ziemlich vorbereitet, den gewonnenen Ausdrücken
und Begriffen gemäß die Umgegend ihres Ortes beschreiben zu können.
Doch fehlt es noch an der näheren Bezeichnung der Lage der Oerter nach
den Himmels- oder Weltgegenden. Die Ausdrücke vor, hinter, rechts
und links, wodurch man sich zu helfen sucht, zeigen sich als unsicher.
Man leite sie also dahin, seste Punkte zu suchen, wonach die Richtung und
Lage der Gegenstände im Verhältnis unter einander zu bestimmen sei. Daß
solche Punkte außerhalb der Erde liegen müssen, wenn man überall auf der
Erde sich danach richten soll, wird bald klar sein. Es sind die Himmels-
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
24 V orbegriffe und Planzeichnen.
ist die Thalsohle (Thalweg, Rinnsal). Thäler ziehen nicht so schroff ab
wärts als Schluchten; oft sogar liegt ihre Sohle fast wagrecht. Müudet sich
ein Thal in ein anderes, so heißt dieses Hanptthal, jenes Nebenthal.
§. 6. Zeichnung des Höhenprofils oder des Aufriffes.
Wenn wir einen Körper darstellen, d. h. den Eindruck, den derselbe
auf unser Auge macht, auf eine ebene Fläche (Papier oder dergl.) über-
tragen wollen, so können wir dies auf verschiedene Weise thuu. Wir können
den Raum, den ein Körper in verticaler Richtuug, d. h. nach der Höhe zu
ausfüllt, darstellen; natürlich wird damit zugleich auch eine horizontale
Ausdehnung desselben, d. h. eine Ausdehnung nach der Länge oder nach der
Breite, zum Ausdrucke kommen; eine solche Zeichnung gibt uns den
Aufriß oder das Profil des Gegenstandes. Oder wir können die Hori-
zontalausdehuuug eiues Körpers wiedergeben, d. h. den Verfolg der Richtuug
nach Länge und Breite, den Raum, den die Grundfläche eines Körpers be-
deckt; dies geschieht durch den Grundriß oder Plan. Aufriß und Grund-
riß nennt man auch geometrische Bilder. Endlich kann die Darstellung
eines Gegenstandes erfolgen durch das perspektivische d. i. fernsichtliche
(landschaftliche) Bild, auch kurzweg Bild genannt, welches zwar klare An-
schauungen, lebhafte Vorstelluugen von den äußern Umrissen der darzu-
stellenden Körper gewährt, jedoch nur von einer Seite derselben und so,
daß bei gleichzeitiger Abbildung vieler Körper manche davon für unser Auge
verdeckt werden und die entfernteren Gegenstände kleiner als die gleich
großen nähern erscheinen. Jede dieser drei Darstellungen hat ihre Vorzüge,
jede ihre Mängel; nur nebeneinander gestellt, sich gegenseitig ergänzend,
können sie eine vollständige Darstellung von Körpern gewähren.
In der Regel können weder Bild, noch Grundriß und Aufriß in natür-
licher Größe dargestellt werden; man nimmt eine Verkleinerung oder
Reduktion vor und zeigt mittels eines Maßstabes an, wie vielmal ver-
kleinert der Körper dargestellt worden ist. Stellt man z. B. eine Raum-
ausdehuuug eiues Körpers von 1 Meter (Länge, Breite, Höhe) durch eine
Linie von 1 Centimeter Länge dar, so nennt man dies ein Rednktionsver-
hältnis von 1: 100; der Grundriß selbst aber wird in diesem Falle, weil
eine Fläche bildend, nur einen Raum einnehmen, der 100 mal 100, d. h.
10000 mal kleiner ist als die Grundfläche des Körpers. Ausführlicheres
davon später. Halten wir uns nun an den Anfriß.
Wir wollen uns eine Gebirgsgegend denken. Könnten wir ein mehrere
Meilen lauges Messer grad über die hervorragendsten Gipfel derselben hin-
halten und die ganze Gegend senkrecht bis auf den Boden in zwei Theile
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Vorbegriffe und Planzeichnen.
33
Wie aus dem Voranstehenden ersichtlich, setzt die Anwendung der Leh-
mannschen Schraffenscala das Dasein von äquidistanten Horizontalen (d. h.
von Linien, welche die Punkte gleicher Meereshöhe, und zwar in gleichen
Abständen der Höhe, verbinden) voraus, diese aber dienen nicht zur gleich-
zeitigen Erkenntnis der absoluten Höhe, sie sind nur Mittel zum Zwecke
und verschwinden, wenn dieser erfüllt ist. Die Schraffirmethoden ermög-
lichen somit wohl den mathematisch genauen Ausdruck der Böschuugsverhält-
nisse und das leichte Ablesen der Böschungswinkel nach dem Auge, ohne
schwerfällige Winkelinstrumente, m. a. W. den Ausdruck der relativen
Höhenunterschiede; aber der Erkenntnis der absoluten Höhenverhältnisfe
mußte durch zahlreiche Coteu d. i. Höhenziffern entgegengekommen werden.
