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1. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 304

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
304 Staatsverfassung und Eintheilung Oesterreichs. §. 62. Staatsv erfassung. Das Kaiserthum Oesterreich ist eine im Hause Habsburg-Lothrin- gen in männlicher und weiblicher Linie erbliche Monarchie. - Nach dem Verfassungs-Statut vom 26. Februar 1861 führt die Reichsvertretung den Titel „Reichsrath", bestehend aus dem Herrenhause und dem Hause der Abgeordneten. Die Mitglieder des Herrenhauses haben theils (die Erzherzoge und die Häupter großer Geschlechter) erbliche Sitze, theils sind sie aus Lebenszeit ernannt. Die (343) Abgeordneten werden von den Landtagen aus den Abgeordneten der Kronländer gewählt. Die Uebereinstimmung beider Häuser und die Sanction des Kaisers ist zu allen Gesetzen nothwendig. In Landesangelegenheiten wird jedes Kron- land vom Landtage vertreten, welcher, nebst dem Kirchensürsten jeder Provinz und dem Rector Magnificus der Universität aus ge- wählten Abgeordneten besteht. Das ansführende Organ der Landes- vertretung ist ein gewählter L a n d e s a u s s ch u ß. An der Spitze der politischen Verwaltung der einzelnen Kronländer stehen vom Kaiser ernannte Statthalter. Die größer» Kronländer zer- fallen in Kreise (unter einem Kreispräsidenten) oder Comitate oder Provinzen, diese in Bezirke (unter einem Bezirkshauptmann) und diese in Ortsgemeinden; nur bei Salzburg, Kärnthen, Krain,. Schlesien und der Bukowina fehlt das Mittelglied der Kreiseintheilung, und die Landes- regierung ist zugleich die Kreisbehörde. Eintheilung und Topographie. A. Die zum deutschen Bunde gehörenden Kron- länder. 1. Das Erzherzogthum Oesterreich, das Userland zu beiden Seiten der Donau von Passan bis Preßburg, einst das Passageland der von O. nach W. vordringenden Völker, (Hunnen, Avaren, Magyaren). а. Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns {3u Mill. E.) findet für die geringere Fruchtbarkeit seines Bodens (kein Weinbau) einen Ersatz in seinen unterirdischen Schätzen. Denn es betreibt seit alter Zeit eine ausgedehnte Eisenindustrie, von deren Mittelpunkte, Steuer an der Enns („dem österreichischen Birmingham"), aus nicht nur die ganze Monarchie, sondern auch fremde Länder mit Messerklingen, Scheeren, Feilen versehen werden. Die befestigte Hauptstadt Linz (27,600 E.), an der Mündung der Traun in die Donau, hat nicht nur eine militärische Bedeutung durch ihre Lage an der Gebirgsöffnung nach dem Traunthale, sondern ist auch der Hauptpunkt zur Vermittelung des Elbe- und Donaugebietes, namentlich seitdem eine Eisenbahn aus dem Salzkammergute das Sudsalz von Gmunden (am See gl. N.) über Linz nach Budweis in Böhmen ausführt. б. Das Erzherzogthum Oesterreich unter der Enns (1 % Mill. E.), verdankt seine industrielle Bedeutung der Haupt- und Residenzstadt

