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zu waffnen. Indessen wird die über die Erde ausgebreitete Nacht
immer fürchterlicher und aus der Ferne murmelt schon eine dumpfe
Stimme die Drohungen des kommenden Donners her,, dem
Ohre immer hörbarer. Auf einmal scheint das Gewölbe des Him-
mels zu zerreißen; ein schreckliches Krachen erfüllet den weiten Luft-
raum, die Erde bebt und alle Echo in den Gebirgen werden erregt.
Mit jedem Schlage des Donners fahren die flammenden Blitze
Strahl auf Strahl aus, durchkreuzen die schwefelichten Lüfte,
schlängeln sich an den Spitzen der Berge herab und werfen ihr
Feuer in die ödesten Abgründe. Die Schleusen des Himmels lösen
sich von ihrer Last und stürzen ganze Fluthen herab, und indem die
Wolken unter dem Kampfe der Winde von einer Gegend in die an-
dere sich fortjagen, tobet das wilde Geplätscher auf dem dürren
Erdboden herunter.
Vater. Welch ein Gewitter! Ist es doch, als krachte die
Achse des Erdballs! Blitz und Schlag immer schneller und schneller
aus einander! — Nun gilt es Vorsicht!... Weg vom Ofen, ihr
Kinder! — Tretet in die Mitte des Zimmers! Oeffnet die Thür!
(dem Gesinde zurufend) Löscht das Feuer auf dem Heerde aus!
Geschwind! — Kinder. (Sich an ihn schmiegend.) Ach Vater!
ach Vater! O wie es raffelt und rollt! Alle Fenster zittern! —
Vater. Zittert nur ihr nicht! Furcht vergrößert die Gefahr!
— Mutter. Gott sei bei uns ! Ach, der Blitz hat gezündet!
Gewiß! Gewiß! Seht, da laufen schon Leute zusammen. —
Kinder. Ach Gott! Feuer! Feuer! Feuer! — Vater. Still
doch! noch wissen wir ja gar nicht, ob der Strahl gezündet
hat oder nicht. — Bleibt, ich laufe, um selbst zu sehen! —
Kinder. O Vater! Vater! in dem schrecklichen Wetter willst du
fort? Auch du wirst erschlagen und wir sterben vor Angst. —
Mutter. Seid doch nicht so ängstlich, ihr Kinder! Geh! Geh,
lieber Vater, und bring uns bald gute Nachricht! — Vater.
Gott geb' es! In wenigen Minuten bin ich wieder bei euch.
Adieu.
Kinder. Der Vater kommt! Der Vater kommt schon wie-
der. — Mutter. Ach, was für Nachrichten wird er uns
bringen? — Vater. Gott Lob und Dank! Das Glück war
größer, als das Unglück. Der Strahl hat nicht gezündet, kein
Mensch ist verunglückt! Das Wetter entfernt sich und die Gefahr
ist vorbei.
40. Vorsiehtsmassregelii heim Gewitter.
1) Sobald ein Gewitter entsteht, ¡öffne man entweder eine
Thüre oder ein Fenster, damit man nicht Gefahr laufe, von der
schwefelichten Luft überwältigt zu werden, wenn der Blitzstrahl
durch das Zimmer fahren sollte.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
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der Vögel ihre Jagd auf dieses Ungeziefer an, kalte Nächte tödten
eine Unzahl, und überdies sind aus der Klasse der Insekten selbst
sehr viele thätig, ihr eigenes Geschlecht zu erwürgen. Zu ihnen
sind die Laufkäfer zu zählen, wahre Tiger in Mordlust, dabei
ausgerüstet mit Stärke, Gewandtheit und Muth. Allerorts mar-
schiren sie mit Wachsamkeit und halten Standrecht über das ver-
wüstende Geschmeiß. Wem ist der Goldlaufkäfer oder Gold-
schmied nicht bekannt, der in der glänzenden Montur mit aller
Leichtigkeit über Erdschollen, Furchen, unebene Wege und Pfade
dahin eilt, manchmal an abschüssigen Stellen sich überstürzt und
herunterpurzelt, dann gleich darauf wieder eine Erhöhung erklettert,
und daselbst Halt macht, die Gegend zu überschauen! Er ist ohne
Rast geschäftig, fegt das Land und Gefilde, und manche Raupen,
Käfer, Regenwürmer und Schnecken sterben zwischen seinen harten
Freßzangen, und diese Waffe versagt ihm niemals. Er wehrt sich damit
auch, wenn man ihn in die Hand nimmt, doch kann er nicht verwunden.