In neuerer Zeit ging man einen Schritt weiter, indem man auch den
dritten Faktor der Bodenform, die absolute Höhe, in das Programm der
Darstellung aufnahm, was man dadurch erreichte, daß man jene Niveau-
kurven aus bloßen Hilfslinien in bleibende absolute Isohypsen
verwandelte, d. h. in Kurvenlinien, welche alle in gleicher Höhe liegenden
Punkte miteinander verbinden und in sich zurückkehren. Damit ist eine
neue geometrische Grundlage für die Darstellung der Bodengestaltnng ge-
geben, genauer und sicherer, als die früheren; denn nicht die Schraffen,
sondern die Isohypsen sind die Träger des geometrischen Inhaltes gewor-
den. Die Schraffen sind nur mehr das Mittel, dem Auge die Plastik der
Form deutlich zu machen. In die Schule allerdings hat diese, an und sür
sich des plastischen Momentes entbehrende, rein wissenschaftliche Art der
Darstellung durch Niveaukurven noch wenig Eingang gefunden, wird des-
halb hier auch nicht weiter behandelt.
Es gibt übrigens der Darstellungsmethoden gar viele; bei der Aus-
stellung zu Paris 1867 waren nicht weniger als 77 Arten der Darstellung
des Terrains durch Proben vertreten.
§. 10. Von der Luft auf den Berghöhen.
Mährend die Schüler im Bergzeichnen sich üben und mit Aufgaben dieser Art be-
schäftigt sind, ist mit ihnen Folgendes zu besprechen, was sich auf Gebirgsnatnr, beson-
ders auf Luft, Klima und Pflanzenwuchs bezieht, und nichts zu zeichnen gibt.^Z
Der Gebirge in einzelnen Gruppen, oder in Ketten und manchsacher
Verzweigung gibt es im deutschen Vaterlande viele. Sie sind dem Boden
zur Zierde, dem Menschen zum Nutzen und Vergnügen. Reizlos und er-
müdend für das Auge ist eine Haidefläche, erfreulicher eine frncht-, korn-
und baumreiche Ebene; manchfaltiger und deshalb noch reizender anzu-
fchauen ist ein Land, wo nicht bloß Felder, Gärten, Wiesen und Wälder,
ondern auch kleine Ebenen, Hügel, Niederungen und Berge abwechseln,
Schacht, Leh>.b. b. Geographie 8. Ausl. 3
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
64
Mittel-Europa.
schwächere, wo es sich länger oder weniger tief abstuft. Ist die Hälfte oder das Ganze
abgebildet, so beginnt die Erklärung, wobei stets auf die Taselkarte gezeigt wird. Das
Wichtigste der Erklärung wird notirt, damit die Schüler es zu Hause als kurzen Aus--
zug ins Reine schreiben, sowie sie auch gehalten sind, das in der Schule nur flüchtig
gezeichnete Blatt mit Muße schöner zu arbeiten. Bei der Erklärung wird noch Ein-
zelnes in der Karte angemerkt, z. B. Höhe der Berge, ältere und neuere Namen der
Länder, Höhe einzelner Städte, um danach das Stromgefäll und die Erhebungen ver-
schiedeuer Flußgebiete zu vergleichen, n. s. w. Da der Lehrer keine Namen an die
Tafel schreibt, so wird durch das Nachzeichnen die Karte so eingeübt, daß einzeln auf-
gerufene Schüler die Namen jedes Flusses und Berges, die Bedeutung jedes Sternchens
(Städte) und jedes dicken Strichs (Namen der Länder) leicht angeben können. Sieht
eine solche mit Kreide eutworfeue Zeichnung uoch so verwirrt für den Unkundigen aus,
die Schüler werden sich schon wie auf bekanntem Terrain zurecht zu findeu wissen, da
sie ja stets mit ihrem graphischen Versuch der Bezeichnung des Lehrers gefolgt sind,
und gewiß geben sie recht einläßlich Bescheid über Lage, Himmelsgegend, Entfernungen,
Größe und Form der Gegenstände, u. f. w. Jeder Paragraph wird gelesen, dnrchgc-
sprachen, und sein Inhalt zuletzt kurz zu fassen gesucht.
§♦ 1. Tas Fichtelgebirg.
