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machten. An seine Thür schrieben sie: „Joachimcheu, hüte dich; sangen wir dich, so hangen wir dich!" Sie legten ihm einen Hinterhalt, er aber entging ihnen durch die Warnung eines treuen Bauern. In einem Jahre ließ er 70 dieser Räuber hinrichten. Ein Oheim warnte ihn, also gegen den Adel seines eigenen Landes zu wüten. Ihm antwortete er: „Nicht adeliges, sondern nur Schelmenblut habe ich vergossen. Wären diese redliche Edelleute gewesen, so hätten sie keine Verbrechen begangen!" In Berlin gründete er das Kammergericht, das in Streitsachen den letzten und höchsten Spruch fällte. Die Juden verfolgte er grausam und jagte sie aus dem Lande. Lnthern und seinem Werke war er feind. Trotzdem breitete sich die neue Lehre in seinem Lande aus, und sogar die Knrfüstin Elisabeth bekannte sich heimlich dazu. Sie mußte aber vor dem Zorn ihres Gatten bei Nacht und Nebel nach Sachsen fliehen. Hier lebte sie in fleißigem Verkehr mit Luther bis nach dem Tode ihres Mannes. Ihre Söhne holten sie dann zurück und traten beide zur evangelischen Kirche über, Kurfürst Joachim Ii. im Jahre 1539. Sein Wahlspruch war: „Allen wohlzuthun ist Fürstenart." Durch einen Erbvertrag mit den schlesischen Herzögen erwarb er das Recht auf Schlesien, das später Friedrich der Große zur Geltung brachte. Auch die Erwerbung Preußens bereitete er vor.
11. Wie Luther in seiner Familie lebte. Luther verheiratete sich 1525 mit Katharina von Bora und führte mit ihr ein glückliches Eheleben. Er rühmte selbst: „Mir ist's, gottlob, wohlgeraten, denn ich habe ein frommes und getreues Weib!" In seinem Testamente bezeugte er seiner Käthe, „daß sie ihn allezeit lieb und wert gehalten habe". Luther wohnte in dem Augustinerkloster, das ihm der Kurfürst schenkte, als es die Mönche verlassen hatten. Käthe war eine fleißige und sparsame Hausfrau. Sie baute den Garteu, mästete alljährlich ein Schwein, hielt Kostgänger und vermehrte die Einnahmen, wo es ging. Und das war nötig, denn Luther war sehr gastfrei und freigebig,' fein Einkommen aber gering, da er von seinen Büchern nie einen Gewinn nahm. Kein Armer ging nngespeist und nnbeschenkt aus seiner Thür. Weil er alles für andere that, fehlte es ihm oft selbst an dem Nötigsten. Durch Geschenke half ihm oft der Kurfürst aus dieser und jener Verlegenheit. Seine Kinder lieble Luther gar zärtlich, aber streng erzog er sie in der Zucht und Vermahnung zum Herrn. Sein liebes Söhnlein Hans, dem er den lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, durfte einmal drei Tage nicht vor fein Angesicht kommen. „Ich will lieber einen toten als einen ungeratenen Sohn!" sagte er. Groß war sein Schmerz, als seine vierjährige Magdalene auf dem Sterbebette
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Joachim_Ii Friedrich Katharina_von_Bora Hans
— 86 —
Zwei Jahre später wurde Wallenstein als „Verräter" ermordet. Man gab ihm schuld, er hätte das kaiserliche Heer den Feinden zuführen wollen. Der Krieg aber wütete nach Gustav Adolfs Tode noch 16 Jahre. Besonders waren es die Franzosen, die das Kriegsfeuer schürten. Sie wollten Deutschland schwächen und das Elsaß gewinnen. Die Heere entarteten zu Räuber- und Mörderbanden. Die entsetzlichsten Greuel verübten sie gegen Bürger und Bauern. Nicht um den Glauben, sondern um Land und Beute stritt man noch. Endlich, endlich machte der westfälische Friede 1648 dem unglückseligen Kriege ein Ende. Die Evangelischen erhielten gleiche Rechte mit den Katholischen. Aber Deutschland verlor an die Schweden den besten Teil von Pommern und an die Franzosen den größten Teil des Elsaß. Das Land war zur Wüste geworden, Dörfer und Städte verbrannt oder verödet, die Einwohnerzahl auf ein Drittel zusammengeschmolzen, das Volk verwildert, alle Bande der Ordnung aufgelöst, Handel und Gewerbe gelähmt, Kunst und gute Sitte verfallen, die Macht des Kaisers zu einem Schatten geworden. Das waren die Früchte eines Religionskrieges zwischen zwei christlichen Bekenntnissen.