Nebst dem Goldlaufkäfer gibt es noch andere Laufkäfer, welche in
derselben Weise, wie dieser, thätig sind und daher alle Schonung ver-
dienen. Fast sämmtliche Käfer dieser Art sind von herrlich schim-
merndem Metallglanze an Brustschild und Flügeln. Letztere fehlen
manchen größeren Gattungen oder sind vielmehr verkümmert. Einige
dieser Käfer dürften bekannt sein, z. B. der Bombardierkäfer,
der seinen Verfolgern einen blauen Dunst entgegen knallt; der kleine
Raupensäger oder Aufpasser und die Sy cophanta, welche
beide häufig auf Bäumen vorkommen, besonders Abends und Mor-
gens, um Raupen zu fressen.
8. Das Johanniswürmchen und Marienkäferchen.
Wenn am schönen Sommerabende mit dem einbrechenden Dun-
kel von dem dämmernden Grunde des Himmels einzelne Sternlein
blicken, denen allmälig sich so viele zugesellen, daß ein Leuchten und
Flammen entsteht, als ob jenseits ein himmlischer Fest- und Freuden-
tag angebrochen sei; so will die dunkle Erde bei dem prachtvollen
Lichtscheine, der sich so reichlich über sie ergießt, auch nicht ohne ähn-
lichen Schmuck erscheinen. Sie streut glänzende Leuchtkäferchen, schö-
ner als Edelsteine, in Menge über den Rasen und an Häge, Hecken,
Zäune und Wegeränder, schmückt damit ihr dunkles Gewand und ahmt
so gleichsam, freilich schwach und bescheiden, das majestätische Schau-
spiel des gestirnten Firmamentes nach. Kein Wunder, daß kleine Kin-
der, welche die schimmernden Glühwürmchen zum ersten Male sehen,
solche für herabgefallene Sternchen halten und sie voller Verwunderung
hetrachten; haben ja die Erwachsenen ihre Freude daran, obwohl sie
dieselben schon oft gesehen haben, es müßte denn der späte Spazier-
gänger gar keinen Sinn für die Schönheiten der Natur haben und sehr
gleichgültig sein, was jedenfalls bei dieser Erscheinung selten der Fall
sein wird. Doch nicht alle Fünkchen liegen zur Zierde ruhig im Dun-
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
459
8-
Gaualgesheim, den 2. Mai 1853-
Liebe Maria!
Göll sei gedankt! Die grosse Gefahr, in welcher meine liebe Mutter
seit einigen Tagen schwebte, ist glücklich vorüber, die Krankheit ist
gehoben und die Mutter befindet sich auf dem Wege der Besserung,
Ich weiss, liebe Maria! dass Du meine Freude hierüber theilst, so wie
Du auch an meinem Schmerze Theil nähmest. wie ich dies aus Deinen
Briefen ersah, worin Du mit der zärtlichsten Besoigniss Dich nach dem
Krankheitszustande meiner lieben Mutter erkundigtest. 0, wie wohl-
thuend ist die Theilnahme einer Freundin an unserer Freude , an unse-
rem Schmerze! Dafür, liebe Maria! meinen innigsten Dank und die
Versicherung, dass in Liebe allzeit Deiner gedenken wird'
Deine Freundin
Johanna.
9.
Gernsheim, den 2. September 1853.
Geliebter Julius!
Gestern Vormittag neun Uhr, als wir eben in der Schule einen
Aufsatz ausarbeiteten, entstand plötzlich Feuerlärm, und wir sahen
aus dem Schulfenster auf der Südseite unseres Städtchens ein Haus
schon in hellen Flammen stehend. Wir eilten zur Brandstätte und
leisteten durch Wafsertragen alle Hülfe, allein das Wohnhaus, nebst
der Hosraithe wurde ein Raub der Flammen, da Scheuer, Speicher
und Stallung mit Heu, Stroh und Getreide angefüllt waren, wo
daö Feuer reiche Nahrung fand. So war in einigen Stunden Haus
und Hosraithe in eine Ruine verwandelt, und ein braver, fleißiger
Mann größtentheilö seiner Habe beraubt. Sein Vieh wurde noch
gerettet; wo nun aber für dasselbe Futter hernehmen? — Nun man
steuert bei. — Dein guter Vater wurde, wie ich weiß, auch dieses
Jahr in seiner Futterernte reich gesegnet, und er wird aufdeine Bitte
eine Beisteuer an Futter nicht versagen, und dies um so mehr nicht,
als der Brandbeschädigte Euch auch verwandtschaftlich nahe steht, was
ich nun nicht länger verhehlen kann; es ist nämlich Euer guter Vetter
Müller.