Zwischen den Orten Baireuth und Eger, Münchberg und Eberndorf
ist eine Masse oder vielmehr Gruppe von Bergen, die sich ringsum in
schmale Hochflächen absenkt und ihre Quellen nach den 4 Weltgegenden
sendet. Das Gebirg ist in der Richtung von Sw. nach No. 13 Stunden
lang und in der größten Ausdehnung von N. nach S. 10 Stunden breit,,
und hebt sich in meist abgerundeten Kuppen empor, die durch Joche und
Thäler zugleich verbunden und geschieden sind. Von den Fichtenwaldungen
hat es den Namen. Sein innerer Kern besteht aus Urgebirg (Granit,
Gneis und Glimmerschiefer), in Sw. von bunten! Sandstein, in Nw. von
Thonschieser umlagert; im südlichen Theil des Gebirgs finden sich auch
Basaltkegel. Nach Sw. und S. ist der schnellste Abfall. Die höchste
Kuppe ist der Schneeberg, zwar 1070 m. (3294' pariser) über dem
Spiegel der Ostsee, doch ist sein Anblick wegen der hohen Umgegend nicht
bedeutend; er erhebt sich über den nächsten Ort Wnnsiedel nnr 538 m. und
bleibt natürlich im Sommer keineswegs mit Schnee bedeckt. Stattlicher,
obwohl 31 m. niedriger, erscheint wegen seines südlich tieferen Abfalls der
Ochsenkops, dessen Gipfel eine weite Aussicht gewährt. Beide Kuppen
gehören der Centralmasse des Gebirges an, von welcher in östlicher Richtung
in langen, schmalen Rücken mit mehr oder minder abgerundeten Einzel-
gipfeln und Sätteln zwei Gebirgsflügel auslaufen, die eine innere Hoch-^
ebene, das Oval des Egerkesfels, umschließen und nach ihren bedeutendsten.
Kuppen die nördliche als W aldstein = (877 m.), die südliche als Weißen-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Ortsnamen: Eger Münchberg Eberndorf Ostsee
536
Afrika —
das Land.
durstige Wanderer Wasser, Dattelbäume, bewohnte Plätze im Wüstensande zu gewahren
und lenkt hoffnungsvoll feixt Kamel dahin, um enttäuscht umkehren oder weiterziehen zu
müssen. Die trügerische Fee Morgan« ist besonders in der trocknen Wllstenluft
zu Hause.
Es versteht sich wohl von selbst, daß das Wasser, bei allem Mangel daran, doch
nicht gänzlich fehlt. Es muß wenigstens so viel vorhanden sein, daß man nicht vor
Durst umkommt, und auch um die unentbehrlichen Träger anr Leben zu erhalten. Dem
Kamel sagt zwar wie der Dattelpalme trockene Luft zu, es kann sich auch mit spar-
lichem, ja salzigem Wasser behelfeu; allein nicht länger als höchstens 7 Tage, wenn es
nicht kraftlos zusammenbrechen soll. Es läßt sich nun in Vertiefungen des Sandes, in
Schluchten und Mulden der Wüstengebirge, auch an den Rändern der Hauedas, oft
Wasser auffinden, wenn auch meist brakiges, salziges; und wo keins, siud Brunnen ge-
graben oder tiefe Gruben. Solche Brunnen und Wasserstellen, wo es natürlich auch
einige Vegetation gibt, sind das Ziel der Tagreiscn, die Ruheplätze. Es kann freilich
kommen, daß ganze Tage kein Brnnueu anzutreffen, namentlich auf einer Hamada; da
muß der früher an einem Wasserplatz gefüllte Schlauch kümmerlich aushelfen, wie denn
Ed. Vogel einmal 5 Tage lang nur am warmen Schlauche den Durst löschen konnte.
Doppelt betrübend sind solche Tage, weil auch nichts Grünes zu sehen ist, wo es kein
Wasser gibt. „Ich habe — so hieß es in einem Schreiben Vogels vom 26. Novem-
der 1853 ans Aschenuma auf dem Wege nach Bilma — eine sehr beschwerliche
Reise gehabt von Mursnk bis hier, 15 Tage lang nichts gesehen, als
Sand und Himmel, auch nicht das kleinste Hälmchen Gras." — Und
wo weder Wasser noch Grünes, da sind auch keine Thiere, weshalb von Löwen in der
Wüste nicht die Rede sein kann; der Löwe hauset natürlich da, wo er Nahrung findet.