Wie Deutschland ein christliches Land wurde und den Papst in Rom als geistliches Oberhaupt erhielt, soll uns ein späteres Geschichtsbild von Bonisatius zeigen.
9. Der erste Kohenzosser Friedrich I. in Brandenburg (1415—1440) und das Mtterlum.
Uv Die alte Burg Hohenzollern. (Blätterbauer.)
1. Was uns an ihn erinnert. Einen Strom verfolgt man gern zurück bis an die Quelle. Die Fürsten aus dem Hause Hohenzollern haben seit fast 500 Jahren Segensströme in unser Vaterland geleitet. Ihre unermüdliche Arbeit hat unser Volk erzogen und unser Vaterland groß und glücklich gemacht. Wo ist nun die Quelle dieses Stromes zu suchen? Der Familienname unserer Herrscher sagt es. Sie heißen Hohenzollern von der Stammburg ihres Hauses in Schwaben. Dort liegt nicht weit von Hechingen auf einem Berge die jetzt neu aufgebaute Burg Hohenzollern.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Friedrich_I. Friedrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Schweden Pommern Elsaß Deutschland Rom Brandenburg Schwaben Hechingen
— 90
45. Friedrich Ii.
an der Spree und machte Berlin zur Residenz. Sein Wahlspruch hieß: „Beten und arbeiten."
Friedrichs Ii. Bruder Albrecht Achilles war der berühmteste Ritter seiner Zeit. Turniere, Feste und Fehden waren seine Lust. Er stellte durch das Hohenzollernsche Hans-gesetz fest, daß die Mark stets ungeteilt auf den ältesten Sohn über-
gehen sollte. Sein Wahlspruch lautete: „In Gott's Gewalt hab ich's gestalt. Er hat's gefügt, daß mir's genügt."
Albrechts Sohn Johann erhielt den Beinamen Cicero, weil er sehr gewandt in der lateinischen Sprache war. Vor seinem Tode warnte er seinen Sohn Joachim I. vor unnützen Kriegen, unbilliger Rechtspflege und übermäßigen Steuern, „denn es sei eine schlechte Ehre, über Bettler zu herrschen." „All Ding ein Weil" lautete sein Wahlspruch.
5. Wie es um die Ritter bestellt war. Die Ritter bildeten
in jener Zeit den wichtigsten Stand. Der Name kommt von Reiter.
Sie zogen zu Roß irt den Krieg. Ein Panzer
schützte Brust und Rücken, ein Helm das Haupt,
ein Helmgitter das Gesicht, die Schienen Arme und Beine. An der Seite hing das Schwert; die Hand schwang eine Lanze; ein Schild war die Schntzwasfe. Vorn 7. bis 14. Jahre dienten die Edelknaben ans einer Burg oder an einem Fürstenhofe und lernten höfische Sitte. Vorn 14. bis 21. Jahre begleiteten sie ihre Herren als Knappen und lernten das Waffen-Handwerk. Im 21. Jahre erhielten sie meist den Ritterschlag. Am Altar mußten sie geloben, die Kirche zu ehren, die Ungläubigen zu
bekämpfen, die Wahrheit zu reden, das Recht zu
verteidigen, den Fürsten und Frauen treu zu dienen, Wehrlose, Witwen und Waisen zu beschirmen. Die Turniere oder Waffenspiele wurden auf einem freien Platze gefeiert, der mit Sand bestreut, durch Schranken eingefaßt und ^6. Kitter^ Rüstung. üon Schaubühnen überragt war. Die Sieger in den Wettkämpfen erhielten ans den Händen edler Frauen den „Dank" oder „Preis". Arme Adelige zogen als „fahrende Ritter" von Hof zu Hof. Keinem Ritter durften Roß und Waffen wegen Schulden genommen, keinem gefangenen Fesseln angelegt werden.
