Gebiet der Elbe.
119
Insel und wird sie, vielleicht schon in einem Jahrhundert, ganz verschlingen. Die Eng-
länder haben einen Leuchtthum! daselbst erbaut.
§. 5. Nachbarküste der Oftsee.
Das Gebiet der 19 Meilen langen Eider, die in der Rendsburger
Haide schiffbar wird und bei Tönningen in die Nordsee fällt, ist klein, der
Elbmündung nahe; es läßt sich daher von der Grenze der Dithmarschen
an bequem mit der Seeküste zusammennehmen, welche nördlich von der
unteru Elbe und Havel liegt. Dies sind die Länder, die westlich vom Aus-
fluß der Trave Holstein, nud östlich Mecklenburg heißen. Unter den
Küstenflüssen merken wir: die Trave, nur 16 Meilen lang; sie entwindet
sich dem Plöner und andern holsteinischen Seen. Von der Stecke-
nitz, einem Zufluß der Trave, wurde schon 1398 ein Kanal nach Lauen-
bürg a; d. Elbe gegraben. Die Warnow, aus einer Menge kleiner
Seen ihr Wasser ziehend, 21 Meilen lang, wird unterhalb Rostock zur
breiten langen Seebucht, die schwere Schiffe trägt. Man zählt der Seen
in Holstein über 50, in Mecklenburg über 200, und die Gebiete der Havel,
der untern Oder, und fernere Küstenländer der Ostsee sind ebenfalls in
Ueberstnß mit solchen stehenden Gewässern begabt, was deutlich anzeigt,
daß hier überall in gewisser Entfernung von der Küste ein fast horizon-
taler Landstrich hinzieht, der diefen Seengürtel bildet. Der Strand an der
Ostsee ist nicht so niedrig, wie an der Nordsee, und um so weniger den
Verwüstungen des Meeres ausgesetzt, da in der Ostsee keine Ebbe und Flut
wechselt. — Unter den Landseen sind zu merken: Nw. der Travemündnng:
der Eutiner, Plöner und Westensee; S. der Ratzeburger und
So. der Schweriner See. Der Müritz kann zum obern Havelland ge-
rechnet werden und viele andere Seen Mecklenburgs, wie der Tollensee
und die von Malchin und Kummerow, gehören durch den Peenefluß
zum Gebiete der unteren Oder.
Der Besatz von Seen und Weihern, die häufig durch Ausflüsse schmaler Wasser-
ärmcheu und Bäche an einander hängen, ist da, wo Havel, Peene nud Tollensee ihre
Namen bekommen, so groß, daß man nur mit Mühe die Wasserscheide zwischen den
Flüssen auffindet. — Von Bergen kann hier keine Rede fein; doch hat der Boden seine
Eiuseukungen und Erhöhuugen; jene mit Wassern ausgefüllt oder mit Wiestugras und
fruchtbaren Aeckern prangend und nur hie und da bruchig oder morastig; höhere Striche
dagegen oft sandig als Geest oder Haide. Schöne Laubwälder machen den Anblick des
Landes angenehm und überlagern oft Hügeln, die den Umwohnern für Berge gelten.
Die höchsten Hügel: der Helpterberg bei Woldegk, der Rnhnerberg und die
Hohe Burg sind oben S. 92 schon angeführt; ihnen nahe kommt manche Höhe in
Holstein. Die Luft ist an der Küste und zwischen den Seen feucht, was den Gras-
wuchs befördert; darum große Rindvieh- und Pferdezucht. Holsteiuer Butter und
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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132
Mittel-Europa.
Seehandel mit 200 Schiffen. Die Oder fließt in vier Armen vorüber. Der Haupthafen,
wo auch die Dampfboote abfahren, ist Sw ine münde auf der Insel Usedom. Auf
dem Paradeplatze Stettins haben die Pommern durch den Künstler Schadow des großen
Friedrich Bildsäule aus Marmor errichten lassen mit der Inschrift: Friderico Pome-
rania. — Westl, von der Odermünduug: Greifswalde nördl. der Peene, mit einer
Universität und der landwirthschaftl. Akademie Eldena; Todesort des Dichters Kose-
garten. E. M. Arndt war hier eine Zeit laug Professor. — Stralsund mit 27500 E.,
fest? Hafenstadt am Gellen; das Dampfboot fährt von hier nach Madt in Schweden
in 8 Stunden. Geraume Zeit besaß Schweden diese deutsche Stadt, bis sie in neuester
Zeit preußisch geworden. — Oestl. der Odermündung: Kolberg, feste Hafenstadt an
der Mündung der Persaute. Bei der Verteidigung gegen die Franzosen im Jahre
1807 zeichnete sich der Bürger Nettelbeck aus. Der Odeudichter Ramler war auch aus
Kolberg. Köslin ist Hauptort in Hinterpommern. Oestl. von Köslin, von dem
Flüßchen Wipper, das bei Rügenwalde mündet, begrenzt und durchflössen, liegt südl.
von Schlawe, des deutschen Reichskanzlers Bismarck vielgenannte Besitzung Varzin.
§. 5. Das Gebiet der Wartha.
