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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 176

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
176 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Papst ein solches nach Rom ausschrieb, kündete der Kaiser den nach Rom reisenden Prälaten die Sicherheit auf. Eine große Anzahl schiffte sich auf genuesischen Schiffen ein (denn Genua war gegen den Kaiser, seine Nebenbuhlerin Pisa für ihn), diese aber wurden von der kaiserlichen Flotte genommen und die gefangenen Prälaten in die Gefängnisse Unteritaliens abgeführt. Verwüstend drang Friedrich in den Kirchenstaat ein und belagerte den Papst in Nom; letzterer starb den 21. August 1241 unge- beugten Sinnes, ein hochbetagter Greis. Friedrichs Ii. letzte Schicksale. Nach Gregor Ix. wurde Cölestin Iv. gewählt, der nach wenigen Tagen starb, und dann nach langer Zögerung (Juni 1243) Innocenz Iv., ein Genuese aus der Familie der Fieschi. Er entfloh aus Italien nach Frankreich und berief nach Lyon eine große Kirchenversammlung, welche zwischen ihm und dem Kaiser richten sollte. Friedrich ließ sich durch seinen Freund Thaddäus von Suessa, einen berühmten Rechtsgelehrten und Staatsmann, vertheidigen; aber das Koncil entschied: als König von Neapel habe Friedrich seinen Lehenseid gegen den päpstlichen Stuhl gebrochen, er sei ein Meineidiger und Kirchenräuber, des Verdachtes der Ketzerei überwiesen, und darum habe er alle seine Kronen verwirkt; über- dies weil sein Stamm schon im dritten Geschlechte die Kirche verfolge und Friedrich seine Söhne in gleicher Gesinnung erziehe, so seien auch sie und ihre ganze Nachkommenschaft von der Herrschaft ausgeschlossen (14. Juli 1245). Als der Kaiser dieses Urtheil vernahm, wurde er trotziger als je, führte den Krieg ingrimmiger als vorher, verwüstete Kirchen und Klöster, und wehe dem, der im Bereiche seiner Macht der Anhänglichkeit an den Papst schuldig oder verdächtig war. Seine Anhänger in Italien wütheten gegen die Guelfen so furchtbar, daß diese es ihnen kaum gleich- thun könnt»«; unter ihnen war Ezzelino da Romano der fürchterlichste, ein wahrer Würger seiner Gegner. Friedrich erhielt sich aufrecht, ob- wohl ihn sein Glück manchmal verließ. Er belagerte Parma, aber als er sich zur Falkenjagd entfernt hatte, machten die Parmesaner einen Aus- fall und erstürmten das Lager (1248). Sein tapferer Sohn, der wun- derschöne König Enzio (Heinz), wurde 1249 den 26. Mai von den Bolognesen gefangen, ohne daß der Vater ihn befreien konnte, weder mit Waffengewalt, noch durch Lösegeld, weil die stolzen Bürger den kö- niglichen Fang behalten wollten; Enzio starb nach 23jähriger Gefangen- schaft. Friedrich überlebte die Gefangennahme seines liebsten Sohnes nur ein Jahr; den 13. Dezember 1250 ereilte ihn der Tod zu Floren- tino bei Luceria, im 56. Jahre seines Alters.