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 289

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Schweizer siegen bei Herikourt rc. 289 Gulden der Pfandsumme zusammen, die nun Sigismund dem Bur- gunder anbot. Dieser gerieth in großen Zorn, denn er wollte die Städte nicht wieder herausgeben, und erklärte, wenn Sigismund bezahle, nehme er die Einlösung des Pfandes an, aber nicht von anderen. Zu seinem Unsterne hatte er aber über die verpfändeten Städte einen Vogt, Peter von Hagenbach, gesetzt, der den Bürgern mit ausgesuchtem Hohne begegnete und sie durch Grausamkeit und Zügellosigkeit erbitterte. Als es nun verlautete, der Herzog Gigismund wolle die Pfandschaft aus- lösen und stehe mit den Eidgenossen in gutem Einvernehmen, da em- pörten sich die Bürger von Breisach, als sie der Vogt an einem Feier- tage zu Schanzarbeiten zwingen wollte, und nahmen ihn gefangen. Wirk- lich hatte Ludwig die Schweizer, deren Stolz der Vogt Hagenbach auf jede mögliche Weise empörte und denen Karls Eroberungsgelüste wohl- bekannt waren, mit dem Herzog Sigismund ausgesöhnt und am 30. März 1474 ein Bündniß zwischen Beiden zu Stande gebracht. Nun saßen die Abgesandten der Schweizer und der rheinischen Städte über den gefangenen Hagenbach zu Gericht, verurtheilten ihn zum Tode und ließen ihn enthaupten, obwohl er sich damit'vertheidigte, daß er nur im Aufträge seines Herrn gehandelt habe. Karl sollte zum Kriege gereizt werden, und die Eidgenossen, welche von dem Kaiser im Namen des Reiches zum Angriffe gegen Burgund aufgefordert wurden und mit wel- chen Ludwig ein Bündniß gegen Karln geschlossen hatte, griffen zuerst an, indem sie glaubten, sie würden mit dem Kaiser und dem Könige die burgundische Beute zu theilen haben. Der Absagebrief der Schweizer wurde am Dienstag vor Simon und Iudä 1474 ausgefertigt und ab- geschickt; sie beriefen sich in ihm einzig auf den Befehl des Kaisers; Karl empfing ihn knirschend vor Zorn; Bern, Bern! rief er und schwor dieser Stadt den Untergang, allen Schweizern aber furchtbare Rache. Die Schweizer siegen bei Herikourt (13. November 1474), werden von dem Kaiser und Könige von Frankreich im Stiche gelassen. Während Karl Neuß belagerte und das abgefallene Lothringen wieder eroberte, waren die Schweizer über den Jura in Hochburgund eingebrochen; sie raubten und brannten nach damaligem Kriegsgebrauche, eroberten manche Burg und ließen die Besatzungen über die Klinge springen. Als sie das feste Herikourt belagerten, kam der Graf von Nomont aus dem Hause Savoyen mit 18,000 Mann zum Entsätze; diesen jagten sie bei dem ersten Anlaufe in die Flucht und verfolgten ihn, bis ihnen der Athem ausging, wobei die Sieger nur fünf Mann verloren; durch die Winterkälte wurden sie wieder nach Hause getrieben. Das folgende Jahr verlief ohne bedeutende Kriegsereignisse; die Schweizer drangen an den Genfersee vor und brandschatzten die waadt- Bumüller, Gesch. d. Mittelalters.

