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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 82

1892 - Gera : Hofmann
— 82 — machten. An seine Thür schrieben sie: „Joachimcheu, hüte dich; sangen wir dich, so hangen wir dich!" Sie legten ihm einen Hinterhalt, er aber entging ihnen durch die Warnung eines treuen Bauern. In einem Jahre ließ er 70 dieser Räuber hinrichten. Ein Oheim warnte ihn, also gegen den Adel seines eigenen Landes zu wüten. Ihm antwortete er: „Nicht adeliges, sondern nur Schelmenblut habe ich vergossen. Wären diese redliche Edelleute gewesen, so hätten sie keine Verbrechen begangen!" In Berlin gründete er das Kammergericht, das in Streitsachen den letzten und höchsten Spruch fällte. Die Juden verfolgte er grausam und jagte sie aus dem Lande. Lnthern und seinem Werke war er feind. Trotzdem breitete sich die neue Lehre in seinem Lande aus, und sogar die Knrfüstin Elisabeth bekannte sich heimlich dazu. Sie mußte aber vor dem Zorn ihres Gatten bei Nacht und Nebel nach Sachsen fliehen. Hier lebte sie in fleißigem Verkehr mit Luther bis nach dem Tode ihres Mannes. Ihre Söhne holten sie dann zurück und traten beide zur evangelischen Kirche über, Kurfürst Joachim Ii. im Jahre 1539. Sein Wahlspruch war: „Allen wohlzuthun ist Fürstenart." Durch einen Erbvertrag mit den schlesischen Herzögen erwarb er das Recht auf Schlesien, das später Friedrich der Große zur Geltung brachte. Auch die Erwerbung Preußens bereitete er vor. 11. Wie Luther in seiner Familie lebte. Luther verheiratete sich 1525 mit Katharina von Bora und führte mit ihr ein glückliches Eheleben. Er rühmte selbst: „Mir ist's, gottlob, wohlgeraten, denn ich habe ein frommes und getreues Weib!" In seinem Testamente bezeugte er seiner Käthe, „daß sie ihn allezeit lieb und wert gehalten habe". Luther wohnte in dem Augustinerkloster, das ihm der Kurfürst schenkte, als es die Mönche verlassen hatten. Käthe war eine fleißige und sparsame Hausfrau. Sie baute den Garteu, mästete alljährlich ein Schwein, hielt Kostgänger und vermehrte die Einnahmen, wo es ging. Und das war nötig, denn Luther war sehr gastfrei und freigebig,' fein Einkommen aber gering, da er von seinen Büchern nie einen Gewinn nahm. Kein Armer ging nngespeist und nnbeschenkt aus seiner Thür. Weil er alles für andere that, fehlte es ihm oft selbst an dem Nötigsten. Durch Geschenke half ihm oft der Kurfürst aus dieser und jener Verlegenheit. Seine Kinder lieble Luther gar zärtlich, aber streng erzog er sie in der Zucht und Vermahnung zum Herrn. Sein liebes Söhnlein Hans, dem er den lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, durfte einmal drei Tage nicht vor fein Angesicht kommen. „Ich will lieber einen toten als einen ungeratenen Sohn!" sagte er. Groß war sein Schmerz, als seine vierjährige Magdalene auf dem Sterbebette

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 141

1899 - Gera : Hofmann
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem. (Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.) 6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes". Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100 unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig, Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten. Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver- schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291 Akkon, den Türken wieder in die Hände. 7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz- züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 156

