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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 87

1892 - Gera : Hofmann
— 87 — H2. Die Burg zu Nürnberg. (Blätterbauer.) Aber auch die Burg in der großen Stadt Nürnberg in Bayern erinnert an den ersten Hohenzoller. Von dort kam er als Retter nach Brandenburg. Auf der Burg wohnte er als Burggraf, d. H. kaiserlicher Beamter der freien Reichsstadt. Cr führte das Kriegsvolk an und sprach in Streitfällen Recht. Seine Feinde gaben ihm später den Spottnamen „Nürnberger Tand" (d. H. Spielzeug), weil die Nürnberger schon damals mit Spielwaren und Lebkuchen handelten. In der Provinz Brandenburg hört man noch häufig die adeligen Namen Quitzow, Putlitz, Rochow u.a. Sie weisen in die Zeit zurück, da die Ritter dieses Namens sich mit aller Kraft wehrten, den Fremden aus Süden als Herrn anzuerkennen. Auch die Namen Friefack und Plaue sind mit dem Namen des ersten Hohenzollern in Brandenburg untrennbar verbunden. Beides waren feste Burgen der Quitzows, die dem neuen Fürsten trotzig widerstanden. (Plaue liegt am Anfang'des Plaueschen Kanals zwischen Havel und Elbe, Friesack am kleinen Rhinsluß.) Der erste Hohenzoller belagerte diese Burgen, zerbrach ihre dicken Mauern und unterwarf die Gegner. Gute Dienste leistete ihm dabei eine gewaltige Kanone. Sie war so schwer und die Wege so schlecht, daß immer viele Bauern ihre Pferde vorspannen mußten, um das Ungeheuer fortzubringen. Sie gaben ihr deshalb den Spottnamen „faule Grete". Vor ihren riesigen Kugeln war aber keine Burg und keine Mauer sicher. Nicht lange vorher hatte der Mönch Berthold Schwarz zu Freiburg am Schwarzwald das Schießpulver erfunden. Er wollte Gold machen und mischte deshalb in einem Schmelztiegel Schwefel, Salpeter und Kohle, woraus noch heute Pulver verfertigt wird. Ein Funke fiel in die Mischung, entzündete sie und schleuderte alles mit furchtbarer Gewalt umher. Bald wandte man die neue Erfindung im Kriege an. Bis dahin hatte man mit Armbrüsten geschossen und mit Maschinen Felsstücke gegen Burgen und Stadt-

