Anhang.
Gcschichte und Gcogrnphic des Grosthnzomums Hesstn.
1. Das Gebiet des Großherzogthums Hessen wurde in uralter
Zeit von verschiedenen deutschen Volksstämmen bewohnt. In Rhein-
hessen wohnten Gallier und Vangionen, in Starkenburg Aleman-
nen, in Oberhessen Chatten. Kurz vor Christi Geburt lernten die
Römer, im Kampfe mit den Galliern begriffen, die Chatten oder
Hessen kennen und schilderten sie als einen mächtigen, tapferen
Volksstamm. Zweihundert Jahre nach Christi Geburt schloffen sich die
Chatten dem mächtigen Frankenbund an, und ihr Land bildete lange
Zeit einen Theil des Frankenreichs. Im achten Jahrhundert wur-
den sie durch den heil. Bonifacius, den Apostel der Deutschen, zum
Christenthum bekehrt. Bis in's zwölfte Jahrhundert gehorchten sie
vielen Grafen und Rittern.
2. Vom Jahre 1130—1247 stand der größte Theil von Hessen
unter der Botmäßigkeit der Landgrafen von Thüringen. In
diese Zeit fällt das Leben der heil. Elisabeth, Landgräfin von
Thüringen und Hessen. Rach dem Tode ihres Gemahls entsagte
sie der Welt und brachte ihr Leben in Gebet, Bußübungen und in
Werken der Barmherzigkeit zu. Sie starb zu Marburg, 1231.
3. Als 1247 der Mannsstamm der Thüringischen Landgrafen
ausgestorben war, kam Hessen an Heinrich 1. von Brabant,
genannt das Kind. Er war der Sohn eines Herzogs von Brabant
und Sophiens, einer Tochter der heil. Elisabeth. Heinrich ist der
erste Landgraf von Hessen und der Stammvater der hessischen Für-
sten. — Der Landgraf Heinrich Iii. heirathete die Erbgräfin
Anna von Katzenellenbogen und vermehrte durch die Erwerbung
dieser mächtigen Grafschaft, wozu auch Darmstadt gehörre, die Macht
der hessischen Landgrafen.
4. Philipp der Großmüthige, welcher 1567 starb, theilte
die Landgrafschaft unter seine vier Söhne, von denen Wilhelm Iv.
der Stifter von Hessen-Kassel, Georg !. aber Stammherr der
Heffen-Darmstädtischen Landgrafen ist. Die beiden andern Brüder
starben ohne Nachkommen und ihre Besitzungen kamen an Hessen-
Kassel und Hessen-Darmstadt.
5. Die Landgrafen von Hessen-Darmstadt zeichneten sich durch
Sparsamkeit im Staatshaushalt, durch Aufführung nützlicher Bau-
ten , durch Gelehrsamkeit und Treue gegen das kaiserliche Haus
Oesterreich aus. Georg I. verwandelte eine große Strecke öden
Hepp. Vollständiges Lehr- und Lesebuch. 32
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Christi Bonifacius Apostel Elisabeth Heinrich_1._von_Brabant Heinrich Elisabeth Heinrich Heinrich Heinrich_Iii Heinrich Anna_von_Katzenellenbogen Philipp_der_Großmüthige Philipp Wilhelm Georg_!
48
Mit Milch sängst du dein Leben an,
Mit Wein kannst du es wohl beschließen;
Doch fängst du mit dem Ende an,
So wird das Ende dich verdrießen.
Die Luft, Mensch, ist dein Element,
Du lebest nicht von ihr getrennt;
Drum täglich in das Freie geh’,
Und besser noch auf Berges Höh’!
Das zweite ist das Wasserreich,
Es reinigt dich und stärkt zugleich;
Drum wasche täglich deinen Leib
Und bade oft zum Zeitvertreib!
Dein Tisch sei stets einfacher Art,
Sei Kraft mit Wohlgeschmack gepaart;
Mischst du zusammen vielerlei,
So wird’s für dich ein Hexenbrei.
iss massig stets und ohne Hast,
Dass du nie fühlst des Magens Last;
Geniess es auch mit frohem Muth,
So g'bt’s dir ein gesundes Blut.
