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machten. An seine Thür schrieben sie: „Joachimcheu, hüte dich; sangen wir dich, so hangen wir dich!" Sie legten ihm einen Hinterhalt, er aber entging ihnen durch die Warnung eines treuen Bauern. In einem Jahre ließ er 70 dieser Räuber hinrichten. Ein Oheim warnte ihn, also gegen den Adel seines eigenen Landes zu wüten. Ihm antwortete er: „Nicht adeliges, sondern nur Schelmenblut habe ich vergossen. Wären diese redliche Edelleute gewesen, so hätten sie keine Verbrechen begangen!" In Berlin gründete er das Kammergericht, das in Streitsachen den letzten und höchsten Spruch fällte. Die Juden verfolgte er grausam und jagte sie aus dem Lande. Lnthern und seinem Werke war er feind. Trotzdem breitete sich die neue Lehre in seinem Lande aus, und sogar die Knrfüstin Elisabeth bekannte sich heimlich dazu. Sie mußte aber vor dem Zorn ihres Gatten bei Nacht und Nebel nach Sachsen fliehen. Hier lebte sie in fleißigem Verkehr mit Luther bis nach dem Tode ihres Mannes. Ihre Söhne holten sie dann zurück und traten beide zur evangelischen Kirche über, Kurfürst Joachim Ii. im Jahre 1539. Sein Wahlspruch war: „Allen wohlzuthun ist Fürstenart." Durch einen Erbvertrag mit den schlesischen Herzögen erwarb er das Recht auf Schlesien, das später Friedrich der Große zur Geltung brachte. Auch die Erwerbung Preußens bereitete er vor.
11. Wie Luther in seiner Familie lebte. Luther verheiratete sich 1525 mit Katharina von Bora und führte mit ihr ein glückliches Eheleben. Er rühmte selbst: „Mir ist's, gottlob, wohlgeraten, denn ich habe ein frommes und getreues Weib!" In seinem Testamente bezeugte er seiner Käthe, „daß sie ihn allezeit lieb und wert gehalten habe". Luther wohnte in dem Augustinerkloster, das ihm der Kurfürst schenkte, als es die Mönche verlassen hatten. Käthe war eine fleißige und sparsame Hausfrau. Sie baute den Garteu, mästete alljährlich ein Schwein, hielt Kostgänger und vermehrte die Einnahmen, wo es ging. Und das war nötig, denn Luther war sehr gastfrei und freigebig,' fein Einkommen aber gering, da er von seinen Büchern nie einen Gewinn nahm. Kein Armer ging nngespeist und nnbeschenkt aus seiner Thür. Weil er alles für andere that, fehlte es ihm oft selbst an dem Nötigsten. Durch Geschenke half ihm oft der Kurfürst aus dieser und jener Verlegenheit. Seine Kinder lieble Luther gar zärtlich, aber streng erzog er sie in der Zucht und Vermahnung zum Herrn. Sein liebes Söhnlein Hans, dem er den lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, durfte einmal drei Tage nicht vor fein Angesicht kommen. „Ich will lieber einen toten als einen ungeratenen Sohn!" sagte er. Groß war sein Schmerz, als seine vierjährige Magdalene auf dem Sterbebette
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Joachim_Ii Friedrich Katharina_von_Bora Hans
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem.
(Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.)
6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen
Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle
keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone
geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes".
Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten
besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100
unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König
von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung
der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig,
Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten.
Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der
Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich
das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver-
schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach
200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291
Akkon, den Türken wieder in die Hände.
7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz-
züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht
erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche
Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche
gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die
vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und
Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen
einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten
Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum
erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.
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Extrahierte Personennamen: Kugler Gottfried Balduin
— 156 —
andere Frauen, alte kampfunfähige Ritter, Knaben und Boten. Unter-
Trompeten- und Paukenschall zogen die Ritter heran. Zwei eröffneteu
durch eine Tjost oder einen Wettkampf mit Speeren die ritterlichen
Kampffpiele. Sie legten ihre Lanzen ein, sprengten unter Trompeten-
geschmetter mit verhängtem Zügel aufeinander los, zielten nach den.
vier Nägeln am Schilde des Gegners und prallten mit furchtbarer Wucht
gegeneinander. Wer aus dem Sattel auf den Sand flog, war besiegt.
