Schulformen (OPAC): Vier- bis sechsklassige Volksschule
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
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im Wurf mit dem Diskus und dem Speer. Das gab dem Lande
ein Geschlecht von Heldenjungfrauen. Bei Aristophanes ruft eine
Athenerili bewundernd einer jungen Spartanerin zu: „Wie schön bist
du, wie blühend, wie voll Kraft: du könntest einen Stier erwürgen!"
Solche Jungfrauen wurden die Mütter des jungen Geschlechts.
Hauptsächlich diese Art der Jugenderziehung war es, die den
Spartanern auf so lange Zeit ihre hervorragende Stelle in Griechen-
land sicherte. „Fünf Jahrhunderte lang", sagt Plutarch, „blieb Sparta
den Gesetzen Lykurgs treu und erhielt sich durch dieselben als der
erste Staat Griechenlands. Keiner der vierzehn Könige bis auf
Agis Ii. änderte an Lykurgs Gesetzgebung etwas Wesentliches.
Sparta glich bis dahin dem Herakles, wie ihn die Dichter darstellen,
die Löwenhaut über beit Schultern, die Keule in der Hand den Erd-
kreis durchwandernd und den frevelnden Tyrannen strafend."
Ferdinand Schmidt.
6. Tie Kraniche des Jbykus.
1. Zum Kampf der Wagen und Gesänge*),
der auf Koriuthus Landeseuge
der Griechen Stämme froh vereint,
zog Jbykus, der Götterfreuud.
Ihm schenkte des Gesanges Gabe,
der Lieder süßen Mund, Apoll;
so wandert er an leichtem Stabe
aus Rhegium, des Gottes voll.
2. Schon winkt auf hohem Bergesrücken
Akrokorinth2) des Wand'rers Blicken,
und in Poseidons3) Fichtenhain
tritt er mit frommem Schauder ein.
Nichts regt sich um ihn her, nur Schwärme
von Kranichen begleiten ihn,
die fernhin nach des Südens Wärme
in graulichem Geschwader zieh'n.
3. „Seid mir gegrüßt, befreund'te Scharen,
die mir zur See Begleiter waren!
Zum guten Zeichen nehm' ich euch:
mein Los, es ist dem euren gleich.
Von fernher kommen wir gezogen
und flehen um ein wirtlich Dach;
sei uns der Gastliches gewogen,
der von dem Fremdling wehrt die
Schmach!"
4. Und munter fördert er die Schritte
und sieht sich in des Waldes Mitte;
da sperren auf gedrangem Steg
zwei Mörder plötzlich seinen Weg.
Zum Kampfe muß er sich bereiten,
doch bald ermattet sinkt die Hand;
sie hat der Leier zarte Saiten,
doch nie des Bogens Kraft gespannt.
5. Er ruft die Menschen an, die Götter;
sein Flehen dringt zu keinem Retter,
wie weit er auch die Stimme schickt,
nichts Lebendes wird hier erblickt.
„So muß ich hier verlassen sterben,
auf fremdem Boden, unbeweint,
durch böser Buben Hand verderben,
wo auch kein Rächer mir erscheint!"
6. Und schwer getroffen sinkt er nieder;
da rauscht der Kraniche Gefieder;
er hört—schon kann er nicht mehrseh'n —
die nahen Stimmen furchtbar kräh'n.
„Von euch, ihr Kraniche dort oben,
wenn keine andre Stimme spricht,
sei meines Mordes Klag erhoben!"
Er ruft es, und sein Auge bricht.
7. Der nackte Leichnam wird gefunden,
und bald, obgleich entstellt von Wunden,
erkennt der Gastfreund in Korinth
die Züge, die ihm teuer sind.
„Und muß ich so dich wiederfinden,
und hoffte mit der Fichte Kranz
des Sängers Schläfe zu umwinden,
bestrahlt von seines Ruhmes Glanz!"
8. Und jammernd hören's alle Gäste,
versammelt bei Poseidons Feste;
ganz Griechenland ergreift der Schmerz,
verloren hat ihn jedes Herz.