Unlängst wollte jemand aus den Reiseberichten 61 Oasen zusammen gezählt haben;
es mag deren noch mehr geben, doch sind die meisten ärmliche, schmale Wadiö mit etwas
Wasser, Datteln, Melonen und Kamelfutter. Die eigentliche Oase ist ausgedehnter und
zugleich bewohnt, und deren scheint keine so große Zahl zu sein. Unter den bereits
genannten liegt Rh ad Arnes am weitesten nördlich, etwa unter der Breite von Kairo,
hat gute Brunnen, dann und wann Regen, und in den bewachsenen Thälern der nahen
Dschebels (Berge) auch fließend Wasser. Der Boden bringt Oliven, Feigen, Trauben,
Gerste, Mais und Datteln von der besten Art und in solcher Fülle hervor, daß man auf einen
Baum jährlich 4 Tentner rechnen soll, wogegen in Fessan erst auf 10 Bäume 4
Centner kommen. Rhadsmes hat wohlhabende Kanflente wie Mursnk; leider beziehen
sie unter ihren Handelsartikeln auch Sklaveu, meist weibliche. In der Gebirgsgegend
der Oase Rhat, südwestl. von Mnrsuk, liegt die aus Barths Reise bekannte Geister-
bürg. Die gut bewässerte, trefflich angebaute Oase des Jupiter Ammon (Si-
wah, Siuah) mit ihren Wiesen und Palmenwäldern, mit ihrem berühmten Sonnen-
quell und mit Resten des Ammonstempels, gehört (seit 1819) zu Aegypteu. Sehr weit
im Süden, 150 Meilen von Rhadz-mes, liegt die gebirgige Oase Air oder Asben,
womit uns Barth bekannt gemacht; sein Aufenthalt in Tin Tellust und Agsdes (Haupt-
ort mit 7000 E.), sein Ritt durch die herrliche Kulturlandschaft von Auderas, seine
Schilderung des tropischen Regengusses, der am 1. September 1850 das stille Thal
von Tintaghodeh in einem reißenden Strom verwandelte, gehören zu den anziehendsten
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Barths Ammon Barth
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Aschenuma Bilma Kairo Fessan
Afrika — Ni gritien.
595
Anbau schon 12 Stunden aufwärts, und die Ortschaften vergrößern sich, namentlich
blüht die Stadt Ediua, deren Klima besonders gesund sein soll, rasch auf. Man
baut Reis und Mais, Arrowroot, Orangen, Ananas, Pisang, Zucker, Kaffee. Indigo
und Baumwolle, und hat der Ansfnhrgegenstände noch außerdem mehrere, B. Maha-
gony-, Tik- und Farbhölzer, Elfenbein, Erdnnß- und Palmenöl, Gummi u. s. w.
Gewerbe, Handel und Bildung haben erkleckliche Fortschritte gemacht und die farbigen
Stämme der Umgegend werden langsam, doch sichtlich in den Kreis des Bildnngs-
ganges gezogen. — Die Verfassung des Staates ist ganz der nordamerikanischen nach-
gebildet und, wie sich bei diesem Staate von selbst verstand, mit Verbot der Sklaverei
und mit Verpflichtung der Kinder zum Schulbesuch.
Frankreich hat seine Comptoirs an der Goldküste (Grand-Bassam, As-
sinie :c.) seit 1871 aufgegeben.
Nigritien oder Sudm.
Beide Namen heißen so viel als: das Land der Schwarzen
hinter der Sahara. Insbesondere verstand man darunter nicht das
Küstenland, sondern das Innere, woselbst man sich einen großen Fluß, den
Niger oder Strom der Schwarzen dachte, der es der Länge nach von W.
nach O. durchströme und sich entweder mit dem Nil vereine, oder in einen
See ergieße. Lange Zeit war das Nigerland ein Räthsel. Man wußte
nur, daß einzelne Oasen der westlichen Sahara von Tuaregs, der östlichen
aber von halbschwarzen Tibbns bewohnt würden, daß beide dem Kara-
wanenhandel sowohl mit Steinsalz, wovon es mächtige Lager in der Sa-
harü. gebe, als auch mit Gold, Elfertbeiu und Sklaven, förderlich seien, und
daß die Karawanen sich vorzüglich nach Timbuktu, einer großen Stadt am
Niger richteten. Näheres zu erfahren war schwer, bis endlich in den letzten
70 Jahren sich allmählich das Räthsel löste. Man kennt jetzt die Gegend,
wo die Sahara aufhört, mau ist mehrseitig ins Innere Nigritiens einge-
drnngen, hat neue Seen, Ströme und Berge, neue Völker und Städte ge-
sehen, und der Niger, weit entfernt vom Nil, ist als Dscholiba oder
Quorra mit ganz andrer Richtung erschienen. Der Name Nigritien
oder Sndsn ist aber dem Lande geblieben, welches im N. von der Sahara,
begrenzt wird, im S. bis an den Aeqnator, im W. bis an den Fuß der
innern Bergländer von Senegambien und Guinea und im O. bis an die
zwischen Kordofsn und Darsur liegende Steppe und bis an den Fuß der
abessiuischeu Gebirge reicht*). Die Heimat der Negerrasse erstreckt sich
allerdings viel weiter und nimmt auch den größten Theil Hochafrikas ein.