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 106

1892 - Gera : Hofmann
— 106 — etliche Stunden von Eisenach. Der Schmied fragte, wer er wäre. „Des Landgrafen Jäger!" war die Antwort. Da sprach der Schmied: „Pfui des Landgrafen, des barmherzigen Herrn! Ich will dich im Schuppen beherbergen, aber nicht um deines Herrn willen!" Der Landgraf legte sich auf die Streu, konnte jedoch über die Worte des Schmieds nicht schlafen. Der Schmied arbeitete die ganze Nacht hindurch und sprach bei jedem Schlage mit dem großen Hammer: „Landgraf, werde hart wie Eisen!" Und dabei erzählte er den Gesellen alle Tyrannei und Schalkheit der Ritter und Beamten, und wie sie den schwachen Landgrafen hinter seinem Rücken verspotteten. Das alles hörte der Landgras und nahm es zu Herzen. Als er des Morgens von dannen zog, war er hart geschmiedet. Von der Zeit an war er ernst in seinem Gemüt und streng in seinem Thun. Alle Ungerechtigkeit strafte und allen Ungehorsam brach er. 2. Warum man ihn den eisernen Landgrafen hieß. Als Ludwig manchen Ritter um seiner Missethaten willen strafte, da verbanden sich endlich alle gegen ihn und lieferten ihm eine Schlacht bei Neuenburg (Freiburg) an der Unstrut. Ludwig aber besiegte sie und führte sie gefangen in die Burg. Hier strafte er mit harten Worten ihr gottloses Thun. Dann spannte er je vier an einen Pflug, schwang die Peitsche über sie, daß sie wie Rosse ziehen mußten, und zog mit ihnen eine Furche in einen Acker. So that er mit allen, bis der Acker gar gepflügt war. Darauf ließ er die Ritter aufs neue Gehorsam schwören. Den Acker aber nannte er Edelacker und machte ihn zu einer Zufluchtsstätte für verfolgte Flüchtlinge. Etliche der Edelleute demütigten sich vor ihrem unbeugsamen Herrn; andere aber trachteten ihm heimlich nach dem Leben. Darum trug Ludwig beständig einen kunstvollen eisernen Panzer unter seinen Kleidern. Daher rührt sein Name „der Eiserne". 3. Wie er eine Mauer baute. Einmal besuchte den Landgrafen sein Schwager, der Kaiser Friedrich Rotbart, auf seinem Schloß an der Unstrut. Er ward freundlich empfangen, besah die Burg und lobte sie. „Nur schade, daß sie keine Mauern hat!" sagte er zuletzt. „O, die kann ich in drei Tagen schaffen!" meinte Ludwig. Der Kaiser aber lachte und sagte: „Alle Steinmetzen des Reiches vermöchten dies nicht!" Der Kaiser ging zu Tische, der Landgraf aber sandte eilends Boten zu allen Grasen und Herren in Thüringen, daß sie in ihrer besten Wehr zur Burg kämen. Ehe der dritte Tag anbrach, stellte er sie rings in Wehr und Waffen um den Burggraben. Dann ging er zum Kaiser und sagte: „Die versprochene Mauer ist fertig! Sehet sie!" Der Kaiser aber sprach: „Ihr scherzet nur!" trat aber hinaus auf den Söller. Da sah er die Ritter und Knechte in starker Rüstung und herrlichem Schmuck und rief: „Wahrlich, eine bessere Mauer habe ich nimmer gesehen!" 3. Wie heilige Elisabeth. 1. Wie Elisabeth nach Gisenach kam. Der Landgraf Hermann von Thüringen war weit berühmt. Er liebte sonderlich die Sangeskunst und versammelte einst viele Sänger auf der Wartburg, damit es im Wettstreit offenbar würde, wer die edle Kunst am besten verstünde und der größte Meister sei. Als Schiedsrichter wurde zuletzt der berühmte Zauberer Klingsor aus Ungarn herbeigeholt. Dieser saß eines Abends mit dem Landgrafen im Garten, sah gegen den gestirnten Himmel und sagte: „In dieser Nacht

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 141

1899 - Gera : Hofmann
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem. (Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.) 6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes". Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100 unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig, Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten. Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver- schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291 Akkon, den Türken wieder in die Hände. 7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz- züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 238

1899 - Gera : Hofmann
238 1539 gehört, in Joachim ihren Eheherrn und den Bater ihrer Kinder zu ehren und für ihn zu beten. Sie lebte fortan nur Gott, ihren Kindern, deren geistliche Beraterin sie blieb, und den Armen. Joachim I. war 1535 gestorben, nachdem er seinem Sohne Joachim Ii. die Kurmark und Johann die Neumark gegeben hatte. In seinem Testamente hatte er bestimmt, daß Elisabeths Leiche einst neben der seinen ruhen solle. 2. Joachim Ii. Hektar (1535 bis 1571) hatte als Kurprinz gegen die Türken tapfer gekämpft und von dem Kaiser den Ritterschlag erhalten. Er war fröhlich und genußliebend, Johann streng, sparsam und fromm. Beide traten zur evangelischen Kirche über, Joachim den 1. No- vember 1539 zu Spandau. Er schloß die Erbverbrüderung mit dem schle- sischen Herzoge, worauf sich später Preußens Ansprüche auf Schlesien grün- deten. Er erlangte auch von Polen die *8<*. Joachim Ii. Mitbelehnung über Preußen, das Nach einem^Medaillon in der^Kunstkammer 1525 in ein Weltliches Herzogtum Nm- gewandelt worden war. Diese Beleh- nung bereitete den späteren Anfall des Landes an Brandenburg vor. Joachim hatte den Wahlspruch: „Allen wohlzuthun ist Fürstenart." Aber durch seine Prachtliebe gab er ein schlimmes Beispiel. Der Luxus wuchs so ungeheuer, daß strenge Gesetze gegen die Kleiderpracht und andere Ausschreitungen der Prunkliebe gegeben werden mußten. Weil es dem Kurfürsten immer an Geld mangelte, so gestattete er den Juden gegen ein hohes Schutzgeld die Rück- kehr, ja den jüdischen Münzmeister Lippold, der ihm in seinen Geldver- legenheiten stets aushelfen mußte, ließ er nach Belieben schalten. Heiter schlürfte er alle Freuden des Lebens bis ins Alter. Da erkrankte plötzlich sein redlicher Bruder Johann von Küstrin bedenklich; das war dem fröhlichen Manne eine düstere Todes- mahnung. Wirklich starb er noch einige *85. Johann Georg. Tage vor seinem Bruder (1571). Nach eine^g^ichzeitigm^Holzschnitte von 3, Sein Sohn Johann Georg (1571—1598) vereinigte wieder die ganze Mark, weil Hans von Küstrin nur Töchter hatte. Er war streng und sparsam und bezahlte die Schulden seines Vaters. Den Juden Lippold ließ er foltern, rädern und vierteilen; die Juden verwies er abermals des Landes. Handel und Gewerbe hoben sich durch die Ein-