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 178

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
178 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Ezzelino wetteiferte der Markgraf Azzo von Este in Unmenschlichkeiten gegen die Ghibellinen. In Manfred schien diesen aber ein neuer Stern aufzugehen; er behauptete sich nicht nur in Neapel und Sicilien, sondern unterwarf selbst Toskana seiner Oberherrschaft (1264), so daß er bereits den Kirchenstaat umspannte. Nun rief Papst Klemens Iv. den Bruder des französischen Königs Ludwig Ix. (Heiligen) herbei, den Karl von Anjou, welcher die Provence erheirathet hatte, ernannte ihn zum Ver- theidiger der Römer und übergab ihm Neapel und Sicilien. Verrath öffnete Karln die Pässe der Apenninen, Verrath gewann ihm 1266 den 26. Hornung die Schlacht von Benevento, in welcher Manfred den Tod fand. Nun hausten Karls Schaaren in Unteritalien, wie man es unter den Hohenstaufen nie erlebt hatte, und Karl selbst verfuhr gegen die Anhänger der Hohenstaufen nach sullanischer Regel, so daß der Papst bitter klagte, aber nicht helfen konnte; er mußte im Gegentheil zugeben, daß Karl Herr von ganz Toskana und dem größten Theil der Lombar- dei wurde, freilich nur provisorisch auf drei Jahre, aber das Definitivum ließ ein Mann wie Karl, so lange er konnte, nicht aus den Händen. Gegen diesen Wütherich riefen die Ghibellinen den letzten Hohenstaufen zu Hilfe. Konradin. Denn noch lebte ein Sprosse dieses gewaltigen Geschlechts, Kon- rads Iv. Sohn, von den Italienern Konradino, der junge Konrad, ge- nannt, geboren den 25. März 1252; er und sein Vater haben sich nie gesehen. Als Knabe lebte er einige Zeit an dem Hofe seines Oheims, Ludwigs des Strengen, der seine tugendhafte Gemahlin Maria von Brabant trotz ihres Bittens und Flehens aus toller Eifersucht hinrich- ten ließ (1256); dann im heimischen Schwaben, in Ravensburg, am lieblichen Bodensee in Arbon, welchem Städtchen er schöne Freiheiten urkundete. Da hat er auch wohl das Lied gedichtet, welches uns der zürichische Ritter Maneffe aufbewahrt hat; es ist überschrieben: „Lied Königs Chuonrath des jungen." Als er 16 Jahre alt war, luden ihn die Boten der Ghibellinen nach Italien ein und in dem Jünglinge er- wachte der Geist seiner Väter. Seine Mutter warnte und bat ver- gebens; er verkaufte und verpfändete den Rest seiner Güter, warb ein kleines Heer und zog den Weg nach Italien, wo seine Vorfahren Un- glück und Tod gefunden hatten. Der Zug ging von Bregenz aus; von edlen Schwaben begleiteten ihn: Friedrich von Baden (oder Oesterreich; sein Vater Hermann hatte die österreichische Erbtochter als Wittwe des Böhmenkönigs geheirathet, aber der neue Böhmenkönig Ottokar bemäch- tigte sich Oesterreichs durch Hinterlist), Berthold von Marstetten, Wol- frat von Beringen, Albert von Reifen, der Schenk Konrad von Limburg,

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 152

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation. aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei- willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem- ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un- ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai- land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo- logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit- baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach- ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör- lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett- eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll- ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai- ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer- störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel- lungen bereiteten. Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge- hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 155

