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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 141

1899 - Gera : Hofmann
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem. (Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.) 6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes". Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100 unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig, Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten. Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver- schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291 Akkon, den Türken wieder in die Hände. 7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz- züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 150

1899 - Gera : Hofmann
150 gegen „Entschädigungen" die Krone einem englischen und einem spanischen Fürsten übertragen. Beide bekümmerten sich ebensowenig um Deutschland wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten waren völlig selbständig geworden. Handel, Gewerbe und Acker- bau lagen gänzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes sicher. Die Fürsten und Herren rauften miteinander in endlosen Fehden, und nur der Stärkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren Burgen aus, die an den Landstraßen auf geschützten Orten sich zahlreich erhoben, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich in den Steigbügel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen gab, daß Reifende oder Warenzüge nahten, um die reichen Warenzüge der Kaufleute zu plündern und von den Gefangenen oft ein sehr hohes Lösegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg- reif (d. i. Steigbügel) schloffen die Städte, welche unter diesem Unwesen am meisten litten, Bündnisse zu Schutz und Trutz. Unteritalien gab der Papst als päpstliches Lehn dem finsteren Karl von Anjou, einem Bruder Ludwigs des Heiligen von Frankreich. Karl unterdrückte mit grausamer Härte Adel, Bürger und Geistlichkeit, und das ganze Land seufzte unter den Händen dieses Henkers. 2. Der unglückliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Sproß der Staufer, Konrads Sohn Konradin, auf. Zwei Minnelieder in der Manesseschen Samm- lung bezeugen feine dichterische Begabung. Der Ruf der Italiener, das Drängen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzens veranlaßten ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein väterliches Erbe von den Franzosen zurückzufordern. Vergeblich hatte seine Mutter Elisabeth von dem Zuge abgemahnt, mit Thränen und trüben Ahnungen in Hohen- schwangau von ihm Abschied genommen. In Italien wurde der herr- liche Jüngling überall mit Jubel ausgenommen. Doch der Papst sprach den Bann über ihn aus. Bei Tagliacozzo siegte Konradin anfänglich über Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu früh zerstreuten und zu plündern anfingen, fiel ein Hinterhalt über sie her und brachte ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von Anjou ausgeliesert. Dieser stellte ihn als einen Räuber und Empörer vor ein Gericht, das ihn aber freisprach. Nur der knechtisch gesinnte Robert von Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Daraufhin befahl Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung. 3. Sein rührendes Ende. Das Todesurteil wurde Konradin vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß. Gefaßt bereitete er sich zum Tode vor. Am 29. Oktober 1268 bestieg er mit seinen Gefährten das Blutgerüst. Robert von Bari verlas das Todesurteil und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt, Graf Robert von Flandern auf und rief ihm mit drohend ge- schwungenem Schwerte zu: „Wie kannst du, feiger Schurke, einen so herrlichen Ritter zum Tode verurteilen!" Und das geschwungene Schwert traf den bösen Mann. Konradin aber umarmte seinen Freund, befahl