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 291

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das burgundische Erbe. 291 32,000 Mann stark, nahmen eine durch Gehölz gedeckte Stellung auf einer Anhöhe, und nun beriethen ihre Hauptleute nicht wie sie den Feind schlagen, sondern wie sie ihn vernichten könnten. Den einen Flügel führte der Edle von Hallwyl, ein Berner Bürger, das Mitteltreffen der Bürgermeister Hans Waldmann von Zürich, den anderen Flügel der greise Hertenstein aus Luzern. Es regnete am Morgen des 22. Juni mehrere Stunden lang; die Burgunder standen unterdessen auf der Ebene in Schlachtordnung, während die Schweizer auf der Anhöhe den Angriff vorbereiteten. Da kam der rechte Augenblick; die Sonne blickte aus den Wolken, Hallwyl schwang sein Schwert und rief: „Auf, Freunde, Gott will uns zum Siege leuchten!" Wohl schlug das Ge- schütz der Burgunder einige Hundert nieder, als die Schweizer aus dem Walde vordrangen, die andern liefen nur um so schneller auf dasselbe, nahmen es, drückten mit Macht auf den feindlichen Flügel und trieben ihn mit Stich und Hieb vor sich her. Unterdessen griff auch Wald- mann an, warf das Mitteltreffen, und das feindliche Heer würde nun gern sein Heil in der Flucht gesucht haben, wenn ihm Hertenstein die Straße nach Wisiisburg, den einzigen Weg nach Burgund, nicht ver- legt hätte. Der Herzog hatte vergebens die Ordnung herzustellen ge- sucht, sich vergebens mit der Reiterei auf den Feind geworfen, er mußte entfliehen und entkam mit wenigen Reitern. Ueber 20,000 Burgunder wurden erschlagen, 4000 schwere Reiter in den See gesprengt, in wel- chem Roß und Mann versanken. Später wurden die verblichenen Knochen in ein Beinhaus gesammelt und darauf die Inschrift gesetzt: „Das Heer des berühmten Herzogs Karl von Burgund hat von den Schweizern ver- nichtet dieses Denkmal hier von sich zurückgelassen." Dieses Beinhaus wurde 1798 von einer französischen Halbbrigade niedergebrannt. Karl verlor ob dieser neuen Niederlage fast den Verstand; Herzog Renat von Lothringen eroberte sein Erbe wieder, und da Karl über den „Buben" von Lothringen besonders erzürnt war, so raffte er ein neues Heer zusammen und belagerte im strengen Winter die Stadt Nancy. Herzog Renat war in die Schweiz entwichen und bat flehentlich um Hilfe, worauf 15,000 Schweizer unter Hans Waldmann nach Nancy zogen. Mit einem kaum so starken Heere, das durch Hunger und Kälte litt, wagte Karl dennoch die Schlacht^ er verlor sie und wurde auf der Flucht getödtet (7. Januar '1477). V, Y - tu ' . '-Zülr' sah) a.hä] .n mnd Das burgundische Erbe. Ssiibf, Niemanden erfreute der Tod des Herzogs mehr, als dessen Vetter, den König von Frankreich, der sich nun daran machte, ganz Burgund an sich zu reißen. In dieser Sache hatten die Schweizer ein entschei- 19*

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 319

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Liga von Kambrai. 319 gegen Frankreich fochten. Den 6. Juni 1513 griffen 8000 Schweizer das verschanzte französische Lager bei Novara an, das von 60 Kanonen und 7000 Landsknechten vertheidigt wurde; das französische Fußvolk und die Reiterei standen seitwärts und sollten die Schweizer in der Flanke fassen. Diese wiesen die Reiterei mit ihrem Geschütze und der blanken Waffe ab und drangen gegen die Landsknechte vor, den Kern des feindlichen Heeres. Das sicher gerichtete Geschütz schlug furchtbar in die stürmenden Schweizer, aber sie unterliefen es. Die Landsknechte hielten Stand, denn sie wollten den Schimpf des Schwabenkriegs ab- waschen; die erbitterten Söldner fochten in solchem Gedränge, daß sie Lanze und Hellebarde nicht mehr brauchen konnten und mit Dolchen und schweren Beimeffern einander niederstachen; kein Schlachtruf wurde aus dem Mordgetümmel gehört, nur das Gestöhn der Getroffenen und das Klirren der Waffen, so daß Franzosen und Italiener mit Entsetzen er- füllt wurden. Endlich verjagten die Schweizer die Franzosen und nah- men die Landsknechte auch in der Seite, die bis auf den letzten Mann erschlagen wurden; von den Schweizern blieben 2000 tobt auf dem Schlachtfelde; eine ebenso schwere Niederlage erlitten die Venetianer am 7. Oktober unweit Vicenza durch das spanisch-deutsche Heer. Im. glei- chen Jahre fielen die Schweizer auch in Frankreich ein und mit ihnen ein kaiserliches Heer unter Herzog Ulrich von Wirtenberg. Sie drangen bis Dijon vor; die Mauer war theilweise niedergeschossen und der ge- meine Mann freute sich auf den Sturm, der Ruhm und Beute verhieß. Aber nachts kamen zu den Schweizern wohlbekannte französische Herren in das Lager, gaben den Schweizerhauptleuten Geld und versprachen noch mehr — und die Schweizer zogen ab; nun mußte auch Herzog Ulrich umkehren. Die Franzosen hielten nachträglich nicht Wort, worüber die Schweizer sehr ergrimmten. Mar war zu den Engländern gestoßen und traf den 15. August (1513) bei Guinegate auf die Franzosen; da nahm er den Helm vom Haupte und zeigte seinen Kriegern seine ergrauten Haare; diese seien blond gewesen als er zum erftenmale für das Erbe Marias von Burgund hier gegen die Franzosen gejochten. Es war ihm gegönnt, die Franzosen noch einmal auf dieser Walstatt zu schlagen, aber großen Gewinn brachte ihm der Krieg nicht. Denn Heinrich Viii. machte mit Frankreich gegen eine große Geldsumme Frieden und Ma- rens eigene Mittel reichten zu einer entscheidenden Verfolgung des er- rungenen Vortheils nicht hin. Ludwig Xii. starb 1. Januar 1515, und ihm folgte sein Neffe, Franz I., in jeder Hinsicht ein ächter Franzose, persönlich tapfer, ruhm- begierig, herrschfüchtig, glanzliebend und wollüstig; er liebte die Künste und unterstützte sie, weil sie seinen Namen verherrlichen sollten. Das Parlament berücksichtigte er wenig, seine Verwaltung war eine schlechte