Flachland, wo angebaute Strecken mit Haiden und großen Wäldern
wechseln. Längs der Netze ist viel Morast. Das Gebiet der Wartha
wird großentheils von Polen bewohnt; nur die letzten Meilen, bevor
der Fluß bei Küstrin in die Oder mündet, fließt er durch eigentlich
deutsches Land.
Die Grenze zwischen deutscher und polnischer Sprache läßt sich etwa
so ziehen: Von Oderberg über Leobschütz bis Schürgast (unterhalb Oppeln), daun
am rechten Odernser über Namslau und östl. von Ods vorbei an die Bartsch; ferner
über Lissa bis einige Mln. östl. von Züllichau; dann gerade nordwärts zur Wartha
etwa bis in die Mitte der Entfernung Poseus von Küstrin. Von da nordöstl. zur
Netze bei Czarnikau und links dieses Flusses aufwärts zur Weichsel oberhalb Thorn. Von
hier läuft die Sprachgrenze weit nach Osten; denn die Gegenden der unteren Weichsel
und die östl. davou gelegene Küste des baltischen Meeres sind gleichfalls vor 5 Jahr-
hunderten von Deutschen erobert und umgedeutscht worden, sowie sich auch außerhalb
der angegebenen Linie viele deutsche Sprachinseln befinden.
Orte: Czenstochau in hügeliger Gegend am Fnße des Klarenbergs, auf
welchem ein ehemals befestigtes Kloster, ein berühmter Wallfahrtsort. Kalifch an der
Prosna, Nebenflnß der Wartha, wird schon in ältester Geschichte Deutschlands erwähnt. —
Posen mit 57,U00 E. an der Wartha, Festung und Hauptort des polnischen Land-
strichs, der zum preußischen Reiche gehört; in der Stadt wohnen aber mehr Deutsche
als Polen. Guesen war vor alters einmal Hauptort von Großpolen; größere
Städte sind Bromberg mit 28,600 E., und Landsberg an der Wartha.
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Extrahierte Personennamen: Künstler_Schadow Friedrich_Bildsäule Friedrich Nettelbeck Ramler Reichskanzlers_Bismarck Bartsch
134
Mittel-Europa.
in die Ostsee, Nogat und Altweichsel bilden aber zuvor einen langen See^
Frisches Haff genannt, der durch eine schmale sandige Landzunge oder
Nehrung beinah ganz vom Meere getrennt ist. In dieses Haff ergießen sich:
das Flüßcheu Passarge und der größere Küstenfluß Pregel, der aus
dem Spirding-See seinen Ursprung nimmt. Länge des Weichselstroms 133,
gerader Abstand der Quelle von Weichselmünde 72 Mln.
Die Karpathen sind grade im obersten Weichselgebiet sehr hoch, mehrere Gipfel
über 2500 m., die Spitze von Gerlsdorf 2720 m. (8374'), die von Lomnitz 2705 m.
(8328'). Unter der 260g m. hohen Vysokyspitze entspringt aus einem See der Poprad,
Nebenfluß der Donajec, die zur Weichsel hinfließt. Die Waldungen daselbst sind von
gewaltiger Ausdehnung, großenteils Nadelholz. An Metallen, Salz und andern
Mineralien Ueberslnß. Nur kommt der Reichthum des Gebirgs mehr den Gebieten
der Waag und Theiß (also den ungarischen Ländern) zu gnt, weil die Karpathen den
längsten Abfall mit Aesten und Vorbergen nach Süd haben. Auf der Nordseite ist
der Abfall kurz und das hüglige Vorland wenig ausgedehnt. Gar bald, wo Weichsel
und San sich vereinigen, beginnt die Ebene, die sich links übers Warthagebiet grav
aus und rechts durch Polen, Preußen, Littauen und Rußland erstreckt. In dieser
Ebene wechselt leichtes, oft gutes Ackerland mit dürrem Sandfeld und sehr großen
Wäldern. Der beste Weizenacker findet sich an der Grenze von Altlittauen. — An
den Flußufern sind weniger Wiesen als bruchige Strecken, so wie im Wartha- und
Netzegebiet. Jedoch ist kein Moor der Weichselgegenden mit den ungeheuren Morästen
und Sümpfen zu vergleichen, die weiter im Ost das Gebiet des Pripet überlagern. Die
Abdachung zur Ostsee ist aar unmerklich. Und weil unfern dem Küstenlande Hügel-
reihen hervortreien, so haben sich, wie in Mecklenburg und Pommern, Landseen ge-
sammelt, die im untern Weichselgebiet kaum zu zählen sind. Neberhaupt sind die Ost-
seeküsten mit einer Verbrämung aus Landseen besetzt. Im No. Petersburgs und in
Finnland ist bei der Unzahl der Landseen fast mehr Wasser als Erde. Den Seegürtel
aber erblickt mau grade da, wo Küstenflüffe ihren Anfang nehmen und kleines Gehügel
Züge von Landhöhen bildet.
§. 3. Der große polnische Theil.
Das Stromgebiet läßt sich am besten nach der Sprachgrenze ab-
theilen. Die bei weitem größere Hälfte von den Gebirgen hinab bis nahe
der Stadt Thorn wird von Polen, der untere Küstenstrich von Deutschen
bewohnt.