Dem ersten folgte noch manch anderes Kämpferpaar. Dann begann das
eigentliche Turnier, bei dem die beiden Reiterscharen gegeneinander an-
rannten. Sie erhoben dabei ein Feldgeschrei; Trommeln und Trompeten
ertönten; Lanzen zersplitterten; Schilde krachten; Rosse wieherten; Ge-
stürzte stöhnten; Verwundete wurden hinweggetragen; Jubel- oder Hohn-
rufe der Zuschauer erschollen. Zuweilen folgte dem Speerkampf noch ein
Schwertkamps, bei dem die Sieger Roß und Rüstung des Gegners ge-
wannen. Herolde überwachten die Turnierordnung, damit alles ehrlich,
d. h. nach ritterlichen Ehrbegriffen, zuginge. Kampfscheider schlichteten
den Streit und entschieden über Sieg und Niederlage. Dem Sieger, der
am gewandtesten geritten, am kunstgerechtesten gestritten, die meisten Speere
verstochen und die meisten Gegner besiegt hatte, reichte meist eine Dame
den Dank oder Preis, der in einer Waffe oder einem Zierat bestand.
h) Ritterorden. Während der Kreuzzüge entstanden geistliche
Ritterverbindungen oder Orden, die eine Verschmelzung von Mönchs-
und Ritterpflichten zeigen. Die Ordensglieder mußten außer den Mönchs-
gelübden (Gehorsam gegen die Oberen, Ehe-
losigkeit und Armut) noch die Krankenpflege
und den Kampf gegen die Ungläubigen ge-
loben. Die Johanniter hatten sich zunächst
die Pflege kranker und hilfloser Pilger zur
Pflicht gemacht. Ihr erstes Hospital hatten
Kaufleute aus Italien in der Nähe des heiligen
Grabes gebaut. Nach Verlust des heiligen
Landes siedelten sie nach Rhodus und später
nach Malta über. Sie trugen schwarze Mäntel
mit einem weißen Kreuze. — Der Tempel-
orden wurde von neun französischen Rittern
zunächst zum Schutze der Pilger gestiftet und
hatte sein Ordenshaus auf der Stätte des Salo-
tt?- Templer in Ordens- nwnischen Tempels. Die Ritter waren an
. ^ocht. ihrem weißen Mantel mit dem roten Kreuze
(Nach Stacke, deutsche Gerichte.) ’ . * .... .
kenntlich. Der Orden kam spater zu großem
Reichtum und großer Macht, besonders in Frankreich. Philipp der
Schöne von Frankreich ließ ihn wegen angeblicher Verbrechen vom Papste
aufheben, verbrannte viele Rittersamt dem Ordensmeister und eignete
sich die reichen Schätze des Ordens an. — Der deutsche Orden wurde
bei der Belagerung von Akkon von Barbarossas Sohn Friedrich, der
Zierde deutscher Ritterschaft, gegründet und bestand nur aus Deutschen.
Die Ordenstracht war der weiße Mantel mit dem schwarzen Kreuze.
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Extrahierte Personennamen: Philipp Barbarossas_Sohn_Friedrich Barbarossas Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien Malta Frankreich Frankreich Akkon
— 239
Wanderung von Niederländern, die ihres Glaubens wegen von den
Spaniern vertrieben worden waren. Sein Wahlspruch war: „Gerecht
und milde!"
4. Auf Johann Georg folgte sein Sohn Joachim Friedrich (1598
bis 1608). Er erhielt die Vormundschaft über den geisteskranken Herzog
Albrecht Friedrich von Preußen und vermählte seinen Sohn Johann
Sigismund mit dessen älterer Tochter Anna, sich selbst mit der jüngeren,
um weitere Anrechte auf Preußen und
Erbansprüche aus Jülich-Berg geltend
machen zu können. Er setzte das Ge-
heimratskollegium als Beirat des
Fürsten ein. Dieses bestand aus acht
gelehrten und erfahrenen Männern, die
die Einnahmen und Ausgaben, Handel
und Gewerbe und das Kriegswesen zu
beaufsichtigen hatten. Der oberste Be-
amte blieb der Kanzler. Die Bildung
beförderte er durch Gründung des
Joachimsthalschen Gymnasiums
bei dem von ihm begründeten Orte
Joachimsthal; später kam es nach *86. Joachim Friedrich.