Fleisch nähret, stärket und macht warm,
Die Pflanzenkost erschlafft den Darm;
Sie kühlet und eröffnet gut
Und macht dabei ein leichtes Blut.
Das Obst ist wahre Gottesgab’,
Es labt, erfrischt und kühlet ab;
Doch über Allem steht das Brod,
Zu jeder Nahrung thut es Noth.
Das Fett verschleimt, verdaut sich schwer
Salz macht scharf Blut und reizet sehr;
Gewürze ganz dem Feuer gleicht,
Es wärmet, aber zündet leicht.
Willst du gedeihlich Fisch gemessen,
Musst du ihn stets mit Wein begiessen.
Den Käs iss nie zum Uebermaß;
Mit Brod zu Nachtisch taucht er was.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
385
Legionen zum römischen Kaiser ausgerufen. Doch mußte er noch
lange blutige Kriege mit seinen fünf Mitregenten führen, bis er im
Jahre 324 Alleinherrscher des großen Reiches wurde. Seine christ-
liche, fromme Mutter Helena und sein dem Christenthum nicht ab-
geneigter Vater Konstantius bewirkten auch in Konstantins Herzen
eine Hinneigung zum Christenthum. Obschon noch Heide, gestattete
er doch bei seinem Regierungsantritte den Christen freie Ausübung
ihrer Religion. Sein völliger Uebertritt zum Christenthum wurde
herbeigeführt durch eine außerordentliche Erscheinung am Himmel,
als Konstantin wider seinen Gegenkaiser zu Felde zog. An einem
Nachmittage sahen er und seine Soldaten am Himmel das Zeichen
des Kreuzes mit der Umschrift: „Durch dieses wirst du siegen!"
Dasselbe Kreuzzeichen und Christus erschienen in der darauf folgen-
den Nacht dem Kaiser im Traume. Nun ließ Konstantin eine Fahne
mit dem Kreuzzeichen verfertigen und dieselbe in den Schlachten
vorantragen. Er wurde jetzt Christ, ließ sich im Christenthume
unterrichten, aber erst kurz vor seinem Tode taufen, weil er fürch-
tete, die Gnade zu verlieren, welche Gott in der Taufe mittheilt.
313 erließ Konstantin ein Gesetz, wonach ein jeder Unterthan seine
Religion frei und ungehindert ausüben durfte. Viele andere Ge-
setze ergingen, die das Christenthum zu heben und zu verbreiten
suchten. Dahin gehören die Gesetze über eine würdige Sonntags-
feier, das Verbot der Kreuzigung — aus Ehrfurcht gegen den Er-
löser — und die Abschaffung der blutigen Fechterspiele. Die Geist-
lichen wurden von den Steuern befreit, mit Geld unterstützt, ihnen
die Freiheitserklärung der Sklaven und richterliche Gewalt bei Strei-
tigkeiten übertragen; überall entstanden Kirchen, wie die prächtige
Kirche des heiligen Grabes zu Jerusalem, die Apostelkirche zu Kon-
stantinopel; auch gestattete er, Vermächtnisse und Schenkungen an
Kirchen zu machen.
Anders sah es im Morgenlande aus, wo der heidnische
Kaiser Licinius herrschte. Seine Feindschaft gegen Konstantin
verwandelte sich bald in eine heftige Abneigung gegen die Christen.