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
155 Streit mit Papst Alexander Hl. Neuer Lombardenkrieg. mit dem Kaiser (1159). Allein nun erfolgte eine zwiespältige Papst- wahl; die kaiserliche Partei wählte den Kardinal Oktavian, der sich Vik- tor Iv. nannte, die kirchlichstrenge den Kardinal Roland, als Papst Ale- xander Iii. Der Kaiser säumte nicht, für die Anerkennung Viktors zu wirken, doch England, Frankreich, Spanien, selbst einige deutsche Bi- schöfe anerkannten Alerandcrn Hi. Dieser mußte zwar aus Italien flie- hen, allein auf einer Synode zu Tours (1163), auf der 17 Kar- dinäle und 124 Bischöfe erschienen, wurde der Kaiser gebannt und alle kirchlichen Handlungen des kaiserlichen Papstes und seiner Anhänger als ungiltig erklärt. Unterdessen hatte Friedrich die Lombarden überwältigt, aber zugleich mit glühendem Hasse erfüllt. Als Viktor Iv. starb, ließ der Kaiser wiederum einen Gegenpapst aufstellen, Pascha! Iii.; die Rö- mer aber, den italienischen Haß gegen Friedrich theilend, riefen Aleran- dern herbei, den der König von Neapel kräftig unterstützte. Einigen konnten sich jedoch die italienischen Städte nicht (Veroneser Bund 1164 zwischen Verona, Treviso, Padua, Vicenza; lombardischer Bund 17. April 1167 zwischen Kremona, Bergamo, Brescia, Mantua, Ferrara, Mailand, Venedig); Pisa und Genua gewann der Kaiser durch Verträge, doch gerade deßwegen trat Venedig um so entschiedener auf die Seite des Papstes. Im Jahre 1167 zog Friedrich gegen Rom; die Römer rück- ten aus und wurden, während der Kaiser Ankona belagerte und er- oberte, von einer zehnmal geringeren Anzahl Deutscher mit Schimpf und Schande zurückgejagt. Die leoninische Stadt wurde erobert, die Peterskirche erstürmt,.der Papst flüchtete nach Benevent, weil er seinen Römern nicht ganz traute. Aber im deutschen Lager brach nun eine ver- heerende Krankheit aus, so daß vor Rom oder auf dem Heimwege wohl 2000 Ritter aus Schwaben und Franken starben, unter ihnen auch des Kaisers Neffe Friedrich, Konrads Hl. Sohn, auch Welf Vii. Mit den Trümmern seines Heeres eilte Friedrich wie ein Flüchtling nach Deutsch- land zurück; fast alle Städte der Lombardei erhoben sich und verlegten ihm die Wege; dafür ließ er ihre Geiseln aufhängen von Strecke zu Strecke. Noch in Susa wäre er ermordet worden, wenn sich nicht ein treuer Ritter, Hermann von Siebeneichen, der dem Kaiser sehr ähnlich sah, in sein Bette gelegt hätte (1168). Alles Unheil beugte aber Fried- richen nicht; das Herzogthum seines verstorbenen Neffen, Schwaben, ver- lieh er seinem Sohne Friedrich, von Franken unterordnete er einen Theil dem Bischöfe von Würzburg, der sich seitdem Herzog von Franken schrieb, den anderen Theil gab er dem rheinischen Pfalzgrafen Konrad, seinem Bruder. 1169 ließ er seinen Sohn Heinrich zum deutschen König wäh- len und krönen. Der alte Welf Vi., dessen Sohn der Tod weggerafft hatte, tröstete sich durch ein Lotterleben mit Trinkgesellen, Musikanten und Dirnen; dadurch gerietst er in Schulden, und da sie sein Neffe Hein-

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 230

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
230 Deutschland und Italien sinken. Der achtzigjährige Bonifacius weigerte sich standhaft; nun brauchten sie Gewalt, rissen den im vollen Ornate auf dem Throne Sitzenden her- unter, Kolonna schlug ihm in das Gesicht, die Söldner aber plünderten den Palast (7. September 1303). Nach dreitägiger Gefangenschaft wurde Bonifacius durch einen Volksaufstand befreit; er eilte nach Rom, sah sich aber auch hier von Feinden umgarnt und wie ein Gefangener behandelt; solchen Leiden unterlag der Greis den 11. Oktober. Nach seinem Tode vereinigten sich die Kardinäle auf Benedikt Xi., der seine Erhebung nur einige Monate überlebte, und dann setzte König Philipp (1305) die Wahl des Erzbischofs von Bordeaux durch, der sich Kle- mens V. nannte und dem Könige ganz zu Willen war; Nogaret und Kolonna wurden von den Kirchenstrafen befreit, welche Benedikt Xi. über sie verhängt hatte, der König durfte fünf Jahre lang den Zehnten von allem Kirchengute in Frankreich erheben und der Papst selbst blieb (1308) in Frankreich zu Avignon; so hatten die Franzosen den päpst- lichen Stuhl in ihr eigenes Land versetzt, was der Kirche unberechen- baren Schaden brachte (der Aufenthalt der Päpste zu Avignon, das so- genannte babylonische Eril, dauerte bis 1377). Dieser Klemens V. half auch dem Könige zur Vernichtung des Templerordens (1314); im gleichen Jahre aber starben Papst und König, was das Volk als ein Gottesgericht ansah. Klemens V. Nachfolger, Johann Xxii., nahm das Reichsvikariat über Italien in Anspruch während der Erledigung des Kaiserthrones und übertrug dasselbe dem Könige Robert von Neapel. Ludwig erhob als deutscher König Einsprache und unterstützte die Ghibellinen in Ober- italien mit Nachdruck; Johann Xxii. lud ihn dafür nach Avignon vor, und als Ludwig nicht erschien und an ein Koncil appellierte (1323), be- legte er ihn mit dem Banne (1324), das Land mit dem Interdikte und wollte einen französischen Prinzen auf den deutschen Thron bringen. Nun zog Ludwig (1327) nach Italien, wo er an den Ghibellinen nachhaltige Unterstützung zu finden hoffte. In den meisten italienischen Städten hatte nämlich die Demokratie bereits in die Tyrannei (im griechischen Sinne) umgeschlagen; in Mailand herrschte die Familie der Viskonti, in Verona und den andern später venetianischen Städten herrschten die Skaligheri (de la Skala), in Mantua die Buonakossi u. s. w. Diese Herren schaarten sich um Ludwigen, als er mit einem kleinen Heere er- schien; er wurde in Mailand gekrönt, worauf er die Viskonti stürzte und die republikanische Verfassung wieder herstellte; er verkaufte als- dann die Vogtei über Pisa an Kaftruccio von Lukka, mit dessen Unter- stützung es ihm möglich wurde, nach dem anarchischen Rom vorzudringen. Hier ließ er sich 1328 den 17. Januar zum Kaiser krönen, setzte den Papst als einen Ketzer ab und einen Minoriten als Nikolaus V. ein.