Bringe diese Nachricht Deinem Vater auf eine zarte Weise bei
und behalte in freundschaftlichem Andenken
Deinen
Ludwig Berg.
10.
Heppenheim, den 4. September 1653.
Theurer Ludwig!
Deine uns mitgetheilte Nachricht von dem Unglücke unseres ar-
men Vetters Müller hat mich und meinen Vater sehr erschüttert; doch
danken wir Dir herzlich dafür, daß Du uns so schnell davon in Kennt-
niß letztest und so meinem Vater Gelegenheit gegeben wurde, gegen
seinen lieben, unglücklichen Vetter erkenntlich zu sein, wiewohl die
Veranlassung hierzu eine traurige ist. Nächstens werden wir unsern
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Maria Maria Maria Johanna Gernsheim Ludwig_Berg Ludwig Ludwig
Wunschsätze.
Käme die Mutter! Entfernte sich die Krankheit! Besserte sich der Sohn J
Aenderte sich das Wetter! Wäre er zufrieden! Wäre der Vater gesund!
Befehls- oder Heischesätze.
Kind, gehorche! Betet! Arbeitet! Schweige! Sei bescheiden! Seid
ehrlich! Freund, sprich! Sei kein Prahler! Seid keine Betrüger!
Fragesätze:
Freust du dich? Kommt der Vater? Weint die Mutter? Wird die
Eisenbahn gebaut? Sind die Vögel giftig-? Ist die Lust elastisch? Zst der
Schatten ein Körper? Ist der Mond ein Fixstern? — Nach Urtheilssätzen
macht man einen Punkt, nach Wunsch- und Befehlssätzen ein Ausrufzeichen,
nach Fragesätzen ein Fragezeichen.
13. An dem Zeitworte werden verschiedene Zeiten bezeich-
net, nämlich die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zu-
kunft.
Der Schüler lernt. Der Schüler hat gelernt. Der Schüler wird ler-
nen. Der Taglöhner arbeitet. Der Taglöhner hat gearbeitet. Der Tag-
löhner wird arbeiten. Der Vogel singt. Der Vogel hat gesungen. Der
Vogel wird singen.
Die Zeit vergeht. Die Zeit ist vergangen. Die Zeit wird vergehen.
Das Gebäude zerfällt. Das Gebäude ist zerfallen. Das Gebäude wird
zerfallen. Das Kind fällt. Das Kind ist gefallen. Das Kind wird fallen.
Ich gehe. Ich bin gegangen. Zch werde gehen.
Du gehst. Du bist gegangen. Du wirst gehen.
Er, sie, es geht. Er, sie, es ist gegangen. Er, sie, es wird gehen.
Wir gehen. Wir sind gegangen. Wir werden gehen.
Zhr gehet. Zhr seid gegangen. Ihr werdet gehen.
Sie gehen. Sie sind gegangen. Sie werden gehen.
Welche Sätze stehen in der Gegenwart, Vergangenheit und Zu-
kunft ?
14. Sätze, worin am Zeitworte die drei Hauptzeiten in der
Leideform bezeichnet sind.
Die Schülerin wird gelobt. Die Schülerin. ist gelobt worden. Die
Schülerin wird gelobt werden. Die Fische werden gefangen. Die Fische
find gefangen worden. Die Fische werden gefangen werden. Der Geschickte
wird geachtet. Der Geschickte ist geachtet worden. Der Geschickte wird
geachtet werden.
Zch werde empfohlen. Zch bin empfohlen worden.
Du wirst empfohlen. Du bist empfohlen worden.
Zch werde empfohlen werden.
Du wirst empfohlen werden.
Er, sie, cs wird empfohlen werden.
Wir werden empfohlen werden.