Berlin. Die Einheit der Mark wurde Nach einem gleichzeitigen Stich. (Bürkner.)
durch den Geraer Hausvertrag erhalten. Sein Wahlspruch war:
„Die Furcht Gottes ist der Weisheit Anfang." Seine wohl-
thätige Gattin Katharina legte bei Berlin Meiereien an, ließ die
Milch auf dem Molkenmarkte verkaufen und verwandte den Ertrag zu
wohlthätigen Zwecken; auch gründete sie die Schloßapotheke, aus welcher
die Armen unentgeltlich Arzneien erhielten.
5. Johann Sigismund (1608
bis 1619) war ein gebildeter, ent-
schlossener Fürst, der in stürmischen
Zeiten das Staatsruder mit Geschick
und Festigkeit führte. „Fürgesetzund
Volk!" lautete sein Wahlspruch. Als
Erbschaft seiner Gattin Anna gewann
er die rheinischen Länder Cleve, Mark
und Ravensberg. Aber erst der große
Kurfürst konnte sie nachmals wirklich
in Besitz nehmen. Johann Sigismund
trat zum reformierten Bekenntnis über
und regte dadurch die lutherischen Märker
so auf, daß in Berlin ein Aufruhr
erfolgte. Diesen Ausschreitungen setzte
der Kurfürst Ruhe und Festigkeit entgegen und blieb dem gewählten Be-
kenntnisse treu. Als sein Schwiegervater, der blödsinnige Herzog von
Preußen, starb, setzte sich Johann Sigismund sofort in den erblichen
Besitz Preußens unter polnischer Lehnshoheit.
1609
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Extrahierte Personennamen: Johann_Georg Johann Joachim_Friedrich_( Friedrich Albrecht_Friedrich_von_Preußen Albrecht Friedrich Johann
Sigismund Johann Anna Joachim_Friedrich Friedrich Katharina Johann_Sigismund_( Johann Anna Johann_Sigismund Johann Johann_Sigismund Johann
Extrahierte Ortsnamen: Jülich-Berg Joachimsthal Berlin Gottes Berlin_Meiereien Berlin
150
gegen „Entschädigungen" die Krone einem englischen und einem spanischen
Fürsten übertragen. Beide bekümmerten sich ebensowenig um Deutschland
wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten
waren völlig selbständig geworden. Handel, Gewerbe und Acker-
bau lagen gänzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes
sicher. Die Fürsten und Herren rauften miteinander in endlosen Fehden,
und nur der Stärkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren
Burgen aus, die an den Landstraßen auf geschützten Orten sich zahlreich
erhoben, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich
in den Steigbügel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen
gab, daß Reifende oder Warenzüge nahten, um die reichen Warenzüge
der Kaufleute zu plündern und von den Gefangenen oft ein sehr hohes
Lösegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg-
reif (d. i. Steigbügel) schloffen die Städte, welche unter diesem Unwesen
am meisten litten, Bündnisse zu Schutz und Trutz.
Unteritalien gab der Papst als päpstliches Lehn dem finsteren Karl
von Anjou, einem Bruder Ludwigs des Heiligen von Frankreich.
Karl unterdrückte mit grausamer Härte Adel, Bürger und Geistlichkeit,
und das ganze Land seufzte unter den Händen dieses Henkers.
2. Der unglückliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern
am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Sproß der Staufer, Konrads
Sohn Konradin, auf. Zwei Minnelieder in der Manesseschen Samm-
lung bezeugen feine dichterische Begabung. Der Ruf der Italiener, das
Drängen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzens veranlaßten
ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein väterliches Erbe von den
Franzosen zurückzufordern. Vergeblich hatte seine Mutter Elisabeth
von dem Zuge abgemahnt, mit Thränen und trüben Ahnungen in Hohen-
schwangau von ihm Abschied genommen. In Italien wurde der herr-
liche Jüngling überall mit Jubel ausgenommen. Doch der Papst sprach
den Bann über ihn aus. Bei Tagliacozzo siegte Konradin anfänglich
über Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu früh zerstreuten
und zu plündern anfingen, fiel ein Hinterhalt über sie her und brachte
ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht
mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von
Anjou ausgeliesert. Dieser stellte ihn als einen Räuber und Empörer
vor ein Gericht, das ihn aber freisprach. Nur der knechtisch gesinnte
Robert von Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Daraufhin befahl
Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung.