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 312

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
312 Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor. anwarben und diese dann jeder Stadt oder jedem Fürsten zuführten, der sie am besten bezahlte. Sforza hatte dem mailändischen Herzoge gute Dienste geleistet, und nach dessen Tode bemächtigte er sich der Gewalt (1450), wurde wieder vertrieben und behauptete sich zuletzt gegen seine Feinde in Mailand, gegen die Franzosen und die italienischen Fürsten. Sein Sohn und Nachfolger Galeazzo Maria wurde ermordet (1476); nun übernahm Ludovico Sforza Moro für den Sohn des Ermordeten die vormundschaftliche Regierung, räumte ihn aber aus dem Wege (1494). Gegen die Sforza richteten sich Erbansprüche des französischen Königs- hauses; Valentine nämlich war eine Tochter des Galeazzo Ii. Viskonti, verheirathet mit dem Herzog von Orleans und Mutter des Prinzen Karl, und dieser war Vater Ludwigs Xii. Savoyen und Piemont. Rudolf von Habsburg hatte als König die savoyische Macht wieder hinter den Genfersee zurückgedrängt, aber das Haus Savoyen hatte die späteren Zeiten klug benutzt und mit den Waffen und noch mehr durch Heirathen, Geld und List eine schöne Herrschaft erworben. In der Schweiz besaß es Genf, Waadt, das untere Wallis, Freiburg, in Italien Pie- mont und die Grafschaft Nizza; Saluzzo und Montferrat hatten noch eigene Markgrafen. Im Kriege Karls des Kühnen mit den Eidgenossen wurde aber die Waadt hart mitgenommen und Freiburg verloren; in eine noch schwierigere Stellung gerieth Savoyen, als es zwischen die spanisch-österreichische und französische Macht eingeengt wurde. — Den Grafen von Savoyen verlieh Kaiser Sigismund 1416 den Herzogstitel. Florenz. Diese Republik hob sich vorzüglich durch Manufakturen, besonders Seide- und Wollewebereien, sowie durch Geldgeschäfte. Seine große Bedeutung erlangte es aber erst nach der Hohenstaufenzeit, als es an die Spitze der mittelitalischen Guelfen trat; das ghibellinische Pisa unter- lag nach beispiellos hartnäckigem Kampfe 1409, nachdem dessen Seemacht durch die Genuesen schon vorher vernichtet war, wurde aber erst 1509 nach abermaligem verzweifelten Kampfe eine siorentinische Landstadt. Florenz war überhaupt in seinen Eroberungskriegen vom Glücke begün- stigt und gründete eine für die damalige Zeit beträchtliche Landmacht, denn es beherrschte das ganze Flußgebiet des Arno und das Küstenland bis gegenüber der Insel Elba; neben Florenz eroberte Siena das Fluß- gebiet des Ombrone und erhielt Lukka nur mit äußerster Anstrengung und fremder Hilfe seine Unabhängigkeit. Florenz war wo möglich eine

