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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 141

1899 - Gera : Hofmann
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem. (Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.) 6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes". Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100 unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig, Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten. Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver- schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291 Akkon, den Türken wieder in die Hände. 7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz- züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 150

1899 - Gera : Hofmann
150 gegen „Entschädigungen" die Krone einem englischen und einem spanischen Fürsten übertragen. Beide bekümmerten sich ebensowenig um Deutschland wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten waren völlig selbständig geworden. Handel, Gewerbe und Acker- bau lagen gänzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes sicher. Die Fürsten und Herren rauften miteinander in endlosen Fehden, und nur der Stärkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren Burgen aus, die an den Landstraßen auf geschützten Orten sich zahlreich erhoben, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich in den Steigbügel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen gab, daß Reifende oder Warenzüge nahten, um die reichen Warenzüge der Kaufleute zu plündern und von den Gefangenen oft ein sehr hohes Lösegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg- reif (d. i. Steigbügel) schloffen die Städte, welche unter diesem Unwesen am meisten litten, Bündnisse zu Schutz und Trutz. Unteritalien gab der Papst als päpstliches Lehn dem finsteren Karl von Anjou, einem Bruder Ludwigs des Heiligen von Frankreich. Karl unterdrückte mit grausamer Härte Adel, Bürger und Geistlichkeit, und das ganze Land seufzte unter den Händen dieses Henkers. 2. Der unglückliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Sproß der Staufer, Konrads Sohn Konradin, auf. Zwei Minnelieder in der Manesseschen Samm- lung bezeugen feine dichterische Begabung. Der Ruf der Italiener, das Drängen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzens veranlaßten ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein väterliches Erbe von den Franzosen zurückzufordern. Vergeblich hatte seine Mutter Elisabeth von dem Zuge abgemahnt, mit Thränen und trüben Ahnungen in Hohen- schwangau von ihm Abschied genommen. In Italien wurde der herr- liche Jüngling überall mit Jubel ausgenommen. Doch der Papst sprach den Bann über ihn aus. Bei Tagliacozzo siegte Konradin anfänglich über Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu früh zerstreuten und zu plündern anfingen, fiel ein Hinterhalt über sie her und brachte ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von Anjou ausgeliesert. Dieser stellte ihn als einen Räuber und Empörer vor ein Gericht, das ihn aber freisprach. Nur der knechtisch gesinnte Robert von Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Daraufhin befahl Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung. 3. Sein rührendes Ende. Das Todesurteil wurde Konradin vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß. Gefaßt bereitete er sich zum Tode vor. Am 29. Oktober 1268 bestieg er mit seinen Gefährten das Blutgerüst. Robert von Bari verlas das Todesurteil und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt, Graf Robert von Flandern auf und rief ihm mit drohend ge- schwungenem Schwerte zu: „Wie kannst du, feiger Schurke, einen so herrlichen Ritter zum Tode verurteilen!" Und das geschwungene Schwert traf den bösen Mann. Konradin aber umarmte seinen Freund, befahl

