152 Europa.
Haft er Verkehr, der durch die Schiffbarkeit der vielgewundenen Flüsse
sowie neuerdings durch die Eisenbahnen wesentlich unterstützt wird. Sied-
lnng au Siedlung treffen wir hier, während die benachbarten Hochflächen
nur dünn bevölkert finb. Unter den Talstädten sind viele uralte, blühende
Gemeinwesen von großer geschichtlicher Bedeutung.
§251. Die Hauptverkehrsstraße in diesem Gebiete ist das Rheintal. Am
hingen. Eingange liegen die Großstädte Frankfurt und Mainz, am Ausgange das
mächtige Cöln. Innerhalb des Schiefergebirges selbst, namentlich zwischen
Rhen,. Taunus und Hnnsriick, ist in dem tiefen Tale nur wenig Raum für
größere Städte. Hier aber entfaltet es die höchste Schönheit. Schon
der Südabhang des Taunus am Rheingane bietet ein herrliches Bild
dar, das nach Bingen und Rüdesheim zu an Reiz immer mehr
gewinnt. Von den Höhen des Niederwaldes schaut die Germania
unseres Nationaldenkmals in das fruchtbare Tal bernieder. Dort zwängt
sich der Rhein durch das Biuger Loch in das Schiefergebirge ein; eng
treten die dunkeln Felsen an den grünen Strom heran, an dessen
Ufern hie und da kleinere Ortschaften, überragt von prächtigen Villen
und stolzen Schlössern, auftauchen. Nur wo die Berge zurückweichen
und einmündende Flüsse einen breiteren Talgrund schaffen, findet sich
eine größere Stadt.
Das alte Koblenz erwuchs am Zusammenflusse der Mosel und
Lahn mit dem Rheine, also am Knotenpunkte dreier Straßen, die durch
die Täler dieser Flüsse hindurchziehen. Mit dem gegenüberliegenden
Ehrenbreitstein und einigen Forts an der Mosel bildet es eine
Festung. An dieser Stelle hatten schon die Römer ein befestigtes Lager
errichtet. Stromabwärts am Fuße der Eifel im Anblicke des Sieben-
gebirges erhebt sich die Universitätsstadt Bonn. Von dort an erweitert
sich das Tal zu einer Tieflandsbucht; der Rhein fließt breiter und
ruhiger dahin; nach allen Seiten öffnet sich das Land beut Verkehre.
Hier liegt Cöln, die Colonia Agrippina der Römer, die blühende
Handelsstadt des Mittelalters, in der Gegenwart ausgezeichnet durch
lebhafte Industrie. Zum Schutze des Rheinübergangs ist sie mit Deutz am
andern Ufer stark befestigt. Als Mittelpunkt der vorwiegend katholischen
Rheinprovinz ist Cöln außerdem Sitz eiues Erzbischoss.
Neben- Vom Rheine führt eine wichtige Straße durch das Moseltal nach
Lothringen und Frankreich, Nahe dem Austritte aus dem Gebirge
entwickelte sich Tvier, die uralte Stadt der keltischen Treverer, in der
heute noch alte Ruinen an die Herrschaft der römischen Kaiser erinnern,
die hier lauge ihre Residenz aufgeschlagen hatten. In dem engen Lahn
tale sinden wir den Badeort Ems und das alte Wetzlar. Die Uni-
versitäten Gießen und Marburg an der oberen Lahn liegen bereits an
dem Ostrande des Schiefergebirges, an jener wichtigen Straße, die von
der Wetteran aus dnrcl' die hessische Senke nach Norden führt.
pintrie ^er mehr noch a.s der Verkehr hat in jüngster Zeit bte_ Industrie
lu ru" cht wirtschaftliches Aufblühen innerhalb des Rheinischen Schiefergebirges
verursacht. Denn dieses ist reich an wertvollen Schätzen des Bodens.
Am Nordrande des rechtsrheinischen Flügels liegen das ausgedehnte
Ruhrkohlenfeld und dicht dabei im Sauerland und Westerwald ergiebige
Eisenerzgruben. Fast unerschöpfliche Kohlenlager sind auch nördlich des
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Deutsche Alpen und Alpenvorland. 139
Gegenwärtig haben an beut Alpenvorlande von den deutschen Staaten
das Königreich Württemberg und das Königreich Bayern mit den
Kreisen Schwaben, Ober- und Niederbayern und der Oberpfalz sowie in
kleinen Gebieten Baden und das preußische Hoheuzolleru teil.
Zu allen Zeiten bildete die voralpine Hochfläche ein Durchzugsland §239.
zwischen Nord- und Süd-, zwischen Ost- und Westeuropa. Dem dadurch
bedingten Verkehre verdanken auch die größeren Städte ihre Entwicklung.