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 352

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
352 Das Reich der Cäsaren. 6000 Juden harrten auf der Höhe des Tempels auf das Wunder, das in der höchsten Noth retten sollte; sie kamen um wie alle Vertheidiger des Tempels (9. Aug.). Dennoch wehrten sich einige tausend Rasende bis zum 11. September Ln der oberen Stadt, bis auch sie verzweifelten, ihre festen Thürme und Mauern verließen und ihr Heil in der Flucht suchten. Vergeblich, denn die stürmenden Römer machten so lange alles schonungslos nieder, bis sie des Mordens müde waren; die ganze Nacht und den folgenden Tag brannte Jerusalem. So ging die heilige Stadt in Blut und Flammen unter; nur die drei Thürme des Herodes: Hip- pikus, Phasaclis und Mariamne ließ Titus stehen, damit die Nachwelt erkenne, welche Festungswerke die Römer erobert hätten. Ueber eine Million Juden waren durch Hunger und Schwert umgekommen, 97,000 wurden gefangen und entweder in die Bergwerke und Steingruben ge- schickt, oder als Sklaven verkauft oder im Cirkus den wilden Thieren und Gladiatoren gegcnübergestellt. Noch steht der Triumphbogen, durch welchen Titus mit seinem siegreichen Heere in Rom einzog; darauf ist der goldene Leuchter, der Schaubrotetisch und anderes Tempelgeräth ein- gegraben. Auch von den Münzen hat man noch, welche auf dieses Ereigniß geprägt wurden; eine Frau sitzt weinend mit gesenktem Haupte unter einem Palmbaume und unten steht die Inschrift: Judaea capta (Judäa erobert). Titus (79-81). Domitian (81-90). Vespasians ältester Sohn und Nachfolger Titus regierte nur zwei Jahre lang, da starb er, wie man glaubte an Gift, das ihm sein Bruder Domitian beigebracht hatte. Von den Römern wurde Titus die Wonne der Menschheit genannt; ich habe den Tag verloren, rief er eines Abends, denn ich habe niemanden Gutes gethan. Unter seiner Regierung erfolgte der Ausbruch des Vesuv, der drei Städte Kampaniens: Pompeji, Herkulanum und Stabiä mit Lava begrub. Vorher zeigte derselbe keinen Krater, war aber mit Bimssteinen, Lava und andern vulkanischen Er- zeugnissen bedeckt, so daß der Geograph Strabo, der ihn unter Kaiser Augustus besuchte, sagen konnte, der Berg müsse einst gebrannt haben. Volle fünfzehn Jahre unterbrach der unwürdige Domitian die Reihe der guten Kaiser und ängstigte Rom durch seine Grausamkeit. Besonders war der Senat nicht sicher (auch sein Vater Vespasian hatte den repu- blikanischen Stoiker Helvidius Priskus hinrichten lassen) und der Kaiser machte sich einmal den Spaß, das ganze Kollegium in Todesangst zu versetzen. Unter ihm eroberte Agrikola, der Schwiegervater des großen Geschichtschreibers Tacitus, Britannien bis an die kaledonische Gränze und ließ die ganze Insel umschiffen. Sehr unglücklich hingegen fiel der Krieg gegen den Dacierkönig Decebalus und die mit ihm verbündeten