Zhr werdet empfohlen werden.
Sie werden empfohlen werden.
15. Die durch das Zeitwort ausgedrückte Thätigkeit wurde seit-
her als wirklich ausgesagt. — Sätze, worin durch das Zeitwort
die Thätigkeit auch als möglich und nothwendig ausgesagt wird.
Er, sie, es wird empfohlen.
Er, sie, es ist empfohlen worden.
Wir werden empfohlen.
Zhr werdet empfohlen.
Sie werden empfohlen.
Wir sind empfohlen worden.
Zhr seid empfohlen worden.
Sie find empfohlen worden.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
107
1400 Sorten zählt, und eben deswegen gibt es auch eine so große
Menge von Weinarten, die sich durch Güte und Geschmack, wie
auch durch Farbe und andere Eigenschaften sehr von einander unter-
scheiden. Unter den deutschen Weinen wird der Rheinwein für den
besten gehalten. Die besten Traubensorten zum Essen sind: der
Muskateller, wovon es eine weiße und eine rothe Spielart gibt,
der Gutedel, ebenfalls weiß oder roth, und die Zibentraube, mit
ovalen gelblichen Beeren, wovon in den wärmeren Ländern die
großen Rosinen oder Zibeben kommen. Die besten Weine geben:
der Riesling, welcher weiße (grüne) Beeren hat, und besonders
häufig am Rhein gebaut wird, wovon die Rheinweine so vorzüglich
sind; der Klüvn-er, welcher kleine, dunkelblaue oder graue Beeren
hat; der Sylvaner (Salviner) oder Oestreicher mit einer weißen
oder einer blauen Spielart; der Traminer, roth; der Strohwein
oder Sekt entsteht aus den Trauben, die man im Herbste noch auf
dem Stroh trocknet, wodurch sie einen großen Theil des Wässerigen
verlieren und also an Süße zunehmen.
Wohl ist der Wein ein herrliches, den Müden und Kranken
erquickendes, den Niedergeschlagenen erfreuendes Getränke, das
der, der es haben kann, täglich genießen mag, aber immer so, daß
wirklich nur das Herz erfreut wird und nicht der Bauch dabei in
seine tolle Luftigkeit geräth, wobei er mit dem Verstände und dem
Herzen durchgeht, und beide zu Sachen hinreißt, die nicht gut und
nicht recht sind.
9. Der Haifeebaimi.
Seine Bhitler sehen fast wie Pommeranzenblät-
ter aus; nur sind sie viel länger; die Blüthen sind
weiss; die Frucht ist eine kleine Hirsche, welche
anfangs grün, später roth, zuletzt bei völliger Heise
schwarz ist. Sie enthält unter dem dünnen, widrig-
süsslichen, ungeniessbaren Fleische zwei harte Sa-
menkerne, die bekannten Kaffeebohnen, welche mit
den flachen Seiten an einander liegen. Der Kaffeebaum
blüht jährlich zweimal und man findet fast immer
Blüthen, unreife und reife Früchte an demselben.
Ursprünglich wächst dieser Baum in Arabien,
wo er in vielen Gegenden eben so häufig angepflanzt
ist, als bei uns der Zwetschenbaum. Und gewiss
ist die dortige die edelste und beste Kaffeesorte in
der ganzen luteit. Ufenn man aber meint, dass
nun auch in jenen Gegenden immer und überall der
beste Kuffee getrunken werde, so irrt man sich sehr.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
10 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
Helden sprechen: „Kein unglücklicheres Geschöpf, das da athmet und
kreucht auf der Erde, als der Mensch!" Das ist ein Seufzer nach Er-
lösung aus der kalten Finsterniß des Lebens, das nicht von Gott, der
Sonne der Geister, erhellt und erwärmt wird.
Wir wissen nicht geschichtlich, wie lange die Menschen brauchten, um
zu Völkern heranzuwachsen, wie viele Versuche st'e machten, bis sic eine
bürgerliche Gemeinschaft ausgebildet hatten; wir wissen auch nicht, wie
st'e ihre verschiedenen Religionen gedichtet haben, denn wie das Licht der
Geschichte aufgeht, sehen wir ausgebildete Nationen dastehen. Ihr Schau-
platz ist das hintere Asten; allmalig rückt die Geschichte gegen Westen,
gleich dem Gange der Sonne.