Ortschaften im polnischen Theil: Wir beginnen im Süden mit Wie-
l i c z k a und B o ch n i a am Fuß der Karpathen, beide merkwürdig durch die Stein-Salzberg-
werke, die einer umfangreichen unterirdischen Stadt gleich eine Fläche von 94 Hektaren
bedecken und jährlich über 1 Mill. Centner Ausbeute gewähren. Sie find in 3 Gruben-
felder, deren jedes aus mehreren (3—5) übereinanderliegenden Stockwerken besteht, ein»
getheilt und haben 7 Tagsörderungs-, 2 Fahr-, 13 in Betrieb stehende Schachte und
einen Wasserhebungsschacht. Tief unten befinden sich l6 Teiche. Kürzlich drohten ein-
brechende Wassermassen einen Theil des Bergwerks zu vernichten. Zum Einfahren er-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
138
Mittel-Europa.
einer Fruchtbarkeit, womit die ergibigsten Aecker Polens sich nicht messen können, z. B»
die Werder von Danzig und Marienburg und die Felder von Stargard und Elbing.
Einzelne Landschaften Littauens haben guten Weizenbau, üppige Wiesen, viele Rinder,
Merinos und schöne Pferde; auch die Niederung an der Memel zwischen Tilsit und
dem kurischen Haff ist wegen ihrer Viehzucht berühmt. Es wird viel Getreide, Flachs,
Hanf und Hopfen gebant, obwohl in den minder ergibigen Landstrichen der Landbau
noch lange nicht zur Vollkommenheit gediehen ist. Die genannten Werder werden von
den Weichselarmen umfaßt oder bespült; da aber der Wasserspiegel an vielen Stellen
höher ist, als die niedrigen Marschen, so sind kostspielige Dämme und Deiche uöthig,
um sie zu schützen, Innerhalb derselben zeugen die vollen Viehställe und die Gehöfte
der Landleute, die aus deu fetten Weizenäckern und üppigen Wiesen hervorragen, von
großer Wohlhabenheit. Auf dem Wege von Elbing nach Königsberg kommt der Rei--
sende ins sogenannte Hochland, wo es hügelig und waldreich ist, und da sandiger
Boden mit der besseren Lehmerde wechselt, so trifft er wohl ärmere Bewohner, sie sind
aber thätiger als in der fetten feuchten Niederung, haben ein heiteres Gesicht und festen
gesunden Körperban. — Ein eigentümliches Produkt Preußens ist der Bernstein, der,
freilich seltener, anch an der pommerschen Küste, sowie an der von Sibirien und Kamt-
schatka,^) gefunden wird. Dies Mineral, bei den Griechen seines goldgelben Glanzes
wegen Elektron oder Sonnenschein, bei den alten Deutschen Glas genannt, weil es
durchsichtig ist, erhielt später den Namen Bernstein (brennender Stein), weil es am
Feuer schmilzt und aufflammt. Es ist leicht zu drechselu und zu kleiner angenehmer
Waare zu verarbeiten und wurde, wie unter uns, so schon im hohen Alterthum, von
Asiaten und südlichen Europäern geschätzt. Unstreitig ist der Bernstein ursprünglich ein
Harz vorweltlicher Koniferen; denn häufig fiudet man Stücke, worin Ameisen, Fliegen,
Würmcheu, Sandkörner, Moos und Wassertropfen eingeschlossen sind. Er muß leicht-
flüssig gewesen sein, eh er die Insekten überzog und in den durchsichtigen Kerker ein-
sperrte, wo sie, von keiner Luft berührt, sich unversehrt erhalten haben. Znweilen
hängt der Bernstein noch an Baumrinden und kleinen Aestchen. Man vermnthet da-
her, daß vor undenklicher Zeit ein anderes Klima in Preußen herrschte, auch daß der
Boden der Ostsee einmal Land gewesen sei, das sich allmählich aus unbekannten Ur-
sachm ins Meer senkte. Der Bernstein wird entweder aus der Erde gegraben, oder
durch Baggerei (zum Theil mit Anwendung der Dampfkraft) gewonnen, oder bei hef-
tigen Nw.-Stürmen von der Ostsee an die Küste geworfen. Besonders häufig wird
der Bernstein an der famländischen Küste gefunden, von Pillau bis hinter Palmnicken.
Die Baggerei Schwarzort bei Memel lieferte 1866 73000 Pfund Bernstein. Der beste
ist weißlich gelb, von 6 Loth Schwere und drüber. Das größte Stück wird zu Berlin
gezeigt; es wiegt 13*/ü Pfund, und ist mitten im Lande nnweit Gumbiunen ausge-
graben worden.
2) Der Hanptunterfchied zwischen Preußen und Polen ist aber der des Volkes,
denn Preußen wetteifert mit dem übrigen Deutschland an Bildung. Seine Städte
sind gewerbsam, seine Schnlen im Steigen, und mehrere Männer sind dort erwachsen,
die unter den größten nnsers deutschen Vaterlandes hervorleuchten; besonders folgende:
*) Neuestens auch zu Graffy Gully in der Nähe von Bokewood in Australien.