1899 - Gera : Hofmann
— 156 — andere Frauen, alte kampfunfähige Ritter, Knaben und Boten. Unter- Trompeten- und Paukenschall zogen die Ritter heran. Zwei eröffneteu durch eine Tjost oder einen Wettkampf mit Speeren die ritterlichen Kampffpiele. Sie legten ihre Lanzen ein, sprengten unter Trompeten- geschmetter mit verhängtem Zügel aufeinander los, zielten nach den. vier Nägeln am Schilde des Gegners und prallten mit furchtbarer Wucht gegeneinander. Wer aus dem Sattel auf den Sand flog, war besiegt. Dem ersten folgte noch manch anderes Kämpferpaar. Dann begann das eigentliche Turnier, bei dem die beiden Reiterscharen gegeneinander an- rannten. Sie erhoben dabei ein Feldgeschrei; Trommeln und Trompeten ertönten; Lanzen zersplitterten; Schilde krachten; Rosse wieherten; Ge- stürzte stöhnten; Verwundete wurden hinweggetragen; Jubel- oder Hohn- rufe der Zuschauer erschollen. Zuweilen folgte dem Speerkampf noch ein Schwertkamps, bei dem die Sieger Roß und Rüstung des Gegners ge- wannen. Herolde überwachten die Turnierordnung, damit alles ehrlich, d. h. nach ritterlichen Ehrbegriffen, zuginge. Kampfscheider schlichteten den Streit und entschieden über Sieg und Niederlage. Dem Sieger, der am gewandtesten geritten, am kunstgerechtesten gestritten, die meisten Speere verstochen und die meisten Gegner besiegt hatte, reichte meist eine Dame den Dank oder Preis, der in einer Waffe oder einem Zierat bestand. h) Ritterorden. Während der Kreuzzüge entstanden geistliche Ritterverbindungen oder Orden, die eine Verschmelzung von Mönchs- und Ritterpflichten zeigen. Die Ordensglieder mußten außer den Mönchs- gelübden (Gehorsam gegen die Oberen, Ehe- losigkeit und Armut) noch die Krankenpflege und den Kampf gegen die Ungläubigen ge- loben. Die Johanniter hatten sich zunächst die Pflege kranker und hilfloser Pilger zur Pflicht gemacht. Ihr erstes Hospital hatten Kaufleute aus Italien in der Nähe des heiligen Grabes gebaut. Nach Verlust des heiligen Landes siedelten sie nach Rhodus und später nach Malta über. Sie trugen schwarze Mäntel mit einem weißen Kreuze. — Der Tempel- orden wurde von neun französischen Rittern zunächst zum Schutze der Pilger gestiftet und hatte sein Ordenshaus auf der Stätte des Salo- tt?- Templer in Ordens- nwnischen Tempels. Die Ritter waren an . ^ocht. ihrem weißen Mantel mit dem roten Kreuze (Nach Stacke, deutsche Gerichte.) ’ . * .... . kenntlich. Der Orden kam spater zu großem Reichtum und großer Macht, besonders in Frankreich. Philipp der Schöne von Frankreich ließ ihn wegen angeblicher Verbrechen vom Papste aufheben, verbrannte viele Rittersamt dem Ordensmeister und eignete sich die reichen Schätze des Ordens an. — Der deutsche Orden wurde bei der Belagerung von Akkon von Barbarossas Sohn Friedrich, der Zierde deutscher Ritterschaft, gegründet und bestand nur aus Deutschen. Die Ordenstracht war der weiße Mantel mit dem schwarzen Kreuze.

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 239

1899 - Gera : Hofmann
— 239 Wanderung von Niederländern, die ihres Glaubens wegen von den Spaniern vertrieben worden waren. Sein Wahlspruch war: „Gerecht und milde!" 4. Auf Johann Georg folgte sein Sohn Joachim Friedrich (1598 bis 1608). Er erhielt die Vormundschaft über den geisteskranken Herzog Albrecht Friedrich von Preußen und vermählte seinen Sohn Johann Sigismund mit dessen älterer Tochter Anna, sich selbst mit der jüngeren, um weitere Anrechte auf Preußen und Erbansprüche aus Jülich-Berg geltend machen zu können. Er setzte das Ge- heimratskollegium als Beirat des Fürsten ein. Dieses bestand aus acht gelehrten und erfahrenen Männern, die die Einnahmen und Ausgaben, Handel und Gewerbe und das Kriegswesen zu beaufsichtigen hatten. Der oberste Be- amte blieb der Kanzler. Die Bildung beförderte er durch Gründung des Joachimsthalschen Gymnasiums bei dem von ihm begründeten Orte Joachimsthal; später kam es nach *86. Joachim Friedrich. Berlin. Die Einheit der Mark wurde Nach einem gleichzeitigen Stich. (Bürkner.) durch den Geraer Hausvertrag erhalten. Sein Wahlspruch war: „Die Furcht Gottes ist der Weisheit Anfang." Seine wohl- thätige Gattin Katharina legte bei Berlin Meiereien an, ließ die Milch auf dem Molkenmarkte verkaufen und verwandte den Ertrag zu wohlthätigen Zwecken; auch gründete sie die Schloßapotheke, aus welcher die Armen unentgeltlich Arzneien erhielten. 5. Johann Sigismund (1608 bis 1619) war ein gebildeter, ent- schlossener Fürst, der in stürmischen Zeiten das Staatsruder mit Geschick und Festigkeit führte. „Fürgesetzund Volk!" lautete sein Wahlspruch. Als Erbschaft seiner Gattin Anna gewann er die rheinischen Länder Cleve, Mark und Ravensberg. Aber erst der große Kurfürst konnte sie nachmals wirklich in Besitz nehmen. Johann Sigismund trat zum reformierten Bekenntnis über und regte dadurch die lutherischen Märker so auf, daß in Berlin ein Aufruhr erfolgte. Diesen Ausschreitungen setzte der Kurfürst Ruhe und Festigkeit entgegen und blieb dem gewählten Be- kenntnisse treu. Als sein Schwiegervater, der blödsinnige Herzog von Preußen, starb, setzte sich Johann Sigismund sofort in den erblichen Besitz Preußens unter polnischer Lehnshoheit. 1609

