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L Das Königreich Persien (26,450 Q.-M., 5 Mill. E.)
liegt zwischen dem Kaspi-See und dem persischen Meerbusen, und hat, mit
Ausnahme des südlichen Küstenstrichs und der Wüste, ein mildes, aber
trocknes Klima. Die Perser, von vermischter Herkunft, sind Muhamedaner,
(Schiiten) und Hauptfeinde der Türken (Sunniten); im Aeußern erscheinen
sie als ein schöner, kräftiger,, gewandter und ausdauernder Menschenschlag.
Sie zeichnen sich durch Geist, Verstand (das Schachspiel ist in Persien
erfunden), poetischen Sinn, Milde, Tapferkeit, Mäßigkeit und Höflichkeit
aus. Aber diesen Tugenden kommen folgende Hauptfehler gleich: Falschheit,
Verstellung, Geiz und Eifersucht. Kein noch so feierlicher Eidschwur vermag
ihre Habsucht oder ihren Ehrgeiz zu mäßigen. Araber und Türken sprechen
mit der größten Verachtung von den vielen Complimenter: und den schönen
Worten der Perser. Viele Stämme sind noch Nomaden (Ihlasis); die
Angesessenen nennt man Tadschiks. Sie verfertigen vorzügliche Teppiche,
Shawls, Säbel, Leder-, Gold- und Silberwaaren. Obwohl in Persien der
Islam die herrschende Religion ist, so werden doch auch die Religionen
der Parsen, Juden, Christen re. geduldet. In Persien und Beludschistan
sollen noch 100,000 Anhänger von Zoroasters Lehre sein; die Moslemin
nennen die Feueranbeter in der Regel Guebern, d. i. Ungläubige. — Der
Boden, welcher auf künstlichem Wege bewässert wird, liefert neben unsern
europäischen Getreidearten viel Obst, guten Wein, prächtige Rosen (Rosenöl)
und reichliche Weiden für die Pferde- und Kameelzucht. Auch der Seiden-
bau ist ein nicht unbedeutender Erwerbszweig in Persien, welcher noch ergie-
biger wäre, wenn die Handelsverbindungen des Landes nach Außen sich
günstiger gestalteten und die Sicherheit der Landstraßen von wegelagernden
Räubern nicht gefährdet würde. Der Handelsstand ist sonst in Persien sehr
geachtet; Geistliche und hohe Beamte verschmähen es nicht, Geschäfte zu machen.
Die Perser werden von einem despotischen Herrscher, „Schach", regiert;
die Söhne desselben, Mizars genannt, verwalten die Provinzen, wenn sie
mündig sind. Alle Unterthanen haben gleiche Rechte und werden nach dem
Koran gerichtet. Vor Gericht sollen große Bestechlichkeiten vorkommen und
gräßliche Strafen verhängt werden, z. B. Bastonade, Schinden, Spießen,
Augenausstechen rc. Die bedeutendsten Städte sind: Teheran, 80,000 E.
Schiras, 30,000 E. (Gräber der persischen Dichter Saadi und Hasiz.)
Jspahlu, 60,000 E. Tauris am Urmiasee, 100,000 E. Balfrusch nahe
am Kaspi-See, 250,000 Einw. Herat, früher ein selbständiger Staat, ist
1851 von den Persern erobert worden.
2. Afghanistan (Kabul) mit Herat (12,160 O.-M., 4 Mill. Cinw.)
wird von den nomadisirenden Afghanen bewohnt, welche aus den Hindukuh-
bergen gekommen sind, in mehrere Stämme zerfallen und in immerwähren-
dem Kriege mit einander leben. Auch hier bauen die Tadschiks" das Land,
treiben Gewerbe oder nehmen Theil an dem Handel, welcher durch
Kabuls Lage, wo die Waaren von West- und Ostasien aufgestapelt werden
und Karawanen von allen Richtungen anlangen oder abgehen, begünstigt
wird. Kabul wird vou einem Schach regiert, welcher in Kabul residirt.
Kandahar, 80,000 E. Herat, 100,000 E., Fabriken, Mittelpunkt eines
ausgebreiteten Handels.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: B._Bastonade Schiras
Extrahierte Ortsnamen: Persien Kaspi-See Persien Persien Persien Persien Persien Teheran Urmiasee Kaspi-See Herat Afghanistan Kabul Herat Kabuls Ostasien Kabul Kabul Kandahar Herat
68
Rußland ist. Die Pelen zeichnen sich durch Vaterlandsliebe, Tapferkeit,
militärisches Talent, Gelehrigkeit und Lebhaftigkeit aus. Während die
niedern Volksklassen als unreinlich, trunken und servil geschildert wer-
den, erscheinen die Vornehmen fein, nüchtern, höflich und sehr stolz. Die
Polen bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche. Polnische Ordnung
auf den ehemaligen Reichstagen ist sprichwörtlich geworden.
Warschau, 170,000 E. (10,000 Juden), Univers., Residenz des Statt-
halters. Festung und Vorstadt Praga an der Weichsel. Kalisch, 12,600 E.
und Ljubliu, 19,000 E. Ostrolenka. Wallfahrtsort Czenstochau an der
Warthe.