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Extrahierte Personennamen: Bernstein Graffy_Gully
Extrahierte Ortsnamen: Mittel-Europa Polens Danzig Marienburg Stargard Elbing Tilsit Elbing Königsberg Bernstein Sibirien Pillau Palmnicken Berlin Polen Deutschland Australien
140
Mittel-Europa.
merkwürdig durch große Schlachten gegen Napoleon, die erster? am 7. und 8. Februar
und die letztere am 14. Juni 1807. — Königsberg in der Luftlinie 71 Mln. von
Berlin, Festung und Hauptort in Altpreußeu mit 112000 E., Universität und starkem
Handel zur See. Die Stadt, die in der preußisch-deutschen Geschichte eine hervor-
ragende Bedeutung hat nud in deren einem Theile noch enge Gassen mit vielstöckigen
Giebelhäusern an die hanseatische Zeit erinnern, liegt auf hüglichtem Boden am Pregel,
der im frischen Aasf mit den Wassern der Nogat, Alt-Weichsel und Passarge sich mischend,
bei Pill au, dem eigentlichen Hafen Königsbergs, in die Ostsee mündet. Im Dome
liegt n. a. Kant begraben; auch eine Statue ist ihm errichtet. Die Landschaft Sam-
land hat manche Haidestrecken, aber auch schöne Laubwälder z. B. bei dem reizenden
Seebade Warniken. — Gnmbinnen ist Hauptort im Littaner Lande, wo das heitere
Volk reich ist an Dainos (alten Liedern) und eigne Tracht und Sitten bewahrt- Dort
ist auch vorzügliche Pferdezucht, besonders in dem k. Landgestüte zu Trakehueu. dem
besteingerichteten von Europa.
Weil sich Preußen bis zur Mündung des Riemen (oder Memel) erstreckt, so merken
wir noch Folgendes, das freilich nicht znm Weichselgebiete gehört: Tilsit am Riemen
mit 21,000 E. bekannt durch den Frieden, der 1807 nach der Schlacht bei Fnedland
den Krieg Preußeus und Rußlands gegen Frankreich beendete. Eine Stunde unterhalb
der Stadt beginnt die 4 Meilen lange Tilsiter Niederung, ein Marschland zwischen den
Memelarmen Gilge und Ruß bis aus kurische Haff. Noch vor 100 Jahren war es
lauter Moor oder Bruch. Ter Fleiß rüstiger Ansiedler hat im Streit mit überschwem-
Menden Wassern den Sumpfschlamm iu die fettesten Wiesen und Gemüsefelder nmge-
schaffen. So bezwang hier wie an vielen Orten der Mensch die Natur. Noch an
mancher Stelle Deutschlands ist sowohl der Boden zu verbessern als neues Gewerbe
einzuführen; es braucht nur Kopf, redlichen Willen und Fleiß. — Memel mit
22,400 E. an der Oeffnung des kurischen Haffs in die Ostsee, nördlichste Stadt Preu-
ßeus, in öder Sandebene; ihr Seehandel (94 Segler und 8 Dampfer) ist im Zuueh-
men begriffen. Nicht weit davon ist die Grenze des russischen Staates, der sich von
Osteu her seit 140 Jahren dem baltischen Meere genähert und seine Herrschaft an der
Küste ausgebreitet hat. Auch dort ist noch viel Deutsches in Sprache und Lebensart
auf den Landsitzen der reichen Edelleute nud in den Städten; denn im 12. Jahrhnn-
dert gründeten Bremer Kanfleute an der Mündung der Düna eine Niederlassung,
woraus die Stadt Riga entstand. Bald verbreiteten deutsche Ordensritter unter den
Letten, Kuren und anderen Nachbarvölkern, die großeutheils gleich den heiduischm
Preußen zum littauischeu Stamm gehörten, das Christeuthum und ihre Adelsherrschaft.
Der zu Marienburg wohnende Hochmeister bestellte zur Regierung der Länder einen
eigenen Heermeister. Dies währte nur bis ins 16. Jahrhundert, wo die Länder, noch
ehe das Landvolk gäuzlich nmgedeutscht war. nnter die Herrschaft des Polenkönigs kamen.
Ein Theil ward nochmals von den Schweden in Besitz genommen; alles aber gerieth
zuletzt in die Hände der erobernden Russen.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Königsberg Berlin Altpreußeu Alt-Weichsel Königsbergs Ostsee Europa Frankreich Menden Deutschlands Ostsee Riga Christeuthum Marienburg Schweden
372
Veränderungen an der Erdoberfläche.
wandelte und 1225 zur Zuydersee anwuchs. Stets noch wird Holland mit Ueber-
flutungen und Vernichtungen bedroht, wenn es nicht durch kostspielige Dämme und
Deiche sich schützt. Die Insel Helgoland, ehemals größer, wird dielleicht in ein
paar Jahrhunderten verschwunden sein. Gleich den Dörfern auf der Stelle des jetzigen
Dollart und der Zuyder-See siud manche Küstenstädte uutergegaugen, z. B. Mavali-
puram südlich von Madras in Indien, Jnlin am Ausflüsse der Oder. Dagegen setzt
das Meer auch Land an. Ravenna z. 23., zur Römerzeit dicht am Meere, liegt jetzt
l1/2 Stunden davon entfernt, und südlich von Bordeaux (les landes) hat sich auf einer
ziemlichen Strecke die Küste erweitert.