minim
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Albrecht_Achilles Albrecht Albrechts_Sohn_Johann Albrechts Johann
— 89 —
Sie lag zwischen Elbe und Oder um Havel und Spree. Der erste Mark- oder Grenzgraf Albrecht der Bär hatte das wilde, heidnische Land zu einem deutschen, christlichen und angebauten gemacht. Unter dem Kaiser Sigismund riß die schrecklichste Unordnung ein. Er hatte keine Zeit, das Land selbst zu verwalten. Weil er immer in Geldnot war, so verpfändete er es an einen Vetter. Dieser drückte die Unterthanen mit schweren Abgaben, that aber gar nichts für ihr Wohl. Er kam nur in das Land, wenn er Geld holen wollte. Die Ritter fragten wenig nach ihm und thaten, was sie wollten. Und das war meist nichts Gutes. Sie plünderten Städte und Dörfer aus, überfielen die Kaufleute und nahmen ihnen Geld und Waren ab, erpreßten hohe Lösegelder von den Gefangenen, trieben den Bauern die Herden weg, verbrannten ihnen Haus und Hof, ja schlugen sie tot, wenn sie sich widersetzten. Niemand war seines Lebens und seines Gutes sicher. Am schlimmsten trieben es zwei Brüder Quitzow. Das Land verödete und das Volk verwilderte. Da endlich erbarmte sich der Kaiser und sandte dem unglücklichen Lande den Burggrafen Friedrich von Hohen-zollern als Statthalter und später als Kurfürsten. Die Hohenzolleru sind die tapferen Gründer des preußischen Staates und die unermüdlichen Erzieher ihres Volkes geworden.
3. Wie Friedrich I. seine Feinde unterwarf. Als Friedrich in der Mark erschien, verweigerten die Qnitzows und ihr Anhang die Huldigung, „weil die Mark nicht von Böhmen getrennt werden dürfe". In Wahrheit fürchteten sie Friedrichs Strenge und die verdiente Strafe für ihre Missethaten. Sie prahlten: „Wenn es ein ganzes Jahr Burggrafen regnete, so sollten sie doch in der Mark nicht aufkommen."
Spottweise nannten sie den neuen Kurfürsten „Nürnberger Tand", weil er von Nürnberg kam, die Nürnberger aber ihren Tand oder ihr Spielzeug in alle Welt schickten. Schwere Kämpfe mußte Fried-
rich bestehen, aber endlich wurde er Meister Friedrich I. °°n £}<ch=„3on«n. über feine Femde und eroberte ihre
Burgen mit Hilfe der „faulen Grete", einer Riefenkanone. Beide Qnitzows fanden_ ein klägliches Ende. Darauf unterwarfen sich alle Adeligen, Friedrich aber übte Vergeben und Vergessen. Alle Sorge verwandte er darauf, die Wunden des Landes zu heilen. Eine treue Gehilfin war ihm dabei seine Gemahlin, die schöne Else. Sein Wahlspruch war: „Wer auf Gott vertraut, den verläßt er nicht."