Die Waffen sollten nun entscheiden, ob das Heidenthum oder das
Christenthum untergehen sollte. Konstantin zog gegen Licinius zu
Felde und besiegte ihn. Nun ließ er die zerstörten Kirchen im
Morgenlande wieder aufbauen und begünstigte die Christen auf alle
Weise. Mit seiner Alleinherrschaft im Morgen- und Abendlande
hören die blutigen Verfolgungen der Christen auf. Im Jahre 325
erschien er selbst auf der ersten allgemeinen Kirchenver-
sammlung zu Nicäa, welche er zusammenberufen hatte, um
kirchliche Unruhen zu unterdrücken. Von dem immer n.och heidnisch
gesinnten Rom verlegte er seine Residenz nach Byzanz, welches
nach ihm Konstant in opel genannt wurde. Durch die Entfernung
des kaiserlichen Hofes konnten nun die Bischöfe zu Rom freier und
selbstständiger handeln. Konstantin starb gleich nach Empfang der
Hepp. Vollständiger Lehr- und Lesebuch. £5
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Helena Konstantin Christus Konstantin Konstantin Konstantin Konstantin
Extrahierte Ortsnamen: Konstantins Jerusalem Rom Byzanz
72
Das Dekhan. §. 22.
Gebirges, bildet in der Mitte ein von dem übrigen Hochlande Hinter-
asiens vollständig isolirtes Tafelland (3000—5000' hoch), welches im
O. und W. von den Ghatta-Gebirgen (noch 1000—2000' höher) be-
grenzt und eingeschlossen wird.
а. Die Westküste des Dekhan ist wegen ihrer günstigen Lage für
den Seehandel von den ältesten Zeiten ein Hauptziel der Schifffahrt
gewesen und in neueren Zeiten zunächst von den Portugiesen angesiedelt
worden, von deren ehemals bedeutenden Besitzungen an der Küste das
verfallene Goa der einzige Ueberrest ist. Die britische Hauptstadt des
westlichen Dekhan ist Bomb ay (566,000 (§.?) mit trefflichem Kriegshafen.
In der Nähe liegen die berühmten unterirdischen Felsentcmpel Indiens;
namentlich ist zu Ellora der (1 M. lange) sagenannte Götterberg van oben bis
unten in stackwerkartig übereinander befindlichen Grotten ausgehöhlt und in un-
zählige Tempel (von denen allein 20 dem Gotte Siwa angchören) zu einem
wahren Pantheon der Inder umgeschaffen.
Das südwestliche Küstenland oder Malabar gleicht einem großen
terrassenförmigen Garten, in welchem vorzüglich die Pfeffer- und Betel-
Ranke, die Palme, Zucker u. s. w. gedeihen, höher folgen die Tekwälder
mit ihrem fast unverweslichen Holze und, wo diese aufhören, beginnen
die Waldungen des kostbaren Sandelholzes. Daher ward dieser Küsten-
strich einer der frühesten Centralpunkte des Welthandels mit zahlreichen
Emporien.
б. Das Tafelland, welches sich in progressiver Steigung von
N. gegen S. erhebt, nimmt den bei weitem größten Theil des Dekhan
ein. Es wird nur von wenigen Hügelreihen durchzogen und senkt sich
allmählich gegen O., weshalb die Flüsse einen trägen Lauf haben. Das
Land hat einzelne sehr fruchtbare Theile, andere von mittlerer Frucht-
barkeit, viele Striche liegen unangebaut da, namentlich seit der Herr-
schaft der Mahratten. Die wichtigste Stadt im Innern ist ein zweites
Haid arabad (200,000 E.).
c. Die Ostküste oder die sandige Küste Koromandel, eine der
gefährlichsten und hafenlosesten (vgl. §. 7, 3), konnte bei ihrem heißen,
ungesunden Klima und wegen des Mangels an eigenthümlichen Erzeug-
nissen nicht die Bedeutung gewinnen, welche der Küste Malabar durch
ihre tropische Begetatiou zu Theil ward. Doch war sie durch ihre Lage
und die Natur des bengalischen Meerbusens auf Handelsverkehr nllt
Hinterindien, dem indischen Archipel, Ceylon und dem Gangeslande
angewiesen. Daher entstanden die Handelsplätze Mansaltpatam,
Madras (720,000 E. ?), der Hauptsitz des indischen Perlen- und
Edelstein-Handels, und die französische Niederlassung P o n d i ch e rr y
(25—30,000 E.).