2) Auch tief im Boden ist Bewegung und sind Kräfte in Thätigkeit, die zur
Aeuderung der Erdoberfläche, und zwar auf gewalttätigere Weise als die geschilderten,
beitragen: Erdbeben und vulkauische Ausbrüche sind ihre Wirkungen. — Was
die Erdbeben betrifft, so kommen sie an gewissen Orten seltener vor als au andern,
im ganzen aber so häufig, daß man dreist behaupten darf, kein Tag gehe vorüber, wo
nicht irgendwo, in einem oder dem andern Lande eins verspürt würde, und kein Jahr, wo
nicht irgendwo ein gewaltiges von Zerstörungen begleitet wäre. Die Ttadt Scheumcha
am Südostfuß des Kaukasus ist seit dem 11. Juni 1859 3mal fast vollständig zerstört
worden, Erzerum in Armeuien war in diesem Jahrhundert 2 mal der völligen Ver-
nichtung nahe, Haleb (Aleppo) nebst andern großen Orten Syriens desgleichen;
Caracas in Südamerika stürzte 1812 zusammen, indem die ganze Provinz Venezuela
heftig erzitterte. Im Jahr 1746 hatte die peruanische Stadt Lima sammt ihrem
Hafenort Callao das gleiche Schicksal, die aufgestoßene Meerflut verschlang den letzteren
Ort. Auch in Deutschland, von dem man sonst sagen konnte, daß ihm Erderschütte-
rnngen so fremd seien, daß ganze Geschlechter dahingingen, ohne von Erdbeben anders
zu wissen als durch Berichte, haben, uameutlich in der hessischen Provinz Starkeuburg,
seit Anfang des Jahres 18g9 häufig Erdstöße, oft mit mehr oder minder bedeutenden
bleibenden Wirkungen (Emportreibungen des Bodens, Entstehen oder Versiegen
von Quellen :e.), stattgesnudeu. Eö versteht sich, daß solchen Erdstößen
das zerbrechliche Menschenwerk, Bauten aller Art, eher unterliegt, als die Hügel und
Berge, auf denen es errichtet war; heftige Stoße aber können anch Berge zerreißen,
Thäler verschütten und den Anblick der Gegend verändern. Bei dem Erdbeben, das
im Jahre 1797 ganz Peru erschütterte, mehrere Städte, darunter Quito, zerstörte,
warfen einige stark schwankende Berge ihre Gipfel ab. Bei dem Erdbeben von Lissabon
i. I. 1755, dessen Verbreituugsbezirk sich über mehr denn 600000 Q.-M. erstreckte,
folgten die Stöße so rasch auf einander, daß ein großer Theil der Einwohner sich nicht
zu retten vermochte, in Zeit von 6 Miuuten lag die Stadt in Trümmern; das Meer
gerieth in uugeheure Bewegung, man sah auf Augenblicke eiue trockue Furt im Tajo,
dessen Wasser rückwärts geschlendert ward. Ganz Portugal erbebte, so daß Berge aus-
einander barsten, mächtige Felsstücke herabfuhreu, hin und wieder sich der Boden
öffnete, und Wasser in Massen zu Tage quoll. In der Nachbarschaft Portugals ward
die Erschütterung ebenfalls verspürt, wenn auch mit weniger furchtbaren Wirkungen,
in Madrid, in Gibraltar, in Marokko; an vielen Stellen des westlichen Europas hat
man die Wirkungen gesehen, besonders an Quellen, die momentan aufhörten oder an
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Scheumcha Callao
Extrahierte Ortsnamen: Holland Helgoland Madras Indien Ravenna Kaukasus Armeuien Aleppo Syriens Caracas Südamerika Lima Deutschland Provinz_Starkeuburg Peru Quito Lissabon Portugal Portugals Madrid Gibraltar Marokko Europas
Afrika — das Land.
525
hat man ein etwa 7 Mln. breites, nur ausnahmsweise recht anbaufähiges
Land vor sich, das aus schmalem Küstensaume zu etwa 600 m. ansteigt, in
einzelnen Kuppen aber zur doppelten Höhe sich erhebt, und das der Berber
Rif, der Araber Sahel nennt; hinter dieser Küstenregion liegen die
wasserreichen, kulturfähigen Landschaften der Gebirgsreihen, die von C.
