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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 65

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Karl nimmt den Kaisertitel an. 65 Hoffnung, unterwarfen sich Karln und nahmen die Taufe; die andern Häuptlinge folgten dem Beispiele und der Widerstand schien erloschen. Aber 793 machte sich der Haß gegen Karln und die Franken blutig Luft; diesesmal waren es besonders die Liten, welche aufstanden; der Zehenten, den sie an die Kirche entrichten sollten, erbitterte sie, und nicht weniger die Heerfolge, welche sie Karln gegen die Slaven leisten muß- ten. Der Aufstand wurde jedoch unterdrückt, so oft er sich wiederholte; 10,000 sächsische Familien verpflanzte Karl in entfernte Gegenden und ersetzte sie durch fränkische Bevölkerung, baute Burgen und versah dieselben mit Besatzungen. Mit dem Zahre 804 war der Sachsenkrieg zu Ende; einzelne Gewaltthaten kamen aber noch längere Zeit vor; auch blieben viele Sachsen ihren Göttern im Herzen getreu und feierten ihnen auf den Bergen nächtlicher Weile die alten Feste. Karl stiftete im Sachsen- lande acht Bisthümer: Osnabrück, Minden, Verden, Bremen, Paderborn, Münster, Halberstadt und Hildesheim, und in nicht langer Zeit wurden die Sachsen eifrige Christen und blieben dabei ein kräftiger, ja herr- licher deutscher Volksstamm. Karl nimmt den Kaisertitel an (800). Durch den Sieg über die Sachsen war der Sieg des Christenthums in Europa entschieden; wären die Sachsen Heiden geblieben, so wäre dieser mächtige Volksstamm in späterer Zeit (sie wurde trübe genug) gewiß einmal losgebrochen und hätte seine Macht und mit derselben das Heidenthum über Deutschland ausgebreitet; wo würde dann den heidnischen Sachsen, Normannen, Slaven und Mohammedanern gegen- über noch ein christliches Volk gewesen sein? Vor einer solchen Zukunft schützte Karl die Christenheit. Sein Ruhm verbreitete sich über die Erde; zu ihm kamen Gesandte des Chakans der Hunnen, des griechischen Kai- sers, des Königs von Asturien, des Chalifen Harun al Radschid und ehrten ihn durch Geschenke. Er war der mächtigste Fürst Europas, der Beschirmer des Chriftenthums gegen Heiden und Mohammedaner, und nun nahm er auch den ehrenvollsten Titel an, welchen es gab, nämlich des römischen Kaisers. Karl war wie sein Vater Patricius von Rom und hatte mit Papst Adrian I. (772—795) in enger Freundschaft gelebt; dessen Nachfolger Leo Iii. wurde 799 bei einem Aufstande der Römer schwer mißhandelt und hatte sich mit Mühe nach Spoleto gerettet. Da- mals nämlich wie auch später war Rom der Schauplatz der heftigsten Parteikämpfe, die am häufigsten bei einer Papftwahl zum Ausbruch kamen; denn da die Bürgerschaft der Stadt und die Adeligen des Stadt- gebiets den von dem römischen Klerus gewählten Papst in öffentlicher Versammlung durch ihren Zuruf gewissermaßen zu bestätigen hatten, Bumüller, Gesch. d. Mittelalters.