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 150

1899 - Gera : Hofmann
150 gegen „Entschädigungen" die Krone einem englischen und einem spanischen Fürsten übertragen. Beide bekümmerten sich ebensowenig um Deutschland wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten waren völlig selbständig geworden. Handel, Gewerbe und Acker- bau lagen gänzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes sicher. Die Fürsten und Herren rauften miteinander in endlosen Fehden, und nur der Stärkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren Burgen aus, die an den Landstraßen auf geschützten Orten sich zahlreich erhoben, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich in den Steigbügel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen gab, daß Reifende oder Warenzüge nahten, um die reichen Warenzüge der Kaufleute zu plündern und von den Gefangenen oft ein sehr hohes Lösegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg- reif (d. i. Steigbügel) schloffen die Städte, welche unter diesem Unwesen am meisten litten, Bündnisse zu Schutz und Trutz. Unteritalien gab der Papst als päpstliches Lehn dem finsteren Karl von Anjou, einem Bruder Ludwigs des Heiligen von Frankreich. Karl unterdrückte mit grausamer Härte Adel, Bürger und Geistlichkeit, und das ganze Land seufzte unter den Händen dieses Henkers. 2. Der unglückliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Sproß der Staufer, Konrads Sohn Konradin, auf. Zwei Minnelieder in der Manesseschen Samm- lung bezeugen feine dichterische Begabung. Der Ruf der Italiener, das Drängen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzens veranlaßten ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein väterliches Erbe von den Franzosen zurückzufordern. Vergeblich hatte seine Mutter Elisabeth von dem Zuge abgemahnt, mit Thränen und trüben Ahnungen in Hohen- schwangau von ihm Abschied genommen. In Italien wurde der herr- liche Jüngling überall mit Jubel ausgenommen. Doch der Papst sprach den Bann über ihn aus. Bei Tagliacozzo siegte Konradin anfänglich über Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu früh zerstreuten und zu plündern anfingen, fiel ein Hinterhalt über sie her und brachte ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von Anjou ausgeliesert. Dieser stellte ihn als einen Räuber und Empörer vor ein Gericht, das ihn aber freisprach. Nur der knechtisch gesinnte Robert von Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Daraufhin befahl Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung. 3. Sein rührendes Ende. Das Todesurteil wurde Konradin vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß. Gefaßt bereitete er sich zum Tode vor. Am 29. Oktober 1268 bestieg er mit seinen Gefährten das Blutgerüst. Robert von Bari verlas das Todesurteil und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt, Graf Robert von Flandern auf und rief ihm mit drohend ge- schwungenem Schwerte zu: „Wie kannst du, feiger Schurke, einen so herrlichen Ritter zum Tode verurteilen!" Und das geschwungene Schwert traf den bösen Mann. Konradin aber umarmte seinen Freund, befahl