Zweites Kapitel.
Indien.
Wann das Land, welches durch das Himalayagebirge (Emodus)
von Mittelasien, durch den Hindukusch (Paropamisus) von dem Hoch-
lande Iran (Aria), das bis zum Tigris in Vorderasten reicht, geschieden
wird, von den Stammvätern der Indier oder Hindu bevölkert wurde,
kann nicht geschichtlich bestimmt werden. Nach den eigenen uralten
Sagen des Volkes sind sie aus dem Geschlechte Iaphets (den Noah
nennen die Indier Men», seine Söhne Chama, Scherma, Japeti) und
wohnten im Hochlande jenseits der Indus- und Gangesquellen am
Göttergebirge Meru. Von da zogen sie in die große Halbinsel, welche
von dem Indus, dem Ganges und Bramaputra bewässert wird, und
breiteten sich von den Quellen des Indus und Ganges bis zu deren
Mündungen aus, und über die Hochflächen und Thäler des Dekhan, an
den Küsten von Malabar und Koromandel bis auf die Insel Sinhala
(Ceylon, Taprobane bei den Griechen). Diese arischen Einwanderer sind
aber nicht die Urbewohner der Halbinsel; sie trafen dort bereits andere
Stämme von chamitischer Abkunft, welche sie in die Gebirge zersprengten
oder unterjochten, indem sie sich selbst als ein edleres Volk betrachteten,
wie denn auch in ihrer Sprache Arier die „Ausgezeichneten" bedeutet.
Doch haben sie cs selbst nie dahin gebracht, daß sich ihre Stämme zu
einer Nation vereinigten und die ganze Halbinsel ein indisches Reich
bildete. Eine eigentliche Geschichte haben sie nicht; denn die meisten
Stämme besitzen keine schriftlichen Aufzeichnungen, sondern nur dunkle
und vielfach verwirrte Sagen, und die Bücher der Brammen, der Priester
jener Stämme des indischen Volkes, das die eigenthümlichste Entwicklung
erreichte, sind größtentheils ein Gewebe von Mythen; die beglaubigte
Geschichte scheint nicht über 800 Jahre vor Christus hinaufzureichen. —
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Aegypten.
33
gegen Ende Oktobers kehrt er wieder in sein Bett zurück und zwar in
kürzerer Zeit, als er angeschwotten ist und hinterläßt die Felder getränkt
und zollhoch mit einem fetten Schlamme überzogen. Nun wird gesäet
und gepflanzt; Getreide und Hülsenfrüchte aller Art, Sesam, Melonen,
Baumwolle u. s. w. wachsen bei der großen Sonnenwärme in dem
feuchten und fetten Boden schnell heran und reifen frühe, so daß der
Aegypter zweimal ärnten kann, ohne auch nur die Hälfte der Arbeiten ver-
richten zu müssen, welche bei uns dem Landmanne so manchen Schweiß-
tropfen auspressen. Diesen wohlthätigen Nil verehrten die alten Aegypter
göttlich und glaubten, er entspringe in den Wohnungen der Sonne; sein
Anschwellen und Zurücktreten wurde mit Festen gefeiert, bei welchen
der sonst düstere Aegypter sich dem Ausbruche seiner Lust zügellos
hingab. Regelmäßig tritt der Nil aus und wieder zurück; regelmäßig
folgen Saat und Aernte; die Sonne wird fast nie mit Wolken umhüllt,
sondern strahlt immer mit blendendem Glanze; Gewitter sind außer-
ordentlich selten, nur Unterägypten kennt Landregen. So wenig als
die Jahreszeiten sieht der Aegypter Berg und Thal, Wald und Feld,
Anger und Wiese mit einander abwechseln; zwischen nackten Felsrücken,
hinter denen der Wüstensand in der Sonnenhitze glüht und durch die
Verdünnung der Luft wirbelnde Stürme erzeugt, ist sein viele hundert
Stunden langes Thal eingeschnitten, welches jährlich einmal von dem
Flusse unter Wasser gesetzt, nachher aber zum Saat- und Aernte-
feld wird. So waren auch die alten Aegypter ein wunderbares Volk,
einzig in seiner Art, wie sein Land. Noch waltet über ihre älteste
Geschichte ein tiefes Dunkel, das vielleicht durch die Erforschung der
Denkmale anfgehellt wird, deren sie mehr als jedes andere Volk der
Erde hinterlassen haben. Aus den einbalsamirten Leichen, die in unzäh-
ligen Felsengräbern millionenweise aufbewahrt liegen, ergibt sich, daß
die Bevölkerung des alten Aegypten aus drei Menschenschlägen bestand,
die aber in einander übergingen, wozu wir in den amerikanischen Mestizzen
und Mulatten und deren Unterabtheilungen ein Seitenstück sehen. Ein