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 177

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Kaisersöhne Konrad Iv. und Manfred. 177 Siebenzehntes Kapitel. Die Kaisersöhne Konrad Iv. und Manfred. Schon 1246 gaben die deutschen Fürsten Friedrichs Sohne, dem Kö- nig Konrad, einen Gegenkönig in dem Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen. Am 5. August desselben Jahres verlor Konrad gegen ihn bei Frankfurt den Sieg, weil die Grafen von Wirtenberg und Helfen- stein während der Schlacht für 7000 Mark Silbers zu seinem Gegner übergingen. Als aber Raspe in Schwaben einfiel, wurde er bei Ulm geschlagen und auch von den Reutlingern tapfer zurückgewiesen, denn wie die Herren gegen den Kaiser und seine Söhne, so waren die Städte für sie. Als der Gegenkönig schon 1247 starb, erwählte ein Theil der Fürsten den Grafen Wilhelm von Holland zum Könige, setzten ihm aber einen Fürstenrath zur Seite; er trug den Königsnamen bis 1256, wo er am 28. Januar von den Friesen erschlagen wurde. Konrad Iv. aber zog auf die Nachricht von dem Tode seines Vaters (1251) nach Italien, um Neapel und Sicilien zu behaupten, die ihm sein Vater testa- mentarisch vermacht hatte; seine schwangere Gemahlin Elisabeth ging einstweilen nach Bayern zu den Ihrigen. Er lebte nur bis zum 21. Mai 1254; auf dem Todbette beklagte er den Untergang seines Hauses. Friedrichs natürlicher Sohn Manfred, in jeder Hinsicht das Eben- bild seines Vaters, behauptete sich aber in Neapel und Sicilien, haupt- sächlich durch die Hilfe der Saracenen, und in Oberitalien hauste bis 1259 der fürchterliche Ezzelino. Nach dem Tode seines Schwieger- vaters, des Kaisers, der ihm eine seiner natürlichen Töchter gegeben hatte, führte Ezzelino den Krieg mit verzweifelter Wuth fort. Er war Herr von Padua, Vicenza, Verona, Feltre, Bassano und Belluno; als Padua wieder in seine Gewalt kam (es hatte einen Aufstand gewagt), tödtete er 11,000 Menschen; denn er hatte den Grundsatz des Sulla, daß man seine Feinde vernichten müße. Endlich fiel er verwundet in die Gewalt der Guelfen; im Gefängnisse wies er den Geistlichen mit Hohn zurück und bedauerte nur, daß er je einen Feind verschont habe; der Freude an seiner Hinrichtung beraubte er die Guelfen, denn er riß den Verband seiner Wunden weg und verblutete. Dafür entschädigten sich diese an seinem Bruder Alberich und dessen Familie; vor den Augen Alberichs wurden seine sechs Söhne in Stücke zerrissen, sein Weib und zwei jung- fräuliche Töchter an Pfähle gebunden, und nachdem man ihnen die Klei- der vom Leibe gerissen, endlich lebendig verbrannt; dann erst wurde Al- berich mit glühenden Zangen gezwickt und von einem Rosse zu Tode ge- schleift. Dieses ist nicht ein vereinzeltes Beispiel guelfischer Wuth; mit Bumüller, Gcsch. d. Mittelalters. j2