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 151

1899 - Gera : Hofmann
151* seine Seele Gott und legte geduldig sein Haupt auf den Block mit den Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann empfing er den Todesstreich. Friedrich schrie ans in namenlosem Schmerze, und das Volk zerfloß in Thränen. Nur der herzlose Anjou, der am Fenster einer nahen Burg stand, blieb ungerührt und sah mit teuflischer Be- friedigung das Ende des letzten Staufers; dann fielen die Häupter Friedrichs und der anderen Freunde Konradins. 4. Die gerechte Strafe des Mörders. Karls Reich hatte keinen Bestand. Sein unbarmherziger Druck und die Willkür seiner französischen Soldaten veranlaßten einen plötzlichen Aufstand, die Sicilianische Vesper, welcher am Ostermontage zur Vesperzeit begann. Alle Fran- zosen auf Sicilien wurden ermordet und die Bewohner von dem Joche der Fremdlinge befreit. In seiner Wut soll Karl den goldenen Knopf von seinem Stocke gebissen haben. Fragen: Woran ging das Geschlecht der Staufer zu Grunde? — Wodurch war das Interregnum eine schreckliche Zeit? — „Konradin" von Schwab. 49. Die Kultur des Mittelalters. 1. Das deutsche Königtum. Die Königswahl geschah durch die weltlichen und geistlichen Reichsgroßen, und zwar in der Regel nur durch die angesehensten, in Aachen, später in Frankfurt am Main. In Aachen krönte und salbte der Erzbischof von Köln, in Frankfurt der Erzbischof von Mainz. Seit 1356 (durch die goldene Bulle) lag das Wahlrecht nur bei den sieben Kurfürsten. Die Reichsgüter bestanden in großem Grundbesitz, Höfen, Dörfern, Forsten. Die Krön rechte waren besonders das Jagd-, Münz- und Zollrecht. Durch die allzu reichliche Vergabung wurde die Macht des Königs außerordentlich geschwächt. Die Landesherren wurden immer mächtiger und unabhängiger. Zuletzt war Deutschland nur ein lockerer Bund kleiner und großer Staaten. Der Reichstag wurde vom Könige berufen. Auf ihm er- schienen die Reichsgroßen und berieten über wichtige gemeinsame An- gelegenheiten, als: Krieg, Landfrieden, Streitsachen der Fürsten u. a. Auch die Belehnung der Großen erfolgte hier in der Regel. Die Herzöge, Markgrafen und Grafen bildeten die weltlichen, die Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte die geistlichen Reichsstände; später kamen noch die Reichs- städte hinzu. In den Einzelstaaten bildeten Ritterschaft (der Adel), Geistlichkeit und Städte die Landstände. Sie berieten hauptsächlich über die Bewilligung der Landsteuern, die die Landesherren „erbeten" hatten, und wirkten sich für die Gewährung mancherlei Rechte und Zu- geständnisse aus. 2. Das Rittertum, a) Entstehung. Die Ritterschaft entstand aus den Freigeborenen, welche den Kriegsdienst zu Roß leisteten. All- mählich bildete sich das Rittertum als ein abgeschlossener Stand heraus, und durch die Ritterwürde wurden Fürsten wie einfache 1282

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 201

1899 - Gera : Hofmann
Mm — 201 — sind. Darum bitten wir Eure Liebden mit allem Fleiß, Euer gutes Gerücht bei den Frauen nicht also zu verlieren, sondern Euer Gemüt gegen die arme Witwe wieder zu wenden und sie wieder zu dem Ihrigen kommen zu lassen — Nur um 2 Jahre überlebte die Kurfürstin ihren Gemahl. In dieser Zeit verkehrte sie traulich mit ihren Kindern und verwandte ihr reiches Witwengut zu deren Bestem. Ihren Hofhalt vereinigte sie mit dem ihres Sohnes Albrecht, „damit sich derselbe besser erholen könne." Im Kloster zu Heilbronn ward sie an der Seite ihres Gatten bestattet. 65. Die nächsten Nachfolger des ersten Hohenzollern in der Mark. 1. Friedrich Ii., der Eiserne, brach die Macht der Städte. 1440 Er hatte eine tiefe Frömmigkeit des Herzens, aber auch eine unbeugsame Festigkeit des Willens; daher sein Beiname „Eisenzahn". „Beten und arbeiten!" hieß sein Wahlspruch. Ihm machten die Städte, die sich in den langen Wirren viele Freiheiten erkämpft hatten und von der Landes- hoheit des Fürsten nichts wissen wollten, viel zu schaffen, besonders die Doppel- stadt Berlin-Kölln an der Spree. Sie verschloß ihm sogar die Thore. Bei einem Aufruhr der Bürger gegen den Rat drang Friedrich auf den Hilferuf des letzteren in der Ver- wirrung mit 6oo Reitern in die Stadt und trieb die Empörer zu Paaren. Er ließ sich die Schlüssel der Thore ausliefern, stürzte den Roland, das Sinnbild des Blutbannes oder Rechtes über Leben und Tod, und erbaute nach einem zweiten Auf- stande an der Spree zwischen den beiden Städten Berlin und Kölln die Fürstenburg, auf deren Stelle sich heute das alte königliche Schloß erhebt. „Sie sollte der Herrschaft und dem Lande zum Frommen und zur Zierde gereichen." Er bezog sie 1451 und machte damit Berlin 1451 zur Residenz des Kurfürstentums. 2. Er hob die Sittlichkeit. Durch das Raub- und Fehdewesen war der Adel der Mark in üblen Ruf gekommen. „Was man irgendwo vermisse, das müsse man nur in der Mark Brandenburg suchen!" war eine gemeine Rede in deutschen Landen. Um den Adel zu heben, gründete Friedrich den Schwanenorden. Durch ihn sollte Frömmigkeit, Sitten- reinheit und edles Familienleben gefördert werden. Als der Tod seinen einzigen Sohn in blühender Jugend hinwegraffte, da übergab er die Regierung seinem Bruder Albrecht, nahm mit Thränen Abschied von den märkischen Ständen und starb schon im nächsten Jahre in Franken. Wo