3. Sein rührendes Ende. Das Todesurteil wurde Konradin
vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß.
Gefaßt bereitete er sich zum Tode vor. Am 29. Oktober 1268 bestieg
er mit seinen Gefährten das Blutgerüst. Robert von Bari verlas das
Todesurteil und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt,
Graf Robert von Flandern auf und rief ihm mit drohend ge-
schwungenem Schwerte zu: „Wie kannst du, feiger Schurke, einen so
herrlichen Ritter zum Tode verurteilen!" Und das geschwungene Schwert
traf den bösen Mann. Konradin aber umarmte seinen Freund, befahl
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Karl
von_Anjou Karl Ludwigs Karl Konradins Konrads Konradin Konradin Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradin Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Karl_von
Anjou Karl Robert_von_Bari Karl Karl Konradin Friedrich Friedrich Robert_von_Bari Robert_von_Flandern Konradin Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Unteritalien Frankreich Italien Bayern Manesseschen_Samm- Italien Hohen- Italien
151*
seine Seele Gott und legte geduldig sein Haupt auf den Block mit den
Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann empfing
er den Todesstreich. Friedrich schrie ans in namenlosem Schmerze, und
das Volk zerfloß in Thränen. Nur der herzlose Anjou, der am Fenster
einer nahen Burg stand, blieb ungerührt und sah mit teuflischer Be-
friedigung das Ende des letzten Staufers; dann fielen die Häupter
Friedrichs und der anderen Freunde Konradins.
4. Die gerechte Strafe des Mörders. Karls Reich hatte keinen
Bestand. Sein unbarmherziger Druck und die Willkür seiner französischen
Soldaten veranlaßten einen plötzlichen Aufstand, die Sicilianische
Vesper, welcher am Ostermontage zur Vesperzeit begann. Alle Fran-
zosen auf Sicilien wurden ermordet und die Bewohner von dem Joche
der Fremdlinge befreit. In seiner Wut soll Karl den goldenen Knopf
von seinem Stocke gebissen haben.
Fragen: Woran ging das Geschlecht der Staufer zu Grunde? — Wodurch
war das Interregnum eine schreckliche Zeit? — „Konradin" von Schwab.
49. Die Kultur des Mittelalters.
1. Das deutsche Königtum. Die Königswahl geschah durch
die weltlichen und geistlichen Reichsgroßen, und zwar in der Regel nur
durch die angesehensten, in Aachen, später in Frankfurt am Main.
In Aachen krönte und salbte der Erzbischof von Köln, in Frankfurt der
Erzbischof von Mainz. Seit 1356 (durch die goldene Bulle) lag das
Wahlrecht nur bei den sieben Kurfürsten.
Die Reichsgüter bestanden in großem Grundbesitz, Höfen, Dörfern,
Forsten. Die Krön rechte waren besonders das Jagd-, Münz- und
Zollrecht. Durch die allzu reichliche Vergabung wurde die Macht des
Königs außerordentlich geschwächt. Die Landesherren wurden immer
mächtiger und unabhängiger. Zuletzt war Deutschland nur ein lockerer
Bund kleiner und großer Staaten.
Der Reichstag wurde vom Könige berufen. Auf ihm er-
schienen die Reichsgroßen und berieten über wichtige gemeinsame An-
gelegenheiten, als: Krieg, Landfrieden, Streitsachen der Fürsten u. a.