8 54.
Das Königreich Schweden «nd Norwegen.
(13,830 Q.-M., 5,703,000 Einw.)
Schweden und Norwegen bildeten vom Jahre 1397 bis 1524 mit
Dänemark ein großes Reich, welches die dänisch-norwegische Königin Marga-
retha durch die in der schwedischen Stadt Calmar geschlossene Union vereint
hatte. 1524 riß sich Schweden von der Union wieder los und ward ein
selbständiges Königreich. Als endlich Schweden 1814 sich zu Napoleons
Gegnern schlug, erhielt es als Preis für seinen Beistand das Land Norwegen,
welches den mit Frankreich verbündeten Dänen durch den erwählten Kron-
prinzen von Schweden, den vormaligen französischen Marschall Bernadotte,
entrissen wurde. Seitdem bilden die beiden Königreiche eine gemeinschaftliche
Monarchie, jedes hat aber seine eigene Verfassung und Verwaltung. Die
Finanzen befinden sich in einem günstigen Zustande.
In Schweden ist der König durch einen Reichstag eingeschränkt, welcher
sich in jedem fünften Jahre versammelt. In Norwegen genießt das Volk
größere Vorrechte, als die Schweden haben. Das Volk wählt nämlich eine
Versammlung von 75 bis 100 Mitgliedern, den Storthing, welcher alle
3 Jahre ohne besondere Berufung auf drei Monate in Christiania zusammen-
tritt. Diese Versammlung theilt sich in 2 Kammern; haben diese einen
Gesetzes-Vorschlag berathen und angenommen, so bedarf derselbe noch der
Bestätigung des Königs, welcher ihn jedoch auch verwerfen kann. Wird aber
derselbe Vorschlag von den beiden folgenden Storthings erneuert, so muß er
Gesetzeskraft erhalten. Beide Reichstage haben die Steuern festzusetzen.
Die Schweden und Norweger sind deutschen Stammes, und bilden den
Kern der Landesbevölkerung; im diorden wohnen Finnen und Lappländer.
Die herrschende Religion ist die lutherische; die Lappen sind zum Theil noch
Heiden. Für das Volksschulwesen ist so gut gesorgt, daß man unter den
Schweden und Norwegern wohl selten Jemand findet, der nicht schreiben und
lesen kann. In Norwegen muß Jeder, der confirmirt werden soll, lesen
können, Jeder, der heirathen will, confirmirt sein, und wer im 20. Jahre
nicht confirmirt ist, kann gewaltsam im Zuchthause angehalten^werden, das
zur Confirmation Erforderliche zu leruen. Während aber die Schweden und
Norweger durch ihre Bildung und geistige Kraft eine hervorragende Stellung
Kitter den Earopäern einnehmen, stehen die Lappen und Finnen noch auf einer
niedern Culturstufe. Die Lappen sind insbesondere Nomaden, welche mit
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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127
unterseeischen Telegraphendraht verbunden; derselbe beginnt im äußersten Süd-
westen Irlands, auf der im Valentia-Hafen gelegenen Insel Valentia, und endet
in der Triniti-Bay der Küste von Neufundland. Innerhalb einer halben Stunde
befördert der Kabel eine Depesche von der alten zur neuen Welt und um-
gekehrt.
Diese Thätigkeit des englischen Volks in allen Zweigen der Gewerbe
und des Handels ist auch die Veranlassung zu dem ungeheuren Reichthum,
welchen man in England findet. Da aber die Maschinen unzählige Men-
schenhände entbehrlich machten und zugleich die Bevölkeruug Englands in den
letzten 200 Jahren um 24 Millionen sich vermehrt hat, so ist es begeiflich,
daß viele Tausende nur zur Fristung ihres Lebens um einen beispiellos bil-
ligen Lohn arbeiten. Dies ist der Grund, warum neben dem unermeßlichen
Reichthum in England die entsetzlichste Armuth auftritt. Am schroffsten tritt
der Gegensatz zwischen Reichen und Armen in Irland auf. Daselbst findet
man wenig Dörfer, aber weitläufige Güter des Adels und der Geistlichkeit,
auf denen die Hütten der armen Iren unansehnlich umherliegen. Die vor-
nehmen Herrn leben in London, verpachten ihre Güter an die meistbietenden
Pächter und diese wieder an Unterpächter, welche dann nach Abzug des hohen
Pachtes kaum Kartoffeln mehr erübrigen, sich und ihre Familie zu ernähren.
Zu dieser Armuth gesellt sich bei den Irländern noch Rohheit und Unwissenheit.
Es ist berechnet worden, daß die Dampfkraft, welche im vereinigten
Königreiche setzt verwandt wird, die Kraft von 400 Mill. Menschen ersetzt,
d. h. doppelt so viel, als erwachsene Männer auf dem Erdball leben.