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 150

1899 - Gera : Hofmann
150 gegen „Entschädigungen" die Krone einem englischen und einem spanischen Fürsten übertragen. Beide bekümmerten sich ebensowenig um Deutschland wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten waren völlig selbständig geworden. Handel, Gewerbe und Acker- bau lagen gänzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes sicher. Die Fürsten und Herren rauften miteinander in endlosen Fehden, und nur der Stärkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren Burgen aus, die an den Landstraßen auf geschützten Orten sich zahlreich erhoben, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich in den Steigbügel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen gab, daß Reifende oder Warenzüge nahten, um die reichen Warenzüge der Kaufleute zu plündern und von den Gefangenen oft ein sehr hohes Lösegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg- reif (d. i. Steigbügel) schloffen die Städte, welche unter diesem Unwesen am meisten litten, Bündnisse zu Schutz und Trutz. Unteritalien gab der Papst als päpstliches Lehn dem finsteren Karl von Anjou, einem Bruder Ludwigs des Heiligen von Frankreich. Karl unterdrückte mit grausamer Härte Adel, Bürger und Geistlichkeit, und das ganze Land seufzte unter den Händen dieses Henkers. 2. Der unglückliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Sproß der Staufer, Konrads Sohn Konradin, auf. Zwei Minnelieder in der Manesseschen Samm- lung bezeugen feine dichterische Begabung. Der Ruf der Italiener, das Drängen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzens veranlaßten ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein väterliches Erbe von den Franzosen zurückzufordern. Vergeblich hatte seine Mutter Elisabeth von dem Zuge abgemahnt, mit Thränen und trüben Ahnungen in Hohen- schwangau von ihm Abschied genommen. In Italien wurde der herr- liche Jüngling überall mit Jubel ausgenommen. Doch der Papst sprach den Bann über ihn aus. Bei Tagliacozzo siegte Konradin anfänglich über Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu früh zerstreuten und zu plündern anfingen, fiel ein Hinterhalt über sie her und brachte ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von Anjou ausgeliesert. Dieser stellte ihn als einen Räuber und Empörer vor ein Gericht, das ihn aber freisprach. Nur der knechtisch gesinnte Robert von Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Daraufhin befahl Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung. 3. Sein rührendes Ende. Das Todesurteil wurde Konradin vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß. Gefaßt bereitete er sich zum Tode vor. Am 29. Oktober 1268 bestieg er mit seinen Gefährten das Blutgerüst. Robert von Bari verlas das Todesurteil und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt, Graf Robert von Flandern auf und rief ihm mit drohend ge- schwungenem Schwerte zu: „Wie kannst du, feiger Schurke, einen so herrlichen Ritter zum Tode verurteilen!" Und das geschwungene Schwert traf den bösen Mann. Konradin aber umarmte seinen Freund, befahl