D. Die Insel Ceylon (1154 sz M.) wird vom Festlande ge-
trennt durch eine gefährliche Meerenge, voll Felsenriffe und Sandbänke,
an denen sich die von den Monsoous hergetriebeuen Meeresströmungen
in heftigen Brandungen brechen und welche (namentlich die sogenannte
Adamsbrücke) die Durchfahrt für größere Schiffe unmöglich machen.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Indiens Götterberg Hinterindien Ceylon Madras Ceylon
Das italische Tiefland. §. 50.
169
Dieses ebene Vorland theilt nicht den maritimen Charakter der
eigentlichen Halbinsel, die Seealpen und Apenninen halten den Einfluß
des Meeres aus das Klima fern, weshalb sich dieses dem Continental-
klima nähert. Auch in ethnographischer und historischer Bestehung steht
das große Bassin des Po-Thales der eigentlichen Halbinsel fern, im
Alterthum wurde es gar nicht zu Italien gerechnet, sondern war eins
der beiden Gallien, im Mittelalter wurde es germanisch, und fast nur
die gemeinsame Sprache verknüpft die Lombardei mit der Halbinsel.
Zudem ist die Po-Ebene durch ihre fast wagerechte Beschaffenheit vor-
zugsweise der Kriegsschauplatz geworden, aus welcheni die Schicksale der
ganzen Halbinsel entschieden worden sind. Denn hier stritten im Alter-
thum die Römer mit den Galliern, Karthagern und Cimbern, hier ließen
sich Gothen, Longobarden und Franken als Eroberer nieder, hier war
der häufigste Wahlplatz in den Kämpfen zwischen Welfen und Ghibel-
linen, hier begegneten sich Deutsche und Franzosen in den vom Anfang
des 16. Jahrhunderts bis zur Gegenwart oft erneuerten Kriegen.
Das Tiefland wird nur durch zwei Hügelgruppen von geringer Ausdeh-
nung unterbrochen, welche weder unter sich, noch mit den Alpen zusammenhangen:
die bericischen und die euganeischen Hügel (jene bei Vicenza, diese bei
Padua). Sie sind eine Zierde der Landschaft, zumal da ihre Abhänge von
üppiger Vegetation prangen und mit malerisch zerstreuten Landhäusern bedeckt sind.
Wie das germanische Niederland (Holland), so hat auch das
italische eine besonders reichliche, durch natürliche und künstliche
Rinnen für die Schifffahrt und Landwirthschaft zweckmäßig vertheilte
Bewässerung. Ueber die beiden größeren und die kleineren
Alpenströme, welche die lombardische Ebene bewässern, s. 8. 54.
Außer den natürlichen Flußbetten hat das italische Tiefland das
älteste Canalsystem sowohl zur Regulirung der Gewässer für die
Zwecke der Landwirthschaft, als zum Waarentransport. Diese Canäle
beginnen gewöhnlich da, wo die Flüsse aufhören, hohe, schützende User
zu haben und also bei hohem Wafferstande Ueberschwenimungen veran-
lassen würden, wenn nicht solche künstliche Rinnen den Ueberfluß ablei-
teten und zum Segen des Landes vertheilten.
Die K ü st e des adriatischen Meeres von der Jsonzo-Mündung bis
zur Lagune von Ravenna (in einer Strecke von 34 M.) ist von Sumpf-
landschaften (meist in der Breite von 1 — 2 M.) umsäumt und
durch dieselben vom Meere getrennt. Diese eigentümliche Bildung ist
eine Folge theils der Alpenflüsse, theils einer vorherrschend gegen diese
Küste gerichteten Meeresströmung, welche eine Reihe von inselartigen
Sanddünen aufgebäuft hat. Verschieden von jenen Sumpflandschaften
sind die Lagunen, d. h. seichte Theile des Meeres, welche täglich zweimal
von der durch Dünenöffnungen und zahlreiche Canäle eindringenden Flut
überspült werden. Aus diesen Lagunen ragen Küsten-Jnseln (lidi) her-
vor, welche mit Ortschaften bedeckt sind. Sie werden theils durch eine
Reihe schmaler, lang gestreckter Sandinseln vom Meere getrennt, theils
durch eolossale gemauerte Dämme (Murazzi) gegen Sturmfluten geschützt.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie]]
Extrahierte Ortsnamen: Italien Gallien Alter- Vicenza Padua Holland Ravenna
316
Das Reich der Cäsaren.