4. Wie seine Nachfolger regierten. In den Wegen des ersten Hohenzollern wandelten seine Nachfolger. Sein Sohn Friedrich Ii., der Eiserne, besiegte die widerspenstigen Städte, baute die Fürstenburg
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Sigismund Brüder_Quitzow Friedrich_von_Hohen-zollern Friedrich Friedrich_I. Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich_I. Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich
— 145 —
nach schweren Verlusten in große Not. Als er die deutschen Fürsten um
Hilfe anging, versagte Heinrich der Löwe seinen Beistand. Dieser
mächtige Fürst, der Bayern und Sachsen besaß und auch in Mecklen-
burg und Pommern Eroberungen gemacht hatte, mochte wohl seine Unter-
nehmungen in Norddeutschland nicht im Stiche lassen oder auch darüber
gereizt sein, daß die Güter seines Oheims Welf an den Kaiser gefallen
waren. Er verweigerte jegliche Hilfe, auch als Friedrich ihn in einer
persönlichen Zusammenkunft bat und beschwor, seine Ehre und des Reiches
Heil zu bedenken; ja der Kaiser soll vor ihm aus die Kniee gefallen
sein. „Ich fürchte den Bann und spüre die Gebrechen des Alters!"
redete Heinrich sich trüglich heraus. Die Kaiserin Beatrix soll ihren
Gemahl aufgehoben und gesprochen haben: „Stehet auf, lieber Herr; ihr
werdet einst dieses Tages und dieses Hochmutes gedenken, und Gott wird
euch helfen!" Das geschwächte Heer des Kaisers wurde nun trotz der
tapfersten Gegenwehr von den Städtern bei Legnano besiegt. Der Kaiser 1176
stürzte mit seinem Rosse und verschwand im Getümmel. Die Kaiserin
hatte schon Trauerkleider angelegt, als er am vierten Tage wieder bei
den Seinen erschien.
In Venedig schloß nun der Kaiser mit dem Papste Alexander Iii.
einen sechsjährigen Waffenstillstand. Friedrich wurde vom Banne los-
gesprochen und erwies dem Papste die herkömmlichen Ehrenbezeigungen,
indem er ihm den Steigbügel hielt und seine Füße küßte. Dem Waffen-
stillstände folgte der Friede zu Konstanz; er bestätigte den Städtern 1183
ihre Freiheiten, nachdem sie die Oberhoheit des Kaisers anerkannt hatten.
8. Wie der Ungetreue gestraft ward. Friedrich mußte nun die
schweren Anklagen gegen Heinrich den Löwen untersuchen und seinen
Lehenstreubruch strafen. Durch den Spruch der Reichsfürsten wurde
Heinrich, der sich trotz dreimaliger Ladung dem Reichsgericht nicht
stellte, in die Acht gethan und seiner Länder verlustig erklärt. (Die
Acht des Königs machte den Geächteten recht- und heimatlos. Er
verlor sein Vermögen, durfte von niemand gespeist und beherbergt, wohl
aber von jedermann ungestraft getötet werden.) Bayern erhielt Otto
von Wittelsbach, dessen Nachkommen noch heute dort herrschen. Die
übrigen Länder wurden verteilt. Doch Heinrich wehrte sich grimmig
bis ins dritte Jahr. Da ward ihm die Hand des Kaisers zu schwer.
In Erfurt warf er sich 1181 seinem schwer gekränkten Oberherrn zu
Füßen, und Friedrich hob ihn, Thränen in den Augen, auf. Aber der
Spruch des Reichstags konnte nicht mehr geändert werden. Heinrich
wurde auf drei Jahre verbannt und ihm nur sein Erbland Braun-
schweig und Lüneburg gelassen.