Auch die Belehnung der Großen erfolgte hier in der Regel. Die Herzöge,
Markgrafen und Grafen bildeten die weltlichen, die Erzbischöfe, Bischöfe
und Äbte die geistlichen Reichsstände; später kamen noch die Reichs-
städte hinzu. In den Einzelstaaten bildeten Ritterschaft (der Adel),
Geistlichkeit und Städte die Landstände. Sie berieten hauptsächlich
über die Bewilligung der Landsteuern, die die Landesherren „erbeten"
hatten, und wirkten sich für die Gewährung mancherlei Rechte und Zu-
geständnisse aus.
2. Das Rittertum, a) Entstehung. Die Ritterschaft entstand
aus den Freigeborenen, welche den Kriegsdienst zu Roß leisteten. All-
mählich bildete sich das Rittertum als ein abgeschlossener
Stand heraus, und durch die Ritterwürde wurden Fürsten wie einfache
1282
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs Konradins Karls Karl Karl Schwab
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Konradins Karls Aachen Frankfurt_am_Main Aachen Frankfurt Mainz Deutschland
Mm
— 201 —
sind. Darum bitten wir Eure Liebden mit allem Fleiß, Euer gutes
Gerücht bei den Frauen nicht also zu verlieren, sondern Euer Gemüt
gegen die arme Witwe wieder zu wenden und sie wieder zu dem Ihrigen
kommen zu lassen — Nur um 2 Jahre überlebte die Kurfürstin ihren
Gemahl. In dieser Zeit verkehrte sie traulich mit ihren Kindern und
verwandte ihr reiches Witwengut zu deren Bestem. Ihren Hofhalt
vereinigte sie mit dem ihres Sohnes Albrecht, „damit sich derselbe besser
erholen könne." Im Kloster zu Heilbronn ward sie an der Seite ihres
Gatten bestattet.
65. Die nächsten Nachfolger des ersten Hohenzollern in der Mark.
1. Friedrich Ii., der Eiserne, brach die Macht der Städte. 1440
Er hatte eine tiefe Frömmigkeit des Herzens, aber auch eine unbeugsame
Festigkeit des Willens; daher sein Beiname „Eisenzahn". „Beten und
arbeiten!" hieß sein Wahlspruch.
Ihm machten die Städte, die sich in
den langen Wirren viele Freiheiten
erkämpft hatten und von der Landes-
hoheit des Fürsten nichts wissen wollten,
viel zu schaffen, besonders die Doppel-
stadt Berlin-Kölln an der Spree.
Sie verschloß ihm sogar die Thore.
Bei einem Aufruhr der Bürger gegen
den Rat drang Friedrich auf den
Hilferuf des letzteren in der Ver-
wirrung mit 6oo Reitern in die
Stadt und trieb die Empörer zu
Paaren. Er ließ sich die Schlüssel
der Thore ausliefern, stürzte den
Roland, das Sinnbild des Blutbannes
oder Rechtes über Leben und Tod, und erbaute nach einem zweiten Auf-
stande an der Spree zwischen den beiden Städten Berlin und Kölln
die Fürstenburg, auf deren Stelle sich heute das alte königliche Schloß
erhebt. „Sie sollte der Herrschaft und dem Lande zum Frommen und
zur Zierde gereichen." Er bezog sie 1451 und machte damit Berlin 1451
zur Residenz des Kurfürstentums.
2. Er hob die Sittlichkeit. Durch das Raub- und Fehdewesen
war der Adel der Mark in üblen Ruf gekommen. „Was man irgendwo
vermisse, das müsse man nur in der Mark Brandenburg suchen!" war
eine gemeine Rede in deutschen Landen. Um den Adel zu heben, gründete
Friedrich den Schwanenorden. Durch ihn sollte Frömmigkeit, Sitten-
reinheit und edles Familienleben gefördert werden. Als der Tod seinen
einzigen Sohn in blühender Jugend hinwegraffte, da übergab er die
Regierung seinem Bruder Albrecht, nahm mit Thränen Abschied
von den märkischen Ständen und starb schon im nächsten Jahre in
Franken.
Wo
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Roland Friedrich Friedrich Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Heilbronn Berlin Fürstenburg Berlin Brandenburg
— 219 —
\6\. Die Lutherstube auf der Wartburg.
Bibel ist die einzige Richtschnur des Glaubens und Lebens.