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 153

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Streit mit Papst Alexander Iii. Neuer Lombardenkrieg. 153 gaiien: Münze, Zoll, Weg- und Brückengelder, Fischenzen, Salinen, Bergwerke; überdies ernennt derselbe die Magistrate der Städte, wie er will, und diese wohnen in eigenen Pfalzen. So sollten die Lombar- den kaiserliche Unterthanen im vollen Sinne des Wortes werden; ge- lang es Friedrichen, eine derartige Herrschaft zu behaupten, so war es ihm auch möglich, einen wahrhaft kaiserlichen Schatz zu sammeln, und dann konnte er in der That eine Universalmonarchie errichten. Mailand empörte sich jedoch schon im folgenden Jahre, als die neuen Einrichtungen Platz greifen sollten, und zwang die kaiserlichen Abge- ordneten zu eiliger Flucht. Nun erklärte Friedrich Mailand und alle widerspänstigen Städte, in die Acht und zog abermals mit Heeresmacht nach Italien. Krema, das zu Mailand hielt, wurde dem Erdboden gleich gemacht und Mailand umlagert, bis es durch Hungersnoth zur Uebergabe gezwungen wurde. In diesem Kriege wetteiferten Italiener und Deutsche in Grausamkeit gegen einander; der Kaiser z. B. ließ Kriegsgefangene an die Wurfmaschinen binden, damit es die Belagerten nicht wagen sollten, die Maschinen mit ihren Geschossen zu zerstören, aber die Angebundenen riefen ihren Landsleuten, nur zu schießen und nicht auf sie zu sehen. Anderen Gefangenen wurden die Augen ausgestochen und nur einem einzigen ein Auge gelassen, damit er die anderen in die Stadt führen konnte u. dgl. Aber Muth und Rache konnten nicht bestehen gegen die deutsche Uebermacht und die Hungersnoth; barfuß, mit Stricken um den Hals wanderten die Mailänder in das kaiserliche Lager und flehten um Gnade. Der Urtheilsspruch lautete streng, be- sonders auf Antreiben der italienischen Feinde Mailands, der von ihm mißhandelten Städte. Die Stadt sollte bis auf die Kirchen auf den Grund niedergerissen und die Bürger in vier offenen Orten angesiedelt werden (1162). Streit mit Papst Alexander Hl. Neuer Lombardenkrieg. Schon mit Adrian Iv. gerieth der Kaiser in die gespanntesten Ver- hältnisse; denn er bekümmerte sich offenbar um das Wormserkonkordat nicht und besetzte die wichtigsten Bisthümer selbst, und ebenso wenig wollte er ein Recht des Papstes, die Kaiserkrone zu verleihen, anerken- nen. Als der päpstliche Gesandte, Kardinal Roland, darauf beharrte, die Kaiserkrone sei päpstliches benokeium (im Latein des Mittelalters doppelsinnig: Gabe oder Lehen), wollte Otto von Wittelsbach ihm den Kopf spalten, und der Briefwechsel des Kaisers und des Papstes wurde m sehr bitterem Tone geführt. Der Papst beharrte auf seinem Krö- nungsrechte, und in der That war der Papst seit Karl dem Großen Oberherr der Stadt Rom und mußte schon deßwegen ein Wort dabei