9. Friedrich auf dem Gipfel des Glückes. Die Fülle von
Friedrichs Glück und Macht zeigte sich auf dem glänzenden Turnier
und Volksfest zu Mainz, an dem 40 000 Ritter, viele geistliche
Herren und Abgesandte der Städte aus allen Gauen des Reiches teil-
nahmen. Um die Gäste zu beherbergen, hatte man auf der Rheinebene
eine Zelt- und Bretterstadt errichtet. Durch ritterliche Kämpfe, prunk-
vollen Schmuck, reiche und fröhliche Gastmähler, allerlei Lustbarkeiten
Polack, Geschichtsbilder. 17. Ausl. Ausg. B f. Mädchensch. 10
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_der_Löwe Heinrich Welf Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Beatrix Alexander_Iii Alexander Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto
von_Wittelsbach Otto Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrichs_Glück Friedrichs
— 131 —
lichen Leibe nicht Wiedersehen. Alles, was mir am Herzen liegt, habe
ich deiner Liebe empfohlen. Laß mir den Trost, daß du diese Stätte
beständig im Andenken behältst!" So reiste der Kaiser ab.
Seine erste Gattin Edith a war eine englische Königstochter. Als
Morgengabe erhielt sie neben andern sächsischen Gütern die Stadt Magde-
burg. Hier war sie am liebsten, weil sie eine gewisse Ähnlichkeit mit
London fand. Achtzehn Jahre war Editha der gute Engel ihres Gatten
wie ihrer Unterthanen. Durch innige Frömmigkeit, Milde des Herzens
und viele Werke der Barmherzigkeit gewann sie ihre Unterthanen und
wurde wie eine Heilige verehrt. Ihr sanfter Zuspruch milderte die
Heftigkeit ihres Gatten, ihr Gebet begleitete ihn in Kampf und Not,
und ihr Gedächtnis blieb ein Segen für ihn und sein Volk.
Fragen: Worin besteht Ottos Größe? — Welche Frauen sind in seinem
Leben bedeutsam und auf welche Weise? — Welches sind die Ursachen der vielen
Empörungen? — Was hat die römische Krone Deutschland genützt, was ge-
schadet? — „Otto I. und Heinrich" von Mühler.
42. Die übrigen sächsischen Kaiser (973—1024).
1. Otto Ii. sichert die deutschen Grenzen, ist aber unglücklich
in Italien. Otto Ii. hatte von seiner Mutter Adelheid eine feine
Bildung erhalten. Das rauhe deutsche Wesen mißfiel ihm, darum hielt
er sich am liebsten in Italien ans. Den Dänen Harald Blauzahn
schüchterte er durch einen raschen Zug bis an den Ottensund ein. Die
Franzosen, die Lothringen haben wollten, trieb er bis vor die Thore
von Paris. Den Römer Crescentius, der die römische Republik wieder-
herstellen wollte und den Papst im Gefängnis verhungern ließ, sperrte
er in ein Kloster. Dann brach er nach Unteritalien auf, um es
den Arabern und Griechen zu entreißen. Aber er verlor die anfangs
gewonnene Schlacht und entging der Gefangenschaft nur durch einen
Sprung ins Meer. Sein schwimmendes Roß rettete ihn auf ein griechisches
Schiff. Auf das Versprechen eines ungeheuren Lösegeldes führte ihn der
Schiffsherr nach Calabrien, wo ihn seine Gattin mit dem Lösegelde er-
wartete. Vor der Landung entstand ein Streit, in dem sich der Kaiser
mit den Seinen rettete. Der erschreckte Schiffsherr aber suchte ohne
Lösegeld das Weite. Otto starb bald darauf im 28. Jahre an
einem Fieber.
2. Ottos Iii. Vorliebe für Italien wird mit Undank belohnt.
Otto Iii. war bei seines Vaters Tode drei Jahre alt. Die Vormund-
schaft führte seine Mutter und nach deren Tode seine Großmutter unter
dem Beirat des Erzbischofs Willigis von Mainz. Wegen der ge-
lehrten Bildung wurde er das „Wunder der Welt" genannt. Otto
wollte Rom zum Mittelpunkt des Reiches machen, aber die
Römer verbitterten ihm durch Empörungen den Aufenthalt. Den auf-
rührerischen Crescentius ließ er endlich enthaupten. Im Jahre 1000, 1000
als man den Weltuntergang erwartete, unternahm er eine Wallfahrt
nach Gnesen an das Grab des Märtyrers Adalbert, des Apostels
der Preußen. In Aachen stieg er in die Gruft Karls des Großen.