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 151

1899 - Gera : Hofmann
151* seine Seele Gott und legte geduldig sein Haupt auf den Block mit den Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann empfing er den Todesstreich. Friedrich schrie ans in namenlosem Schmerze, und das Volk zerfloß in Thränen. Nur der herzlose Anjou, der am Fenster einer nahen Burg stand, blieb ungerührt und sah mit teuflischer Be- friedigung das Ende des letzten Staufers; dann fielen die Häupter Friedrichs und der anderen Freunde Konradins. 4. Die gerechte Strafe des Mörders. Karls Reich hatte keinen Bestand. Sein unbarmherziger Druck und die Willkür seiner französischen Soldaten veranlaßten einen plötzlichen Aufstand, die Sicilianische Vesper, welcher am Ostermontage zur Vesperzeit begann. Alle Fran- zosen auf Sicilien wurden ermordet und die Bewohner von dem Joche der Fremdlinge befreit. In seiner Wut soll Karl den goldenen Knopf von seinem Stocke gebissen haben. Fragen: Woran ging das Geschlecht der Staufer zu Grunde? — Wodurch war das Interregnum eine schreckliche Zeit? — „Konradin" von Schwab. 49. Die Kultur des Mittelalters. 1. Das deutsche Königtum. Die Königswahl geschah durch die weltlichen und geistlichen Reichsgroßen, und zwar in der Regel nur durch die angesehensten, in Aachen, später in Frankfurt am Main. In Aachen krönte und salbte der Erzbischof von Köln, in Frankfurt der Erzbischof von Mainz. Seit 1356 (durch die goldene Bulle) lag das Wahlrecht nur bei den sieben Kurfürsten. Die Reichsgüter bestanden in großem Grundbesitz, Höfen, Dörfern, Forsten. Die Krön rechte waren besonders das Jagd-, Münz- und Zollrecht. Durch die allzu reichliche Vergabung wurde die Macht des Königs außerordentlich geschwächt. Die Landesherren wurden immer mächtiger und unabhängiger. Zuletzt war Deutschland nur ein lockerer Bund kleiner und großer Staaten. Der Reichstag wurde vom Könige berufen. Auf ihm er- schienen die Reichsgroßen und berieten über wichtige gemeinsame An- gelegenheiten, als: Krieg, Landfrieden, Streitsachen der Fürsten u. a. Auch die Belehnung der Großen erfolgte hier in der Regel. Die Herzöge, Markgrafen und Grafen bildeten die weltlichen, die Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte die geistlichen Reichsstände; später kamen noch die Reichs- städte hinzu. In den Einzelstaaten bildeten Ritterschaft (der Adel), Geistlichkeit und Städte die Landstände. Sie berieten hauptsächlich über die Bewilligung der Landsteuern, die die Landesherren „erbeten" hatten, und wirkten sich für die Gewährung mancherlei Rechte und Zu- geständnisse aus. 2. Das Rittertum, a) Entstehung. Die Ritterschaft entstand aus den Freigeborenen, welche den Kriegsdienst zu Roß leisteten. All- mählich bildete sich das Rittertum als ein abgeschlossener Stand heraus, und durch die Ritterwürde wurden Fürsten wie einfache 1282