*) Die arabische Bevölkerung des Nigerlandes dagegen versteht unter Sndän jetzt
gewöhnlich nur die Landstriche von Bornn bis Timbuktn, schließt also das Reich Bornn,
sowie Wadai und Darsur, selbst Timbnktu davon aus. In der ägyptischen Geschäfts-
spräche heißen insbesondere alle Besitzungen des Vicekönigs oberhalb des eigentlichen
Aegyptens Sudänland (Biled-el-Sudän).
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Ediua Frankreich Sahara Niger Timbuktu Niger Nigritiens Niger Sahara Guinea
598
Afrika —
Nigritien,
und kamen nach vielen Hindernissen, deraubt, sogar gefangen und wieder befreit, end-
lich über Benin nach der Küste und nach der Insel Fernaodo Po. Zu wichtig für
die Handelswelt war das Resultat dieser Reise, weshalb 1833 zu näherer Erforschung
des Deltas und seines Hauptarmes 2 Dampsschifse hingesandt wurden, die ein großes
Stück Wegs hinauf und selbst einen Nebenstrom, den Tschad da, befuhren und die Ge-
wißheit mitbrachten, daß der Nun, östlich des Caps Formosa, der Hauptarm des
Quorra, und daß die Beschiffung leicht, aber auch das Klima in dem feuchtheißen
Niederlande des Stromes für Europäer mörderisch sei; Richard Lander, der die
Expedition mitgemacht, ward selbst ein Opfer, er starb auf Fernaodo Po. Eine zweite
Expedition, die Ii Jahr später in 3 Dampfern absnhr, hatte keinen größeren Erfolg.
— Glänzend dagegen waren die Resultate von neuen Landreisen, die bald hernach
(1850) von dem Engländer Richardson und den Hamburgern Overweg und
Barth unternommen wurden. Unter ihnen war Heinrich Barth der ausgezeich-
netste an physischer und geistiger Kraft, an Ausdauer und Klugheit, und da er schon
früher die gesammten afrikanischen Küstenländer des Mittelmeeres durchreist, auch hin-
reichend vorbereitet. Wie er mächtige Personen, von denen die Förderung seiner Zwecke
abhing, ohne sich seiner Würde zu vergeben, zu gewinnen, in schwierigen Lagen sich zu
helfen verstand, und was er unter vielfachen Beschwerden, in einem oft tödlichen Klima,
trotz wiederholter Geldnoth und Gefangenschaft geleistet, ist stannenswerth. Seine Zeit
weise benutzend, machte er überall ethnographische, sprachliche, geschichtliche Forschungen,
und so hat er über Sudän ein Licht verbreitet, das die Völker und Staaten desselben
unter die bekannteren der Erde einreiht. Während auf dem Hinznge durch die Sahars
die Reisegesellschaft in Tin Tellust (in der Oase Air) liegen bleiben mußte, um eine
Salzkarawane zu erwarten, machte er einen Abstecher nach Agsdes und lernte als
erster Europäer die interessante Gebirgsgegend des Staates Asben kennen. Im grünen
Sudan angelangt und von Richardson getrennt, der bald darauf starb, ging die Reise
über Katschna und Kano 146 Meilen weit nach Knka, der Residenz des Snltsus
von Born». Hier in Gunst gelangt, könnt' er sich nach Süden wenden ins Land der
Marghi und nach Adamaua, wo er von dem Herrscher zwar ans der Stadt Aola
zurückgewiesen ward, jedoch den 3000 m. hohen Berg Alantika, und — was noch
wichtiger war — den Strom Venne entdeckte, von dem er erkundete, daß es derselbe
sei, dessen Mündung in den Niger man Tschadda genannt, und daß er ans dem nn-
bekannten Süden komme. Aus der geringen Meereshöhe des großen Stromes ließ sich
schließen, daß sein Gefäll nicht bedeutend sein, also der Beschiffung kein Hindernis im
Wege stehen könne. Barths Bericht darüber veranlaßt? eine nene Niger-Benne-Expe-
dition; 1854 fuhr Baikie den Strom hinauf bis zu dem Punkte, wo Barth gewesen.