Das englische Volk ist ans mehreren Stämmen entstanden. Zu den
keltischen Urbewohnern, den Briten, gesellten sich die eroberungssüchtigen Rö-
mer. Ihnen folgten germanische Stämme, die Angeln und Sachsen, welche
7 Königreiche daselbst errichteten. Diese Heptarchie ward um 827 vereinigt,
erreichte unter Alfred d. G. (900) die größte Blüthe und ward 1066 eine
Beute der eingefallenen Normannen, welche unter Wilhelm dem Eroberer aus
der Normandie herüberkamen. Aus den Sprachen der Briten, Römer, Angeln
und Sachsen, Normannen und Franzosen ist die englische Sprache zusammen-
gesetzt, welche ihre Abkunft nicht zu leugnen vermag.
Der Engländer unterscheidet sich durch seinen Charakter und sein Be-
nehmen wesentlich von den andern Europäern; er ist ernst und nachdenkend,
gegen Fremde äußerst zurückhaltend, wortkarg, zuweilen trübsinnig, und auf
sein Land stolz. Er hält sein Vaterland für das beste und geordnetste, und
sieht in politischer Beziehung einigermaßen mit Bedauern auf andere Völker
herab. Ueber Alles schätzt er im Leben den Comfort, d. i. Behaglichkeit
und Bequemlichkeit, womit Ueberfluß, Reinlichkeit und Zierlichkeit in Nahrung,
Wohnung und Kleidung unzertrennlich verbunden sind. Freiheit, strenger
Rechtsstnn und Frömmigkeit zeichnen den englischen Städter und Landmann
aus. Der Ernst und die Ruhe, welche wir im englischen Charakter vorherr-
schend finden, mag neben der Erziehung auch dem eigenthümlichen Klima
zuzuschreiben sein. Die feuchte, dicke Luft in England muß auf das Gemüth
anders wirken, als der heitere blaue Himmel oder die trockene reine Alpen-
lust in Italien und im Alpenland. Dieser Ernst schlägt bei den Englän-
dern nicht selten in eine Art von Trübsinn um, den Spleen, welcher sie zu
ganz auffallenden Dingen, oft zum ausgesuchtesten Selbstmord verleitet.
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Extrahierte Personennamen: Alfred_d Wilhelm Ernst Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Irlands Neufundland England Englands England Irland London Sachsen Sachsen England Italien Alpenland Englän-
314
feit und Leben, Fleiß und Streben, Freude und Liebe. Man rechnet, daß
von 150 Missionären an 6 — 700,000 Seelen dem Christenthum zugewandt
worden sind. Wo aber die beglückende Iesu-Religion noch keinen Eingang
gefunden, da sind alle Laster im Schwung; auf diesen Inseln ist die Be-
völkerung im Abnehmen, auf den christlichen Inseln im Zunehmen begriffen.
Was nun zunächst die staatlichen Einrichtungen in Australien betrifft, so
kann davon bei den Negritos kaum die Rede sein, weil sie in einzelnen klei-
nen Horden abgesondert von einander leben und nur für ihre augenblicklichen
Nahrungsbedürfnisse Sorge tragen. Auf dem Continente haben wir daher
nur die englischen Kolonieen zu betrachten; sie zerfallen in 6 Gouvernements:
Neu-Südwales, Van-Diemens-Land, Süd-, West-, Nordaustralien und Neu-
Seeland.
Australien hat seine Colonisation englischen Verbrechern zu verdanken,
welche die Regierung zuerst 1787 nach Botany Bay deportiren ließ. Da
die günstigen Fortschritte der Verbrecher-Kolonie in England bald allgemein
bekannt wurden, so wanderten auch viele freie, unbescholtene Colonisten ein,
welchen in den letzten Jahren, wo man bedeutende Goldlager, Kupfer- und
Bleigruben aufgefunden hat, zahlreiche Auswanderer gefolgt sind. Einen
dritten Theil der Colonisten bilden die Emancipationirten, d. h. solche, welche
deportirt worden sind, aber durch gute Aufführung und sichtbare Besserung
ihre Freiheit erworben haben. Vor dem Gesetze sind die Freien und Eman-
cipationirten zwar völlig gleich, allein im gewöhnlichen Verkehr herrscht doch
einige Spannung, da die Freigewordenen von den Freien nicht ganz für voll
angesehen werden.
Die Deportirten, auch Regierungsleute genannt, bilden in Neu-Südwalcs
und Van-Diemens-Land oder Tasmania h'3 der gesammten Bevölkerung; in
Süd-, Nord-, Westaustralien und auf Neu-Seeland werden keine Verbrecher
aufgenommen. Früher beschäftigte die Regierung selbst die Verbrecher; jetzt
aber überläßt man sie freien Colonisten, und behält sich die ärztliche und
polizeiliche Aufsicht vor. Dadurch ist den Deportirten der Weg zur Besserung
und zu einem spätern Erwerb leicht geöffnet; sie erhalten von den Coloni-
sten nur Nahrung und Kleidung; zur Aufmunterung vielleicht einige Ge-
schenke in Naturalien, aber kein Geld. Solche Deporrirte, welche sich durch
Fleiß, Gehorsam und gute Aufführung auszeichnen, werden beurlaubt, d. h.
sie dürfen über ihre Person und Zeit frei bestimmen. Bei dem geringsten
Fehltritt kommen sie wieder unter polizeiliche Aufsicht. Die Emancipation
gibt ihnen die vollständige Freiheit und sogar die Erlaubniß, die Colonie
zu verlassen. Bei größern oder kleinern Vergehen verurtheilt man die De-
portirten zum Straßenbau oder zu den sogenannten Penalstationen. Diese
sind sehr gefürchtet, weil es besondere, im Innern und auf der Insel Norfolk
gelegne Niederlassungen sind, wo die Sträflinge unter militärischer Aufsicht
zum Ackerbau :c. angehalten werden. Uebrigens soll in den australischen
Colonieen eine arge Sittenlostgkeit herrschen; Trunksucht, Liederlichkeit, Dieb-
stahl, Mord und Betrug sollen ziemlich gewöhnliche Erscheinungen sein.