Theil der Aegypter war von Heller Farbe und gehörte offenbar dem soge-
nannten kaukasischen Stamme an; ein anderer war dunkler, aber schlicht-
haarig und bildete den Uebergang zu einem negerähnlichen Schlage, der
aber doch das wollige Haar des Negers nicht hatte und ebenso wenig
dessen ganze Schädelbildung und aufgeworfene Lippen. Dies ist ein
deutlicher Beweis, daß Aegypten einst von dunkelfarbigen Volksstämmen
bewohnt wurde, unter denen sich ein hellerer niederließ, der sich die Herr-
schaft des Landes aneignete, während er den alten Einwohnern von
seiner Bildung mittheilte. Woher aber diese Einwanderer gekommen,
ist noch immer nicht sicher erforscht. Eine Meinung läßt sie über die
Landenge von Suez hinziehen, nach einer andern sind sie den Nil herunter
Bumüller, Gesch. d. Alterth. 3
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
T
18 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
befruchtenden Einfluß auf die Erde offenbart. Erdbeben, Wasserfluchen,
Mißwachs, Seuchen u. s. w. beweisen, daß die Ordnung des Himmels
gestört ist, und diese Störung hat ihre Ursache darin, daß die Ordnung
im Reiche gelitten hat und der Kaiser von ihr abgewichen ist, was nun
sein Volk und er mit ihm büßen muß, bis die wohlthätige Ordnung
des Himmels die Ordnung auf der chinesischen Erde wieder herstellt.
Von dem Kaiser, dem Vater des ganzen Volkes, kommt diesem also
alles Heil und Glück wie der einzelnen Familie durch den Familienvater,
und eben deßwegen ist der unbedingteste Gehorsam gegen den Kaiser
auch die erste Pflicht des ganzen Volkes.
Unter dieser Verfassung mögen die Chinesen ihre glücklichen Perio-
den gehabt haben (wie sie auch-wirklich viel von den langen und segens-
reichen Negierungen ihrer alten Kaiser zu erzählen wissen), denn offen-
bar mußte sie die Liebe zu Ackerbau und friedlichem Gewerbe außer-
ordentlich pflegen; doch „die Himmelssöhne" störten die Ordnung oft
genug und „die Kinder" zeigten sich alsdann nicht minder ausgeartet.
Da sich aber die Wirkung chinesischer Revolutionen in den Jahrhunder-
ten vor Christus auf China selbst beschrankt, so zählen wir die Reihen
ihrer Dynastieen nicht auf, und nennen nur die der Tschin von 249—206
vor Christus, welche dem Reiche seinen heutigen Namen gegeben hat.
Unter dieser Dynastie wurde die große Mauer gebaut, welche die Nord-
gränzc gegen die Einfälle der Barbaren schützen sollte, die in zahllosen
Schwärmen das Hochland Mittelasiens bewohnten und als Hiongnu ein
mächtiges Reich gründeten. Die große Mauer, eines der größten Werke
der menschlichen Hand (sie erstreckt sich 300 Meilen weit vom Meer-
busen Rhu Hai bis an das Gebirge Kueulun und den Gebirgssee Si
Hai oder Westmeer, aus welchen Gegenden die Chinesen herstammen),
verhinderte aber den Einbruch der Barbaren nicht, der Hiongnu so
wenig als später der Mongolenhorden, doch ermannten sich die Chine-
sen immer wieder, vertrieben oder unterwarfen die Eindringlinge und
verfolgten sie weit in das mittelasiatische Hochland. Die letzte einhei-
mische Dynastie, die der Ming, unter welcher China seine größte Aus-
dehnung erreicht hatte, unterlag 1644 den unausgesetzten Angriffen der
Mandschu, denen die Dynastie der Tsching angehört, welche bis aus die
neueste Zeit in China herrscht. Dieser tungusische Mamm ist. aber in
den Chinesen aufgegangen, indem die Eroberer von ver ihnen weit über-
legenen Kultur der Besiegten mehr und mehr annahmen. Der Man-
dschu auf dem Throne in Peking nennt sich Himmelssohn wie seine
Vorgänger aus den chinesischen Dynastieen, führt dieselbe väterliche
Sprache und übt denselben unbeschränkten Despotismus. Ein zahlreicher
Beamtenftand, in neun Rangstufen gesondert, durch Knöpfe und Federn
ausgezeichnet, wacht über den Vollzug der unzähligen Gesetze und Ver-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Christus
Extrahierte Ortsnamen: China Hochland_Mittelasiens Westmeer China China Peking
Afrika — das Land.