— Nach der Hauptstadt Bornus zurückgekehrt, wohnte Barth nebst Overweg einem
unglücklich aussalleudeu Kriegszuge ins Land Kanem nördlich vom Tschadsee bei, und
bald darauf sehen wir ihn im stark bewässerten Lande der Mnsgo, neben Mandara,
südl. des Tsad. Richardson war längst todt; nun war auch Overweg ein Raub des
Klimas am Tsadsee geworden. — Ein neuer Zug Barths aus seinem Standquartier
zu Kuka führte ihn, mit der Absicht, nach Wadai und weiter ostwärts vorzudringen,
ins Reich Bagirmi; hier aufgehalten, beschloß er, sich nach Westen zu wenden und
machte sich trotz Major Laings ehemaligem Schicksal und trotz den Warnungen, die
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
Afrika —
Nigritien.
601
zu begeistern, verhieß allen Sklaven, die seiner Fahne folgten, die Freiheit, brachte große
Reiterheere zusammen und ward in einer Reihe von Kriegen Meister über die Haussa
und andre Völker am Niger wie am Benne. Das große von ihm zusammeneroberte
Reich ward unter seine zwei Söhne getheilt; Bello, Clappertons Gönner, erhielt den
größeren Theil im Osten mit den Residenzen Säkoto und Wuruo, der mönchisch ge-
finute Abd Allahis den Westen am Quorra mit der Residenz Gando. Eine Zeit lang
waren die Fellatahs im Besitze von Timbuktn und Bornu und verbreiteten die muham-
medanische Civilisation bis südl. vou Benue. Leider ist die Herrschaft dieses bildungs-
fähigen und deu Europäern nicht abgeneigten Volkes noch nicht überall gesichert, ja in
neuerer Zeit sind sie minder glücklich gewesen; doch bilden sie noch überall eine Art
sehr mächtiger Aristokratie, die sich alle Aemter und einen großen Theil des Grund-
besitzes vorbehalte« hat. Ihre Zahl mag 6—8 Mill. betragen, die Gesammtbevölkerung
der Fellatahstaaten mindestens 20 Millionen (auf 15000 Quadrat-Meilen). Gegen-
wärtig hauptsächlich 3 Staaten, nämlich: 7) der von Sokoto, südl. und westl. von
Bornu. Residenz des Sultans ist Wurno. Größer (25000 E.) ist die in der Nähe
gelegene alte Hauptstadt des Landes, Svkoto, mit sehr ausgebreiteter Industrie und
lebhaftem Handel, leider auch mit Sklaven. Fünfzig Meilen ostsüdöstl. liegt das ge-
werbreiche „London des Südens", Kano mit 40000 E., die wichtigste Stadt für den
Handel im mittleren Negerlande, mit sehr bedeutender Aus-nud Einfuhr (unter letzterer
auch viele deutsche Fabrikate aus Sachsen, Solingen, Nürnberg, Steiermark u. s. w.).
Große Städte sind auch Zaria und namentlich Jakoba (mit 150000 E.), weiter
im Süden. — 8) Ter zweite Fellatahstaat, Gando (Borgu) umfaßt die Nigerlaudschasten
bis zur Einmündung des Benue. Bussa, Hauptstadt, M. Parks Ermordung 1805.
Größer ist Rabba am unteren Quorra, bedeutender Gewerbs- und Handelsplatz,
großer Sklaveumarkt. — 9) Das Reich Massena, nordwestlich der vorigen, mit der
Hauptstadt Dschenne am Dscholiba; es erstreckt sich den Strom hinab bis Käbara,
dem Hafen der 3 Stunden seitwärts liegenden Stadt Tim bukt u, die seine Hoheit
durch jährlichen Tribut anerkennt. Dieser vielumstrittene, i. I. 1213 von Tuä.vegs ge-
gründete, altberühmte Handelsort liegt auf der Grenze der Sahara und dreier Völker-
schasten (Tuä.regs, Berber, Fellatahs), weder in schöner noch in fruchtbarer Lage, ist
aber als Mittelpuukt von Karawanenwegen so wichtig, daß seine Bedeutung sich 7
Jahrhunderte trotz mancherlei Wechsel der Herrscher bis jetzt erhalten hat. Einmal
unter dem Kaiser von Marokko stehend, war Timbuktu ein Sitz maurischer Gelehrsam-
keit und prangt noch heutzutage mit großen Moscheen aus jener Zeit. Jetzt zählt es
nur 15000 ständige Bewohner, aber zur Zcit der Ankunft der Karawanen ans Gha-
dämes, Algier, Marokko :c. (November bis Januar) halten sich an 10000 Fremde in
der Stadt auf. Auf seinen Markt kommt Reis und Negerkorn, Schihbutter und
Datteln, Baumwolle und Gewürz, Thee und Zucker. Aus Marokko und Ghadämes
werden besonders europäische Waaren und berberisch-arabische Burnusse bezogen, aus
der Wüste Salz, von den Mandingos Gurunüsse, aus Bambuk am Senegal und aus
Bure am oberen Dscholiba Gold als Staub und verarbeitet. Der Umsatz ist groß,
der Gewinn aber geschmälert, da zur Sicherung des Verkehrs auch den Tuaregs Tribut
gezahlt werden muß.