Augustus verlangte beides, allein die Abgaben und die Verwaltung waren
geregelter, der Kriegsdienst ehrenvoller. Denn nun trat der Provin-
ziale in die Legion ein, wodurch er dem gebornen Römer gleichgestellt
wurde und mit diesem nicht nur die Beschwerden, sondern auch die Vor-
theile des Soldatenlebens theilte. In kurzer Zeit wurden die Legionen
fast ausschließlich aus den Provinzen geworben und da auf den Legio-
nen die Macht des Reiches beruhte, so wurden die Söhne der Pro-
vinzen die rechte Hand des Kaisers, die eigentlichen Römer. Aus den
ausgedienten Legionen gingen aber auch rechtlich die neuen römischen
Bürger hervor, indem die Kaiser (namentlich Augustus) durch sie neue
Kolonieen gründeten oder alte Kolonieen auffrischten; der Kolonist war
aber, wie wir wissen, römischer Bürger.
Die Provinzialbevölkerung hatte ihre oppida (urbs hieß eigen-
tümlich nur Rom) municipia, coloniae, praefecturae, fora, vici,
conciliabula, castella. Die drei ersten waren nicht auf eine einzelne Stadt
begränzt, sondern umfaßten einen ganzen Bezirk, dessen Einwohner in
allen wichtigern Angelegenheiten dorthin als den Sitz ihrer Municipal-
regierung angewiesen waren. Die conciliabula, vici, Ibra scheinen Orte
gewesen zu sein, wo an bestimmten Tagen von den Duumvirn oder dem
Präfekten der Bezirksstadt Gericht gehalten wurde; sie hatten wahrschein-
lich keine höheren Magistrate und nur Dekurionen (Gemeinderäthe,
zugleich Steuereinzieher). Die Munieipien hatten, wie früher gesagt
worden ist, ihre Komitien, ihren Senat (decuriones), dessen Präsiden-
ten die duumviri oder quinquennales, in den Präfekturen die prae-
fecti waren; diese übten auch die Gerichtsbarkeit; die niederen Magistrate
waren die aediles und quaestores. (Alle diese Titel finden sich häufig,
wo Reste ehemaliger römischer Niederlassungen ausgegraben werden.)
Ausbreitung der römischen Kultur; Vernichtung der Nationalitäten.
Unter Augustus und dessen nächsten Nachfolgern wurden die Pro-
vinzen des Westen und die nördliche Küste von Afrika (Aegypten und
Kyrene ausgenommen) eigentlich römisch; sie gehorchten nicht bloß den
von Rom ausgehenden Geboten des Eäsars, sondern ihr ganzes Wesen
wurde in das römische aufgelöst: Religion, Sitte, Sprache, Lebens-
weise, alles Nationale hörte auf. Die Völker in den helvetischen,
rhätischen und norischen Alpenthälern, die Gallier, Hispanier, Britan-
nen, Numidier und Punier widerstanden dem Andrange des römischen
Wesens so wenig, als sie der römischen Waffenmacht sich hatten erweh-
ren können. Auch in dieser Beziehung hat es kein Volk dem römischen
gleich gethan; keines entwickelte aber auch die furchtbare Energie der
Römer und nahm hinwieder gewisse fremde Elemente so in sich auf, als
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius]]
Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Augustus
P. Aelius Hadrianus.
357
In seiner Politik wich er von dem trajanischen Gange beträchtlich ab.
Trajan hatte dem Senate wieder einige Rechte eingeräumt, so daß der
Schriftsteller Tacitus sagen konnte, dieser Kaiser habe sonst unverträgliche
Dinge, nämlich Herrschaft und Freiheit, mit einander geeiniget; Hadrian
aber nahm dem Senate und den Prätoren ihren bisherigen Antheil an der
Gesetzgebung, dem Gerichtswesen und der Verwaltung und schuf dafür eigene
Aemter, deren Inhaber der Kaiser unmittelbar ernannte und dirigierte.