Die isthmischen Spiele, welche alle zwei Jahre begangen wurden. — °) Die über der Stadt
gelegene Burg. — 3) Der Meeresgott, lat. Neptun. — 4) Zeus, der Beschützer der Gastfreundschaft.
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Extrahierte Personennamen: Aristophanes Plutarch Ferdinand_Schmidt Ferdinand Jbykus Apoll Poseidons
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Und stürmend drängt sich zum Pry-
tanen3
das Volk, es fordert seine Wut,
zu rächen des Erschlag'nen Manen,
zu sühnen mit des Mörders Blut.
9. Doch wo die Spur, die aus der Menge,
der Völker flutendem Gedränge,
gelocket von der Spiele Pracht,
den schwarzen Thäter kenntlich macht?
Sind's Räuber, die ihncheig erschlagen?
That's neidisch ein verborg'ner Feind?
Nur Helios3) vermag's zu sagen,
der alles Irdische bescheint.
10. Er geht vielleicht mit frechem Schritte
jetzt eben durch der Griechen Mitte,
und während ihn die Rache sucht,
genießt er seines Frevels Frucht;
auf ihres eig'nen Tempels Schwelle
trotzt er vielleicht den Göttern, mengt
sich dreist in jene Menschenwelle,
die dort sich zum Theater drängt.
11. Denn Bank anbankgedrängetsitzen —
es brechen fast der Bühne Stützen —
herbeigeströmt von fern und nah',
der Griechen Völker wartend da,
dumpfbrausend wie des Meeres Wogen;
von Menschen wimmelnd, wächst der Bau
in weiter stets geschweiftem Bogen
hinauf bis in des Himmels Blau.
12. Wer zählt die Völker, nennt die Rainen,
die gastlich hier zusammenkamen?
Von Theseus Stadt, von Aulis Strand,
von Phons, vom Spartanerland,
von Asiens entleg'ner Küste,
von allen Inseln kamen sie
und horchen von dem Schaugerüste
des Chores grauser Melodie,
13. Der/ streng und ernst, nach alter Sitte,
mit langsam abgemess'nem Schritte
hervortritt aus dem Hintergrund,
umwandelnd des Theaters Rund.
So schreiten keine ird'schen Weiber,
die zeugete kein sterblich Haus!
Es steigt das Riesentnaß der Leiber
hoch über Menschliches hinaus.^)
14. Ein schwarzer Mantel schlägt die
Lenden;
sie schwingen in entfleischten Händen
der Fackel düsterrote Glut;
in ihren Wangen fließt kein Blut;
0 Prytan m., pl. Prytanen, im alten Athei
Vorsitz im Rat und in der Volksversammlung hatt
götter. —8) Der Sonnengott. — 4) Mit Hilfe des
xl. Erinnyen — Rachegöttinnen, Furien.
und wo die Haare lieblich flattern,
um Menschenstirnen freundlich weh'n,
da sieht man Schlangen hier und Nattern
die giftgeschwoll'nen Bäuche bläh'n.
15. Und schauerlich, gedreht im Kreise,
beginnen sie des Hymnus Weise,
der durch das Herz zerreißend dringt,
die Bande um den Frevler schlingt.
Besinnungraubend, herzbethörend
schallt der Erinnyen5) Gesang,
er schallt, des Hörers Mark verzehrend,
und duldet nicht der Leier Klang:
16. „Wohl dem, der frei vonschuld
und Fehle
bewahrt die kindlich reine Seele!
Ihm dürfen wir nicht rächend nah'n,
er wandelt frei des Lebens Bahn.
Doch wehe, wehe, wer verstohlen
des Mordes schwere That vollbracht!
Wir heften uns an seine Sohlen,
das furchtbare Geschlecht der Nacht!
17. Und glaubt er fliehend zu entspringen,
geflügelt sind wir da, die Schlingen
ihm werfend um den flücht'gen Fuß,
daß er zu Boden fallen muß.
So jagen wir ihn ohn' Ermatten,
— versöhnen kann uns keine Reu' —
ihn fort und fort bis zu den Schatten
und geben ihn auch dort nicht frei."