Die Colonisten treiben vorzugsweise Landwirthschaft und Handel. Das
Klima ist dem Ackerbau und der Viehzucht, namentlich der Schafzucht sebr
günstig, welche in Neu-Südwales und Van-Diemens-Land so bedeutend ist,
daß bereits über llxo des gesammten Wollenbedarfs in den englischen Fabri-
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
133
Die französische Industrie, welche an Großartigkeit der englischen nach-
steht, ist in Mode- und Luxusartikeln die Tonangeberin für den Continent
geworden. Die Seidenwaaren von Lyon, die Schmuck- und Bijouteriesachen
von Paris, ebenso seine Porzellan- und Bronzewaaren, seine Handschuhe und
Hüte, die Seidenbänder von St. Etienne werden allen ähnlichen Fabrikaten
als die nettesten und geschmackvollsten vorgezogen. Daneben leisten denn auch
die Baumwollen-, Wollen-, und Linnenfabriken in den verschiedenen Theilen
des Landes nicht Unbedeutendes. Außer Paris herrscht in den an Belgien
grenzenden Städten im Elsaß, in St. Etienne und Lyon die größte in-
dustrielle Thätigkeit, deren Erzeugnisse rasch in alle Theile des In- und
Auslandes entweder vermittelst der Eisenbahnen oder der Wasserwege ver-
sendet werden können. Die bedeutendsten Seehandelsplätze Frankreichs sind
Marseille, Bordeaux, Havre, Nantes und Brest; im Innern treiben Paris,
Lyon, Rouen, Straßburg, Nimes, Nantes u. a. den meisten Handel.
Das französische Volk wird von allen ziemlich gleich geschildert, und
in dem, was Julius Cäsar in seinem gallischen Kriege von dem Tempera-
mente der Gallier erzählt, treffen wir bereits die Anfänge des jetzt entwickel-
ten Volkscharakters. Die Franzosen sind im Allgemeinen gut gebaut, nicht
groß, leicht, behend und flink. Ihr Temperament neigt sich entschieden zur
Fröhlichkeit und Heiterkeit, aber auch zur Heftigkeit und Streitsucht. Wie
leicht braust eiu Franzose auf! Wie rasch ist er Feuer und Flamme! Wie
bald ist er für eine Sache begeistert, wie schnell verflackert aber auch seine
Hitze, sein Zorn, seine Begeisterung! Die Franzosen sind gesellig, sehr bös-
lich und gutmüthig. Die Sitten der Nation darf man nicht, wie häufig
geschieht, nach der Verdorbenheit der Hauptstadt beurtheilen. Besonders ist
den Franzosen eine große Eitelkeit, ein bedeutender Nationalstolz und eine
ins Kleinliche gehende Höflichkeit im geselligen Umgang eigen. Der Eng-
länder spricht nie mit einem Fremden und hält den letztem, wenn er eben-
falls schweigt, für einen gebildeten, anständigen Mann. Der Deutsche ent-
schließt sich schwer, der Franzose wird es nie unterlassen, mit Reisenden ein
Gespräch und eine Bekanntschaft anzuknüpfen, die aber bald wieder vergessen
wird. Im Genusse von Speise und Trank ist der Franzose entschieden
mäßiger, als der Engländer und Deutsche, bei welchen keine festliche Gelegen-
heit ohne einen großen Aufwand von Gerichten und Weinen begangen wer-
den kann. Besonderes Gewicht legt der Franzose im öffentlichen und Pri-
vatleben auf einen Witz (don-mot); dieser vermag eine ganze Geschichte zu
verderben und angesehene Personen für immer ihres Einflusses zu berauben.
Bei dieser Leichtigkeit des französischen Naturells ist es denn nicht zu ver-
wundern, daß die Bildung der Franzosen keine sehr gründliche ist. Viele
Tausende, denen es an äußerer Politur gar nicht fehlt, können weder lesen
noch schreiben. Noch jetzt wachsen viele Tausende ohne Unterricht auf, da
noch lange nicht jede Gemeinde eine Volksschule hat. Dagegen ist für die
höhere Bildung durch Privat- und Staatslehranstalten gut gesorgt. Beson-
ders viel haben die Franzosen in den Natur- und Militärwissenschaften und
in der Mathematik geleistet; in anderen Wissenschaften verschwinden dagegen
ihre Leistungen im Vergleiche mit den deutschen und englischen Studien.