9*
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Extrahierte Personennamen: Edith_a Editha Ottos Otto Otto Adelheid Harald_Blauzahn Otto Ottos Otto Willigis Otto Apostels Karls
Extrahierte Ortsnamen: London Ottos Deutschland Italien Italien Ottensund Paris Unteritalien Calabrien Ottos Italien Mainz Gnesen Aachen
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem.
(Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.)
6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen
Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle
keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone
geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes".
Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten
besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100
unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König
von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung
der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig,
Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten.
Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der
Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich
das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver-
schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach
200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291
Akkon, den Türken wieder in die Hände.
7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz-
züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht
erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche
Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche
gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die
vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und
Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen
einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten
Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum
erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.
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Extrahierte Personennamen: Kugler Gottfried Balduin
150
gegen „Entschädigungen" die Krone einem englischen und einem spanischen
Fürsten übertragen. Beide bekümmerten sich ebensowenig um Deutschland
wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten
waren völlig selbständig geworden. Handel, Gewerbe und Acker-
bau lagen gänzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes
sicher. Die Fürsten und Herren rauften miteinander in endlosen Fehden,
und nur der Stärkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren
Burgen aus, die an den Landstraßen auf geschützten Orten sich zahlreich
erhoben, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich
in den Steigbügel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen
gab, daß Reifende oder Warenzüge nahten, um die reichen Warenzüge
der Kaufleute zu plündern und von den Gefangenen oft ein sehr hohes
Lösegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg-
reif (d. i. Steigbügel) schloffen die Städte, welche unter diesem Unwesen
am meisten litten, Bündnisse zu Schutz und Trutz.
Unteritalien gab der Papst als päpstliches Lehn dem finsteren Karl
von Anjou, einem Bruder Ludwigs des Heiligen von Frankreich.
Karl unterdrückte mit grausamer Härte Adel, Bürger und Geistlichkeit,
und das ganze Land seufzte unter den Händen dieses Henkers.
2. Der unglückliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern
am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Sproß der Staufer, Konrads
Sohn Konradin, auf. Zwei Minnelieder in der Manesseschen Samm-
lung bezeugen feine dichterische Begabung. Der Ruf der Italiener, das
Drängen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzens veranlaßten
ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein väterliches Erbe von den
Franzosen zurückzufordern. Vergeblich hatte seine Mutter Elisabeth
von dem Zuge abgemahnt, mit Thränen und trüben Ahnungen in Hohen-
schwangau von ihm Abschied genommen. In Italien wurde der herr-
liche Jüngling überall mit Jubel ausgenommen. Doch der Papst sprach
den Bann über ihn aus. Bei Tagliacozzo siegte Konradin anfänglich
über Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu früh zerstreuten
und zu plündern anfingen, fiel ein Hinterhalt über sie her und brachte
ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht
mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von
Anjou ausgeliesert. Dieser stellte ihn als einen Räuber und Empörer
vor ein Gericht, das ihn aber freisprach. Nur der knechtisch gesinnte
Robert von Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Daraufhin befahl
Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung.
3. Sein rührendes Ende. Das Todesurteil wurde Konradin
vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß.