18. So singend, tanzen sie den Reigen;
und Stille wie des Todes Schweigen
liegt überm ganzen Hause schwer,
als ob die Gottheit nahe wär'.
Und feierlich, nach alter Sitte,
umwandelnd des Theaters Rund,
mit langsam abgemess'nenr Schritte,
verschwinden sie im Hintergrund.
19. Und zwischen Trug und Wahrheit
schwebet
noch zweifelnd jede Brust und bebet
und huldiget der furchtbar'n Macht,
die richtend im Berborg'neu wacht,
die unerforschlich, unergründet
des Schicksals dunkeln Knäuel flicht,
dem tiefen Herzen sich verkündet,
doch fliehet vor dem Sonnenlicht.
20. Da hört man auf den höchsten Stufen
auf einmal eine Stimme rufen:
„Sieh da! Sieh da, Timotheus,
die Kraniche des Jbykus!"
ein Ausschuß von 50 Ratsmännern, welche den
;it. — 2) Geister der Gestorbenen, auch ihre Schutz-
Kothurns, eines erhöhtev Schuhes. — 6) Ennnys,
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Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
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Hier gewahren sie nie geschaute Herrlichkeit. Hier finden sie auch
die ihnen vorausgegangenen Helden und unter diesen ihre Ahnen, deren
sie beim Lied und Harfenklang oftmals sehnsüchtig gedachten. Ein
Wonnegefühl durchströmt sie, wie sie solches nur in den glücklichsten
Augenblicken ihres Lebens auf Erden in einem schwachen Schimmer
kennen lernten. An Tafeln sitzen sie nun mit den Helden, sich mit
ihnen des Mahles erfreuend. Heldenthaten werden verkündet, Helden-
lieder gesungen beim herzerquickenden Klange der Harfe, während Wal-
küren mit goldenen Krügen durch den Saal schreiten, um die leer-
gewordenen Goldbecher und Trinkhörner immer aufs neue zu füllen.
Nach dem Mahle reiten die Helden hinaus vor die Thore, und nun
heben herrliche Kämpfe an. Viele sinken, aber die Walküren gießen
den Gefallenen lindernden Balsam in die Wunden, daß diese sogleich
zu Narben verharschen. Und wieder ziehen die Scharen zum
Festmahle.
Von seinem Goldthrone schauet Wuotan frohen Angesichts auf die
Schar der Helden. Auch ihm reichen die Walküren Speise und Trank
dar. Aber der Speise bedarf der Unsterbliche nicht; er wirft sie den
Wölfen zu, nur Wein trinkt er aus goldenem Becher.
Des Götterkönigs Gemahlin hatte mehrere Namen. Nerthus hieß
sie als allernährende Mutter, Fria oder Frigg als liebendes Weib und
sorgende Hausfrau, und Holda ward sie genannt wegen ihrer Anmut,
Schönheit und Güte. Thront sie in Walhalla, so ist das Käferlein
ihr Bote, das später zu Ehren der Mutter Jesu den Namen Marien-
würmchen empfing, das aber von unsern Voreltern Himmelsküchlein
genannt ward.
Des Himmelsgottes und der Erd- und Himmelsgöttin erhabenster
und kraftvollster Sohn war Donar. Der Luftkreis zwischen den Wohn-
plätzen seines Vaters und seiner Mutter, zwischen Himmel und Erde,
ist der Raum, in welchem er sich zumeist bewegt. Jagt er, angethan
mit dem Gurt, der aus einer schwarzen Wetterwolke gewunden ist, auf
seinem von den krummgehörnten Steinböcken Zahnknisterer und Zahn-
knirscher bespannten Wagen daher, so umwallet der rote Bart seine
Brust wie Feuerlohe, und das Rauschen der Wälder verkündet den
Erdgeborenen, daß er seinen Umzug durch den Himmelsraum hält.
Das Getön, das die über die Wolken hüpfenden Rüder seines Eisen-
wagens hervorbringen, wird zum rollenden Donner. Wirft er seinen
Streithammer hernieder, so nimmt man das wahr am Blitze, der dabei
entsteht. Alles zermalmt der Hammer, was er trifft, die stärksten
Bäume und Felsen. So wie der Wurf gethan ist, kehrt der Hammer
in Gedankenschnelle zurück in die Hand des Gottes. Der geliebteste
Sohn Wuotans war der milde, weise und beredte Gott Paltar. Er
leuchtete wie Himmel, Tag und Licht; sein Palast hieß Silberblick.