Das französische Staatsschiff ist nach verschiedenen Stürmen wieder in
den Hafen der Ruhe eingelaufen. Kein Volk hat bisher so viele Revolu-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
142 *-
im Innern ist weder durch Straßen und Kanäle noch durch ein großartiges
Eisenbahnnetz unterstützt. Seehandelsplätze sind Cadix, Barcellona, Malaga,
Santander, Bilboa rc.
Spanien war früher als ein goldreiches Land bekannt, und der Berg-
bau scheint stark betrieben worden zu sein. Erst seitdem die unerschöpflichen
Goldgruben Amerikas für Spanien versiegt sind, scheint man den heimischen
Gruben wieder mehr Sorgfalt zu widmen. Außer dem bereits erwähnten
Quecksilberbergwerk in Almaden sind die bedeutendsten Blei- und Eisengruben
in Granuda und den baskischen Provinzen. Das Land hat überdies großen
Ueberstuß an Steinkohlenlagern und Mineralquellen aller Art.
Der spanische Volkscharakter weist viele gute Seiten auf, welche aber
durch die strenge politische und religiöse Bevormundung des Volkes arg ver-
wischt worden sind. Man rühmt vor allem an den Spaniern echte Vater-
landsliebe, Tapferkeit, Muth und Ausdauer, Redlichkeit, Ernst, Einsicht
und Lebendigkeit. Es gibt wenig Völker in Europa, welche dem Spanier
an Mäßigkeit gleichkommen. Ein spanischer Soldat begnügt sich für einen
Tag mit Wasser, Brot und einer süßen Zwiebel; „Oliven, Salat und Ra-
dieschen sind Speisen eines Ritters." Eben wegen ihrer Mäßigkeit und tapfern
Ausdauer sind die Spanier die besten Soldaten und Festungsvertheidiger.
Richt mit Unrecht wirft man dem Spanier Grausamkeit, Hochmuth, Rach-
sucht und Geiz vor. Die Volksbelustigungen der Spanier, die Stiergefechte,
denen Männer und Frauen aller Stände mit unbegreiflich innigem Wohl-
gefallen beiwohnen, empören und beleidigen unser Gefühl. Während sich in
allen übrigen Ländern Vereine bilden, um jeglicher Art von Thierquälerei
entgegenzuwirken, ergötzen sich die Spanier bei den Stiergefechten um so
mehr, je ärger ein Stier gehetzt, gestachelt, gebrannt und gemartert wird,
und achten in ihrer Freude kaum der Gefahren und Wunden, denen der
muthige Kämpfer sich der Zuschauer wegen aussetzt. Bei allen größeren
Städten in Spanien gibt es schöne Alamedas, mit Baumreihen bepflanzte
Spaziergänge, auf welchen am Abend ein ungemein reges Treiben herrscht.
Da klingen Guitarren und Castagnetten, Gesang und Flötenspiel und nicht
selten kann man den Nationaltanz, den Fandango, sehen.
Die Volksbildung in Spanien steht auf einer sehr niedrigen Stufe. Von
17 Kindern wird eins unterrichtet, und kaum der vierte Theil der nach
unsern Begriffen schulpflichtigen Kindern besucht die Elementarschule. Die
sogenannten Gelehrtenschulen, Gymnasien und Lyceen, entsprechen ebenso wenig
wie die Universitäten unseren Anforderungen.
Die spanische Monarchie ist ein konstitutoneller Staat, dessen Königs-
würde in männlicher und weiblicher Linie erblich ist. Die Cortes, die spa-
nische Nationalversammlung, besteht aus 2 Kammern, dem Senat, der Kam-
mer der Proceres, und aus der Deputirten-Versammlung, der Kammer der
Procuratores. Der Kronprinz führt den Titel Prinz von Asturien, die
übrigen Prinzen heißen Infanten von Spanien. Die Finanzen der spani-
schen Monarchie sind sehr zerrüttet; die Staatsschuld, welche 4 bis 5000
Millionen Franken beträgt, hat in den letzten Jahren regelmäßig zugenommen.
Wir werden die wichtigsten Orte Spaniens nach den Kronländern auf-
führen, aus denen die Monarchie zusammengesetzt ist.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Muth Ernst Hochmuth
Extrahierte Ortsnamen: Barcellona Malaga Spanien Amerikas Spanien Almaden Granuda Europa Spanien Spanien Asturien Spanien Spaniens