Espartel bis C. Blaueo sich erstrecken, das Tell genannt, und die im
W. den ganzen Raum innerhalb des Gebirgsbogens des Großen Atlas er-
füllen. Hinter dem Tell liegt in Tunis und Algier die Region der Schotts,
ein im Durchschnitt 25 Mln. breiter, fast wüster Gürtel flacher Seen und
Sümpfe, der in Marokko zum Theil nur in geringem Maße vertreten, zum
Theil durch das anbaufähige Susthal ersetzt erscheint. Darauf kommt
das Tell des Gebirgszuges von C. Nun bis C. Bon, und hinter diesem
liegt die petit desert, die Vorwüste, die tunesische, algierische und marok-
kanische Sahara, vom Syrtenmeer bis zum Oceau, und vom Südabhang
jener Gebirge bis zu den Breiten, die durch die Südpunkte der großen
Oasen gehen, meist Sandwüste und Steppe, aber mit kleinen Bergstrecken,
mit Quellen, Sümpsen und Oasen bestreut, wo es üppige Gärteu, Dörfer
und Städte mit seßhafter Bevölkerung, sowie zur Zeit der Winterregen
reiche Weideu gibt und selbst mancher wüste Zwischenraum zur Regenzeit
sich mit frischem Grün überzieht. Man heißt die Region auch Weiden-
land, und den tunesischen Theil Biled-el-Dscherid oder Dattel-
l a n d.
Die zum Meere strömenden Flüsse des Atlas sind meisi reißende Gebirgswasser;
fo der 60 Mln. lange algierische Schellif, die 160 Mln. lange Mulüja, dann der
wasserreichste Strom des Atlas Um-el-Rbeja (d. h. Mutter der Kräuter), von der
Größe der Seine, der im Hauptgeäst des Atlas entsteht und nach nvrdwestl. Laufe bei
As am o r mündet; ein echter Wüstenstrom ist der Draa, unter 13° Ö. 2. v. F. direkt
und ohne besondere Nebenflüsse nach S. bis 29" N. Br., dann nach W., um unter
28° 10' zu münden; dieser lange Lanf, 1/e länger als der des Rheines, hat fast bestän«
dig Wasser, auch im Hochsommer bis zu der Stelle, wo er nach W. wendet. Was sonst
nach S. vou deu Gebirgen abfließt, kommt manchen Stellen der Vorwüste zu gnte,
verliert sich aber bald im Sande.
b) Der Kong. Mit diesem Worte, das soviel heißt als Gebirg, be-
zeichnet man die Hochgegend, die in terrassenförmigen Plateanlandfchaften
von etwa 4° Ö. L. v. F. an allmählich bis zum Hochgebirg aufsteigt und
dann in Form einer langen Gebirgskette ziemlich parallel mit dem Nord-
rande des Guineagolfes von West nach Ost 300 Mln. weit hinzieht. Von
der flachen Küste halten sich die Vorhügel meist 12—15 Mln. entfernt.
Nur einige niedere Ausläufer treten ans Meer, der eine mit dem bekannten
Cap, das wegen stark tosender Brandung an seinem Fuß und donnernder
Gewitter auf seiner Felshöhe von den Portugiesen den Namen Sierra
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: C.
Espartel C._Blaueo C._Bon
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Rif Tunis Algier Marokko Hochgebirg Ost
Afrika —
das Land.
551
Wir nannten vorhin die Kala Hari-Wüste eine Sahara des
Südens. Ebenso stellen sich diese zuletzt erwähnten Stromgebiete
den reichbewässerten Ländern Sudans gegenüber, nur daß sie höher
liegen. — Um sich nun in ihrem Netze zurecht zu finden und einen weitern
Anhaltspunkt zu behalten, merke man sich auf der Karte das 1600—2000 m.
hohe Mossamba-Gebirg; von den Quellen des Congo, die es umschließt,
zieht es ziemlich weit an der rechten Seite dieses Flusses hin. Von dem-
jenigen Theile der Mossamba-Berge, wo der Congo entsteht, strecken sich
die üppigen Urwälder der großen Olowiheuda-Wildnis östlich des
Quanzagebiets durch 3 Breitengrade hin gen Süden. Sie sind es, die
zahlreiche Bäche und Flüsse erzeugen und sowohl zum Kassabi, als ins
Zambesi-Gebiet absenden. Die Gewässer eilen aber nicht rasch nach O.;
die sanste Neigung der ausgedehnten Hochebene erlaubt, daß sie in ihrem
ungeheuren Parke sich behaglich hiuwinden und zur Regenzeit befruchtend
über ihre Ufer austreten können. Der Dilolo-See liegt in so wage-
rechtem Lande, daß er mit dem Liba und dem Kassabi, deren jeder etwa
10 Meilen von ihm entfernt ist, in Verbindung steht — eine Bifurkation,
wie in Südamerika, wo der Cassiquiare die Gleichhöhe zwischen dem Ori-
noko und dem Rio Negro durchläuft. Livingstone, der bloß vom Dilolo-
See bis zum Congo, auf einer Reise von 75 Meilen 30 Flüsse passirte
und in dem fiebererzeugenden Klima bis zum Skelett abzehrte, weiß doch
den Werth dieser Länder zu schätzen. Betrachtet man in Petermanns
Mittheilungen die Karten zu Liviugstoues u. a. Reisenden Fahrten, so
findet man nicht allein, wie weit diese beharrlichen Männer das Land be-
reist, sondern auch, wie weit sie von den Eingebornen — auch hierin
dem nordafrikanischen großen Forscher H. Barth gleich — Erkundigungen
über die rechts und links von ihrem Wege bis auf beträchtliche Entfernung
abliegenden Flußläufe, Beschaffenheit und Produktion des Bodens, Bevöl-
kernng, Städte u. s. w. eingezogen haben.