2. Geschichte des Mittelalters - S. 128

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
128 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Herrschaft der deutschen Könige über Italien verwandeln wollten. Dann fochten die kräftigsten italienischen Staaten mit ihrer Selbstständigkeit zu- gleich die Sache des hl. Stuhles aus, und in der Regel fand der Papst in Deutschland selbst seine mächtigsten Bundesgenossen, indem die deut- schen Fürsten unablässig bestrebt waren, ihre eigene Macht auf Kosten der königlichen zu verstärken und dann am erfolgreichsten Vorgehen konnten, wenn sie Gelegenheit hatten als Vertheidiger der Rechte des Papstes aufzutreten. Der Zug zur Krönung hieß der Römerzug; es muß etwas Wunder- bares gewesen sein, wenn der König die Großen des Reiches und seine unmittelbaren Dienftleute zur Fahrt über die Alpen aufbot und der ge- waltige Heereszug so vieler Herren und streitbarer Mannen sich südwärts über die hohen Alpenpässe bewegte. Es war ein großer nationaler Festzug, der vielmal zu einem Kriegszug wurde. Daß er für den Kaiser und für die Mannen große Auslagen verursachte, versteht sich von selbst; beispielsweise führen wir an, was ein persönlich freier Lehensmann, dessen Lehen von seinem Herrn an den Kaiser überging, erhielt, wenn er zum Römerzuge aufgeboten wurde: zehn Pfund an Geld, fünf Pferdcbeschläge, zwei Rehhäute, einen Maulesel zu zwei Felleisen, einen Knecht zum Fahren und einen zum Treiben, von denen jeder ein Pferd und ein Pfund Geld erhielt. Nach Uebersteigung der Alpen lag die Verpflegung des Lehensmannes dem königlichen Hoflager ob. Otto hatte nichts Geringeres als die Unterwerfung von ganz Ita- lien im Sinne, weßwegen er auch mit dem griechischen Kaiser in Unter- handlung trat, um durch die Heirath seines Sohnes mit einer griechi- schen Prinzessin das griechische Unteritalien zu gewinnen. Allein dies führte nur zu einem Kriege mit Nikephorus Phokas, und erst nach dessen Ermordung kam 972 wenigstens die Vermählung des Kaisersohnes mit der griechischen Prinzessin Theophano zu Stande. Otto gkzrn iie Dänen (947). Den dänischen Uebermuth züchtigte Otto (wahrscheinlich 947) noch schärfer als sein Vater Heinrich. Er drängte den König Harald aus Schleswig hinaus, welches dieser überfallen hatte, und verfolgte ihn durch Jütland bis an den Lymsiord; er schleuderte seinen Speer in den Sund, der von da an Ottensund heißt, und erklärte durch diese Hand- lung, daß so weit das Festland reiche, er mit den Waffen seinen Ge- boten Gehorsam verschaffen wollte. Harald selbst wurde Christ; Otto aber gründete die drei nördlichen Bisthümer Schleswig, Ripen und Aar- hus, die dem Erzstifte Bremen untergeordnet wurden; letzterem untergab er auch Oldenburg, von wo aus die Bekehrung der slavischen Obotriten betrieben wurde.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 72

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
72 Das heilige römische Reich deutscher Nation. blieben viele Sachsen ihren Göttern im Herzen getreu und feierten ihnen auf den Bergen nächtlicher Weile die alten Feste. Karl stiftete im Sachsenlande acht Bisthümer: Osnabrück, Minden, Verden, Bremen, Paderborn, Münster, Halberstadt und Hildesheim, und in nicht langer Zeit wurden die Sachsen eifrige Christen und blieben dabei ein kräftiger, ja herrlicher deutscher Volksstamm. Kart nimmt den Aaisertitcl an (800). Durch den Sieg über die Sachsen war der Sieg des Christenthums in Europa entschieden; wären die Sachsen Heiden geblieben, so wäre dieser mächtige Volksstamm in späterer Zeit (sie wurde trübe genug) gewiß einmal losgebrochen und hätte seine Macht und mit derselben das Heidenthum über Deutschland ausgebreitet; wo würde dann den heidnischen Sachsen, Normannen, Slaven und Mohammedanern gegen- über noch ein christliches Volk gewesen sein? Vor einer solchen Zukunft schützte Karl die Christenheit und sicherte die christliche Civilisation vor einem neuen Einbrüche der Barbarei. Sein Ruhm verbreitete sich über die Erde; zu ihm kamen Gesandte des Chakans der Hunnen, des griechischen Kaisers, des Königs von Asturien, des Chalifen Harun al Radschid und ehrten ihn durch Geschenke. Er war der mächtigste Fürst Europas, der Beschirmer des Christenthums gegen Heiden und Mohammedaner, und nun nahm er auch den ehren- vollsten Titel an, welchen es gab, nämlich des römischen Kaisers. Karl war, wie sein Vater, Patricius von Rom und hatte mit Papst Adrian I. (772—795) in enger Freundschaft gelebt; dessen Nachfolger Leo Hi. wurde 799 bei einem Aufstande der Römer schwer mißhandelt und hatte sich mit Mühe nach Spoleto gerettet. Damals nämlich, wie auch später, war Rom der Schauplatz der heftigsten Parteikämpfe, die gewöhnlich bei einer Papstwahl zum Ausbruch kamen; denn da die Bürgerschaft der Stadt und die Adeligen des Stadtgebietes den von dem römischen Klerus gewählten Papst in öffentlicher Versammlung durch ihren Zuruf gewisser- maßen zu bestätigen hatten, so wurde die Papstwahl selbst in das Ge- triebe der Volksgunst und der Eifersucht der vornehmen Familien hinein- gezogen und in Folge davon wurde auch der regierende Papst oft von den Leidenschaften der Parteien beunruhigt, wie dies 799 Leo Iii. wider- fuhr. Derselbe kam zu Karl auf den Reichstag zu Paderborn, empfing dort von dem Kaiser und der Versammlung die gebührende Huldigung und kehrte im November nach Rom zurück, wo Karl durch eine voraus- geschickte bewaffnete Macht Ruhe und Ordnung hergestellt hatte. Fast ein Jahr später kam auch Karl in die Weltstadt, ordnete mit dem Papste die Angelegenheiten Mittelitaliens und empfing von dem Patriarchen von Jerusalem eine Gesandtschaft, die ihm die Schlüssel des

4. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 168

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
168 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. re. senstraße heißt. Was thaten aber der Kaiser und die deutschen Fürsten? Sie waren sehr bestürzt und deliberierten und protestierten; der Bran- denburger Kurfürst unterschrieb aber nicht einmal die Protestation, son- dern spann Ränke mit Ludwig, um Pommern zu gewinnen. Ludwig lachte der Deutschen und nahm den Spaniern zu derselben Zeit mitten im Frieden die starke Festung Luxemburg weg. Die Türkenkriege. Johannes Sobiesky, der polcnkönig, rettet Wien (12. Sept. 1683). Ludwig Xiv. benutzte gegen den Kaiser auch die Türken, wie sein gepriesener Vorfahr Franz I. schon gethan hatte, und die Zustände in Ungarn sowie in Siebenbürgen begünstigten die Absichten der Oesterreich feindseligen Mächte nur zu sehr. Nach Bethlen Gabors Tod (1629) wurde Georg I. Rakoczp von den Ständen zum Fürsten von Sie- benbürgen gewählt, der sich mit den Türken abfand, 1644 aber mit Frankreich und Schweden gegen den Kaiser Bündniß schloß und densel- den zur Abtretung mehrerer Bezirke in Ungarn zwang. Sein Sohn Georg Ii. machte sich mit den Fürsten der Moldau und Walachei zu schaffen, die gleich ihm Vasallen des Sultans waren, und wurde da- durch diesem sehr verdächtig; als er vollends im Bunde mit Schweden 1657 Polen angriff, erlitt er durch die Tataren eine schwere Niederlage, wurde auf Befehl des Sultans von den Ständen abgesetzt, und als er sich mit Waffengewalt behaupten wollte, erlag er trotz seines Helden- muthes der türkischen Uebermacht und starb 1660 an seinen bei Klausen- burg empfangenen Wunden. Weil der Kaiser gegen den von den Tür- ken eingesetzten Fürsten Michael Apafi einen andern, Kemeny, be- günstigte, eröffnete der Großwesir Achmed Kiuprili, einer der letzten großen Feldherren der Türken, den Krieg gegen den Kaiser, schlug dessen Heer am 7. August 1663 bei Gran, nahm die wichtige Festung Nen- häusel an der Neitra und ließ durch seine Tataren Verwüstungszüge bis über die mährische und steperische Gränze ausführen. Doch am 10. Au- gust des folgenden Jahres erfocht der kaiserliche Feldherr Montekuk- kuli mit 37,000 Mann (zu denen Ludwig Xiv. vielleicht in chevaleres- ker Aufwallung 6000 Franzosen gestellt hatte) bei St. Gotthard an der Raab einen großen Sieg über das viel stärkere Heer Kiuprilis, wo- rauf dieser einen 20jährigen Waffenstillstand auf die Bedingung des Status quo mit dem Kaiser abschloß und sich gegen Venedig wandte, dem er 1669 die Insel Kreta entriß. Dessenungeachtet erhielt Ungarn keine Ruhe, denn nach dem Frie- densschlüsse mit den Türken stifteten ungarische Edelleute eine große Ver- schwörung gegen den Kaiser an, die zwar entdeckt und durch zahlreiche

5. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 171

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Ludwig Xiv. und die Kirche. 171 Hause Habsburg, so daß es in Europa nur noch zwei Wahlreiche gab, Polen, das an dieser Freiheit zu Grunde ging, und Deutschland, das darüber seine nationale Einheit verlor. Unterdessen wurde auch Siebenbürgen befreit und Michael Apasi huldigte dem Kaiser als Schirm- herrn; 1688 den 6. September fiel Belgrad durch einen fürchterlichen Sturm in die Gewalt des christlichen Heeres, wobei sich der bayerische Kurfürst wieder besonders auszeichnete. Nach Karl von Lothringen führte den Oberbefehl der wackere Markgraf Ludwig von Baden, der 1689 die Türken bei Patasch und Nissa schlug, diese Stadt sowie Semen- dria und Widdin eroberte und 1691 den großen Sieg bei Salanke- men erfocht, in welchem Mustafa Kiuprili blieb, der 1690 den Christen Belgrad und Serbien wieder entrissen hatte. Zuletzt befehligte Prinz Eugenius und vertrieb die Türken durch die Schlacht bei Zenta (11. Sept. 1697) aus Ungarn. Zm Frieden von Karlowitz (1699) trat der Sultan Ungarn bis auf das Banat von Temeswar und Sie- benbürgen (der junge Michael 11. Apasi legte 1690 die fürstliche Würde in die Hände des Kaisers nieder) an Oesterreich ab, an die Venetianer Morea und einige Inseln, denn auch Venedig half die Roßschweife rupfen, seit die kaiserlichen Waffen siegreich waren. So wurde Ungarn größten- theils durch deutsches Blut den Türken entrissen und die Magyaren soll- ten es nie vergessen, daß sie ohne deutsche Hilfe die Sklaven türkischer Paschen wären. Viertes Kapitel. Ludwig Xiv. und die Kirche. Aushebung des Edikts von Nantes (22. Vktober 1685). Während der französische König Eroberungen über seine Nachbarn machte und auf neue sann, setzte er den Uebergriffen seiner Vorfahren gegen die Kirche die Krone auf und die Päpste mußten es bereuen, daß sie in ihrem Kampfe gegen die deutschen Kaiser den französischen Königen zu gefällig gewesen waren. Wie Philipp der Schöne Bonifacius Viii. lohnte, wissen wir, und von dieser Zeit an geht ein Widerstreben gegen den päpstlichen Stuhl durch die Geschichte Frankreichs, dem auch der hohe Klerus nicht fremd blieb, der sich auf die alten Rechte der „galli- kanischen Kirche" berief und die Bestimmungen des Konstanzer und Basler Koncils über das Verhältniß der Päpste zu den Koncilien an- führte; keine Rede davon, daß Rom gegen den französischen Klerus jene Reservationen von Beneftcien, Erspektationen und Annaten geltend machen durfte, über welche in Deutschland so viel geklagt wurde. Papst Leo X.