151
1. Das Fürstenthum Serbien (1000 Q.-M., 1,100,000 E.)
ist völliges Gebirgsland, in welchem, wie in Rumänien (Moldau und Wa-
lachei), kein Türke sich niederlassen darf. Die Bewohner heißen Serben oder
Raizen, nach dem Flusse Rasza; sie sind Slaven, übertreffen aber an Bil-
dung und Verstand ihre Stammesverwandten. Sie sind schöne, starke Leute
mit aufgewecktem, poetischem Sinn und sanfter Mundart; ihre Dichtungen
sind berühmt. Die Staatsreligion ist die griechische. Das Land ist ge-
birgig, voller Schluchten, Thaler und Ebenen, eine natürliche Festung und
Vormauer gegen die Türken. Die Fruchtbarkeit ist groß, aber der Anbau
noch sehr zurück. Der Boden trägt große Waldungen, Mais- und Korn-
felder, Weinberge und Obstbaumpflanzungen. Die beträchtliche Viehzucht,
das Ergebniß fetter Weiden, schafft Wolle und Häute zur Ausfuhr nach
Oesterreich. Industrie besitzt Serbien nicht. Die größte Stadt des Landes
ist Belgrad, 40,000 E., an der Donau, eine oft genug belagerte Festung,
die an den Prinzen Eugen erinnert. Die Festung hat sich der türkische
Kaiser vorbehalten und hält sie besetzt. Semendria ist besser im Stande
als Belgrad. Bei Neu-Orsova an der Donau ist der Strompaß des eiser-
nen Thores. Die Donau-Dampfschifffahrt zwischen Belgrad und Wien
stromauf- und zwischen Belgrad und Galacz stromabwärts wird von Jahr
zu Jahr bedeutender.
2. Das Fürstenthum Rumänien (2,197 Q.-M. und 3,865,000 E.).
I. Die Walachei (1330 Q.-M., 2sir Mill. E.)
am linken Donauufer, ein mildes und fruchtbares, aber auch von Sumpf-
strecken erftilltes Tiefland, wird im N. und W. durch die Ausläufer der
Karpathen begrenzt. Es enthält Gold-, Silber- und Kupferbergwerke; die
Zigeuner bezahlen ihre Abgaben in Goldkörnern, welche sie aus dem Fluß-
sand waschen. Auch an Steinsalz, Salpeter und Steinkohlen ist Uebersiuß.
Getreide könnte wohl hundert Mal mehr erzeugt werden. Die Sommer
sind sehr heiß, die Winter kurz. Mais, Wein, Tabak und Getreide werden
in Uebersiuß gewonnen. Die Bewohner sind die Walachen, welche sich selbst
Rumuyi (Römer) nennen und ein verderbtes Latein reden. Die walachische
Bevölkerung zerfällt in 3 Klassen: Bojaren, Bauern und Zigeuner. Die
Bojaren sind die sorglosen reichen Adligen des Landes, welche in Ton und
Haltung, Kleidung und Pracht, Leichtsinn und Verschwendung den Franzosen
ähneln; die Bauern sind der arme Stand, welcher mit Ackerbau und Vieh-
zucht sich plagt und für andere arbeiten muß; die Zigeuner sind Diener,
Ackerbauer und Landstreicher, welche von Taschenkünsten, Wahrsagen, Kessel-
und Pfannenflicken leben und bald hier, bald dort sich niederlassen. In der
Walachei beschäftigen sie sich gern mit Goldwäscherei. Sie besitzen entschie-
denes Talent für Musik und fassen ohne Kenntniß der Roten die Volks-
melodieen leicht auf, um sie treu für alle Zeiten zu bewahren. Ihr unstätes
Leben zeigt sich insbesondere an ihrer zerlumpten Kleidung, der schmutzigen
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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1) In Nordamerika: die Eskimos an den Küsten des Eismeers, in
Grönland und Labrador. Sie sind kleine Leute, zeigen Verwandtschaft mit
den Mongolen und scheinen von Asien eingewandert zu sein; die Alöuten
und Tschuktschen, welche mit den Ostsibiriern verwandt sind; die Irokesen
und Huronen am Eric- und Ontario-See; die Tscherokesen am Tenessee;
die Creeks und Seminolen in und um Florida; die Komanschen in Texas;
die Oregonvölker und Californier; die Azteken in Mexiko und Mittelamerika;
die Moskitos am Busen von Guatemala.
2) In Südamerika die Karaiben, ehedem auch auf den Antillen, jetzt
noch in Guyana und im Norden des Orinoko; sie sind zum Theil noch
Kannibalen (Menschenfresser); im Delta des Orinoko leben die Guarannos,
welche während der Ueberschwemmungen auf Palmbäumen leben; westlicher
die Ottomaken, welche von Fischen, Eidechsen, Pflanzen leben und auch Erde
verspeisen; die Botokuden in Brasilien. Die letzteren sind ein kleines Häuf-
lein von 4000 Seelen, welche noch Kannibalen sein sollen und ihre Unter-
lippen und Ohrläppchen mit Muscheln oder Holz gräßlich verunstalten. In
Peru hausen die kupferrothen Inka, in Chili die Araukaner, im äußersten
Süden die Patagonier und die kleinen Pcscherähs.