Nie ward Unlauteres in dieser geweihten Stätte vernommen oder
geschaut, aber der böse tückische Loki war ihm feindlich gesinnt und
tötete ihn. Ferd. Schmidt.
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ihren Vätern hernieder gestiegen seien, um diese den Ackerbau zu lehren.
Das glaubten auch die Ägypter von ihrem Gott Osiris und behielten eine
solche Angst und ein solches Grauen vor dem Zurückkehren in den Nomaden-
zustand und dem Ausgeben der mit dem Ackerbau neu entstandenen Beruss-
arten, daß sie es sich zum strengen Gesetz machten, daß der Sohn wieder
dasselbe Geschäft erlerne, das der Vater getrieben, damit es niemals den
Nachkommen verloren gehen könne. Der Sohn des Landinanns mußte
wieder den Acker bauen, der des Schmieds, des Zimmermanns, des Mau-
rers rc. wieder das Geschäft des Vaters erlernen. Das ganze Volk teilte
sich in erbliche Stände, die man Kasten nannte, und ist bei dieser Verfassung
Jahrtausende geblieben. Am geringsten geachtet wurden die Hirten, am
höchsten aber die Priester, welche dem Osiris die Gaben des Feldes als
Dankopfer auf den Altar legten. Ja, die alten Ägypter gingen so weit,
daß sie alles, was den Ackerbau in ihrem Lande förderte, göttlich veehrten,
den Stier, der ihnen den Acker pflügte und das Getreide drasch, wie den
Fluß Nil, der ihre Felder durch Überschwemmungen befruchtete. — Wie in
Asien und Afrika, so gab es auch in Europa Völker, die den Ackerbau als
göttlichen Ursprungs verherrlichten. Die alten Griechen glaubten, daß ihnen
das Getreide durch die Göttin Ceres vom Himmel gebracht sei. Dieser
war nämlich, so erzählt die Sage, ihr geliebtes Kind geraubt worden.
Trauernd durchstreifte sie die Erde mit einer am Feuer des Ätna entzün-
deten Fackel, um die Tochter aufzusuchen. Nach langem Umherirren erfährt
sie, daß der Gott der Unterwelt sie geraubt habe. Dahin aber war der
unsterblichen Göttin der Weg ewig verschlossen. Ein Mutterherz weiß Rat.
Sie nimmt Getreidekörnlein, senkt diese in die Erde und harret, bis sie aus
derselben emporsteigen. Nach unten die Wurzel, nach oben der biegsame
Stengel, rauscht und flüstert es in dem wogenden Ährenfelde, und wie jetzt
wohl eine Mutter unter der Trauerweide auf dem Grabe ihres Kindes sitzt,
so saß die Göttin am Ährenfelde und hielt Zwiesprache mit der Tochter,
wenn es in den grünen Blättern lebhaft flüsterte. Aus solche Weise soll
das Getreide und mit demselben der Ackerbau nach Griechenland gekommen
sein. — Unsern Vätern, den alten Germanen, war das Getreide das goldene
Haar einer Göttin, welches alljährlich die kunstreichen Zwerge in ihren ge-
heimnisvollen Werkstätten unter der Erde anfertigten. Wann das Getreide
in unser Vaterland eingewandert ist, darüber schweigen die Nachrichten; aber
auch bei uns hat diese Pflanze Wälder gestürzt und Sümpfe getrocknet,
Einöden bevölkert und das Klima gemildert. In jener Zeit, wo der Acker-
bau noch nicht im großen betrieben wurde und Deutschland noch ein sum-
pfiger Wald war, sagte ein römischer Schriftsteller von dem Klima am
Rhein, es sei der Art, daß daselbst nie eine Kirsche, viel weniger eine Traube
reifen könne. Und siehe, jetzt gedeihet dort nicht nur der Kirschbaum und
die Weinrebe, es reifen dort auch die süßen Früchte der Kastanien- und
Mandelbänme. Daß der segnende Pflug auch Land und Menschen veredelt
hat, mögen wohl wenige bedenken, wenn sie am Getreidefelde entlang gehen;
ebensowenig mögen ihnen jene Sagen der alten Völker einfallen. Aber
sollen wir nur die Scheune und die Vorratskammer im Kopfe haben, wenn
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Europa Griechenland Deutschland Rhein
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15. Ter Götterglaube der Germanen.