Die lateinische Messe wurde abgeschafft, dagegen deutscher Gottes-
dienst mit Predigt, Gebet und Gesang eingeführt. Luther selber dichtete
Lieder voll Kraft und Innigkeit. Die Ohrenbeichte, die Heiligenverehrung
und die Klostergelübde wurden ebenfalls abgethan. Das Abendmahl
wurde unter beiderlei Gestalt gereicht. Die
evangelische Lehre faßte in mehreren Ländern
und vielen Städten Wurzel. Friedrich der
Weise starb 1525. Sein Nachfolger, Johann
der Beständige, bekannte sich zu der evange-
lischen Lehre, ebenso der Landgraf Philipp
von Hessen. In Preußen trat Albrecht von
Brandenburg 1525 zur evangelischen Kirche
über und verwandelte das Ordensland in ein
weltliches Herzogtum. Infolge einer Schul- und
Kirchenvisitation (1527) verfaßte Luther den t62. Johann der Be-
kleinen und großen Katechismus (1529) und t9e‘ '
verwandte allen Fleiß auf die Hebung des Jugendunterrichts.
8. Der treue Familienvater. Luther verheiratete sich 1525 mit
der aus dem Kloster getretenen Nonne Katharina von Bora. Er
wollte durch diese That das unbiblische Verbot der Priesterehe wider-
legen und den übrigen Geistlichen Mut zu demselben Schritte machen.
Er führte mit seiner Käthe ein glückliches Eheleben und rühmte selbst:
„Mir ist's, gottlob, wohlgeraten, denn ich habe ein frommes und getreues
Weib!" In seinem Testamente bezeugte er seiner Käthe, „daß sie ihn
allezeit lieb und wert gehalten habe." Luther wohnte in dem Augustiner-
kloster, das ihm der Kurfürst schenkte, als es die Mönche verlassen hatten.
1525
1525
1529
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Johann Philipp
von_Hessen Philipp Albrecht_von
Brandenburg Albrecht Johann Katharina_von_Bora
12
Tie deutsche Reformation.
linge Hochmut und Überhebung zur Schau trugen und wie auch
schlechte Deutsche durch Jagen nach Gunst und Ämtern und Kriecherei
vor dem päpstlichen Stuhl sich erniedrigten.
In Gedichten, Satiren und Flugschriften geißelte er die Juristen
und das römische Recht, den rohen Adel und die Tyrannei der Fürsten,
unter welchen namentlich Ulrich von Württemberg seinen ganzen
Zorn erregte. Dieser Herzog hatte eilten Vetter Huttens, den jungen
und einnehmenden Hans von Hutten, meuchlings niedergestochen. Der
Ermordete war einst des Herzogs Stallmeister und bevorzugter Günst-
ling gewesen, aber als dieser in wilder Leidenschaft für Hans Huttens
junge Frau entbrannte, scheint es zum Zerwürfnis gekommen zu sein.
Die Mordtat empörte die gesamten Mitglieder der Huttenschen Familie.
Ulrich von Hutten bemächtigte sich der Angelegenheit und zog in
fünf kraftvollen Reden (1515—1519) den Herzog zur Verantwortung.
Diese Reden, die damals einen tiefen Eindruck in den Kreisen des
niederen Adels machten, übertreiben freilich die häßlichen Charakter-
eigenschaften des Herzogs, der in Wirklichkeit kein solch Scheusal ge^
wesen ist. Wilhelm Hauff hat ihm in dem Geschichtsroman „Lichten-
stein" gewissermaßen eine Ehrenrettung zuteil werden lassen.
Vielfach bestimmten Ulrich von Huttens Auftreten die Interessen
des Ritterstandes, dessen Ansehen mit der Macht des Kaisertums
zusammenhing.
Für das aufblühende deutsche Bürgertum zeigte der fränkische
Ritter weniger Verständnis. Die Üppigkeit, der Wucher im Handel und
Verkehr, der sich oft bei den reich gewordenen Städten zeigte, stießen
ihn ab.
In die festen Ordnungen des Rechts und des Friedens, die
Kaiser Maximilian mit Mühe am Ausgange des Mittelalters in
Deutschland hergestellt hatte, wußte der Feuerkopf Hutten sich am
wenigsten zu finden. Er für seine Person griff genau zu den alten
Gewaltmitteln. Statt des geistigen Kampfes wollte er den Kampf
mit dem Schwert.