Schacht, Lchrb. d. Geographie 8. Aufl. Zg
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Nordamerika
— Vereinigte Staaten.
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waldreichem Hochlande westlich des Obersees herkommend, macht er den letzten Fall, ehe
er den 44.0 berührt, wird dann schiffbar und strömt zwischen Flachufern, die er oft
übersteigt, oft durch weggeflößte Baumstämme und Eisschollen zerwühlt, ziemlich rasch
zum Meere hiuab. Ein breiter, oft sumpfiger Landstrich begleitet ihn an beiden Seiten,
und in seinen Mündungen häuft sich der Schlamm auf. Von der Abdachung der
Alleghanies über den Mississippi hinaus, weit nach Nordwesten, ist fast alles eine uuer-
meßliche Ebene, nur im Norden noch waldig, sonst mehrentheils baumlos, theils
Prairie, theils auch saudige Einöde, die sich besonders zwischen dem Platte und South Red
River hinter dem Niedern, Blei und Kupfer enthaltenden Ozarkgebirge auödehut und
am Fuße des Hochgebirgs, in Colorado, Neumexico und Nordwe>>Texas zur wirklichen
großen amerikanischen Wüste wird. Das Ozarkgeb. aber, vom Arkansas durchschnitten
und in die Berge von Texas übergehend, scheidet die höhere Sandebene von dem ange-
schwemmten heißen Küstenlande des Golfs.
Die ganze Ebene des Misfifsippi-Stromgebiets steigt aber nach Westen allmählich
aufwärts, so daß sie vor den Schwarzbergm 1400 und am Fuße des Wiudrivergebirgs
16cd m. überm Meeresspiegel liegt. Windriver ist das Stück der Rocky Mountains,
wo nördlich des Südpasses der Fremonts-Pic und nordwestlich davon, am Missouriquell,
die beeisten Trois tetons aufragen. Jenseit setzt sich das Hochland bis zu den Cas-
caden- und Nevada-Ketten fort und ist offenbar die nördliche Verlängerung des
Anähuac.
Unter all diesen Räumen ist es bis jetzt nur die kleinere Hälfte, nur der Osten,
vom atlaut. Meere landeinwärts bis etwas jenseit des Mississippi, wo sich uns die
Union in ihrer Grundlage, Kultur und innern Größe darstellt. Doch hat die Hälfte
schon allein eine solche Ausdehnung und so große Unterschiede des Bodens, Klimas und
der Produktion, daß die einzelnen Staaten bloß durch gegenseitigen Austausch der
eignen Produkte und Arbeiten im stände wären, ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen;
sie könnten eine Welt für sich darstellen. Allein die See fordert sie noch zum Verkehr
mit andern Ländern und Erdtheilen auf. Die Beschaffenheit der Küsten darf
man deshalb nicht übersehen, wenn man wissen will, was die Natur für die Vereinigten
Staaten gethan hat. Die Küstenerstrecknng ist sehr groß, von der Nähe der Fundybai
bis zum Ende der Halbinsel Florida 378, und von da ani nnxicanischen Golf bis zum
Rio Grande del Norte 340, zusammen also 718 Mln. Nicht überall sind indeö diese
Küsten zur Betätigung der Bewohner und zum Handel Vortheilhaft; die flachen, heiß-
feuchten des Südens haben Maugel an sichern Buchten. Am mexic. Golf sind nur die
Häfen von Peusacola, Mobile und New-Orleans brauchbar, und deu letzteren würde
man der fieberhaften Luft halber uicht einmal besuchen, wäre die Lage am Ausfluß des
Mississippi nicht so wichtig für den Handel. Ebenso finden sich am atlantischen Meere
von Florida bis zur Chesapeakbai nur wenige Hafeuplätze von Belang, wie Savanuah
und Charleston. Allein von jener Bai bis znr Grenze von Nen-Braunschweig bietet
die ausgezackte Küste, vor alleu da, wo das Bergland nahe heran tritt, also im Nord-
osteu, eine Menge der besten Häsen, wie Baltimore, Philadelphia, New-Aork, Neu-
Hafen, Providence, New-Bedford, Boston, Portland, Belfast :c. Ueberhanpt
ist der Norden des Landes am meisten dazu geeignet, die Menschen vielseitig zu
bethätigen; sie sehen sich dort anf Land- und Bergbau, auf Viehzucht, Gewerb und
Handel hingewiesen, während das warme Klima im Süden schlaff macht und verweich-
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Extrahierte Personennamen: Savanuah
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Hochgebirgs Colorado Neumexico Arkansas Texas Wiudrivergebirgs Florida Florida Charleston Baltimore Philadelphia New-Aork New-Bedford Boston Portland Belfast
Nordamerika
— Vereinigte Staaten.