Gefaßt bereitete er sich zum Tode vor. Am 29. Oktober 1268 bestieg
er mit seinen Gefährten das Blutgerüst. Robert von Bari verlas das
Todesurteil und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt,
Graf Robert von Flandern auf und rief ihm mit drohend ge-
schwungenem Schwerte zu: „Wie kannst du, feiger Schurke, einen so
herrlichen Ritter zum Tode verurteilen!" Und das geschwungene Schwert
traf den bösen Mann. Konradin aber umarmte seinen Freund, befahl
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Karl
von_Anjou Karl Ludwigs Karl Konradins Konrads Konradin Konradin Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradin Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Karl_von
Anjou Karl Robert_von_Bari Karl Karl Konradin Friedrich Friedrich Robert_von_Bari Robert_von_Flandern Konradin Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Unteritalien Frankreich Italien Bayern Manesseschen_Samm- Italien Hohen- Italien
151*
seine Seele Gott und legte geduldig sein Haupt auf den Block mit den
Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann empfing
er den Todesstreich. Friedrich schrie ans in namenlosem Schmerze, und
das Volk zerfloß in Thränen. Nur der herzlose Anjou, der am Fenster
einer nahen Burg stand, blieb ungerührt und sah mit teuflischer Be-
friedigung das Ende des letzten Staufers; dann fielen die Häupter
Friedrichs und der anderen Freunde Konradins.
4. Die gerechte Strafe des Mörders. Karls Reich hatte keinen
Bestand. Sein unbarmherziger Druck und die Willkür seiner französischen
Soldaten veranlaßten einen plötzlichen Aufstand, die Sicilianische
Vesper, welcher am Ostermontage zur Vesperzeit begann. Alle Fran-
zosen auf Sicilien wurden ermordet und die Bewohner von dem Joche
der Fremdlinge befreit. In seiner Wut soll Karl den goldenen Knopf
von seinem Stocke gebissen haben.
Fragen: Woran ging das Geschlecht der Staufer zu Grunde? — Wodurch
war das Interregnum eine schreckliche Zeit? — „Konradin" von Schwab.
49. Die Kultur des Mittelalters.
1. Das deutsche Königtum. Die Königswahl geschah durch
die weltlichen und geistlichen Reichsgroßen, und zwar in der Regel nur
durch die angesehensten, in Aachen, später in Frankfurt am Main.
In Aachen krönte und salbte der Erzbischof von Köln, in Frankfurt der
Erzbischof von Mainz. Seit 1356 (durch die goldene Bulle) lag das
Wahlrecht nur bei den sieben Kurfürsten.
Die Reichsgüter bestanden in großem Grundbesitz, Höfen, Dörfern,
Forsten. Die Krön rechte waren besonders das Jagd-, Münz- und
Zollrecht. Durch die allzu reichliche Vergabung wurde die Macht des
Königs außerordentlich geschwächt. Die Landesherren wurden immer
mächtiger und unabhängiger. Zuletzt war Deutschland nur ein lockerer
Bund kleiner und großer Staaten.
Der Reichstag wurde vom Könige berufen. Auf ihm er-
schienen die Reichsgroßen und berieten über wichtige gemeinsame An-
gelegenheiten, als: Krieg, Landfrieden, Streitsachen der Fürsten u. a.
Auch die Belehnung der Großen erfolgte hier in der Regel. Die Herzöge,
Markgrafen und Grafen bildeten die weltlichen, die Erzbischöfe, Bischöfe
und Äbte die geistlichen Reichsstände; später kamen noch die Reichs-
städte hinzu. In den Einzelstaaten bildeten Ritterschaft (der Adel),
Geistlichkeit und Städte die Landstände. Sie berieten hauptsächlich
über die Bewilligung der Landsteuern, die die Landesherren „erbeten"
hatten, und wirkten sich für die Gewährung mancherlei Rechte und Zu-
geständnisse aus.
2. Das Rittertum, a) Entstehung. Die Ritterschaft entstand
aus den Freigeborenen, welche den Kriegsdienst zu Roß leisteten. All-
mählich bildete sich das Rittertum als ein abgeschlossener
Stand heraus, und durch die Ritterwürde wurden Fürsten wie einfache
1282
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs Konradins Karls Karl Karl Schwab
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Konradins Karls Aachen Frankfurt_am_Main Aachen Frankfurt Mainz Deutschland
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Werkzeuge des Betruges gemacht worden sein; manche halten ihn für
den echten Waldemar.