535
Tongrube.) Nach spätern Beobachtungen und Erkundigungen desselben
Reisenden in Vorku (südöstl. von Tu) scheint dieses Gebirg sich weiter
nach So. zu erstrecken (wo der Kussi, der, wie der Tustdde, einen mäch-
tigen Krater besitzt und sich zweier Thermen erfreut) und in einem riesigen
Bogen von Tu bis uach Darfur im O. zu reichen, wo es vielleicht mit
dem Centralgebirge Marr ah dieses Landes in Verbindung steht. —
Diese und andere Berge und Berggruppen der Wüste sind meist ohne
Humusdecke; sie stehen da arg zerklüftet, in der Farbe ihres Gesteins, hier
röthlich, dort grau oder blendendweiß, auch ganz schwarz (wie die Harudsch-
berge nordöstl. von Mursuk).
Ein so widerwärtiges Land I Und doch wird es — und wurde es schon vor alter
Zeit — von Karawanen durchzogen, um Elfenbein, Goldstaub, Straußfedern, besonders
Sklaven an die Küsten des Mittelmeers zu bringen, und wiederum Waaren allerlei Art,
nebst dem Salz der Wüste selbst, zu den Völkern des Sudan. So vermag das Han-
delsiuteresse Wege durch die Wüstenei ausfindig zu machen, und das einzig dazu taug-
liche Thier, das Kamel, nämlich das Dromedar, bietet seine Dienste dazu an. Es gibt
denn wirklich mehrere Straßen,*) manche auch sich kreuzende, durch die ganze Breite
der Sahara, wo entweder daliegende Gebeine gefallener Kamele und Sklaven — denn
von diesen Unglücklichen, die in der Karawane zu Fuß, durch Stricke aneinander ge-
hängt und mit Lasten bepackt einher Waden müssen, kommt stets eine große Zahl um —
oder hervorragende Felsen oder bekannte Schluchten und Wadis die Wegweiser sind;
und wo es an Markzeichen fehlt, muß der Wüstenreiter, wie der Schiffer auf dem
Meere, zu Compaß und Gestirnen seine Zuflucht nehmen. Dies letztere ist um so
nöthiger, da man der Kühlung halber immer einen Theil der Nacht znm Marsch ver-
wendet und für die heißesten Stunden des Tags wo möglich einen Ruheplatz zu er-
reichen sncht. Im Mai 1850, wo Barth sich noch in den nördlichen Gegenden der
Sahara befand, stieg die Wärme anf 32, im Juni südwestlich von Mursuk auf 35,
einmal auf 36° R. im Schatten. Nun denke mau sich auf eine schattenlose Hams-da!
„3n Nubien, sagt der Araber, ist die Erde Feuer, der Wind Flamme."
Nur die Nächte gewähren Erfrischung, doch leicht eine gefährliche, indem die Kühlung
zur Kälte, der erquickende Thau nicht selten zum Reif wird, und so in 24 Stunden die
grellsten Gegensätze der Temperatur stattfinden können. Nach einem sehr heißen Tage
beobachtete Barth am andern Morgen nur 4 Grad.
Zu den kleineren Plagen, die den Europäer und selbst den Afrikaner in der Wüste
erwarten, kann mau die optischen Täuschungen (Luftspiegelungen) rechnen, die der
bekannten Fata Morgana der Meerenge von Mefsiua ähneln; oft wähnt der ermüdete,
*) Außer den bereits genannten Karawanenwegen seien als wichtigste noch er-
wähnt: die von Kano und Sökoto (in den Haussasta aten, links des untern
Quorra) über Asben und Rhat (Gh at), und von da entwederüber Rhadämes
(Ghadämes) oder über Mursuk nach Tripoli; die von Timbukiu über Tandeni
und Bel Abbas nach Mogadür in Marokko, wegen Wassermangels die beschwer-
Uchste aller; die von Tibesti über Bilma und Agsdes (in Asben) nach Asanad
und Timbuktu.