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 305

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der Schwabenkrieg. 305 Sein gefährlichster Feind, Ludwig Xi. von Frankreich (1461 bis 1483), war in jeder Hinsicht das Gegentheil des deutschen Königs. In seinen jüngeren Jahren hatte Ludwig bei mehreren Gelegenheiten Muth und kriegerische Einsicht bewiesen, doch die Gefahr nie ausgesucht wie Mar; in späteren Jahren entzog er sich aber der persönlichen Theil- nahme am Kriege so gänzlich und zeigte auch sonst eine solche Aengst- lichkeit, daß man allgemein glaubte, er sei durch sein schlechtes Gewissen zum Feigling heruntergeftimmt worden. Gewöhnlich residierte er in sei- nem Schlosse Plessis le Tours (in der Nähe der Stadt Tours), das mit Gräben, Mauern, Fußangeln, Fallgruben, versteckten Schützen und schottischen Leibwächtern so gesichert war, daß auch eine einzelne Person Ludwig Xi. ebensowenig unversehens nahen konnte, wie ehemals dem Kaiser Tiberius auf der Insel Kapri. Zu seinen Vertrauten wählte er nicht Männer aus dem höchsten Adel, sondern aus den niederen Ständen, ohne dieselben jedoch zu den höchsten Würden zu erheben; bei dem Bürgerstande suchte er sich durch seine einfache Tracht und Lebens- weise populär zu machen, gewann denselben jedoch zumeist durch die Art und Weise, wie er ihn gegenüber dem hohen Adel begünstigte. Die- sem war Ludwig so furchtbar als einst Tiberius den alten römischen Familien; das gefährliche Bündniß desselben (ligue du bien public) hatte er kaum durch scheinbare Zugeständnisse entwaffnet und getrennt, als er die einzelnen Mitglieder durch Ränke in Kriege verwickelte oder sie selbst mit Waffengewalt bekämpfte; am allerliebsten stiftete er Em- pörungen gegen sie an oder suchte ihnen durch Meuchelmord beizukom- men. Ebenso treulos und meineidig war er in seiner auswärtigen Po- litik; seine Erfolge gewann er am wenigsten durch offenen Krieg, sondern vielmehr durch die Kunst, mit welcher er seine Feinde in andere Kriege zu stürzen oder durch Empörungen und Verräthereien zu neutralisieren ver- stand, zu welchem Zwecke er mit seinen Schätzen nie geizte. Die öffentliche Sicherheit überwachte er strenge und befriedigte durch die Bestrafung ge- meiner Verbrecher seinen Hang zur Grausamkeit, wenn er demselben nicht vornehmere Opfer bringen konnte. Schon sein Vater hatte durch die so- genannten Ordonnanzkompagnieen (15, jede zu 4 Offizieren und 600 Reitern) und geworbenes Fußvolk ein stehendes Heer errichtet, das er nun durch Anwerbung von Schotten und Schweizern verstärkte. Durch sie, die in den größeren Städten als Garnison lagen, erzwang er Ruhe und Gehorsam und stand immer schlagfertig da, während er durch feste Steuern ein regelmäßiges Staatseinkommen herstellte und dasselbe weder durch Verschwendung noch durch zwecklose Freigebigkeit zersplitterte, auch nicht zu fernen und unsichern Unternehmungen verbrauchte. Er ver- einigte als Erbe des jüngeren Hauses Anjou (von König Johanns Ii. Sohn Ludwig abstammend, 1481 im Mannsstamme erloschen) Anjou, Bumüller, Gesch. d. Mittelalters. 20

9. Geschichte des Mittelalters - S. 169

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Friedrich I, der Rothbart. 169 dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Mailand bezwungen (1158). Reichstag auf den ronkalischen Feldern. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewal- tigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im No- vember großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sollen dem Kaiser ge- hören; die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Re- galien: Münze, Zoll, Weg- und Brückengelder, Fischenzen, Salinen, Bergwerke; überdies ernennt derselbe die Magistrate der Städte, wie er will, und diese wohnen in eigenen Pfalzen. So sollten die Lombarden kaiserliche Unterthanen im vollen Sinne des Wortes werden; gelang es Friedrich, eine derartige Herrschaft zu behaupten, so war es ihm auch möglich, einen wahrhaft kaiserlichen Schatz zu sammeln, und dann konnte er in der That eine Universal- monarchie errichten. Erhebung der Lombarden (1158—1162). Mailand zerstört (1162). Mailand empörte sich jedoch schon im folgenden Jahre, als die neuen Einrichtungen Platz greifen sollten, und zwang die kaiserlichen Abgeordneten zu eiliger Flucht. Nun erklärte Friedrich Mailand und alle widerspenstigen Städte in die Acht und zog abermals mit einem großen Heere nach Italien. Krema, das zu Mailand hielt, wurde dem Erdboden gleich gemacht, und Mailand umlagert, bis es durch Hungers- noth zur Uebergabe gezwungen wurde. In diesem Kriege wetteiferten Italiener und Deutsche in Grausamkeit gegen einander; der Kaffer z. B. ließ Kriegsgefangene an die Wurfmaschinen binden, damit es die Belagerten nicht wagen sollten, die Maschinen mit ihren Geschossen zu zerstören, aber die Angebundenen riefen ihren Landsleuten, nur zu schießen und nicht auf sie zu sehen. Anderen Gefangenen wurden die Augen ausgestochen und nur einem einzigen ein Auge gelassen, damit er die anderen in die Stadt führen konnte u. dgl. Aber Muth und Rache konnten nicht bestehen gegen die deutsche Uebermacht wco die Hungers- noth; barfuß, mit Stricken um den Hals wanderten die Mailänder in das kaiserliche Lager und flehten um Gnade. Der Urtheilsspruch lautete