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 151

1899 - Gera : Hofmann
151* seine Seele Gott und legte geduldig sein Haupt auf den Block mit den Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann empfing er den Todesstreich. Friedrich schrie ans in namenlosem Schmerze, und das Volk zerfloß in Thränen. Nur der herzlose Anjou, der am Fenster einer nahen Burg stand, blieb ungerührt und sah mit teuflischer Be- friedigung das Ende des letzten Staufers; dann fielen die Häupter Friedrichs und der anderen Freunde Konradins. 4. Die gerechte Strafe des Mörders. Karls Reich hatte keinen Bestand. Sein unbarmherziger Druck und die Willkür seiner französischen Soldaten veranlaßten einen plötzlichen Aufstand, die Sicilianische Vesper, welcher am Ostermontage zur Vesperzeit begann. Alle Fran- zosen auf Sicilien wurden ermordet und die Bewohner von dem Joche der Fremdlinge befreit. In seiner Wut soll Karl den goldenen Knopf von seinem Stocke gebissen haben. Fragen: Woran ging das Geschlecht der Staufer zu Grunde? — Wodurch war das Interregnum eine schreckliche Zeit? — „Konradin" von Schwab. 49. Die Kultur des Mittelalters. 1. Das deutsche Königtum. Die Königswahl geschah durch die weltlichen und geistlichen Reichsgroßen, und zwar in der Regel nur durch die angesehensten, in Aachen, später in Frankfurt am Main. In Aachen krönte und salbte der Erzbischof von Köln, in Frankfurt der Erzbischof von Mainz. Seit 1356 (durch die goldene Bulle) lag das Wahlrecht nur bei den sieben Kurfürsten. Die Reichsgüter bestanden in großem Grundbesitz, Höfen, Dörfern, Forsten. Die Krön rechte waren besonders das Jagd-, Münz- und Zollrecht. Durch die allzu reichliche Vergabung wurde die Macht des Königs außerordentlich geschwächt. Die Landesherren wurden immer mächtiger und unabhängiger. Zuletzt war Deutschland nur ein lockerer Bund kleiner und großer Staaten. Der Reichstag wurde vom Könige berufen. Auf ihm er- schienen die Reichsgroßen und berieten über wichtige gemeinsame An- gelegenheiten, als: Krieg, Landfrieden, Streitsachen der Fürsten u. a. Auch die Belehnung der Großen erfolgte hier in der Regel. Die Herzöge, Markgrafen und Grafen bildeten die weltlichen, die Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte die geistlichen Reichsstände; später kamen noch die Reichs- städte hinzu. In den Einzelstaaten bildeten Ritterschaft (der Adel), Geistlichkeit und Städte die Landstände. Sie berieten hauptsächlich über die Bewilligung der Landsteuern, die die Landesherren „erbeten" hatten, und wirkten sich für die Gewährung mancherlei Rechte und Zu- geständnisse aus. 2. Das Rittertum, a) Entstehung. Die Ritterschaft entstand aus den Freigeborenen, welche den Kriegsdienst zu Roß leisteten. All- mählich bildete sich das Rittertum als ein abgeschlossener Stand heraus, und durch die Ritterwürde wurden Fürsten wie einfache 1282

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 201

1899 - Gera : Hofmann
Mm — 201 — sind. Darum bitten wir Eure Liebden mit allem Fleiß, Euer gutes Gerücht bei den Frauen nicht also zu verlieren, sondern Euer Gemüt gegen die arme Witwe wieder zu wenden und sie wieder zu dem Ihrigen kommen zu lassen — Nur um 2 Jahre überlebte die Kurfürstin ihren Gemahl. In dieser Zeit verkehrte sie traulich mit ihren Kindern und verwandte ihr reiches Witwengut zu deren Bestem. Ihren Hofhalt vereinigte sie mit dem ihres Sohnes Albrecht, „damit sich derselbe besser erholen könne." Im Kloster zu Heilbronn ward sie an der Seite ihres Gatten bestattet. 65. Die nächsten Nachfolger des ersten Hohenzollern in der Mark. 1. Friedrich Ii., der Eiserne, brach die Macht der Städte. 1440 Er hatte eine tiefe Frömmigkeit des Herzens, aber auch eine unbeugsame Festigkeit des Willens; daher sein Beiname „Eisenzahn". „Beten und arbeiten!" hieß sein Wahlspruch. Ihm machten die Städte, die sich in den langen Wirren viele Freiheiten erkämpft hatten und von der Landes- hoheit des Fürsten nichts wissen wollten, viel zu schaffen, besonders die Doppel- stadt Berlin-Kölln an der Spree. Sie verschloß ihm sogar die Thore. Bei einem Aufruhr der Bürger gegen den Rat drang Friedrich auf den Hilferuf des letzteren in der Ver- wirrung mit 6oo Reitern in die Stadt und trieb die Empörer zu Paaren. Er ließ sich die Schlüssel der Thore ausliefern, stürzte den Roland, das Sinnbild des Blutbannes oder Rechtes über Leben und Tod, und erbaute nach einem zweiten Auf- stande an der Spree zwischen den beiden Städten Berlin und Kölln die Fürstenburg, auf deren Stelle sich heute das alte königliche Schloß erhebt. „Sie sollte der Herrschaft und dem Lande zum Frommen und zur Zierde gereichen." Er bezog sie 1451 und machte damit Berlin 1451 zur Residenz des Kurfürstentums. 2. Er hob die Sittlichkeit. Durch das Raub- und Fehdewesen war der Adel der Mark in üblen Ruf gekommen. „Was man irgendwo vermisse, das müsse man nur in der Mark Brandenburg suchen!" war eine gemeine Rede in deutschen Landen. Um den Adel zu heben, gründete Friedrich den Schwanenorden. Durch ihn sollte Frömmigkeit, Sitten- reinheit und edles Familienleben gefördert werden. Als der Tod seinen einzigen Sohn in blühender Jugend hinwegraffte, da übergab er die Regierung seinem Bruder Albrecht, nahm mit Thränen Abschied von den märkischen Ständen und starb schon im nächsten Jahre in Franken. Wo