Der oberste Gott der alten Deutschen hieß Wuotan oder Odin.
Der blaue Himmel war dieses Götterkönigs wallendes Gewand, dessen
Gold- und Purpursaum den Augen der Menschen zur Morgen- und
zur Abendzeit sichtbar wird. Kampfesrüstigkeit galt unseren Alt-
vordern als des Mannes vornehmster Schmuck. Darum vermochten
sie sich auch nur Wuotan in voller Waffenherrlichkeit, Helm und
Harnisch an sich tragend, mit dem Schwerte umgürtet, die Kriegslanze
in der Rechten haltend, vorzustellen. Zumeist thront er in Walhalla,
seiner mit goldenen Schildern gedeckten und mit goldenen Speerschäften
getäfelten himmlischen Burg, ernst hinabschauend auf der Menschen
Thun. Auf den Schultern sitzen ihm die beiden weisen Raben Hngin
und Munin (Gedanke und Erinnerung), ihm in die Ohren raunend,
was sie auf dem Fluge durch die Welt erschaueten. Am Fuße des
Thrones liegen, gewärtig des Aufbruchs, emporschauend, die blitzäugigen
Wölfe Geri und Freki. Weisheit und Würde ist der Ausdruck des
weißbebarteten Antlitzes Wuotans. Nie kam an Wohlgestalt ein Sterb-
licher dem Götterkönige gleich. Nur ein Fehl ist an ihm zu schauen;
er hat nur ein Auge. Aber dieser Maugel hebt seine Würde, denn
er opferte ein Auge für das höchste geistige Gut, für die Weisheit.
Als er in grauester Vorzeit aus dem Brunnen der Weisheit zu trinken
begehrte, forderte der den Quell bewachende Mimer ein Auge als
Pfand, da opferte er für den Trunk ein Auge, und seitdem schimmert
es aus der Wasserflut empor, sobald Wuotan mit seinem strahlenden
Sonnenauge auf dieselbe herniederblickt.
Wie Wuotan alles lenkt, so ist er insbesondere auch Lenker der
Schlacht. In den Kampf selbst steigt er nicht hinab. Dagegen leihet
er geliebten Helden seine Waffen, die nach errungenem Siege ihrer
Hand so plötzlich und geheimnisvoll entschwinden, wie sie in dieselbe
gelangt waren. Besteigt er sein schneeweißes achtfüßiges Roß, dann
umfliegen die Raben sein Haupt, die Wölfe umkreisen ihn mit freudigem
Geheul, und dahin in Gedankenschnelle jagt der Götterkönig durch den
Himmelsraum. Nicht immer schenkt er seinen Lieblingen unter den
Helden den Sieg. Nach rühmlichem Kampsesleben kündet die Todes-
wunde dem Helden den Augenblick an, in dem Walhallas Pforten sich
ihm erschließen Während der Schlacht wölbt sich — nicht jedesmal
sichtbar der Sterblichen Auge—walhallas Brücke, der farbige Regen-
bogen zwischen Himmel und Erde, und die himmlischen Schlachtenjung-
frauen, die Walküren, geschmückt mit goldenem Schuppenharnisch und dem
blitzenden Helme, unter dem der Locken Gold hervorquillt, jagen auf
Wolkenrossen hernieder ans das Kampfgefilde. Sie heben die toten
Helden auf ihre Rosse, und wiederum stampfen deren silberbeschlagene
Hufe den farbigen Himmelsbogen. So gelangen die mit Todeswunden
Geschmückten in die unermeßlich große Goldburg des Gottes, wo sie
alsbald zu neuem Leben erwachen.