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 313

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Florenz. 313 noch unruhigere Stadt als ihre mittel- und oberitalienischen Schwestern, und in ihr hielt sich die Demokratie, wenn auch unter fortwährenden Er- schütterungen, am längsten. Nach den Hohenstaufen war Florenz aristo- kratische Republik; zuerst wurde der ghibellinische Adel von dem guel- fischen mit Hilfe der Bürger gesprengt, dann übermannten die vorneh- men Bürger mit Hilfe der gemeinen den ganzen Adel (1282), dem später selbst die politischen Rechte entzogen wurden, so daß ein Adeliger zuerst in das Bürgerrecht ausgenommen werden mußte, wenn er z. B. ein öffentliches Amt begleiten wollte. Durch die Errichtung der Würde eines Gonfaloniere der Republik (1292) verlor der Adel auch den Be- fehl über die bewaffnete Macht und die vollziehende Gewalt. Darauf entbrannte aber ein erbitterter Kampf zwischen den sieben obern Zünften, den Fabrikanten, Kaufleuten, Wechslern re. (popolo grasso) und den vierzehn niederen Zünften der gewöhnlichen Handwerker (popolo mi- nuto), in welchem letztere 1378 mit Hilfe der Proletarier siegten und die Republik zur reinen Demokratie umgestalteten (Aufstand der Woll- kämmer, Oiompi). Es entstanden aber wiederholte Gegenbewegungen, beide Parteien gewannen abwechselnd die Oberhand, während die Her- zoge von Mailand auf Gelegenheit lauerten, um die ermüdete Repu- blik ihrem Gebiete zu annerieren. Endlich gelangte der reichste Mann seiner Zeit, der Kaufherr Kosimo de Medici, an die Spitze der Repu- blik (1434—1464) und regierte ohne einen Titel in mancher Hinsicht wie ein zweiter Perikleö. Aus seinem ungeheuren Vermögen verschönerte er die Stadt, durch Bauten, gab Künstlern und Arbeitern Verdienst, un- terstützte die Armen und spendete dem gemeinen Volke; viele Bürger wußte er sich durch Anlehen zu verbinden, während er die vornehmen durch kluge Freundlichkeit und Verschwägerung gewann. Florenz gab ihm den Namen Vater des Vaterlandes und er verdiente denselben. Sein Sohn Peter behauptete, obwohl minder klug und großmüthig als Kosimo, seine Stellung (1464 —1469), aber gegen dessen beide Söhne Lorenzo und Zulian verschworen sich die Pazzi in Florenz, wobei mehrere Herren in Italien die Hände im Spiel hatten. Beide sollten 1478 in der Kirche während des Gottesdienstes ermordet werden; dies Schicksal traf aber nur den Julian, Lorenzo konnte sich retten und herrschte bis zu seinem Tode (8. April 1492). Er hat den Beinamen der Prächtige (Ii ma- gnifico); er legte das bürgerliche Wesen seines Großvaters bei Seite, zeigte in jeder Beziehung eine fürstliche Herrlichkeit und setzte einen per- manenten Rath zur Leitung aller wichtigen Staatsgeschäfte ein. Frei- gebigkeit und Wohlthätigkeit übte er in einem Umfange, wie sie nur ein kolossales Vermögen und ungewöhnliche Seelengröße möglich machen; selbst ein Dichter und Kunstkenner pflegte Lorenzo Kunst und Wissenschaft mit freigebiger Liebe, unterstützte Künstler und Gelehrte und machte da-