10. Geschichte des Mittelalters - S. 356

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
256 Das Geschütz und die stehenden Heere. aber die Kaufleute wiesen es zurück, die Soldaten nahmen es noch we- niger und außerhalb des fürstlichen Territoriums galt es nicht. Es mußte demnach ein anderes Mittel, die außerordentliche Besteue- rung, eingeführt werden; dabei war es hauptsächlich auf die Geistlichkeit und die Städte, als die reichsten Stände, abgesehen. Nun erlaubte aber der Papst keine willkürliche Besteuerung der Geistlichkeit, die Städte be- zahlten nur, wenn sie mußten und verweigerten jede außerordentliche Steuer, wenn sie die Verhältnisse für ihren Trotz günstig fanden; daher blieb den Fürsten keine Wahl, sie mußten zuerst die Einwilligung der Stände haben, bevor sie eine außerordentliche Steuer erheben konnten. Dies führte zu Landtagen oder Ständeversammlungen; Adel, Geistlich- keit und Bürger hüteten sich wohl eine Steuer anders als auf eine be- stimmte Zeit zu bewilligen, und dies machte die Wiederberufung der Stände nothwendig, weil das Bedürfniß des Fürsten fortdauerte. So entstand das ständische Recht der Steuerbewiüigung, und die landstän- dischen Versammlungen gaben Gelegenheit die fürstliche Macht in andern Sachen zu beschränken. Die Stände knüpften an die Bewilligung der Steuern (es sind immer die außerordentlichen gemeint, die von alters her geleisteten bedurften keiner Bewilligung) verschiedene Bedingungen, durch welche ihre Rechte nicht allein gesichert, sondern auch ausgedehnt wurden. Sie verlangten z. B. die Entfernung einer mißliebigen Person aus der Umgebung des Fürsten, indem sie dieselbe als Urheber eines Uebelstandes oder einer verhaßten Maßregel ansahen; sie schrieben diese oder jene Abänderung in dem Staatshaushalte und dem fürstlichen Hof- halte vor, wehrten den Verkauf oder die Verpfändung von Landschaften und Orten, verweigerten zum Voraus jede Steuer, wenn ohne ihren Willen ein Krieg angefangen würde u. s. w. Am weitesten wurden die ständischen Rechte (die Bauern waren selten vertreten, da es nur sehr wenige freie Bauern gab) in Deutschland und Spanien ausgedehnt, während die Königsmacht in Frankreich und England sich der unbe- schränkten näherte. In Italien war die Fürstenmacht schon deßwegen unbeschränkt, weil sie meistens auf vernichtete demokratische Republiken gegründet wurde. Wie man sieht, traten besonders der Adel und die Geistlichkeit der Fürstenmacht im Ständesaale entgegen, denn die Städte waren nicht so zahlreich vertreten, daß der Ausschlag von ihnen abhing; aber wenn es zur Widersetzlichkeit gegen den Fürsten kam, eröffneten sie den Reigen und gaben meistens durch ihre Volksmassen und feste Mauern die Entscheidung. Das Geschütz und die stehenden Heere. Die Macht des Adels erlitt durch die Feuerwaffe den Todesstoß; hatte er früher fast ausschließlich die Kriege geführt und sich zu einer
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