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 197

1899 - Gera : Hofmann
197 Werkzeuge des Betruges gemacht worden sein; manche halten ihn für den echten Waldemar. 3. Otto der Faule. Unter Ludwig dem Römer wurde Branden- burg zum Kurfürstentum erhoben. Er und fein Bruder Otto schloffen mit Karl Iv. einen Erbvertrag, wonach, die Mark an Wenzel, den Sohn des Kaisers, fallen sollte, wenn sie ohne Söhne stürben. Auf Ludwig den Römer folgte sein Bruder. Otto der Faule, der kläglichste Fürst, welcher je ein Land zu regieren gehabt hat. Den Kaiser, der ihn mit seiner ältesten Tochter verheiratet hatte, ließ er nach Gefallen schalten. Er war zufrieden, wenn er nur Geld zu seinen Verschwendungen erhielt und seinen Vergnügungen nachgehen konnte. Seine Verwandten machten ihn endlich mißtrauisch gegen den Kaiser. Da wollte er sich aufraffen, aber es war zu spät. Der Kaiser zog gegen ihn und setzte ihn ab. Auf dem Schlosse Wolfstein bei Landshut bekam er ein ansehn- liches Jahrgeld zu verzehren und zog sich durch sein wüstes Treiben einen frühen Tod zu. Die Mark kam an des Kaisers Sohn Wenzel. Fragen: Wodurch ist Ludwigs Regierung so unglücklich für die Mark geworden? — Weshalb erwarben sich die Bayern in der Mark keine Liebe? — Warum kann man den „falschen Waldemar" für einen Betrüger halten? 63. Die Luxemburger in der Mark (1373—1415). 1. Die glücklichen Zeiten unter Karl Iv. Karl Iv. von Luxem- burg hatte sich auf schlaue Weise in den Besitz der Mark Brandenburg gesetzt, aber dem Lande war seine Herrschaft zum Heil; denn er regierte für seinen unmündigen Sohn Wenzel vortrefflich und sorgte für das Land väterlich wie für Böhmen. Sein prächtiges Hoflager hielt er zu Tangermünde an der Elbe, das der Mittelpunkt des regsten Handels- verkehrs wurde. Karl schaffte dem Lande Frieden nach innen und außen und öffnete alle Quellen der Thätigkeit und des Wohlstandes. Er ließ ein Verzeichnis aller Äcker anfertigen und verteilte die Abgaben in ge- rechter Weise. 2. Die unglücklichen Zeiten unter Sigismund. Als Karl Iv. gestorben war und Wenzel den Königsthron bestiegen hatte, erhielt Sigismund, der jüngere Sohn, die Mark. Dieser ist nur einmal dahin gekommen, um — Geld zu holen. Er verpfändete sie an Jobst von Mähren, der sie wie eine milchende Kuh behandelte. Die Unsicherheit und das Elend stiegen von Tag zu Tage. Von außen griffen die raublustigen Nachbarn zu. Im Innern trieben die Raubritter schamlos ihr Gewerbe und plünderten sogar Städte und Dörfer, so daß niemand seines Lebens und Gutes sicher war. Am schlimmsten trieben es die Brüder Hans und Dietrich von Quitzow mit ihren Spießgesellen. Von ihren 24 Burgen, besonders von Friesack und Plaue, schickten sie den Schrecken ins ganze Land. Den Herzog von Mecklenburg hielten sie eine Zeitlang gefangen und teilten dann das Lösegeld mit dem ehrvergessenen Jobst. Sie plünderten sogar den Unterstatthalter Günther von Schwarzburg aus und zwangen Städten, Dörfern und Adeligen einen

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 199

1899 - Gera : Hofmann
— 199 nicht aufkommen!" Friedrich nannten sie den „Nürnberger Tand"; doch das „Spielzeug" ließ nicht mit sich spielen. Er griff die Burgen der Räuber an und nahm eine nach der andern. Von dem Landgrafen zu Thüringen soll er eine gewaltige Donnerbüchse geliehen haben, die von den Vorspannbauern wegen ihrer Schwerfälligkeit „faule Grete" genannt wurde. Ihre 24pfündigen Kugeln zerrissen selbst die 14 Fuß dicken Mauern von Friesack und Plaue. Die Besitzer suchten ihr Heil in der Flucht, aber Hans von Quitzow wurde auf der Flucht gefangen und in strengen Gewahrsam genommen, Dietrich später bei erneuten Räubereien elend umgebracht. Da unterwarf sich der gesamte Adel, und Friedrich übte Vergeben und Vergessen. Mit der Sicherheit kehrte bald in Dörfer und Städte ein regerer Verkehr zurück. 3. Friedrich I. als rechtmäßiger Kurfürst. Durch neue Dienste hatte Friedrich den Kaiser verpflichtet. Da trat ihm dieser (1415) 1415 die Mark Brandenburg mit der Kurwürde und dem Erz- kämmereramte erb- und eigen- tümlich ab. Nur wurde die früher festgesetzte Entschädigungssumme auf 400000 Goldgulden (gegen 3 Milli- onen Mark) erhöht, um Friedrich den Besitz der Mark noch mehr zu sichern. Zwei Jahre darauf wurde Friedrich von dem Kaiser in Konstanz auf offenem Markte in feierlichster Weise belehnt. Gegen die Verurteilung des Böhmen Hus hatte Friedrich laut, aber vergeblich seine Stimme erhoben. Als Reichsfeldherr sah er die deutschen . . v ,, T Scharm °°r dem Schl-chtg°s°ng° der Husstten auseinander streben. Bis in das Herz seines Landes drangen die wilden Böhmen. Vergebens be- rannten sie aber das Städtchen Bernau. Die Bürgerschaft verteidigte sich mit großer Tapferkeit, und des Kurfürsten Sohn trieb endlich die wilden Gesellen zurück. 4. Friedrich I. als wahrer Landesvater. Friedrich verwandte alle Sorge darauf, die tiefen Wunden seines Landes zu heilen. Sein Wahlspruch war: „Wer auf Gott vertraut, den verläßt er nicht." In seinem Testamente gedachte er der armen Unterthanen und mahnte seine Söhne, ihnen gnädig dafür zu sein, daß er sie oft mit Steuern habe beschweren müssen. Seine „deutschen Lesebücher" mit den Helden- sagen wünschte er für seine Nachkommen aufbewahrt. Vor seinem Tode bekümmerte es ihn noch, daß er aus den Glocken der Marienkirche in Berlin während des Krieges hatte Büchsen gießen lassen. Sein Nach- folger sollte die Kirche durch Kupfer entschädigen. Seine Länder be- trachtete er als ihm von Gott anvertrautes Gut, sich selbst „als Gottes Amtmann am Fürstentum". Eine „Geschäftsanleitung für Kaiser Maximilian I." sagt von ihm: „Friedrich war ein Spiegel der Sitt-