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Fabriken und haben sie bessere Commnnicationswege als Ungarn und Galizien. Ebenso
rasch blüht Oregou auf, begünstigt durch fruchtbare Ackergründe und gesundes Klima,
und der au heißen Quellen reiche Staat Nevada, dessen Silbergruben seit dem Jahre
1859 eiue Ausbeute im Werthe von 180 Mill. Dollars geliefert haben. In der obigen
Gesammtzahl der Unionsbevölkerung sind 33,59209(1 Weiße, 4,886990 Schwarze
(Farbige), 383900 Indianers und 199099 Chinesen enthalten. Die letzteren,
die gelben Menschen, zu welchen auch wenige Japanesen, Malaien und Dajaks sich ge-
sellen, haben erst in letzter Zeit begonnen, im Westen, namentlich in Calisornien, Utah
und Montana, sich niederzulassen, genügsam und jeder Arbeit sich unterziehend. Sie
kommen und gehen, aber obgleich unterdrückt, ja unmenschlich behandelt, stets kommen
mehr als gehen; bald werden sie verzehnfacht sein und an der Westküste werden sich
buddhistische Tempel erheben wie an den Küsten Chinas und Ceylons. — Die
rothen Urbewohuer des Landes, die ursprünglichen Herren desselben, finden sich
jetzt fast nur noch westlich vom Mississippi (östl. davon, in den Staaten Wisconsin, Michi-
gan, New-Iork und Florida, ca. 22099), indem sie theils vor der Kultur des „Bleiche
gesichts" selbst sich zurückzöge:?, theils durch Ueberrednng, noch öfter durch Gewalt aus
ihren Gebieten vertrieben worden sind. Das in vieler Beziehung edle Geschlecht der
Wildnis**) geht langsam, aber sicher dem Aussterben entgegen, „anf daß die langweilige
Prosa der Tabaks« und Baumwollenkrämer, der Bankiers und Bankerottirer sich unge-
stört breit macheu könne von den großen Seen bis herab zur Mississippimündung."***)
Der „große Geist" ruft sie ab von ihren Jagdgründen. Und diese Jagdgründe werden
von Jahr zu Jahr beschränkter; nur im fernen Westen noch, in den weiten Ebenen,
behaupten sie sich, und die kleinen Forts, welche der weiße Mann längs seiner großen
Heerstraße nach Francisco angelegt hat, dienen nur zum Schutze dieser letzteren. Die
Rothhäute entschließen sich schwer, den Tomohawk niederzulegen und dafür Hacke und
Spaten zu ergreifen; nur wenige haben von den Weißen gelernt, wie diese zu leben,
in Holzhäusern zu wohnen und den Boden zu pflegen, so z. B. der Stamm der
Tschir okis, welcher, als er 1836 anf schändliche Weise ans seinen Wohnsitzen in
Georgien vertrieben wurde, bereits ein seßhaftes, Ackerbau treibendes, christliches Volk
war, dessen Zahl daher jetzt noch im Zunehmen begriffen ist, während die in alter
Weise als Jägervölker fortlebenden Stämme mehr und mehr zusammenschmelzen. Etwa
19090 können (cum grano salis) für civilisirt gelten, sie verhalten sich ruhig; weitere
* Mit Einschluß der indianischen Bevölkerung Aljaskas, bezüglich ^ deren die
Angaben zwischen 2<090 und 68990 schwanken.
** Man lese die anziehenden Schilderungen Catlins, der manches Jahr bei
den verschiedenen Stämmen, den Mandans, Assiniboins, Krähen, Schwarzfüßen, Da-
cotaö (Zweig der ehemals berühmten Nadoweffier, von den Franzosen Sioux genannt),
Panihs, Omahas n. f. w., zugebracht und also wohl ein richtiges Urtheil über sie zu
fällen vermag. Er ist ganz von ihnen eingenommen, und wo er auch an den Ufern
des Missouri und anderer Flüsse mit seinem Diener und seinen Habseligkeiten landete,
konnte er sicher sein, daß das Boot von den Indianern unangetastet blieb; kaum zur
civilisirten Welt (nach St. Louis) zurückgekehrt, hatte er nur ein paar Stunden sein
Boot aus dem Auge gelassen, als er sich auch schon beraubt sah.
v. Roon in einer durch amerikanische Praktiken nur zu gerechtfertigten
Entrüstung.
Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl. gg
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