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 151

1899 - Gera : Hofmann
151* seine Seele Gott und legte geduldig sein Haupt auf den Block mit den Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann empfing er den Todesstreich. Friedrich schrie ans in namenlosem Schmerze, und das Volk zerfloß in Thränen. Nur der herzlose Anjou, der am Fenster einer nahen Burg stand, blieb ungerührt und sah mit teuflischer Be- friedigung das Ende des letzten Staufers; dann fielen die Häupter Friedrichs und der anderen Freunde Konradins. 4. Die gerechte Strafe des Mörders. Karls Reich hatte keinen Bestand. Sein unbarmherziger Druck und die Willkür seiner französischen Soldaten veranlaßten einen plötzlichen Aufstand, die Sicilianische Vesper, welcher am Ostermontage zur Vesperzeit begann. Alle Fran- zosen auf Sicilien wurden ermordet und die Bewohner von dem Joche der Fremdlinge befreit. In seiner Wut soll Karl den goldenen Knopf von seinem Stocke gebissen haben. Fragen: Woran ging das Geschlecht der Staufer zu Grunde? — Wodurch war das Interregnum eine schreckliche Zeit? — „Konradin" von Schwab. 49. Die Kultur des Mittelalters. 1. Das deutsche Königtum. Die Königswahl geschah durch die weltlichen und geistlichen Reichsgroßen, und zwar in der Regel nur durch die angesehensten, in Aachen, später in Frankfurt am Main. In Aachen krönte und salbte der Erzbischof von Köln, in Frankfurt der Erzbischof von Mainz. Seit 1356 (durch die goldene Bulle) lag das Wahlrecht nur bei den sieben Kurfürsten. Die Reichsgüter bestanden in großem Grundbesitz, Höfen, Dörfern, Forsten. Die Krön rechte waren besonders das Jagd-, Münz- und Zollrecht. Durch die allzu reichliche Vergabung wurde die Macht des Königs außerordentlich geschwächt. Die Landesherren wurden immer mächtiger und unabhängiger. Zuletzt war Deutschland nur ein lockerer Bund kleiner und großer Staaten. Der Reichstag wurde vom Könige berufen. Auf ihm er- schienen die Reichsgroßen und berieten über wichtige gemeinsame An- gelegenheiten, als: Krieg, Landfrieden, Streitsachen der Fürsten u. a. Auch die Belehnung der Großen erfolgte hier in der Regel. Die Herzöge, Markgrafen und Grafen bildeten die weltlichen, die Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte die geistlichen Reichsstände; später kamen noch die Reichs- städte hinzu. In den Einzelstaaten bildeten Ritterschaft (der Adel), Geistlichkeit und Städte die Landstände. Sie berieten hauptsächlich über die Bewilligung der Landsteuern, die die Landesherren „erbeten" hatten, und wirkten sich für die Gewährung mancherlei Rechte und Zu- geständnisse aus. 2. Das Rittertum, a) Entstehung. Die Ritterschaft entstand aus den Freigeborenen, welche den Kriegsdienst zu Roß leisteten. All- mählich bildete sich das Rittertum als ein abgeschlossener Stand heraus, und durch die Ritterwürde wurden Fürsten wie einfache 1282

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 201

1899 - Gera : Hofmann
Mm — 201 — sind. Darum bitten wir Eure Liebden mit allem Fleiß, Euer gutes Gerücht bei den Frauen nicht also zu verlieren, sondern Euer Gemüt gegen die arme Witwe wieder zu wenden und sie wieder zu dem Ihrigen kommen zu lassen — Nur um 2 Jahre überlebte die Kurfürstin ihren Gemahl. In dieser Zeit verkehrte sie traulich mit ihren Kindern und verwandte ihr reiches Witwengut zu deren Bestem. Ihren Hofhalt vereinigte sie mit dem ihres Sohnes Albrecht, „damit sich derselbe besser erholen könne." Im Kloster zu Heilbronn ward sie an der Seite ihres Gatten bestattet. 65. Die nächsten Nachfolger des ersten Hohenzollern in der Mark. 1. Friedrich Ii., der Eiserne, brach die Macht der Städte. 1440 Er hatte eine tiefe Frömmigkeit des Herzens, aber auch eine unbeugsame Festigkeit des Willens; daher sein Beiname „Eisenzahn". „Beten und arbeiten!" hieß sein Wahlspruch. Ihm machten die Städte, die sich in den langen Wirren viele Freiheiten erkämpft hatten und von der Landes- hoheit des Fürsten nichts wissen wollten, viel zu schaffen, besonders die Doppel- stadt Berlin-Kölln an der Spree. Sie verschloß ihm sogar die Thore. Bei einem Aufruhr der Bürger gegen den Rat drang Friedrich auf den Hilferuf des letzteren in der Ver- wirrung mit 6oo Reitern in die Stadt und trieb die Empörer zu Paaren. Er ließ sich die Schlüssel der Thore ausliefern, stürzte den Roland, das Sinnbild des Blutbannes oder Rechtes über Leben und Tod, und erbaute nach einem zweiten Auf- stande an der Spree zwischen den beiden Städten Berlin und Kölln die Fürstenburg, auf deren Stelle sich heute das alte königliche Schloß erhebt. „Sie sollte der Herrschaft und dem Lande zum Frommen und zur Zierde gereichen." Er bezog sie 1451 und machte damit Berlin 1451 zur Residenz des Kurfürstentums. 2. Er hob die Sittlichkeit. Durch das Raub- und Fehdewesen war der Adel der Mark in üblen Ruf gekommen. „Was man irgendwo vermisse, das müsse man nur in der Mark Brandenburg suchen!" war eine gemeine Rede in deutschen Landen. Um den Adel zu heben, gründete Friedrich den Schwanenorden. Durch ihn sollte Frömmigkeit, Sitten- reinheit und edles Familienleben gefördert werden. Als der Tod seinen einzigen Sohn in blühender Jugend hinwegraffte, da übergab er die Regierung seinem Bruder Albrecht, nahm mit Thränen Abschied von den märkischen Ständen und starb schon im nächsten Jahre in Franken. Wo