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 205

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rußland unter Peter dem Großen. 205 Schlüssel des baltischen Meeres besitzt und dadurch Petersburg und seine Städte an der Ostsee gegen jeden Angriff sicher stellt und kein englischer Admiral mehr Petersburg in Grund zu schießen droht. Andererseits wies Peter seine Nachfolger an das schwarze Meer. Asow war ein zu kümmerlicher Antheil, als daß sich das russische Reich damit begnügen konnte, und die zunehmende Schwäche der Pforte er- leichterte die Eroberungen der Küsten des schwarzen Meeres ans eine sehr einladende Weise. Seitdem ist das schwarze Meer bereits zu einem russischen Landsee geworden, und wenn Rußland vollends die Meerenge von Konstantinopel und die Dardanellen besitzt, so hat es ein zweites geschlossenes Meer und ist auch im Süden unangreifbar. Auch nach dem innern Asien richtete Peter seinen Blick. Auf dem kaspischen See baute er Schiffe und fing darauf mit Persien Krieg an, das ihm drei Provinzen: Masanderan, Asterabad und das seiden- reiche Ghilan abtreten mußte. Jetzt befahren russische Dampfschiffe das hyrkanische Meer der Alten und dringen den Orus und Jarartes hin- auf in das Innere vor; der Handel mit dem Turan der alten Perser ist in russischen Händen, Persien selbst an die russische Politik gekettet. Peter war es aber auch, welcher die unbeschränkte Macht der rus- sischen Herrscher seinen Nachfolgern fertig hinterlicß. Nach dem Frieden von Nystädt, den Schweden 1721 eingehen mußte, legte er sich mit gegründetem Stolze den Kaisertitel und den Beinamen des Großen bei. Er nahm dem Adel seinen Einfluß auf die Negierung des Landes, er- richtete statt des Bojarenhofes einen Senat, dessen Mitglieder der Kai- ser ernennt, als obersten Gerichtshof des Reiches, für die Provinzen aber Regierungskollegien. Die kaiserlichen Erlasse, Ukase, hatten auch gesetzliche Geltung ohne die Beistimmung der Bojaren, und eine euro- päisch-organisierte Polizei mit der geheimen Jnquisitionskanzlei wachte über die öffentliche Sicherheit und über das Treiben unzufriedener Rus- sen. Der russisch-griechischen Kirche war bisher ein Patriarch mit so großen Rechten vorgestanden, daß er mit dem Kaiser die erste Person des Reiches war; letzteres wurde besonders durch den Gebrauch ange- deutet, daß der Zar und der Patriarch am Neujahrstage sich öffentlich umarmten und küßten. Als (1700) der Patriarch Adrian starb, ließ Peter keinen neuen mehr wählen und ernannte während 20 Jahren nur Stellvertreter, so daß das Volk allmählig des sonst so hoch angesehenen Patriarchen vergaß; dann setzte er 1720 eine heilige dirigierende Synode ein, welche von ihm ihre Verhaltungsbefehle erhielt und wurde so auch das Haupt der russischen Kirche. Ausdrücklich bemerkte er der Geistlich- keit, er wolle nicht, daß das Volk neben dem Kaiser einen Patriarchen sehe, dessen Worte es wie eine Stimme Gottes anhöre und ihm viel- leicht gehorche, wenn er gegen die Verordnungen des Kaisers spreche.

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 239

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Joseph Ii. 239 ten, als die Russen; sie nahmen den rühmlichsten Antheil an den Schlach- ten bei Fokschani und am Flusse Rimnik, und erfochten auch, von den Russen getrennt, manchen Vortheil. Im Winter erstürmte Suwarow den 22. Dezember 1790 die Festung Ismail, wo der russische Verlust vor den Mauern der Stadt durch die Niedermetzlung von 40,000 Men- schen gerächt wurde. Das Kommando über das österreichische Hauptheer hatte der Kaiser endlich dem alten Helden Laudon übergeben, welcher dem Kriege auch sogleich eine andere Gestalt gab. Er eroberte Neugra- diska und nach einer denkwürdigen Belagerung die Festung Belgrad, warf auch die Türken bis hinter Nissa zurück. Friedensunterhandlungen setzten seinen Fortschritten ein Ziel, und Josephs Ii. Nachfolger, Leo- pold Ii., gab im Frieden von Szistowa (4. August 1791) Belgrad wieder zurück, weil die im Westen drohenden Gefahren den Frieden im Osten wünschbar machten. Die Russen machten unterdessen keine bedeu- tenden Fortschritte; Katharinas Hilfsquellen waren erschöpft, mehr durch die unsinnige Verschwendung Potemkins und die untreue Verwaltung als durch den Krieg selbst; zudem drohten Preußen und die Seemächte, und was am meisten wirkte, Polen hatte sich zu seiner Rettung aufgerafft, darum begnügte sich Katharina im Frieden von Jassy (1792) mit der Abtretung Otschakows und dem Dniester als Gränze. Fünfzehntes Kapitel. Lasser Joseph Ii. (1765—1790). Nach dem Tode seines Vaters Franz l. wurde Joseph 1765 zum Kaiser gewählt und von seiner Mutter als Mitregent angenommen; sie be- hielt jedoch die Alleinherrschaft und überließ ihrem Sohne nur das Kriegs- wesen. Joseph war aber nicht so leicht zufrieden gestellt wie sein Vater, und mischte sich überall ein; die Theilung Polens ist, so weit Oesterreich mit- wirkte, wie oben gesagt worden, sein Werk, und auch bei Maria Theresias Verfügungen in kirchlichen Angelegenheiten ist Josephs Einfluß merkbar. Als 1777 Mar Joseph von Bayern kinderlos stapb, überredete Joseph dessen nächsten Erben, den Pfälzer Karl Theodor, der keine rechtmäßigen Nachkommen hatte, ihm Niederbayern, die Oberpfalz und die Herrschaft Mindelheim abzutreten. Aber Friedrich Ii. bewog den zweiten Erben, Karl von Pfalz-Zweibrücken, gegen diese Konvention bei dem Reichs- tage Protest einzulegen, und als dies nichts Half, rückte er mit einem Heere in Böhmen ein, räumte es jedoch ziemlich bald wieder. Dieser Krieg (1778 bis 1779) wird der bayerische Erbfolgekrieg oder ein- jährige Krieg (scherzweise der Kartoffelkrieg) genannt; Waffenthaten weist