Die Edikte der alten Prätoren ließ er sammeln, damit Lie Richter nach
einer bestimmten Norm sprechen konnten; sein edictum perpetuum ist
demnach das erste eigentliche Gesetzbuch der Römer, und von dieser
Zeit an nimmt die Rechtsgelehrsamkeit einen merkwürdigen Aufschwung.
Obgleich in der Kriegskunst nicht unerfahren, zog er den Frieden
dem Kriege vor. Er gab den Parthern die trajanischen Eroberungen
zurück und machte den Euphrat und die arabische Wüste zur Gränze des
Reiches. In Britannien zog er den Piktenwall (von Tyne bis New-
castle) gegen die kriegerischen Kaledonier, und im südwestlichen Deutsch-
land verstärkte er die Gränzfesten durch zusammenhängende Werke (val-
lum Hadriani). Er verwies die Römer also wieder auf den Verthei-
digungskrieg, von welchem Trajan abgegangen war, und lieferte damit
zugleich ein Zeugniß, daß es mit dem Römerthum zu Ende gehe. Unter
ihm machten die Juden Ln Palästina noch einmal einen blutigen Auf-
stand; Hadrian beschränkte sie nämlich in der öffentlichen Ausübung
ihres Kultus und baute 126 n. Ehr. an die Stätte Jerusalems eine
römische Kolonie und auf den Moriah einen Tempel des Jupiter Ka-
pitolinus; dem Kaiser und dem Gotte zu Ehren hieß die neue Kolonie
Aelia Kapitolina. Darüber geriethen die Juden in neue Wuth und unter
einem falschen Propheten, der sich Bar Kochab, Sohn des Sterns nannte,
versuchten sie noch einmal Gott und das Glück der Waffen (135 nach
Ehr.). Die Römer metzelten über eine halbe Million nieder, zerstörten
über 1000 Städte und Flecken und machten Judäa zur Einöde. Bei Todes-
strafe durfte fortan kein Jude sich in Jerusalem sehen lassen; nur einmal
im Jahre war es ihm gegen Erlegung einer Abgabe erlaubt, auf den
Trümmern seiner Stadt zu weinen und die alten Klagelieder zu fingen.
Hadrians Leben war nicht fleckenlos und er gab den durch Trajan
verwöhnten Römern manchmal Anlaß zur Unzufriedenheit. Er war ihnen
auch zu gelehrt und ging zu viel mit Gelehrten um, ließ sich zu viel
von den Griechen schmeicheln und verweilte zu gerne in Athen und
Alexandrien, wo ihm sein Liebling Antinous im Nil ertrank und darauf
unter die Götter und die Gestirne versetzt wurde. Gegen das Ende
seines Lebens wurde er gemüthskrank und argwöhnisch; vier Senatoren
ließ er in dieser Stimmung willkürlich hinrichten. Indessen wurde er
doch nach seinem 138 erfolgten Tode unter die Götter erhoben.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
22 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven.
fürchtete Krieger zu Waffer und zu Land, deren Raubschiffe unter den
letzten römischen Kaisern Britannien und Gallien heimsuchten. Wir
kennen sie bereits als die Eroberer eines Theils von Britannien und
werden sie später noch einmal mächtig gegen die Franken für ihre na-
tionale Unabhängigkeit und Religion kämpfen sehen.
Zweites Kapitel.
Die Einrichtung der nrurn Reiche.
Die Stände.
Bei jedem deutschen Stamme findet sich eine herrschende und freie,
sowie eine dienende und unfreie Klasse. Die Herren (aus Hehiro, einer
Komparativform, die auch im Adjektiv „hehr" erhalten ist; der Herr
hieß auch Froho, daher Frohnaltar, Frohnleichnam, die Herrin Froha,
d. h. Frau) waren entweder Adelige (von Adal, d. h. Ursprung, Ge-
schlecht, mit dem Merkmal des Vorzugs) oder gewöhnliche Freie.