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 308

1899 - Gera : Hofmann
308 84. Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen (1786—1797). 1. Sein Wesen und seine Regierung. Friedrich Wilhelm Ii. war ein Neffe Friedrichs des Großen, hatte aber weder den Geist noch die Kraft, den Staat seines großen Oheims auf seiner Ruhmeshöhe zu erhalten. Er war mild und gütig, aber auch schwach und genuß- liebeud. Sein Wahlspruch war: „Aufrichtig und standhaft." Er- hob den Alleinhandel des Staates mit Tabak und Kaffee auf und ent- fernte die französischen Verwaltungsbeamten, die im Lande sehr verhaßt waren. Auch beförderte er viele Bür- gerliche zu höheren Stellen, führte statt des Anredewortes „Er" das höfliche „Sie" ein und verwandte viel Sorgfalt auf das Schulwesen. Unter ihm wurden die noch heute bestehenden Bildungsanstalten für Offi- ziere und Ärzte errichtet. Aber seine Gutmütigkeit wurde vielfach mißbraucht und artete in Schwäche, seine Frei- gebigkeit in Verschwendung aus. Ob- gleich am Hofe ein üppiges, ja sitten- loses Treiben herrschte, so wollte man doch im Lande mit dem alten Glauben 232. Friedrich Wilhelm Ii. auch die alte Sittlichkeit zurückrufen. Darum erließ der Minister Wöllner ein Edikt, worin er von allen Geistlichen und Lehrern strenges Festhalten an der Kirchenlehre forderte und jede willkürliche Auslegung verbot. Dieser Zwang machte viel böses Blut in jener Zeit der Aufklärung. 2. Der erfolglose Krieg gegen Frankreich. Friedrich Wilhelm verband sich mit Kaiser Leopold Ii., um den Umsturzgeist in Frank- reich zu bannen. Preußen und Österreicher rückten unter dem Herzog Ferdinand von Braunschweig in Frankreich ein. Dieser rief durch ein drohendes Manifest (Ansprache) den heftigsten Widerstand der Franzosen hervor. Alles eilte voll Erbitterung zu den Waffen, so daß das ganze Land einem Heerlager glich. Bis Valmy in der Champagne drangen die Verbündeten vor; aber nach einer heftigen Kanonade traten sie den Rückzug an. Schlechte Wege, ungünstiges Wetter, Mangel, Seuchen und die Begeisterung der Feinde vereitelten den prahlerischen „Spaziergang nach Paris" gänzlich. Das Revolntionsheer unter Dnmouriez nahm in unwiderstehlichem Ansturm Belgien, Custine das feste Mainz. Da brachte der große englische Minister Pitt eine Vereinigung oder Koalition der meisten europäischen Staaten zustande, aber auch sie konnten trotz anfänglicher Erfolge nichts ausrichten. Die „Marseillaise", das eben entstandene feurige Kampflied, singend, stürzten sich die. oft noch knabenhaften, zerlumpten und ungeschulten französischen Soldaten mit Todesverachtung auf die Feinde. Die Preußen mußten sich trotz zweier Siege bei Kaiserslautern über den Rhein

6. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 12

1910 - Berlin : Salle
12 Tie deutsche Reformation. linge Hochmut und Überhebung zur Schau trugen und wie auch schlechte Deutsche durch Jagen nach Gunst und Ämtern und Kriecherei vor dem päpstlichen Stuhl sich erniedrigten. In Gedichten, Satiren und Flugschriften geißelte er die Juristen und das römische Recht, den rohen Adel und die Tyrannei der Fürsten, unter welchen namentlich Ulrich von Württemberg seinen ganzen Zorn erregte. Dieser Herzog hatte eilten Vetter Huttens, den jungen und einnehmenden Hans von Hutten, meuchlings niedergestochen. Der Ermordete war einst des Herzogs Stallmeister und bevorzugter Günst- ling gewesen, aber als dieser in wilder Leidenschaft für Hans Huttens junge Frau entbrannte, scheint es zum Zerwürfnis gekommen zu sein. Die Mordtat empörte die gesamten Mitglieder der Huttenschen Familie. Ulrich von Hutten bemächtigte sich der Angelegenheit und zog in fünf kraftvollen Reden (1515—1519) den Herzog zur Verantwortung. Diese Reden, die damals einen tiefen Eindruck in den Kreisen des niederen Adels machten, übertreiben freilich die häßlichen Charakter- eigenschaften des Herzogs, der in Wirklichkeit kein solch Scheusal ge^ wesen ist. Wilhelm Hauff hat ihm in dem Geschichtsroman „Lichten- stein" gewissermaßen eine Ehrenrettung zuteil werden lassen. Vielfach bestimmten Ulrich von Huttens Auftreten die Interessen des Ritterstandes, dessen Ansehen mit der Macht des Kaisertums zusammenhing. Für das aufblühende deutsche Bürgertum zeigte der fränkische Ritter weniger Verständnis. Die Üppigkeit, der Wucher im Handel und Verkehr, der sich oft bei den reich gewordenen Städten zeigte, stießen ihn ab. In die festen Ordnungen des Rechts und des Friedens, die Kaiser Maximilian mit Mühe am Ausgange des Mittelalters in Deutschland hergestellt hatte, wußte der Feuerkopf Hutten sich am wenigsten zu finden. Er für seine Person griff genau zu den alten Gewaltmitteln. Statt des geistigen Kampfes wollte er den Kampf mit dem Schwert. Ihm zur Seite trat bald ein tatkräftiger, kriegsgeübter, die poli- tischen Verhältnisse überschauender Gefährte: Franz von Sickingen. Dieser war eine glänzende Ritterscheinung, kraftvoll und bieder, großen Ideen zugeneigt und ein Freund der Männer der Wissenschaft, dazu wohlbegütert und im Besitz mehrerer Burgen, deren hervorragendste die Ebernburg und der Landstuhl waren. Hier versammelte er geistreiche und gelehrte Personen um sich, die ein neues Leben in die alte Burg trugen. Herzog Ulrich von Württemberg hatte widerrechtlich die kaiserliche

7. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 96

1910 - Berlin : Salle
96 Der Dreißigjährige Krieg. Bestimmungen in bezug auf das Reich. Diese Bestimmungen vollenden die Auflösung des Reiches in einen lockern Bund selbständiger Staaten, gebildet aus weltlichen Erb- Monarchien, geistlichen Wahlfürstentümern und städtischen Republiken. Das Reich war jetzt kein einheitlicher Staat mehr, sondern, um die Worte Friedrichs des Großen zu gebrauchen, „eine erlauchte Republik von Fürsten mit einem gewählten Oberhaupt an der Spitze". Dem Kaiser blieb nur noch ein Schatten von Macht (Vorsitz auf dem Reichs- tage, Verleihung des Adels und hoher Würden). Denn sämtliche Reichsfürsten und Reichsstädte hatten das volle Recht der Landeshoheit erhalten, dazu die Befugnis, unter sich und mit dem Auslande Bündnisse zu schließen. In bezug auf die Besitzverhältnisse der Reichsstände trat im allgemeinen der Zustand vor dem Krieg, also vor 1618, ein. Bayern jedoch behielt die Kurwürde und die Oberpfalz. Da- gegen wurde die Rheinpfalz dem Sohne des „Winterkönigs" zurück- gegeben und eine achte Kurwürde geschaffen. Kursachsen behielt die Lausitz. Brandenburg, das eigentlich auf ganz Pommern Anspruch hatte, bekam nur den größten Teil von Hinterpommern und als Entschädigung für die an Schweden gefallenen Gebietsteile die Bis- tümer Halberstadt, Minden und Kammin und die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg mir den Städten Magdeburg und Halle. Folgen des Dreißigjährigen Krieges. Das Endergebnis des Dreißigjährigen Krieges war eine völlige Niederlage des Kaisertums, namenloses Elend in deutschen Landen und das Übergewicht des Auslandes, zunächst der Schweden und Franzosen. Der Volkswohlstand war auf lange hinaus vernichtet. Nach mäßiger Angabe büßte Deutschland die Hälfte seiner Bewohner, über zwei Drittel seines beweglichen Vermögens ein. Tausende von Städten, Zehntausende von Dörfern, ungezählte Klöster und Gehöfte wurden zerstört. Auf Rechnung der Schweden sollen allein 1976 Schlösser, 1629 Städte und 18 310 Dörfer kommen. Diese Ziffern mögen etwas übertrieben sein. In der Pfalz soll die Bevölkerung auf den fünfzigsten Teil zusammengeschmolzen sein. Weite Strecken Landes waren in eine Wüstenei verwandelt. Bären und Wölfe, aber außerdem zahlreiche Räuberbanden, die durch das entlassene Kriegsvolk Zuwachs erhielten, machten noch lange den Verkehr unsicher.

8. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 81

1910 - Berlin : Salle
Rudolf von Habsburg. 81 Bürgern erheben wollte, den dreißigsten Teil ihrer Habe. Rudolf mußte nachgeben und sich mit ihnen vertragen. Auch die deutsche Hansa, die im Norden mächtig gedieh und sogar dem Dänenkönig erfolgreichen Widerstand geleistet hatte, zeigte sich Rudolf gewachsen, als er den Markgrafen von Brandenburg und den Herzog von Sachsen zu Vögten über sie gesetzt hatte und diese sich Übergriffe erlaubten. Ebenso kühn verteidigte Köln seine Freiheit gegen den Erzbischof Siegfried. In diese und manche andere Fehde mischte sich Rudolf klugerweise nicht, dagegen eilte er im nördlichen Schwaben den Städtern zu Hilfe gegen den streitbaren Grafen Eberhard von Württemberg. Dieser, der sich selbst „Gottes Freund und aller Welt Feind" nannte, hatte sich mit vielen anderen Grafen nach dem Untergange der Hohenstaufen die herzoglichen Güter und Rechte angeeignet und wollte letztere auch über die übrigen Stände Schwabens, namentlich die Städte und freien Bauernschaften ausdehnen, die nach dem Erlöschen der Herzogtümer nun unmittelbar zum Reich gehörten und nicht Lust hatten, ihre Reichsunmittelbarkeit an einen neuen Landesherren zu verlieren. Rudolf zwang den eigensinnigen Eberhard den ©reiner (d. i. den Zänker) zum Frieden. In die Thüringer Händel mischte Rudolf sich gleichfalls mit Erfolg. Landgraf Albrecht von Thüringen, mit dem Beinamen „der Entartete", wollte seine Gemahlin, die fromme und tugendhafte Margarete, eine Tochter des Hohenstaufenkaisers Friedrichs Ii., umbringen lassen, um ein Ebelfräulein Kunigunde zu heiraten. Margarete wußte sich dem tückischen Anschlag auf ihr Leben durch die Flucht zu entziehen. Als sie bei Nacht von der Wartburg entfloh, süßte sie ihre beiden Söhne und biß dabei dem ältesten, Friedrich, im Trennungsschmerz so heftig in die Wange, daß er davon den Beinamen „Friedrich mit der gebissenen Wange" erhielt. Margarete starb bald nach ihrer Flucht in Frankfurt a. M. Als die Söhne Friedrich und Diezmann mündig geworden waren, begannen sie gegen ihren Vater, der sie um ihr Erbe zugunsten eines Sohnes aus der zweiten Ehe bringen wollte, einen langwierigen Krieg, der ganz Thüringen in zwei Lager teilte, bis König Rudolf eingriff und die Söhne mit ihrem Vater versöhnte. Rudolf als Schutzherr des Reichs. Gegen die Franzosen, die Ansprüche auf Hochburgund erhoben, trat Rudolf kräftig auf. Wenn er auch nicht hindern konnte, daß die Verbindung des burgun-dischen Reichs mit der deutschen Krone sich allmählich lockerte, so sorgte er doch bafür, daß der östliche, von beutscher Bevölkerung bewohnte Teil bei Deutschland blieb. Dem Unwesen der vielen falschen Mensch, Weltgeschichte m. 6

9. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 68

1910 - Berlin : Salle
68 Tie Kaiser aus dem Hause der Hohenstaufen. Friedrich, der noch ein Kind war — Heinrich war bereits gestorben — seinen Neffen Herzog Friedrich von Schwaben zu seinem Nachfolger. Dieser zeichnete sich durch vornehme Abstammung und persönliche Tüchtigkeit aus, so daß ihn die Fürsten einstimmig in Frankfurt a. M. 1152 zum König wählten, worauf ihn fünf Tage später der Erzbischof von Köln zu Aachen krönte. Kaiser Friedrich 1., Rotbart (Barbarossa) (1152—1190). Von der Kaiseridee hatte Friedrich Rotbart (so genannt wegen seines rötlichblonden Bartes) eine gewaltige Vorstellung. Sein Ziel war, der Kaisermacht womöglich den Umfang zu geben, den sie in den Tagen Karls des Großen besessen hatte. Er begann seine Regierung damit, daß er auf einem Reichstage zu Merseburg einen dänischen Thronstreit schlichtete und dabei die Abhängigkeit Dänemarks vom Deutschen Reich durchsetzte. Hierauf schlichtete er den langjährigen Streit zwischen Welfen und Staufen, indem er Heinrich den Löwen in seinen Ansprüchen auf Bayern bestätigte. Zur Entschädigung der Babenberger wurde die Mark Österreich zu einem erblichen Herzogtum erhoben (1156), wodurch dieses Land von Bayern unabhängig wurde und eine ganz selbständige Entwicklung gewann. Der neue Herzog von Österreich schlug seinen Hofhalt in Wien auf. Sodann rüstete Friedrich sich zu einem Römer zuge. Unter den vielen Feldzügen, die er nach Italien unternahm, waren vier von besonderer Wichtigkeit. In Italien schufen damals verschiedenartige Mächte Schwierigkeiten, so zunächst die Normannenherrschaft in Unterhalten. Roger 11., Der Neffe Robert Guiscards, Hatte Unteritalien mit der Insel Sizilien zu einem selbständigen Normannenstaate (Königreich Sizilien) vereinigt. Für einen Kaiser des Abendlandes aber war es eine Notwendigkeit, in Unteritalien Herr zu bleiben, denn hier war der Punkt, wo jederzeit Verwicklungen mit Byzanz und der islamitischen Welt entstehen konnten. In Rom hatte der aus der Schweiz zurückgekehrte kühne Arnold von Brescia das Ansehen der Hierarchie (Papstherrschaft) bedenklich erschüttert und das römische Volk angestiftet, feine alte republikanische Verfassung mit Konsuln und Tribunen wiederherzustellen. Der Papst erwartete in dieser . Bedrängnis Hilfe von den Deutschen, denen er doch im Grunde keine Erfolge gönnte. In Oberitalien hatten während des Kampfes der Kaiser mit den Päpsten die Städte ihre Unabhängigkeit von der Obergewalt der Bischöfe und Grafen errungen und ihre innere Freiheit ausgebildet, so daß ein Stadtrat aus der Mitte der Bürger die Verwaltung übte und aus feiner eigenen Mitte Bürgermeister (Konsuln) wählte. Auch hatten sie sich allmählich alle Regalien (Königsrechte) angeeignet, wie Münzrecht, Zölle, Blut-

10. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 102

1910 - Berlin : Salle
102 Die Geschichte Brandenburgs bis zum Großen Kurfürsten. sich gar nicht darum kümmerte. Die Niederlausitz verkaufte er an den Kaiser, und als er sich endlich, wahrscheinlich aufgestachelt durch andere Fürsten, denen Karl Iv. zu mächtig wurde, der Abhängigkeit von ihm entziehen und die Mark Brandenburg seinen bayerischen Verwandten zuwenden wollte, zwang ihn der Kaiser in dem Vertrage von Fürstenwalde (1373), ihm gegen Zahlung von 500 000 Goldgulden und Abtretung von zwölf Städten und Schlössern in der Oberpfalz die Mark zu überlassen. Vor den Truppen seines kaiserlichen Schwiegervaters hatte Otto der Faule sich hinter die schützenden Mauern Frankfurts a. d. O. geflüchtet. Aber bei der andauernden Belagerung entsank ihm der Mut. Als Flehender erschien er schließlich im Lager des Kaisers. Seine Abdankung überlebte er nur einige Jahre. Mit ihm endete nach fünfzigjähriger Dauer die Herrschaft des bayerischen Hauses über die Mark. Tie luxemburgischen Markgrafen (1373—1415). Karl Iv. (1373—1378). Die fünf Jahre, die Karl Iv. für seinen unmündigen Sohn Wenzel regierte, waren ein Segen für die Mark, die vor allem Ruhe und Frieden brauchte, um sich von den äußern und innern Fehden zu erholen. Karl förderte Gewerbe und Landbau und steuerte dem Raubrittertum, das unter der Bayernherrschaft mächtig in die Höhe gekommen war. Vor allen Dingen strebte Karl danach, Brandenburg mit dem Königreich Böhmen zu vereinigen (das verbindende Glied Schlesien war ja auch in seinem Besitze), was den Märkern durchaus zusagte, die mit Neid oft genug auf dies Land geblickt hatten, in welchem unter Karls vortrefflichen Einrichtungen Handel und Gewerbe, Kunst und Wissen blühten. Und so wurde denn zu Tangermünde, wohin Karl die Stände berief, nachdem er für sich und seinen Sohn Wenzel die Huldigung entgegengenommen hatte, feierlich festgesetzt, daß Böhmen und Brandenburg fortan, und zwar „für ewige Zeiten", ein Reich bilden sollten. Hiernach schloß Karl Friedensbündnisse mit den der Mark zunächst wohnenden Fürsten und befestigte einzelne Grenzstädte. Wie sorgsam er darauf bedacht war, das Wohl des Landes zu fördern, zeigte er durch die Wiederherstellung der Rechtspflege, die bei seinem Regierungsantritt ganz danieder lag, und dadurch, daß er ein „Landbuch", d. h. ein Verzeichnis aller Ortschaften des Landes, der in denselben wohnenden Besitzer nebst ihren nutzbaren Grundstücken usw. aufnehmen ließ.. Auf Grund einer solchen Übersicht hoffte er in heilsamster Weise für des Landes Wohlfahrt wirken zu können. Dieses Landbuch enthält höchst wichtige Anhaltspunkte für die Geschichtsforschung und ist zugleich ein dauerndes Denkmal der Ordnungsliebe Kaiser Karls Iv. Jährlich pflegte der Kaiser einmal auf längere Zeit nach der Mark Brandenburg zu kommen, wo er dann in Tangermünde, für das er eine besondere Vorliebe hegte, Hof hielt. Das in der Stadt befindliche Schloß wurde von ihm erweitert und in herrlichster Weise ausgeschmückt. Außerdem erbaute er daselbst ein Rathaus und eine Kirche; auch gründete er ein Kollegialstift. War er in seinen übrigen Landen, so ruhten seine Rechte in den Händen des Bischofs Peter von Lebus und Dietrichs von Schulenburg. Beide leiteten zugleich die Erziehung seiner Sohne Sigismund und Johann. Seinem Sohne Wenzel hatte er bereits die römische Königswürde zu verschaffen gewußt, wodurch diesem die Nachfolge in dem kaiserlichen Amte gesichert war. Nach Karls Iv. Bestimmung sollte Wenzel Böhmen und Schlesien, Johann die Lausitz und die Neumark, Sigismund dagegen die Mark Branden-
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