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 490

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
490 Die Zeit von 1815 bis 1657. Nach dem Falle Warschaus war der Krieg bald beendigt; die 3 polnischen Korps: 30,000 bei Modlin, 18,000 unter Ramorino zwischen Weichsel und Bug, 12,000 unter Rozpcki konnten sich nicht mit einan- der vereinigen, und nach einigen Hin- und Hermärschen gingen die er- sten über die preußische, die beiden andern über die österreichische Gränze; Modlin ergab sich den 9., Zamosk den 23. Oktober, vielleicht 8000 Po- len, die Hälfte davon Offiziere, wanderten aus und wandten sich größ- leutheils nach Frankreich. Bei ihrer Durchreise wurden sie in dem süd- westlichen Deutschland als die „Helden der Freiheit" gefeiert und mehr als einen polnischen Offizier hörte man es unumwunden aussprechen: „wir haben keine Hoffnung als neue Revolutionen; Frankreich wird Louis Philipps Herrschaft nicht lange ertragen, und knallt es einmal wieder in Paris, so erhebt sich Ungarn, wenn Kaiser Franz bis dahin gestorben ist; denn nur seinetwegen ist die ungarische Opposition bisher nicht weiter gegangen." Kaiser Nikolaus benutzte seinen Sieg um die Elemente eines künf- tigen Aufstandes zu beseitigen. Im Februar 1832 wurde Polen Ruß- land einverleibt, so daß von dem ehemaligen Königreiche außer dem Namen nichts mehr übrig blieb; Alle, die freiwillig an dem Aufstande Theil genommen hatten, verloren ihre Güter, von denen die meisten russischen Generalen und Offizieren als Belohnung gegeben wurden, so daß der Grundbesitz in Polen größeren Theils in russischen Händen ist. Die Universitäten in Wilna und Warschau wurden aufgehoben, die Zög- linge der Kadettenhäuser und die Militärwaisen nach Petersburg versetzt; russische Beamte nahmen alle Stellen von Bedeutung ein; eine Armee von 80,000 Mann bewachte die neue Ordnung, fortwährende Rekrutie- rungen führten die wehrbare Mannschaft in die russische Armee und nach dem Kaukasus, so daß ein nachhaltiger Aufstand in Polen selbst unter den günstigsten Umständen zur Unmöglichkeit geworden ist. Endlich ent- reißt die Politik Rußlands Polen die letzte Handhabe seiner Nationalität, den katholischen Glauben, indem es die Hälfte der katholischen Kirchen den Russen ganz einräumt, überall den Bekennern der russisch-griechischen Religion Antheil an den katholischen Kirchen gibt, 1839 aber durch ei- nen Federstrich 3—4 Millionen unierter Griechen in den ehemals pol- nischen Provinzen der russisch-griechischen Kirche einverleibte und einen Bischof Paulowski zum Metropoliten aller Katholiken in Rußland er- nannte; daß die Allokution des Papstes Gregor Xvi. am 22. November 1839 eine Aenderung dieses Ganges, alle katholischen Bewohner des russischen Reiches allmählig der russisch-griechischen Kirche zuzuführen, bewirkt hätte, davon ist nichts bekannt geworden. So lange Polen noch eigene Verfassung und eigenes Militär hatte, so lange die katholische Kirche den nationalen Gegensatz zwischen Russen