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 314

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
314 Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor. durch Florenz zu einem zweiten Athen. Er war der herrlichste Fürst seiner Zeit, nur der Hang zur Wollust trübte die Hochachtung der Welt vor ihm und bereitete ihm auch einen frühen Tod. Sein Sohn Peter hatte mit der florentinischen Demokratie zu kämpfen, welche der Domi- nikaner Savonarola (verbrannt 23. Mai 1498) durch seine feurigen Predigten gegen geistliche und weltliche Herrschaft und gegen deren Uep- pigkeit aufregte; Peter mußte vor einem Volksaufstande entfliehen, denn sein unkluges politisches Treiben (er hatte sich mit Neapel verbündet) rief die Franzosen nach Italien, mit deren König er in der Angst Bund machte, ihm Pisa und Livorno abtrat und 200,000 Dukaten zu bezahlen versprach (1494). Ferrara und Mantua. Mit den Mediceern wetteiferten die Herzoge von Este oder Ferrara an schlauer Politik, Glanz, Reichthum und Gunst für Wissenschaft und Künste; sie herrschten von Modena und Reggio bis Ferrara. Zn Man- tua hatten die Gonzaga (seit 1328) eine Herrschaft. Kaiser Sigis- mund gab ihnen 1434 den markgräflichen, Karl V. 1530 den herzogli- chen Titel. Kirchenstaat. Nach der Rückkehr der Päpste ans Avignon gelang es denselben nur mit vieler Mühe, in dem Kirchenstaate wieder Ordnung herzustellen und die päpstliche Autorität zur Geltung zu bringen; besonders schwer waren die Römer von ihrem Hange Republik zu spielen abzubringen. Unmittelbares päpstliches Gebiet war damals nur der südliche Theil des Kirchenstaats (Kampagna, Maritima, Patrimonio), über die andern Theile herrschten zahlreiche Dynasten, welche die Oberherrlichkeit des Papstes meistens nur dem Namen nach anerkannten. Solche Herrschaften waren z. B. die der Monaldeschi in Orvieto, der Montone in Perugia, der Montefeltre in Urbino, der Ordelafi in Forli, der Manfredi in Faenza, der Bentivoglio in Bologna, der Malatesta in Rimini, der Varani in Kamerino rc.; die Este besaßen Ferrara, die Venetianer Ravenna. Seit Martin V. war es Grundsatz der Päpste die erledigten Lehen einzuzie- hen und ihre Oberherrschaft über die kleinen Dynasten wieder geltend zu machen, wodurch zugleich die Beruhigung des Landes und die öffent- liche Sicherheit bedingt war. Besondere Thätigkeit entfalteten in dieser Richtung Eugen Iv., Pius Ii., Sirtus Iv., Alexander Vi., letzte- rer freilich auf eine frevelhafte Weise und zunächst zu Gunsten seiner Familie. Papst Julius Ii. (1503 — 1513) erwarb Bologna, Ankona, Pe-

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 318

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
318 Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor. nieder. Die deutschen Landsknechte stürmten sehr entschlossen, aber die Venetianer hatten die Bresche unterminiert und sprengten die Stürmen- den in die Luft. Nun forderte Mar die französischen Ritter zum Sturme auf; sie erklärten sich bereit, wenn auch die deutschen Ritter mithalten wollten, allein diese sagten, sie seien für den Dienst zu Pferde und in offener Schlacht bestimmt, und so unterblieb der Sturm. Zu derselben Zeit ungefähr gereute Julius Ii. sein Zorn gegen Venedig; er war zu guter Italiener, als daß er die einzige Stadt Italiens, die sich fremder Herr- schaft noch immer erwehrt hatte, Preis geben konnte, und seine Stellung als italienischer Fürst ließ es nicht zu, daß er den Franzosen oder dem Kaiser oder den Spaniern eine Uebermacht auf der Halbinsel gestattete. Er machte daher mit den Venetianern Frieden, als diese die zum Kir- chenstaate gehörigen Orte räumten, dem Klerus Steuerfreiheit und dem Papste die Besetzung gewisser Pfründen, seinen Unterthanen aber einige Handelsvortheile zugestanden; ihm folgte Ferdinand der Katholische, welcher gegen Venedig so viel als nichts unternommen hatte, und 1511 schloß auch der Kaiser seinen Separatfrieden. Dieser Friede war nur der Uebergang zu einem Bündnisse mit den Venetianern gegen die über- müthigen Franzosen, die in Italien und überall den Meister spielen wollten. Durch den Bischof von Sitten im Wallis gewann Julius Ii. auch die Schweizer, doch ihr Heer ging aus Italien mit französischem Gelde bekriegt wieder heim, und 1511 eroberten die Franzosen auch Bo- logna. Gegen diese kam im gleichen Jahre der sogenannte heilige Bund zu Stande, den Julius Ii., Venedig, Spanien, der Kaiser, die Schweizer und der englische König Heinrich Viii. abschlossen; es han- delte sich um Wiederherstellung des Herzogthums Mailand unter dem jungen Sforza und gänzliche Vertreibung der Franzosen aus Italien. Bei Ravenna erfochten diese unter dem heldenmüthigen Prinzen Gaston de Foir, einem Schwestersohne Ludwigs Xii., einen großen, aber mit vie- lem Blute und dem Tode des Prinzen erkauften Sieg über das päpst- lich-spanische Heer (11* April 1512), aber seitdem kehrte ihnen das Glück sehr schnöde den Rücken. Gegen die Volksaufstände und die in dem Solde Mar Sforzas stehenden Schweizer verloren sie ganz Ober- italien bis auf Kremona, Genua und die Citadelle von Mailand, und von den Spaniern wurden sie mit großem Verluste aus Navarra hin- ausgetrieben. Eine noch schlimmere Wendung brachte das Jahr 1513, obwohl Venedig wieder Frieden und Bund geschlossen hatte. Mit einem starken Heere drangen die Franzosen in die Lombardei bis Mailand vor; ihre Reiterei, die Blüte des hohen und niedern französischen Adels, war anerkannt die beste in Europa, ebenso ihre Artillerie, aber ihr Fußvolk taugte damals nicht viel, daher hatten sie deutsche Landsknechte in Sold genommen, weil die Schweizer gerade mit dem Herzog von Mailand

10. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 173

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Friedrichs Lombarden-Krieg. 173 Friedrichs Lombarden-Krieg (1236 — 1250). Im Sommer 1236 brach Friedrich Ii. mit Heeresmacht gegen Oberitalien auf, schlug die Bürger von Vicenza, Padua und Treviso bei Rivalta, eroberte Vicenza, mußte aber wieder umkehren und einen ziemlich erfolglosen Krieg gegen den widerspenstigen letzten Babenberger, Herzog Friedrich den Streitbaren von Oesterreich, führen, worauf er seinen Sohn Konrad zum deutschen Könige wählen ließ (1237), und im August aus Deutschland schied, das ihn nie wieder sah. Deutschland war für den Kaiser, wenigstens vorläufig, Nebensache, denn er machte es sich zur Hauptaufgabe, Italien zu bezwingen. Dieses war damals das reichste Land der Erde, und wurde Friedrich Herr desselben, so konnte er allerdings an die Herstellung der unumschränkten Kaisermacht denken. Sein Großvater hatte Gleiches im Sinne gehabt, nur betrachtete er Deutschland als das Fundament seines Reiches, von dem aus er Italien unterwerfen wollte, während Friedrich Ii. auf Ita- lien als Unterlage seiner Herrschaft bauen wollte. In Italien aber waren zwei Mächte zu besiegen, die lombardischen Städte und der Papst, und diese beiden Mächte waren zu sehr auf einander angewiesen, als daß Friedrich daran denken konnte, sie von einander zu trennen und jede vereinzelt zu unterwerfen; er mußte den Kampf mit beiden zugleich aufnehmen. Die Lombarden bekümmerten sich um die Bedingungen des Kon- stanzer Friedens so viel als ihnen beliebte, sie beleidigten den Kaiser geflissentlich und hatten seinen Sohn Heinrich zum Abfälle ermuntert; er hatte demnach alle Ursache zum Kriege, aber durfte er hoffen, denselben siegreich zu beendigen, und sich mehr Zutrauen als seinem gewaltigen Groß- vater? Friedrich Ii. rechnete am meisten auf die Italiener selbst; denn neben den städtischen Republiken gab es noch adelige'dynasten und in den Städten selbst adelige Geschlechter, welche an der zunehmenden Demo- kratie kein Gefallen hatten. Daher kam die Zwietracht, welche die mei- sten Städte erfüllte, und Friedrich hielt es möglich, durch die Begünsti- gung der Aristokratieen, wohl auch der Tyranneien, die lombardischen Republiken auf die gleiche Weise zu zügeln und zu unterwerfen, wie es den makedonischen Antigonusen und Philippen mit den griechischen Bün- den und Städten geglückt war. Diese aristokratischen Parteien hießen' in Italien Ghibellinen, weil sie an dem Kaiser ihren Rückhalt hatten und auf seinen Namen hin handelten; ihre Gegner, die Republikaner und Demokraten, nannten sich Guelfen, weil die welfische Familie von Konrad Iii. bis Friedrich Ii. die den Hohenstaufen feindliche deutsche Macht war. Diese Parteinamen dauerten in Italien fort, nachdem die
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