Noch ist ein bedeutender Strom der Westküste zu erwähnen, der allerdings
erst in seinem Unterlaufe und da erst in neuester Zeit näher erforscht worden
ist — der Ogowai. Zwei Hauptarme desselben münden in die Naza-
rethbai bei C. Lopez (zwischen0und 1°S. Br.), ein dritter, der Npu-
lunie, mit dem Wasser des Fernand Baz vereinigt, unter fast I7a°
S. Br. ins Meer. Der Ogowai entsteht aus 2 Quellflüssen; der linke,
Nguuie oder Ouang o, kommt vom S. und fließt in nordnordwestlichem
Laufe, beim Durchbruch durchs Jscho go-Gebirge (1°S.br.) die Eugenia-
Fälle bildend, dem andern Quellfluß, dem Okanda in ähnlicher Weise
entgegen, wie in Calisornien der Joaquin dem Sacramento; der Okanda
kommt aus noch unbekannten Gegenden von No. und wurde bis jetzt am
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616
Afrika —
die Inseln.
die südlichste, S. Annobon. S. Thome und Principe sind portugiesisch, liefern
Kaffee und Kakao.
6) Sanct Helena und Ascension oder Himmelfahrt — zwei brittische Inseln
im äthiopischen Meere, sehr klein, doch als Erfrischungsorte für Seefahrer von Werth. —
Helena, 180 M. von Ascension und 200 M. von der afrikanischen Küste, ist ein
Basaltgebilde. Seit die Engländer Bäume und Strauchwerk mühsam angepflanzt, ist
sie minder trocken als früher und erzeugt Gemüse, Feigeu, Granaten und Orangen.
Bewohnerzahl: 6800. Der einzige Ort Jamestown liegt in enger Schlucht an der
Mündung eines Bächleins. Als Aufenthalt Napoleons vom 18. October 1815 bis zu
seinem Tode den 5. Mai 1821 hat die Insel eine weltgeschichtliche Berühmtheit er-
langt. — Die Engländer besitzen auch als Erfrischuugsorte die westwärts dem Cap
gelegenen Jnselchen Tristan da Cunha.
An der Ostseite Afrikas liegen folgende Inseln und Inselgruppe:::
1) Madagaskar, durch den 52 Meilen breiten Kanal Mosambiks vom Eon-
tinente getrennt, ist eine der schönsten Inseln des Erdbodens und nach Neuguinea und
Bvrneo die größte (10750 Q. M.). Sie ist 220 Min. lang, im N. und O. gruppiren
sich punktgleiche Juselchen um das mächtige, au Flächengehalt das deutsche Reich noch
übertreffende Eiland, alle durch Lage, Bodenbeschaffenheit und Erzeugnisse dem „großen
Lande" zugehörig und mit ihm ein scharf gekennzeichnetes Gebiet, nämlich die ostasri-
kanisch e Inselwelt, bildend. Madasgaskar ist mit allem ausgestattet, was ein Volk
zum heitern Leben und znr Entwickelung seiner geistigen Kräfte bedarf. Ein Gebirg
mit Gipfeln von 2700 m. zieht von N- nach S. über die innern Hochebenen hin, sich
mehrfach verästend und herrliche Thäler bildend; der Ankaratra in der Mitte der
Insel hat 3700 m. Die meisten Flüsse sind höchstens nur im flachen Küstenlande,
wohin sie rauschend abfallen, schiffbar, haben aber Sandbänke vor den Mündungen.
Drückende Hitze herrscht hier unten, doch mildes Klima auf den Hochgegenden, die etwa
10 bis 15 Meilen vom Meere aufsteigen. Diese Bodenbeschaffenheit ermöglicht das
Gedeihen einer großen Zahl von Gewächsen: in den untern Gegenden finden sich Ta-
marindenl, Drachenbanm, Pandanns, Kokos :c., höher hinauf Wälder von Mahagoni,
Ebenholz, Baobab; außer den bekannten gibt es auch viele unbekannte tropische Pflanzen,
ferner eigentümliche Balsam- und Gummibäume, den berühmten „Banm des Reisen-
den". (Ravenala der Madagassen), die Redala, den Giftbohuen tragenden Tangin-
bäum u. a. Die hauptsächlichsten Kulturgewächse der Erde gedeihen: Zuckerrohr, Baum-
wolle. Tabak, Kaffee, Kakao, Indigo. Gewürze, öl- und harzerzeugende Gewächse, euro-
päisches Getreide, Wein und Früchte der gemäßigten Zone, Reis in vorzüglicher Qua-
lität und in solcher Menge, daß die Maskarenen ganz, das portugiesische Ostafrika,
Zauzibar u. a. Gebiete zum Theil damit versorgt werde». Die großen Vierfüßler
Afrikas fehlen; aber an Schlangen sind gewaltige, und Schlachtvieh (Ochsen, Schafe
und Schweine) ist in Menge vorhanden. Madagaskar bietet endlich auch vortreffliches
Eisenerz, Kupfer und Blei. Gold und edle Gesteine, Marmor und Steinsalz, Porzellan-
erde und schwefelfreie Steinkohle. Dies alles gilt hauptsächlich vom nördlichen, im
Bereiche der feuchtigkeitbringenden Monsune gelegenen Theil der Insel; Südmadagaskar
dagegen, ein erst in jüngerer Zeit dem Meere entstiegenes, 150 200 m. hohes plateau-
artiges Land, von verhältnismäßig trockenen Passatwinden bestrichen und ohne bedeutende
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Extrahierte Personennamen: Thome Helena Helena Napoleons Tristan_da_Cunha
734
Europa —
Frankreich.