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 219

1899 - Gera : Hofmann
— 219 — \6\. Die Lutherstube auf der Wartburg. Bibel ist die einzige Richtschnur des Glaubens und Lebens. Die lateinische Messe wurde abgeschafft, dagegen deutscher Gottes- dienst mit Predigt, Gebet und Gesang eingeführt. Luther selber dichtete Lieder voll Kraft und Innigkeit. Die Ohrenbeichte, die Heiligenverehrung und die Klostergelübde wurden ebenfalls abgethan. Das Abendmahl wurde unter beiderlei Gestalt gereicht. Die evangelische Lehre faßte in mehreren Ländern und vielen Städten Wurzel. Friedrich der Weise starb 1525. Sein Nachfolger, Johann der Beständige, bekannte sich zu der evange- lischen Lehre, ebenso der Landgraf Philipp von Hessen. In Preußen trat Albrecht von Brandenburg 1525 zur evangelischen Kirche über und verwandelte das Ordensland in ein weltliches Herzogtum. Infolge einer Schul- und Kirchenvisitation (1527) verfaßte Luther den t62. Johann der Be- kleinen und großen Katechismus (1529) und t9e‘ ' verwandte allen Fleiß auf die Hebung des Jugendunterrichts. 8. Der treue Familienvater. Luther verheiratete sich 1525 mit der aus dem Kloster getretenen Nonne Katharina von Bora. Er wollte durch diese That das unbiblische Verbot der Priesterehe wider- legen und den übrigen Geistlichen Mut zu demselben Schritte machen. Er führte mit seiner Käthe ein glückliches Eheleben und rühmte selbst: „Mir ist's, gottlob, wohlgeraten, denn ich habe ein frommes und getreues Weib!" In seinem Testamente bezeugte er seiner Käthe, „daß sie ihn allezeit lieb und wert gehalten habe." Luther wohnte in dem Augustiner- kloster, das ihm der Kurfürst schenkte, als es die Mönche verlassen hatten. 1525 1525 1529

9. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 12

1910 - Berlin : Salle
12 Tie deutsche Reformation. linge Hochmut und Überhebung zur Schau trugen und wie auch schlechte Deutsche durch Jagen nach Gunst und Ämtern und Kriecherei vor dem päpstlichen Stuhl sich erniedrigten. In Gedichten, Satiren und Flugschriften geißelte er die Juristen und das römische Recht, den rohen Adel und die Tyrannei der Fürsten, unter welchen namentlich Ulrich von Württemberg seinen ganzen Zorn erregte. Dieser Herzog hatte eilten Vetter Huttens, den jungen und einnehmenden Hans von Hutten, meuchlings niedergestochen. Der Ermordete war einst des Herzogs Stallmeister und bevorzugter Günst- ling gewesen, aber als dieser in wilder Leidenschaft für Hans Huttens junge Frau entbrannte, scheint es zum Zerwürfnis gekommen zu sein. Die Mordtat empörte die gesamten Mitglieder der Huttenschen Familie. Ulrich von Hutten bemächtigte sich der Angelegenheit und zog in fünf kraftvollen Reden (1515—1519) den Herzog zur Verantwortung. Diese Reden, die damals einen tiefen Eindruck in den Kreisen des niederen Adels machten, übertreiben freilich die häßlichen Charakter- eigenschaften des Herzogs, der in Wirklichkeit kein solch Scheusal ge^ wesen ist. Wilhelm Hauff hat ihm in dem Geschichtsroman „Lichten- stein" gewissermaßen eine Ehrenrettung zuteil werden lassen. Vielfach bestimmten Ulrich von Huttens Auftreten die Interessen des Ritterstandes, dessen Ansehen mit der Macht des Kaisertums zusammenhing. Für das aufblühende deutsche Bürgertum zeigte der fränkische Ritter weniger Verständnis. Die Üppigkeit, der Wucher im Handel und Verkehr, der sich oft bei den reich gewordenen Städten zeigte, stießen ihn ab. In die festen Ordnungen des Rechts und des Friedens, die Kaiser Maximilian mit Mühe am Ausgange des Mittelalters in Deutschland hergestellt hatte, wußte der Feuerkopf Hutten sich am wenigsten zu finden. Er für seine Person griff genau zu den alten Gewaltmitteln. Statt des geistigen Kampfes wollte er den Kampf mit dem Schwert. Ihm zur Seite trat bald ein tatkräftiger, kriegsgeübter, die poli- tischen Verhältnisse überschauender Gefährte: Franz von Sickingen. Dieser war eine glänzende Ritterscheinung, kraftvoll und bieder, großen Ideen zugeneigt und ein Freund der Männer der Wissenschaft, dazu wohlbegütert und im Besitz mehrerer Burgen, deren hervorragendste die Ebernburg und der Landstuhl waren. Hier versammelte er geistreiche und gelehrte Personen um sich, die ein neues Leben in die alte Burg trugen. Herzog Ulrich von Württemberg hatte widerrechtlich die kaiserliche

10. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 96

1910 - Berlin : Salle
96 Der Dreißigjährige Krieg. Bestimmungen in bezug auf das Reich. Diese Bestimmungen vollenden die Auflösung des Reiches in einen lockern Bund selbständiger Staaten, gebildet aus weltlichen Erb- Monarchien, geistlichen Wahlfürstentümern und städtischen Republiken. Das Reich war jetzt kein einheitlicher Staat mehr, sondern, um die Worte Friedrichs des Großen zu gebrauchen, „eine erlauchte Republik von Fürsten mit einem gewählten Oberhaupt an der Spitze". Dem Kaiser blieb nur noch ein Schatten von Macht (Vorsitz auf dem Reichs- tage, Verleihung des Adels und hoher Würden). Denn sämtliche Reichsfürsten und Reichsstädte hatten das volle Recht der Landeshoheit erhalten, dazu die Befugnis, unter sich und mit dem Auslande Bündnisse zu schließen. In bezug auf die Besitzverhältnisse der Reichsstände trat im allgemeinen der Zustand vor dem Krieg, also vor 1618, ein. Bayern jedoch behielt die Kurwürde und die Oberpfalz. Da- gegen wurde die Rheinpfalz dem Sohne des „Winterkönigs" zurück- gegeben und eine achte Kurwürde geschaffen. Kursachsen behielt die Lausitz. Brandenburg, das eigentlich auf ganz Pommern Anspruch hatte, bekam nur den größten Teil von Hinterpommern und als Entschädigung für die an Schweden gefallenen Gebietsteile die Bis- tümer Halberstadt, Minden und Kammin und die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg mir den Städten Magdeburg und Halle. Folgen des Dreißigjährigen Krieges. Das Endergebnis des Dreißigjährigen Krieges war eine völlige Niederlage des Kaisertums, namenloses Elend in deutschen Landen und das Übergewicht des Auslandes, zunächst der Schweden und Franzosen. Der Volkswohlstand war auf lange hinaus vernichtet. Nach mäßiger Angabe büßte Deutschland die Hälfte seiner Bewohner, über zwei Drittel seines beweglichen Vermögens ein. Tausende von Städten, Zehntausende von Dörfern, ungezählte Klöster und Gehöfte wurden zerstört. Auf Rechnung der Schweden sollen allein 1976 Schlösser, 1629 Städte und 18 310 Dörfer kommen. Diese Ziffern mögen etwas übertrieben sein. In der Pfalz soll die Bevölkerung auf den fünfzigsten Teil zusammengeschmolzen sein. Weite Strecken Landes waren in eine Wüstenei verwandelt. Bären und Wölfe, aber außerdem zahlreiche Räuberbanden, die durch das entlassene Kriegsvolk Zuwachs erhielten, machten noch lange den Verkehr unsicher.
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