Zu dem Adel gehörten die Könige, Herzoge und Grafen, insofern
diese Würden immer von Männern alter Abstammung begleitet wurden,
auch bei denjenigen germanischen Stämmen, wo die Volksgemeinde noch
unbeschränktes Wahlrecht ausübte. Die Adeligen besaßen auch die größ-
ten Hofgüter als freies Eigenthum (Allod), die gemeinen Freien weniger
große (30—60 Morgen Ackerlands, ohne Wald und Weide, scheint bei
den meisten Stämmen das Maß gewesen zu sein, das einem gemeinen
Freien bei der Besitznahme eines Landes als Eigenthum zugeschieden
wurde).
Die Dienstbarkeit hatte verschiedene Abstufungen, von den Liten
und Hörigen, welche auf einem zinsbaren Gute saßen und zum Kriegs-
dienste verpflichtet waren, bis zu den Leibeigenen, welche mit ihrem
Leibe dem Herrn gehörten und ihre Dienstbarkeit auf ihre Kinder ver-
erbten. Die Leibeigenen wohnten theils um den Herrenhof und dienten
als eigentliches Gesinde, auch als Handwerker u. dgl., oder ihr Herr
wies ihnen ein Stück Land an, gab ihnen Haus, Vieh und Ackerwerk-
zeug, wofür sie ihm einen Theil von dem Ertrage des Ackers, der Wiese
und des Stalles, auch Wolle und Gewebe abgaben. Andere hüteten
das Vieh auf den herrschaftlichen Weiden, machten Käse und Butter
(Sennen); noch Andere trieben Handwerke und lieferten in das Herren-
haus z. B. hölzernes und irdenes Geschirr, Ackerwerkzeuge re. Je
mehr ein Herr Land hatte, desto mehr konnte er auch durch Leibeigene
anbauen lassen und um so reicher war er. Die Freilassung eines
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Verfall und Sturz des ostgothischen Reichs.
7
ihn der edle und gelehrte Boethius mit der Aeußerung vertheidigte,
wenn Albinus schuldig sei, so theilte der ganze Senat dessen Verbrechen,
beredeten die Ankläger des Albinus den König, die Rede des Boethius
geradezu wörtlich zu nehmen. Er ließ den Papst in das Gefängniß
werfen, in welchem dersclbe'bald starb, ebenso viele Senatoren, unter
ihnen den Boethius und dessen würdigen Schwiegervater Symmachus,
wollte durch Folterqualen Geständnisse erpressen und ließ zuletzt den
Boethius und Symmachus hinrichten (525). Im Gefängnisse schrieb
Boethius als der letzte römische Philosoph sein berühmtes Werk „äs
con8ointione philosophiae“; früher hatte er trotz seiner Thätigkeit als
höherer Beamter die Bearbeitung klassischer Hauptwerke, namentlich ari-
stotelischer Schriften, ausgeführt und darin einen Schatz der alten Wissen-
schaft niedergelegt, der im Mittelalter dankbar benützt wurde.
Theodorich wurde seit diesen Hinrichtungen von Gewissensbissen ge-
foltert, hätte aber wahrscheinlich die Verfolgung noch weiter ausgedehnt,
wenn er nicht 526 durch den Tod von solcher seines frühern Lebens
unwürdigen Rolle abberufen worden wäre.
Verfall und Sturz des ostgothischen Reichs (526—553).
Amalasuntha 526—534.
Ihm folgte sein siebenjähriger Enkel Athalarich unter der Vor-
mundschaft seiner Mutter Amalasuntha (der Wittwe eines Westgothen
aus dem königlichen Hause der Amalunger); die hochgebildete Frau ver-
mochte aber die Eigenmächtigkeit der gothischen Großen nicht zu bändigen
und als Athalarich 534 starb, weigerten sich die Gothen ihr ferner zu
gehorchen. Sie wählte deßwegen einen Schwestersohn Theodorichs,
Theodahat, zum Gemahl, der sie bald darauf ermorden ließ.
Die Byzantiner erobern Italien 534—553. Belisar. Narses.
Theodahat. Witiges.