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Tie Erde als Weltkörper.
sie sich erstreckt, worauf sie dort ruht, und was noch weiter unten hinter
dem Fundamente vorhanden ist, wer kann das ergründen? Selbst den Rand
der Scheibe aufzusuchen, mag gefährlich sein; wer weiß auch, ob es über-
Haupt möglich ist, sich ihm zu nähern? Vielleicht stützt sich grade dort auf
den Kreisrand der Erde das ungeheure Gewölbe des Himmels, woran
Sonne, Mond und Sterne ihre Bahnen ziehen. Wo freilich diese leuchten-
den Körper beim Aufgang herkommen, wo sie beim Untergang hingehen,
das ist ein Räthsel; aber daß sie kommen und gehen, ist gewiß.'
So oder ähnlich lautet sicher noch jetzt die Meinung vieler Millionen,
und so hat sie vor alters unter den Völkern der Erde gelautet, ehe man
durch vielfältige Erfahrungen auf andere Ansichten und, durch Fortschritte
in mathematischer Wissenschaft, zu Ueberzengnngen kam, die man trotz aller
Phantasie und Erfindungskraft früher nicht haben konnte.
Der Dichter Homer — etwa 1000 Jahre vor Chr. — dachte sich die Erdscheibe
vom Oceamis, einem Strome, umflossen, und dahinter Säulen als Stützen des Him-
mels. Bei den Hebräern, z. B. in Jesaias Zeit, 750 vor Chr. Geb., war man
zweifelhaft, ob sie eine kreisartige oder viereckige Platte sei, doch floß das Meer herum;
und wie dem Homer seiu Griechenland, so war ihnen die Stadt Jerusalem die Mitte
derselben; nur glaubten sie nicht, wie jener Dichter, daß die Sonne ein Gott sei, der
abends mit seinen Strahlen in den Oceanns tauche undvon W. nach O. die Erde
umfahrend, morgens am Himmel wieder aufsteige. Auf der Mitte der Erde zu wohnen,
war übrigens ein Vorzug, den sich nicht leicht ein Volk nehmen ließ. So hielten die
Hindu oder Jndier den Götterberg Mern (ihren Olymp) für das Centrum der
von Gebirgen eingefaßten, anf dem Weltmeer schwimmenden Erdscheibe. Schwimmend
dachte sie auch der Philosoph Thal es aus Milet, einer der 7 Weisen Griechen-
lauds; er sah in der Erde eine walzenförmige Masse, lehrte indes schon die wahre Ur-
fache der Sonnen- und Mondfinsternisse und wußte die Sounenverfinsterung vom
30. Sept. 610 vorherzubestimmen. Sein Schüler Pythagoras aus Samos (um
550 v. Chr.) studirte auch in Indien und Aegypten und lehrte schon die doppelte Bewegung
der Erde um sich und die Sonne, sowie die Kugelgestalt der Erde und wird deshalb
der „Großvater der Kopernikaner" genannt. Zwar wollten nur wenige daran glauben,
denn noch 100 Jahre später lächelte der völkerkundige Herodot darüber; aber Nu-
stoteles aus Stagira (um 350), indem er zuerst auf die runde Begrenzung des Erd-
fchatteus bei Mondfinsternissen hinwies, pflichtete bei und dachte sich die Kngel frei schwe-
bend, obwohl an gleicher Stelle und unbeweglich, rings von der Luft, inmitten der
Himmelskugel, umgeben.
Die meisten dieser Kenntnisse haben die Griechen uns nur überliefert, ohne sie
selbst durch Beobachtungen erworben zu haben; dieselben stammen vielmehr von den
Babyloniern und noch weit mehr von den Aegyptern, die durch das Fallen und Stei-
gen des Nils zu Himmelsbeobachtuugen genöthigt wurden. Sie waren es auch, welche
die Sterne in Sternbilder abtheilten, und im Tempel zu Denderah am Nil sogar eine
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