indes diese Stadt für Seeschiffe wieder erreichbar machen. Länge der Rhone: Nomln.^
Größe des Gebiets: 1800 Q.-M. Zuflüsse rechts her: der Ain aus dem Jura; die-
Saöne aus den Fancilles, mit dem Zufluß D oubs. An der Saone die Orte Ehklons
für Saüne (in dessen Nähe am Fuße des Charollais die alte Abtei Clugni) nndmacon;
südöstlich des letzteren, in der Ecke zwischen Rhone und Saüne, auf dem Südende der
fast wagrechten, wohl angebauten burguudischen Hochebene zahlreiche kleine Seen..
Ferner fließen in die Rhone: rechts her die Flüßchen Ardeche und Gard aus den
mittleren Sevennen, links her aus den Alpen: die Jfere, die Dröme, und die bei
Avignon mündende Durance. — Zwischen Rhonemündung und Pyrenäen der
Küstenfluß Heranlt aus der Lozöre; und au Italiens eigentlicher Grenze der Bar
aus den Seealpen.
Frankreichs Flußsysteme haben eine für den Jnnen^ und Außenverkehr des Landes
höchst günstige Anordnung: sie laufen nach den verschiedensten Richtungen auseinander^
die Wasserscheiden konnten in vorhandenen Lücken oder Senknngcn von Kanälen leicht
überschritten und so das Innere des Landes mit den beiden Meeren und mit den Rhein»
landschasten in bequeme Verbindung gebracht werden. Freilich leiden — infolge der
maßlos betriebenen Entwaldung der Berge — zahlreiche. Flüsse an stets zunehmender
Versandung, so daß man z. B. längs der Loire von Digoin bis Briarre einen beson-
dern Kanal anlegen mußte, und noch weiter hinab, ja bis Nantes, ist der Flnß voller
Sandbänke. Die wichtigsten Kanäle sind: der von St. Qnentin verbindet Oise,
Somme und Scheide — der Marne-Rheinkanal Marne und Rhein — der Doubs-
kanal zieht nach der Elsasser Jll und verbindet also Saöne und Rhein — der von
Burgund Saöne und Aonne — der von Orleans Seine mit Loire — der Kanal
des Innern (du centre) Saüne mit Loire. — Der sehenswerthefte ist der ans
Louis' Xiv. Zeit stammende königliche oder Südkanal zwischen der Garonne (bei
Toulouse) und dem Mittelmeer; er istlomln. lang, hat 62 Schleusen und 92 Brücken,
und ruht an 55 Stellen auf Arkaden, unter denen Flüsse durchlaufen. Auch Loire und
Eher sind in der Landschaft Berry verbunden.
Der Boden Frankreichs ist fast überall, namentlich in den Ebenen, dem An-
bau günstig. Nnr wenige Strecken sind unbrauchbar, so z. B. besonders die Sand-
und Heideflächen südlich der Gironde, les landes genannt, zwischen welchen und den
landeinwärts wandernden Dünen eine Reihe von Sümpfen und Etangs (Strandseen);
durch die Anpflanzung von Strandkiefern:c. sind nun die Dünen größtentheils befestigt'
die Camargne oder das 20 Q.-M. große, noch fortwährend anwachsende Rhonedelta
ist nur zum kleinsten Theile an Getreide ergibiges Marschland, größtentheils sandig
oder anch morastig, salzig, jeder Kultur unfähig und nur zur Salz- und Sodagewin-
nnng oder als feuchtes Weideland benutzbar; östlich daneben ist bis Arles hinauf die
wüste, steinige Plaine de la Cr au, von Felsblöcken übersäet, welche die Durance von
den Alpen herabgeführt hat; südlich von Oeleans das sumpfige Heideland Sologne
und nördlich von Blois das zu nasse Land von Vendome. Dagegen zeichnen sich
andre, und nicht bloß die Umgegend von Tours, die man den Garten Frankreichs
nennt, durch ihre Ergibigkeit aus. — Das Klima, in der Nordhälfte dem dentschen
ähnlich, südlich der Eevenneu gleich dem italischen, befördert die manchfaltigste Pro-
dnktion. Wein, Obst, Mandeln, Kastanien, Oliven (letztere bloß südlich der Eevennen,
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Oeleans
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Rhone Avignon Italiens Frankreichs Rhein» Nantes Marne-Rheinkanal_Marne Rhein Rhein Burgund_Saöne Toulouse Frankreichs Rhonedelta Arles Frankreichs