Vor allem bewegte sich im Mittelalter ein lebhafter Handel nach
dem Mittelmeere hin. Damals blühten Ulm, Regensburg und Augs-
bürg auf. Das württembergische Ulm am linken Donauufer ist als
Mittelpunkt in dem Verkehre nach Südwestdentschland noch heute ein
großer Stapelplatz. Hier beginnt die Donanschissahrt. Einst war Ulm
Fig. 40. Bayrisches Bauernhans.
auch sreie Reichsstadt. Ein Zeuge dieser glänzenden Zeit ist das groß-
artige Münster. Regens bürg, das römische Castra reg-ina, war ein
hervorragender Platz namentlich im Verkehre nach Mittel- und Nord-
deutschland. Heute bildet es einen wichtigen Eisenbahnknotenpunkt. Als
sreie Reichsstadt und vorher als Hauptstadt des Herzogtums Bayern
war es einst die bedeutendste Siedlung der Oberdeutschen Hochebene. Sie
ging aber zurück, als sich nach den Türkenkriegen der Handel mit dem
Oriente nicht wieder zu der früheren Blüte erhob. Schon im 15. und
16. Jahrhundert wurde sie überflügelt von Augsburg, dem alten
Aug-usta Vindelicorum der Römer. Diese Stadt, gelegen an einer Straße,
welche den Lech hinauf durch die Päffe der Kalkalpen und über Splügen
oder Brenner nach Italien führte, vermittelte den Handel zwischen
Deutschland und Südeuropa. Auch sie war eine freie Reichsstadt. Gegen-
10*
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Die Oberrheinischetiefebene mit ihrenrandgebirgen und die Lothringer Ebene. 145
in herrlicher Umgebung die Universität Freiburg, der Sitz eines Erz-
bifchofs. Rheinabwärts liegt vor dem Murgtale die frühere Festung
Rastatt und nördlich davon die badische Residenz Karlsruhe, ein
regelmäßig gebauter Ort, mit einer technischen Hochschule und einer
Malerakademie. Die Wissenschaft fand eine Pflegestätte in dem viel-
besungenen Heidelberg am Talausgange des Neckars in schöner Lage,
geschmückt mit den malerisch aufragenden Ruinen des alten Heidelberger
Schlosses, das im 17. Jahrhundert von den Franzosen zerstört wurde.
Der Neckar eröffnet hier einen Weg in das fruchtbare Schwaben-
land jenseits des Schwarzwaldes. An seiner Mündung entfaltete sich die
moderne Stadt Mannheim zu einem großen Gemeinwesen. Hier bildete
sich ein Stapelplatz für die Erzeugnisse der Rheinebene sowie für ein-
geführte Produkte, für Kohle, für Petroleum, Baumwolle und Kaffee.
Von ähnlicher Bedeutung ist das gegenüberliegende Ludwigshafen,
das erst 1843 gegründet ist, doch dank dem regen Verkehre und auch
der lebhaften Industrie schnell emporwuchs.
Nördlich von Straßburg blüht links des Rheins der Hopfenbau,
namentlich in der Umgebung der alten freien Reichsstadt Hagenau.
Außerdem wird dort Tabak und Wein gebaut, dieser besonders in der
Pfalz, die wie auch das jenseitige Gebiet vorn einem lustigen, aufge-
weckten Volksschlage bewohnt wird. Pfälzer Weinstädte sind Dürkheim
und Neustadt. Landau und das befestigte Ger Mersheim erinnern ^ ,
uns, wie Nen-Breisach, Straßbnrg^und Rastatt, an die Wichtigkeit
der Rheinebene in strategischer Hinsicht. Nicht weit davon wurden 1870
die entscheidenden Schlachten von Weißenburg und Wörth geschlagen.
Am Rheine finden wir stromabwärts Speyer, die Hauptstadt der Pfalz,
und das altertümliche Worms. Auf dem jenseitigen Gebiete liegt Darm-
stadt, die Hauptstadt des Großherzogtums Hessen, am nördlichen Ende
der herrlichen mit Schlössern und Burgen besetzten Bergstraße.
Am äußersten Nordende der Rheinebene sammelt sich Handel und
Verkehr in den volkreichen Städten Mainz und Frankfurt. Mainz,
der Mündung des Mains gegenüber, ist heute eine starke Festung. Die
uralte Stadt, das Moguntiacum der Römer, nahm besonders im Mittel-
alter als Residenz des ersten deutschen Erzbischoss eine hervorragende
Stellung ein. Gegenwärtig ist sie von dem benachbarten Frankfurt
weit überflügelt worden. Diese Stadt liegt an den wichtigsten Verkehrs-
straßen zwischen Nord- und Südwestdeutschland; sie ist die größte
Handelsstadt ganz Westdeutschlands. Zugleich hat sie auch als einstige
>^rönungsstadt der römischen Kaiser eine hohe geschichtliche Bedeutung.