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 201

1899 - Gera : Hofmann
Mm — 201 — sind. Darum bitten wir Eure Liebden mit allem Fleiß, Euer gutes Gerücht bei den Frauen nicht also zu verlieren, sondern Euer Gemüt gegen die arme Witwe wieder zu wenden und sie wieder zu dem Ihrigen kommen zu lassen — Nur um 2 Jahre überlebte die Kurfürstin ihren Gemahl. In dieser Zeit verkehrte sie traulich mit ihren Kindern und verwandte ihr reiches Witwengut zu deren Bestem. Ihren Hofhalt vereinigte sie mit dem ihres Sohnes Albrecht, „damit sich derselbe besser erholen könne." Im Kloster zu Heilbronn ward sie an der Seite ihres Gatten bestattet. 65. Die nächsten Nachfolger des ersten Hohenzollern in der Mark. 1. Friedrich Ii., der Eiserne, brach die Macht der Städte. 1440 Er hatte eine tiefe Frömmigkeit des Herzens, aber auch eine unbeugsame Festigkeit des Willens; daher sein Beiname „Eisenzahn". „Beten und arbeiten!" hieß sein Wahlspruch. Ihm machten die Städte, die sich in den langen Wirren viele Freiheiten erkämpft hatten und von der Landes- hoheit des Fürsten nichts wissen wollten, viel zu schaffen, besonders die Doppel- stadt Berlin-Kölln an der Spree. Sie verschloß ihm sogar die Thore. Bei einem Aufruhr der Bürger gegen den Rat drang Friedrich auf den Hilferuf des letzteren in der Ver- wirrung mit 6oo Reitern in die Stadt und trieb die Empörer zu Paaren. Er ließ sich die Schlüssel der Thore ausliefern, stürzte den Roland, das Sinnbild des Blutbannes oder Rechtes über Leben und Tod, und erbaute nach einem zweiten Auf- stande an der Spree zwischen den beiden Städten Berlin und Kölln die Fürstenburg, auf deren Stelle sich heute das alte königliche Schloß erhebt. „Sie sollte der Herrschaft und dem Lande zum Frommen und zur Zierde gereichen." Er bezog sie 1451 und machte damit Berlin 1451 zur Residenz des Kurfürstentums. 2. Er hob die Sittlichkeit. Durch das Raub- und Fehdewesen war der Adel der Mark in üblen Ruf gekommen. „Was man irgendwo vermisse, das müsse man nur in der Mark Brandenburg suchen!" war eine gemeine Rede in deutschen Landen. Um den Adel zu heben, gründete Friedrich den Schwanenorden. Durch ihn sollte Frömmigkeit, Sitten- reinheit und edles Familienleben gefördert werden. Als der Tod seinen einzigen Sohn in blühender Jugend hinwegraffte, da übergab er die Regierung seinem Bruder Albrecht, nahm mit Thränen Abschied von den märkischen Ständen und starb schon im nächsten Jahre in Franken. Wo