3. Otto der Faule. Unter Ludwig dem Römer wurde Branden-
burg zum Kurfürstentum erhoben. Er und fein Bruder Otto schloffen
mit Karl Iv. einen Erbvertrag, wonach, die Mark an Wenzel, den
Sohn des Kaisers, fallen sollte, wenn sie ohne Söhne stürben. Auf
Ludwig den Römer folgte sein Bruder. Otto der Faule, der kläglichste
Fürst, welcher je ein Land zu regieren gehabt hat. Den Kaiser, der
ihn mit seiner ältesten Tochter verheiratet hatte, ließ er nach Gefallen
schalten. Er war zufrieden, wenn er nur Geld zu seinen Verschwendungen
erhielt und seinen Vergnügungen nachgehen konnte. Seine Verwandten
machten ihn endlich mißtrauisch gegen den Kaiser. Da wollte er sich
aufraffen, aber es war zu spät. Der Kaiser zog gegen ihn und setzte
ihn ab. Auf dem Schlosse Wolfstein bei Landshut bekam er ein ansehn-
liches Jahrgeld zu verzehren und zog sich durch sein wüstes Treiben
einen frühen Tod zu. Die Mark kam an des Kaisers Sohn
Wenzel.
Fragen: Wodurch ist Ludwigs Regierung so unglücklich für die Mark
geworden? — Weshalb erwarben sich die Bayern in der Mark keine Liebe? —
Warum kann man den „falschen Waldemar" für einen Betrüger halten?
63. Die Luxemburger in der Mark (1373—1415).
1. Die glücklichen Zeiten unter Karl Iv. Karl Iv. von Luxem-
burg hatte sich auf schlaue Weise in den Besitz der Mark Brandenburg
gesetzt, aber dem Lande war seine Herrschaft zum Heil; denn er regierte
für seinen unmündigen Sohn Wenzel vortrefflich und sorgte für das
Land väterlich wie für Böhmen. Sein prächtiges Hoflager hielt er zu
Tangermünde an der Elbe, das der Mittelpunkt des regsten Handels-
verkehrs wurde. Karl schaffte dem Lande Frieden nach innen und außen
und öffnete alle Quellen der Thätigkeit und des Wohlstandes. Er ließ
ein Verzeichnis aller Äcker anfertigen und verteilte die Abgaben in ge-
rechter Weise.
2. Die unglücklichen Zeiten unter Sigismund. Als Karl Iv.
gestorben war und Wenzel den Königsthron bestiegen hatte, erhielt
Sigismund, der jüngere Sohn, die Mark. Dieser ist nur einmal dahin
gekommen, um — Geld zu holen. Er verpfändete sie an Jobst von
Mähren, der sie wie eine milchende Kuh behandelte. Die Unsicherheit
und das Elend stiegen von Tag zu Tage. Von außen griffen die
raublustigen Nachbarn zu. Im Innern trieben die Raubritter schamlos
ihr Gewerbe und plünderten sogar Städte und Dörfer, so daß niemand
seines Lebens und Gutes sicher war. Am schlimmsten trieben es die
Brüder Hans und Dietrich von Quitzow mit ihren Spießgesellen. Von
ihren 24 Burgen, besonders von Friesack und Plaue, schickten sie den
Schrecken ins ganze Land. Den Herzog von Mecklenburg hielten sie eine
Zeitlang gefangen und teilten dann das Lösegeld mit dem ehrvergessenen
Jobst. Sie plünderten sogar den Unterstatthalter Günther von
Schwarzburg aus und zwangen Städten, Dörfern und Adeligen einen
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Extrahierte Personennamen: Waldemar Otto Ludwig_dem_Römer Ludwig Otto Karl_Iv Karl Ludwig_den_Römer Ludwig Otto Ludwigs Ludwigs Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl Karl Sigismund Karl_Iv Karl Sigismund Jobst_von
Mähren Hans_und_Dietrich_von_Quitzow Jobst Günther_von
Schwarzburg Günther