Die Eskimos sind in dem arktischen Amerika, namentlich in Grönland,
aus Labrador und in den Gestadeländern der amerikanischen Nordsee, sowie
in Asten ansässige Fischervölker und zerfallen in mehrere Nationen. Ihre
Kleidung fertigen sie aus den Fellen der Rennthiere und des pelztragenden
Wildes. Ihre Nahrung besteht vorzugsweise aus Wild, Seehunds-, Wall-
sisch- und Wallroßfett. Getrocknete Fische, Beeren und Thran sind ihnen
unentbehrlich. Sie sind nicht wählerisch und fragen nicht, ob ihre Gerichte
roh oder gekocht, frisch oder alt sind. Ihre Waffen sind einfach, ihre Speere
aus Tannenholz mit knöcherner Spitze, welche der Wallroßzahn bildet, ihre
Wurfspieße, Bogen und Pfeile, Messer und Aexte, welche sie von Europäern
erhalten haben, eignen sich mehr für die Jagd, als für den Krieg. Die
östlichen Eskimos unterscheiden sich durch ihre größere Einfachheit und Natur-
wüchsigkeit von den westlichen. Die östlichen sind kleiner und schmutziger,
haben einfachere Wohnungen und weniger Bedürfnisse. Der Charakter der
Eskimos ist eine Mischung von guten und schlechten Eigenschaften. Sie
sind gastfreundlich und setzen den Fremden das Beste vor, was das Haus
besitzt. Unter sich beobachten sie die strengste Ehrlichkeit; allein wenn sie bei
Fremden Etwas erblicken, was ihnen selbst werthvoll dünkt, so tragen sie
kein Bedenken, es heimlich an sich zu bringen. Ihre Neigung für Kinder
ist groß; ein Knabe wird gehätschelt, während ein Mädchen frühzeitig als
Sklavin angesehen wird. Die Frauen behandelt man besser, als es bei un-
gesitteten Völkern sonst üblich ist. Das Alter ehren sie nicht, sondern ver-
spotten es, nicht alle Eskimos entziehen demselben aber die Nahrung, wie
die Eskimos der Ostküste thun sollen. Allen Stämmen ist der runde große
Kopf, das platte, volle Gesicht mit Pausbacken, die hervorstehenden Backen-
knochen, die kleine, tief eingedrückte Nase, das dunkle, straffe Haar, und das
weiche, schlaffe Fleisch gemeinsam. Ihre Offenheit und Gutmüthigkeit hat
den Europäern stets einen günstigen Eindruck gemacht.
Die Indianer (vergl. S. 59) sind unter einander sehr verschieden; die
meisten Stämme von ihnen sind rohe Naturmenschen, und als die Europäer
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Extrahierte Personennamen: Inka
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Grönland Asien Eric- Florida Texas Mexiko Mittelamerika Guatemala Südamerika Guyana Brasilien Peru Amerika Grönland Nordsee
115
Innern, 3) die romanische in Graubündten, welche wiederum 4 Dialekte
hat, 4) die italienische in Tessin und den südlichen Thalschaften von Bündten.
Der Religion nach sind drei Fünftel der Bevölkerung Glieder der evange-
lischen, zwei Fünftel dagegen Anhänger der römisch-katholischen Kirche. Juden
leben 2000 in der Schweiz.
Die schweizerische Industrie ist sehr bedeutend und im Ausland wohl
angesehen. Die Baumwollenmanufakturen von Glarus, die Spitzen von
Neuenburg, die seidenen Waaren von Zürich, die Baumwollen- und Leinen-
webereien von Appenzell, die Papierfabrikation von Basel, die Gold- und
Silberwaaren von Gens, die Schweizer-Uhren von Genf und Neuenburg
gehen in alle 5 Welttheile und finden wegen ihrer Güte großen und raschen
Absatz. Ebenso sind die Holzschnitzereien des Berner Oberlandes gesuchte
Artikel. Besonders lebhaft ist der Transithandel aus Deutschland nach
Italien über den Splügen und Gt. Gotthardt; Basel, Zürich, St. Gallen, Lu-
zern, Neuenburg, Bern, Genf und Chur sind die Haupthandelsplätze der Schweiz.
Eine besondere Eigenthümlichkeit der Schweizer besteht darin, daß sie
des Verdienstes willen ihre Heimath auf längere oder kürzere Zeit verlassen
und später mit dem Erwerbe in die Heimath zurückkehren. So wandern
namentlich aus Tessin jedes Frühjahr Tausende von Männern und Jüng-
lingen nach Italien oder Tyrol, und erwerben sich daselbst als Glaser,
Maurer, Tagelöhner oder Handlanger so viel Geld, daß sie den Winter
von dem Ersparten sich und ihre Familie erhalten können. Besondere Be-
rühmtheit haben von diesen wandernden Schweizern die Graubündtner Zucker-
bäcker erhalten, deren „Schweizer-Conditoreien" in allen größeren Haupt-
städten Europas wohl besucht sind. Ebenso werden Erzieher und Erzieherin-
nen aus den Kantonen Genf, Waadt, Neuenburg und Freiburg aller Orten
geschätzt. Wiederum treten Andere in römische oder neapolitanische Kriegs-
dienste, in welche man die Schweizer wegen ihrer Treue und Tapferkeit
immer gern aufgenommen hat, und erwerben sich daselbst für die alten Tage
ausreichende Pensionen neben der Erfahrung im Kriegshandwerk. Aber Allen
bleibt in der Ferne eine Liebe und Anhänglichkeit zum Vaterland und zur
Heimath, welche sich bei allen Gelegenheiten durch Wort und That frisch
und kräftig erzeigt.