Diese Unthat nahm Kaiser Iustinian I. zum Vorwände um Theo-
dahat zu bekriegen; denn Amalasuntha hatte als Freundin des Kaisers
den byzantinischen Schiffen während des Krieges gegen die Vandalen
die sicilischen Häfen geöffnet und die Ausfuhr von Lebensmitteln für das
Heer in Afrika gestattet, der leichte Sturz des vandalischen Reichs aber
ermunterte den Kaiser die Wiedereroberung Italiens zu versuchen. Ein
byzantinisches Heer entriß den Gothen 535 Dalmatien mit leichter Mühe,
mit einem andern landete Belisar auf Sicilien, dessen er sich mit Hilfe
der Einwohner fast ohne Kampf bemächtigte, die meisten Hafenplätze
Unteritaliens aber lieferte ihm der Verrath eines Verwandten des Theo-
dahat in die Hände.
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TM Hauptwörter (100): [T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
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52
Das Christenthum unter den Germanen und Slaven.
Zählungen öfters in das Gebiet der Franken verwüstend einfielen; die
Franken siegten 529 an der Unstrut, Hermanfried fand den Tod, als
er 531 sich nach Zülpich zu Dietrich begeben hatte, der sich hierauf des
größten Theils von Thüringen bemächtigte; den nördlichen Landstrich
überließ er den Sachsen, welche mit ihm verbündet die Thüringer gleich-
zeitig angegriffen hatten.
Rhätikn und Äaycrn.
Wie die Franken die Noth der Ostgothen benutzten, um sich auch
das ostgothische Alemannien und Gallien anzueignen, ist oben (S. 8)
erzählt worden; um dieselbe Zeit scheint sich auch Bayern der austrasi-
schen Oberherrschaft unterworfen zu haben, so daß die fränkischen Reiche
Gallien, Helvetien und einen großen Theil Germaniens umfaßten.
Dräuet im sränkischrn Lönigshausc.
Brunehild (566-613).
Da Chlotar I. seine Blutsverwandten alle überlebte, vereinigte er
558 sämmtliche Frankenreiche unter seinem Scepter, aber nach seinem
Tode (561) theilten es seine vier Söhne: Chilperich I., Charibert
(kinderlos gestorben 568), Guntram und Siegbert I.; abermals und in
Folge davon wurde Chlodewigs Haus mit beispiellosen Gräueln erfüllt,
deren Andenken sich besonders mit den Namen zweier Weiber, Brune-
hilde und Fredegunde, verbunden hat. Brunehilde war eine schöne
Westgothin und Gemahlin des Austrasiers Siegbert I., Fredegunde eine
Frankin niederer Herkunft, welche Chilperich I. von Soissons, als seine
erste Gemahlin, Brunehildens Schwester Galasuintha, gestorben war, aus
seiner Konkubine zur Königin erhob. Siegbert I. bekriegte Chilperich I.
und war auf dem Punkte denselben zu stürzen, als er von zwei Dienst-
mannen Fredegundens ermordet wurde (576). Chilperich I. nahm Drune-
hilden in Paris gefangen, aber sein Sohn erster Ehe, Merowig, be-
freite sie, was er mit dem Tode büßte; Siegberts I. unmündiger Sohn
Childebert Ii. wurde durch einen treuen Austrasier nach Metz gerettet
und behauptete den Thron. Chilperich I. kam (584) durch Meuchel-
mord um und hinterließ einen nur wenige Monate alten Sohn, Chlo-
tar Ii., als Erben. König Guntram starb 593 und wurde von Childe-
bert Ii. beerbt, der sich nun mächtig genug glaubte, Chlotar Ii. berauben
zu können, aber von den durch Fredegunde angefeuerten Neustriern zurück-
geschlagen wurde. Childebert Ii. starb 596 und hinterließ sein Reich
zwei unmündigen Söhnen, Dietbert Ii. und Dietrich Ii., in deren Na-
men Brunehilde sowie auch die Großen regieren wollten. Von letzteren
aus Austrasien vertrieben wandte sich Brunehilde nach Burgund zu Diet-
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