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 173

1899 - Gera : Hofmann
173 52. Iwrecht I. und -ie Gesreiung der Schweizer. 1. Albrecht I. nimmt Adolf von Nassau Krone und Leben. Die deutschen Fürsten fürchteten die anwachsende Macht der Habsburger und die Härte und Ländergier von Rudolfs finsterem, einäugigem Sohne Albrecht. Sie wählten darum nicht ihn, sondern den unbegüterten Grafen Adolf von Nassau. Dieser war nun eifrig bestrebt, sich eine Hausmacht zu gründen. So kaufte er Albrecht dem Unartigen Thüringen und Meißen ab und führte einen unehrenhaften Krieg mit dessen Söhnen Diezmann und Friedrich dem Gebissenen, die ihr Erbe mit ganzer Kraft verteidigten. Weil der König die den Fürsten gegebenen ungerechten Versprechungen nicht hielt, __ so wurde er abgesetzt und von dem neugewählten Albrecht I. von Österreich besiegt und getötet. „Hart wie ein Diamant war sein Gemüt," so berichtet eine 1298 Chronik von Albrecht. Doch war er ein treuer, sorgsamer Gatte und Vater, geliebt in seinem großen Familienkreise. Seine Gemahlin Eli- sabeth schenkte ihm 21 Kinder, von denen 10 den Vater überlebten. 2. Seine Ländergier nötigt die Schweizer zum Rütlibunde. (Nach dem sagenhaften Berichte späterer Chronisten.) Albrecht wollte den Waldstätten Schwyz, Uri und Unterwalden am Vierwaldstätter See, deren erbliche Schirmvögte die Habsburger waren, ihre Freiheit nehmen und sie seiner Landeshoheit völlig unterwerfen. Deshalb setzte er den Geßler von Bruneck und Beringer von Landenberg als Vögte ein, um das Hirtenvolk so lange zu quälen, bis es zu Kreuze, d. h. unter Habsburgs Hut, kröche. Da schwuren Werner Stauffacher, Walther Fürst und Arnold Melchthal mit anderen Gesinnungsgenossen auf dem Rütli, einer Uferwiese am Vierwaldstätter See, das Joch der Tyrannen abzuschütteln. Der treffliche Schütz Wilhelm Tell aber er- schoß in der hohlen Gasse bei Küßnacht den grausamen Geßler. Dieser hatte Tell genötigt, einen Apfel von seines Sohnes Haupt zu schießen. Nach dem glücklichen Schüsse war Tell von dem Landvogt, der seine Rache fürchtete, gefesselt fortgeführt worden, aber während der stürmischen Fahrt über den See entkommen. Beringer wurde am Neujahrs- morgen durch List in seiner Burg Sarnen überrascht, aus dem Lande ge- wiesen und seine Zwingburg gebrochen. 3. Seine Ungerechtigkeit führt zu seiner Ermordung (1308). 1308 Albrecht hatte seinem Neffen Johann von Schwaben wiederholt sein Erbe verweigert. Mit vier Dienstmannen beschloß nun Johann die Ermordung seines Oheims. Dieser befand sich in der Schweiz. Eines Tages ritt er seiner Gemahlin entgegen und setzte bei Windisch über die Reuß, wobei sich die Verschworenen in seine Fähre drängten. Drüben am Ufer fiel einer dem Roß des Kaisers in die Zügel, und Johann stieß ihm das Eisen in den Nacken mit den Worten: „Hier der Lohn des Unrechts!" Ein dritter spaltete dem Kaiser das Haupt. Dieser starb in dem Schoße eines armen Weibes an der Straße, den sterbenden Blick auf seine Stammburg Habsburg gerichtet. Die Mörder aber flohen. Der weniger Schuldige von den Vieren, Rudolf von Wart, wurde er-
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