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Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
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Gottlose", heißt es im Buche Hiob, „wird abgerissen werden, wie eine un--
zeitige Traube vom Weinstock, und wie ein Ölbaum seine Blüte abwirst."
Auch den Griechen war der Ölbaum von großer Bedeutung. Die
Göttin Pallas Athene, so erzählten die Griechen, habe mit eigener Hand
die erste Olive auf Athens Tempelberg gepflanzt, und von dieser stammten
alle Oliven Griechenlands ab. Als einst Athen durch die Perser einge-
äschert wurde, brannte auch der Olivenbaum, den die Athene gepflanzt,
mit an, jedoch nicht ab. Schwarz, seines Blätterschmnckes beraubt, stand
er da, als ob er mit den Griechen traure über das Unglück der Stadt.
Im nächsten Jahre jedoch trieb er von neuem Blätter, und ein Reis nach
dem andern wurde wieder grün. Da war Freude und Jubel unter den
Athenern, denn, sagten sie, uns ist ein Zeichen geworden, daß die Göttin
uns noch gewogen ist. Wie ihre Olive wieder grünet und blühet, so wird
auch unsere Stadt wieder grünen und blühen. — In welch einem Ansehen
jener Baum auch über Athen hinaus stand, beweist die Geschichte des
Fremdlings von Kreta. Dieser hatte den Athenern wichtige Dienste geleistet.
Dankbar bot ihm die Stadt eine Belohnung; aber statt der Schätze, welche
man ihm zugedacht hatte, erbat er sich einen Zweig von dem heiligen Öl-
baume, und mit dieser schlichten Gabe schied er, hoch gefeiert und verehrt
von den Athenern. Ein Kranz von Olivenzweigen war es, mit dem die
Sieger in den olympischen Spielen gekrönt wurden, und dieser einfache,
silberfarbene Kranz mit seinen goldgelben Blüten war ihnen mehr wert
als einer ans wirklichem Silber, denn er verherrlichte nicht bloß den, der
ihn trug, sondern auch seine Familie und seine Vaterstadt. Als einst ein
Bürger von Rhodus seine beiden Söhne zugleich mit einem solchen Oliven-
kranze geschmückt sah, starb er vor Freude, und scheidend rief man ihm zu:
„Stirb, glücklicher Vater, dir bleibt nichts mehr zu wünschen übrig!"
Einen solchen Siegeskranz sah auch einmal ein König der Perser, Xerxes,
auf seinem Haupte, aber im Traume. Ihm träumte nämlich, er wäre mit
einem Ölsprößlinge bekränzt, dessen Zweige über die ganze Erde sich aus-
gebreitet hätten; danach sei der Kranz von seinem Haupte verschwunden^
Die Tranmdenter legten ihm den Traum so aus, daß er durch den Feld-
zug, den er gegen die Griechen vorhabe, die Herrschaft über die ganze
Erde gewinnen werde, hatten aber den Traum. falsch gedeutet. — Der Öl-
zweig wurde jedoch nicht allein von siegesfreudigen Herzen getragen, auch
Schutz- und Hilfeflehende griffen nach ihm. In den Perserkriegen sandten
die Griechen wiederholt Boten mit Ölzweigen nach Delphi, um vor dem
Orakel einen günstigeren Spruch für ihr Vaterland zu erflehen. Mit Öl-
zweigen in den Händen kamen auch die unglücklichen Karthager zu dem
römischen Feldhern, nachdem sie gegen denselben sechs Tage und sechs Nächte
mit der größten Tapferkeit gekämpft hatten, und baten um ihr Leben. So-
gar ans einer Münze hat der Ölzweig geprangt. Ein durch seine Weisheit
berühmter König in Rom, der den Frieden dem Kriege vorzog, ließ nämlich einen
Ölzweig aus die Münzen prägen, und im Mittelalter baute man mitten im
Heidenlande bei Danzig ein Kloster, welches heute noch steht, und nannte
es Oliva, damit andeutend, daß es den wilden Heiden den Frieden des"
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Schwarz Xerxes Oliva
Extrahierte Ortsnamen: Athens_Tempelberg Griechenlands Kreta Rom Heidenlande Danzig