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 193

1899 - Gera : Hofmann
193 t>er ihn von seinen Gewaltthaten abmahnte: „Es seynd die alten Geigen: an Befehlen mangelt's nit, aber an denen, die gehorchen." Maximilian gilt als Schöpfer der Landsknechte; er hat auch das Geschützwesen verbessert. Durch den Fürsten von Thurn und Taxis wurde damals die Post (zwischen Brüssel und Wien) eingerichtet. 5. Sein freudloses Ende. Der alternde Kaiser sah das Mittel- alter mit seinen Einrichtungen zu Grabe gehen und überall das Morgenrot einer neuen Zeit aufleuchten. Er sträubte sich nicht gegen das Neue, hatte aber auch kein richtiges Verständnis und keine fördernde That da- für. Er hielt einen Reichstag in Augsburg, auf dem ihm die Wahl seines Enkels Karl fehlschlug. Über hundert Beschwerden gegen das päpstliche Regiment blieben ohne Erledigung. Kränkelnd zog Max nach Innsbruck, aber die Bürger verweigerten ihm und seinom Gefolge das Gastrecht, weil er eine alte Schuld noch nicht bezahlt hatte. Diese Kränkung verschlimmerte seinen Zustand, so daß er in Wels liegen bleiben mußte. Als er den Tod nahen fühlte, kleidete er sich in sein Totenhemd, empfing das Abendmahl und tröstete die weinenden Seinen. Wie er gelebt, so starb er, als „letzter Ritter". Seinen Sarg hatte er 1519 schon vier Jahre mit sich herumgeführt. Fragen: Warum mißglückten viele von Maximilians Plänen? — Worin bestehen seine Verdienste um das Reich? — „Das Mahl zu Heidelberg" von Schwab. — „Graf Eberhard im Bart" von Zimmermann. — „Der reichste Fürst" von Kerner. — „Der letzte Ritter" von Anastasius Grün. — „Deutscher Brauch" von An. Grün. — „Kaiser Max und Albrecht Dürer" von Wolfg. Müller. — „Götz von Berlichingen", Schauspiel von Goethe. Die Mark Brandenburg im Mittelalter. 61. Die Iskanier in -er Mark (1134—1320). 1. Die Bewohner der Mark. Zwischen Elbe und Oder in dem Gebiet der Havel und Spree wohnten ursprünglich Deutsche. Der Strom der Völkerwanderung führte sie nach Westen; von Osten aber rückten die Wenden in die verlassenen Wohnsitze ein. Diese gehörten der großen slavischen Völkerfamilie im Osten Europas an. Sie waren nicht groß, aber von kräftigem, gedrungenem Körperbau, hatten braun- gelbe Hautfarbe, feurige Augen und braunes Haar. Ihre Religion war eine Vergötterung der Naturkräfte. Sie verehrten B e l b o g als weißen Lichtgott, Czernobog als Fürsten der Finsternis und viele andere Götter. In Tempeln und Hainen standen die unförmlichen Götzenbilder. Als Opfer wurden Früchte, Tiere und Kriegsgefangene dargebracht. Die Priester genossen als Seher und Vertraute der Götter hohes Ansehen. Die Hauptbeschäftigungen der Wenden waren Jagd, Fischerei, Viehzucht und Ackerbau, doch finden sich auch die An- fänge einzelner Gewerke, z. B. der Weberei. An der Ostsee, z. B. in Viñeta auf Wollin (oder Usedom), entwickelte sich ein reger Handels- verkehr. Die Wenden liebten die gemeinsamen Ansiede- lungen in den Niederungen und schirmten ihre Flecken durch Burgen Po lack, Geschichtsbilder. 17. Aufl. Ausg. L f. Mädchensch. 13

6. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 43

1910 - Berlin : Salle
Karls V. Ende. 43 In bezug auf Bestimmung 4 verlangten die protestantischen Stände die ausdrückliche Hinzufügung, daß sie ihr nicht beigepflichtet hätten. Karls V. Ende. Kaiser Karl konnte den Schlag, den ihm Moritz von Sachsen versetzt hatte, nicht verwinden. Enttäuscht und der Regierungssorgen herzlich müde, beschloß er, seine Kronen niederzulegen. Ein Jahr nach dem Augsburger Religionsfrieden führte er diesen Entschluß aus. Dann zog er über die Pyrenäen nach Spanien, wo er an dem Kloster St. Just anklopfte und sich in dasselbe als Mönch aufnehmen ließ. In der stillen Einsamkeit des Klostergartens, wo er seine Wohnung hatte, wollte er, nachdem er solange die schwere Last der Herrschaft getragen, bloß für Kunst und Wissenschaft, in frommen Betrachtungen und Gebeten leben. Er arbeitete auch fleißig als Gärtner und verfertigte mit großer Kunst hölzerne Uhren. Hierbei verfiel er auf den Gedanken, ein Mittel zu finden, diese Uhren in gleichmäßigen Gang zu bringen. Das aber wollte ihm nicht glücken, und eines Tages rief er verdrossen aus: „Ich Tor, diese kleinen Holzuhren schon wollen nicht übereinstimmen, und doch meinte ich, die Macht zu be- sitzen, so viele Menschen aus den verschiedenstell Völkern, so verschieden an Religion, Sitten und Charakter, zur Übereinstimmung zu bringen! Wie konnte ich Wurm nur solches glauben!" In der Einsamkeit von St. Just nahm Karls Trübsinn von Tag zu Tag zu; von allen irdischen Dingen abgewendet, bereitete sich sein Geist auf das Leben im Jenseits vor. In solcher Stimmung kam er einst auf den Ge- danken, sich bei lebendigem Leibe sein eigenes Leichenbegängnis halten zu lassen. Jedermann widerriet ihm diese Totenfeier — doch umsonst. Der Kaiser setzte einen Tag fest, erschien dann in der Kirche in einem langen, weißen Sterbekleide, umgeben von seinen Dienern, ließ sich in einen Sarg legen und hörte tief erschüttert die feierlichen Gesänge, welche für seine Seele angestimmt wurden. Am folgenden Tag ergriff ihn ein Fieber, und nach wenigen Wochen verschied er, am 21. Sep- tember 1558. Er hatte Luther gerade um zwölf Jahre überlebt. Die Dichter August Graf v. Platen, Hallermünde und Anastasius Grün (Gras v. Auersperg) haben den Ausgang dieses Kaisers poetisch veranschaulicht in den Romanzen: „Der Pilgrim von St. Just" — und „Die Leiche zu St. Just".

7. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 108

1910 - Berlin : Salle
108 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. ein deutsches Herz habe und mein Vaterland liebe, dies werde ich, ob Gott will, suchen bis an mein Ende zu behalten. Ich war schon zu alt, wie ich in Frankreich kommen, um mein Gemüt zu ändern, mein Grund war schon gesetzet." Aber bei der frevelhaften Zerstörung ihres geliebten Landes, zu welcher man ihren Namen mißbraucht hatte, brach ihre heitere Geduld, ihr frischer Mut, der den Grundzug ihres Wesens bildete, zusammen. Laut machte sie dem König, ihrem Gemahl, dem Dauphin heftige Vorwürfe, und als man ihr gleißnerisch sagte: „Wir tragen ja die Waffen, Eure Rechte zu verteidigen!" erwiderte sie mit Entrüstung: „Mein Recht braucht ihr nicht zu verteidigen, mein Land sollt ihr schonen!" Bis zu jenen Tagen hatte sie Ludwig Xiv. gern gehabt. Aber nachdem er die Stätte ihrer Heimat, das Land ihres Hauses in Asche gelegt hatte, war dies Gefühl erloschen. „Ich kann nachts nicht schlafen, und wenn ich aufwache, sehe ich Heidelberg und Mannheim in Flammen vor mir," erzählte sie selbst. Sie vermag es auch nicht zu begreifen, wie Deutsche in solcher Zeit ihre Kinder nach Frankreich schicken möchten, wo sie „statt was Gutes, lauter Untugenden lernen". Sie bleibt fo weit deutsch, daß sie mitten in dem großen spanischen Erbfolgekriege, bei dem die Ehre und das Glück Frankreichs auf dem Spiele standen, den Wunsch nicht unterdrücken kann, daß Melac von den Deutschen gezüchtigt werden möchte. „Möchte man den wüsten Buben etwas butzen." In der großen Wiener Allianz ermannte sich endlich Europa. Nur noch die Türken unterstützten Frankreich, aber seit sie von Wien hatten abziehen müssen, ging es mit ihrer Macht bergab. Die Heere Ludwigs unter ihren tüchtigen Feldherren waren noch immer im Vorteil. Luxemburg in Holland, Catinat in Italien. Aber auf die Dauer versiegten, trotz des großen Steuerdrucks, für Frankreich doch die Hilfsquellen. Nachdem Ludwig mit Italien schon den Separat- frieden zu Turin hatte schließen müssen, kam auch 1697 der Friede mit den andern Mächten zu Ryswyk, einem Schlosse zwischen Haag und Delst, zustande. Ludwig legte eine gewisse Genügsamkeit an den Tag. Er behielt von den spanischen Eroberungen nur eine Anzahl Orte, weil sie schon zu früheren Abtretungen gehörten, nebst der Insel St. Domingo. Holland erlangte Handelsvorteile und sein Erbstatt- Halter Wilhelm Iii. die Anerkennung als König von England. Ludwig mußte versprechen, die gestürzten und verbannten Stuarts in keiner Weise zu unterstützen. Lothringen und Zweibrücken wurden ihren früheren Besitzern zurückgegeben. Bis 1729 wußte Leopold von Lothringen durch kluge Haltung sein Herzogtum gegen Frankreichs

8. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 111

1910 - Berlin : Salle
Frankreichs innere Zustände. 111 erschien den anderen Verbündeten nicht günstig. In England war zudem Marlborough in Ungnade gefallen, seine Gemahlin hatte neben der jungen Königin Anna eine zu dominierende Stellung be- ansprucht (vgl. Scribes Lustspiel „Ein Glas Wasser"). Ein neues Ministerium, den geistreichen Schriftsteller Bolingbroke an der Spitze, wünschte den Frieden. In Utrecht (1713) trat ein Kongreß zusammen, auf dem zunächst die Seemächte Frieden schloffen, dem ein Jahr darauf auch der Kaiser und das Deutsche Reich zu Rastatt und Baden beitraten. Dieser Friedensschluß regelte die Verhältnisse West- und Mitteleuropas für das 18. Jahrhundert. Frankreich verlor nichts, das Deutsche Reich ge- wann nichts wieder. Der deutsche Volkswitz bezeichnete die drei Verträge von Nym- wegen, Ryswyk und Utrecht als die Frieden von „Nimmweg", „Reißweg" und „Unrecht". Der französische Volkswitz tröstete sich über den Verlust bei Malplaquet durch das Spottlied: „Marlborough s'en va-t-en guerre." Frankreichs innere Zustande. Die Selbstherrlichkeit Ludwigs gab sich besonders auch in reli- giösen Dingen kund. Gleich Philipp Ii. von Spanien wollte auch er in seinen Ländern eine völlige Glaubenseinheit herstellen. Gegen die Jesuiten erhoben sich damals die Janfenisten — so genannt nach ihrem Bischof Jansen von Apern. Dieser stellte der immer schlaffer werdenden jesuitischen Moral eine Verinnerlichung des Glaubens gegenüber und erneuerte in seinem Buche „Augustinus" die strenge Lehre dieses Kirchenvaters, daß nur der durch die Gnade Gottes erlöste und durch den Glauben mit seinem Schöpfer verbundene Geist in das ewige Leben eingehe. Der sittliche Ernst dieser Lehre gewann ihr viele Anhänger, namentlich auch unter den Nonnen des Klosters Port Royal bei Paris. Die Glieder der angesehensten Adelsfamilien suchten in den geweihten Räumen von Port Royal Schutz gegen die Ver- suchungen der sündigen Welt. Zu den Janfenisten gehörten geistig bedeutende Männer, wie z. B. Blaife Pascal, dessen lettre« pro- vinciales (1656), worin mit Schärfe und Geist die zweideutige Hand- lungslveife der damaligen Jesuiten gegeißelt wird, hinsichtlich ihrer Wirkung nur noch mit den „Briefen der Dunkelmänner" (vgl. S. 10)

9. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 153

1910 - Berlin : Salle
Ter Siebenjährige Krieg. 153 in welchem Maria Theresia zwar Parma, Piacenza und Guastalla an die spanischen Bourbonen abtreten mußte, dafür aber die rechts- kräftige Anerkennung der pragmatischen Sanktion von allen Seiten erhielt. Friedrich Ii. wurde der Besitz Schlesiens bestätigt. Der dritte Schlesische oder der rieben- jahrige Krieg. (1756 — 1763.) Vorgeschichte. Nach den beiden ersten schleichen Kriegen wandte Friedrich seine ganze Sorgfalt der Hebung des Wohls seiner Untertanen zu. Er verbesserte die Staatsverwaltung, unterstützte die durch den Krieg Ver- armten, förderte Gewerbefleiß und Handel, legte Flecken und Dörfer an und suchte Kunst und Wissenschaft zu heben. Dabei versäumte er nicht, sein Heer zu verstärken. So fand ihn der Krieg, der nach elf Jahren wieder ausbrach, aufs beste gerüstet. In wenigen Jahren hatte Friedrich Ii. seinem Staate die Großmachtstellung errungen. Dazu kam, daß diese neue Großmacht nicht nur auf eigenen Füßen steheil wollte, sondern auch nach allen Seiten ihre Rechte verteidigte. Die Stimmung der europäischen Mächte gegen Friedrich war daher eine ungünstige, ja feindselige. Maria Theresia konnte den Verlust Schlesiens nicht ver- schmerzen, um so weniger, als sie sah, wie Friedrich es verstand, das Doppelte und Dreifache von dem, was die österreichische Regierung sonst erhalten hatte, an Einkünften aus diesem schönen, großen Lande zu ziehen. Sie arbeitete daher eifrig an einem Bunde gegen den Emporkömmling, wobei sie ihr Minister Kaunitz sehr geschickt unter- stützte. Gras Kaunitz war drei Jahre Gesandter in Versailles gewesen. Seit 1753 leitete er die österreichische Politik und gab ihr eine andere Richtung, mdem er der Kaiserin riet, die Unterstützung Frankreichs zur Wiedererlangung Schlesiens zu suchen. Bisher hatte das Haus Habsburg in Frankreich seinen natürlichen Gegner und Erbfeind ge- sehen. Am sächsischen Hose fand Maria Theresias Vorschlag Anklang, ebenso bei der russischen Kaiserin Elisabeth, und Frankreich wurde auch ziemlich leicht gewonnen. Schweden endlich und die deutschen Fürsten sollten, so durfte Maria Theresia hoffen, durch französisches Geld ebenfalls gegen Friedrich ins Feld gebracht werden. Der Zweck des großen Bündnisses war kein anderer, als Friedrich zum Mark-

10. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 12

1910 - Berlin : Salle
12 Tie deutsche Reformation. linge Hochmut und Überhebung zur Schau trugen und wie auch schlechte Deutsche durch Jagen nach Gunst und Ämtern und Kriecherei vor dem päpstlichen Stuhl sich erniedrigten. In Gedichten, Satiren und Flugschriften geißelte er die Juristen und das römische Recht, den rohen Adel und die Tyrannei der Fürsten, unter welchen namentlich Ulrich von Württemberg seinen ganzen Zorn erregte. Dieser Herzog hatte eilten Vetter Huttens, den jungen und einnehmenden Hans von Hutten, meuchlings niedergestochen. Der Ermordete war einst des Herzogs Stallmeister und bevorzugter Günst- ling gewesen, aber als dieser in wilder Leidenschaft für Hans Huttens junge Frau entbrannte, scheint es zum Zerwürfnis gekommen zu sein. Die Mordtat empörte die gesamten Mitglieder der Huttenschen Familie. Ulrich von Hutten bemächtigte sich der Angelegenheit und zog in fünf kraftvollen Reden (1515—1519) den Herzog zur Verantwortung. Diese Reden, die damals einen tiefen Eindruck in den Kreisen des niederen Adels machten, übertreiben freilich die häßlichen Charakter- eigenschaften des Herzogs, der in Wirklichkeit kein solch Scheusal ge^ wesen ist. Wilhelm Hauff hat ihm in dem Geschichtsroman „Lichten- stein" gewissermaßen eine Ehrenrettung zuteil werden lassen. Vielfach bestimmten Ulrich von Huttens Auftreten die Interessen des Ritterstandes, dessen Ansehen mit der Macht des Kaisertums zusammenhing. Für das aufblühende deutsche Bürgertum zeigte der fränkische Ritter weniger Verständnis. Die Üppigkeit, der Wucher im Handel und Verkehr, der sich oft bei den reich gewordenen Städten zeigte, stießen ihn ab. In die festen Ordnungen des Rechts und des Friedens, die Kaiser Maximilian mit Mühe am Ausgange des Mittelalters in Deutschland hergestellt hatte, wußte der Feuerkopf Hutten sich am wenigsten zu finden. Er für seine Person griff genau zu den alten Gewaltmitteln. Statt des geistigen Kampfes wollte er den Kampf mit dem Schwert. Ihm zur Seite trat bald ein tatkräftiger, kriegsgeübter, die poli- tischen Verhältnisse überschauender Gefährte: Franz von Sickingen. Dieser war eine glänzende Ritterscheinung, kraftvoll und bieder, großen Ideen zugeneigt und ein Freund der Männer der Wissenschaft, dazu wohlbegütert und im Besitz mehrerer Burgen, deren hervorragendste die Ebernburg und der Landstuhl waren. Hier versammelte er geistreiche und gelehrte Personen um sich, die ein neues Leben in die alte Burg trugen. Herzog Ulrich von Württemberg hatte widerrechtlich die kaiserliche
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