Die schweizerische Eidgenossenschaft besteht aus 22 Kantonen, von denen
jeder souverain ist, und von denen drei wieder in 2 selbständige Landestheile
zerfallen, Unterwalden (in Ob- und Nidwalden), Appenzell (Außer- und
Innerrhoden) und Basel (Basel-Stadt und Basel-Land). An der Spitze
der Gesammtheit steht der Bundesrath, welcher aus 7 Mitgliedern besteht,
und die Beschlüsse des Stände- und Nationalraths auszuführen hat. Seine
Amtsdauer erstreckt sich auf drei Jahre. Der Ständerath besteht aus 44
Abgeordneten der Kantone; jeder Kanton schickt 2 Ständeräthe nach Bern;
in den getrennten Kantonen sendet jeder Landestheil ein Mitglied ab. Der
Nationalrath besteht aus den Abgeordneten des Volkes. Je 20,000 Einwoh-
ner oder eine Bruchzahl über 10,000 wählen ein Mitglied. Soll ein Gesetz
oder Vorschlag zum Bundesgesetz erhoben werden, so müssen beide Räthe
ihre Zustimmung ertheilen. Bundessitz in der Schweiz ist Bern.
Jeder Kanton der Schweiz ist souverain, d. h. er ordnet seine inneren
Angelegenheiten selbständig. Die Spitze eines jeden Kantons bildet das
8*
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
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Die Bevölkerung des Landes ist germanischen Stammes und besteht
vorzugsweise aus Holländern, Flammänder, Friesen und Deutschen. Außer
einer Masse von Fremden aller Nationen betreiben daselbst auch 60,000
Juden das Handelsgeschäft. Der Charakter der Holländer wird als phleg-
matisch bezeichnet; Geduld, Fleiß, Ruhe, Treue und Ordnung machen ihn zu
einem geschickten Kaufmann. Er liebt wenig Prunk und wenig Geräusch,
dagegen Einfachheit in Wohnung, Nahrung und Kleidung. Seine Reinlich-
keit im Hause ist übertrieben zu nennen und deshalb zum Sprichwort ge-
worden. Die Holländer haben von je viel auf Kunst und Wissenschaft
gehalten. Die gelehrtesten Philologen des 17. und 18. Jahrhunderts waren
Holländer, und die Geschichte der Malerei räumt der niederländischen Schule
(Rembrandt, Rubens, van Dyk re.) eine ehrenvolle Stellung in ihren An-
nalen ein.
Holland besaß früher im Auslande noch bedeutendere Colonieen als seht;
schwerlich aber waren diese früher im gleichen Flore, wie sie es gegenwärtig
sind. Wir führen dieselben hier mit auf: 1) in Asien die Inseln Java,
Sumatra, Borneo, Celebes rc.; 2) in Amerika das holländische Guyana und
einige westindische Inseln; 3) in Afrika einige Niederlassungen an der Küste
von Guinea. Diese Besitzungen bringen Holland mehrere Millionen ein,
eine Summe, welche für dies verschuldete Land (2,800 Mill. Fr. beträgt
die Staatsschuld) um so größere Bedeutung hat, als die obige Summe nicht
in sich schließt, was das europäische Mutterland von seinen Fabrikaten in
den Colonieen absetzt.
Der König ist durch die Constitution und die Generalstaaten, d. h.
Reichsstände, eingeschränkt. Die Bevölkerung, welche in drei Stände zerfällt,
den Adel, den Bürger- und Bauernstand, ist vor dem Gesetze gleich. Die
Mehrzahl bekennt sich zur reformirten Kirche. Die Constitution sichert allen
kirchlichen Gesellschaften im Staate gleichen Schutz und gleiche Rechte zu.
Der König von Holland war bis 1866 als Großherzog von Luxem-
burg zugleich Mitglied des deutschen Bundes. Als 1839 der größere Theil
von Luxemburg an Belgien fiel, schlug der König das Herzogthum Limburg,
mit Ausnahme der beiden Festungen Maastricht und Venloo, zum deutschen
Bunde. Beide Provinzen sind durch Belgien getrennt, stehen aber auch zu-
sammen genommen an Größe dem vormaligen Großherzogthum nach.
Ortsbeschreibung.
Holland zerfällt in folgende 12 Provinzen:
1. Nordholland
mit der Hauptstadt Amsterdam an der Amstelmündung, 262,000 E., welche
auf Pfählen ruht und von Canälen durchschnitten ist. Die Stadt ist Resi-
denz des Königs und als Handelsplatz sehr bedeutend. Haarlem, 30,000 E.,
ist durch seine Leinwandbleichen und seine Tulpenzwiebeln berühmt. Das
Haarlemer Meer ist trocken gelegt. Alkmar und Edam liefern vortreffliche
Käse, jährlich 20 Mill. Centner. Zaardam, von 1000 Windmühlen um-
geben, erinnert an Peter den Gr. Das reinliche Broel.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Extrahierte Personennamen: Rembrandt Peter
Extrahierte Ortsnamen: Holland Asien Sumatra Borneo Amerika Guyana Afrika Guinea Holland Holland Luxemburg Belgien Herzogthum_Limburg Maastricht Belgien Holland Nordholland Amsterdam Haarlem