Bis 1866 war Frankfurt freie Reichsstadt. In unmittelbarer Nähe blüht
die Industrie in Offen bach vorwiegend durch Lederwaren und iu
Hanau durch Schmuckwarenfabrikation. Nördlich breitet sich die frncht-
bare Niederung der Wetterau aus, deren reicher Obstbau das Material
zur Bereitung des Frankfurter Apfelweins liefert. Rheinabwärts von
Mainz liegt der Rheingau mit köstlichen Weinen. Von den zahlreichen
Weinorten hat Rüdesheim am Fuße des Niederwaldes den klana-
vollsten Namen. §245
Die gebirgige Umrahmung der Oberrheinischen Tiefebene beginnt Schwarz,
aus der rechten Seite mit dem sichten- und tannenreichen Schwarz- Oden-
wald.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
226 Europa.
Won» Das Bild des Kulturlandes ist in Italien überall annähernd das
zenwelt. gleiche; nur treten im Süden unter dem wärmeren Klima die mediterranen
Kulturpflanzen immer mehr iu den Vordergrund. Südlich der Apenninen
beginnt das subtropische Klima, die Winter werden mild, die Sommer-
heiß und trocken. Der Regen fällt vorwiegend während der falten
Jahreszeit. Hier begegnen wir der Mittelmeerflora mit ihren immergrünen
Holzgewächsen, Lorbeer, Myrte, immergrüner Eiche, hier erscheinen iu
der Landschaft die charakteristischen Nadelhölzer, Zypresse und Pinie, und
in den Gärten schon die Dattelpalme, die jedoch keine eßbaren Früchte
zeitigt. Die Trockenheit des Sommers bewirkt, daß die Pflanzen nicht
mehr im Winter wie bei uns, fondern in der heißen Jahreszeit in ihrer
Entwicklung ruhen. Der andauernden Dürre siud die aus Amerika
eingeführten Agaven und Opuntien vortrefflich angepaßt. In den hohen
und kühleren Regionen der Gebirge herrschen auch im südlichen Italien
noch mitteleuropäische Gewächse. Die Gebirgswälder bestehen dort aus
Buchen, Eicheu und Kastanien. Am wärmsten sind die nach Süden ge-
kehrten Küstenstrecken. Sie tragen Orangen, Zitronen, Feigen, Johannes-
brot und Oliven. In üppigster Fülle beginnt die südliche Flora iu
Kampauien.
§329. Südlich der Lignrischen Apenninen breitet sich die fruchtbare
' Sied- Landschaft Toskana aus. In ihr liegt am Arno in reizender Um-
'xot' gebuug Florenz, der Mittelpunkt der toskanischen Seidenindnstrie und
kanci. Strohflechterei. Ihre Hafenstadt ist Livorno, das heute an die Stelle
des vom Meere abgedrängten, im Mittelalter blühenden Pisa getreten
ist. .Die Glanzzeit von Florenz fällt ebenfalls ins Mittelalter, wo sie
in Künsten und Wissenschaften die erste Stadt Italiens war. Iu
Bezug auf die Kunstschätze gebührt ihr auch heute uoch dieser Vorrang.
Die Wiege des einstigen römischen Reiches ist die Landschaft
Latinm an der unteren Tiber. Hier erhebt sich inmitten der öden und
ungesunden Campagua auf den hügeligen Ufern der Tiber die „ewige
Rom. Stadt" Rom, im Altertnme die Residenz der römischen Kaiser, im Mittel-
alter der Sammelpunkt der gesamten abendländischen Christenheit und
heute die Hauptstadt des italienischen Königreiches. Sie ist ähnlich wie
Florenz ein Knotenpunkt des Verkehrs Mittelitaliens, hat aber vor
jenem die Nähe des Meeres und die zentrale Lage zu der übrigen
Halbinsel voraus. In den ältesten Zeiten war Rom Seestadt, als See-
schiffe auf der Tiber noch bis zu ihr gelaugeu konnten. Mit der steten
Machterweiterung der Römer wuchs die Stadt und zu Beginn unserer
Zeitrechnung hatte sie über 1 Million Einwohner. Auch äußerlich gewann
sie an Ansehen, da die römischen Kaiser sie mir den herrlichsten Pracht-
bauten schmückten. Mit dem Sturze des römischen Reiches begann eine
Zeit des Verfalles, die alten Tempel, Theater und Paläste sanken zu
Steinbrüchen herab. Im 16. Jahrhundert erhielt unter den Päpsten die
Stadt von neuem künstlerischen Schmuck, besonders prunkvolle Kirchen,
unter denen der Petersdom die hervorragendste ist. Diese Denkmäler
der Kunst aus dem Altertume und dem Mittelalter umgibt jetzt eiue
neue Stadt voll frischen, gesunden Lebens, mit regem Handel und
Verkehre, geziert mit prachtvollen Bauten und großartigen Straßen
und Plätzen.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Arno
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Amerika Italien Florenz Livorno Florenz Italiens Rom Rom Rom_Seestadt