Ihm zur Seite trat bald ein tatkräftiger, kriegsgeübter, die poli-
tischen Verhältnisse überschauender Gefährte: Franz von Sickingen.
Dieser war eine glänzende Ritterscheinung, kraftvoll und bieder, großen
Ideen zugeneigt und ein Freund der Männer der Wissenschaft, dazu
wohlbegütert und im Besitz mehrerer Burgen, deren hervorragendste
die Ebernburg und der Landstuhl waren. Hier versammelte er
geistreiche und gelehrte Personen um sich, die ein neues Leben in die
alte Burg trugen.
Herzog Ulrich von Württemberg hatte widerrechtlich die kaiserliche
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Extrahierte Personennamen: Ulrich_von_Württemberg Vetter_Huttens Hans_von_Hutten Hans_Huttens Ulrich_von_Hutten Wilhelm_Hauff Wilhelm Ulrich_von_Huttens Maximilian Maximilian Franz_von_Sickingen Franz Ulrich_von_Württemberg
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Der Dreißigjährige Krieg.
Bestimmungen in bezug auf das Reich.
Diese Bestimmungen vollenden die Auflösung des Reiches in
einen lockern Bund selbständiger Staaten, gebildet aus weltlichen Erb-
Monarchien, geistlichen Wahlfürstentümern und städtischen Republiken.
Das Reich war jetzt kein einheitlicher Staat mehr, sondern, um die
Worte Friedrichs des Großen zu gebrauchen, „eine erlauchte Republik
von Fürsten mit einem gewählten Oberhaupt an der Spitze". Dem
Kaiser blieb nur noch ein Schatten von Macht (Vorsitz auf dem Reichs-
tage, Verleihung des Adels und hoher Würden). Denn sämtliche
Reichsfürsten und Reichsstädte hatten das volle Recht der Landeshoheit
erhalten, dazu die Befugnis, unter sich und mit dem Auslande
Bündnisse zu schließen.
In bezug auf die Besitzverhältnisse der Reichsstände trat im
allgemeinen der Zustand vor dem Krieg, also vor 1618, ein.
Bayern jedoch behielt die Kurwürde und die Oberpfalz. Da-
gegen wurde die Rheinpfalz dem Sohne des „Winterkönigs" zurück-
gegeben und eine achte Kurwürde geschaffen.
Kursachsen behielt die Lausitz.
Brandenburg, das eigentlich auf ganz Pommern Anspruch
hatte, bekam nur den größten Teil von Hinterpommern und als
Entschädigung für die an Schweden gefallenen Gebietsteile die Bis-
tümer Halberstadt, Minden und Kammin und die Anwartschaft auf
das Erzbistum Magdeburg mir den Städten Magdeburg und Halle.
Folgen des Dreißigjährigen Krieges.
Das Endergebnis des Dreißigjährigen Krieges war eine völlige
Niederlage des Kaisertums, namenloses Elend in deutschen Landen
und das Übergewicht des Auslandes, zunächst der Schweden und
Franzosen.
Der Volkswohlstand war auf lange hinaus vernichtet. Nach
mäßiger Angabe büßte Deutschland die Hälfte seiner Bewohner, über
zwei Drittel seines beweglichen Vermögens ein. Tausende von Städten,
Zehntausende von Dörfern, ungezählte Klöster und Gehöfte wurden
zerstört. Auf Rechnung der Schweden sollen allein 1976 Schlösser,
1629 Städte und 18 310 Dörfer kommen.
Diese Ziffern mögen etwas übertrieben sein. In der Pfalz soll
die Bevölkerung auf den fünfzigsten Teil zusammengeschmolzen sein.
Weite Strecken Landes waren in eine Wüstenei verwandelt. Bären
und Wölfe, aber außerdem zahlreiche Räuberbanden, die durch das
entlassene Kriegsvolk Zuwachs erhielten, machten noch lange den
Verkehr unsicher.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Rheinpfalz Brandenburg Hinterpommern Halberstadt Minden Magdeburg Magdeburg Schweden Deutschland Schweden