9. Enthaltend: Welt-, Erd-, Geschichts- und Vaterlandskunde, nebst einer Zugabe vom Calender - S. 36

1834 - Celle : Schulze
1792) im Schauspielhause zu Stockholm, während eines Maskenballes durch einen Pistolenschuß von Ankerström tödlich verwundet und starb wenige Tage nachher. Ja sein Sohn Gustav Iv. ward, durch eine Verschwörung der Großen für sich und sogar sür seine Nachkommen des Throns verlustig erklarl(1809). Seinoheim Carlxiii. trat an seine Stelle, starb aber schon 1818. Und weil der erwählte Kronprinz, der junge Herzog von Augusten- burg, 1819 plötzlich gestorben war, so wählte der Reichs- tag noch in demselben Jahr, den Französischen Marschall, Prinzen von Ponte Corro (Bernadotte), zum Thron- folger, und dieser regiert als Carl Johann Xlv. feit 1818. Noch sind folgende Begebenheiten besonders merkwürdig. I. Der Jarl Olof führt die christliche Religion ein 1091. Ii. Swedenborg erregt Aufsehlw als. Natur- forscher und Geisterseher 1772. Iii. Edelkrauz verbes- sert die Dampfmaschinen 1810. Iv. Blan ersindec bewegliche Däuser 1820. §. 14. Kaiserthum Rußland und Königreich Polen. » Das größte Reich der Erde; demi mir al- len dazu gehörigen Ländern in Europa und Asien ist es doppele so groß/ als ganz Europa. Rußlands Grenzen sind: das Eismeer, Gewe- den, die Ostsee, Preußen, Galizien, die Türkei, das schwarze und asowsthe Meer, Asien. Der Ural und das werchorurische sind die höchsten Ge- birge. Es giebt hier große Seeen, als: der Sanna und la doga; mächtige Ströme, als: der Don, die Wolga und'weichsel. Der Norden des Landes ist kalt und ttnfrmhröar, har aber schönes Wildprert, viele *

10. Enthaltend: Welt-, Erd-, Geschichts- und Vaterlandskunde, nebst einer Zugabe vom Calender - S. 37

1834 - Celle : Schulze
37 Fische und kostbares Pclzwerk; der Süden ist fruchtbar. Rußland liefert gutes Rindvieh, viel Talg zu Lichtern, Horn, Holz, Getreide, besonders Leinsaat; Mineralien, Leder (Juften). Die Bevölkerung des Landes ist nach Verhältniß seines Umfanges noch schlecht. Man rechnet 40 Millionen Einwohner, welche aus vielen verschiede- nen Völkerschaften bestehen, von welchen besonders zu merken sind: die Russen, Polen, Letten, Baschkiren, Finnen und Lappen. Die Griechische Religion ist Lan- Leöreligion. Rußland ist eine uneingeschränkte Monarchie; Kaiser: Nikolaus I. — Die Residenz des Rai- fers und Hauptstadt des Reichs heißt Petersburg. Sie wurde von Peter dem Großen erbaut und benannt, und liegt an der Newa. Es ist eine der prächtigsten Städte in Europa und die wichtigste Handelsstadt in Rußland. Moskau, in der Mitte des Landes, ehe- malige Haupt- und Residenzstadt, jetzt der Krönuugsort der russischen Kaiser mit 300,000 Einwohnern. Ihr Umfang beträgt 5 Meilen. Der merkwürdigste Theil der Stadt ist der Kreml, das uralte Schloß der Kai- ser mit der Krönungskirche und dem Begräbnißplatze derselben. Hier sieht man vielleicht die größte Glocke der Welt, denn sie wiegt 4000 Centner. Riga, an- sehnliche Handelsstadt. Warschau, Hauptstadt itn Königreich Polen. Unter den Einwohnern der Stadt sind viele Juden. Grundzüge der Geschichte. > Slavische Nationen bewohnten seit uralter Zeit, das heutige Rußland. Unter ihnen bildeten sich zwei Staa- ten Nowgorod und Kiew. Junen beherrschten seit 862 die Normänner (Waräger), und ihr Anführer Ru- rik ward der Stammvater der folgenden Beherrscher des Landes, die auch Kiew eroberten. Im Ilten Jahrhun- dert wurde das Christenthum von Constantinopel ans
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